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B. Specielle Dogmengeschichte der zweiten Periode.

I. KLASSE.

Kirchliche Lehrbestimmungen im Kampfe mit den Håresien. (Polemischer Theil.)

1. ABTHEILUNG.

Theologisch-christologische Bestimmungen.

a. Theologie im engern Sinn.

§. 87.

Die Hypostasirung und Subordination des Sohnes.

Lactanz. Dionys von Alexandrien und die Origenisten.

Die unbestimmte Benennung Logos, die schon von den Alten schwankend bald als Wort, bald als Weisheit (Vernunft, Geist) gefasst wurde, weshalb auch noch auf der Grenze unserer Periode Lactans λόγος und πνεῦμα als identisch fasst', wurde seit Origenes immer mehr vermieden, und dafür der Ausdruck Sohn, der in der Schrift zunächst von der menschlichen Persönlichkeit Christi in ihrer historischen Erscheinung gebraucht wird, auch auf die zweite Person der Gottheit (vor der Menschwerdung) übergetragen, die sich die Schüler des Origenes, gemäss der Denkweise ihres Lehrers, als eine besondere, jedoch dem Vater untergeordnete Hypostase dachten. So Dionys von Alexandrien, der sich aber gegen seinen Namensverwandten zu Rom dadurch zu vertheidigen suchte, dass er der Lehre eine mildere Deutung gab3. Die beiden Elemente der origenistischen Lehre hatten nun aber das eigene Schicksal, dass das Eine, die Hypostasirung des Sohnes, gegen den Sabellianismus festgehalten und zur orthodoxen Lehre erhoben, das Andere aber, die Unterordnung, in dem Arianismus verdammt wurde, so dass der Origenismus auf der einen Seite einen Sieg feierte, auf der Andern eine Niederlage erlitt, wodurch er sich aber gerade als ein nothwendiges Glied in der Kette und als Uebergangsmoment erweist.

1 Die Theologie des Lactanz steht überhaupt als eine isolirte Erscheinung da in unserer Periode, wie sie denn auch von je im Geruche der Heterodoxie stand. (Ueber seine vorwaltend ethische Tendenz s. Dorner S. 777.) Nachdem Lactanz inst. div. IV, c. 8 gegen eine grobsinnliche

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Auffassung ex connubio ac permistione feminæ alicujus sich erklärt hatte, geht er auf die menschliche Bedeutung des Wortes (sermo) zurück: Sermo est spiritus cum voce aliquid significante prolatus. Und eben dadurch unterscheidet sich der Sohn von den Engeln, dass er nicht blos spiritus (Hauch, Wind), sondern zugleich (geistiges) Wort ist. Die Engel gehen nur als taciti spiritus aus Gott hervor, wie etwa der Odem aus der Nase des Menschen, während der Sohn ein Hauch aus Gottes Munde ist, mit einem articulirten Laute; daher auch die Identität von Sermo und Verbum Dei, quia Deus procedentem de ore suo vocalem spiritum, quem non utero, sed mente conceperat, inexcogitabili quadam majestatis suæ virtute ac potentia in effigiem, quæ proprio sensu ac sapientia vigeat, comprehendit. Indessen ist auch ein Unterschied zwischen dem Worte (Sohn) Gottes und unsern Worten. Unsere Worte, wenn sie gleich mit der Luft sich mischen, vergehen wieder, und gleichwohl können schon wir dieselben durch Schrift verewigen quanto magis Dei vocem credendum est et manere in æternum et sensu ac virtute comitari, quam de Deo Patre tamquam rivus de fonte traduxerit. Dem Lactanz ist eine Trinität noch so fremd, dass er nicht sowohl dem Vorwurf von drei Göttern, als von zwei begegnen zu müssen glaubt, obwohl er bereits, um diese Zweieinigkeit zu rechtfertigen, dieselben Ausdrücke gebraucht, deren sich die Orthodoxie früher oder später zur Rechtfertigung der Dreieinigkeitslehre bediente: Cum dicimus Deum Patrem et Deum Filium, non diversum dicimus, nec utrumque secernimus: quod nec Pater a Filio potest, nec Filius a Patre secerni, siquidem nec Pater sine Filio potest nuncupari, nec Filius potest sine Patre generari. Cum igitur et Pater Filium faciat et Filius Patrem, una utrique mens, unus spiritus, una substantia est. Dann kommt er aber wieder auf die frühern Bilder zurück von Quell und Fluss, von der Sonne und dem Strahl, und noch gewagter (ganz arianisch) ist das Bild von einem irdischen Sohne, der im Hause des Vaters wohnt und mit ihm alles gemein hat, so dass das Haus sowohl den Namen des Vaters, als den des Sohnes führt.

