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Die Bartholomäer eröffneten ihr Seminar zu Würzburg mit lauter Zöglingen aus fremden Diöcesen. Erst zu Pfingsten 1655 traten die ersten einheimischen Knaben ein, Döll aus Karlstadt und Eichel aus Haßfurt. Zwei im August aufgenommene Knaben vermehrten zwar das Volk, aber nicht die Freude". Obgleich der Bischof in einem eigenen Hirtenschreiben vom 12. Dezember den Eintritt in das Seminar warm ans Herz legte, meldeten sich auch 1656 nur zwei Diöcesanen, und bei dieser geringen Zahl verblieb es auch in den nächst folgenden Jahren. Da die Anmeldungen so spärlich waren, konnte in der Auswahl der Angemeldeten nicht strenge genug verfahren werden. Die neue Zeit war auch im Würzburgischen nicht spurlos vorübergegangen. Man sträubte sich gegen Zwang und Einschränkungen mehr denn jemals.

Die ascetische Ausbildung war im Seminar der Bartholomäer eine sorgsame, die Zucht eine strenge. Schon um 411⁄2 Uhr wurde aufgestanden. Die tägliche Betrachtung von 5—511⁄2 Uhr morgens war allen Zöglingen zur Pflicht gemacht; zweimal im Jahre fanden Exercitien statt; vor dem Mittagstische wurde die Allerheiligenlitanei, jeden Abend der Rosenkranz gebetet. Die aus dem Seminar in die Seelsorge Uebergetretenen mußten alljährlich, wo möglich im Seminar, die geistlichen Uebungen halten. Die Primizfeier mußte für gewöhnlich in der Hauskapelle des Seminars stattfinden. Der Unterricht in den Wissenschaften ließ nichts zu wünschen. Die Seminaristen besuchten das von den Jesuiten geleitete Gymnasium bezw. die Vorlesungen der Jesuiten an der Universität; das theologische Studium dauerte 21/2, mindestens aber 2 Jahre. Als die Bartholomäer 1669 den Unterricht am Gymnasium zu Münnerstadt erhielten, studirten die Zöglinge zum großen Theile daselbst die Humaniora; die in Münnerstadt Gebildeten wurden mit Vorliebe in das Seminar in Würzburg aufgenommen. Jeden Nachmittag wurde eine halbe Stunde vor Beginn des Studiums auf Uebung des Choral- oder Figuralgesangs oder der Instrumentalmusik verwendet.

Im Ganzen wurden von 1654–1679 unter der Leitung der Bartholomäer 187 3öglinge zu Priestern herangebildet, sohin im Durchschnitt jährlich sieben.

Die erste Pfarrei, welche den Bartholomäern übertragen wurde, war Kizingen (1654). Obgleich die Mitglieder des Instituts Holzhausers auf die Pfarreien investirt und installirt wurden, fand ein großer Wechsel auf den von Bartholomäern beseßten Pfarreien statt, und begegnen uns solche, welche Pfarreien inne hatten, alsbald wieder als Kapläne, dann wieder als Pfarrer u. s. w. Es scheint, daß der Diöcesanpräses des Instituts (ein solcher wurde zuerst 1661 aufgestellt) aus ascetischen Gründen die Pfarrer zur Resignation veranlaßte. Die Einkünfte aus den Pfarreien floßen in eine gemeinsame Kasse, aus welcher zunächst die Ausgaben für den Lebensunterhalt der Mitglieder und Dienstboten bestritten, weiterhin auch Beiträge für das Seminar und das Emeritenhaus, Unterstützungen für bedürftige Eltern und Geschwister der Mitglieder. für sonstige Arme und verschiedene gute Zwecke geleistet wurden. Die häuslichen Geschäfte besorgten eigens herangebildete und sich dem Dienste des Instituts lebenslänglich widmende männliche Personen. Etwa ein Vierttheil der ca. 400 Pfründen, welche von 1654-1679 vom Bischof besezt wurden, kam auf die Bartholomäer.

