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alle mühsameren Handreichungen überlassen, welche Praxis Ez 44, 7 f. als schnöden Bundesbruch verurteilt.

Bei der Reichsspaltung hat nach 2 Chr 11, 13 ff.; vgl. 13, 9 eine Auswanderung mancher Leviten nach Jerusalem Juda stattgefunden. Der Chronist erwähnt die Leviten 5 weiterhin besonders unter Josaphat bei einem siegreichen Heerzug 2 Chr 20, 19 ff. und bei dessen Einrichtungen für Gerichtswesen (2 Chr 19, 8) und Unterweisung des Volks im Gesez (2 Chr 17, 8 f.). Siehe darüber Bd IX S. 353 f. Er läßt die Leviten besonders beteiligt sein beim Sturze Athaljas (2 Chr 23, 1—11), während im Königsbuch die Ausführung des Anschlags Jojadas der kgl. Leibwache zugeschrieben ist, 2 Kg 11,4-12. Siche 10 über diesen Widerspruch, der im wesentlichen durch die Annahme, daß die Quellen sich ergänzen, sich heben läßt, Wellhausen, Prolegomena S. 195 ff.; Stade, ZatW 1885, S. 279 ff., und besonders Klostermann zu 2 Kg 11, 4; Köhler, Gesch. III, 211 ff. Ausführlicheres enthält dieselbe Quelle über die Leviten zur Zeit Hiskias bei Anlaß der von diesem Könige unternommenen Reformation des Kultus 2 Chr 29, 3 ff., too V. 12 ff. Vertreter der Le15 vitengeschlechter in eigenartiger Gruppierung erscheinen. Bei der Opferfeier im neugeweihten Tempel wird V. 34 notiert, daß die Leviten den Priestern, die nicht zahlreich genug waren, beim Abziehen der Haut der Opfertiere seien behilflich gewesen. Ebenso wird beim Feste der ungesäuerten Brote hervorgehoben (30, 16 f.), daß die Leviten das Schlachten der Bassahlämmer für solche Israeliten besorgten, die nicht rein waren; dagegen beim Passah 20 unter Josia ist es 2 Chr 35, 11 schon als allgemein giltiger Brauch genannt, daß die Leviten die Lämmer schlachteten und die Haut abzogen, während die Darbringung des Blutes stets den Priestern vorbehalten blieb. Hinsichtlich der Einkünfte der Leviten ist zu beachten, daß König Hiskia die Einlieferung des Zehnten, die seit langem unterblieben war, wieder anbefohlen und geordnet habe 31, 4 ff. Unter Hiskia wird übrigens den 25 Leviten 2 Chr 29, 34 ein besseres Zeugnis gegeben als den Priestern in Bezug auf den Eifer, sich für den Dienst Jahvehs heiligen zu lassen. Später erscheinen sie in weniger günstigem Lichte. Ez 44, 9 ff. schließt sie vom eigentlich priesterlichen Dienst in aller Form aus und motiviert dies damit, daß sie Israel zum Gößendienste geholfen und das Volk darin bestärkt hätten. Sie sollen daher im Tempel der Zukunft nur die niedrigen 30 Dienste verrichten, während der höhere Altardienst den Söhnen Zadoks ausschließlich vorbehalten bleibe. Dieser Tadel bezog sich offenbar darauf, daß viele Leviten an solchen Kultusstätten, die Ezechiel nicht für legitim ansah, und wo auch viel heidnisches Unwesen mitunterlief, sich zur Ausübung des Priesterdienstes hergegeben und so diese unreinen Kulte unterstützt hatten. Nicht berücksichtigt wird bei dem Strafurteil, daß ihre Unterordnung 35 unter die Priester schon altmosaisch war. Ezechiel ordnet ja überhaupt die Verhältnisse neu, als hätte er tabula rasa vor sich.

