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haben das eherne Meer und die fahrbaren Wasserbecken des Tempels Guirlandenverzierungen (1 Rg 7, 29. 36). Aber vom Schmuck des Tempels mit lebenden Blumen, Guirlanden oder Kränzen wird uns nirgends etwas gesagt. Doch hängen die Juden bei der Wiedereinweihung des durch Antiochus entweihten Tempels goldene Kränze an der Vorderseite desselben auf (1 Mak 4, 57). Aber weder beim Tempelweihfeste, noch, wie man vor allem 6 erwarten sollte, beim frohen Laubhüttenfest ist davon die Rede, daß die Festfeiernden sich oder die Opfertiere mit Kränzen schmückten. Im Besonderen ist noch zu erwähnen die Sitte der Griechen, dem Sieger in den öffentlichen Wettkämpfen einen Kranz von Olivenoder Feigenzweigen zu überreichen, denn hierauf wird an zahlreichen Stellen des NTS Bezug genommen (1 Ko 9, 24f.; Phi 3, 14; 2 Ti 4, 8; Ja 1, 12; 1 Ptr 5, 4; Offb 10 2, 10; 3, 11; 4, 4). Benzinger.

Krafft, Adam, gest. 1558.

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Litteratur: Bartholomäus Meyer, Oratio funebris in obitum Cratonis, Marburg 1558; Petrus Nigidius, Elenchus Professorum Acad. Marp. vita defunctorum, Marpurgi Cattorum 1591, . 30; Wilhelm Dilich, Urbs et academia Marpurgensis. Neu herausgeg. von J. Cäsar, Marburg 1867, S. 22; Joh. Tilemann dictus 15 Schend, Vitae professorum theologiae, qui in illustri academia Marburgensi... docuerunt, Marburgi 1727, 4°; F. W. Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte, II. Bd, Cassel 1782, E. 378-383; E. Ranke, Marburger Gesangbuch von 1549, Marburg 1862; F. W. Hassencamp. Hessische Kirchengeschichte seit dem Zeitalter der Reformation, 1. Bd, Frankfurt a. M. 1864, 2. Ausg. S. 76 ff.; Th. Brieger, Die angebliche Marburger Kirchenordnung von 1527, 20 Gotha 1881. Briefe von und an Krafft finden sich: Helii Eobani Hessi poetae excellentissimi et amicorum ipsius epistolarum familiarium libri XII, Marpurgi Hessorum 1543; Joh. Phil. Kuchenbecker, Analecta Hassiaca, Marburg 1732 ff., VIII, S. 421 ff.; 2. Curfte und L. v. Rheims, Geschichte... der Kirche St. Kilian zu Corbach, Arolsen 1843, S. 251 ff.; P. Tschackert, Briefwechsel des Antonius Corvinus, Hannover und Leipzig 1900 25 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Bd IV).

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Adam Krafft (auch Magister Adam, Adam von Fulda, Crato Fuldensis, Vegetius genannt), wurde 1493 zu Fulda als Sohn eines Bürgermeisters geboren. Er studierte seit 1512 in Erfurt, wo er sich dem Humanistenkreise anschloß, ward 1514 Baccalaureus und 1519 unter dem 2. Dekanat des Magister G. Spiringius zum Magister promoviert. so Er hielt Vorlesungen unter anderem über Erasmus Lob der Narrheit und war an einer Schmähschrift gegen den Feind des Erasmus, Leus, beteiligt. Mit dem ihm innig befreundeten Joachim Camerarius wohnte er der Leipziger Disputation bei, wo er auch Melanchthon kennen lernte. In Erfurt war er mit Luther bekannt geworden. Nachdem er in Fulda nicht ohne Verfolgung das Evangelium verkündet, begab er sich nach Hersfeld. Hier lernte ihn Land- 35 graf Philipp kennen und ernannte ihn zu seinem Hofprediger, 1526 zum Superintendenten und 1527 zum Professor der Theologie. Auf der Synode zu Homberg war er zu= gegen und wohnte dem Religionsgespräch zu Marburg, dem Konvent zu Schmalkalden, dem Fürstentage zu Naumburg und den Synoden in Hessen bei. An der Reformation in Göttingen, Hörter, Frankfurt a. M., der Grafschaft Wittgenstein, den gemeinen Landen 40 an der Lahn u. s. w. nahm er thätigen Anteil. Die Bekehrung der hessischen Wiedertäufer und die Verhandlung mit Theobald Thamer (f. d. A.) war Krafft in die Hand gegeben. Außerdem hat er das Marburger Gesangbuch verfaßt, wie er denn überhaupt als Refor mator von Hessen das Haupt der hessischen Geistlichkeit war. Er starb am 9. September 1558 an der Wassersucht. H. Hochhuth (C. Mirbt).

