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Nüchternheit wieder hergestellt, so kam es doch nicht dazu, den inneren Geist des christlichen und des priesterlichen Lebens zu erwecken und zu fördern; es war das Verständniß hiefür sowie für die Mittel, diesen Geist anzubahnen, verloren gegangen. Dem immer mehr um sich greifenden Sittenverderbniß und Unglauben, der Ueberhandnahme revolutionärer Grundsäße sollte allein die Aufklärung" steuern. Das Würzburger Seminar kam in den Ruf, eine Musterstätte des aufklärerischen Geistes" Und es war thatsächlich nicht bloß der Zeit nach das erste, welches die Grundsäße der Aufklärung im Bildungsgang des Klerus zuließ, sondern auch jenes, welches den neuen Geist in Maß, Form und Regel bei der geistlichen Erziehung officiell in ein gewisses System gebracht hatte." Selbst ein Fingerlos kam, um den Fortschritt in Würzburg sich anzusehen. Zu Ende des Jahres 1787 ward Fahrmann zum Regens er: nannt, der alsbald den Auftrag erhielt, eine seminarisch-literarisch-architektonische Reise" anzutreten; er besuchte die Seminarien in Meersburg, Besançon und Straßburg. An der Universität zu Würzburg besorgten vor allem Oberthür, Berg und Feder die Aufklärung"; ferner dienten diesem Zwecke die Würzburger gelehrten Anzeigen", das „Magazin für Prediger zur Beförderung des praktischen Christenthum's und der populären Aufklärung" und andere periodische Zeitschriften Gegner der falschen Aufklärung sind u. a. zu nennen: der Professor der Dogmatik Vergold, der Subregens Dr Greß und der Cisterciensermönch Bernhardin Bauer von Ebrach. Unter der Pfarrgeistlichkeit bildete sich zur Bekämpfung der Aufklärung eine Vereinigung von 9 Pfarrern aus verschiedenen Diöcesen, deren Namen nicht genannt werden durften; diese Vereinigung. welche sich als Academia scientiarum, literarum et artium bezeichnete, gab 1799 in Frankfurt eine lateinische Schrift zur Widerlegung der Kantischen Philosophie heraus.

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Das Seminar war 1789 in die Räume des früheren Jesuitencollegs verlegt worden und sollte fortan den Namen Seminar zum guten Hirten" führen. Als jedoch infolge des Lüneviller Friedens das Herzogthum Würzburg zu Bayern kam, ward durch ein Resfript des Generalkommissariats vom 30. November 1802 verordnet, daß das Seminar churfürstlich-geistliches Seminar" heißen, und dessen Vorstand den Titel „churfürstlicher Regens" führen solle. Bischof Georg Karl Frhr. von Fechenbach (1795-1808) verbot bereits unterm 2. Dezember 1802 dem Regens, diesen Titel zu führen, und damit begann die traurige Periode des mehr als dreißigjährigen Culturkampfes, in dem die Bischöfe ihre Rechte auf die Er ziehung des Klerus gegenüber der Staatsgewalt zu wahren

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suchten". Während der Bischof um den Bestand seines Seminars zu kämpfen hatte, zeitigten in diesem selbst die Früchte der Aufklärung" heran. Als 32 Alumnen die Vorlesungen bei den neu berufenen Professoren Paulus und Schelling besuchen wollten, hiezu aber Regens Straßberger die Erlaubniß nicht ertheilte, erklärten sie den Vorstand des Seminars als ihres Vertrauens verlustig und beantragten zugleich die Aufhebung des Seminars, das sie als ein für Leib und Seele verderbliches Institut" erklärten. Die Alumnen befanden sich hier in wunderbarer Uebereinstimmung mit dem früheren Regens Onymus, nunmehrigen Universitätsprofessor und Landesdirektionsrath, der den Fortbestand des Seminars als das Hauptbollwerk des kirchlich hierarchischen Regimentes an der Universität be= trachtete und die Behauptung aufstellte, daß die Erziehung in Communitäten überhaupt nichts tauge. Die aufrührerischen Alumnen fanden die Unterstügung der kurfürstlichen Landesdirektion, worauf sich der Bischof auf Dalbergs Anrothen an den Papst wandte. Pius VII billigte es, daß der Bischof mit Strenge gegen die Widerspenstigen verfahre, und leßterer verfügte, daß 13 Minoristen das Seminar zu verlassen hätten und 8 Subdiakonen und Diakonen erst dann die Priesterweihe erhielten, wenn sie Beweise der Besserung gegeben hätten. Im September 1805 waren nur noch 15 Alumnen im Seminar, und Regens Straßberger klagt, wie niederschlagend es sei, in diesem kleinen Häuschen die Ueberreste des ehemals so großen Würzburger Klerus zu sehen; ein großes Haus, worin jeder Winkel ehemals lebte, leer von Bewohnern; in einem Speisesaale, in dem Pläße für 80 3öglinge sind, nur noch ein Tisch besezt; bei allen Versammlungen der Communität nur ein fleiner Kreis um ihn“.