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Daß die Leviten stark an den Höhendiensten Judas und Israels interessiert gewesen waren, dürfte auch daraus hervorgehen, daß sie bei der Rückkehr der Verbannten zum Wiederaufbau des Tempels - denn dies war ja die Absicht des Königs Koresch Esr 1, 1 ff. — 40 sich nur sehr wenig zahlreich einfanden Esr 2, 40. Neben 4289 Priestern, die mit Se rubbabel heimkehrten, sind die 74 Leviten eine verschwindende Zahl. Allerdings erscheinen außerdem 128 Sänger und 139 Thorwächter, oder nach Neh 7, 44 f.: 148 Sänger und 138 Thorwächter. Und aus dieser Art der Aufzählung ist nicht mit manchen Neueren zu schließen, daß die beiden letzten Klassen nicht levitischen Stammes gewesen seien. Vielmehr 45 ist hier Levit" im engeren Sinne gebraucht von den Tempel- und Altardienern, da dies das älteste und wichtigste Amt der Leviten war. Die Sänger und Thorhüter hatten schon vor der Zerstörung Jerusalems zum eigentlichen Personal des Tempels gehört und empfanden daher auch ein näheres Interesse, dahin zurückzukehren, als solche Leviten, die wohl mit anderen Heiligtümern in Beziehung gestanden hatten. Die niedrigeren Altar50 und Tempeldienste waren ja ohnehin von den Nethinim verrichtet worden. Bei Estas Heimkehr erneuerte sich dieselbe Erscheinung Esr 7, 7; 8, 15 ff. Auch diesmal waren die Leviten am wenigsten zur Heimkehr bereitwillig und ließen sich erst bitten. Nach einer jüdischen Tradition hätte Esra die Saumseligkeit der Leviten damit bestraft, daß er ihnen den Zehnten entzog und ihn den Priestern überwies (Jebamoth 86 b), welche in späterer 55 Zeit in der That allein den Genuß desselben hatten, wie aus Josephus hervorgeht, stebe aber Neh 10, 38; 13, 10. Übrigens mehrten sich doch in Nehemias Zeit die Leviten allmählich. So sind ihrer Neh 11, 15 ff. als in Jerusalem wohnend 284 gezählt, dazu Thorhüter 172. Die anderen waren in Landstädten angesiedelt, besonders im benjamini tischen Gebiet, vgl. auch Neh 12, 27-29. Die alten Levitenstädte werden nicht mehr 60 erwähnt. Auch die Nethinim sind, als bestimmt von den Leviten unterschiedene Rafte,

aus dem Eril zurückgekehrt. Ihre Zahl betrug nach der ersten Heimkehr, die Söhne der Knechte Salomos inbegriffen, 392 (Esr 2, 58; Neh 7, 60). Mit Esra kamen ihrer 220 (Esr 7, 7; 8, 20). Sie wohnten fortan meist in Jerusalem (nach Esr 2, 70; vgl. Neh 3, 26. 31 auch in anderen Städten mit den Leviten) und zwar auf dem Ophel, dem füdöstlichen Ausläufer des Tempelberges. Sie standen unter zwei aus ihrer Mitte genom 5 menen Vorstehern (vgl. Neh 11, 21 mit Esr 2, 43; Neh 7, 46). In dem königlichen Edikt Esr 7, 24 wird ihnen wie dem übrigen Kultuspersonal Abgabenfreiheit zugesichert. Ob gegenseitige Verheiratungen zwischen Israeliten und Nethinim gestattet waren, ist aus dem AT nicht zu ersehen. Ursprünglich dürften die Nethinim unter das Verbot Dt 7, 3 gefallen sein. In der Mischna (Jebamoth 2, 4; Kidduschim 4, 1) wird das Connubium mit 10 ihnen verwehrt. Vgl. auch Bertholet, Stellung der Israeliten und Juden zu den Fremden 1896, S. 342.

