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Kunst zu erlernen und einzuüben, mit der er seiner eigenen Versicherung nach niemals geglaubt hatte öffentlich auftreten zu müssen: das Lithographiren, dieweil er überzeugt war, dass ein gewöhnlicher Lithograph dazu nicht im Stande sei und dass nur Einer, der sich mit alten musikalischen Handschriften vertraut gemacht habe, das Werk hinausführen könne. Möge es dem hochgeehrten Herrn Verfasser das wünschen wir von Herzen vergönnt sein, noch viele Jahre hindurch die deutsche Wissenschaft in so ausgezeichneter Weise zu vertreten und zu fördern!

Lobenstein.

Hermann Rönsch.

Wilh. Meyer, Anfang und Ursprung der lateinischen und griechischen r(h) ythmischen Dichtung. Aus den Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissensch. I. Cl. XVII. Bd. II. Abth. München 1885. 186 S. in Hochquart.

Es sind sehr gründliche und auf ein reiches Quellenmaterial gestützte Untersuchungen, welche Herr Wilh. Meyer, Secretär an der königl. Hof- und Staatsbibliothek zu München, den Theologen besonders durch seine,Vita Adae et Evae' (München 1879) bekannt, in dieser Schrift zur Oeffentlichkeit gebracht hat, und da sie grösstentheils mit Erzeugnissen der kirchlichen Literatur sich beschäftigen, so wird eine Anzeige derselben auch in dieser Zeitschrift nicht am unrechten Platze sein. Die Erörterung zerfällt in drei Theile, von denen der erste (S. 3—43) die Anfänge der lateinischen Rhythmik, der zweite (S. 44. -98) diejenigen der griechischen und der dritte (S. 99-135) den Ursprung der lat. und der griech. Rhythmik behandelt. Angefügt sind umfangreiche Beilagen (S. 136-185). Wie viel des Wichtigen und Anziehenden dargeboten wird, erhellt aus einer kurzen Angabe des Inhaltes, auf die wir uns hier beschränken müssen. Der erste Theil verbreitet sich über Folgendes: Die gewöhnlichen Ansichten über die Entstehung der lat. Rhythmik (S 3); in den quantitirend gebauten Spottversen (bei Sueton Caes. 49; 51 u. 80; Aug. 70; bei dem Scholiasten zu Juvenal 5, 3; bei Vopiscus Aurelian. 6 u. 7) ist der Wortaccent nicht beachtet (S. 5); in den alten Rhythmen fällt er nicht mit den betonten Stellen des quantitirenden Schema's zusammen (S. 7). Bau der longobardischen rhythm. Hexameter in Grabschriften aus den Jahren 700-750 (S. 12), der 62 sechszeiligen Räthsel aus dem 7. oder 8. Jahrh., welche in Beilage III (S. 148-166) mitgetheilt und besprochen werden (S. 14), der beiden in Beilage IV (S. 167-185) ab

gedruckten Gedichte Exhortatio poenitendi und Lamentum Poenitentiae (S. 18), des Augustinischen Psalms contra partem Donati (S. 20), sowie des Commodianischen Carmen apologeticum (S. 24-43). Der zweite Theil hat zum Inhalte: Hymnus des Methodius (S. 45); die beiden rhythm. Gedichte Gregor's von Nazianz (S. 49 und Beilage I u. II, S. 136-147); die gleichzeiligen rhythm. Gedichte der Griechen und der Taktwechsel (S. 52); die künstlichen Strophen der griech. Kirchenlieder (S. 62) und die darnach gebildeten latein. Sequenzen (S. 93-98). Im dritten Theile ist enthalten: Ursprung der griech. Hymnenstrophen (S. 99), sowie der der gesammten lat. und griech. Rhythmik aus der semitischen (Versbau der Psalmen, Bardesanes, Ephrem, S. 105); erste Entwicklung der lat. und griech. Rhythmik (S. 116); Fortentwicklung des Keims in den lat. Ländern (S. 118); Fortentwicklung der griech. und lat., der romanischen und deutschen Dichtungsformen (S. 122); zusammenstossende Hebungen in den musikalischen und in den logischen Sprachen (S. 127), Folgen hiervon für die prosaische und für die dichterische Rede (S. 129); Schluss S. 132-135.

