Reate Johannes de u. s. w. machte, haben ein negatives Rejultat ergeben. Ein längerer Abschnitt über den wissenschaftlichen Ertrag des Bandes, wovon ich oben schon sprach, behandelt nachstehende Angelegenheiten: 1) Geschäftsgang, Supplikenwesen, Register u. s. w; 2) Provisionswesen; 3) andere allgemeine Verwaltungssachen, Bestätigungen, Schußbriefe u. 4) Dispense, Indulte, speciellere Gnaden aller Art a) all= gemein, b) für Cleriker und c) für Laien; 5) Privation von Clerifern; 6) Absolutionen a) von Clerifern, b) von Laien; 7) heirathende Cleriker; 8) Orden, Klöster u. s. w. ; 9) Wissenschaft und Unterricht; 10) Recht und Proceßsachen; 11) Gewerbe und Verkehr. "... "1 An allgemeineren Ausstellungen wäre mancherlei zu verzeichnen. Ich will nur einige Proben besonders auffallender Ausdrücke hieherseßen, um zu zeigen, daß man ein tüchtiger Gelehrter sein kann, ohne eine Ahnung von der Schönheit der deutschen Sprache zu haben. S. XVII: „Im Anfang Eugen IV. hat der regens cancellariam . . solche Vollmachten, welche in jenes Kanzleiregeln . . . bestimmt umschrieben sind". jedoch in Gegenwart und Namen des Papstes" statt im Namen. S. XVIII: „weil sie in Jahr I gehören". Und weiter müssen in allen den zahlreichen Fällen, wo uns nur die Copie einer Bulle erhalten. ist, diesen Suppliken entsprochen haben, welche in jest nicht mehr vorhandenen Registerbänden standen". Erst bei mehrmaliger Lesung merkt man, daß diesen nicht zu Suppliken gehört. S. XXXV: dieses Duplicata correspondirt wohl der entsprechenden italienischen Aufschrift". S. LXIV: „im Register machen könnten" statt im Register gemacht haben. fönnten". S. LXV: ... haben wir stets jeder einzeln eine besondere Nummer gegeben". Durch das Adjectiv besondere ist man verpflichtet hier einzelnen zu sagen. S. LXXXI Anm. Der dort vorkommende Ausdruck die Nonobstantien ist neu und häßlich Bisher ohne Vorbild in der historischen Quellenliteratur ist eine Neuerung, die Arnold wohl nicht wird verantworten können; S. LXXV werden eine Anzahl Beispiele "I der Absolution von Clerikern angeführt, z. B. Absolution wegen Gewaltthat und Concubinats (Reg. 1893) sowie wegen Tödtung eines Priesters (Reg. 1663). Hinter beide Anführungen sett Arnold: (Novellenstoff!) Man sollte es nicht für möglich halten, daß in einer ernsthaften und wichtigen Publication bei der Anführung solcher Vorkommnisse mit solcher Leichtfertigkeit verfahren werden könnte. Einzelne Ausdrücke wie der Betreff“, „links am Rande ist der sich Verpflichtende kurz ausgeworfen“, die Diocese der Pfründe ausgeworfen“, „Terminerstreckung“ und ähnliche sind vorläufig noch nicht allgemein in die Schriftsprache eingedrungen. Man müßte es bedauern, wenn der Inhalt der blauen Aktendeckel wesentliche Beiträge zur Ausbildung unserer Sprache nach dieser Richtung bieten sollte. Da ich im Vorstehenden nur einige allgemeine Gesichtspunkte zur Beurtheilung des angezeigten Bandes, der ein sehr umfangreiches Material mit großer Gelehrsamkeit verarbeitet hat, geboten habe, so bleiben die Urtheile abzuwarten, die von Seiten der lokalhistorischen Forschung über die Arbeit gefällt werden. Bei der unzweifelhaft erfolgenden Anerkennung der Leistung bleibt aber immer noch das Bedenken zurück, ob Mühe, Arbeit und Kosten in richtigem Verhältnisse zum Ergebnisse des Buches stehen. Was die Correktur des Buches sowie Druckausstattung angeht, so sind Ausstellungen besonderer Art nicht zu machen. P. M. B. IX. Von der Wiedergeburt katholischen Lebens im II. Das, was die Voltaire'sche Aufklärung vornehmlich wollte, war, den Glauben an Christus begraben und das Grab amtlich versiegeln. So segten wir am Schlusse unseres ersten Beitrages. Man meine aber nicht, daß es eine tiefgehende Einschränkung bedeute, wenn wir „Voltaire'sche“ Aufklärung schreiben. Denn er war der unbestrittene Führer des Heerbannes der älteren, in mancher Beziehung der gejammten Aufklärung. Seine Parole ist das écrasez l'Infâme, das in den sechziger Jahren unaufhörlich durch die Reihen der Streiter läuft. Ursprünglich hoffte Voltaire, irgend ein aufgeklärter Fürst, insonderheit Friedrich II., werde den entscheidenden Schlag gegen das, was Voltaire die Infame nannte, gegen die christliche Religion nämlich, führen; wie er sich das gedacht haben mag. ist uns annoch ein Räthjel. Zu der Zeit noch vorwiegender bitterer Feindschaft wider Friedrich, aber gegen Ende derselben, als d'Alembert schon neue Anknüpfungen versuchte, schrieb Voltaire an d'Alembert, Friedrich betreffend: „Wenn er sich zu thun entschlossen hätte, was er mir einst so nachdrücklich versprochen hat, kraftvoll Hülfe zu leihen, um die Infame zu vernichten, öifter..polit. Blätter CXXI (1898). 