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und Muth noch leiblich ist! Ach herzliches, unbegreifliches Gut, dies ist eine liebe Stunde, dies ein süsses Nun, in dem muss ich dir aufthun eine verborgene Wunde, die mein Herz noch trägt von deiner süssen Minne. Herr, Gemeinsame in Minne ist wie Wasser im Feuer. Herr, du weisst, dass rechte inbrünstige Minne nicht Zweiheit mag erleiden. Ach, du einiger Herr meines Herzens und meiner Seele, darum begehret mein Herz, dass du eine sonderliche Minne zu mir hättest, und dass deine göttlichen Augen ein sonderlich lustliches Wohlgefallen hätten an mir. O Herr, du hast so viele Herzen, die dich herziglich minnen, und die viel mit dir können; o weh! zarter, trauter Herr, wie bin ich denn daran? »> Weitläufig hat Ruysbroek die mystische Heilsordnung durchgeführt (bei Engelhardt S. 190 ff.). Der Mensch gelangt nach ihm zu Gott durch actives, durch inneres und durch contemplatives Leben. Das erstere geht mehr auf das Aeussere (Bussübungen); die Liebe erst kehrt das Streben nach innen. Wenn sich unser Geist ganz zu dem Lichte, Gott, wendet, so wird alles in uns vollendet und zu seinem Ursprung zurückgeführt. Wir werden mit dem Lichte selbst vereinigt, und aus demselben über die Natur in Gnaden wiedergeboren. Aus dem ewigen Lichte werden wieder vier Lichter in uns geboren: 1) das natürliche Himmelslicht, das wir mit den Thieren gemein haben; 2) der Glanz des höchsten Himmels, in welchem wir auf eine quasi- sinnliche Weise den verklärten Leib Christi und der Heiligen schauen; 3) das geistige Licht (natürliche Intelligenz der Engel und Menschen); 4) das Licht der Gnade Gottes. Ueber die drei Einheiten im Menschen, die drei Ankunften Christi, die vier Ausgänge, die drei Begegnungen, die Gaben des Geistes u. s. w., sowie auch über die verschiedenen Stufen des contemplativen Lebens, die Grade der Liebe siche Engelhardt a. a. O. Savonarola beschreibt (in seinen Predigten) den Gnadenstand als eine Versiegelung der Herzen: das Siegel ist Jesus Christus der Gekreuzigte, welches dem Sünder aufgedrückt wird, nachdem er Busse gethan und ein neues Herz erhalten. Die Wasser der zeitlichen Trübsal können das Feuer dieser Liebe nicht auslöschen u. s. w.; doch wirkt die Gnade nicht unwiderstehlich: der Mensch kann ihr widerstreben und sie wieder verlieren. Wie weit ferner bei Savonarola die Lehre von der Ungewissheit des Gnadenstandes limitirt sei? siehe Rudelbach S. 364 u. Meier S. 272.

S. den bischöfl. Brief bei Mosheim p. 256: Item dicunt, quod homo possit sic uniri Deo, quod ipsius sit idem posse ac velle et operari quodcunque, quod est ipsius Dei. Item credunt, se esse Deum per naturam sine distinctione. Item, quod sint in eis omnes perfectiones divinæ, ita quod dicunt, se esse æternos et in æternitate. Item dicunt, se omnia creasse, et plus creasse, quam Deus. Item, quod nullo indigent nec Deo nec Deitate. Item, quod sunt impeccabiles, unde quemcunque actum peccati faciunt sine peccato (vgl. oben §. 165, Note 2). Auch Meister Eckardt lehrte pantheistisch: Nos transformamur totaliter in Deum et convertimur in eum simili modo, sicut in sacramento convertitur panis in corpus Christi: sic ego convertor in eum, quod ipse operatur in me suum esse. Unum non simile per viventem Deum verum est, quod nulla ibi est distinctio. (Cf. Raynald, annal. ad a. 1329.) Gegen diese Ansicht Gerson (bei Hundeshagen S. 66).

§. 186.

Glaube und Werke.

Verdienstlichkeit der letztern.

