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erwähnt wurde, wohl auch darum, weil wirklich ein Zusammenhang zwischen den neuen Sektirern und den alten Manichäern stattfand.

In Italien hiessen sie gewöhnlich Pateriner. Diesen Namen hatten die Schismatiker zu Mailand, die Anhänger der dortigen beweibten und simonistischen Kleriker den eifrigen Katholiken beigelegt, welche sich unter Anführung der heiligen Ariald und Herlembald zur Beschirmung kirchlicher Zucht und Reinheit verbündet hatten; er bedeutete Lumpengesindel1) und ihre Verbindung hiess die Pataria. Um nun die Mitglieder derselben verhasst zu machen und als Feinde der Kirche darzustellen, beschuldigten die Schismatiker sie des Einverständnisses mit den kürzlich im Castell Monteforte entdeckten Katharern; den Vorwand dazu lieh der Umstand, dass diese die Berührung eines Weibes überhaupt für eine schwere Sünde hielten, jene aber, die Anhänger Arialds, den Geistlichen die Verbindung mit Weibern wehren wollten. So behauptet der mailändische Geschichtschreiber Landulf der Ältere geradezu, die Laien von der Partei Arialds hätten die Meinungen des Gerhard von Monteforte, des Hauptes der dortigen Katharer, gehegt; er lässt dem h. Ariald den Vorwurf machen, er habe seine Lehre von der Nothwendigkeit des Cölibats aus dem Umgang mit denen zu Monteforte geschöpft, und er nennt sogar die Männer dieser Partei ein paarmal Katharer.2) Als nun

1) Nach einigen sollen die Anhänger Arialds in dem verrufenen Quartier Pataria 1058 ihre Versammlungen gehalten haben. Patari hiessen in Mailand Trödler, Lumpenhändler, und Pataria heisst dort noch jetzt ein Platz, der ehemals ein Trödelmarkt war. Giulini, Memorie di Milano IV, 199.

2) Landulphus Sen., Hist. Mediolan. 1. III, c. 18, 20, 28, bei Muratori, Script. rer. ital. tom. IV. Dass hienach die Erklärung in der Constitution des Kaisers Friedrich II. vom J. 1224, die Katharer nännten sich Patarenos, velut expositos passioni (Ducange V, 137), eine aus Unkenntniss willkürlich erfundene sei, ist von selbst klar.

die ächten Katharer immer zahlreicher im Mailändischen zum Vorschein kamen und eine ähnliche äussere Strenge und Enthaltsamkeit zur Schau trugen, wohl auch zuerst unter der Decke der Pataria sich festsetzten, fiel ihnen der dem Volke schon geläufige Name Pateriner wie von selbst zu, und allmälig wurde derselbe in Italien, wie in Deutschland der Name Katharer, die gewöhnliche Bezeichnung eines Irrgläubigen und ein Schmähwort im Mund des Volkes, so dass, als die Katharer bereits verschwunden waren, häufig die verschiedensten Personen als Pateriner bezeichnet wurden, entweder weil sie gerade dem Pöbel verhasst oder verdächtig waren, oder weil man überhaupt eine feindliche Gesinnung gegen die Kirche bei ihnen voraussetzte. So wurde auch im J. 1350 der Cardinal-Legat Annibaldo da Ceccano von den im Aufstand begriffenen Römern Pateriner genannt, und als derselbe den Volkstribun Rienzo bannte, geschah es mit der gleichen Bezeichnung.1)

Der Name, welcher den Katharern im 12. u. 13. Jahrhundert in Frankreich häufig gegeben wurde, Publikaner oder Popelikaner,2) ist durch Corruption des Wortes In den früheren Zeiten der Verbreitung der Sekte aus Italien nach Frankreich bediente man sich auch in diesem Lande der Bezeichnung Pateriner; schon der Bischof Marbod von Rennes gedenkt des novus error eorum, qui Patarini vocantur. Hildeberti et Marbodi opera ed. Beaugendre, p. 1395. kommt der Name Paterino u. a.

