Obrazy na stronie
PDF
ePub

In einer Reihe von Urkunden, welche Amtshandlungen1) enthalten, ist uns diese seine Stellung, mit welcher ein Archidiaconat verbunden war, verbürgt, wobei der Titel Doctor utriusque juris nicmals fehlt. Die Urkunden beginnen: Georgius de Gemmingen, utriusque juris doctor, prepositus Ecclesiae spirensis etc. Ein in deutscher Sprache ausgestellter Stiftungsbrief beginnt. Jorg v. G., Dhumpropste von Spier als Ordinarius loci u. f. w.

In den betreffenden Schriftstücken herrscht nicht der heute übliche kalte juristische Ton, sondern es gibt sich auch frommer Sinn offen zu erkennen, wie Ea, quae ad laudem gloriosae virginis Mariae conducere scimus, tanto proniori voluntate confirmamus, quanto scimus, eam apud unigenitum filium suum pro salute fidelium suorum jugiter intercedere. Oder: Inter cetera officio nostro incumbentia onera hoc quasi potissimum esse arbitramur, ut ea quae divini cultus respiciunt augmentum, verbo studeamus et opere favorabiliter promovere.")

Eine der Urkunden sei besonders hervorgehoben, jene nämlich vom Jahre 1502 April 26, worin die Ablaßgelder dieses Jahres erhoben und verrechnet wurden. Cardinal Raimund Peraudi hatte zum Zwecke der Hilfe gegen die Türken in Deutschland und Nachbarschaft den Türkenablaß gepredigt,3) wobei er in Speyer sich aufhielt und den Dompropst als Commissar annahm. Von dem ganzen Geschäfte gibt der Dompropst in einer Urkunde (Protokolle) den In

1) Sie betreffen Gründungen von Kirchenstellen, Amtseinseßung u. s. w. Vgl. Würdtwein, Subs. IX, 326 ff.; Remling, Bischöfe von Speyer. Urkunden II, 428. 452. 459. Der Zeit nach umfassen diese Urkunden die Zeit von 1490-1504. Im Jahre 1511 urkundet der Official des Dompropstes. Das. I1, 471.

2) Remling, Bischöfe II, 138.

3) Schneider, die kirchliche und politische Wirksamkeit des Legaten Raimund Peraudi 1486-1505. Halle 1882. S. 117: Reiseroute während der Jahre 1502–1504.

teressenten Kenntniß und nennt sich darin: Reverendus pater, dominus Georgius de G., u. j. d., praepositus eccl. maj. Spir., Commissarius a reverendissimo in Christo patre et domino, dno. Raymundo, miseratione divina. tituli s. Mariae novae presb. cardinal. etc. ad universam Germaniam, Daciam, Sueciam, Norwegiam, Frisiam, Porussiam omnesque et singulas illarum provincias etc. Die Kiste, worin das Ablaßgeld gelegt worden war, stand in dem Dome; sie hatte fünf Schlösser und ebenso viele, aber unter sich verschiedene Schlüssel; das Geld fam in Säcke, wurde auf die Kapitelsstube getragen, Gold, Silber und Kleinod ausgeschieden, gewogen, gezählt, geschäßt, inventarisirt, wieder in Säcke gethan, zugebunden, versiegelt und alles auf die Rathsstube getragen und darüber ein Notariatsinstrument aufgestellt und Copien davon für jeden Theilnehmer angefertigt.1)

Die bischöfliche Pflicht, alle drei Jahre dem apostolischen Stuhle Rechenschaft über die Zustände des Bisthums abzulegen, konnte Bischof Ludwig von Speyer persönlich nicht erfüllen, er betraute jedoch mit dieser Angelegenheit 1491 den Dompropst Georg, ferner seinen Neffen und Nachfolger, den Domherrn Philipp von Rosenberg, sowie den Stiftsherrn Eustachius Monche, welche damals in Rom weilten und nun in seinem Namen dem Oberhaupte der Kirche die erforderlichen Aufschlüsse gaben.

Neben der amtlichen Thätigkeit, welcher wir später in eimer von Gemmingen herrührenden Schrift begegnen werden, müssen wir seiner wissenschaftlichen, wie seinem Verkehre mit gelehrten Freunden nachgehen. Die ganze Stellung eines Dompropstes ermöglichte ja vor Allem und legte es nahe, Freund der Gelehrten und der Gelehrsamkeit zu werden und zu sein. In crster Linie begegnet uns hier der hochangesehene Name eines Wimpheling, welcher eine Zeit lang als Dom

1) Remling, Urkunden II, 452.

prediger zu Speyer lebte. In Wimphelings Schriften finden wir denn auch die Belege für die innige Freundschaft beider und deren gemeinsames Interesse an der Förderung der Wissenschaft.

Der Kenntniß seines Freundes auf dem Gebiete der römischen Klassiker gedenkt Wimpheling zunächst in seinen Elegantiae. Um eine bessere Latinität zu erzielen, legten die italienischen Humanisten jener Tage Sammlungen von lateinischen Musterausdrücken an, die sie Elegantiae, elegantiae majores nannten. Es waren gewählte Ausdrücke, wohlklingendere Epitheta, zierlichere Wendungen, meistens den Klassikern entnommen. Auch Wimpheling, von gleichem Streben durchdrungen, kam in die Lage, solche verfassen und drucken zu lassen; er entnahm sie großentheils der betreffenden Schrift des Laur. Valla. Bei mehreren als Muster empfohlenen Redensarten beruft sich Wimpheling auf den im klassischen Latein sich auskennenden Freund Georg; so sagt er bei dem Worte lucubratio, lucubratiuncula: quae quidem vocabula Tullio ceterisque oratoribus admodum placent, teste Georgio Gemmyngio. Beim Plusquamperfectum sei manchmal si zu erzänzen, so bei dedisses soviel als si dedisses Georgius Gemmyngen praepositus in carmine, also wie Georg v. G. in einem Gedichte gethan (Blatt dij).')