Schriften: Johannis

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Krafft, Johann (Crato von Crafftheim), gest. 1585. Cratonis a Krafftheim consilia et epistolae medicinales (herausg. v. L. Scholz), Francofurt 1671, 7 Tom. Ueber K. handelt Henschel, Crato von Crafftheims Leben und ärztliches Wirken, Breslau 1853, 4° (hier wird K. als Reformator der mittelalterlichen Materia medica bingestellt); Gillet, Crato von Crafftheim und seine Freunde, Franks. a. M. 1860, 2 Teile 50 (mit Benußung des reichen, zum Teil ungedruckten Briefschaßes K.s.).

Johann Krafft ist am 22. November 1519 in Breslau geboren und erhielt auch hier seine erste Ausbildung. Im Jahre 1534 bezog er die Universität Wittenberg. Auf Empfehlung des Breslauer Reformators Joh. Heß nahm Luther ihn in sein Haus auf. Hier war er sechs Jahre lang Tischgenosse Luthers und hat vieles aufgezeichnet, was 65 später Joh. Aurifaber in seine Ausgabe der Tischreden Luthers aufgenommen hat. Auch zu Melanchthon trat er in enge Beziehung. Beide, Luther und Melanchthon, verwendeten fich wiederholt und mit Erfolg für ihn beim Rate der Stadt Breslau. Luther fand, obgleich er ihn gern der Theologie zugeführt hätte, seine Komplexion zu schwach zum