In betreff der levitischen Ordnungen zur Zeit des zweiten Tempels finden sich zerstreute Notizen in der Mischna, die aber wenig Ausbeute gewähren. Vgl. die 15 Tempelämter Schekalim 5, 1, wo übrigens keine Unterscheidung zwischen priesterlichen und levi- 15 tischen getroffen ist. Von der Tempelwache handelt Middoth 1, 1 ff. Nach dieser Stelle wurde im zweiten Tempel an 24 Orten Wache gehalten (vgl. Thamid 1, 1), von denen 21 von Leviten, 3 von Priestern besetzt waren. Die Wachtposten standen unter dem Präfekten des Tempelberges (), der nachts bei denselben die Runde machte, jeden Wächter, der schlafend getroffen wurde, schlug, ja ihm die Kleider anzünden durfte. Ueber 20 die levitische Tempelmusik vgl. Erachin 2, 3-6; Thamid 7, 3. 4; Sukka 5, 4; Bikkurin 3, 4 u. s. w. f. d. A. Musik b. den Hebr. Nach Jos. Ant. 20, 9, 6 erwirkten die levitischen Musiker unter König Agrippa II. einen Synedrialbeschluß, durch den ihnen das Recht priesterliche Kleidung zu tragen zugesprochen wurde. - Mit der Zerstörung des Tempels verlor das Levitentum wie das Priestertum seine Bedeutung; die Synagoge bedarf des- 25 selben nicht. Doch finden sich unter den Juden bis auf den heutigen Tag solche, die als Abkömmlinge Levis betrachtet werden und deshalb im Synagogenkultus gewisse Vorrechte genießen. Der Name „Levi“ selbst freilich ist kein Beweis für levitische Abstammung; war er doch als Personenname auch bei Angehörigen anderer Stämme nicht selten, vgl. 3. B. im NT Lc 3, 24. 29. Sicherer soll für diese Abstammung der Name Halevi ein s0 Zeichen sein.

Die Kritik hat in neuerer Zeit tiefgreifende Fragen in Bezug auf die Entwickelung des Stammes Levi aufgeworfen und die traditionellen Anschauungen von Grund aus umzugestalten gesucht. Daß im Deuteronomium der im priesterlichen Gesetz (P) so scharf gezogene Unterschied zwischen Priestern und Leviten kaum hervortritt, hat schon früher 35 Anlaß gegeben, das D in eine bedeutend spätere Zeit, als die übrigen Quellen des Pentateuchs hinabzuschieben, da jener Unterschied sich unterdessen verwischt habe (Riehm). Um gekehrt haben die an Reuß sich anschließenden Kritiker, unter denen besonders Wellhausens plastische Darstellung durchschlagend wirkte, vornehmlich von den gesetzlichen Bestimmungen über das Priesterpersonal und deren Verhältnis zur Geschichte ausgehend Anlaß genommen, 40 den P dem D nachzuordnen: der ganze Unterschied eines aaronidischen Priestertums und eines liturgischen Levitentums gehöre erst der nachprophetischen Zeit an. In der Zeit der Propheten sei zwischen Priestern und Leviten kein Unterschied, so auch noch nicht in dem unter Josia entstandenen D. Die „Leviten", von welchen dieses rede, seien die Priester der bis in die deuteronomische Zeit nicht angefochtenen ländlichen Höhenkulte gewesen. Der 45 neue Gesetzgeber (D), welcher diese aufheben wolle, um nur noch den Tempel in Jerusalem fortbestehen zu lassen, treffe in weiser Milde die Auskunft, daß er jene beim Eingehen ihrer Opferstätten brotlos gewordenen Leviten der Mildthätigkeit empfehle und ihnen außerdem vollberechtigte Aufnahme in die jerusalemische Priesterschaft erwirken wolle durch die Bestimmung Dt 18, 6 ff. Diese Vergünstigung sei aber an dem Widerstand der letteren 50 gescheitert, wie aus 2 Kg 23, 8f. erhelle. Dieser Thatsache, daß die Höhenpriester auf solche Weise ihres Rechtes verlustig gingen, hänge dann Ezechiel ein moralisches Mäntelchen um“ (Wellhausen), indem er sie zu dienenden Leviten degradiere, weil sie das Volk zur Abgötterei verführt hätten (Ez 44, 10 ff.). So sei Ezechiel (573 v. Chr.) der erste, der innerhalb des Priesterstammes einen Rechtsunterschied einführe: Die Söhne Zadoks, d. h. 55 die jerusalemischen Priester haben allein des Altars zu warten, die übrigen Leviten in dienender Stellung die bisherigen Nethinim zu ersetzen. Lange nach Ezechiels Thora erst jei P in Babylonien entstanden, und von Esra nach Jerusalem gebracht (444 v. Chr.) und dort promulgiert worden. Hier erscheine nun jener Unterschied zwischen Priestern und Leviten bis in die mosaische Zeit zurückdatiert, indem Aaron mit seinen Söhnen allein des co

