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Gottes und des Menschen nicht weggeräumt werden; als diese bloße Kraft Gottes existirend, war er doch nicht das göttliche Wesen selber; deswegen ist Epiphanius auch geneigt, den Sabellius von dem Vorwurf des Patripassianismus freizusprechen, worüber sich hingegen Augustinus wundert, wie auch Athanafius ihn ohne Weiteres für einen Patripassianer erklärt. Wenn die sabellianische Lehre noch mit sich bringt, daß die Idee Gottes in sofern unverleßt erhalten wurde, als sie rein allein sich auf den Gedanken der göttlichen Substanz beschränkt und nur nicht die inneren Unterschiede im göttlichen Wesen aus sich entwickelt, so war dagegen in der arianischen Lehre die Idee Gottes dadurch besonders verleßt, daß das Wesen Gottes an die Creatur übertragen, Gott selbst als Sohn zu einem Geschöpf gemacht, der Unterschied Gottes als Vater und Sohn zu einem Unterschied Gottes und der Creatur wurde. Hier ist nun besonders interessant, das Umschlagen und Hinüberschlagen des Arianismus in den Sabellianismus zu bemerken. Diesem will jener ausweichen. Arius sagt ausdrücklich: wollte man dem Sohne Gottes keinen Anfang des Daseyns zuschreiben, so würde man entweder den Unterschied zwischen dem Sohn und dem Vater aufheben, den Sohn nicht für eine besondere Hypostase halten und unvermeidlich in den Sabellianismus fallen, oder man würde genöthigt seyn, den Sohn für ungezeugt zu halten, mithin ihn mit dem Vater verwechseln, welcher der Ungezeugte ist, oder zwei Ungezeugte bekennen müssen und somit zwei gleich ewige, von einander unabhängige Grundwesen behaupten, welche eher Brüder zu nennen wären, als Vater und Sohn. Dieß ist, als ein Verstandesraisonnement betrachtet, ganz richtig; aber die Idee Gottes ist darin vollkommen erloschen. In ihr muß vielmehr geurtheilt werden: ist der Sohn Gottes ein Geschöpf Gottes, wenn gleich das höchste und vorzüglichste aller Creaturen, so ist er nicht Gott, so ist seine Natur nicht Gottes Natur, sondern die der Welt oder Menschheit; Gott ist und bleibt in

sich und für sich, und was aus ihm ist, ist nur, was nicht Gott ist. Mit diesem Lehrsatz schlägt der Arianismus in den Sabellianismus zurück und läßt wie dieser die göttliche Substanz einsam und ohne alle innere Selbstunterscheidung stehen und neben ihr die Welt, deren Natur auch die Natur des Sohnes Gottes ist. Insofern hat der Arianismus das sabellianische Prinzip in sich, da Arius gleicherweise den Sohn Gottes nicht in Gott vom Vater unterscheidet, sondern ihn gänzlich außer Gott hinstellet. Dieß ist die Folge davon, daß in ihm die Reflerion sofort von der Idee Gottes abirret und auf endliche, eitele und menschliche Verhältnisse verfällt. So ist unter Menschen der Vater vor dem Sohn und früher als dieser. Weicht nun die Reflerion so aus der Idee Gottes heraus, so kann auch gemeint werden, auch Gott stehe unter solchem Causalitätsgeseß, und auch er sey als Vater früher, als er als Sohn. Darin also, in diesem Resultat, laufen beide Theorien, die sabellianische und arianische, ganz auf eins heraus, daß sie den, welchen die christliche Religion für den Sohn Gottes erkennt, für nichts als einen Menschen halten; denn nach der einen ist der Sohn Gottes der Vater selbst, welcher nicht Mensch geworden, nach der andern ein Geschöpf Gottes und nicht der Sohn Gottes, dessen Wesen das göttliche Wesen selber ist. Dort ist der Sohn Gottes vom Vater gar nicht unterschieden, hier in einer Weise, welche den Sohn Gottes vom göttlichen Wesen trennt. Noch zu bemerken ist, daß aus dem Standpunkt der Kirche, wie der Sabellianismus für Judaismus, so der Arianismus, da er das göttliche Wesen an die Creatur überträgt, für Ethnicismus erklärt, jener als abstracter Monotheismus, dieser als Polytheismus in gleicher Weise verworfen wird. Der Ausbruch nun des Kampfes, zu welchem es im Anfang des 4. Jahrhunderts kam, war auch durch frühere häretische Lehren, welche das sabellianisch - arianische Prinzip in sich haben, genugsam vorberei= tet, und auch von diesen muß noch kurz die Rede seyn. Arius