2 So wird dem Pierius, dem Lehrer des Pamphilus von Cäsarea, von Photius cod. 449) vorgeworfen, er habe gesagt, Vater und Sohn seien zwei οὐσίαι καὶ φύσεις. Gleichwohl habe er εὐσεβῶς gelebrt, indem er diese Worte im Sinne von оσтάσ gebrauche; das veμa aber setze er dvoozßw; unter Vater und Sohn. Desgleichen wird Theognostus beschuldigt, dass er den Sohn für ein xtloua gehalten, was indessen nicht ganz zu den übrigen (mehr orthodoxen) Behauptungen des Mannes stimmt, vgl. Dorner S. 733 ff. Es gab sogar origenistische Schüler, die eher zum Sabellianismus hinneigten, wie Gregorius Thaumaturgus, der (nach Basil. ep. 240, 5) gelehrt hätte, naréрa xal vidv Eπevolg μèv elval δύο, ὑποστάσει δὲ ἕν. Methodius von Patara vermied das Wort ὁμοούσιος, insofern es auf den präexistenten Sohn geht, scheint aber gleichwohl die ewige Präexistenz des Sohnes, wenn auch nicht in der origenistischen Form, angenommen zu haben, vgl. Opp. ed. Combefis (Par. 1644) p. 283474, und Dorner a. a. O.

3 Es zeigte sich dies namentlich bei der Bestreitung des Sabellius (s. den folg. §.) von Seiten des Dionys. Von seinem an den römischen Bischof gerichteten syxos xal ánoλoyía libb. IV finden sich Fragmente bei Athanasius (eрl Atovuotoυ тoù . 'Aλ. liber: Opp. I, p. 243) und Basilius,

gesammelt von Coustant in seinen epistt. Rom. Pontt. b. Gallandi, T. IV, p. 495. S. Gieseler I, S. 244. Neander L, 3 S. 4037. Münscher v. C. S. 197-200. Schleiermacher (s. d. folg. §.) S. 402 ff. Dionys wurde (nach Athanasius p. 246) beschuldigt, in einem Brief an Euphranor und Ammonius das Verhältniss des Vaters zum Sohn dem des Weingärtners zum Weinstock, des Schiffbauers zum Schiff verglichen zu haben u. s. w. Nach den Arianern (bei Athan. p. 233) soll er sogar wie sie gelehrt haben: Οὐκ ἀεὶ ἦν ὁ Θεὸς πατὴρ, οὐκ ἀεὶ ἦν ὁ υἱός· ἀλλ ̓ ὁ μὲν Θεὸς ἦν χωρὶς τοῦ λόγου· αὐτὸς δὲ ὁ υἱὸς οὐκ ἦν πρὶν γεννηθῇ· ἀλλ ̓ ἦν ποτε ὅτε οὐκ ἦν, οὐ γὰρ ἀἰδιός ἐστιν, ἀλλ ̓ ὕστερον ἐπιγέγονεν. Vgl. die entgegengesetzten Aeusserungen bei Athan. p. 254. Der römische Bischof drang dagegen (nicht ohne Anstreifen an den Sabellianismus, vgl. Dorner S. 754)*) auf das Bekenntniss der Homousie, welche sich am Ende der alexandrinische Bischof gefallen liess, ob er gleich den Ausdruck weder in der Bibel, noch in dem bisherigen kirchlichen Sprachgebrauche begründet glaubte. Spätere orthodoxe Lehrer (wie Athanasius) entschuldigten den alexandrinischen Dionys damit, dass er jene anstössigen Bilder blos xat' olxovoμíav gebraucht habe, und dass sie eben aus seiner anti-sabellianischen Stellung zu begreifen seien (Athan. p. 246 ss.), s. dagegen Löffler, kleine Schriften Bd. I, S. 144 ff. (bei Heinichen zu Euseb. Bd. I, S. 306). Man kann freilich das geltend machen, dass Dionys mehr eine praktische als speculative Natur, und dass seine Grundrichtung und Intention eine von der des Arius verschiedene war, Der Satz von der Subordination, der im arianischen System zum Mittelpunkt ward, ist für ihn nur eine «schiefe und ubereille Folgerung aus dem Unterschiede, der zwischen dem Vater und dem Sohn sein müsse,» s. Dorner S, 743 ff.

§. 88.

Die Homousie des Sohnes mit dem Vater auf Kosten des Hypostasen

unterschiedes.

(Sabellianismus und Samosatenismus.)

