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diges Gottesgericht im Sinne getragen. Vgl. Dt 29, 22; Am 4, 11; 5o 11, 8; Jef 1, 9; 3, 9; Jer 20, 16; 23, 14; 49, 18; 50, 40; Klagel. 4, 6; Ze 2, 9. Auch die Klassiker wissen von der Katastrophe. Strabo weiß aus der Meldung der Eingeborenen von dreizehn in jener Gegend zerstörten Städten und leitet die Entstehung des Sees von 5 Erdbeben, vulkanischen Ausbrüchen und asphalt wie schwefelhaltigen heißen Duellen ab. Tacitus, Hist. V, 7, erzählt von einem ungeheueren, durch Blige entzündeten Brande dieses Landstriches. Auch die geographische Beschaffenheit des toten Meeres (babr lût „Meer des Lot“ nennen es die Araber bis heute), ist dazu angethan, jenen gewaltsamen Ausbruch zerstörender Elemente zu bezeugen oder doch leichter denkbar zu machen. Siebe 10 darüber den Art. Palästina. Der schwefel- und asphaltreiche Boden (14, 10) macht nämlich einen ungeheuern Erdbrand wahrscheinlich, ob nun derselbe durch Erdbeben und vulkanische Ausbrüche (Strabo) oder durch Blize vom Himmel (Tacitus; vgl. den biblischen Feuerregen) entzündet war. Mit der biblischen Erzählung, wonach nur die Thalebene davon betroffen wurde, stimmt genau überein, daß die umliegenden Gebirge keinerlei vul16 kanische Störung aufweisen (Hoffmann, Blicke in die früheste Geschichte des gelobten Landes, I, S. 33). Infolge der Katastrophe ist zwar das Salzmeer nicht erst entstanden, wohl aber das südliche Gelände desselben versunken.

Die Erzählung 1 Mos 19, 1-28 gehört der jehovistischen Quelle an. V. 29 scheint aus P entnommen, in welchem das Ganze nur summarisch erzählt war. V. 30-38 folgt 20 aus der ersteren noch eine ethnographische Überlieferung, welche den Ursprung der Moabiter und Ammoniter erzählt, deren gemeinsamer Ahnherr Lot ist. In Zoar blieb dieser nicht, sondern stieg ins Gebirge hinauf mit seinen beiden Töchtern, und wohnte dort in Höhlen. Es scheint also seine Eristenz nach der Katastrophe immerhin eine kümmerliche geworden zu sein. Dabei erging es ihm wie nicht selten versprengten Stämmen, die in fremder Um26 gebung sich niedergelassen hatten: er hatte Mühe, sich fortzupflanzen. Von seinen Töchtern wird erzählt, sie hätten aus der Besorgnis, wegen ihrer isolierten Lage keine Männer zu bekommen, sich unerlaubterweise von ihrem Vater Nachkommenschaft erschlichen, woran die Hebräer (Dank volkstümlicher Etymologie) die Namen Moab und Ammon erinnerten:

f. v. a. N und gleich gedeutet (V. 38), d. h. Sohn meines nächsten 30 Blutsverwandten vgl. ZatW 1888 S. 282 f. Beachte die verdeutlichenden Zusäße in LXX zu Vers 37--38. Lot selbst spielt dabei eine ähnlich unwürdige Rolle, wie Noah vor seinen Söhnen, aber seine Schuld ist die kleinste. Das gewissenlose Thun der Töchter beweist, daß sie vom gottvergessenen Sodom, aus dem wohl auch ihre Mutter stammte, nur zu viel mitgenommen hatten. Knobel findet in der Erzählung viel Untvahrscheinliches, 35 allein das darf man nicht aus den Augen lassen, daß es weniger eine Familiengeschichte, als eine Stammesgeschichte ist, zwar nicht, wie seit de Wette manche Neuere behaupten, eine pure Erfindung des hebräischen Volkshasses, eher eine Überlieferung, welche an den Unsitten der betreffenden Stämme einen bleibenden Anhalt hatte. Sie mochten sich durch ähnliche Vergehungen, wie sie hier ihren Stammmüttern zur Last gelegt werden, als solche 40 beweisen, in denen das terachitische Blut mit Sodoms Unart befleckt war. Völlerei und Blutschande bannte dort nicht das strenge Gesetz des heiligen Gottes Israels. Vgl. zur Charakteristik dieser Völker z. B. Nu 25 und 2 kg 3, 26f. Beachtenswert ist aber auch, was Gunkel (Genesis, 1901, S. 197 f.) erinnert: daß die Geschichte ganz wohl der moabitisch-ammonitischen Stammsage entnommen sein könne, indem nach altertümlichster 45 Schäßung die Erzielung von Nachkommenschaft dem Weibe so hoch stand, daß es zur Erreichung dieses Zieles sogar der Blutschande sich nicht schämen, sondern man dieser That der Stammmütter sogar als einer heroischen gedenken mochte, während allerdings das israelitische Gefühl dadurch beleidigt wurde.

