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dicuntur, hymni vocantur" 1). Nur gab man, wie obige Stellen zeigen, dem Begriffe eine weitere Ausdehnung, indem man alle für den Gesang bestimmten Loblieder auf Gott und seine Heiligen mit diesem Namen bezeichnete, also auch die Psalmen und Kantiken darunter begriff.

Walafried Strabo hebt dieses ausdrücklich hervor:,,Notandum autem, hymnos dici non tantum, qui metris vel rhythmis decurrunt, quales composuerunt Ambrosius, Hilarius, Beda, Anglorum pater, et Prudentius, Hispanorum scholasticus, et alii multi, verum etiam ceteras laudationes, quae verbis convenientibus et sonis dulcibus proferuntur. Unde et liber psalmorum apud Hebraeos liber hymnorum vocatur. Et quamvis in quibusdam ecclesiis hymni metrici non cantentur, tamen in omnibus generales hymni, i. e. laudes dicuntur“ 2).

Radulfus Tungrensis sagt ferner: ,,De hymnis metricis valde curandum est, ne cantentur aliqui nisi probati“3).

Aus diesen, auch in anderer Beziehung für die Geschichte der Hymnodie wichtigen Stellen ersehen wir, dafs hymnus der allgemeinere Begriff war, unter dem man die Artbegriffe Psalmen, Kantiken und Hymnen im engeren Sinne befafste, welch letztere man mit dem Zusatze „metrici" näher charakterisierte. Aber eben hiermit ist auch die Brücke zu dem jetzigen Sprachgebrauche geschlagen.

Zur Verallgemeinerung desselben in der lateinischen Kirche haben wohl die Hymnen und Hymnendichter selbst ihr gut Teil beigetragen. Denn die Hymnen bezeichnen sich selbst und die Hymnendichter ihre Lieder schon früh mit diesem Namen. Führen wir nur einige Beispiele an. In dem ältesten griechischen Hymnus, dessen Verfasser bekannt ist, in dem Lobliede auf Christus am Schlusse des Paidagogos von Clemens Alexandrinus, ist dieses schon der Fall 4). In dem Ambrosianischen Abendhymnus, den schon Augustin in

1) Isid. Hisp. De eccl. offic. lib. I, cp. 6.

2) Walafr. Strabo: De rebus eccl. cp. 25.

3) Radulf. Tungr.: De canon. observ. Prop. 12 et 13.
4) Eine Übers. dieses Hymnus sieh unten § 7.

den Confessionen1) erwähnt und der anfängt: Deus creator

omnium, heifst es:

,,Grates peracto jam die

Et noctis exortu preces,

Voti reos ut adjuves,

Hymnum canentes solvimus 2)."

In dem Hymnus Nocte surgentes vigilemus omnes, welcher Gregor dem Grofsen zugeschrieben wird, heifst es von den Nachtliedern und dieser Hymnus selbst ist ein

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Viribus totis domino cana mus

Dulciter hymnos 3)."

Ein Himmelfahrtslied, welches von Beda dem Ehrwürdigen herrühren soll, beginnt:

,,Hymnum canamus gloriae,

Hymni novi nunc personent 4).“

Ähnlich lautet der Anfang des alten Liedes, welches schon zu Redas Zeiten allgemein bekannt war 5):

,,Hymnum dicat turba fratrum,

Hymnum cantus personet")."

Von den übrigen christlichen Dichtern begnügen wir uns damit, Aurel. Prud. Clemens anzuführen, der in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts lebte. Er hat verschiedene religiöse Dichtungen verfafst und selbst zu einer Sammlung vereinigt, wie aus der versifizierten Vorrede zu ersehen ist. Unter seinen poetischen Werken steht oben an sein Liber Cathemerinon, d. i. ein Cyklus von zwölf längern Hymnen für die verschiedenen Tagesstunden. Dieselben sind zunächst

1) Aug. Confess. lib. 9, cp. 12.

2) Sieh meine Anthologia hymnorum latinorum, erschienen bei Junfermann, Paderborn 1865, S. 19. In dem Abendhymnus des Ambrosius : O lux beata Trinitas heifst dagegen das Morgenlied laudum carmen. 3) Sieh im Brevier den Hymnus der Matutin für die Sonntage nach Pfingsten. Meine Anthol. S. 63.

4) Sieh meine Anthologie S. 67.

5) Beda venerab. De arte metrica. Kölner Ausgabe seiner Werke von 1688, tom. I, pg. 41.

6) Sieh meine Anthol. S. 69.

nicht für den liturgischen Gebrauch bestimmt gewesen, aber die Kirche hat verschiedene ihrer Gesänge daraus entnommen; z. B. Ales diei nuntius, Salvete flores martyrum, O sola magnarum urbium, Quicunque Christum quaeritis. In der Vorrede sagt nun Prudentius von diesem Liedercyklus:

,,Saltem voce deum concelebret, si meritis nequit,

Hymnis continuet dies,

Nec nox ulla vacet, quin dominum canat 1).“

In der vierten dieser heiligen Tageszeiten heifst es ferner:

,,Sic nos muneribus tuis refecti,

Largitor deus omnium bonorum

Grates reddimus et sacramus hymnos 2)."

Hiermit dürfte der Gebrauch des Namens Hymnus in dem von uns limitierten Sinne zur Genüge nachgewiesen sein.