In den Doc.

p. 293, 301, 322, 324 vor.

1) Jettavano prete (pietre) suso allo palazzo, gridavano come se fao, ha, ha, ha, a lo Patarino. Bei Muratori, Antiq. Ital. III, 483. Derselbe Chronist der Stadt Rom nennt den Francesco Ordelaffi, Herrn von Forli, un pervierzo heretico Patarino, uno perfido cane Patarino, rebello de la santa chiesa. Ebenda III, 507. Als ein Heer der Spoletaner gegen die Einwohner von Foligno zog, riefen sie: Moriantur Patareni Gibellini. Ebenda III, 143. Der Cardinal - Legat Ceccano maldisse et scomunicao Cola di Rienzo, appellandolo Patarino e fantastico. Ebenda III, 487. Das letzte Wort meint einen Doketen, der die Realität der Menschwerdung, die Leiblichkeit Christi leugnet.

2) Auch Populicani, Poplicani. Schon der Compilator der Hi

Dollinger, Geschichte der Sekten.

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Paulicianer entstanden und zeigt, dass mit den Lehrsätzen der in Thracien angesiedelten Sekte auch der Name derselben nach dem Abendlande hinüber wanderte. So erzählt Villehardouin, 1) wie die Paulicianer in Thracien, die er Popelikaner nennt, sich dem Bulgaren-Könige Johannicius unterworfen und ihm die Stadt Philippopolis zu übergeben versprochen hätten, worauf der französische Befehlshaber Rainer de Trit das Quartier der Paulicianer in Philippopolis angezündet habe, und als die Kreuzfahrer das Gebiet der alten Paulicianer in Cilicien, Klein-Armenien und dem nördlichen Syrien betraten, fanden sie die Nachkommen derselben daselbst in festen Schlössern als einen von allen anderen Völkern abgesonderten Stamm, der gegen die Christen des Abendlandes sich ebenso feindselig erwies, wie seine Vorfahren die unversöhnlichen Feinde des byzantinischen Reiches gewesen waren.o)

Nicht minder deutet der andere Name, der in Frankreich den Katharern beigelegt wurde und der sich als

storia miscella (bei Muratori, Script. rer. Ital. I, 158) sagt, wo er aus dem Theophanes die durch Constantin Kopronymos im J. 755 bewirkte Übersiedelung syrischer und armenischer Paulicianer nach Thracien berichtet: Ex quibus Publicanorum haeresis est dilatata. In einigen Handschriften oder Ausgaben steht Paulicianorum, und so hat auch die Historia eccles. Anastasii (Theophanes ed. Bonn. II, 230). In der Chronol. Roberti Altissiod. ad a. 1181 (im Recueil des hist. XVIII, 249) heisst es: Illorum, quos Publicanos vel Catharos vel Paterinos Populicanos vocant, haeresis execranda, und bei Radulphus Coggeshale (Recueil XVIII, 59): A. 1175 oritur haeresis perniciosa Publicanorum in Francia.

1) Recueil des hist. XVIII, 479: Une partie des gens qui estoient Popelican, s'en alerent à Johanisse etc.

2) So heisst es bei Robert. Monach. Hist. Hieros. bei Bongars I, 44: Perrexerunt (Christiani) usque ad castellum Publicanorum eoque subjugato etc. Und weiter erzählt er, dass die dortigen Armenier über die Besiegung dieser Publicani grosse Freude gezeigt hätten. Vgl. p. 56 u. Gesta Francorum, ib. p. 9. Oppidum illud (Arche)

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munitum erat Arabum et Publicanorum frequentiis. Baldric. ib.

p. 128.