Priestertums walte und die Ansprüche der levitischen Rotte Korachs zurückgewiesen werden. Jeht erst, wo der Faden der lebendigen Erinnerung ganz abgebrochen war, konnte man es auch wagen, jenen Zadok, der gar nicht aus priesterlicher Familie war, aus dem Stamm Levi abzuleiten und zum Nachkommen Aarons zu stempeln. Endlich habe der Chronist 5 noch weitere Phantasien in betreff der Gliederung des Stammes Levi und seiner Bedeutung in der Geschichte entwickelt, indem er sich dabei an das Schema des P hielt.

wenn

Die meisten neueren Kritiker sehen diesen Hergang für so einleuchtend an, daß sie darin den schlagendsten Beweis für die litterarische Reihenfolge D, Ez., P, Chron finden. So Wellhausen, Kuenen, Kautsch und viele neuere. Andere dagegen sehen diese Beweis10 führung weder eregetisch noch pragmatisch für überzeugend an. So Dillmann, Delißsch, Kittel, van Hoonacker, zum Teil auch Baudissin u. m. a. Mehr, als gewöhnlich geschieht, sollte von beiden Seiten zugestanden werden, daß vieles in der Geschichte des Stammes und der Entwickelung seiner Einrichtungen dunkel bleibt. Zumal für die ältere Zeit gilt dies. Wenn man die priesterlichen Satzungen der mittleren Bücher des Pentateuchs (P) 15 in nacherilische Zeit hinabrückt, dem Chronisten alle geschichtliche Glaubwürdigkeit abspricht auch in Bezug auf solche Mitteilungen wie 2 Chr 17, 8 (levitisches Lehrkollegium des Königs Josaphat), 19, 8 (richterliches Kollegium desselben Königs), 20, 19 ff. (levitische Sängerchöre desselben), 23, 1 ff. (Mitwirkung der Leviten bei der Schilderhebung gegen Athalja) und die ausführlichen Erzählungen über die Leviten zur Zeit Davids und Hiskias 20 man endlich in den Geschichtsbüchern solche Stellen, wie 1 Sa 6, 15; 2 Sa 15, 24 fritisch beseitigt oder wie 1 Kg 8, 4 (vgl. LXX) emendiert (s. dagegen van Hoonacker S. 79 ffund 147 ff.), so läßt sich über die Leviten in vorerilischer Zeit überhaupt nicht viel sagen. Und doch bleiben auch dann noch Zeugnisse übrig, welche gegen die heute beliebte Darstellung der Entwickelung des Stammes ins Gewicht fallen. Nach Wellhausen hätte es 25 in der älteren Zeit einen priesterlichen Stamm Levi überhaupt nicht gegeben. In der Richter und älteren Königszeit mache sich überhaupt eine Scheidung zwischen Heilig und Profan in Hinsicht auf das Kultuspersonal nicht bemerklich: Gideon und Manoah opfern selber, ebenso Saul; David und Salomo vollziehen priesterliche Handlungen. Der Ephrais mite Samuel wird zum Priesteramt geweiht. Davids Söhne waren nach 2 Sa 8, 18 30 Priester u. s. w. Ein zahlreiches liturgisches Personal, wie es nach P der Stamm Levi hätte stellen müssen, ist in der älteren Zeit überall nicht vorhanden. „Leviten“ hieß man vielmehr die einzelnen Individuen, die sich von Berufswegen dem Gottesdienste widmeten. Seit aber im Laufe der Königszeit das priesterliche Personal zahlreicher wurde, bildete sich dasselbe zu einem angesehenen Stand heraus, der als solcher Dt 33 sogar neben die 35 Stämme Israels gestellt werden konnte. Und aus diesem Priesterstande ist erst späterhin, da die Ämter mit der Zeit erblich wurden, ein Geschlechtszusammenhang erwachsen. Allein gerade Dt 33 erhebt gegen diese Aufstellungen Einsprache wie schon Gen 49 (vgl. oben S. 418,33 ff.).

