Obrazy na stronie
PDF
ePub

fie Liebe unter einander haben, nicht allein gegen gute Freunde und Wohlthäter, sondern auch gegen Neider, gegen Feinde und Verfolger. Darum bitte ich dich, ach, åndre doch mein rachgieriges und deinem heiligen Willen widerspenstiges Herz, daß ich durch deine Gnade meinen Nächsten herzlich und aufrichtig lieben möge, als mich selbst. Verleihe mir Kraft und Stärke, daß ich meinem Nächsten gerne und mit Freuden das gönne, was du ihm giebest, und nicht deswegen betrübt drein se he, wenn du mich diesesmal nicht mit gleicher Wohlthat erfreuest. Behüte mich vor aller Falschheit gegen ihn, daß ich mich nicht etwa freundlich stelle mit Worten, und im Herzen doch ihm feind fey; wie Judas ihn küsse, und doch verrathe; sondern daß ich es aufrichtig mit ihm meyne. Und so ich ja muß der Feinde Verfolgung, Schmähung und Unrecht erfahren, so gieb mir Kraft, daß ich es mit Sanftmuth überwinde, nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort vergelte, sondern dagegen ihnen Segen und alles Gutes anwünsche. Herr, mein Gott! du fichest, wie dem Fleisch und Blut diese Pflicht so schwer ankommt, aber durch deine Gnade und Beystand wird es mir möglich werden. Gieb, daß ich allezeit deine vollkommene Liebe, o himmlischer Ba✩ ter! ansehe, daß du uns Menschen, da wir noch deine Feinde waren, geliebt hast. Gieb, daß ich mir immer vorstelle die Liebe meines Jesu, der für seine Feinde gebetet, und ihnen Gutes gethan hat. Schreibe mir in mein Herz die erbarmende Liebe des heiligen Geistes, welcher nicht müde wird an meinem widerspenstigen Herzen zu arbei

$2

tén

ten und anzuklopfen, damit ich dadurch zu einer wahren Liebe gegen meinen Nächsten bewogen werde, und also das Zeugniß erlange, ich sey ein wahrer Jünger Jesu. Laß mich an andern üben, was du an mir gethan, und meinen Nächsten lies ben, gern dienen jederman, ohn Eigennutz und Heuchelschein, und wie du mirs erwiesen, aus reiner Lieb allein. Amen.

[blocks in formation]

st dann die Liebe gar aus dieser Welt verschwunden, da wenig Liebe mehr bey Christen wird gefunden? Die Liebe follte ja bey Christi Jünger seyn; warum ist Falschheitstück ben ihnen so gemein?

2. Ach! in der letzten Zeit wird alle Lieb erkalten, und gar geringe seyn bey Jungen und bey Alten. Ist diese Zeit schon da, so machet euch bereit zum lieben jüngsten Tag, und zu der Ewigkeit.

3. Wo findet man jest Lieb; wo find die Lies besproben? Die Liebeswerke find fast gänzlich aufgehoben. Wo ist Aufrichtigkeit? Wo ist die Lies bestreu? Regiert die Falschheit nicht und lauter Heucheley?

4. Die Liebe ist hinweg, man findet kein Verz trauen; man darf auf keines Wort anjeßo fast mehr bauen. Ein anders denkt das Herz, ein ans ders redt der Mund, und schöne Worte gehn, doch nicht aus Herzensgrund.

5. O falsche böse Welt, Gott kennet deine Stüs cke! du bist voll Haß und List, voll Bosheit und voll Tücke, du hast die Liebe nicht, und doch der

Liebe Schein, und dieser falsche Schein foll wahre Liebe feyn.

6. Allein, wer keine Lieb will an dem Nächsten üben, der kann von Herzensgrund auch seinen Gott nicht lieben; drum glaube nur gewiß, der ist kein Gotteskind, bey dem man lauter Haß und keine Liebe findt.

7. Mein Gott! verleih mir Gnad, daß ich in Lieb umfassen, und Gutes gönnen mag, die mich aus Feindschaft hassen. Ach, mache selbst mein Herz von aller Bosheit rein, daß ich auch in der Lieb mög Christi Jünger seyn.