Schmähwort bis heute dort erhalten hat, der Name Bulgaren, auf den östlichen Ursprung der Sekte. Wir haben bereits gesehen, dass die bulgarischen Häretiker von der monarchianisch gesinnten Sekte der Bogomilen waren, und so könnte man erwarten, dass die südfranzösischen Katharer, welche Dualisten und Abkömmlinge der Paulicianer waren, vorzugsweise Popelikaner, die nordfranzösischen dagegen als Monarchianer regelmässig Bulgaren genannt würden. Aber dieser Unterschied ist von den damaligen Chronisten nicht genau beobachtet worden und es findet sich, dass auch den Katharern in Languedoc der Name Bulgaren gegeben wird.1)

In einigen Gegenden hiessen die Katharer Texerands, Textores, weil viele von ihnen der Weberzunft angehörten (S. 91). Der Name Piphili, Piphles, den man ihnen in Nordfrankreich und Flandern gab und unter welchem sie die Synode von Rheims im J. 1157 verdammte, soll ein Ausdruck der Verachtung gewesen sein.2) Von den Provinzen, in welchen sie besonders zahlreich waren, erhielten sie die Namen: Provenzalen, Agennenser, Tolosates und namentlich Albigenser, von der Stadt Albi und der Provinz Albigeois in Languedoc.

1) Der Chronist Robert von Auxerre (im Recueil XVIII) hat beide Namen, z. B. p. 262: Haeresis Populicana omnium haereseon feculentissima; p. 273: Haereticos, quos Bulgaros vocant, vehementer studuit insectari; p. 274: Bulgarorum haeresis execranda . invaluerat maxime in terra comitis Tolosani. Die Bulgarei heisst bei Villehardouin (bei Buchon, Collection des chroniques III, 172) Bougrie. So wurde Bougres der Name für die Katharer, dann für Ketzer überhaupt. So redet die Chronique de S. Denys (im Recueil XVII, 416) von den Bogres d'Albijois und von der dortigen Boguerrie, und p. 396 wird die Irrlehre Amalrichs bougrerie, d. i. Ketzerei überhaupt, genannt. Auch borquezie ist daraus geworden, so in der Chronique de S. Denys p. 314: Quant li évesque ot la borquezie entendu.

2) Einige haben den Namen mit dem deutschen Worte Pöbel in Verbindung gebracht; C. Schmidt II, 281 hält ihn für eine Corruption von Poblicans.

Doch bezeichnet dieser Name, der erst seit dem Anfange des 13. Jahrhunderts gebräuchlich wurde, nicht bloss gnostische Sektirer, sondern überhaupt alle in jenen Gegenden wohnenden Personen, die der herrschenden Kirche entfremdet waren, namentlich auch die Armen von Lyon oder Valdesier.

Zehntes Kapitel.

Die Lehre der Katharer.

1. Die Lehre der Dualisten.

Da der Lehrbegriff der dualistischen Katharer, d. h. der Albaneser in Italien und der Albigenser in Südfrankreich sich von dem der Monarchianer, nämlich der Concorregier und Bagnoleser und ihrer Glaubensgenossen im nördlichen Frankreich, in wesentlichen Punkten unterschied, so erfordern die beiden Systeme eine gesonderte Darstellung. Die Lehre der Dualisten war folgende:

Von Ewigkeit an stehen zwei Grundwesen einander entgegen: der gute Gott des Lichtes, der Urheber der unsichtbaren Dinge oder der höheren Weltordnung, der Vater aller guten Wesen, der, da er nie sich unmittelbar geoffenbart hat, in der Schrift vorzugsweise, zum Unterschiede von dem andern, öfter sichtbar gewordenen, der Unsichtbare heisst,1) und der Gott der Finsterniss, der den Sinn der Ungläubigen verblendet, der Urheber aller sichtbaren Dinge und bösen Wesen, überhaupt das Princip alles Bösen; denn das Böse ist nicht etwas Gewordenes, sondern wie sein Gegentheil, das Gute, etwas von Natur Vorhandenes und hat also gleich jenem ein ewiges Princip. Dieses böse Urwesen, von Christus der Fürst, von Paulus der Gott dieser Welt

1) Kol. 1, 15.

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