6 so könnte ich ihm noch verzeihen."1) Als allmälig die Hoffnung entschwand, der neue Julian, wie er überaus oft den König von Preußen nannte, werde durchführen, woran der alte gescheitert ist; als vielmehr ihm die Einsicht zu dämmern begann, daß Friedrichs Absehen sich darauf richtete, die Philosophen als Sturmbock gegen das zu brauchen, was Friedrich die Infame nannte, — d. i. unseres Erachtens zumeist die katholische Kirche und zwar in den katholischen Ländern - da entfaltete Voltaire eine um jo cifrigere Thätigkeit, um die „Brüder“, wie er die Aufklärungsgenossen nannte, zusammenzuhalten und zu befeuern. Zahllos sind die Stellen seiner Briefe, etwa schon vom Ausgang der fünfziger Jahre an, in denen Klagen über die mangelnde Einigkeit der „Brüder“ erhoben, oder diese ermuntert und belobt werden. Ging es nicht von oben herab, von Seite der Fürsten, so rasch als man wollte, so mußte die Propaganda von unten herauf organisirt werden. Nachdem aus dem Cleve'schen Projekt nichts geworden war, schrieb er mißmuthig an den König von Preußen: „Wenn ich bedenke, daß ein Narr und cin Thor, wie Ignatius, ein Dußend Proselyten fand, die ihm folgten, und ich nicht im Stande war, drei Philosophen aufzubringen, so möchte ich an der Vernunft verzweifeln. " 2) Schon im folgenden Jahre tröstete Friedrich seinen Freund mit dem Rêve", in dem Voltaire als der Held gepriesen wird, der die Infame bezwang. Zu welchem Zweck Voltaire, die drei Philosophen „aufbringen" wollte, ergibt sich besonders flar aus einem Briefe an d'Alembert: 3) Arme Brüder... Geduld, nur feine Muthlosigkeit! Gott wird uns helfen, wenn wir zusammenhalten und lustig sind. Hérault sagte eines Tages zu einem der Brüder" (Voltaire selbst, wie "/ 1) 7. September 1764. Moland Nr. 5756 Bd. 43, S. 313. Condorcet bezeugt)1): „Sie werden die christliche Religion nicht zerstören. Der andere gab zur Antwort: das wird sich erst zeigen" -,,c'est ce que nous verrons". Einer der Chronisten der Aufklärung, Bachaumont, spricht zum Jahre 1767 von einer Schriftsteller-Liga, die sich verschworen hat, das Christenthum bis in seine Grundlagen zu unterwühlen und es zu stürzen.2) Condorcet nennt in der Biographie Voltaire's seinen Meister die Seele einer Liga, die über ganz Europa verbreitet gewesen ist. Deren Sieg kennzeichnet er mit der dem bekannten Wort des hl. Hieronymus nachgeahmten Bemerkung: Europa nahm zu seinem Erstaunen wahr, daß es den Glauben verloren hat.) Friedrich II. von Preußen hat wiederholt Voltaire als Führer des Aufflärungsheerbannes bezeichnet, so z. B. im Jahre 1769 in dem Briefe an d'Alembert, wo er vom baldigen Einsturz der katholischen Kirche, den die katholischen Fürsten herbeiführen würden, spricht. Darauf, schreibt der König, habe Voltaire die Geister vorbereitet, indem er mit vollen Händen „le ridicule auf die Kuttenträger warf, und noch auf etwas Befferes" et sur quelque chose de mieux".4) Ob Friedrich mit den legten Worten das Papstthum meint, oder die christliche Religion, bleibt sich gleich; hier, wie an vielen Dußend anderer Stellen, ist ihm Voltaire der Aufklärer Europas ohne Gleichen, der Welterleuchter", obwohl er gerade in diesem Brief aus anderen Gründen mit Voltaire sehr unzufrieden ist. Man muß in die Quellen dieser Zeit sich vertieft haben, um diese geheimen, leidenschaftlichen, rastlosen Machenschaften zu fennen, welche den blanken Unglauben zur herrschenden 1) Im Leben Voltaire's. Oeuvres compl. Kehl 70, 34. Moland 1 (1883), 210. 2) Zum 19. November 1767. 3) Moland 1 (1883) 255. 4) Oeuvres, Preuß. 24, 505. |