Predigen und riet ihm, sich zur Medizin zu wenden. Mit Erlaubnis des Breslauer Rates widmete er sich seit 1543 sechs Jahre lang diesem Studium, zuerst zu Leipzig, wo er mit Joach. Camerarius befreundet wurde, und zu Padua, wo der berühmteste Mediziner jener Zeit, Joh. Baptist Montanus, sein Lehrer war. Als Doktor der Medizin kehrte er 6 nach Deutschland, gemäß seiner Verpflichtung dem Rate gegenüber nach Breslau zurück, wo er im Jahre 1550 zum Stadtphysikus bestellt wurde. Durch glückliche Kuren und gelehrte Schriften gelangte er rasch zu bedeutendem Rufe. Im Jahre 1560 wurde er kaiserlicher Leibarzt und diente als solcher nacheinander Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. Er verließ bei zunehmender Schwäche Ferdinands im Jahre 1563 Breslau 10 und lebte seitdem, mit kurzer Unterbrechung nach Maximilians Tode, am kaiserlichen Hofe. Maximilians ernannte ihn zum kaiserlichen Rate, erhob ihn und seine Nachkommen unter Beilegung des Namens: Crato von Crafftheim in den Adelsstand und erteilte ihm außer anderen Gunstbezeugungen im Jahre 1568 die Privilegien eines Pfalzgrafs. Das große Vertrauen, welches er bei dem Kaiser Maximilian genoß, benutte er offenkundig und 15 entschieden zur Förderung des Protestantismus. Er war es, der die Versuche des Bischofs Hoseus und der Jesuiten am kaiserlichen Hofe, Maximilian aus seiner kirchlich unentschiedenen Stellung heraus ganz auf die Seite der Gegner des Protestantismus zu ziehen, fortdauernd vereitelte. Daher er am kaiserlichen Hofe sehr angefeindet war, um so mehr, als der klug angelegte Plan, nach welchem der Protestantismus bekämpft werden sollte, 20 vorläufig zu einer scheinbaren Begünstigung des strengen Luthertums (Flacianismus) gegen die mildere melanchthonisch-calvinische Richtung im deutschen Protestantismus führte. Zu dieser hatte sich Erato immer entschiedener hingeneigt. Schon in Breslau hatte er sich im Sakramentsstreit auf die Seite Melanchthons gestellt, von dem ein wichtiger Brief an Er. (21. März 1559) vorliegt. Seine vertraute Freundschaft mit Zacharias Ürsinus, die sich 25 aus der früheren Gönnerschaft gegen diesen seinen Breslauer Landsmann später gebildet, befestigte ihn in seiner kirchlichen Parteistellung. Daher er sich auch zu dem reformierten Staatsmanne Languet, dem früheren Geschäftsträger des Kurfürsten August von Sachsen, dann Ratgeber Joh. Kasimirs und Diener Wilhelms von Oranien, hingezogen fühlte und mit den Schweizern Bullinger und Beza in Briefwechsel stand. Mit mehr oder weniger Erfolg 30 half er die von der flacianischen Richtung ausgehenden Bestrebungen zur Herstellung einer streng lutherischen Kirche in Deutschland zu bekämpfen. Er nahm in diesem Sinne einen wesentlichen Anteil an dem Versuche, die kirchlichen Verhältnisse der Protestanten in den österreichischen Erblanden (im Jahre 1568) zu ordnen. Er trat als ein Hauptfürsprecher der böhmischen Brüder auf, und als der Vergleich zu Sendomir in Polen (im Jahre 35 1570) eine Union der Lutheraner, Reformierten und böhmischen Brüder glücklich hergestellt hatte, versuchte er die böhmischen Brüder zu einer Union mit den Kirchen augsburgischer Konfession zu bewegen und ihnen so den noch mangelnden Rechtsboden zu verschaffen. — Die Umtriebe der Gegner des Kurfürsten Friedrichs III. von der Pfalz und seiner kirchlichen Reformen wurden durch ihn vereitelt. Der Versuch, den umsichtigen, überall 40 thätigen Mann in die Wittenberger Katastrophe des Jahres 1574, welche die Niederlage der melanchthonisch-calvinischen Richtung in Kursachsen herbeiführte, zu verwickeln und so seinen Sturz herbeizuführen, mißlang zwar, aber doch wußten die Gegner ihn vom Sterbebette Maximilians ferne zu halten und des Kaisers Tod (12. Oktober 1576) zog seine Entfernung vom Hofe nach sich. Er kehrte nach Breslau zurück. Der schmähliche Angriff 45 seines Kollegen, des kaiserlichen Leibarztes Dodonäus, der ihn in einer Schrift der falschen ärztlichen Behandlung Marimilians beschuldigte, sollte ihn für immer beseitigen. Sein Ruf als Arzt war aber so fest begründet, daß Kaiser Rudolph II. ihn im Jahre 1578 wieder an seinen Hof berief. Hier hatten sich unterdes die Verhältnisse so verändert, daß an eine einflußreiche Stellung, wie früher, nicht mehr zu denken war. Des Hoflebens 50 müde und körperlich geschwächt zog sich Erato im Jahre 1581 auf sein früher erworbenes Gut Rückerts bei Reinerz in der Grafschaft Glah zurück, wo er eine evangelische Ge meinde gegründet und nach pfälzer, also reformierter Ordnung eingerichtet hatte. Zm Jahre 1583 kehrte er nochmals nach Breslau zurück und bildete neben Andreas Dudith den Mittelpunkt für einen Kreis kirchlich gleichgesinnter und hochgebildeter Männer, welche die 55 wichtigsten Zeitfragen eingehend erörterten und mannigfache kirchliche Anregung gaben, die auf die konfessionelle Wandlung am Hofe von Liegnit, Brieg und Ohlau einen entscheidenden Einfluß übten. Daher der Bischof von Breslau den beiden gleich verhaßten Männern Crato und Dudith noch einmal eine Nachstellung bereitete und im Jahre 1584 einen kaiserlichen Befehl zur Untersuchung und event. Ausrottung des Calvinismus in Breslau 60 erwirkte, der den von melanchthonischem Geiste beseelten Rat bestimmte, die angefochtene

Krafft, Johann

Krafft, Johann Christ. Gottl. Ludw.

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Sache offen gegen den Bischof in Schuß zu nehmen. Crato starb in seiner Vaterstadt 19. Oktober 1585. Je merkwürdiger heute die Episode der Regierung Maximilians II. erscheint, desto höher wird man die kirchengeschichtliche Bedeutung dieses seltenen Arztes einschäßen; in der Provinzialkirchengeschichte Schlesiens wird man ihn außerdem neben Heß stets mit Ehren nennen. (Gillet †) P. Tschackert.

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G. Thomasius,

Krafft, Johann Christian Gottlob Ludwig, gest. 1845. Das Wiedererwachen des evangel. Lebens in der luther. Kirche Bayerns, Erl. 1867, S. 171 ff.; Ph. Hänchen, Einiges aus dem Leben Kraffts in der Reform. KZ. 1868, S. 193 ff.