Was den ganzen Cyklus der Geschichte Lots betrifft, so ist er sicher nicht ein Er 50 zeugnis jüdischer Phantasie, sondern der vielfach an lokalen Erinnerungen haftenden Übers lieferung entnommen, die ein allgemeineres Erbe der Abrahamiden war. Vgl. Delitzsch zu Hiob 15, 28. Die ganze Haltung der Erzählung entspricht jener patriarchalischen Periode, wo durch Gottesfurcht und Menschenfreundlichkeit (vgl. besonders das heilig ge haltene Gastrecht) jene einfacheren, echt semitischen Hirtenstämme sich vorteilhaft vor den 55 abgefeimten Bewohnern der kanaanitischen Städte auszeichneten und die Frömmsten eines unmittelbareren Umgangs mit der Gottheit sich erfreuten, als es später selbst im Volke Gottes der Fall war. Die Parallelen aus dem griechischen Sagenkreis (der Besuch dreier Götter beim greisen Hyrieus Ovid. Fast. 5, 494 ff. zu Gen 18 und der zweier Götter bei Philemon und Baucis Ovid. Metam. 8, 611 ff. zu Gen 19) sind bemerkenswert, 60 berechtigen aber nicht zur Anzweifelung der Originalität des biblischen Stoffes. Diese

ihm zugekommene Ueberlieferung aber hat der israelitische Verfasser in ein größeres Ganzes mit Bedacht aufgenommen. Wie überhaupt die Genesis die Entstehung des israelitischen Volkstums im gelobten Lande und das Verhältnis desselben zur übrigen Menschheit, insbesondere auch zu den stammverwandten Nachbarn, wie Edom, Ismael u. f. w. klarlegt, so wird hier dasjenige zwischen Israel und Moab-Ammon geordnet. Wichtig ist, daß 5 diese freiwillig an Abraham das Land der Verheißung überlassen und sich damit jeden Anspruchs auf dasselbe begeben haben. Von bleibender Bedeutung ist ferner, daß diese Stämme mit Israel durch Verwandtschaft und gemeinsame Erlebnisse verbunden sind, worauf auch weiterhin das Volk Gottes Rücksicht nehmen sollte (Dt 2, 9. 19), ebensosehr aber, daß zwischen diesem und jenen eine moralische Kluft besteht, welche sie tiefer 10 unterscheidet, als die freiwillige örtliche Trennung sie einst geschieden hat. Diese Kluft haben die lotischen Stämme durch ihr feindseliges Verhalten erweitert (Dt 23, 4f.), welcher Undank gegen Abrahams Nachkommen ebenso den alten Traditionen widersprach, als er den immer größer werdenden Abstand zwischen dem Volke Gottes und diesen heidnisch gewordenen Schossen aus besserem Stamme erkennen ließ. v. Orelli.

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Lubbertus Sibrandus, gest. 1625. Sixtini Amama Sermo funebris habitus post exequias D. Sibr. Lubberti. Fran. 1625; E. L. Vriemoet, Athenarum Frisicarum libri duo. Leov. 1758, p. 1-19; E. J. H. Tjaden, Das gelehrte Ostfriesland, Aurich 1785, I, 245-262; Chr. Sepp, Het godgeleerd onderwijs in Nederland, gedurende de 16e en 17e eeuw, Leiden 1873, I, 135-143; W. B. S. Boeles, Frieslands Hoogeschool en het Rijks 20 Athenaeum te Franeker, Leeuw. 1878, 89, II, 29–34.