Als vom Jahre 1677 an die Bittgesuche an den Fürstbischof um Entlassung aus dem Institut Holzhausers und um Entbindung vom Eide auf dasselbe mehrten und auch Seiteus hervorragender Männer solche Gesuche gestellt wurden, mit der Begründung, man sei weniger aus Beruf als durch die Nothwendigkeit gezwungen dem Institut beigetreten u. s. w., ward 1679 das Seminar vom Fürstbischof Peter Philipp von Dornbach (1675-1683) den Bartholomäern wieder abgenommen und Weltpriestern zur Leitung übergeben. Zur Bewahrung eines ächt priesterlichen Geistes im Klerus und als Ersatz für die aufgehobene Einrichtung des gemeinsamen Lebens, verordnete der Bischof, daß sämmtliche Priester eifrig Exercitien machen sollten, und seßte sogar einen Turnus sest, nach dem die Geistlichen zu den gemeinsamen Exercitien einberufen wurden. Die Delane wurden zu genauer und eingehender Bisitation der Pfarreien nach einem eigenen (auch in culturgeschichtlicher Beziehung interessanten) Schema aufgefordert. Endlich errichtete der Bischof am 24. Oftober 1682 eine eigene Congregation.

für den jüngeren Klerus, als deren Mittelpunkt das Alumnat bestimmt wurde.

Nach dem Tode Peter Philipps wurde das Institut Holzhausers abermals in der Diöcese Würzburg eingeführt, dieses Mal mit der Einschränkung, daß es jedem freistehen soll, ob er dem Institut beitreten will oder nicht. Vor Ablegung des Eides soll jeder Kleriker Exercitien machen und sich reiflich auf seine Entscheidung vorbereiten. Die Zahl der Beitretenden ging indeß immer mehr zurück, besonders seitdem das Seminar unter der Leitung von Männern sich befand, welche selbst dem Institute nicht angehörten.

Von 1694 bis 1703 befand sich das Klerikalseminar unter dem Pfarrer von St. Peter; von 1703 an unter der Leitung verschiedener Diöcesanpriester. Die Lehre des Jansenius und Quesnel, ferner gallikanische und rationalistische Anschauungen. fanden auch in Würzburg theilweise Eingang. Kräftig suchte Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (1724-1729) deren Eindringen zu steuern, der auf die wissenschaftliche und ascetische Förderung seines Klerus eifrig bedacht war. Der Bischof be= herrschte außer der lateinischen Sprache die französische, italienische und spanische, verfaßte geschichtliche Arbeiten, ließ Vorlesungen über Literatur, Natur-, Völker- und Staatsrecht abhalten und wollte einen eigenen Professor für Volkswirthschaft anstellen, starb jedoch vor Ausführung dieses Planes. Studien erhoben sich unter ihm zu einer solchen Höhe, daß der Besuch fremder Universitäten unnöthig erschien. Er verordnete, daß sich alljährlich sämmtliche Kapläne und sonstigen Hilfsgeistlichen behufs Ablegung einer Prüfung im Seminar einzufinden haben, woran sich Exercitien schlossen. Gegenstand dieser Prüfung war die Moral, die Rubriken, die Methode zu predigen und zu katechisiren. Jeder mußte zur Probe eine Predigt halten und seine Predigten geschrieben vorlegen; darauf mußte er auch über sein priesterliches Verhalten und seine Bestrebungen, den priesterlichen Geist der Vollkommenheit zu pflegen, Rechenschaft ablegen.

Der nächstfolgende Fürstbischof Friedrich Karl Graf von Schönborn (1729-1746) erließ unterm 4. November 1731 eine neue Studienordnung. Darnach sollte künftig in den oberen

Gymnasialklassen neben der Geschichte das Deutsche bessere Pflege finden, weil die deutsche reine Schreibart dem Vaterland sowohl für gute Räthe als geschickte Rechtsfreunde eine höchstnöthige und unumgängliche Sache sei, zumal die Hoheit der deutschen Nation keiner andern zu weichen oder sie zu beneiden brauche, und der Reichthum der wahren deutschen Sprache und Redekunst in sich keinen Mangel oder Abgang habe; deßhalb soll der edle Deutsche wohl und rein zu reden und zu schreiben gelehrt, und vornehmlich jeder Schüler in der Kunst der Wohlredenheit mit sattsamem Grund unterwiesen werden“. Das Studium der Philosophie, Ethik und Mathematik wurde auf drei Jahre ausgedehnt. Das Studium der Theologie wurde in einen niederen und höheren Unterricht geschieden; der erstere sollte für die gewöhnlich Talentirten zur Ausbildung in der praktischen Seelsorge dienen und außer sämmtlichen Trakten der Dogmatik hauptsächlich Polemik, Moral und Kirchenrecht umfassen; zum höheren Unterricht sollten nur wenige, aber aus erlesene, besonders talentirte Kleriker herangezogen werden. Mehrere Erlasse des Fürstbischofs aus den Jahren 1639 und 41 betrafen die Examina und die Nachhilfe im Seminar; zur Versehung der im Seminar vorzunehmenden Repititionen und Disputationen sollte ein tüchtiger Alumnus aufgestellt werden, der fünfzig Gulden Remuneration erhielt. Jeder Profeffor sollte 3/4 Stunden mit Diktiren, 1/4 Stunde mit Expliciren und 1/4 Stunde mit Proponiren und Disputiren zubringen.