Der Vertrauensmann Jahvehs, von dem hier (Dt 33, 8) die Rede, ist nicht Mose, 40 der nie die Urim und Thummim geführt hat, sondern der einheitlich zusammengefaßte Stamm Levi, auf dessen Gesamtheit also in mosaischer Zeit etwas von priesterlicher Weihe übergegangen ist; und die Beziehungen auf den Wüstenzug Vs. 8 f. haben nur einen Sinn, wenn der spätere priesterliche Stamm mit seinen Vertretern in der mosaischen Zeit sich in einem Erbzusammenhang wußte. Wellhausen selbst spricht S. 142 die Vermutung aus, 45 Mose möchte aus jenem alten (nach ihm untergegangenen) Stamm Levi (Gen 49) ber vorgegangen sein (wobei übrigens nachmosaischer Ursprung von Gen 49, 5 ff. unerklärlich würde); der Ausdruck Leviten sei wohl zuerst auf die Verwandten Moses angewandt worden. Damit giebt er aber bereits zu, daß schon in der ältesten Zeit bei dieser priesterlichen Korporation auf Familienzusammenhang Gewicht gelegt wurde. Um so weniger ist seine 50 Erklärung von Dt 33, 9 statthaft S. 132 f.: Den Priester mache nicht der Zusammenhang des Blutes, sondern die Verleugnung desselben. Er müsse ähnlich wie die Propheten söhne, Rechabiten (?) und Nasiräer sich von den Banden der Familie losreißen, Eltern, Brüder Weib und Kinder (!) dahintenlassen, um in die Priesterschaft einzutreten. Zwar auf Cölibat der Priester dürfe man daraus nicht schließen, sondern die Worte deuteten 55 nur an, daß das Priestertum häufig kaum den Mann, geschweige denn eine Familie ernährte. Davon ist doch der von seiner Familie dem Heiligtum geweihte Samuel noch lange kein Beweis; seinen Kindern wurde er durch sein Amt nicht entzogen. Vielmehr sollte er an Elis Schicksal ein warnendes Beispiel nehmen, daß er sich als Priester der Verantwortlichkeit für sie nicht entschlagen dürfe. Auch lassen jene Erzählungen erkennen, 60 daß im Gegenteil das Priestertum, welches freilich mit dem bloßen Levitentum nicht ver