Ob die hier aufgestellte und scharfsinnig durchgeführte Theorie die Zustimmung der Fachkenner, zu denen wir uns nicht rechnen, finden wird, vermögen wir nicht zu sagen; was z. B. die Auffassung der Verse bei Commodian anlangt, so will es uns scheinen, als ob sie mancherlei Widerspruch hervorrufen würde (in kritischer Hinsicht bemerken wir zu Carm. apol. 479, wo die Handschrift darbietet: Circumveniamus iusto si qui nobis gravis esse videtur und Meyer lesen will: Circumveniamus; | nobis gravis esse videtur, dass in dieser directen Anführung von Sap. 2, 12: ἐνεδρεύσωμεν τὸν δίκαιον, ὅτι δύσχρηστος ἡμῖν ἐστι, das zweite Wort nicht entbehrt werden kann und wir daher bei unserem früheren Vorschlage, zu schreiben: Circumveniamus [lies circumvenjámus] iustum siquidem nobis gravis videtur, um so mehr stehen bleiben möchten, da dem Anscheine nach Commodian mit den Worten nobis gravis videtur zu gleicher Zeit auch den Anfang von Sap. 2, 15: βαρύς ἐστιν ἡμῖν καὶ βλεπόμενος hat wiedergeben wollen, der in seiner weiteren Anführung übergegangen ist). Wie dem aber auch sein möge, jedenfalls spendet die vorliegende Schrift in ihren Erörterungen so viel Wissenswürdiges und Anregendes, sowie in ihren Beigaben so werthvolle, kritisch zuverlässige Texte, dass sie von den Freunden der kirchlichen Literatur nicht ohne Nutzen und Befriedigung wird gelesen werden. Hermann Rönsch.

Lobenstein.

T. K. Abbott, Evangeliorum versio Antehieronymiana ex cod. Usseriano (Dublinensi), adiecta collatione codicis Usseriani alterius. Accedit versio Vulgata sec. cod. Amiatinum, cum varietate cod. Kenanensis (Book of Kells) et cod. Durmachensis (Book of Durrow). Edidit et praefatus T. K. A. Dublini; Londini 1884. Pars prior: XLI u. 379 S. 8°. posterior: S. 380-863.

Pars

Dass immer wieder neue Ueberbleibsel der vorhieronymischen lateinischen Bibelübersetzung von Jahr zu Jahr aufgefunden werden, ist gewiss hocherfreulich, und zwar nicht blos an und für sich, aus textkritischen und sprachlichen Gründen, sondern auch deshalb, weil man über die bei Augustinus unter dem Namen Itala vorkommende besondere Species derselben erst dann mit Sicherheit wird urtheilen können, wenn durch eine möglichst grosse Anzahl von Urkunden die Möglichkeit gegeben ist, die so überaus verschiedenen Gestalten der Vetus Latina nach bestimmten Kategorien zu ordnen und die Herkunft dieser Gruppen wenigstens den Landschaften nach festzustellen. Im gegenwärtigen Falle besteht der Beitrag zu dem irgend einmal von einem Gelehrten der Zukunft herauszugebenden Corpus versionum antehieronymianarum in einem sehr ansehnlichen Theile der vier Evangelien, den Herr Abbott, Professor der hebräischen und bibelgriechischen Sprache in Dublin, aus einer in der dortigen Bibliothek des Collegium SS. Trinitatis unter dem Büchernachlasse des berühmten Usserus aufbewahrten Handschrift (A. 4. 15) herausgegeben hat. Dieser von ihm Usserianus1 genannte Codex ist durch das Alter sowie durch Feuer oder Wasser dermassen beschädigt, dass nicht nur ein grosser Theil zu Grunde gegangen ist, sondern auch von den noch übrigen Blättern nur wenige den Text unversehrt darbieten und überhaupt keines ohne Beschädigung am Rande sich erhalten hat. Die mit einigen Ausnahmen leicht zu lesende Schrift in Halbuncialen, von der das Facsimile einer Seite (Mt. 26, 33-42) dem ersten Bande vorangedruckt ist, nimmt jetzt einen Raum von 71/2 Zoll Höhe und von 51/2 Zoll Breite ein. Der Pergamentcodex ist wahrscheinlich dem Ausgange des 6. Jahrhunderts zuzuweisen und enthält die Evangelien in der Reihenfolge: Matthäus, Johannes, Lucas, Marcus, also in derselben, die in den Italacodd. Palatin. Vercell. Veron. Cantabrig. Corbei. Nr. 195, Sangerm. Brix. angetroffen wird. Einige Besonderheiten desselben hinsichtlich der Abkürzungen, Verschreibungen, Orthographie, Grammatik etc. hat der Editor im 1. Bande S. IV—VII