Sibrandus Lubbertus war der erste Professor der Theologie an der 1585 gestifteten Universität zu Franeker in Friesland, wo er zu seiner Zeit einer der bekanntesten und tüchtigsten niederländischen Theologen war. Mit sehr viel Gelehrten seiner Zeit stand er in Briefwechsel. Eine große Anzahl von Briefen von ihm wie an ihn ist gesammelt im 26 ,,Archiv Gabbema" zu Leeuwarden, während viele andere an verschiedenen Pläßen ge= druckt sind.

Geboren ist er zu Langwarden in Ost-Friesland 1556 oder 1557 und erzogen in Bremen vom Rektor Molanus. Hierauf studierte er in Wittenberg, Marburg und Genf, wo er ein treuer Schüler von Beza war, mit dem er auch in schriftlichem Verkehr blieb. 30 1577 war er in Basel, von wo er nach Neustadt zog, wo damals die Heidelberger evangelisch-theologischen Universitätsprofessoren docierten. Besonders von Zach. Ursinus fühlte er sich sehr angezogen. Er verkehrte sehr freundschaftlich mit ihm und blieb ihm stets in Freundschaft verbunden.

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Im Jahre 1583 war er in Emden thätig als Krankenbesucher, während er auch Siz 35 im Kirchenrat hatte. Hier zeigte er sich stets als ein kluger gelehrter Mann, gewandt im Redestreit", an dem Menso Alting einen tüchtigen Helfer hatte. Aber das bewog gerade Graf Edzard, höchstwahrscheinlich auf Anstiften des lutherischen Hofpredigers Ligarius, zu befehlen, ihm den Dienst zu kündigen. Zu seinem Glück begehrten die Staaten von Friesland im Herbst 1583 seinen Dienst, um die Reformation in diesen Gegenden fördern 40 zu helfen. Im Anfang des Jahres 1584 kam er also als Prediger nach Friesland, wo er bis zu seinem Tode bleiben sollte, seit 1585 jedoch als Universitätsprofessor in Franeker. Einen 1596 an ihn ergangenen Ruf als Professor nach Heidelberg, wo er am 27. Mai 1587 zum Dr. theol. promoviert war (nach Verteidigung von Theses theologicae, de quaestione, an homo in hac vita legem Dei perfecte praestare possit“), 45 wies er ab.

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Das Urteil, welches Sepp über ihn fällt, ist sehr parteilich. Lubbertus stand beim Statthalter und den Staaten von Friesland in hoher Achtung. Daß er mit Maccovius (f. diesen Art.), der ein schlechtes Leben führte, nicht in Frieden lebte, spricht noch nicht gegen ihn. Daß er mit Drusius (f. d. A. Bd V S. 46) in Fehde lebte, ist aus der 50 Verschiedenheit des theologischen Standpunktes beider zu erklären. Er zeigte sich stets sehr wohlwollend gegen die Studenten, die sich ordentlich führten, aber er hatte einen tiefen Haß gegen die Zügellosigkeit, die sehr stark an der Universität herrschte. Er war sehr thätig und saß von Morgens 3 Uhr an bei der Arbeit. Als Prediger machte er auf seine Hörer tiefen Eindruck. Als Professor zog er viele Studenten an. Er nahm am 55 Streit mit den Remonstranten lebendigen Anteil, nicht ohne Leidenschaftlichkeit; später gab er zu erkennen, daß er den Frieden hochachtete und war traurig, daß Rom von dem Zwiespalt unter den Protestanten Nußen zog.

Er that was er konnte, um Rom Abbruch zu thun. Im Jahre 1595 wirkte er fräftig mit, um die reformierte Kirche in Groningen zu begründen. Beim Entwurf einer Kirchenordnung für Groningen war er auch beteiligt. Gegen Rom schrieb er verschiedene Werke (,,De Papa Romano libri decem, scolastice et theologice collati cum dispu6 tat. Rob. Bellarmini", Fran. 1594;,,De Conciliis libri quinque", Genevae 1601; ,,De Ecclesia libri sex", Fran. 1607;,,Replicatio de Papa Romano, adversus Jac. Gretserum", Fran. 1609). Marnix van St. Aldegonde pries sein Werk gegen Bellarmin sehr. Nach seinem Tode fand man unter seinen Papieren noch eine ausführliche Schrift,,Anti-Bellarminus".