8. Laß deine Lieb zu mir vor meinen Augen stehen, und taß mich ihrer Spur mit allem Fleiß nachgehen; ja, daß ich mich betracht, und an mir nehme ab, wie es in jedem Fall mein Nächster gerne hab.

9. Laß deinen guten Geist, den Geist der Treu und Liebe, in meinem Herzen seyn, damit ich Lieb ausübe. Gieb mir ein redlich Herz, das ohne Falschheit sey, soll Lieb und ohne List, und ohn Betrügerey.

10. So leb ich als ein Kind, und werd dahin gelangen, wo alle Gläubigen in Liebe, sich umfan gen: wo Liebe immer blüht in der Vollkommenheit, und nie aufhören wird in alle Ewigkeit.

Der

Der gläubige Christ will Jesu nachfolgen.
Aufmunterung.

Matth. 16, 24.

Will mir jemand nachfolgen, der verläugne sich selbst, und nehme sein Kreutz auf sich und folge mir nach.

Herr

err, siehe, ob ich auf bösem Wege bin! So foll ein gläubiger Christ täglich feufzen. Psalm 139, 24. Fraget ein behutsamer Wandersmann fleißig nach dem Wege, so soll ein Glâubiger sich fleißig des Himmelsweges erkundigen. Es find viele Verführer ausgegangen, spricht Johannes: darum soll ein wahrer Christ sich wohl vorsehen, daß er nicht verführet werde. Ein gläubiger Christ folget demnach 1) nicht nach den Weltkindern, die ihn wollen mitnehmen zu ihren luftigen und fünd lichen Gesellschaften: dadurch würde er seine Seele in allzu große Gefahr sehen; vielweniger folget er dem Trieb seines bösen Herzens, sondern er denket allezeit, so ihm etwas in die Gedanken kömmt: Ist das auch recht? Er folget auch nicht dem Sa tan und seinen Reißungen nach, sondern er folget nach. 2) der heiligen Schrift, die ihm vorstellet, was er glauben, was er thun und unterlassen soll, das ist feine Lebensregel; was die nicht erlaubt, davor hat er einen herzlichen Abscheu. Er folget fondere lich nach 3) dem Herrn Jesu, der uns hat ein Vorbild gelaffen, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen: die Fußstapfen Jesu aber find, seine Demuth, Gehorsam, Geduld, Sanftmuth, Keusch heit, Freundlichkeit und Frömmigkeit. Hierin bes stehet die heilige und wahre Nachfolge. Er folget 4) auch

4) auch nach dem Exempel frommer Christen. Siehet er an frommen Christen Eifer im Gebet, Ehrerbietigkeit, Mildigkeit, und andere Tugenden, so trachtet er auch solchen nachzuahmen. 5) Diefe heilige Nachfolge aber soll beståndig bleiben, bis in den Tod; so wird an solchen Seelen auch erfüllet werden, was Johannes saget, Offenbarung 14, v. 4. Sie folgen dem Lamme nach, in dem ewigen Leben.

Gebet.

ch, mein Gott und Herr! mein einziges Verlangen ist, daß ich also lebe, damit ich nach meis nem Tode zur Himmelsfreude eingehen möge. Ich freue mich allezeit, wenn ich lefe: Die Auserwähl ten im Himmel gehen dem Lamme nach, wo es hingeht! Aber ich erkenne auch wohl, daß derjenige, welcher will dem Lamme nachfolgen in der Herrlichkeit, ihm auch muß nachfolgen in dieser Zeit, dieweil er noch in der Welt lebet. Wann ich dieses bedenke, fo bin ich recht um mein Heil bekümmert; ich sehe viele Vorgänger, und weiß nicht, wem ich folgen foll. Der Satan ladet mich zwar ein, durch seine Verführungen, ihm nachzufolgen; die Welt stellet mir ihr Exempel, ihre Wege, ihre Gez sellschaft vor Augen, allein ich fürchte, ich möchte ihnen auch nach dem Tode folgen müssen, nåme lich zur Hölle und Verdammniß. O darum will ich dir, o Jesu! nachfolgen, so gehe ich den sichersten, besten und feligsten Weg. Ich will dir nach folgen, im Glauben, Liebe, Demuth, Gehorsam, Frömmigkeit und Keuschheit. Christus hat uns ein Vorbild gelassen, daß wir sollen nachfolgen seis

nen

« PoprzedniaDalej »