Die Studienordnung des Fürstbischofs Karl Philipp Frhrn. von Greiffenklau (1749-1756) seßte die Dauer des philosophischen Studiums auf zwei Jahre fest; doch sollte bei der philosophischen Fakultät von den Professoren auch fernerhin diktirt werden, nachdem auf diese Art eine Unzahl hervor= ragender Männer die Aneignung einer gründlichen und allseitigen. Bildung bisher begonnen haben“. Keiner dürfe zur Theologie zugelassen werden, der nicht die ganze Philosophie gehört und das Licentiat daraus sich erworben habe. In der theologischen Fakultät sollte nichts diktirt, sondern ein neuerer Schriftsteller, dessen Lehre in keiner Weise verdächtig sei, fortlaufend erklärt werden. Um dieser Studienordnung gemäß zu handeln, verfaßten die Jesuitenprofessoren Holzclau, Kilber, Neubauer und

Munier die noch heute hochgeschäßte Theologia dogmaticopolemico-scholastica praelectionibus accademicis accommodata in 11 Bänden, Wirceb. 1766-1771.

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Im Jahre 1773 erfolgte die Aufhebung des Jesuitencollegs. Eine vom Fürstbischof Adam Friedrich Grafen von Seinsheim (1755-1779) ernannte Commission machte Vorschläge zur Verbesserung des alten Systems", wodurch die Exegese zum Hauptfache erklärt wurde (24. Oftober 1773). Neben den Erjesuiten Wiesner, Holzclau und Grebner docirten an der Universität Fahrmann, später Regens und Weihbischof, Oberthür und J. M. Schmidt, leßtere beide in der Wolle gefärbte Aufklärer". Im Seminar beförderte Regens Günther die Aufklärung in seiner Weise, daß das ganze Seminar zu verlottern und die Erziehung zum Priesterthum in die Züchtung von Heuchlern der abscheulichsten Art verkehrt zu werden. drohte". Die unkirchliche Gesinnung war immer mehr in Zunahme begriffen.

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Die Grundsäße, welche der Fürstbischof Franz Ludwig Freiherr von Erthal (1779-1795) bei der Heranbildung seines Klerus beobachtet wissen wollte, finden sich in dem vierbändigen Werke Anleitung zur praktischen Gottesgelahrtheit nach dem Entwurfe der Wiener Studienverbesserung“, verfaßt von F. C. Pitroff, 2. Aufl., Prag 1783, ausgesprochen. Dieses Werk hielt sich zwar von der offenbaren Glaubensanfeindung fern, machte aber doch dem Rationalisnus allerlei gefährliche Zugeständnisse; „es entsprach genau der Richtung, welche Franz Ludwig selbst in der Bewegung der Zeit einhielt." Regens Vornberger, „ein Mann der alten Schule," der sein Amt damit begonnen hatte, daß er den Alumnen verbot, häretische und den Sitten verderbliche Bücher zu lesen und ihnen auftrug, statt der übermäßigen Beschäftigung mit der schönen Literatur das Fachstudium mit Fleiß zu betreiben (1776), fand beim Bischof nicht den nothwendigen Rückhalt. Der Mann, wie ihn sich der Fürstbischof wünschte, war der Subregens und spätere Regens Onymus, „durch und durch Aesthetiker," auf dessen Vorschläge hin eine Reihe Verordnungen in Betreff der Erziehung und Führung des Klerus erfolgten. Wurden hiedurch auch die äußeren Formen des Anstandes, der Bildung und

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