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sondern zugleich voll Tiefsinn und reich an Ideen war. Seine eregetischen und kritischen Verdienste sind ebenso groß, als seine Thätigkeit für die Theologie als Religionswissenschaft. Sein Versuch über die Prinzipien (лɛoì dozăv), ein Inbegriff aller christlichen Togmen, ist am wichtigsten für die Geschichte der Theologie, aber durch Ruffinus lateinische Uebersetzung sehr entstellt. Seines Werkes gegen Celsus ist schon gedacht worden. Für die Geschichte des Dogma ist seine Autorität von großer Bedeutung. Die Größe und Erhabenheit seiner Theologie ist ebenso bewunderungswürdig, .als die Demuth womit er® sie_nur als chriftliche für die wahre erklärt. In Erklärung des Wesens und der Gründe des Christenthums legt er zur Wahl oft mehrere verschiedene Versuche als Meinungen vor, über die er nicht entscheiden will, wie de princ. I. II. c. 3. Mit Furcht und Vorsicht und mit ausdrücklicher Erklärung seiner Ungewißheit spricht er über das Ende der Welt, de princ. 1. 1. c. 6. Ueber die Menschwerdung Christi sagt er, daß dieser Gegenstand nur der Gottheit kein Geheimniß sey, 1. II. c. 6. Diese Bescheidenheit bringt in seine Darstellungen oft soviel Unsicherheit und Inconsistenz, daß nachher die verschiedensten Partheien sich auf ihn berufen konnten. Er unterscheidet überhaupt die Theologie oder die Philosophie sehr scharf von der christlichen Religion selbst, und lehret, daß Alle, welche gegen die tiefere Erforschung der göttlichen Weisheit sich träge verhalten, am Glauben genug haben. Aber er betrachtet die Theologie auch als den nothwendigen Fortgang und Uebergang vom Glauben zum Wissen. Ohne ihn bodenlos, schreitet die Gnosis nur auf dem Gebiete des Glaubens fort; diese rioris stellt er daher seinem großen Werk über die Prinzipien voran, in ihr ist seiner Ueberzeugung. nach Alles enthalten, was zur Seligkeit nöthig ist, §. 3. p. 47. , und de la Rue. Die Philosophie oder was mit ihr. eins, die Theologie, ist nur dazu da, daß sie den Grund dessen erforsche und aufzeige, wovon nur, daß es überhaupt sey oder geschehen

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sey, in der heiligen Schrift erzählt wird Das Wie und Woher haben die heiligen Schriftsteller nicht immer hinzugefügt; dieß zu erforschen haben sie den Liebhabern der Wissenschaft überlassen; hierin können sie Einsicht, Geist und Gelehrsamkeit beweisen, und dazu bedürfen sie Philosophic. Praef. ad libr. I. de princ.

Die theologische Schule zu Alexandrien hat außer ihm noch eine Reihe der berühmtesten Männer gehabt, auf denen Pantänus und Clemens Geist ruhete, und die fast alle von gleicher Liebe und Verehrung des hohen Origenes durchdrungen waren. Doch nur aus Anführung bei Eusebius u. A. kennt man ihre Namen und Schriften, so sehr hat uns die Zeit von ihnen Alles geraubt. Pierius, den man, wie Hieronymus bemerkt, de vir. illustr. c. 76., den jüngeren Origenes nannte, ist als einer der größten Anhänger des Origenes bekannt. Vom Jahre 282 an war er Presbyter zu Alexandrien, Euseb. VII. 22. Dasselbe war Theognostus, jenem vollkommen gleich in großer Verehrung des Origenes und durch ein treffliches Werk berühmt, welches verloren gegangen, unter dem Titel: vлоτνлάGas. Pamphilus war gleichfalls, wie sein Lehrer Pierius, ein solcher Bewunderer des Origenes, daß er mit eigener Hand alle Werke desselben abschrieb. Noch im Gefängniß sezte er eine Schußschrift auf fürs Christenthum, für welches er starb als Märtyrer im Jahre 309. Er war auch ein vertrauter Freund des Kirchenhistorikers Eusebius, der sich daher Pamphili nannte.

