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nicht alle haben die nöthige Unbefangenheit, um zu sehen, wie nöthig heute die Pflege strenger Wissenschaft für die Kirche ist, und den wenigsten eignet schließlich der genügende Jdealismus, um kleinliche materielle Interessen und persönliche Rücksichten einer großen Sache zu opfern, um einer nach reiflichster Prüfung durch die sachkundigsten Organe gefällten päpstlichen Entscheidung auch dann sich zu unterwerfen, wenn sie ihnen unangenehm ist. Der Rektor von Campo Santo kann den Beifall dieser Unberufenen um so eher missen, je reichere Anerkennung er gerade in den lezten Jahren von den höchsten kirchlichen und weltlichen Autoritäten gefunden. Der Mann, der niemals nach Ehren gestrebt, sah sich in rascher Folge zum päpstlichen Hausprälaten und zum Consultor der Commissione cardinalizia per gli studi storici ernannt und mit hohen österreichischen und preußischen Orden dekorirt. Und anläßlich des Jubiläums der Stiftung waren derselben so reiche Geschenke von höchsten und hohen Herrschaften geworden, daß er auch darin eine Anerkennung seines Wirkens sehen durfte. War man vom Kaiser von Oesterreich als dem erlauchten Protektor an die hochherzigsten Gnadenerweise gewöhnt, so mußte es dem Rektor und allen Reichsdeutschen des Collegiums eine besondere Genugthuung sein, daß auch der deutsche Kaiser nicht nur durch Verleihung eines Ordens an den Rektor, sondern namentlich durch Stiftung der prächtigen Kaiserorgel, welche es mit den besten Werken in Rom aufnimmt, sein Interesse für die Nationalstiftung befundete. Was Bayerns Prinzregent durch Schenkung zweier vorzüglicher Glasgemälde und was andere deutsche Fürsten für Campo Santo gethan, darüber haben s. 3. die Tagesblätter berichtet.

Möge Prälat de Waal sich Gottes Segens und der irdischen Herrscher sowie aller edler Menschen Unterstützung auch fürderhin erfreuen, und möge er, dessen Beweglichkeit nicht verriethe, daß er sechzig schon überschritten, auch noch sein fünfzigstes Rektoratsjubiläum feiern!

S. M.

VII.

Hand's Kirchengeschichte Deutschlands."

Der erste Band, der seiner Zeit in diesen Blättern eine Besprechung sand, wurde von der Kritik als eine hervorragende Leistung anerkannt. Der zweite Band verdient dies Lob in noch weit höheren Grade. Manche Partien sind wirklich ausgezeichnet durch umsichtige Forschungsgeschichte, Gruppirung der Thatsachen und Tiefe der Auffassung. Weit entfernt von dem Dünkel mancher Historiker, die überall den modernen Maßstab anlegen, die überall nur Schatten sehen, sucht sich H. in die Ideen und den Gedankenkreis der führenden Geister hinein zu leben und sie zu verstehen. Es ist ihm in vielen Fällen gelungen, mit den protestantischen Vorurtheilen zu brechen, in andern hinwieder zeigt er sich außerordentlich befangen. Bei aller Anerkennung der Tugenden und Verdienste der einzelnen Päpste, zeigt er sich überall als scharfer Gegner des Papstthums und entdeckt in seinen Trägern den Ehrgeiz und die Sucht, auf Kosten anderer den eigenen Einfluß zu vermehren. Was eine naturgemäße Entwicklung der Kirche war, an der der Klerus, die Bischöfe und Päpste fast gleichem Antheil gehabt haben, das soll Tendenz, Arglist und Gewaltthätigkeit der römischen Päpste ins Leben gerufen haben. Dies Uebelwollen und die Abneigung gegen das Papstthum tritt indeß weit mehr im dritten als im zweiten Band zu Tage, wie wir unten zeigen werden.

Nicht immer", so leitet Hauck seinen zweiten Band,

1) II. Theil 790 S. III. Th. 1041 S. Leipzig, Hinrichs 1889–96.