wechselt werden darf, sogar recht einträglich war. Jene Stelle des Mosesegens über Levi geht also nicht auf äußerliche Ausscheidung aus der Familie, sondern stellt als Ideal jene innere Unabhängigkeit von den Rücksichten der Verwandtschaft hin, welche der Diener Gottes und Sprecher des göttlichen Rechtes sich bewahren muß, und der Stamm Levi bei einem berühmten Vorfall, auf den vielleicht angespielt wird, Er 32, 26-29, bewiesen 5 hat. Vgl. auch Sellin, Beiträge zur israelit. und jüd. Religionsgeschichte II (1896), S. 110 f. Jedenfalls ist also in diesem Segensspruch ein Stamm vorausgesetzt, auf welchen die priesterliche Würde in mosaischer Zeit übertragen wurde, und von welchem die spätere Priesterschaft sich herleitete. Selbstverständlich hat aber nicht der ganze Stamm das Priestertum ausüben können, wenn auch eine gewisse Weihe auf alle seine Glieder übergegangen 10 ist. Wichtig ist in dieser Hinsicht jener einzelne (kritisch nicht angefochtene) Levit Ri 17. Derselbe ist schon von Haus aus Levit, ohne Priester zu sein, was er erst durch jene Anstellung im Hause des Micha wird. Beides ist also zweierlei. Er kann nur nach seiner Abstammnng Levit sein, wie auch 18, 30 bestätigt, wo er von Mose abgeleitet wird; aber nicht von legterem Umstand rührt seine Qualifikation zum Priester her, sonst hieße er dem ent- 15 sprechend Sohn oder Nachkomme Moses, sondern von seiner Zugehörigkeit zum priesterlichen Stamm Levi.

Daß es damals nur sehr wenige Leviten gegeben habe, schließt man freilich aus der Freude, die Micha darüber empfindet, einen solchen für sein Heiligtum gewonnen zu haben (Ri 17, 13). Man kann aber auch den Schluß daraus ziehen, daß die Leviten zwar 20 dienstliche Beziehungen zum nationalen Haus Jahvehs hatten, aber sich nicht zur Bedienung von privaten Sonderkulten hergeben sollten (vgl. 18, 3). So van Hoonacker S. 230 f., der für die ältere Zeit auch zwischen erlaubtem Lokalkult der Familien und Geschlechter und dem Dienste des Bundesheiligtums in dem Sinne unterscheidet, daß für den ersteren, für welchen die Vorschriften Ex 20, 24 ff. galten, priesterliche Vermittelung nicht geboten ge= 25 wesen sei, während der Altardienst am Bundesheiligtum den levitischen Priestern vorbehalten war. Da ließe sich leicht denken, daß die Leviten in Versuchung kommen konnten, an jenen anderen Orten ein förmliches Priestertum einzurichten. Als Argument, welches gegen das Vorhandensein einer zahlreichen, von Mose zum Dienst am centralen Heiligtum befohlenen, Stammes Levi spreche, weist man darauf hin, daß Eli auf die Bedienung 80 durch den einzigen Samuel angewiesen sei 1 Sa 3, 1 und auch seine Söhne nur über einen Knecht verfügten (1 Sa 2, 13). Allein wenn Samuel der vertraute Famulus Elis war, so ist damit nicht gesagt, daß es an dem vielbesuchten Heiligtum zu Silo kein größeres Dienstpersonal gegeben habe, was auch aus 2, 13 nicht folgt. Übrigens wird ja auch vom Chronisten erst dem David das Heranziehen einer größeren Menge von Le- 35 viten zum Tempeldienst zugeschrieben. Es verträgt sich also mit der biblischen Darstellung wohl, daß die mosaische Idee erst damals vollere Verwirklichung fand. Leicht möglich ist, daß damals z. B. für die Tempelmusik geeignete Leute in die Levitenzunft eingestellt wurden (Klostermann glaubt, daß die Nabiverbindungen dem Stamm eingegliedert worden seien), deren Cadres aber durch die Abstammung von Levi gegeben waren. Merkwürdig 40 bleibt, daß P von der gottesdienstlichen Musik der Leviten ganz schweigt, was bei junger, bezw. nacherilischer Entstehung kaum denkbar wäre, da schon vor dem Eril die Musik einen wichtigen Teil des Kultus bildete. Daß dieselbe wenigstens die Leviten nichts anging, läßt sich auch nicht aus dem Umstand folgern, daß in Esra und Nehemia die Thorhüter und Sänger gewöhnlich von den ,,Leviten" unterschieden werden. Dies beruht nicht darauf, 45 daß sie noch nach diesen Quellen (im Unterschied von der Chronik und den chronistischen Zufäßen in Esr und Neh) nicht zum Stamme Levi gerechnet würden, sondern darauf, daß dort der Ausdruck,,Levit" in engerem Sinne von den beim eigentlichen Tempel- und Altardienst Zudienenden gebraucht wird. Dafür, daß der Chronist nicht einfach die Verhältnisse seiner Zeit auf die Vergangenheit zurücktrage, macht van Hoonacker S. 26 ff. auch die eigen 50 tümliche Erscheinung geltend, daß derselbe gerade in seinen Erzählungen über vorerilische Zeit die Leviten eine verhältnismäßig hohe, derjenigen der Priester angenäherte Stellung einnehmen lasse, während sie nach dem Eril hinter diesen stark zurücktreten. Um so cher lonnte sich für den sonst die Ungleichheiten ausgleichenden Ezechiel fragen, ob die Schranke awischen ihnen und den Priestern nicht aufgehoben werden sollte. Er verneint es unter 55 Hinweis auf ihre Verschuldungen an den gößendienerischen Bamoth. Allerdings sagt er nicht ausdrücklich, daß ihre Unterordnung schon altmosaisch sei (vgl. oben S. 422,31 ff.), aber ebensowenig entkleidet er fie förmlich einer Würde, die sie bisher gehabt hätten, in welchem Fall Vs. 13 ein zu erwarten wäre. Und wenn er 44, 7 es geradezu als einen ..Bundesbruch" bezeichnet, daß die Israeliten bisher durch Fremdlinge die niedrigeren 60