10 Als heftiger Gegner des Socinianismus war er bekannt. Mit Unterstützung der Obrigkeit suchte er in den Wohnungen der Studenten nach socinianischen Schriften. Er selbst schrieb:,,De Jesu Christo Servatore libri quatuor contra Faustum Socinum" (Fran. 1611). Auch mit Bertius und Vorstius kam er in Streit. Gegen den ersten schrieb er:,,Epistolica disceptatio de fide justificante, nostraque coram 15 Deo justificatione" (Delf. 1612). Diese Schrift kam ohne sein Wissen in die Öffentlichkeit. Gegen Vorstius waren gerichtet: Declaratio responsionis D. Vorstii" (Fran. 1611) und,,Commentarii ad non agnitos XCIX errores, Lubberto a Vorstio objectos" (Fran. 1613). Auch mit Hugo Grotius ist er in Streit gekommen. Gegen deffen Pietas ordinum Hollandiae et Westfrisiae" (Lugd. Bat. 1613), worin er 20 Lubbertus beschuldigte, die genannten Staaten beleidigt zu haben, wehrte er sich in seiner ,,Responsio ad Pietatem Hugonis Grotii" (Fran. 1614).

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Als Professor docierte er Dogmatik, wobei er auch den Heidelberger Katechismus mit seinen Schülern behandelte. Auf dogmatischem Gebiet gab er aus: „De principiis Christianorum dogmatum libri septem", Fran. 1591; durch Beza sehr gepriesen, 25 1595 wieder aufgelegt; „Replicatio de principiis Christianorum dogmatum", Fran. 1608 und,,Commentarius in Catechesin Palatino-Belgicam", Fran. 1618.

Im Jahre 1607 war er Mitglied des Konventes zu 's Gravenhage, der eine nationale Synode vorbereiten sollte, und 1618 wurde er zu der nationalen Synode zu Dordrecht abgeordnet. Dort gehörte er mit Bogerman und Gomarus, obwohl 30 er mit letterem nicht in allem eins war, zu den heftigsten Gegnern der Remonstranten. Die Synode ernannte ihn zum Revisions-Kommissionsmitgliede für die Übersehung des alten Testamentes. Bevor er als solches auftreten konnte, war er bereits (11. Jan. 1625) selig entschlafen.

Lubbertus war aus innigster Überzeugung entschiedener Calvinist, ohne seine Selbst85 ständigkeit dadurch aufzuopfern. Besonders aus seinen Briefen geht seine Ehrlichkeit und Treue zu wiederholten Malen hervor. Daß er bisweilen heftig und leidenschaftlich bei seiner Streitweise war, lag ganz im Zeitgeist. Sein ungestümer Charakter und seine große Arbeitslast standen wohl bisweilen gründlichen Nachforschungen im Weg. Er war übrigens ein Mann, dessen Werke einen Beweis großer Treue und sittlichen Ernstes ab40 geben. Daß die Remonstranten ihn scharf verurteilten, erklärt sich aus seinem Eifern für die verpflichtende Kraft der Bekenntnisschriften und aus seinem Widerstand gegen ihre Abweichungen von der reformierten Lehre. Aber auch sie waren nicht vorurteilsfrei. S. D. van Been.

Lothringen s. Elsaß-Lothringen Bd V S. 319.

45 Low Church f. Anglik. Kirche Bd I S. 544, 45 ff.

Lucian der Märtyrer. Die Zeit dieses bedeutenden christlichen Lehrers fällt in eine der dunkelsten Epochen der Geschichte der alten Kirche, speziell der antiochenischen, und die eigentümliche Stellung, welche er eingenommen hat, ist selbst eine der Ursachen geworden, weshalb Eusebius ihn und seine Zeit verschleiert hat. Was wir über die Person und 50 das Wirken Lucians wissen, ist aus vereinzelten spärlichen Notizen zusammenzustellen.

