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viel galt, als wofür es von Gott in seiner Gnade angenommen ward. Durch das erstere und zweite seßt er sich mit Anselm, durch das zweite allein mit Thomas in Widerspruch, da hiermit eine nicht nur sufficiens, sondern auch abundans satisfactio nicht zu vereinigen war. Wird nun dabei aber doch die Gottmenschheit Christi vorausgeseßt, so streitet die scotistische Ansicht mit der gesammten christlichen Kirchenlehre. Ist das endliche Leben und Sterben Christi ganz außer dem Unendlichen gesezt, wo bleibt die Gottheit Christi? Ist das, wofür Gott das Verdienst Christi annehmen will, die Acceptation, das Ents scheidende, was anders als der Wille Gottes ist es, worauf es in seinem letzten Grunde ankommt, der aber dann, wenn er nicht die nothwendige Natur des absoluten Geistes ist, nur die absolute Willkühr in Gott und nur diese leere Vorstellung im Menschen ist? Von dieser Lehre sagt Baur mit Recht, daß sie nichts alsverhüllter Arianismus und Pelagianismus sey. S. 269.

Dritter Theil.

Von Gott, als Geist.

Was in dem allgemeinen Dogma von Gott, dem Geiste, noch insonderheit von Dogmen enthalten ist, betrifft zuerst die abstracte Bestimmung dessen, was der göttliche Geist ist in Gott. Er ist aber seinem Wesen nach die Einheit von Gott als Bater und Sohn, und so bestimmt sich denn 1. das Dogma als Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit. Dieß Dogma ist die Resumtion der beiden vorhergehenden in die Einheit. Es ist aber, nach der chriftlichen Religion, Gott der Vater und Sohn, der als Geist zu dem Menschen kommt und in allen ist und wirkt, und so geht die abstracte Identität Gottes in die Selbst

vermittelung ein durch die menschliche Natur. Die im Wesen Gottes immanente Trinität ist so die transeunte. Es ist somit zu erkennen das Verhältniß des göttlichen und menschlichen Wesens zu einander, welches ebenso sehr innerer Unterschied als innerer Zusammenhang ist, oder der göttliche Geist in seiner Ausbreitung und Wirksamkeit in der menschlichen Natur. Dieß ist 2. die Lehre von den göttlichen Gnadenwirkun gen. Indem endlich die Wirkung des Geistes und der Gnade nicht blos eine unmittelbare ist, sondern sich vermittelt, bedienet sie sich auch bestimmter Mittel ihrer Wirksamkeit, und dieses ist 3. die Lehre von den Gnadenmitteln.

Erster Abschnitt.

Von der göttlichen Dreieinigkeit.

Bei dieser Lehre sind folgende Momente zu betrachten: 1. Die Kirchenlehre vom Geist und dessen Verhältniß zum Vater und Sohne; 2. die Proprietät des Geistes oder sein Ausgehen vom Vater und Sohne; 3. die Einheit in der Dreiheit.

1. Lehre vom Verhältniß des Geistes zum Vater und Sohn. Die Lehre vom heiligen Geiste überlieferte fich dem 4. Jahrhunderte in dem Substanziellen des Glaubens und ohne weitere und bestimmtere theologische Form. Noch die Synode zu Nicäa fand in ihrem Symbolum nicht mehr für nöthig darüber zu erwähnen, als das Allgemeine des Kirchenglaubens: wir glauben auch an den heiligen Geist. Mit Arius und den ersten Arianern wurde von Seiten der Kirche darüber nicht gestritten, und fast absichtlich wird dieser Punkt von den Rechtgläubigen stets umgangen, obgleich er mit der streitigen Lehre vom Sohne in so enger Verbindung stand. Dieß ist um so mehr zu verwundern, da es den Kirchenvätern nicht unbekannt

war, daß Arius und seine Anhänger auch hierüber ihre besonderen Gedanken hatten, und läßt sich nur daraus erklären, daß ihnen der Streit für die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater genug zu thun gab. Epiphanius in der 69. Härese, Ambrosius in der Schrift de Fide c. 2. und Augustinus de Haeresibus c. 69. wissen es genau genug, daß Arius den Geist für ein Geschöpf des Sohnes gehalten habe; allein sie führen diese Sentenz nur in Beziehung auf die Lehre vom Sohn an, und ziehen in seinem Sinn die Folgerung aus seinen Meinungen vom Sohn, daß ja auf diese Weise der Geist eine Creatur der Creatur seyn müßte. Allein Arius selbst scheint sich hierüber gar nicht geäußert zu haben, denn weder in seinen Briefen und sonstigen Schriften, noch auch unter den Vorwürfen Aleranders von Aler. und der andern, die zuerst mit ihm stritten, kommt etwas der Art vor. Seine Schüler hingegen, Aëtius und Eunomius, sprachen sich als Anomoier auch über diesen Gegenstand schon bestimmter aus. Bafilius sagt: die Synode zu Nicäa habe noch nichts Genaueres über das Dogma vom Geist festzusehen für nöthig gefunden, da dazumal noch kein Streit darüber gewesen. Paulatim vero progressum habuisse mala impietatis semina, quae antea ab auctore illius haeresis Ario jacta, ab eis deinde, qui ipsius propugnanda dogmata male susceperant, ad Ecclesiarum perniciem nutrita sunt. Ep. 78. Und allerdings lag stillschweigend in der arianischen Vorstellung vom Sohne auch eine bestimmte Erklärung über den Geist eingeschlossen, und es war demnach mit Gewißheit vorauszusehn, daß es auch darüber früher oder spåter zu einem Streit kommen würde. Die Kirche wurde auch von der Mitte des 4. Jahrhunderts immer tiefer in denselben hineingezogen, und zwar von zwei Seiten, einmal durch die Anomoier, die es keinen Hehl hatten, daß sie nach ihrer Meinung auch die gewöhnliche vom Geist zu verändern geneigt seyen, und zweitens von Seiten der Homoiusiasten, zu denen Eusebius von