Tempeldienste verrichten ließen, so seht er damit eine Bundesthora voraus, welche diese Dienste anderen zugewiesen habe. Diese anderen können doch wohl nur die Leviten gewesen sein.

So kommen wir fürs Erste zu dem Schluß, dem sich eine besonnene Kritik, wie wir 6 glauben, nicht entziehen kann, daß der Stamm Levi von den Anfängen des israelitischen Volkstums, d. h. von der mosaischen Periode an (vgl. auch Ri 18) als der zum Gottesdienst besonders geweihte gegolten habe. Zweitens aber ist undenkbar, daß derselbe jemals ohne Unterschied dem Priestertum sollte obgelegen haben. Bei der Einheit des Volkes und seines Gottes, welche uns in unantastbaren Dokumenten der frühesten Zeit entgegen= 10 tritt (vgl. 3. B. Er 15; Ri 5), ist die von der geschichtlichen Überlieferung einhellig bezeugte einheitliche Zusammenfassung des Kultus an Einem Heiligtum und in Einer Priesterfamilie in der ältesten Zeit auch das einzig Natürliche. Mit dem Pentateuch ist anzunehmen, daß dieses Priestertum ursprünglich von der Familie, nicht vom ganzen Stamm ausging, daß aber von jener auf diesen, der sich schon in der Zeit der Wanderung durch seine 15 Bundestreue auszeichnete, etwas von priesterlicher Weihe überging und er dem Heiligtum den nächsten Schutz und Dienst bot. Das schließt nicht aus, daß die von Mose entworfene Grundordnung, welche bei P zu Grunde liegt, im Laufe der Jahrhunderte bei so wechselvollen Verhältnissen manche Störungen erlitt. Es hätte wunderbar zugehen müssen, wenn das genealogische Recht sich immer mit dem Bedürfnis der Praxis gedeckt hätte. 20 Wie überall wird bei zu starker Zahl der Berechtigten ein Teil derselben zurückgedrängt worden sein und hinwieder werden die minder Berechtigten sich bestrebt haben, in den Kreis der Bevorrechteten einzudringen. Einen Anlauf letterer Art erzählt die Überlieferung schon aus der Zeit Moses (Nu 16). Ein Vorrücken der Leviten in priesterliche Funktionen begegnete uns oben mehrfach, das Eindringen der Tempeldiener heidnischen Ursprungs in 25 die levitischen Obliegenheiten bezeugt Ezechiel. Auf solche Bewegungen folgten aber auch je und je wieder reformatorische Maßregeln im entgegengeseßten Sinn.