1) Aurel. Prud. Clementis carmina ed. Alb. Dressel. Lipsiae 1860. Seite 3 u. 4.

2) Daselbst Cathem. IV, vv. 73-75, S. 25.

Erstes Buch.

Übersicht der Geschichte der kirchlichen Hymnodik bis auf Hilarius von Poitiers.

§ 5.

Apostel,

Christus lehrte seine Jünger zwar beten, indem er ihnen Zeit der das,,Vater unser" gab; aber er hat ihnen keinen Hymnus hinterlassen. Denn wenn es bei Matthäus von ihm und den Aposteln heifst: „Nachdem sie den Hymnus gesungen hatten, gingen sie hinaus auf den Ölberg 1)," so ist darunter wohl nur die zweite Hälfte des grofsen Hallel zu verstehen, welches die Psalmen 113, 114, 115, 116, 117 und 118 umfafste und dessen erster Teil (Ps. 113 u. 114) vor, dessen andere Hälfte (Ps. 115, 116, 117 und 118) aber nach dem Passamahl von den Juden recitiert wurde 2). Der Gesang, welchen die Priscillianisten für den Hymnus, so Christus nach dem Abendmahl gesprochen haben soll, ausgaben und als ein Werk des Herrn selbst ansahen, ist offenbar unecht 3). Auch die Apostel haben zwar das Evangelium gepredigt, aber kein geistliches Lied ist uns von ihnen bekannt.

Gleichwohl ist der christliche Kirchengesang so alt als die Kirche selbst. Diese ältesten Kirchengesänge waren jedoch zunächst nichts anderes als die Davidischen Psalmen.

Nach

1) Matth. 26, 30: „Καὶ ὑμνήσαντες ἐξῆλθον εἰς τὸ ὄρος τῶν

ἐλαιῶν, 66

2) Sieh Buxtorf, Lexicon Talmudicum p. 613 ff. Lightfoot pg. 480; ferner Langen: Letzte Lebenstage Jesu, S. 152 flg.

3) Augustinus führt ein Bruchstück dieses priscillianistischen Hymnus (Op. tom. II, pg. 643-644 ed. Benedict.) an, den niemand als echt ansehen wird.

dem Vorgange des Heilandes, der, wie eben gesagt, sich der Psalmen des gröfsern Hallel bediente, der selbst am Kreuze aus Psalm 21 eines seiner letzten Worte wählte, brauchten sie bei ihren gottesdienstlichen Versammlungen ganz gewifs vorzüglich die Davidischen Psalmen und die biblischen Kantiken.

Das Wort des Hieronymus: „David ist unser Simonides, Pindar und Alcäus, unser Flaccus, Catull und Severus 1)," gilt von der apostolischen Zeit in noch höherm Mafse als von den spätern Jahrhunderten.

Aber aufser diesen Psalmen und Kantiken mufs man selbst schon zu der Apostel Zeiten auch andere Gesänge eingeführt haben 2). Denn der Apostel Paulus fordert die Ephesier 3) und Kolosser 4) auf, ,,sich durch Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder zu ermuntern". Die Exegeten gehen zwar in der Erklärung der Ausdrücke, welche der Apostel zur Bezeichnung der christlichen Gesänge gewählt hat, weit auseinander. Hieronymus z. B. erkennt darin nur verschiedene Arten von Davidischen Psalmen 5). Andere 6)

1) Hieron. Ep. 50 ad Paul.

2) Wenn es Apostelgesch. 2,46 heisst: ,,Sie verharrten täglich mit einander im Tempel und sangen Gott Loblieder", so ist das freilich nur von den Psalmen und Kantiken des Alten Testamentes zu verstehen. Wenn aber Hölscher in seiner verdienstlichen Schrift: Das deutsche Kirchenlied vor der Reformation S. 20 sagt:,,dafs solche neue Hymnen in den Versammlungen der Gläubigen auch schon in den ersten Jahrhunderten neben den Psalmen gesungen worden seien, ist nach meiner Meinung nicht anzunehmen. Bei der abendländischen Kirche dauerte es wenigstens lange, ehe sie in Aufnahme kamen; zu Rom war der Gebrauch derselben noch bis ins 12. Jahrhundert nicht gestattet." so ist das ein Irrtum. Wir werden im folgenden Beweise genug für das Gegenteil zu liefern Gelegenheit haben.

66

3) „,Λαλοῦτες ἑαυτοῖς ψαλμοῖς καὶ ὕμνοις καὶ ᾠδαῖς πνευματικαῖς ᾄδοντες καὶ ψάλλοντες ἐν τῇ καρδίᾳ ὑμῶν τῷ κυρίῳ. Eph. 5, 19. 4), Ο λόγος τοῦ Χριστοῦ ἐνοικείτω ἐν ὑμῖν πλουσίως, ἐν πάσῃ σοφίᾳ διδάσκοντες καὶ νουθετοῦντες ἑαυτοὺς ψαλμοῖς καὶ ὕμνοις καὶ ᾠδαῖς πνευματικαῖς ἐν χάριτι ᾄδοντες ἐν τῇ καρδίᾳ ὑμῶν τῷ κυρίῳ. Col. 3, 16.

5) Ep. 50 ad Paul.

6) Vergl. Augusti, Denkwürdigkeiten, Bd. 5, S. 242 u. flg. Lüft, Liturgik, Bd. 2, S. 108 u. flg.

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