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Miscellen.

I.

Aus der brasilianischen Eherechtspflege.

Die eherechtlichen Verhältnisse der Akatholiken in Brasilien sind durch das Decret vom 11. September 1861 geregelt worden, freilich in einer Weise, welche weder den gerechten Forderungen der protestantischen Kirche, noch selbst dem Geiste der Brasilianischen Verfassungs-Urkunde vom 11. Dezember 1823. entspricht 1).

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A Religião Catholica Apostolica Die römisch-katholisch-apostoRomana continuará á ser a Religião lische Religion bleibt fortwährend do Imperio. Todas as outras reli- die Religion des Reichs. Alle andern giões serão permittidas com seu Religionen sind erlaubt mit ihrem culto domestico ou particular, em casas para isso destinadas, sem forma alguma exterior do templo.

Tit. II.

São Cidadãos Brasileiros: V. Os estrangeiros naturalisados, qualquer que seja a sua religião.

häuslichen Cultus oder besondern Gottesdienst in dazu bestimmten Gebäuden, ohne irgend äussere Form eines Tempels.

Art. 6.

Brasilianische Bürger sind: V. Die naturalisirten Fremden, welches auch ihre Religion sei.

Tit. IV. c. VI. art. 95.

Todos os que podem ser eleitores, são habeis para ser nomeados Deputados. Exceptua-se:

III. Os que não professarem a Religião do Estado.

Tit. VIII.

V. Ninguem pode ser perseguido por motivo de religião huma vez que respeite a do Estado e não offenda a moral publica.

XIV. Todo o Cidadão pode ser admittido aos cargos publicos civis ou militares, e sem outra differença, que não seja dos seus talentos e virtudes.

Alle welche Wähler sein können, sind fähig zu Deputirten ernannt zu werden. Ausgenommen:

III. Die welche sich nicht zur
Religion des Staates bekennen.
Art. 179.

V. Niemand kann auf Grund der Religion verfolgt werden, vorausgesetzt, dass er die des Staates respectirt und die öffentliche Moral nicht beleidigt.

XIV. Jeder Bürger kann zu den bürgerlichen und militärischen öffentlichen Aemtern zugelassen werden, ohne andern Unterschied als den seiner Talente und sittlichen Eigenschaften.

Wenn auch der erste Artikel des genannten Gesetzes den durch den protestantischen Geistlichen eingesegneten Verbindungen die bürgerlichen Wirkungen einer Ehe («effeitos civis») zuschreibt, so berührt das doch allein die erbrechtlichen Beziehungen der Ehegatten unter einander und die Legitimität der Kinder, da das bürgerliche Gesetzbuch den Begriff der «effeitos civis» in keiner Weise erläutert. Aus den Kammerverhandlungen aber geht unzweifelhaft hervor, dass die ehelichen Verbindungen der Protestanten, sofern sie nicht nach den Bestimmungen des in Brasilien recipirten Tridentinum eingegangen werden, nichts weiter als Concubinate sein sollen, und dass auch nach dem neuen Gesetz den gemäss protestantischem Kirchenrecht eingegangenen Ehen nicht allein die absolute Gültigkeit abgesprochen wird, sondern auch die effeitos criminaes» fehlen, d. h. vor allen Dingen, dass eine eigenmächtig von den Ehegatten vorgenommene Scheidung von den Gerichten (sofern diese überhaupt, was zweifelhaft ist, die protestantische Ehejurisdiction ausüben sollen) nicht aufgehoben werden kann, und dass Bigamie nicht möglich und also auch nicht strafbar ist.

Demnach sind auch heute noch die protestantischen Ehen nicht gegen ein Verfahren sicher gestellt, wie es i. J. 1857. der Bischof von Rio de Janeiro in dem bekannten Kerth'schen Falle einschlug. Er erklärte nämlich die durch den damaligen Prediger der deutsch-evangelischen Gemeinde in Rio de Janeiro Lallémant eingesegnete Ehe eines Schweizerischen Protestanten mit einer Protestantin aus Baiern, obgleich dieselbe zwölf Jahre bestanden hatte, für ungültig, weil den Bestimmungen des Concilium Tridentinum zuwider, und gestattete der inzwischen zum Katholicismus übergetretenen Frau die Eingehung einer anderen Ehe 2).