Dass der Mensch gerecht werde durch den Glauben, musste auch bei aller Hinneigung zum Pelagianismus als paulinische Lehre festgehalten werden. Nur kam darauf an, was man unter dem Glauben verstand. Schon Johannes von Damascus rechnete zu dem Glauben zwei Dinge: das Fürwahrhalten der Lehre, und das feste Vertrauen auf Gottes Verheissungen'; und so fasste auch Hugo von St. Victor den Glauben das einemal als cognitio, das anderemal als affectus; und eine ähnliche Anerkenntniss des verschiedenen Sprachgebrauchs liegt in der Unterscheidung des Lombarden zwischen credere Deum, credere Deo und credere in Deum. Nur dieser letztere Glaube ist (nach der Lehre der Scholastiker) fides justificans, fides formata. Dass nun aus diesem Glauben die guten Werke von selbst folgen, wurde von den besten Theologen eingesehen und gelehrt". Gleichwohl bildete sich mit der Werkheiligkeit in praxi auch die Theorie von einer Verdienstlichkeit der guten Werke aus; und wenn auch durch die thomistische Unterscheidung von meritum ex condigno und meritum ex congruo die Ansprüche des Menschen zurückgedrängt wurden, so war dies' doch nur eine scheinbare Demuth". Vollends aber wurde die Annahme überverdienstlicher Werke, die denen, welche daran Mangel haben, zu gute kommen, zu einer gefährlichen Stütze des Ablasskrams', dem sich jedoch auch in dieser Zeit kräftige Stimmen widersetzten 8.

1 De fide orth. IV, 40: Ἡ μέντοι πίστις διπλῆ ἐστιν· ἔστι γὰρ πίστις ἐξ ἀκοῆς (Rom. 10, 17). Ακούοντες γὰρ τῶν θείων γραφῶν, πιστεύομεν τῇ δι δασκαλίᾳ τοῦ ἁγίου πνεύματος. Αὕτη δὲ τελειοῦται πᾶσι τοῖς νομοθετηθεῖσιν ὑπὸ τοῦ Χριστοῦ, ἔργῳ πιστεύουσα, εὐσεβοῦσα καὶ τὰς ἐντολὰς πράττουσα τοῦ ἀνακαινίσαντος ἡμᾶς. ... Ἔστι δὲ πάλιν πίστις ἐλπιζομένων ὑπόστασις (Hebr. 11, 1), πραγμάτων ἔλεγχος οὐ βλεπομένων, ἢ ἀδίστακτος καὶ ἀδιάκριτος ἐλπὶς τῶν τε ὑπὸ θεοῦ ἡμῖν ἐπηγγελμένων, καὶ τῆς τῶν αἰτήσεων ἡμῶν ἐπιτυχίας. Ἡ μὲν οὖν πρώτη τῆς ἡμετέρας γνώμης ἐστὶ, ἡ δὲ δευτέρα τῶν χαρισμάτων τοῦ πνεύματος.

2 Ueber das verschiedene Verhältniss beider vgl. Liebner S. 435.

3 Sent. lib. III, dist. 23 D: Aliud est enim credere in Deum, aliud credere Deo, aliud credere Deum. Credere Deo est credere vera esse quæ loquitur, quod et mali faciunt. Et nos credimus homini, sed non in hominem. Credere Deum est credere quod ipse sit Deus, quod etiam mali faciunt [sonst auch der dämonische Glaube genannt, nach Jac. 2, 19].

Credere in Deum est credendo amare, credendo in eum ire, credendo ei adhærere et ejus membris incorporari. Per hanc fidem justificatur impius, ut deinde ipsa fides incipiat per dilectionem operari. Dasselbe gilt von credere Christum etc. Vgl. Litt. C.

4 Ueberhaupt unterscheiden die Scholastiker zwischen subjectivem und objectivem Glauben, fides qua und fides quæ creditur (Lombard. a. a. O.). Eine Unterabtheilung ist die fides formata, die durch die Liebe thätig ist. Ohne Liebe bleibt der Glaube informis, s. Lombard. a. a. O. Thom. summ. P. II, 2, qu. 4, art. 3 (bei Münscher v. Cölln S. 175). Auch zwischen entwickeltem und unentwickeltem Glauben (fides explicita et implicita) wird unterschieden: der letztere schon genügt, summ. theol. II, qu. 4, art. 7; qu. 2, art. 6 u. 7.