Wie aber jeder außerordentliche. Mensch, der enthusiastische Verehrer hat, ebenso leidenschaftlicher Feinde nie ermangelt, so fehlte es daran auch dem Origenes nicht. Zu diesen gehört be.sonders Methodius, Bischof zu Olympus in Lycien und nachher in Tyrus. Er schrieb ein Buch contra Porphyrium und ovμлóσiov, ein Gespräch von der Keuschheit. Von seinen außerdem zahlreichen Schriften ist nichts auf uns gekommen. Auszüge hat Epiphan. haer. 64. Er starb in der lezten

diocletianischen Verfolgung im Jahre 311. Socrates urtheilet sehr scharf von ihm. Schlechte Leute, sagt er, die durch sich selbst nicht glänzen können, suchen dadurch berühmt zu werden, daß sie Bessere tadeln, H. e. VI. 13. Außerdem haben wir noch die Namen und einige Fragmente von den Schriften des Julius Africanus, der ohngefähr im Jahre 232 starb; und des Bischof Dionysius von Alexandrien, der auch der Große genannt wird. Beide waren große Verehrer und Bewunderer des Origenes, Euseb. VI. 31. Hieron. catal. 63. Von Origenes unterrichtet war auch Gregorius, mit dem Beinamen Thaumatur gus, der durch seine Wunderthaten Viele zum Christenthum bekehrte und im Jahre 270 starb. Das merkwürdige Glaubensbekenntniß von ihm, welches wir noch besigen, soll er unmittelbar vom Himmel erhalten haben, Euseb. VI. 30. VII. 14. 28. Hieronym. de vir. illustr. c. 65.

Unter allen diesen so mannigfaltigen Gegensäßen und Bewegungen des Geistes geschah es nun, daß die chriftliche Kirche anfing, sich ihres Glaubens bestimmter, und gewisser bewußt zu werden. Die christliche Kirche ist die Macht, das Verschiedenste in sich zu ertragen, wenigstens zu dulden.. Was im Gnosticismus und Neoplatonismus das Christliche war, eignete sie selbst sich an, und mehrere der berühmtesten Kirchenlehrer standen, wie gezeigt worden, auf dieser Seite. Die reine Negativität der Kirchenlehre, wie die Lehren der Ebionäer und Nazaräer, konnte sie ihrem eigenen Schicksale überlassen. Aber nicht mehr ignoriren konnte sie andererseits den Versuch, die Einheit und Gemeinschaft der chriftlichen Kirche zu unterbrechen und zu zerreiken, und eine Menge von Partheien und Secten an die Stelle derselben zu sehen. Dieß ist die Seite, von welcher das Dafeyn so mannigfaltiger Lehren, der Versuch, sie zu verbreiten und Anhänger dafür zu gewinnen, der christlichen Kirche gefährlich wurde, indem sich eine lebendige Opposition gegen dies selbe entwickelte, welcher gegenüber sich nicht nur das Bewußtseyn

ihres positiven Glaubens bestimmter entwickelte und zur Vertheidigung desselben fortschritt, sondern auch bestimmte Absonderungen und Ausscheidungen begannen.

