Obrazy na stronie
PDF
ePub

Kirchenglaubens zu verfolgen, welcher vom apostolischen Zeitalter ausgehend in dem apostolischen Symbolum sich in bestimmter Weise firirt. b. Die Unterschiede von Gott als Vater und Sohn treten mit der zweiten Lehre von Gott als Sohn erst völlig hervor, und darin enthalten sind die Dogmen von der Revelation, Incarnation und Erpiation. An dem Widerspruch des Arianismus und Sabellianismus hat die erste, an dem Nestorianismus und Eutychianismus die zweite Lehre ihren bestimmtesten Gegensah; die dritte Lehre, die von der Versöhnung, ist erst von Anselmus von Canterbury speculativ behandelt und in dieser Form zum Bestandtheil der kirchlichen Dogmatik geworden. c. Die Unterschiede des göttlichen Wesens gehen endlich in die Einheit zurück in der Lehre vom Geist, welche den dritten Abschnitt der Dogmengeschichte bildet. Dieser Theil der kirchlichen Dogmatik enthält zuerst die kirchliche Bestimmung vom Geist als Geist des Vaters und Sohnes, wodurch das Dogma von der Trinität bestimmt und abgeschlossen wird, sodann die Lehre von der Gnade und Freiheit, im Streit des Augustinus mit den Pelagianern kirchlich bestimmt, endlich die Lehre vom Sacrament der Taufe und des Abendmahls. An diesem Punkte erst und insonderheit in der allerconcretesten Lehre des Christenthums vom heiligen Abendmahl ist das Bewußtseyn des wissenden Geistes von dem substanziellen Inhalt des christlichen Glaubens erst zu seiner Befriedigung und Vollendung gekommen. Auf die Geschichte der verschiedenen genannten Lehren ist das Hauptinteresse der Dogmengeschichte concentrirt und hiermit sie selbst auf ihren Begriff zurückgeführt.

Erster Theil.

Von Gott im Allgemeinen nach christlicher Offenbarung, oder von der Bildung des öffentlichen Kirchenglaubens und Lehrbegriffs.

Um zu erkennen, wie nach der Stiftung der Kirche durch Christum die Thätigkeit derer begann, auf welche der wahre Geist der Kirche sich fortgepflanzt hatte, und wie sich durch ihre Bemühungen der Glaube an den durch Christum geoffenbarten Gott in der Welt entwickelte und gestaltete, muß man vorzüglich zunächst auf die allgemeinsten Gegensäße und Widersprüche achten, unter denen die christliche Kirche sich zu behaupten hatte, und sodann auf die bestimmtere positive Gestalt, welche der Glaube derselben unter solchen Umständen und Einwirkungen sich gab. Das erste, große Problem, welches die christliche Kirche zu lösen hatte, war, sich zu den Juden und Heiden in ein bestimmtes Verhältniß zu sehen, und dieses that sie mittelst der Lehre vom alleinseligmachenden Glauben an Christum, an die in Christo erschienene Gnade Gottes oder durch die Lehre von der wahren Kirche. Das zweite war, sich zu denen, welche sich in ihrem Innern selbst, als angebliche Bekenner des wahren Glaubens, gegen denselben auflehnten und von ihr als heidnisch betrachtet wurden, in ein bestimmtes Verhältniß zu sehen, und dieses that sie mittelst der Lehre von dem einen und allgemeinen Glauben oder von der katholischen Kirche. Das dritte endlich war, sowohl im Gegensaß zu diesen inneren und äußeren Anfechtungen, als auch aus eigenem innern Trieb und Bedürfniß sich ihres Glaubens bewußt zu werden in dem bestimmten Bekenntniß desselben, und dieser Inbegriff des allgemeinen christlichen Glaubens der Kirche wurde aufgestellt in dem apostolischen Symbolum.

Erster Abschnitt.

Verhältniß der christlichen Kirche zum Juden- und Heidenthum mittelst der Lehre vom alleinseligmachenden Glauben an Christum oder der Lehre von der wahren Kirche.

Zu dem Juden- und Heidenthum befand sich die christliche Kirche in den ersten drei Jahrhunderten in einer sehr schwierigen Lage. Diese Zeit stellet uns eine lange Reihe bitterer und hartnäckiger Kämpfe dar nach dieser Seite hin. Es kehrte sich heraus, was innerlich und im Geiste sich entgegengesezt war. Niemand konnte sich verbergen, daß durch die christliche Religion die Welt vom Grund aus verändert und Juden- und Heidenthum durch dieselbe gänzlich verdrängt werden sollte. Gleichwohl hatte die christliche Kirche eine sehr verschiedene Bestimmung gegen beide und sie daher auch vom Standpunkt ihres Glaubens auf eine ganz verschiedene Weise zu behandeln. Denn obwohl sie von dem Grundsaß ausging, daß außer dem Glauben an Christum und der Gemeinschaft der an ihn Glaubenden durchaus keine Seligkeit sey, so stand sie doch ihrer Natur und Abkunft nach dem Judenthum näher als dem Heidenthum und war daher auch dieser Grundsatz einer sehr verschiedenen Anwendung fähig..