Eusebius erwähnt ihn in der Kirchengeschichte nur zweimal, beidemal, um sein ruhmvolles Martyrium in Nicomedien mitzuteilen (unter Maximin im Jahre 312); über seine Person sagt er lediglich dies, daß er ein in seinem ganzen Wandel ausgezeichneter Presbyter in Antiochien gewesen sei (VIII, 13), daß er ein enthaltsames Leben geführt 55 habe, bewandert in den hl. Wissenschaften (IX, 6). Mehr teilt er nicht mit; er hebt ihn somit aus der großen Zahl von Märtyrern höchstens durch sein besonders herrliches Martyrium hervor, sofern er „,,in Gegenwart des Kaisers das himmlische Reich Christi zuerst in Worten

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durch eine Apologie, sodann aber auch durch die That verkündigt habe“. Aber auch über die antiochenischen Bischöfe der damaligen Zeit, Domnus, Timäus, Cyrillus sowie über das Martyrium des Cyrillus hüllt sich Eusebius in Schweigen. Dagegen bringt er h. e. VIII, 1 allgemeine Andeutungen über grauenvolle Zustände in den Kirchen vor Ausbruch der diokletianischen Verfolgung, die man zunächst auf die syrisch-palästinensischen 5 Gemeinden, also wohl auch auf Antiochien beziehen darf, und die jenes Schweigen zu motivieren scheinen. Das Dunkel aber wird sofort einigermaßen erhellt durch das, was wir von Alexander von Alexandrien, Arius, Epiphanius, Philostorgius über Lucian erfahren. Alexander in seinem Rundschreiben vom Jahre 321 (bei Theodoret. I, 3) über Arius und Genossen sagt, es sei bekannt, daß die neuaufgetauchte Lehre mit der des 10 Ebion, Artemas, Paulus von Samosata zusammenhänge, öv diade§áμevos Дoviavòs ἀποσυνάγωγος ἔμεινε τριῶν ἐπισκόπων πολυετεῖς χρόνους. 2on ber Gottloigteit dieser Menschen hätten jene sozusagen die Hefe eingeschlürft, die da jezt mit dem Stichworte: ovx ovrov, gegen uns auftreten; sie sind gewissermaßen deren verborgene Schößlinge." Wir erfahren hier, daß Lucian für die arianische Lehre verantwortlich ge- 15 macht wird, zugleich aber, daß derselbe unter dem Episkopat des Domnus, Timäus, Cyrillus fich von der Gemeinschaft der Großkirche in Antiochien fernhielt (s. über dлoovváуwyos die Note des Valesius z. d. St.). Seine Trennung von der Kirche fällt also zeitlich höchst wahrscheinlich zusammen mit der Absehung des Paulus (c. 268); es ist aber in diesem Zusammenhange nicht unwichtig, zu erfahren, daß Lucian (s. Suidas s. h. v.) selbst, wie 20 Paulus, aus Samosata stammen soll. Die Kombination liegt nahe, daß Lucian die christologischen Säße seines großen Landsmanns geteilt hat und nach dem Tode desselben ein Haupt der nationalkirchlichen syrischen Partei in Antiochien im Gegensatz zur hellenistischrömischen gewesen ist. Indessen kann die Übereinstimmung der beiden Männer keine vollkommene, resp. keine dauernde gewesen sein: mindestens die vorweltliche Erschaffung des 25 Logos und seine volle Persönlichkeit im Fleische Jesu muß Lucian später gelehrt haben. Dies geht nicht nur aus den christologischen Thesen seiner zahlreichen Schüler hervor, sondern folgt auch aus der verschiedenen Art, in welcher Eusebius den Paulus von Samosata und den Lucian behandelt. Jener ist ihm ein gefährlicher Irrlehrer, über diesen schweigt er oder läßt vielmehr umgekehrt durchblicken, daß er ihn verehrt. Daß Lucian 30 recht eigentlich der Vater der ,,arianischen Häresie" ist, wird namentlich aus dem Briefe des Arius an Eusebius von Nikomedien (bei Epiphan. h. 69, 6; Theodoret. I, 4) deutlich. Arius nennt in jenem Schreiben, in welchem er den Freund kurz über die alexandrinischen Vorgänge orientiert und die Lehre andeutet, um welcher willen er erkommuniziert worden ist, den Eusebius einen treuen Genossen aus der Schule Lucians. Er ist sich somit be- 35 wußt, nichts anderes in den angefochtenen Säßen zu lehren, als was er von Lucian gelernt hat. Damit stimmt vortrefflich überein, daß Epiphanius (h. 43 init.) beiläufig bemerkt, die Arianer zählten den Lucian zu den Märtyrern", er sei ein Vertreter der arianischen Häresie gewesen. Epiphanius will also nicht einmal von dem „Märtyrer“ Lucian etwas wissen, während doch Alexander durchblicken läßt, daß Lucian vor seinem 40 Tode seine Sonderstellung in Antiochien aufgegeben hat. Philostorgius (f. II, 12-14; III, 15) ist des Ruhmes des Märtyrers voll. Wir erfahren von ihm, daß fast alle schriftkundigen, berühmten arianischen und semiarianischen Theologen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts die Schüler des Lucian gewesen sind (Eusebius Nicomed., Maris Chalcedon., Theognis Nic., Leontius Antioch., Antonius Tars., Asterius Cappad., Arius 45 und viele andere, indirekt auch Aëtius), und daß die Stichworte der Partei und die nur aus Verlegenheit durch die Orthodoxen diskreditierte oder bemäkelte biblische Methode derselben auf Lucian zurückgehen (über die Schüler Lucians s. auch Theodoret. h. e. I, 4; Nicephor. h. e. VIII, 31).