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Die im 3. und 4. Decennium dieses Jahrhunderts geschehene Erneuerung der lutherischen Kirche in Bayern aus dem Verfall, in welchen der vulgäre Rationalismus sie ge- 10 bracht hatte, knüpft sich zum Teil an die Person des reformierten Pfarrers und Professors Dr. Krafft. J. Chr. K. von Hofmann hat es öffentlich und privatim wiederholt bezeugt, daß Krafft sein geistlicher Vater gewesen sei, dem er nächst Gott das Beste verdanke, was ein Mensch dem andern geben könne. Stahl sagt in einer Rede auf der Generalfynode zu Berlin 1846, worin er Krafft mit Spener, Wilberforce, Harms zusammenstellt: „Der 15 Mann, der in meinem Vaterland (Bayern) die Kirche auferbaute, der apostolischeste Mann, der mir in meinem Leben begegnete, der Pfarrer Krafft, war ein strenger Bekenner des reformierten Lehrbegriffs. Ob er den Heidelberger Katechismus in der Tasche herumgetragen, gleichwie der Rezensent Kleists Frühling, das weiß ich nicht (bezieht sich auf die Aeußerung eines Vorredners); aber das weiß ich, daß er einen Frühling aufblühen machte 20 im ganzen Lande, dessen Früchte für die Ewigkeit reifen werden." Noch näher charakterisiert ihn Stahl in der Augsb. Allg. Zeitung vom 5. Februar 1846: „In Erlangen wirkte damals der Pfarrer Krafft, ein Mann, wie er sich in unserer Zeit und zu allen Zeiten selten findet. Ohne besondere geistige Gaben und wissenschaftliche Auszeichnung, namentlich ohne große Beweglichkeit und Gewandtheit der Gedanken, aber von großer 25 Stärke und Energie des Willens, von schlichtem Glauben an das Wort Gottes und von einer völligen, sein ganzes Wesen verklärenden Hingebung in dasselbe, ja Identifizierung mit demselben ein wahrhaft apostolischer Charakter wurde er für die protestantische Landeskirche Bayerns jener Sauerteig des Evangeliums, der den ganzen Teig durchfäuert.“ -Krafft war, wie Thomasius in seiner Gedächtnisrede ihm nachrühmt, ein treuer 30 Zeuge der göttlichen Wahrheit, nicht bloß durch Wort und Rede, sondern durch seine ganze Persönlichkeit, ja durch sie zuerst. Gesinnung und Wort durchdrangen sich lebendig in ihm und die äußere Bezeugung war nur der treue und wahrhafte Ausdruck des Innern. Es lag ein Ernst über seiner Persönlichkeit ausgebreitet, dem mans wohl anmerkte, daß er aus einem in Gott verborgenen Leben stammte, gepaart mit jener stillen 35 und sichern Ruhe, die ihres Weges und Zieles gewiß ist. Dabei tiefe Gottesfurcht und die Liebe, die nicht das Ihre sucht, Entschiedenheit des Charakters, Gewissenhaftigkeit im Kleinen und aufopfernde Treue im Amt. Seine persönliche Erscheinung war eine stille Predigt von der Kraft Gottes, die in ihm wohnte." Beides aber, jener Ernst und jene Ruhe hatten ihren Grund in seinem festen Glauben an Gottes Wort in der Schrift, in 40 der erwogenen Überzeugung, daß die hl. Schrift vom Anfang bis zum Ende Werk des hl. Geistes, Inbegriff des ganzen Rates Gottes zu unserer Seligkeit sei. Diese Überzeugung, nachdem sie ihm auf dem Wege seiner Lebensführung unter langen und schweren Erfahrungen allmählich zu voller Klarheit aufgegangen war, ist fortan die Seele seines Lebens und der Angelpunkt seiner ganzen Theologie gewesen. Er war ein Schrift: 45 theologe im vollsten Sinne des Worts, Schriftforschung, Schriftauslegung, Schriftverteidigung war ihm Lebensaufgabe, in der Schrift gegründete Theologen zu bilden, sein Ziel. Vom Jahre 1818, wo er Professor in Erlangen wurde, bis zum Jahre 1824 war der Eingang, den er fand, nur gering, aber mit dem Jahre 1824 begann für ihn eine Zeit umfassender Einwirkung und sie dauerte in ihrer vollen Blüte über ein Jahrzehnt, so 50 lange nämlich, bis neben ihm gläubige Dozenten, meist seine Schüler, in Erlangen auftraten. Vor einem großen Auditorium las er Pastoraltheologie, Dogmatik, neutestamentliche Eregese, und als besonderes Verdienst muß hervorgehoben werden, daß er der erste deutsche Professor war, der ein Kollegium über Missionsgeschichte las, im Wintersemester 1825 26. Wie Krafft auf dem Katheder zugleich Seelsorger und Prediger war, so war er auf 55 der Hanzel zugleich Lehrer. Dazu machte ihn eingehende Tertentwickelung und gründliche Schriftauslegung. Seine Person und sein Haus war der Mittelpunkt der verschiedensten Thatigkeiten fürs Reich Gottes (Bibel- und Missionssache) in damaliger Zeit, wo die Kuche fast kein Lebenszeichen von sich gab. Er hat 1824 ein Rettungshaus gestiftet (der