Um so anerkennenswerther ist das in dem Folgenden mitgetheilte Erkenntniss des Bisthumsverwesers von São Paulo vom 11. November 1862, worin er in einem dem eben angeführten völlig analogen Falle die protestantische Ehe als zu Recht bestehend annimmt.

Es ist das um so auffallender, als die Verbindung vor dem schweizerischen Consul durch notariellen Act eingegangen war, mithin weder nach dem Schweizerischen Recht eine vollgültige Ehe begründete, noch auch nach dem neueren Brasilischen selbst nur die civilen Wirkungen geniessen konnte, die absolute Gültigkeit aber weder vor 1861. noch nachher beanspruchen durfte.

Das Erkenntniss stützt sich auf die bekannte Declaratio von

2) Preuss. Correspondenz. 1857. No. 92.

Benedict XIV. super dubiis respicientibus matrimonia in Hollandia et Belgio contracta et contrahenda ), die aber, so weit die von Perrone) mitgetheilte Uebersicht ergiebt, auf Brasilien nicht ausgedehnt ist, mithin auch dort keine Geltung hat.

Das ausserdem noch in Bezug genommene Werk von Cemiliati habe ich nicht erlangen können.

Ich schicke den portugiesischen Text voran und lasse eine deutsche Uebersetzung folgen.

<<Vistos estes autos, petição inicial a fl. de Guilherme Blathner, em que pede, que tendo obtido licença para se casar na villa de Jaguary d'este bispado, ordene-se ao parocho d'aquella villa o admitta na forma da licença obtida: parecer do Rev. Dr. promotor do juizo, officio do vice-consul da Suissa em Campinas, declarando achar-se o dito Guilherme Blathner casado com Catharina Rechter por escriptura publica: traslado d'essa escriptura e o mais que dos autos consta: mostra-se, que o mesmo Guilherme Blathner casou-se com Catharina Rechter por escriptura publica, lavrada pelo tabellião de notas da cidade de Campinas em 13. de Agosto de 1857; e que como casados, e na vida conjugal, permane-cerão alguns annos, de cuja união teverão dous filhos.

Comquanto não esteja provado ser este procedimento permittido pela lei suissa, patria dos contractantes, e não o está tambem, que seja reprovado, e por isso deve-se suppôr que seja ao menos recommendado, ou tolerado na falta de outros recursos, attendendo-se á boa fé dos contractantes, e mais pessoas interessadas neste acto. Conformando-me portanto com a opinião mais segura dos autores, e mesmo mais conforme ao direito canonico, Cemiliati tratado 14 do matrimonio, cap. 7o, §. 8°, referindo a constituição de Bento XIV, datada de 4. de Novembro de 1741, diz que por esta constituição foi declarado, que se os conjuges (tratando dos hereges) voltarem para o gremio da igreja catholica, ficão inteiramente ligados com o mesmo vinculo que os ligava antes; mas que, convertendo-se um só, nenhum delles possa passar a outras nupcias emquanto e outro fôr vivo.

Julgo pois ao referido Guilherme Blathner impedido para passar ás pretentidas nupcias, e mando ao mesmo Blathner, hoje no gremio da igreja catholica, que applique os convenientes meios para que sua mulher siga seus louvaveis exemplos na abjuração de seus erros, e vivão no gremio da santa Igreja Catholica, e

3) Abgedruckt u. a. in Richter u. Schulte Canon. et decreta Conc. Tridentini (Lipsiae 1853) S. 324.

*) De matrimonio christiano (Romae 1858.) II. p. 255—73.

nos principios d'esta santà e unica verdadeira religião eduquem seus filhos, como já o prometterão no estado de hereticos. Pague as custas. S. Paulo 11 de Novembro 1862. Joaquim Manoel Gonçalves de Andrade.»