Das Bild, welches wir so aus dürftigen Notizen erhalten, ist ein sehr überraschendes: 50 zwischen c. 275 u. 303 Lucian an der Spiße einer strebsamen, geschlossenen Schule, eifrig für methodisches Bibelstudium wirkend, getrennt von der großen Kirche in Antiochien. Es ist aber mehr als zweifelhaft, ob wirklich die christologischen Säße Lucians allein und dauernd den Grund zur Trennung abgaben. Der Streit mit Paulus von Samosata, der schließlich zur Absehung desselben führte, hatte auch einen politischen Hintergrund. Es läßt sich 55 nicht mehr ausmachen, in welchem Sinne sein Diadoche" Lucian ihn fortgesezt hat. Deffen Schüler, die Arianer, fühlten sich jedenfalls als orthodoxe katholische Christen und find als solche vor dem arianischen Streit nicht angetastet worden. Ja auch von alexandrinischer Seite haben nicht alle, wie Epiphanius, den Lucian fallen lassen. Pseudoathanasius (Synops. S. Script. fin.) nennt ihn den heiligen und großen Asketen und 60

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Märtyrer, Chrysostomus hat ihm eine Lobrede gehalten (f. Opp. T. II, p. 524 sq. ed. Montf.) und die Kirche hat schließlich das Martyrium des „hl. Lucian“ gelten lassen (f. Acta Matyr. Metaphr. 3. 7. Jan.), nachdem es im nikomedischen Kalender, der Grundlage aller übrigen griechischen, verzeichnet worden war (s. das älteste syrische 5 Martyrologium zum 7. Januar). Der Versuch des Baronius (ad ann. 311, n. 12 und ad. ann. 318, n. 75), den Lucian vom Vorwurf der Heterodorie reinzuwaschen, resp. zwischen zwei Lucianen zu unterscheiden, darf als antiquiert gelten (s. Hefele, Tüb. ThOS 1851, S. 188f.).

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Was wir sonst vom Leben und dem Wirken des Lucian wissen, ist folgendes (f. Cave, 10 Hist. litt. [1720f.], p. 97; Routh, Reliq. Sacr. IV, p. 3 sq.; Kihn, Die Bedeutung der Antioch. Schule, 1866, S. 47. A. Antiochenische Schule", Bd I S. 592, 31 ff.): Lucian soll aus Samosata stammen (?) von angesehenen Eltern und erhielt seine Bildung in der Nachbarstadt Edessa, wo der gründliche Schriftkenner Macarius eine Schule hielt (s. den Metaphrasten 3. 7. Januar). Die Schule von Edessa, wo das Christentum so frühe zum 15 Siege gekommen war, wo Lehrer, wie Bardesanes, wirkten, war ohne Zweifel neben Alexandrien die berühmteste des 3. Jahrhunderts. Ob Lucian auch in Casarea gebildet worden ist, ist mindestens nicht sicher. Er siedelte nach Antiochien über und begründete dort recht eigentlich die antiochenische Eregetenschule, an welcher er wahrscheinlich den Presbyter Dorotheus (Euseb. h. e. VII, 32) zur Seite hatte. Sein wissenschaftlicher 20 Ruhm wetteiferte mit dem des Asketen (s. Suidas). Er starb als Märtyrer, nachdem er wahrscheinlich wieder in Gemeinschaft mit der antiochenischen Großkirche getreten war, unter Marimin, der neben dem Augustus Galerius seit der Abdankung Diokletians in Syrien und Ägypten herrschte und die überall einschlummernde Verfolgung künstlich aufrecht erhielt. Obgleich er im Frühjahre 311 mit Galerius zu einem Toleranzedikt für 25 das Christentum sich bequemen mußte, so fing er doch gleich nach dem Tode des Galerius als unabhängig gewordener Regent im Herbste 311 die alte Thätigkeit wieder an. Die Verfolger suchten auch diesesmal besonders bedeutende Verkündiger des Evangeliums auf, so neben Bischof Petrus von Alexandrien und dem dortigen Schriftkritiker Hesychius den Presbyter Lucian (Euseb. h. e. IX, 6). Er wurde die Translozierung beklagter 30 hervorragender Christen war damals üblich von Antiochien nach Nicomedien geschleppt