Hiace polit. Blätter CXXI (1898).

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der über die fränkische Kirche als Reichskirche handelt, ein, ,,wird eine Stelle in der Welt leer, wenn ein bedeutender Mann abgerufen wird. Als Bonifatius den Tod eines Missionars erlitt, war er nicht mehr der leitende Träger der Reformgedanken für die fränkische Kirche. Die Zügel lagen schon in einer andern Hand. In den kirchlichen Dingen nicht minder als in den politischen war Pippin der Herrscher des Frankenreichs... Durch den glänzenden Ruhm seines glücklichen Sohnes wurde sein Name etwas verdunkelt. Und doch ist er in der langen Reihe der Nachkommen Arnulfs von Mez der einzige, der neben Karl gestellt, ihm als ebenbürtig erscheint"... Pippin wollte nicht nur herrschen, er wollte allein herrschen: die oberste Gewalt mit einem Zweiten theilen, dieser Gedanke war ihm unerträglich. „Was kümmerte ihn Recht und Liebe, wenn es die Macht galt? Er schob jeden beiseite, der sich ihm in den Weg stellte. Aber dabei vermied er roh gewalt= sames Vorgehen: er hat kein Blut vergossen" (S. 3).

Pippin beschränkte sich gern in seinen Maßregeln auf das augenblicklich Nothwendige. Niemand war weiter davon ent= fernt als er, nur principiell richtige Lösungen der vorliegenden Schwierigkeiten als zulässig anzusehen. Ihm genügten Einrichtungen, welche durchführbar waren und den momentanen Bedürfnissen entsprachen, mochten sie auch hinter dem weit zurückbleiben, was er an und für sich als richtig erkannte. Und wenn nicht gelöst, so doch für die Lösung vorbereitet hat Pippin jede Frage, die er angriff. Karl der Große war in viel höherem Maße Vollender väterlicher Gedanken als Pippin“ (S. 7-8).

Als Papst Stephan sich an Pippin wandte, um den fränkischen Schuß gegen die Uebergriffe der Longobarden zu erhalten, da faßte Pippin den epochemachenden Entschluß, welcher der Geschichte der nächsten Jahrhunderte ihre Richtung gegeben hat, nicht nur aus Liebe zum heiligen Petrus und um der Vergebung seiner Sünden willen, sondern auch behufs Ausdehnung seiner Machtsphäre". Durch die Krönung in Rom erhielt nach H. die Stellung Pippins als Königs und Patriciers eine höhere Weihe in den Augen des Volkes, das Schutzverhältniß aber, in welches der Papst zum Frankenkönig

trat, entwickelte sich in ein Abhängigkeitsverhältniß des Papstes vom Könige. Eine dauernde, in gewissem Sinn staatsrechtliche Verbindung beider Gewalten war hergestellt, aber zur Anerkennung der unbedingten Herrschaft des Papstes in der fränkischen Kirche war es nicht gekommen. Wie unwillkürlich verfiel der Vertheidiger in die Rolle des Herrschers“ (S. 26).