Entstehungszeit nach das vierte oder fünfte in Deutschland) und innere Mission getrieben, Lange ehe dieser Name aufkam. Mit vielen gläubigen Christen nah und fern stand er in Verbindung, die in wichtigen Angelegenheiten seinen Rat begehrten und sein Urteil einholten, oder an seinem Glauben sich erquickten.

5 Geboren war Krafft den 12. Dezember 1784 zu Duisburg, wo sein Vater als Prediger wirkte. Schon im Jahre 1798 verlor er seinen Vater und nun kam bei den schweren Kriegszeiten eine Zeit der Not über das verwaiste Haus, in welchem aber die treffliche Mutter ihren Kindern als leuchtendes Erempel des Glaubens vor Augen stand. Krafft studierte in Duisburg, dessen Lehrer aber leider im Dienst des Unglaubens standen. 10 Allein so sehr diese Richtung seinen scharf denkenden Geist mit Vorurteilen gegen Gottes Wort und Offenbarung erfüllte, so ließ doch das Beispiel gläubiger Menschen ihn nie dazu kommen, in den Grundsäßen des Unglaubens Ruhe zu finden. In seiner Kandidatenzeit war er fünf Jahre lang Hauslehrer in Frankfurt a. M. bei der trefflichen Familie de Neufville, und dieser Aufenthalt gereichte ihm vielfach zur Förderung, ohne jedoch seinen 16 inneren Zwiespalt ganz zu heben. Im Oktober 1808 wurde er Pfarrer an der refor mierten Gemeinde zu Weeze bei Cleve und im Februar 1811 trat er in den Ehestand mit der Predigerstochter Wilhelmine, geb. Neumann aus Cleve. In den ersten Jahren seines Ehestandes hatte er noch hinsichtlich der großen Thatsachen des Evangeliums mit Zweifeln zu kämpfen, die seinen Geist quälten und keine Freudigkeit zu seinem Predigerberuf bei 20 ihm aufkommen ließen. Indessen forschte er unter Gebet immer fleißiger in der Schrift und immer mehr fielen die Schuppen von seinen Augen. Als er 1817 zum Prediger der deutsch-reformierten Gemeinde in Erlangen berufen wurde (Professor an der dortigen Universität wurde er 1818), hatte er bereits den Standpunkt eines bibelgläubigen Supranaturalismus errungen und freute sich, in der Universitätsstadt bessere Gelegenheit zu be25 kommen, seine Dogmatik zu schreiben, eine Arbeit, die er als seine Lebensaufgabe ansah, und auch insofern gelöst hat, als er mehrmals vor einem großen Auditorium Dogmatik las und ein beinahe druckfertiges Manuskript hinterlassen hat. Die lehte Krisis, die er in seinem Leben durchzumachen hatte, „seine Bekehrung", datiert er selbst vom Frühjahr 1821. Als er diesen Vorgang seinem Bruder Gottlob (weiland Pfarrer in Köln) gemeldet hatte, 80 anwortete letterer: Ich ahnete wohl aus deinem längeren Schweigen, daß eine besondere Bewegung in deinem Innern vorgehe: das Verstummen des Zacharias, bis er mit einem Lobgesang den Mund öffnete." - 1833 nahm ihm der Herr seine ausgezeichnete Lebensgefährtin, die ihm namentlich bei seiner Thätigkeit für innere Mission (z. B. Gründung der Armentöchteranstalt) treulich zur Seite gestanden hatte. Nach einem zwölfjährigen 35 Witwerstand erlag er selbst einer dreimonatlichen Krankheit am 15. Mai 1845 im 61. Lebensjahre. Geschrieben hat Krafft, außer einer Abhandlung de servo et libero arbitrio, Nürnb. 1818, sieben Predigten über Jes 53 und vier Predigten über 1 Ko 1, 30, endlich einen Jahrgang Predigten über freie Terte (Erlang. bei Heyder 1828, 1832, 1845). Nach seinem Tode ist erschienen: Chronologie und Harmonie der vier Evangelien, heraus40 gegeben von Dr. Burger, Erlangen 1848. K. Goebel 4.

