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Text gekommen, während doch in nicht mißzuverstehender Weise Cornelius Fronto, der Stilreformator und Christenfeind verhöhnt werde. Seine uns nicht mehr erhaltene Rede gegen die Christen lege Minucius Felix seiner Apologie zu Grunde, um sie zu widerlegen: daher so wenig specifisch christliche Gedanken, keine Schriftcitate, keine Nennung des Namens Christi, keine Betonung der Offenbarung. Jene höhnische Aufforderung: Was wagt darauf Fronto, der größte Plautiner, aber der lezte Philosoph?" sei nur zu Lebzeiten Fronto's denkbar, welcher wohl nicht über Marc Aurels Tod hinaus gelebt hat. Wenn dann 18, 5 zum Erweise der Einheit Gottes gefragt wird, ob jemals auf Erden eine gemeinsame Regierung mit Treue begonnen oder ohne Blutvergießen geendet habe, so werde der Verfasser doch wohl den Condominat Marc Aurels und des L. Verus noch nicht erlebt haben. Der Dialog fiele also in die Zeit des Antoninus Pius oder Hadrian. Die Sache wäre sehr schön, wenn die Emendation selber nicht den stärksten Bedenken unterläge (vergl. von Funk, Theol. Quartal-Schrift 1896 . 349 f.); sie hat auch, soviel zu sehen, noch wenig Zustimmung gefunden.

Thatsächlich war Papst Viktor (189-199) der erste, welcher in lateinischer Sprache über christliche Dinge schrieb; aber von seiner Schtiftstellerei ist nichts mehr erhalten, da der Versuch Harnacks, ihm die Schrift „gegen die Hazardspieler“ zu vindiciren, mißglückt ist. Von dieser Mahnrede weiß man nur, daß sie nachcyprianisch ist, Heimat und Verfasser sind unbekannt. Im Vorgehen Viktors gegen die Kleinasiaten anläßlich des Osterfeierstreites entdeckt Schanz schon die Spuren der sich regenden päpstlichen Gewalt“ (S. 239). Zu einem eigentlichen Bruche kam es übrigens nicht, dank den Bemühungen des seinem Namen Ehre machenden Jrenäus.

Breiten Raum nimmt mit Recht die Behandlung Tertullians ein (S. 240-302) und die Charakteristik des afrikanischen Feuerkopfes und seines literarischen Schaffens ist vortrefflich. „Bergen seine Werke auch viel Bizarres und Schrullenhaftes, Irriges und Abstruses, so hat er doch noch immer genug reines, lauteres Gold zu Tage gefördert, das die Zeit von den Schlacken gereinigt". Beachtenswerth sind Tertullians Ausführungen ad

Scapulam. Er kommt hier zu dem Saße, daß der Glaube eine individuelle Angelegenheit sei und daß Zwang auf diesem Gebiete ausgeschlossen bleiben müsse. Der Apologet stellt sich damit in direkten Gegensatz zu der antiken Maxime, wonach die Religion Staatssache par excellence war - aber diese Religion war eben die heidnische. Nachdem das Christenthum die Oberhand gewonnen, verschwand jener Gedanke mehr und mehr hinter dem alles beherrschenden von der Kirche als imperium Romanum.

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Auch die anziehende Erscheinung des hl. Cyprian ist gut gewürdigt und namentlich sein reger Briefwechsel ausgiebig besprochen. Für die Kirchengeschichte wichtig ist besonders noch die Correspondenz zwischen Rom und Karthago nach Fabians Tode und während der Flucht Cyprians. „Wir sehen, daß die römische Kirche sich damals als die leitende betrachtete, und sind erstaunt, mit welcher Umsicht und Klugheit sie in der Leitung der kirchlichen Angelegenheiten vorging" (S. 323). Weniger gut stand es damals in der römischen Kirche mit der lateinischen Grammatik und Stilistik. Der achte Brief. vom römischen Klerus an den karthagischen gerichtet, ist in Vulgärsprache geschrieben und zeigt, daß die römische Kirche im Jahre 250 noch nicht im Stande war, officielle Schreiben im correkten Schriftlatein abzufassen" (S. 331). Die Schriften. des karthagischen Bischofs, durch und durch praktisch gehalten, haben im ganzen Abendlande sich hohes Ansehen erworben, und er ist bis Augustinus der maßgebendste Schriftsteller der lateinischen Kirche geblieben. Selbst sein Streit mit der römischen Kirche war nicht im Stande, seine Auktorität zu erschüttern und leztere selbst hielt den Martyrer in hohen Ehren und nahm seinen Namen in ihren Meßcanon auf. In diesem neuerdings wieder viel verhandelten Streite war Cyprian überzeugt, daß er für eine heilige Sache kämpfe, pro unitate ecclesiae. Vom Gedanken an die Einheit der Kirche war seine ganze Seele erfüllt und die Consequenz daraus schien ihm auch die unbedingte Verwerfung der Keßertaufe zu verlangen. War diese Folgerung unrichtig gezogen oder die logisch richtige Folgerung aus etwas zu engen und einseitigen Prämissen?