Was nun zunächst das Verhältniß der christlichen Kirche a. zur jüdischen Synagoge betrifft, so stellte sich das Christenthum gegen das Judenthum nothwendig in den herbesten Gegensah dadurch, daß jenes allen Menschen und Völkern zugänglich machte, was in diesem nur auf Ein Volk beschränkt und beschlossen war. Der alte Particularismus mußte fallen an der Macht des Universalismus, worin sich der Geist Jesu Christi verkündigte. Daß der Apostel Paulus erst dem Christenthum diesen Character aufgedrückt, ist noch zur Zeit die allge

meine Meinung und neuerlich noch von Rothe in seinem Buche über die Anfänge der christlichen Kirche wiederholt worden. Die Wahrheit dieser Behauptung ist nur die, daß er früher, als die anderen Apostel diesen dem Geist und der Lehre Jesu Christi immanenten Universalismus erkannte, am frühesten von diesem Geiste ergriffen war, schon bei seiner Bekehrung, und der kräftigste Vertreter dieser Lehre war und blieb. Kraft des Geistes der christlichen Religion mußte es nun eben so sehr der christlichen Kirche Sorge seyn, den Faden der Ueberlieferung und der göttlichen Offenbarungen nicht abzureißen, als die Nothwendigkeit der Auflösung und die zeitliche Vergänglichkeit des Judenthums in seiner überlieferten Form darzuthun. Es war nicht nur zu erwarten, daß alle hartnäckigen Bekenner des mosaischen Glaubens, diese Tendenz der christlichen Religion einschend, sich mit aller Gewalt dagegen erheben, auch sich nicht mit dem einen Opfer des Stifters dieser Religion begnügen, sondern ihren Haß ohne Unterlaß gegen alle seine Jünger und Anhänger fortwüthen lassen würden; sondern es war auch unvermeidlich, daß man im Innern der christlichen Kirche selbst nicht so schnell und auf einmal oder allgemein zur klaren Erkenntniß des wahren Verhältnisses der christlichen zur jüdischen Religion gelangen würde. Leicht konnte man im Eifer für die neue Lehre und im Haß gegen die alte zu weit gehen; leicht konnte man in unbewußter Anhänglichkeit an den alten Glauben und von Nationalvorurtheilen bestärkt das Wesen und den Geist der christlichen Lehre aus den Augen lassen. Unter den Christen selbst erhob sich daher sehr früh Zwiespalt und Streit über das wahre. Verhältniß der christlichen Kirche zur jüdischen Synagoge, und diese Differenzen haben wesentlich der christlichen Kirche dazu gedient, sich ihrer wahren Stellung zum Judenthum bewußt zu werden. Auf der einen Seite gab es Eiferer unter ihnen für das mosaische Gesetz, welche sogar den Heiden, wenn sie zum Christenthum übergingen, die Beschneidung vorher noch aufgelegt

wissen wollten, in der falschen Vorausseßung, daß man gar nicht könne ein Christ seyn, ohne vorher ein Jude gewesen zu seyn. Diese Parthei hatte offenbar nichts geringeres im Sinn, als das Judenthum neben dem Christenthum beizubehalten und zu verewigen. Weil das Heil aus den Juden gekommen, dachte sie, sey der jüdische Glaube die wesentliche Bedingung des Christenthums. Die alten gewohnten Vorurtheile besonderer Vorzüge Ifraels wollte sie fortwährend geltend machen und deutete fleischlich, was dem geistlichen Israel verheißen war. Was nur auf gewisse Zeiten von Gott angeordnet und verheißen war, also anders werden mußte in der Zeit der Erfüllung, das wollten sie festhalten für alle Zeiten. Diese Lehre war ihrer Natur nach so verwickelt, daß Anfangs die Apostel selbst sich erst mit einander über das wahre Verhältniß des Christenthums zum Judenthum verständigen mußten, um so weniger war zu verwundern, daß nachher sich ganze Partheien und Secten darüber bildeten. Es brach darüber zuerst eine große Uneinigkeit zu Antiochia aus. 1) Durch die in Judäa und Samaria herumwandernden Befehrer, die nur an die Juden sich hielten, wurde die Nothwendigkeit der Beobachtung des mosaischen Gesezes als wesentliche Bedingung des Christenthums gefordert und das Vorurtheil sehr begünstigt, daß es entweder überhaupt nicht den Heiden vergönnt sey, an dem erschienenen Heil aus Judäa Theil zu nehmen oder doch nur so, daß sie zuvor der Beschneidung fich unterzögen. Aus der Art, wie der Apostel Petrus Apostelgeschichte 10, 34 ff. sich hierüber erklärt und sich der göttlichen Erleuchtung seines Geistes hierüber erfreut, sicht man wohl, daß er früher auch in diesen Vorurtheilen befangen, wenigstens nicht darüber im Klaren war, und die aus dem Judenthum zur christlichen Kirche übergetretenen Pharisäer hingen natürlich auch als Christen noch an der Meinung, daß man ohne das mosaische Gesetz der Wohlthaten des christlichen Glaubens nicht fähig oder theilhaftig werden könne. Genug daß die aufgeworfene Frage

« PoprzedniaDalej »