Obrazy na stronie
PDF
ePub

aber eine solche Naturwidrigkeit mit allem ihrem Grausen und Schrecken hervorgerufen wird durch die fortwährende Steigerung des Pauperismus. Dieser wurzelt in widernatürlichen, unvernünftigen Zuständen der Gegenwart, die sich fortwährend durchaus ungehindert steigern, wogegen die Regierungsgewalten einzuschreiten seit lange unterlassen, ja die sie sogar - gleichviel ob abfichtlich oder unabsichtlich dert haben.

geför Es ist hier nicht der Ort, die Wege derselben, wodurch jene unseligen Zustände hervorgerufen sind, nach der Reihe näherer Berücksichtigung zu unterziehen. Ich führe nur beispielsweise zwei Maßnahmen der Regierungen an, welche die Macht des Capitals auf das bedeutendste gefördert und das Geld in wenige Hände gebracht haben.

Diese sind die Deckung der außerordentlichen finanziellen Bedürfnisse der Regierungen durch Anleihen bei Banquiers und die maß- und ziellose Ertheilung von Concessionen zu Eisenbahnbauten. Durch die erstere Regierungsmaßnahme wird der Privatmann, der Staatsbürger, der Geld besißt, von dem aus solchen Staatsanleihen hervorgehenden bedeutenden Gewinn gänzlich ausgeschlossen, und nur das reiche Banquierhaus allein gewinnt. Hierdurch allein ist das Haus Rothschild zu seinem kolossalen Vermögen gelangt; der Einzelne im Staate hat nicht allein die Zinsen der Staatsanleihen, sondern auch das Capital selbst aufbringen helfen müssen, ohne auch nur mit einem Heller an dem großen Gewinn Theil zu nehmen, der stets allein in die Tasche des Banquiers floß, der die Anleihe vermittelte. Und obenein war es gerade wiederum auch hier, wie stets und überall, der Unbegüterte, der Besißlose, der hauptsächlich zur Abtragung beifteuern mußte.

Große Unternehmungen bedürfen auch großer Geldsummen; sie entziehen das Geld auf einmal denjenigen Kreisen, worin es bis dahin circulirt hatte. Je größer derartige Unternehmungen sind, um so größere Geldmassen sind erforderlich. Daher das urplögliche Stocken in allen Geschäften, der gänzliche Mangel an Geld, die äußerste Geldnoth im Lande, als urplößlich man allüberall Hand ans Werk legte an großartige Eisenbahnbauten, als unbedacht und ohne Ueberlegung die Regierungen in Deutschland zu jedem Eisenbahnproject ihre Genehmigung, zu jeder Eisenbahn

[graphic][merged small]

von Krähwinkel nach Schöppenstädt ohne Weiteres Concession ertheilten.

Daß beide Regierungsmaßnahmen nichts als Förderungsmittel des Pauperismus find, davon bin ich auf das vollkommenste überzeugt, besonders da die Zeit, die beste Lehrmeisterin, es dargethan hat. Dennoch halte ich es für geeignet, zuvörderft durch ein Beispiel darzuthun, wie durch die durch Banquiers vermittelten Staatsanleihen das Geld in die Hände Einzelner kommt und sodann, wie durch die zahllosen Concessionen zu Eisenbahnbauten der Pauperismus auf die schnellste Weise in Deutschland gefördert worden ist. Das Haus Rothschild möge hier als Beispiel dienen für meine erste Behauptung, und der zweiten möge die Eisenbahnmanie unserer Lage das Wort reden.

Das Haus Rothschild. *)

Eine Erscheinung, wie sie die Weltgeschichte in unsern Tagen zum ersten Male darbietet, ist das Haus Rothschild. Von unbedeutendem Beginn im Verlauf weniger Jahrzehnte unsers Jahrhunderts bis zum höchsten Gipfel der Weltmacht gestiegen, hat dasselbe eine Stellung zu erringen gewußt, in Folge deren ihm in allen Bezügen der Gegenwart im buchstäblichen Sinne des Worts eine, neben den bestehenden Gewalten bedeutende, mit entscheidende Stimme geworden ist. Sämmtliche vorhandenen encyklopädischen Werke bringen bekanntlich nur höchst unbedeutende Artikel über dasselbe, weshalb es um so mehr an der Zeit sein möchte, eine ausführlichere Mittheilung zu geben, welche die nachfolgenden Blätter enthalten sollen. Ein bekannter deutscher Staatsmann nannte es das kosmische Bankhaus", und Börne sagt gerade mit Bezug auf Rothschild: „das europäische Gleichgewicht wird von der Judenschaft erhalten; sie gibt heute dieser

"

*) Eine ausführliche Schrift über Rothschild unter dem Titel: „Das Haus Rothschild. Aufschlüsse zur Geschichte unserer Zeit", von mir verfaßt, befindet sich bereits in den Händen des Verlegers. Sie enthält die Biographie des Gründers des Hauses Nothschild, die Geschichte der Gründung und des Fortganges des Geschäftshauses bis zu seiner Geldriesengröße, bespricht sodann die verschiedenen Geschäftsetablissements zu Frankfurt a. M., Paris, London, Wien und Neapel, theilt Charakteristiken der fünf Brüder Rothschild mit, gibt Aufklärung über des Hauses Finanzopérationen und Geschäftsmanipulationen, verbreitet sich ausführlich über das Verfahren bei den durch seine Vermittelung contrahirten Staatsanleihen, und geht dann zur Theilnahme des Hauses an den industriellen und commerziellen Unternehmungen über. Besondere Abschnitte sind den Bezügen Preußens, Desterreichs und anderer Staaten zum Hause Rothschild, sowie dem Verhältniß derselben zur Frankfurter Börse gewidmet. F. S.

« PoprzedniaDalej »