Schwankend war in der älteren Zeit schon der Unterschied zwischen heiligem und profanem Personal, weil die Idee des allgemeinen Priestertums nachwirkte; damit ist jedoch nicht gesagt, daß jener Unterschied gar nicht gemacht wurde. Das Gegenteil beweist schon 30 Ri 17, wo ein bestimmtes Familienglied im Unterschied von den anderen zum Priester geweiht wird, der Patron dieses Kultus aber solang kein gutes Gewissen hat, bis es ihm gelingt, einen geborenen Leviten an dessen Stelle treten zu lassen. Damals mögen manche Kulte mit oder ohne Leviten entstanden sein. Mit der systematischeren Ordnung des Gottesdienstes im königlichen Jerusalem wurde jener Unterschied zwischen heilig und profan 36 strenger durchgeführt. Die levitischen Priester" galten als die von Mose her mit dem eigentlichen Altardienste betrauten, und auch die niedrigeren Organe des Kultus wurden dem Stamme Levi eingegliedert, was in der älteren Zeit noch leichter nach Bedürfnis geschehen mochte als später, wo die Erbfolge allein entschied. Ebenso schwankten die Grenzen der Befugnisse innerhalb des Stammes Levi. In der Volksanschauung haftete jedem 40 Leviten eine Anwartschaft auf das Priestertum an und auch im Königreich Juda gelangten manche Leviten zu priesterlichen Ämtern an Nebenkulten. Auch am Centralheiligtum waren die Leviten um so angesehener, da die gemeineren Hantierungen nichtisraelitischen Nethinim überbunden waren. Im Gegensatz zu diesen wie zum gewöhnlichen Volke galten die Leviten als Brüder der Priester, Angehörige des Priesterstammes. So hebt auch das 45 für das Volk geschriebene D die näheren Rangunterschiede, die natürlich stets innerhalb dieses Stammes bestanden haben, nicht hervor. Völlig unstatthaft ist aber, in Dt 18, 6feine Maßregel finden zu wollen, welche die Übersiedelung der Höhenpriester nach Jerusalem einleiten sollte. Mit jenem Leviten, der, wie es bescheiden heißt, irgendwo in den Thoren Israels zu Gaste wohnt, kann unmöglich ein solcher gemeint sein, der dort ein 50 Priestertum bekleidet. Die Absicht dieses Gesetzes geht nur dahin, daß der Levit durch seinen auswärtigen Wohnort nicht des Dienstrechtes am Centralheiligtum mit entsprechendem Genuß der Einkünfte desselben verlustig gehen soll. Daß er dort nicht jede beliebige Hl. Handlung vorzunehmen berechtigt sein, sondern der dortigen Ordnung sich einfügen soll, versteht sich dabei von selbst. Wenn nun König Josia bei seiner Reformation alle 55 Priester der judäischen Bamoth nach Jerusalem einbrachte, jo erklärt sich das leicht daraus, daß sie levitischer Abstammung, also dem Tempel zu Dienst verpflichtet waren und das Aufhören des Bamothkultus durch ihre Verpflanzung am sichersten gewährleistet schien. Daß dabei der Wortlaut von Dt 18,6 f. nicht eingehalten worden sei (Kittel, Geschichte II,324), ist schon deshalb unzutreffend, weil dieser Wortlaut, wo es sich um nichts weniger 60 als freiwillige Einziehung von „Priestern" handelte, gar nicht paßte. Kittel meint ferner,

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