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zusammengestellt und eine Auswahl der Lesarten ebenda S. VII -XIV beigefügt. Die Perikope von der Ehebrecherin Joh. 7, 538, 11 ist aus der Vulgata entlehnt, woraus geschlossen werden kann, sie habe in der ursprünglichen Handschrift nicht gestanden und die Vulgata sei dem Schreiber zur Hand gewesen. Wir bezeichnen hier die grösseren Lücken im cod. Usserianus 1. Das Evang. Matthaei beginnt erst mit c. 15, 16; sodann fehlt c. 15, 32 bis 16, 12; c. 28, 16-20; bei Johannes fehlt c. 1, 1-15 med.; bei Marcus c. 14, 37 eos 40; 14, 47 percussit 51; c. 14, 58 bis c. 15, 7; c. 15, 32 bis c. 16, 20. Bemerkenswerthe Zusätze sind: 1) der nach Mt. 20, 28 pro multis stehende, in einer mit der im Verc. und Veron. fast ganz übereinstimmenden Fassung: Vos autem (qu) eritis de pussillo crescere.. bis (hu) milior te dic(et); 2) die zweifache Einschaltung in Joh. 3, 6: quoniam de carne natum (est) Veron., quoniam deus (sp)s est Palat.; 3) der in Verc. Corb. Vindob. Cantabr. Colb. ähnlich lautende Zusatz in Luc. 21, 6 nach super lapidem: hic in pariete. In Dublin befindet sich auf derselben Bibliothek ein etwas jüngerer, von Abbott Usserianus 2 genannter Evangeliencodex, von dem er in der Appendix des 2. Bandes S. 819 - 863 eine Collation beigefügt hat. Er folgt im Marcusevang. und im ersten Theile des Lucanischen (mit Ausnahme des 2. Cap.) der Vulgata, ebenso auf den allein übrigen 5 Blättern des Johanneischen; dagegen im Marcusevang. hat er einen vorhieronymischen, dem des Usser.1 ähnlichen Text, im übrigen Theile (und 2. Cap.) des Lucasevang. einen gemischten. Näheres über ihn theilt der Herausgeber S. XV-XVIII mit; dem 2. Bande ist ein Facsimile vorgedruckt. Eine sehr erwünschte Zugabe in der vorliegenden Edition ist die Beifügung des vollständigen Textes des Vulgatacod. Amiatinus gegenüber dem des Usserianus 1 durch alle Evangelien hindurch, dergestalt, dass Matthäus S. 3-196 und Johannes S. 196-377 im ersten Bande, Lucas S. 380-663 und Marcus S. 664-800 im zweiten Bande einnimmt. Ausserdem sind unter dem Texte (zu Marcus auf S. 801-818) die Varianten zweier anderer Codices aus Dublin angegeben. Der eine ist der Durmachensis (Book of Durrow), in Quartformat, in Semiuncialen geschrieben, dessen Text in der Regel mit dem Amiatinus, bei Marcus aber mit Usserianus1 übereinstimmt. Am Ende desselben stehen die Worte: "Rogo beatitudinem tuam sce praesbitere patrici ut quicumque hunc libellum manu tenuerit meminerit columbae scriptoris. qui hoc scripsi met [= mihimet] evan

gelium per XII dierum spatium . gtia dni nri s. s. "Man schliesst daraus, dass der Codex vom h. Columba († 597) geschrieben worden. Weiteres über jenen s. Band I, S. XVIII — XXIII. Der andere Codex ist der Kenanensis (Book of Kells) aus dem 7. oder 8. Jahrh., in Semiuncialen sehr schön geschrieben und mit höchst kunstfertigen Malereien in zahllosen Buchstaben verziert, denen aber die Qualität des Hieronymischen, mit anderweitigen Lesarten durchmischten Textes nicht entspricht (übrigens vgl. S. XXIV-XLI). Eine genaue Vergleichung des cod. Usserianus, auf dessen Eigenthümlichkeiten wir gelegentlich zurückzukommen gedenken, hat uns gezeigt, wie werthvoll er wegen seines häufigen Zusammenstimmens mit Vercell. Veron. ist und dass er auch in sprachlicher Hinsicht viel Interessantes darbietet. Wir können daher die sehr dankenswerthe auch äusserlich, in Ansehung des Papieres und Druckes, trefflich ausgestattete Schrift des Herrn Prof. Abbott den Theologen und Sprachforschern angelegentlichst empfehlen.

Lobenstein.

Hermann Rönsch.

Dr. Paulus Cassel, Ahasverus. Die Sage vom ewigen Juden. Eine wissenschaftliche Abhandlung. Mit einem kritischen Protest wider Ed. v. Hartmann und Adolf Stöcker. Berlin 1885. 71 S. 8°.

Diese Schrift des unermüdlich schaffenden Berliner Gelehrten behandelt in ihrem mittleren Haupttheile die Sage vom ewigen Juden. Sie erinnert zu Anfang an heidnische (Chiron, Tithonus) und biblische Personen (Henoch, Elias, Johannes), von denen erzählt wird, dass sie nicht gestorben sind oder nicht sterben konnten. Die Sage von einem Ahasverus, der nicht sterben kann, habe sich zuerst an Nero, wiefern derselbe als der bis zum jüngsten Tage aufbewahrte Antichrist angesehen wurde, angelehnt. Ahasverus sei er genannt nach dem Könige des Buches Esther, dem biblischen Vorbilde jedes grausamen Verfolgers. Im Mittelalter heisst der ewige Jude Carthaphilus und erscheint als der Pförtner des Pontius Pilatus, der Jesu mit den Worten „geh' schneller" einen Faustschlag in den Rücken gab, worauf der Herr sagte: „ich gehe, aber du wirst warten, bis ich wieder komme." Carthaphilus ist nach unserem Verfasser Chartophylax に Archivar) zu lesen, und dieser ist eine Personification des Judenthums, als des Aufbewahrers, des Custos der heiligen Schriften Alten Testamentes. Der Mann, der den Herrn gestossen hat, kann nicht sterben, d. h. das jüdische Volk muss bleiben und ruhelos, wie Kain, leben zum Zeugniss für die Wahr

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