Die bedeutendste Erscheinung unter dem römischen Klerus

war zu Cyprians Zeiten ohne Zweifel der Schismatiker Novatian, ein Mann von hoher philosophischer und rhetorischer Bildung, aber von zweifelhaftem Charakter, der einerseits einen extremen Rigorismus vertrat und für die Reinheit der Kirche eiferte, und andrerseits mit einer Persönlichkeit gemeinsame Sache. machte wie dem von Cyprian excommunicirten Novatus, der jedenfalls kein Sittenspiegel war. Lehrreich ist das Schicksal seiner Schrift de trinitate. Da die Werke der Keßer als seelengefährlich dem Untergange geweiht waren, konnten sie nur zum Theil und mit List gerettet werden. Man wählte den. Namen von probatissimi auctores und ließ die fraglichen Schriften unter ihrer Flagge segeln. So machten es die Apollinaristen, so die Pelagianer mit den Schriften ihrer Meister, so die Macedonianer in Constantinopel mit der novatianischen Schrift de trinitate. Da sie an ihrer Verbreitung Interesse hatten, veranstalteten sie, wie Rufin erzählt, eine Neuansgabe der Briefe Cyprians zu einem ausnehmend billigen Preise und schmuggelten den Traftat ein. Allein diesmal kamen bald einige Orthodoxe hinter die Sache und deckten den Betrug auf. Jezt stritt man sich, wem der Traktat eigentlich angehöre. Das Zeugniß des Hieronymus, sowie Stil und Composition weisen ihn dem Novatian zu; Hagemanns gegentheilige Beweisführung ist nicht durchschlagend. Sittengeschichtlich von Interesse ist eine Stelle in der Schrift Novatians de cibis Judaicis. Im Anschluß an den Philosophen Seneca epist. 122, 6 (Weymann im Philologus 1894 S. 728 ff.) klagt nämlich der römische Gegenbischof in Capitel 6 der genannten Schrift über die Sitte bezw. Unfitte des Frühschoppens, welche auch in christliche Kreise eingedrungen war. Es gibt Christen, welche das Beispiel der Unenthaltsamkeit geben und in ihrer Lasterhaftigkeit so weit gekommen sind, daß sie gleich früh Morgens nüchtern trinken, während doch Christen erst nach der Mahlzeit einen Trunk zu sich nehmen. In die noch leeren Adern gießen sie, nachdem sie sich eben vom Schlafe erhoben, Wein; ungegessen sind sie bereits trunken; sie laufen nicht nur in die Kneipen, sondern sie tragen eine Kneipe mit sich herum, und ihr Gruß besteht im Zutrinken. Was werden diese Menschen am Nachmittage anfangen, wenn sie schon berauscht zur Mahlzeit kommen?

Oder in welcher Verfassung wird sie die untergehende Sonne schauen, wenn sie die aufgehende bereits schlaff vom Weingenuß erblickt?" Die Ueberseßung von Harnack in seiner prächtigen Schrift Medicinisches aus der ältesten Kirchengeschichte" S. 17 f. Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur VIII (1892) S. 53 f.

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Eine merkwürdige Gestalt ist der erste christliche Dichter Commodian, dessen Dogmatik so mank ist als seine Metrik und Prosodie, der aber für die christliche Culturgeschichte der damaligen Zeit interessante Züge liefert. Der älteste lateinische Exeget ist Bischof Viktorin von Pettau (im heutigen Steiermark) am Ende des dritten Jahrhunderts; seine Commentare sind aber zumeist verloren gegangen, andere unter seinem Namen publicirte sind unächt. Was den Streit um das Buch de mortibus persecutorum betrifft, so stellt sich Schanz gegen Brandt auf Seite derer, welche dasselbe dem Lactanz zuschreiben (Ebert, Belser, Seeck u. a.); es scheint, daß sich das Zünglein der Wage mehr und mehr nach dieser Seite neigt. Auch das Gedicht über den Vogel Phönix" wird jezt so ziemlich allgemein als Werk des Lactanz betrachtet.

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Den Schluß des Schanz'schen Buches bildet die Behandlung der Martyrien und der Ueberseßungsliteratur, sowie ein kurzer Rückblick über die Formen der christlichen Literatur. Es ist zu wünschen, daß dem dritten Theile des Werkes bald der vierte folge mit den Kraftgestalten eines Ambrosius, Augustinus, Hieronymus. Aus den treffenden Inhaltsangaben der einzelnen Werke und der feinen Charakterisirung ihrer Autoren kann jeder Gewinn schöpfen. Akribie aber ist man beim Philologen ja gewöhnt.

T.

H. Koch.

LVIII.

Heinrich von Heß.

Zu des Künstlers hundertstem Geburtstag.

I.

„Ich will aus München eine Stadt machen, welche Deutschland so zur Ehre gereichen soll, daß keiner Deutschland fennt, wenn er nicht München gesehen hat." Dieses bekannte Wort des großen Königs Ludwig I. von Bayern erscheint uns heute, nachdem es längst zur Thatsache geworden, nicht so inhaltsschwer und kühn, als es in den Tagen war, da es gesprochen wurde. Damals begegnete es manchem spöttischen Lächeln, und noch im Jahre 1835 ließ sich August Lewald über die Pläne des Königs folgendermaßen vernehmen. „Um in ihrer ganzen Ausdehnung ausgeführt zu werden, bedürfte es einer Bevölkerung, die für München niemals denkbar ist. In einem Winkel Bayerns gelegen, am Fuße der Tiroler Berge, lediglich durch den Hof des Königs blühend, wird München nie mit magnetischer Kraft fremde Ansiedler anziehen können." Aber mit der ihm eigenen Energie und Geistesschärfe hat der große Fürst es verstanden, sein Wort zur vollen Wahrheit zu machen. Wenn München heute die erste Kunststadt Deutschlands ist reich an Denkmälern, Kirchen, Museen und Kunstschäzen aller Art, ein Anziehungspunkt für Einheimische und Fremde, eine nie versiegende Quelle reicher und edelster geistiger Anregung:

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