III. Die katholische Kirche. Es ist nicht in der Dogmengeschichte der Ort zu fragen oder zu untersuchen, wie und wann die christliche Kirche überhaupt gestiftet worden. Die Geschichte der Dogmen breitet sich, wie diese selbst, nur auf dem Gebiet der gestifteten Kirche aus. Die Stiftung der christlichen Kirche fällt zusammen mit der Stiftung der christlichen Religion. Indem der durch Christum gestiftete Glaube in den Aposteln ein gemeinsames Leben in diesem Glauben stiftet, ist ebendamit die christliche Kirche gestiftet. Die christliche Kirche ist göttlicher Stiftung durch Christum in den Aposteln. Aber so ist sie zunächst nur die Idee der Kirche, welche sich zu realisiren beginnt, der Anfang der christlichen Kirche. Es folgt darauf, als zweites Moment, die kirchliche Existenz, die Ausbreitung des Anfangs, und endlich als drittes und lehtes die Bildung einer bestimmten Verfassung, welche als solche sich nur im Uebergang der christlichen Religion in ein geordnetes Staatsleben bilden kann. Man muß diese drei Momente wohl unterscheiden. Hält man die Verfassung nur für die Kirche selbst, wie noch jezt die römisch-katholische Vorstellung ist, so wird die Idee der christlichen Kirche, das innere Leben derselben im Geist, nicht beachtet, welches doch das Prinzip der kirchlichen Existenz und -endlich auch der Verfassung ist. Auch Rothe, in dem Werk über die Anfänge der christlichen Kirche, meint nur die Verfassung, wenn er fragt: wann und wie die christliche Kirche gegründet worden sey, und er seßt diese Gründung in den Zeitraum von 70-100. I. S. 348. Gewiß ist, daß von da an, besonders nach der Zerstörung Jerusalems, die Anstalten beginnen zur bestimmteren Constitution der christlichen Kirche. Aber das ist nicht der Anfang der Kirche selbst. Rothe selbst klagt über den Mangel kirchenhistorischer Data über den Zeitpunkt, da die

Stiftung der Kirche in diesem seinen Sinn geschah. Dieß ist begreiflich, da die zur Bildung bestimmter Verfassungsformen treibende Idee ihrem Daseyn und Wirken nach nicht ein Ge`genstand der Erscheinung ist, wie das, was sie bewirkt. Er füllt die angebliche Lücke nachher aus durch die kürzeren ignatianischen Briefe. Aber sie beschreiben nicht den Anfang der christlichen Kirche, sondern nur die allmählige Entwickelung bestimmter Erscheinungs- und Verfassungsformen, welche sich wahrhaft ursprünglich nur aus der christlichen Kirche, wie sie die reine Idee selber ist und in den Aposteln lebte, herausgestalten. Da sind es denn allerdings die Apostel noch, welche zu diesem Zweck thätig waren, und da ist es, wo die christliche Kirche ih rem Geiste nach auch den Character der katholischen annimmt. Handelt sichs also um die Stiftung der christlichen Kirche, so muß man sie nur nicht verwechseln mit demjenigen, was später sich erst aus ihrer Idee ergab. Auch davon aber ist eben deshalb, weil die Idee der Kirche selbst das Motiv zu allem war, alles auszuschließen, was auf vorhergehenden Plan, Verabredung und absichtsvolle Anlegung einer katholischen Kirche deuten könnte. Schon Schmidt glaubte einen solchen bestimmten Plan entdeckt zu haben, woran er dem Polycarpus und dem römischen Bischof Anicet großen Antheil zuschreibt. (Ueber die Entstehung der katholischen Kirche. In der Bibliothek für Kritik und Eregese des Neuen Testaments und der ältesten Kirchengeschichte. Bd. 2. St. 1.) Nachher ist die Raffinerie noch ins Große und Abenteuerliche gegangen in einer Schrift von Kestner (Agape oder der geheime Weltbund der Christen. Jena 1819), nach welchem die Zurüstung zur christlichen Kirche ganz in der Weise einer andern Art von Freimaurerei erscheint. AeuBerliche Veranlassungen dazu, daß neue Anstalten hervorgingen und der Begriff der Kirche sich näher bestimmte, waren viele vorhanden, und die hauptsächlichsten Veranlassungen sind schon genannt. Die Dogmengeschichte geht nur diese nähere BeMarheineke Dogmengeschichte.

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