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Der gläubige Christ erkennet die immerwährendė Güte Gottes.

Aufmunterung.

Klagl. Jer. 3, 23. 24.

Die Güte des Herrn ists, daß wir nicht gar aus sind; Seine Barmherzigkeit hat noch tein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß.

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lles Ding hat seine Zeit, Gottes Güte aber währet in Ewigkeit, wie David im 136sten Psalm: //denn seine Güte währet ewiglich," bey allen Verz fen wiederholet. Gottes Güte ist, wie eine Muts ter, welche, wenn ein Kind geboren wird, es in ihre Arme nimmt, für es forget, es verpfleget und erziehet, so thut auch Gott an uns Menschen. Dieses erkennet nun ein gläubiger Christ, 1) daß es ist eine unverdiente Güte: Ach, das haben wir nicht um Gott verdienet, wollte er nach unserm Verdienst mit uns handeln, so müßte das Ver derben an Leib und Seele uns drücken. 2) Es ist eine nothwendige Güte. Wäre Gott nicht so gütig und barmherzig, so müßten wir verschmachten und vergehen, und würden nicht einen Tag, ja, nicht eine Stunde leben können. Denn wie ohne die Luft keine Creatur leben kann, also auch nicht ohne die Güte Gottes. Ja, was das meiste, es ist 3) eine immerwährende Güte. Wenn ein glâubiger Christ sein ganzes Leben ansiehet, von seiner Geburt, in feiner Kindheit, Jugend und fortwachsenden Jahren, so ist es lauter Güte Gottes; was wir Gutes an uns haben, das hat Gott in uns

gewirket;

gewirket; was wir besigen im Leiblichen, das hat uns Gottes Güte gegeben. Ja, was noch mehr zu verwundern, 4) ist es eine Güte, welche auch die Undankbaren und Gottlosen geniessen; über die låsset er seine Sonne scheinen; er giebt ihnen Nahrung und Kleidung, nur der Einwohnung des heis ligen Geistes werden sie nicht theilhaftig, weil sie ihr Herz davor zuschliessen. Ein gläubiger Christ laffet sich aber Gottes Güte auch zur Buße, Liebe Gottes und Gottesfurcht leiten, und ist versichert, daß er also auch derselben geniessen werde bis in den Tod.

Gebet.

Gott, wie groß ist deine Güte, daß Menschen

kinder unter dem Schatten deiner Flügel - trauen. Sie werden trunken von den reichen Güz tern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wol luft als mit einem Strøm. Nun solche Güte hab ich auch erfahren, mein Gott! sie ist bey mir alle Tage, alle Stunden, alle Wochen, ja alle Jahre neu gewesen. Deine Güte hat mich, da ich ges boren war, wie eine Pflegemutter auf die Arme genommen, und hat mich erzogen; deine Güte hat mich in der Jugend an der Hand geführet, und aller Orten begleitet; deine Güte hat in den ers wachsenen Jahren mich verforget, erhalten, ernähret, und mir viel Gutes befcheret; ja, deine Güte hat: bis auf diesen Tag und diese Stunde, da ich vor dir stehe, über mich geschwebet; deine Leuchte hat: über mir geschienen, und mich mit Segen, Gnad und Trost erfüllet. Diese deine Güte hat mich oftmals bewahret vor Unglück und Schaden; deine: £2