Unter der toskanischen Regierung (1805-1814) trat endlich eine Besserung ein. Durch Organisationsakt vom 7. September 1809 wurde die Universität Würzburg gefeßlich als eine katholische erklärt, die bisher unter dem Namen „erste Sektion der Klasse der besonderen Wissenschaften" bestehende theologische Fakultät aufgelöst und an ihre Stelle das der Aufsicht und Leitung des Bischofs und seines Vikariats untergebene geistliche Seminar mit allen Rechten einer Fakultät gesezt. Der Regens des Seminars sollte jeweiliger Dekan der theologischen Fakultät sein, während die im Seminar angestellten und noch anzustellenden Lehrer die Mitglieder der theologischen Fakultät bilden sollten. Weihbischof Zirkel verfaßte eine Instruktion für das philosophische und theologische Studium. Die Kirchendisciplin ward fortan strenge gehandhabt und das firch liche Leben durch den Bischof Friedrich Frhrn. von Groß zu

Trockau (1821-1840) allenthalben neuerweckt und gestärkt. Regens Rutta wirkte ersprießlich, und dessen Nachfolger Dr. Benkert (von 1832 an) wurde geradezu ein „Vorkämpfer der kirchlichen Interessen in Deutschland“.

Diese Skizze möge genügen, um auf die Bedeutung des Dr. Braun'schen Werkes hinzuweisen, das nicht nur für die Diöcese Würzburg von höchstem Werthe ist, sondern in Anbetracht zahlreicher mitgetheilter Aktenstücke eine neue, schäßbare Duelle für die Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland überhaupt bildet. Der Kirchenhistoriker wird deßhalb dem Verfasser, Herrn Dompfarrer Dr. Braun in Würzburg, und seinem Mitarbeiter, Pfarrer Dr. Ludwig in Goßmannsdorf, der ihn bei Ausarbeitung des leßten Vierttheiles des zweiten Bandes unterstützt hat, aufrichtigen Dank sagen. Die nicht wenigen und mitunter komischen Druckfehler (so heißt II, 359 der be kannte Heidelberger Philosoph Karo" statt Kuno Fischer) kann Recensent dem vielbeschäftigten Verfasser um so leichter verzeihen, als er aus Erfahrung weiß, wie schwer, namentlich bei Kleindruck, alle Druckfehler zu vermeiden sind. Daß aber das große, schöne Werk, in dem so viele Männer und Gelehrte genannt werden, ohne Personenverzeichniß erschienen ist, muß als be klagenswerther Mangel desselben erklärt werden. Auch ein Verzeichniß der Würzburger Bischöfe wäre jenen Lesern des Buches, welchen die Geschichte des Bisthums Würzburg weniger geläufig ist, sicherlich sehr erwünscht gewesen.

Aus der Vorrede zum zweiten Bande erfahren wir noch, daß Dr. Ludwig eine Biographie des Weihbischofs Zirkel und ein anderer Herr die Geschichte det theologischen Fakultät an der Universität Würzburg in Bearbeitung genommen hat. Bamberg. Dr. Heimbucher.

Berichtigung.

Im vorigen Heft S. 680 unten findet sich eine aus der Wiener „Reichspost“ vom 24. Dezember 1897 übernommene Notiz, wornach während der Prager Revolte ein Unteroffizier zu schwerer Strafe verurtheilt worden sei, weil er einen Befehl des Commandanten zurückwies, da er nur czechisch verstehe. Diese Nachricht beruht, wie uns aus unserem Leserkreis gefälligst mitgetheilt wird, laut einer damals (29. Dezember) erlassenen Berichtigung des Prager Corpscommando's, „vollständig auf Erfindung".