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5 So sagt der Lombarde a. a. O.: Sola bona opera dicenda sunt, quæ fiunt per dilectionem Dei. Ipsa enim dilectio opus fidei dicitur. Sonach bliebe der Glaube die Quelle der guten Werke, vgl. lib. II, dist. 44 A, wo nach Röm. 44, 23 alles, was nicht aus dem Glauben hervorgeht, als Sünde erscheint. Schon etwas verrückt erscheint der biblische Standpunkt bei Thomas Aqu. summ. P. II, 2, qu. 4, art. 7, der den Glauben selbst schon unter den Tugenden aufführt, freilich so, dass er ihn als die erste und oberste Tugend an die Spitze stellt. Von da verwirrte sich die Sache immer mehr ins Pelagianische, bis die Vorläufer der Reformation auch hier wieder in die Bahn des Evangelischen einlenkten. So u. a, Wessel (s. Ullmann S. 272 ff.) und Savonarola (s. Rudelbach S. 354)., Dagegen legten selbst die Waldenser noch grossen Werth auf Busswerke, und auch Thomas a Kempis ging nicht in dem Maasse und in der Weise von dem Mittelpunkt der Rechtfertigungslehre aus, wie die Genannten, s. Ullmann a. a. O.

6 Bestimmt gegen Verdienstlichkeit spricht sich noch Alanus ab Ins. aus, II, 48 (bei Pez I, p. 492): Bene mereri proprie dicitur, qui sponte alicui benefacit, quod facere non tenetur. Sed nihil Deo facimus, quod non teneamur facere. . . . Ergo meritum nostrum apud Deum non est proprie meritum, sed solutio debiti. Sed non est merces nisi meriti vel debiti præcedentis. Sed non meremur proprie, ergo quod dabitur a Deo, non erit proprie merces, sed gratia. Auch dem Glauben ward Verdienstlichkeit zugeschrieben (inwiefern man ihn selbst wieder als ein Werk, eine Tugend fasste als Gehorsam gegen die Kirche). Thom. P. II, 2, qu. 2, art. 9. Ueber die Unterscheidung der merita s. P. II, 4, qu. 144, art. 4 (bei Münscher von Cölln S. 145). Kein Mensch hat von sich aus ein meritum ex condigno, sondern nur ex congruo. Christus allein hat das erstere.

Zu der Lehre von «opera supererogativa» führte die Unterscheidung von consilium und præceptum bei Thom. P. II, qu. 408, art. 4 (bei Münscher von Cölln S. 477). Ueber den in der Kirche niedergelegten Schatz der guten Werke und über die Missbräuche des Ablasses (crasse Form der Ablassbullen) u. s. w. siehe die Kirchengesch. (Gieseler II, 2 S. 452 ff., wo auch die weitern Belegstellen). Ueber die dogmatische Entwicklung des Ablasses s. Ullmann, Reformatoren vor der Ref. Bd. 1, S. 203 ff.

8 So eiferte der Franciscaner Berthold im 13. Jahrhundert gegen die Pfennigprediger, welche die Seelen verführen (s. Kling S. 149. 150. 235.

289. 384. 395; Grimm S. 210; Wackernagel, Leseb. I, Sp. 664). Ueber den Kampf von Wikliffe, Huss u. s. w. s. die KG. Ueber des letztern Schrift,,de indulgentiis" s. Schröckh XXXIV, S. 599 ff. Auch bildete die thatsächliche Busse der Geisseler und Selbstpeiniger eine praktische Opposition gegen die Laxheit der Grundsätze; Gieseler a. a. O. S. 469.

SECHSTER ABSCHNITT.

Die Lehre von der Kirche und den Sacramenten.

§. 187.

Kirche.

Die Verwechslung der Idee der Kirche mit ihrer zeitlichen Erscheinung, aus der am Ende alle Missgestalten der Hierarchie und die Entwicklung der päpstlichen Macht hervorgingen, hatte schon in der vorigen Periode Wurzel gefasst. Das Verhältniss der geistlichen Gewalt zur weltlichen (der Kirche zum Staat) wurde häufig unter dem Bilde der beiden Schwerter dargestellt, welche die einen getrennt, die andern als in der Hand des Petrus vereinigt dachten'. Die weitere Entwicklung und Bestimmung dieser Verhältnisse gehört in das Kirchenrecht; doch da die Annahme der kirchenrechtlichen Bestimmungen zur Orthodoxie gehörte, jede Abweichung davon als Häresie und zwar als die gefährlichste aller Häresien erschien, so hat auch die Dogmengeschichte von ihnen Notiz zu nehmen. Am eingreifendsten in die dogmatische Richtung ist die Lehre von der päpstlichen Gewalt und Untrüglichkeit gegenüber der Lehre, dass das Concil über dem Papste sei2. Die mystische Idee der Kirche und die damit zusammenhängende Vorstellung von einem allgemeinen Priesterthum ward sowohl von Hugo von St. Victor, als auch von den Vorgängern der Reformation, einem Wikliffe, Huss, Wessel und Savonarola, herausgehoben3. Am schroffsten trat die antihierarchische und mit ihr die antikirchliche, ja bisweilen antichristliche und politisch-revolutionäre Richtung heraus in den schwärmerisch aufgeregten Secten des Mittelalters', während die Waldenser und die böhmischen Brüder einfach und ohne Schwärmerei den Stand der Dinge wieder

auf die apostolische Grundlage (mit Uebergehung freilich der historischen Entwicklung) zurückzuführen suchten 5.