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und Sabellius hatten diese früheren Grundsäße wesentlich in sich aufgenommen und gegen diese und jene richtete sich daher auch in gleicher Weise der Widerspruch von Seiten der Kirche. Sie kommen alle darin überein, daß sie die abstracte Identität, oder die abstracte Differenz Gottes, als Vater und Sohn, behaupten, so, daß sie entweder alle persönliche Differenz des Sohnes vom Vater leugnen oder den Sohn Gottes soweit von Gott unterscheiden, daß er nichts als ein Mensch ist, und in dieser Weise so gut wie Sabellius, som göttlichen Wesen nichts als die offenbarungslose Substanz auf der einen und den Menschen auf der andern Seite übrig behalten. Schon Prareas, der gegen das Ende des 2. Jahrhunderts aus Asien nach Rom gekommen war, gebrauchte die Namen Vater, Sohn und Geist ohne allen Unterschied, und Tertullianus beschuldigte ihn deshalb ohne Weiteres des Patripassianismus in seinem Buch contra Praxeam. (Praxeas haeresin introduxit. Hic Deum Patrem omnipotentem Jesum Christum esse dixit, hunc crucifixum passumque contendit, mortuum, praeterea seipsum sibi sedere ad dextram suam, cum profana et sacrilega temeritate contendit.) Dieser, sagt er, hat eine Keßerei eingeführt. Dieser sagt, Jesus Christus sey Gott der allmächtige Vater, behauptet, er sey gekreuzigt worden, habe gelitten, sey gestorben, size sich selbst zur Rechten, c. 1. Seine Anhänger wurden deshalb Monarchianer genannt, Vertheidiger der Einheit Gottes, welches also ein wirklich geschichtlicher Name ist, dagegen der Name der Unitarier, den Lange in seiner Schrift: Geschichte des unitarischen Lehrbegriffs, gebraucht, nur eine ihnen von ihm aufgedrungene, moderne Benennung ist. Gleicherweise leugneten auch Theodotus und Artemon, welche gegen Ende des 2. Jahrhunderts lebten, die Persönlichkeit des Sohnes Gottes und seine Erscheinung in dem Menschen Chriftus, Theodoret. fab. haereticae 1. II. c. 4. Epiph. haer. 34. Eusebius sagt: beide hielten Christum für einen bloßen Menschen (yrdòv äv&gwлor),