Um Karts Politik verstehen zu fönnen, muß man beständig vor Augen haben, daß nicht er zuerst den Grund zur Herrschaft des Königs über den Papst gelegt, sondern einfach auf den vom Vater gelegten Grundlagen weiter gebaut hat. Der Tieferblickende wird sich kaum verhehlen können, daß Karl der Große ein von Gott erkorenes Rüstzeug gewesen, behufs der geistigen Hebung des deutschen Volkes und einer gründlichen Reformation der deutschen Kirche. Keiner der Päpste und Bischöfe jener Periode reicht auch nur entfernt an den Kaiser hinan und verbindet mit tiefem Einblick in die Nöthen der Zeit so viel praktisches Geschick, um denselben abzuhelfen. Gerade deßhalb werden die Eingriffe des Kaisers in rein geistige. Angelegenheiten von den Verfechtern der kirchlichen Freiheiten. nicht nur geduldet, sondern auch gepriesen. Man sah in dem Kaiser den Beschüßer und Förderer, den Wohlthäter und Freund der Kirche, der in vielen Fällen die Reformen weit sicherer und energischer durchführen konnte, als Päpste und Bischöfe. Gerade Pippin hatte der fränkischen Kirche ihren landeskirchlichen Charakter erhalten. Aber war es möglich, daß sie ihn bewahrte, während die staatlichen Verhältnisse sich immer entschiedener umgestalteten? In der That verlor sie durch Karl ihr bisheriges Gepräge: durch ihn geschah es, daß alles, was an geistigem Leben in der abendländischen Christenheit vorhanden war, sich in der fränkischen Kirche sammelte; alle die firchlichen Fragen, welche die Zeit bewegten, wurden auf fränkischem Boden besprochen und entschieden. Damit trat der Gedanke des landeskirchlichen Abschlusses zurück hinter dem Gedanken der alle umspannenden kirchlichen Gemeinschaft, welche durch die fränkische Kirche repräsentirt wurde.

die Landeskirche zur Reichskirche. Aber indem das geschah, blieb die Stellung, welche der Herrscher in der Landeskirche

inne gehabt hatte, unangetastet, der fränkische König erscheint nun als Leiter der abendländischen Christenheit, wie er vorher Regent der fränkischen Kirche gewesen war. Das war möglich, da das Verhältniß zum Papstthum sich so ordnete, daß der Papst dem fränkischen Könige als Unterthan gegenüberstand" (68). Das Verhältniß war kein normales und konnte schon deshalb keinen Bestand haben; aber wer möchte leugnen, daß dasselbe der Kirche große Vortheile gebracht hat?

Wir können hier nicht auf alle die großartigen Leistungen Karls des Großen für die Kirche eingehen. Ein im Jahre 789 erlassenes Sendschreiben schildert uns die Gedanken, von welchen der Kaiser sich bestimmen ließ. „Der König erklärt, er wolle ein Mitarbeiter der Bischöfe bei ihrer religiösen Arbeit an dem Volke sein: dazu fühle er sich verpflichtet aus Dankbarkeit für die ihm und seinem Volke erwiesene göttliche Gnade. Die königlichen Sendboten sollten deshalb vereint mit den Bischöfen kraft der Autorität des Herrschers bessern, was zu bessern ist. Niemand achte diese fromme Mahnung für vermessen, sondern jeder nehme sie billigen Sinnes an. Wir lesen ja im Königsbuch, wie der hl. Josias das ihm von Gott verliehene Königreich zum Dienste Gottes zurück zu führen bestrebt war. Nicht daß ich mich dem heiligen Könige gleich stellte, aber es liegt uns ob, dem Vorbilde der Heiligen nachzufolgen und dem Herrn Jesus zu Ehren, so viele wir können, zum Eifer im rechten. Leben zu versammeln" (108). Der Einfluß des Papstes wurde infolge der Art, in welcher der Kaiser alles anordnete, bestimmte und entschied, wohl verkümmert, aber infolge der Weisheit der kaiserlichen Anordnungen sahen die meisten Zeitgenossen über die Einmischung des Koisers in rein geistliche Angelegenheiten hinweg. Selbst Alkuin steht nicht an, den Kaiser den Leiter der Kirche Christi zu nennen, der das Schlechte bessert, das Gute stärkt, das Heilige erhöht, den christlichen Glauben ausbreitet. Er nennt ihn sogar Priester und Prediger. Alkuin stellte das Papstthum sehr hoch und hatte offenbar keine Ahnung, daß es je zu einem Gegensatz der geistlichen und weltlichen Macht kommen könne (109-110). Dem Kaiser gebührt das große Verdienst, seine geistige Ueberlegenheit nicht zu selbstischen Zwecken, sondern zum Frommen der Kirche gebraucht zu haben.

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