Krafft, Karl, gest. 1898. Kurze Selbstbiographie aus dem Pastorenalbum der ref. Gemeinde in Elberfeld abgedruckt in Westd. Zeitung 1898, Nr. 101 vom 2. Mai; Nekrologe in Ztschr. des Berg. Geschichtsvereins 1897, S. 171 ff. und im Wupperth. Volkskalender, Bote des Thales 1899, S. 13 f.; Leidenfrost, Stammtafel der Familie Leidenfrost u. s. w., 45 Graz 1876.

Der besonders als Pastor an der reformierten Gemeinde zu Elberfeld und als Forscher auf dem Gebiete der Rheinischen Kirchengeschichte bekannte Karl Joh. Fr. Wilh. Krafft stammte aus einem alten Theologengeschlecht. Sein Urgroßvater Joh. W. war Professor der Theologie zu Marburg, der Großvater Elias Christoph reformierter Pastor 50 zu Duisburg gewesen. Der Vater Joh. Gottlob war als reformierter Pastor zuerst seit 1811 in Schöller bei Elberfeld, dann, nachdem er sich 1813 mit einer Tochter des originellen Kirchspielpastors Strauß zu Iserlohn vermählt hatte, seit 1814 in Köln thätig, wo ihm vier Wochen nach dieser übersiedelung, 25. November 1814, der erste Sohn Karl geboren wurde. Nach dem schon zwei Jahre darauf erfolgten Tode der Mutter, welcher 55 ihr Bruder, Pastor Strauß zu Ronsdorf und Elberfeld in seiner Schrift Glockentöne" in dem Abschnitt Die Sterbende" ein Denkmal gesetzt hat, wurde die Erziehung des Knaben zuerst von der Großmutter Ulrike, geb. Leidenfrost, später von einer zweiten Mutter, Louise, geb. Vorster, geleitet. Nachdem von ihm das Gymnasium seiner Vaterstadt durchgemacht war, widmete er sich, durch die gesegnete Wirksamkeit angeregt,

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die sein Vater als offenbarungsgläubiger Prediger des Evangeliums und seit 1816 auch als Konsistorialrat in dem neugegründeten kgl. preuß. Konsistorium zu Köln bis zu seinem frühen Tode 1830 gehabt hatte, dem Studium der Theologie. Zu diesem Zweck begab er sich im Herbst des Jahres 1832 nach Erlangen in das Haus seines Oheims, des Pfarrers der dortigen deutsch-reform. Gemeinde und Professors der reform. Theologie 5 Joh. Christ. Krafft, welcher damals auf dem Höhepunkte seiner weitreichenden und tiefgreifenden Thätigkeit stand. Außer diesem war es besonders noch der Theologe Harleß, der Naturhistoriker Karl von Raumer und der Philologe Döderlein, von denen der Jüngling förderliche Anregung erhielt. Nur ungern infolge eines Studentenaufruhrs verließ er Erlangen. Er suchte nun Berlin auf, wo sein Dheim mütterlicherseits, der Professor der 10 praktischen Theologie Friedrich Strauß lebte. Schleiermacher, gegen den er Abneigung fühlte, war kurz vorher gestorben; Neander, Hengstenberg und Steffens aber hörte er in ihren Vorlesungen gern. Indessen die zerstreuungen der großen Stadt wirkten nach seiner eigenen Außerung nicht vorteilhaft auf ihn, während eine ernstliche Erkrankung auf einer Ferienreise in Prag für sein inneres Leben segensreich wurde. Dann 1835 wieder 15 zur Heimat zurückgekehrt, bezog er die Universität Bonn. Nachdem er hier bei Nitsch und Sack noch einige theologische Vorlesungen gehört hatte, wandte er sich, da er sich zum Predigtamt nicht fähig hielt, und eine kleine Erbschaft ihm die Fortsetzung akademischer Studien ermöglichte, zur Philologie, aber sie erschien ihm bald als eine geistlose Wissenschaft und so gab er sie wieder auf.