Nach Einsicht folgender Documente: der mit dem Anfangsbuchstaben a fl. bezeichneten Petition des Wilhelm Blathner, in welcher er bittet, dass nachdem er die Licenz zur Verheirathung in der zu diesem Sprengel gehörigen Stadt Jaguary erlangt habe, dem Pfarrer dieser Stadt seine Zulassung [zur Ehe] in Form der erlangten Licenz befohlen werde,

des Gutachtens des ehrwürdigen Doctors, Promotor des Gerichts, des Schreibens des Schweizerischen Vice-Consuls zu Campinas, welches erklärt, dass der besagte Wilhelm Blathner mit Catharina Rechter durch notariellen Act verheirathet sei,

der Abschrift dieses notariellen Actes und alles dessen, sonst aus den Acten hervorgeht:

was

so erhellt, dass selbiger Wilhelm Blathner sich mit Catharina Rechter durch notariellen Act, welcher von dem Notar der Stadt Campinas am 13. August 1857. aufgenommen wurde, verheirathet, und dass sie als Verheirathete in ehelichem Leben mehrere Jahre verblieben, aus welcher Vereinigung zwei Söhne entsprossen sind.

Obwohl nun nicht bewiesen ist, dass dieses Verfahren nach dem in der Schweiz, der Heimath der Contrahenten, bestehenden Gesetze erlaubt sei, so ist es doch auch nicht bewiesen, dass es verboten sei, und man muss deshalb annehmen, dass es zum Wenigsten empfohlen, oder in Ermangelung anderer Mittel geduldet sei, mit Rücksicht auf den guten Glauben der Contrahenten und mehrerer bei diesem Acte betheiligter Personen. Indem ich mich deswegen nach der glaubwürdigsten und mit dem canonischen Recht am Meisten übereinstimmenden Ansicht der Autoren zu richten suche, so finde ich, dass Cemiliati, Tractat 14. über die Ehe, Kap. 7. §. 8, WO er von der Constitution Benedicts XIV. vom 4. November 1741. handelt, sagt, dass durch diese Constitution erklärt würde, dass, wenn Gatten (nämlich Ketzer) in den Schooss der katholischen Kirche zurückkehrten, sie ganz durch dasselbe Band gebunden wären, welches sie vorher band, und dass, wenn nur einer sich bekehrte, keiner von ihnen bei Lebzeiten des andern eine andere Ehe eingehen könne.

Ich erachte daher den erwähnten Wilhelm Blathner als verhindert an Eingehung der von ihm beabsichtigten Ehe, und ich befehle demselbigen Blathner, der heute im Schoosse der katho

lischen Kirche ist, dass er die geeigneten Mittel anwende, damit seine Frau seinem löblichen Beispiel in Abschwörung ihres Irrthums folge und sie beide im Schoosse der heiligen katholischen Kirche leben und in den Grundsätzen dieser heiligen und einzig wahren Religion ihre Kinder erziehen, wie sie es bereits im Stande der Ketzer versprochen haben. Er hat die Kosten zu bezahlen. São Paulo, den 11. November 1862.

(gez.) Joaquim Manoel Gonçalves de Andrade. Dr. Emil Friedberg,

Docent der Rechte an der Universität Berlin.

II.

Mittheilungen aus fremden Gesetzgebungen über die Ertheilung von Korporationsrechten an Dissidenten und religiose Genossenschaften.

Von

Dr. Emil Friedberg,

Docenten der Rechte an der Universität Berlin.

Die dissidentischen Religionsgesellschaften, welche seit den vierziger Jahren in den deutschen Staaten als christkatholische, s. g. freireligiöse Gemeinden u. s. w. entstanden sind, haben namentlich in Bezug auf die Korporationsrechte eine Anzahl rechtlicher Fragen in's Leben gerufen, die bis jetzt eine gesetzliche Lösung noch nicht gefunden haben.

So ist auch in Preussen das durch Art. 31. der Verfas sungsurkunde vom 31. Januar 1850. verheissene Gesetz über

die Korporationsrechte:

<die Bedingungen, unter welchen Korporationsrechte ertheilt oder verweigert werden, bestimmt das Gesetz.»

noch nicht erlassen worden, und der Art. 13. dieses Verfassungsgesetzes:

die Religions-Gesellschaften, so wie die geistlichen Gesellschaften, welche keine Korporationsrechte haben, können diese Rechte nur durch besondere Gesetze erlangen.» hat noch keine praktischen Consequenzen haben können, bis die Grundsätze festgestellt sind, welche bei Erörterung dieser schwierigen Frage befolgt werden müssen.

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