Ch. Wormi historía Sabelliana, Francof. et Lips. 1696. 8. * Schleiermacher, über den Gegensatz zwischen der sabellianischen und athanasianischen Vorstellung von

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der Trinitat (Berlin, theol. Zeitschr. 1822, 3. Heft). Lange, der Sabellianismus in seiner ursprünglichen Bedeutung (Illgens Zeitschr. für hist. Theol. III, 2. 3). J.G. Feuerlin, de hæresi Pauli Samos. 1741. 4. J. G. Ehrlich, de erroribus Pauli Samos. Lips. 1745. 4. Schwab, de Pauli Sam, vita atque doctrina. Diss. inaug. 1839.

Im Anschluss an die frühere Gestalt des Monarchianismus, welche in der vorigen Periode durch Praxeas, Noët und Beryll vertreten war, und im Gegensatze gegen den Origenismus, behauptete Sabellius, Presbyter von Ptolemais in der Mitte des 3. Jahrhunderts, dass die Benennungen Vater, Sohn und Geist blosse Erscheinungsformen und Benennungsweisen einer und derselben Gottheit seien,

und

Als Mittelglied kommt hier Zeno von Verona (um die Zeit des Origenes und Gyprian) in Betracht (hom. I über die Genes. bibl. max. PP. Tom. III, p. 356 ss.). welcher Vater und Sohn mit zwei Meeren vergleicht, die durch eine Meerenge verbunden werden, vgl. Dorner S. 731 ff.

verwandelte sonach den objectiven, realistischen Personalunterschied (Wesenstrinität) in einen blos subjectiven, modalistischen (Offenbarungstrias); wobei er sich zur Verdeutlichung der Sache verschiedener, von den Gegnern auch wohl gemissdeuteter Bilder, aber auch zugleich solcher Ausdrücke bediente, die nachher in die orthodoxe Terminologie übergingen'. Dadurch wurde zwar auf der einen Seite die Unterordnung des Sohnes unter den Vater vermieden, und die Gottheit, die in Christo sich manifestirte, als die Gottheit schlechthin gefasst; aber indem die Personalität des Sohnes dabei vernichtet wurde, erhielt diese unmittelbare Gottesoffenbarung in Christo einen pantheistischen Anstrich, da mit dem Aufhören der endlichen Erscheinung Christi auch der Sohn aufhörte, als ein solcher zu sein. Die Lehre des Paul von Samosata darf nicht, wie früher geschehen ist, mit der des Sabellius identificirt werden: sie nähert sich vielmehr wieder der frühern (alogischen) eines Artemon und Theodotus, die in Beziehung auf das Christologische eher eine deistische, als eine pantheistische zu nennen ist2.

1 Euseb. VII, 6. Epiph. hær. 62. Athan. contra Arian. IV, 2 u. a. St. Basil. ep. 210. 244. 235. Theodoret fab. hær. II, 9. Nach Epiph. lehrte Sabellus, es seien ἐν μιᾷ ὑποστάσει τρεῖς ἐνέργειαι (ὀνομασίαι, ὀνόματα), und machte dies durch Bilder deutlich, theils durch die menschliche Trias von Leib, Seele und Geist, theils durch das Leuchtende (protixőv), das Wärmende (τὸ θάλπον) und die Rundung (τὸ περιφερείας σχῆμα) der Sonne. Wie weit er aber jedes dieser Merkmale auf die Personen vertheilt und die Analogie des Einzelnen durchgeführt? lässt sich schwer bestimmen. So diente ihm ja auch (nach Athan. IV, 25) die Mannigfaltigkeit der Gnadengaben bei dem einen Geiste als Bild der Trinität. Das Objective an der Sache bestand ihm in der göttlichen Oekonomie, in den Offenbarungsweisen Gottes an die Menschheit. So heisst Gott in Beziebung auf die Gesetzgebung Vater, in Beziehung auf die Erlösung Sohn, in Beziehung auf die Inspiration der Apostel und die Beseelung der Gläubigen heiliger Geist; daher der Vorwurf der Orthodoxen (Athan. 25. Bás ep. 210. 214. 235. Aug. tract. in Joh. §. 3), Sabellius habe die Trinitätslehre lediglich auf die diesseitigen Bedürfnisse (πρὸς τὰς ἑκάστοτε χρείας) beschränkt. Das Offenbarwerden Gottes in diesen drei verschiedenen Erscheinungsformen bezeichnet er (nach Athan. IV, 13) als ein Túveodai, ExteiveoSat (Bild des ausgestreckten und zurückgezogenen Armes). Wie weit er nun aber von diesen verschiedenen Erscheinungsformen die Monas, den autóscos, den er (Athan. de syn. 46) vionάtwp nannte, unterschieden, und in welches Verhältniss er diese Monas zu den Erscheinungsformen, namentlich zu der Person des Vaters; gesetzt habe, wird nicht ganz klar. Nach einigen Stellen (Athan. IV, 25) scheinen ihm die