Inter amicos omnia communia, das gilt vor Allem von den Büchern und Kenntnissen, welche Freunde besigen und in uneigennüßiger Weise sich mittheilen. Wimpheling fand — es war im Jahre 1489 in der reichen Büchersammlung seines geistlichen Freundes die Abhandlung De restitutione usurarum, welche den Franziskaner Franz de Platea in Bologna zum Verfasser hat und 1473 zu Padua erschienen war, und veranlaßte den Drucker Peter Drach zu Speyer, die Schrift in Druck und Verlag zu nehmen, da sie Predigern,

1) Blatt biiij v: ut Georgius gemmingen prep. in quadam epistola.

Beichtvätern und Richtern sehr nüßlich sei, denn sie erörtert die Fragen, an wen, wann und wie zu restituiren sei. Wimphelings Brief an Drach geht dem Drucke voraus als Vorrede (1. Juni 1489) und enthält ernste Anklagen an alle Stände, soweit sie sich gegen die Gerechtigkeit verfehlen.1)

Durch Janssen ist man wieder allgemeiner an den „Erzieher Deutschlands", ja einen wahren Reformator, erinnert worden, an Jakob Wimpheling, sowie an seine in päda-gogischer wie philologischer Hinsicht so wichtigen Schriften, darunter an den Isidoneus Germanicus. Wem nun widmet der verdienstreiche Lehrer seinen Wegweiser für die Jugend Deutschlands? Keinem anderen als Georg v. 6.: Ad reverendum patrem dominum Georgium de Gemmyngen, Spirensem prepositum, wie uns das Titelblatt sagt.2) Die Widmungsepistel selbst (reverendo pientissimoque patri domino georgio de g .. domino suo in primis observando) gibt den Grund der Widmung an, tum propter innumera tua in me beneficia, tum etiam ut tua insigni prudentia et auctoritate opus nostrum defendas. Qui enim cum summa gloria gentes vidisti (wie oben).

[ocr errors]

.

[ocr errors]

1) Reuchlin wandte sich an den Dompropst mit der Bitte um leihweise Ueberlassung eines Buches. Der Leztere sandte unterm 4. Dez. 1500 an Reuchlin einen Brief, worin er sein Bedauern ausspricht, das von Reuchlin begehrte Buch de bellis germanicis nicht zu besißen; er übersendet ihm einen Brief des Sebastian Murrho und theilt mit, derselbe besige von Dalburg (Bischof Johann von Worms) eine Handschrift über deutsche Geschichte und bittet, ihm die historischen Schriften Nautler's zu schicken, um durch deren Lesen die schweren philosophischen Studien in geeigneter Weise zu unterbrechen. Ex Wormatia 3. Non. Dec. Reuchlins Briefwechsel, ed. Geiger S. 67.

2) Der Druck ist von Joh. Grüninger in Straßburg 1496. Hain 16178. Das Titelblatt zeigt uns eine Gelehrtenstube; auf prächtigem Lehnsessel sigt der Gelehrte mit Barett vor dem Bücherpulte (doppelseitiges Pult), eifrig mit Lesen beschäftigt, es wird der Dompropst Georg sein, den Wimpheling damit ehren will.

Eine andere Schrift, ein Gedicht De nuntio angelico widmete Wimpheling unterm 23. März 1494 ebenfalls Reverendo pientissimoque patri Domino Georgio De G. Spirensi ecclesie preposito Domino in primis observandissimo".1)

Im Jahre 1498 zog Wimpheling nach Heidelberg, dem Sit einer berühmten Hochschule. Mit nichten wollte Georg den Freund ziehen lassen, allein weder er noch der Bischof vermochten den Scheidenden auf andere Gedanken zu bringen. Doch die Freundschaft Beider währte bis zu Georgs Lebensende; 2) Wimpheling besuchte den krank darniederliegenden Freund, es war zur Zeit, da der Humanist an seinem Catalogus archiepiscoporum moguntinensium arbeitete und an Erzbischof Hatto gekommen war, von welchem die Sage ging, daß er das Volk hart behandelt und zur Strafe von den Mäusen gefressen worden (Mäusethurm), ähnlich wie bei dem straßburger Bischof Wilderolf. Wimpheling hatte die Sage noch nicht in ihrer Nichtigkeit durchschaut. „Hätte doch Hatto sich an die Worte des Papstes Gregor gehalten: offerenda est eis consolatio, quos cominus paupertatis excoquit! Hätte er doch das 4. Kapitel des Ecclesiasticus wirksamer gelesen! Diese Worte fielen mir ein, als ich neulich den Georg Gemmingen kurz vor seinem Tode besuchte, mit dem Lesen von Gregor's Moralia beschäftigt, welcher, faum meiner ansichtig geworden, sagte: Siche, lieber Jakob, da bin ich an ein Kapitel gekommen, das ich mir gerne herausschreiben möchte, um es meinem Bruder und Herru Uriel zuzusenden. Auf die Frage, wovon der Abschnitt handle, antwortete er, daß Arme und Bauern von Fürsten und Bischöfen nicht unterdrückt, sondern wohlwollend und

1) Es genüge diese Angabe nach Hain 16172. 16173. Es gibt also
eine doppelte Ausgabe dieses Carmen de nuntio angelico.
2) Im J. 1502 schickte Wimpheling dem Dompropste eine Ueberseßung
des Koran als Curiosität.

« PoprzedniaDalej »