Caesarea und Macedonius, Bischof von Constantinopel, gehörten. Socrates berichtet, von diesem sey auch die Erfindung und der erste Gebrauch des Worts óuolovolos ausgegangen. L. II. c. 45. Immer lauter traten die Meinungen nun auch über den Geist in der Kirche hervor. Wenn die ganzen Arianer ihn ohne Bedenken für ein Geschöpf erklärten, so begnügten sich die halben Arianer damit, ihn einen Diener zu nennen (diáxovov naì vangéτηv). Das ist die Lehre des Macedonius, der übrigens mit den Semiarianern oder Homoiusiasten den Sohn für ähnlich dem Vater in allen Stücken, auch in Ansehung des Wesens hielt. Von ihm hat die Parthei der Feinde des heiligen Geistes den Namen der Macedonianer erhalten; im Allgemeinen wurden sie von den Rechtgläubigen Pneumatomachen genannt. Von Macedonius Lehre handelt insonderheit Sozom. h. e. IV. 27. und Theodoret. h. e. II. 6. Es kann zwar auffallend scheinen, warum man aus der Lehre der halben Arianer vom Geist als einem Diener mehr machte, als aus der der ganzen von ihm, als einem Geschöpf. Dieß erklärt sich aber wohl genugsam daraus, theils weil von jeher eine halbe Rechtgläubigkeit schwerer verziehen wurde als der Mangel aller, theils weil man in dieser mit der Lehre vom Sohne als einem Geschöpf auch stillschweigend zugleich die vom Geist als einem Geschöpf verdammt zu haben glaubte, und man sich damit begnügte, ihre Hauptirrlehre vom Sohne anzugreifen und zu verdammen; hingegen die Irrlehre der andern war um so gefährlicher, da sie übrigens nicht so verwerflich, wie die ganzen Arianer, vom Sohne lehrten, ja sogar die Wesensähnlichkeit des Sohnes und Vaters behaupteten. Deswegen glaubte man, um so mehr gegen sie streiten zu müssen und die Lehre der Kirche gegen sie zu behaupten; so geschah es, daß die Keßerei ihren Namen erhielt von einem solchen, der im Grunde bei weitem nicht so stark, vielmehr weit gelinder, als die ganzen Arianer, sich über den Geist erklärte. Zu einer bestimmten Erklärung über diesen Gegenstand sah sich

außerdem die Kirche auch dadurch genöthigt, daß jezt die Meinungen über den Geist in eine so arge Confusion geriethen und Viele gar nicht zu wissen schienen, was sie aus dem Geiste machen sollten: so groß war die Verwirrung der Begriffe darüber, wie Gregor von Nazianz selbst gesteht: Nam alii ¿végyɛtav meram, i. e. efficientiam esse dicebant, alii creaturam, alii Deum, alii cuinam attribuendus generi esset ignorabant, sacras, ut aiunt, literas veriti, quae nihil super hac re expressum haberent. Itaque nec venerabantur ipsum, nec dehonestabant, medium quiddam obtinentes. Or. 31. et 37. Da erwähnt er auch noch die Meinungen einiger, qui tria quidem intelligi fatentur, sed ita disjungunt invicem, ut unum eorum et substantia et potestate infinitum statuant, alterum potestate, non substantia, postremum utroque circumscriptum, alii modo illos imitati, qui opificem et adjutorem et ministrum nominant. Sie werfen ein, sagt er, wenn man die Gottheit des heiligen Geistes behaupte, so führe man einen neuen, fremden, unschriftmäßigen (ǎyoapov) Gott ein. Nach den zwei angegebenen häretischen Richtungen formirte nun auch die Kirche ihren Widerspruch und ihre Gegenlehre. Gegen die ganzen Arianer und ihre Lehre vom Geist, als einem Geschöpf, machte sich Athanasius auf, sobald er aus seiner Verbannung auf seinen Primatenstuhl zurückgekehrt war. Insofern ist richtig, daß er die Trinitätslehre vollständig dogmatisch durchgearbeitet und auch Bestimmungen der Lehre vom Geist vorgenommen hat, über welche die Ansichten der kirchlichen Lehrer bis dahin nur allzu sehr schwankten, obs jectiv kirchlich aber noch nichts bestimmt war. Athanasius versammelte im Jahre 362 eine Synode zu Alexandrien, zunächst zu dem Zweck, um allen den Bischöfen, welche aus Furcht vor Constantius sich zur arianischen Lehre bequemt hatten, die Rückkehr in die katholische Kirche zu erleichtern. Er seßte von ihnen voraus, daß sie äußerlich nur und durch die Zeitumstände ge

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