Güte

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Güte und Treue hat mich allewege behütet, und ist mit mir aus und eingegangen, damit mir kein Leid widerfahren möchte. Diese deine Güte hat auch meine Seele mit himmlischem Lichte ausges schmücket, hat durch dein Wort mich erleuchtet, durch den heiligen Geist mich geheiliget, und zu Deiner wahren, lebendigen Erkenntniß gebracht. Ach, mein Gott! laß deine Güte ferner über mich walten, und verlaß mich nicht im Alter, wenn ich grau werde; laß deine Güte und Treue mich bes gleiten bis in den Tod, bis sie meine Seele zur Erquickung in deinem Schoos, und meinen Leib zur Ruhe in die Erde gebracht hat. Laß deine Güte mich auch zur Buße leiten, daß ich in Betrachtung der empfangenen Wohlthaten dir mein Herz zur Wohnung und meine Seele zum Eigenthum übergebe. Nach aller deiner Güte erbarme dich über mich, wenn ich aus Schwachheit viels leicht fehlen und fündigen sollte; bringe mich nach deiner Barmherzigkeit wieder auf den Weg der Buße und des Friedens, und laß mich deine Gnade geniessen hie zeitlich und dort ewig. Für alle deine mir erwiesene Güte dank ich dir, und lobe dich von Grund meiner Seele; nicht allein lobe ich dich allhie, dieweil ich lebe, ich will dich, o güz tiger und barmherziger Gott, auch preisen in alle Ewigkeit. Darum, o meine Liebe, die ich oft betrübe, hie in dieser Welt, dir dankt mein Gemüthe, wegen deiner Güte, die mich noch erhält; die mir oft, gar unverhofft, hat geholfen in den Klas gen, Noth, Leid, Angst und Zagen. Amen.

Gefang.

Gefang.

Mel. Freu dich sehr, o meine Seele.

Gottes Liebe, Gnad und Güte, werden alle

Morgen neu, das erkennet mein Gemüthe, und auch seine Vaterstreu. Gott hat viel an mir gethan, mehr als ich aussprechen kann; ich hab alle Tag und Stunden Gottes Treu und Güt empfunden.

2. Nicht nur hat er mir das Leben, Nahrung, Segen, Wohlergehn, reichlich aus Genaden geben, sondern er läßt mich auch sehn, wie es seiner Güt gefällt, daß er alles noch erhält; ja mit jedem frůz hen Morgen hebt er wieder an zu sorgen.

3. Er schenkt mir auch seine Liebe, und die wahre Seelenfreud; feines Geistes füße Triebe, zu der wahren Frömmigkeit; Trost, wenn mich mein Leis den quált; Hülf, wenn mich mein Feind anfällt; Güte, wenn ich vor ihn trete; Gnade, wenn ich eifrig bete.

4. Solche Güt hab ich erfahren in dem ganzen Lebenslauf, und in diefen späten Jahren, höret sie auch noch nicht auf; wenn ich Morgens früh aufsteh, und des Abends schlafen geh, läßt sie mir an meiner Seelen nie an einem Guten fehlen.

5. Diese Güte will ich preifen, weil ich lebe in der Zeit, und dem Höchsten Dank erweisen in der frohen Ewigkeit! Ach, mein Gott! ich bitte dich, lasse deiner Güte mich allezeit zum Trost genießfen, bis ich werd die Augen schliessen.

Der

Der gläubige Christ erwäget die künftige Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Aufmunterung.

1 Joh. 3, 2.3.

Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir seyn werden. Wir wissen aber, wenn es erscheis nen wird, daß wir ihm gleich seyn werden; denn wir werden ihn sehen wie er ist, und ein jeglicher, der solche soffnung hat zu ihm, der reiniger sich, gleich wie er auch rein ist. Ein jeglicher wahrer Christ foll dreyerley täglich,

ja stündlich erwägen: Wer er sen, nåmlich, ein Kind Gottes; was er an Gott habe, einen Vater, einen Wohlthäter, und den allerbesten Freund; und was er von Gott noch zu erwarten habe, nåmlich, himmlische Freude und Herrlichkeit. Diese Betrachtung wird in ihm die Liebe zu Gott anzün den und stärken; und einen Haß und Verachtung gegen die Welt, und gegen alles fündliche Leben erwecken. Denn 1) große Herrlichkeit haben die Gläubigen schon allhier in diesem Leben, nåmlich, Bergebung der Sünden, die Kindschaft bey Gott, den Frieden mit Gott, einen Tröster in aller Noth, einen Fürbitter und Fürsprecher, Freude der Seele, Ruhe in Gott. Gegen diefe Herrlichkeit ist Silber, Gold, Geld und alle königlichen Kronen für nichts zu achten. 2) Grosse Herrlichkeit haben sie nach diesem Leben zu erwarten, nämlich, den Eingang in den Himmel, das Anschauen des dreyeiz nigen Gottes, die Gesellschaft der heiligen Engel

und

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