(f. auch hieron. de vir. ill. 77; daher der „,episcopus Nicomediensis Lucianus" bei Honorius Augustod.), wo der Kaiser selbst residierte, im Winter 311/12. Ein offenes Bekenntnis, das Eusebius in der K.-Geschichte erwähnt, in seinen Märtyrerakten wahrscheinlich mitgeteilt und Rufin zu Euseb. h. e. IX, 9 teilweise überseht hat, legte Lucian 35 vor seinem Richter ab. Es machte auf die heidnischen Zuhörer Eindruck. Seine leßten Tage im Gefängnis und sein Ende hat das Gedächtnis der Folgezeit ausgeschmückt (s. die Geschichte von Lucians Abendmahlsfeier im Gefängnis bei Philostorg. h. e. II, 13, auch Chrysostom., Homil. in Luc. Mart. Opp. II, 524 sq., Ruinart, Acta Mart. p. 503 sq. Rufin.). Unter den Foltern ist er zusammengebrochen. Seinen Leichnam führten_die 40 Christen über die Bucht der Propontis nach der schräg gegenüberliegenden Stadt Drepanum. Den Toten ehrte Konstantin, indem er mit zu dessen Gedächtnis die hinfort nach seiner Mutter Helenopolis benannte Stadt neu aufbaute und ihr Steuerfreiheit gab. Kurz vor seinem Tode soll er selbst dort in der Märtyrerkirche gebetet haben (j. Chron. Pasch. ad. ann. 327, Ruinart p. 505). Philostorgius (II, 12) dagegen weiß zu er 45 zählen, Helena habe am Busen von Nikomedien eine Stadt, Helenopolis, gebaut, weil der Leichnam des Lucian von einem Delphin dorthin getragen worden sei. In Antiochien feierte man den 7. Januar als Todestag Lucians; die dortige Kirche hat sich diesen Heiligen nicht nehmen lassen. Die am 7. Januar 387 von Chrysostomus gehaltene Lobrede auf ihn ist noch vorhanden.

50 Was seine litterarische Thätigkeit betrifft, so hat Eusebius nicht eine Schrift von ihm genannt. Sokrates schweigt, Sozomenus (h. e. III, 5) berichtet in denselben allgemeinen Ausdrücken, wie Eusebius, lediglich von ihm: tá te älla evdoxiμóraros zai τὰς ἱερὰς γραφὰς εἰς ἄκρον ἠκριβωκώς. Ctmas ausfubrlider finb Sieronymus und nach ihm Suidas und der Metaphrast. Hieronymus nennt (de vir. ill. 77) 1: seine 55 Rezension der Bibelhandschriften (f. auch Suidas und den Metaphraften); 2: libelli „de fide", 3: nonnullae epistolae (f. auch Suidas). Dazu kommt die von Rufin mitgeteilte apologetische Rede. Von den Briefen hat sich in dem Chron. pasch. (p. 277 edid. Ducange) ein kurzes Bruchstück eines Schreibens von Nikomedien aus an die Antiochener erhalten (f. Routh, 1. c. p. 5), in welchem der Märtyrertod des Bischofs 60 Anthimus mitgeteilt ist. Von Briefen im allgemeinen bemerkt Suidas (p. 459, ed. Kufter):

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