hist. eccl. 1. V. c. 28. Auch Noëtus, der in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts zu Smyrna lebte, bezog alle leidensvollen Zustände des Menschen Jesus Christus, als des Sohnes Gottes, auf den Vater, nach Epiphanius Haeres. 57, wo er jedoch unrichtig sagt: vor Noëtus sey noch Niemand auf diesen Wahn verfallen, da Prareas schon früher diese Lehre zu Rom ausgebreitet hatte. Nach diesen kommt noch in Betracht Paulus, der Samosatener, Bischof von Antiochien. Er erneuerte im Wesentlichen die Lehre des Artemon und leugnete das Fürsichseyn oder eigene Subsistiren des Logos in Gott. Epiphanius ftellet ihn mit Sabellius, Noët u. A. zusammen und sagt von ihm, et babe gelebrt: μὴ εἶναι τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ ἐνυπόστατον. Haeres. 65. 1. Münscher behauptet, Sabellius habe gar nichts Eigenthümliches gehabt und nur die schon von Justinus M. in seinem Dial. c. Tryph. p. 280. bekämpfte Lehre zu der seinigen gemacht. Vor ihm hat schon Petavius, den er nicht nennt, diese Meinung von Sabellius gehabt. Es kommt aber auf das Prinzip an, und in dieser Hinsicht genügt, daß in der Kirchenlehre, wie sie zu Nicäa bestimmt wurde, Sabellius als Repräsentant dieser Lehre galt, als der alles Frühere, was in dieser Richtung liegt, in sich aufgenommen habe. Merkwürdig ist, daß die Lehre des Sabellius so wenig als die von Prareas und Noëtus, oder Theodotus und Artemon, nirgends im 3. Jahrhundert von einer Kirchenversammlung verworfen oder die Urheber solcher Häresie aus der Kirchengemeinschaft gestoßen wurden. Dieß hat wohl zunächst darin seinen Grund, daß überhaupt die öffentlichen Erörterungen noch nicht begonnen und sich die dogmatischen Grundsäße der Kirche selbst noch wenig bestimmt hatten. Nur Paulus von Samosata wurde auf einer Synode zu Antiochien als Irrlehrer angeklagt und abgeseßt im Jahre 269, und den Beschluß licß die weltliche Macht, nämlich der Kaiser Aurelianus, vollziehen, Euseb. H. E. 1. VII. c. 27. ff. Inzwischen erhoben sich doch gegen Prareas und Noëtus die Kir

chenlehrer Tertullian und Hippolyt und gegen Sabellius der alerandrinische Bischof Dionysius. Allein da in der Widerlegungsschrift des lezteren selbst allerlei Mängel der Rechtgläubigkeit entdeckt wurden, so übernahm nachher Athanasius die Vertheidigung der wahren Lehre des Dionyfius in einem eigenen Werk de Sententia Dionysii Opp. I. p. 551. Jene Verirrung des Dionysius war um so begreiflicher, da der Widerspruch gegen Sabellius leicht sich auch gegen das Wahre seiner Lehre richten und zur Behauptung eines Gegentheils gelangen konnte, welches der Kirchenlehre nicht minder unangemessen war.

Was nun andererseits diese, die Lehre der Kirche, betrifft, so war ihr, wie der speculativen Vernunft in ihr, um den Gedanken Gottes in seiner Reinheit und Wahrheit zu behaupten und fortzupflanzen, Alles daran gelegen, einerseits sowohl das Moment der Identität als das der Differenz, d. h. die Lehre von der substanziellen Wesenseinheit sowohl, als die vom hypostatischen Unterschiede in Gott, in allen ihren Erkenntnissen festzuhalten, und in sofern sind beide Bestimmungen wesentliche Momente der Wahrheit selbst, Bestimmungen des Begriffs an der vernünftigen oder kirchlichen Lehre selbst. Aber im Sabellianismus und Arianismus sind beide Momente abstract auseinandergefallen und so in die Unwahrheit umgeschlagen, und ihnen entgegengesezt ist die Kirchenlehre darin, daß sie die Identität der Identität und Differenz in Gott behauptet. Man kann dieß als das Bemühen der speculativen Vernunft zu Anfang des 4. Jahrhunderts betrachten, das Abstracte in jenen beiden häretischen Gegensäßen aufzuheben, diese sich ausschließende, gegenseitige Negation zu negiren, die Negation jener Negation und hiermit die Wiederherstellung des reinen Glaubens zu seyn. Ob man dazu durch die Idee Gottes berechtigt, durch die innere Nothwendigkeit derselben bestimmt sich sah, oder ob man darin ganz willkührlich verfuhr und damit etwas auch dem Inhalt Neues, dem christlichen Glauben Fremdes unternahm, diesen

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