LXXIII.

Savonarola im Lichte der neuesten Literatur.

V.

Waren es aber politische Erwägungen, die Alexander VI. in seinen Maßregeln gegenüber dem Frate bestimmten, so verdient das Verhalten des letteren denn doch eine mildere Beurtheilung, da er als Bürger der freien Republik Florenz nicht so fast dem Papste als Oberhaupt der Kirche, denn vielmehr dem Oberhaupte des Kirchenstaates, das sich zur Erreichung politischer Zwecke kirchlicher Mittel bediente und mit den politischen Feinden der Republik verbündet war, Widerstand geleistet hat. Freilich verhehlen wir uns nicht, daß Alexander VI. selbst als Oberhaupt des Kirchenstaates nicht aufhörte Papst zu sein und als solcher von allen Gliedern der Kirche Gehorsam verlangen konnte, den ihm diese in kirchlichen, erlaubten Dingen nicht versagen durften. Savonarola's thatsächliche Widerseßlichkeit soll nun, wie Schwab meint (Bonner Lit.-Bl. 1869, Sp. 904), darin ihren Grund gehabt haben, daß er der wiklifitisch-husitischen Lehre huldigte, als ob man einem sündhaften Oberen nicht zu gehorchen brauche. Nach Pastor (S. 382) soll sich gleich in der ersten Fastenpredigt 1496 gezeigt haben, wie weit der phantastische Mann bereits auf der abschüssigen Bahn, die er betreten, vorgeschritten war. Wie einst Hus nahm er keinen Anstand, die subjektive Ueberzeugung zum Maßstabe des kirchlichen Gehorsams zu erklären. Der Papst, so sagte

Hifior, polit. Blätter CXXI. (1)98.)

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er, kann mir nichts befehlen, was der christlichen Liebe oder dem Evangelium widerspricht. Ich glaube nicht, daß er cs jemals wird thun wollen; aber wenn er es thäte, so würde. ich ihm sagen: In diesem Augenblicke bist Du nicht Hirt, nicht römische Kirche, sondern Du irrst. Sobald kein Zweifel darüber ist, daß ein Befehl des Oberen den Befehlen Gottes und dem Gebote der christlichen Liebe widerspricht, darf sogar niemand gehorchen. Wenn aber die Sache nicht ganz klar ist und auch nur der allergeringste Zweifel bleibt, so muß man gehorchen"".

Allerdings hat sich Savonarola in diesem Sinne ausgesprochen (Pred. sop. Amos, Ven. 1528 f. 2b; ib. fol. 247 sq. u. ö); was aber hierin husitisch sein soll, be: greifen wir nicht. Der Prior sagt ja hier, wie an zahlreichen anderen Stellen seiner Predigten nur, daß man den sündhaften Befehlen eines Obern nicht gehorchen dürfe, während Wiklif und Hus lehrten, dem Befehle eines sündhaften Oberen dürfe man nicht folgen; zwischen beiden Säßen besteht aber doch ein so gewaltiger Unterschied, daß man sich wundern muß, wie Schwab und Pastor dies übersehen konnten! Oder will Pastor im Ernste behaupten, daß man den Anordnungen der Vorgesezten unbedingt und in allen Dingen nachkommen müsse? Obgleich es eigentlich überflüssig ist, diesen, wie man glauben möchte, selbstverständlichen Saß zu erhärten, so mögen doch einige Belege zeigen, daß Savonarola mit obigem Ausspruche nicht allein steht, sondern nur die kirchliche Lehre vorgetragen hat. Der hl. Thomas sagt: Una (obedientia) sufficiens ad salutem, quae scilicet obedit in his ad quae obligatur; alia perfecta, quae obedit in omnibus licitis; alia indiscreta, quae etiam in illicitis obedit... Obedire. oportet Deo magis quam hominibus. Sed quandoque praecepta praelatorum sunt contra Deum. Ergo non in omnibus praelatis est obediendum (S. Theol. II. II q. CIV art. 5). Der angesehene Kanonist Panor

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