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Vielmehr bestand er nun 1837 und 1838 die beiden theologischen Prüfungen, worauf er am Gymnasium in Bonn als Religionslehrer Anstellung fand. Bald danach aber wurde er von der Gemeinde Flamersheim-Großbüllesheim bei Bonn, und zwei ein halb Jahr später von der reformierten Gemeinde Hückeswagen an der Wupper bei Lennep zum Pastor berufen; an letterem Orte fühlte er sich im Verkehr mit einem trefflichen, be- 25 sonders aus in der Seelsorge erfahrenen, Kollegen und mit tüchtigen benachbarten Amtsbrüdern sehr wohl. Als aber durch seinen Vortrag über eine größere Reise, die er von dort auch nach Italien unternommen und auf der er in Rom und Neapel auch gepredigt hatte, die Gemeinde zu Düsseldorf auf ihn aufmerksam geworden war, folgte er im Herbst 1844 der Berufung dorthin. Erst da in Düsseldorf kamen seine Kräfte zu voller Ent- 30 faltung und Wirkung. Zwar unverheiratet in einem ganz unzureichenden Pfarrhause wohnend, aber voller leiblicher Gesundheit und Frische sich erfreuend, verkündete er, indem die Einwirkungen der Erlanger Zeit in ihm wieder lebendig wurden, das Evangelium immer kräftiger und begeisterter, auch mit dem wachsenden Erfolge der Erweckung und Stärkung christlichen Glaubens und Lebens. Die Revolutionsjahre 1848 und 1849 gaben ihm 35 mehrfache Gelegenheit seine eifrige königstreue Gesinnung und seine Überzeugung von dem göttlichen Beruf der Obrigkeit durch Bekämpfung aller aufrührerischen Bestrebungen zu bethätigen, was ihm die Todfeindschaft der Revolutionäre zuzog. Danach aber suchte er die allen Mächten des Umsturzes entgegengestellte Arbeit der inneren Mission nach Kräften zu fördern. Insbesondere war er beteiligt an der Gründung der Rettungsanstalt 40 zu Düsselthal durch den Grafen von der Recke und als langjähriges Mitglied des Kuratoriums an ihrer fortdauernden Verwaltung. Auch der äußeren Mission wandte er jein thätiges Interesse zu. Außerdem übernahm er die Leitung der evangel. höheren Töchterschule zu Düsseldorf und für fünf Jahre die Thätigkeit als Religionslehrer an der dortigen städtischen Realschule. Ferner machte er sich um die Stadt verdient durch die 45 Gründung eines evangel. Krankenhauses, die er in Erinnerung an seine Erkrankung in Prag und seine Genesung von derselben betrieb. Und selbst über die Rheinprovinz hinaus erstreckte sich seine Wirksamkeit, indem er zu Generalkirchenvisitationen in anderen Provinzen berufen wurde. Neben solcher vielseitigen praktischen Thätigkeit fand er aber auch noch Zeit und Kraft zu litterarischer Beschäftigung. Den äußeren Anlaß dazu bot seine amt- 50 liche Verpflichtung, den kirchlichen Anzeiger der evangel. Gemeinde zu Düsseldorf mit geeignetem Stoffe zu versorgen. Zu diesem Zweck geschah es zunächst, daß er, innerlich dazu durch seine Liebe zur Heimat bewogen, Studien über die Kirchengeschichte der Rheinproving betrieb, aus welchen neben mehreren kleineren Auffäßen im Anzeiger wie dem über die Pfalzgräfin Katharina Charlotte in den Jahrgängen 1851 u. 1852 auch die größere 55 Abhandlung über die gelehrte Schule zu Düsseldorf und deren ersten Rektor Joh. Monheim 1853 hervorging.

Diese reiche und gesegnete Wirksamkeit in Düsseldorf wurde aber nach zwölfjährigem. Aufenthalt dort abgebrochen, als K., während er einen Ruf nach seiner Vaterstadt Köln abgelehnt hatte, im Oktober 1856 einer Berufung in das von kräftigem religiösen Leben 60

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