1 Eine weitere Ausführung hierüber bei Grimm, Vrîdankes Bescheidenheit, Gött. 1834. S. LVII*). Schon Bernhard von Clairvaux fasste die Worte Luc. 22, 36. 38 sinnbildlich, ep. ad Eugen. 256 (im J. 1146), und ihm stimmt Johannes von Salisbury bei (Policr. IV, 3), dass beide Schwerter sich in der Hand des Papstes befanden, doch so, dass der Papst das leibliche Schwert durch den Arm des Kaisers führen soll. Dagegen verstand Kaiser Friedrich I. unter dem einen Schwert die Gewalt des Papstes, unter dem andern die des Kaisers (s. die Briefe von 4457, 1460, 4167 bei Grimm). Dasselbe behauptete gegen Innocenz III. Kaiser Otto. Da nach Joh. 48, 40 Petrus es war, der das Schwert zog, so schlossen die Anhänger des päpstlichen Systems daraus, dass beide in seiner Hand sein müssten, und dass der Papst es nur dem Kaiser leihe. So der Franciscaner Berthold. Die Andern dagegen, Freidank, Reinmar von Zweter und der Sachsenspiegel wollen die Gewalten getheilt wissen, und eine Glosse zum Sachsenspiegel nimmt an, dass Christus nicht beide Schwerter dem Apostel Petrus, sondern nur eines, das andere aber, das weltliche, dem Johannes gegeben habe. Dagegen stellt der Schwabenspiegel die päpstliche Ansicht auf. Noch andere Erklärungen bei Grimm a. a. O. — Auch an Stimmen fehlte es nicht, welche die Kirchenfreiheit, der weltlichen wie der geistlichen Macht gegenüber, beanspruchten. So stellt Johann von Salisbury den Grundsatz auf: Ecclesiastica debent esse liberrima; s. den 95. der Briefe in der Sammlung von Masson (bei Ritter, Gesch. d. Phil. VIII, S. 50. Anm.).

2

2 Vgl. u. a. die Bulle Bonifacius' VIII. von 4302 (in Extravag. commun. lib. I, tit. VIII, c. 4) und dagegen die Beschlüsse der Baseler Synode, sess. 1. de 49. Jul. 1431 (Mansi T. XXIX, cod. 24; beides bei Münscher von Cölln S. 316-348).

3 Nach Hugo von St. Victor (de sacram. lib. II, P. III; bei Liebner S. 445 ff.) ist Christus das unsichtbare Haupt der Kirche, und die multitudo fidelium ist der Körper. Die ganze Kirche theilt sich in zwei Hälften (Mauern): die Laien und die Kleriker (linke und rechte Seite). So weit nun aber der Geist über den Leib geht, so weit geht die geistliche Macht über die weltliche. Daher hat erstere das Recht, die letztere sowohl einzusetzen, als da, wo sie verderbt ist, sie zu richten. Sie selbst aber, wie sie von Gott zuerst eingesetzt ist, kann auch, wenn sie abweicht, nur von Gott gerichtet werden (1 Cor. 6). Auch Hugo erkennt den Papst als den Statthalter Petri an. Er hat das Recht, von allen kirchlichen Personen sich bedienen zu lassen, und die unumschränkte Macht, alle Dinge auf Erden zu binden und zu lösen. Weit schärfer als Hugo schied zwischen der Idee der Kirche und der äussern Kirchengewalt Wikliffe (siehe den Trialog im Auszuge bei Schröckh XXXIV, S. 510 ff. sowie die übrigen antihierarchischen Schriften ebend. S. 547). Vgl. Huss, de ecclesia (hist. et monum. T. I, p. 243). Hase §. 306: «Huss erhob sich von der römischen Kirche zur Idee der wahren Kirche, als der Gemeinschaft der von Ewigkeit her zur Seligkeit Bestimmten, deren Haupt nicht der Papst, son

*) Die Stelle bei Vridank heisst S. 152: Zwei swert in einer scheide verderbent lihte beide: Als der bâbest riches gert, so verderbent beidiu swert.

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