Begriffe at und μovac zusammenzufallen, nach andern (IV, 43) hilft der als Monas bezeichnete Vater zugleich wieder mit die Trias bilden; vgl. Dorner S. 706 ff. Auch der Logos nimmt in dem sabellianischen System eine eigene Stelle ein. Während die sabell. Trinität erst innerhalb der Weltschöpfung ihre Bedeutung hat, kommt die Weltschöpfung durch den Logos zu Stande, der, wie bei den Aelteren, als Evdiábetog und popoрixós gefasst wird, s. Dorner S. 744 ff. Ueber das Ganze, sowie über den Sprachgebrauch von рóашпоν (оb vом Theater entlehnt?), über Óμoοúσtos u. s. w. siehe Schleiermacher a. a. O. Baumg.-Crus. I, 1. S. 200 ff. Neander, KG. 1, 3 S. 1045 ff. Möhler, Athanas. der Gr. Th. I, S. 184 ff. Was die zeitliche Erscheinung Christi in der Geschichte betrifft, so kann man sagen, dass diese von Sabellius nach ihrer theologischen Seite nicht verkürzt wird, indem Christus als die unmittelbare Gottesoffenbarung gefasst ist. Aber die Persönlichkeit Christi ist nur so lange eine solche, als sie diese historische Persönlichkeit ist. Weder hat sie Präexistenz, noch dauert sie als solche im Himmel fort, da der Strahl, der sich in Christum hineingesenkt hatte, wieder zu Gott zurückkehrt. Gleichwohl scheint Sabellius eine Wiederkunft Christi erwartet zu haben (Schleierm. S. 174). Ueber die Berührungspunkte des Sabellianismus mit dem Ebionitismus s. Dorner S. 726. Nach Epiphanius (a. a. O.) hat sich die sabellianische Meinung besonders in Mesopotamien und in der Gegend von Rom verbreitet. Eine eigentliche Secte der Sabellianer hat es nicht gegeben.

2Paul, ein Syrer, 260 Bischof von Antiochien, ward seit 264 auf mehrern Synoden als Ketzer verklagt *), und endlich (269-272) entsetzt. Von seiner Disputation mit dem Presbyter Malchion s. ein Fragm. bei Mansi T. I, p. 1001 ss. Vgl. die verschiedenen Relationen von Epiph. 65, 4 und Euseb. VII, 27, und die ziemlich abweichenden Urtheile der Dogmenhistoriker über seine Stellung zum Sabellianismus oder zum artemonitischen Unitarismus (Eus. V, 28 ab init.): Schleierm. S. 389. 399. - Baumg.– Crus. I, S. 204. Augusti S. 59. Meier, DG. S. 74. 75. Dorner S. 540. Der Unterschied lässt sich dahin bestimmen, dass Sabellius die ganze Substanz des göttlichen Wesens, Paulus dagegen nur eine einzelne göttliche Kraft sich in Christo niederlassend gedacht hat; womit übereinstimmend Trechsel (Gesch. des Antitrinitarismus I, S. 61) den Samosatenismus «das verstandesmässige Correlat des Sabellianismus» nennt. Das Göttliche tritt mit dem Menschen nur in äusserliche Berührung, streift es nur an der Oberfläche, während dagegen das Menschliche mehr zu seinem Rechte kommt, als bei Sabellius. Uebrigens lässt sich von der eiteln Gesinnung des Mannes kein ernstes und consequentes dogmatisches Streben erwarten; und wenn auch der Vorwurf, dass er aus Gefälligkeit gegen Zenobia jüdische Irrthümer gehegt habe, sich als ein ungegründeter darstellt (Neander I, 3 S. 1009), so mochte sich doch ein gewisser Anstrich von vornehmthuender Freigeisterei und die eitle Anmaassung, über den Parteien zu stehen, mit seinem prunksüchtigen Wesen ebensowohl vertragen, als zu andern Zeiten und unter andern Umständen eine aufgeputzte Orthodoxie sich damit vertragen lernt. Auch um eine Häresie zu bilden, ist theologischer Charakter erforderlich; die Frivolität hängt sich dieser

**) Ueber die beiden antiochen. Synoden (265 u. 270) vgl. Dorner S. 769.

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