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Darin heißt es, der Verrath würde den Ruin des Reiches herbeigeführt haben, hätte der Allmächtige nicht des Königs Majestät mit göttlichem Geiste ausgerüstet, um den Sinn von gewissen dunkeln Säßen in einem Briefe zu entdecken" (131). Man staunt aber sofort, wenn man die Tepeschen Cecils an die englischen Gesandten im Auslande liest. In diesen wird. mit der tiefsinnigen Weisheit des Monarchen kurzer Proceß gemacht. Nach Cecil war der König im Gegentheil von schwerem Glauben", wohingegen er (Cecil) und der Oberstkämmerer, Lord Suffolk, den richtigen Sinn des Briefes an Lord Monteagle erkannten.

Geradezu haarsträubende Mittheilungen empfangen wir darüber, wie leicht der Staatsminister Cecil es mit der Wahrheit nahm, oder vielmehr darüber, wie rücksichtslos er sie vergewaltigte. In einem Briefe an einen gewissen Favat enthüllt er das Hauptziel seiner Kirchenpolitik. Er verfolgte als Ziel, die englischen Katholiken in eine Verschwörung gegen die Krone zu verwickeln und sie damit im Angesicht der Nation zu brandmarken. Zeugnisse und Anklagen gegen katholische Priester waren für Cecil ein gesuchter Artikel. „Die meisten Gefangenen", schreibt Cecil, haben eigensinnig falsch ge= schworen, als ob die Priester keine Einzelheiten kännten, und lehnen es ab, deren Ankläger zu sein, sogar unter allen erdenklichen Qualen der Folter" (181). Offenbar war es für Cecil weit leichter, Zeugnisse der Gefangenen, die zu Gunsten der Priester lauteten, zu unterdrücken, als neue falsche Aussagen gegen dieselben zu schmieden. Selbst unter den schrecklichsten Leiden der Folter hat Faukes sich geweigert, Nachsicht dadurch zu erkaufen, daß er die Jesuiten verdächtigte. auseinandergerenktem Leibe seine eigene Schuld und die seiner Genossen eingestehend, verharrte er bei der Aussage, daß P. Gerard um ihren Plan nicht gewußt habe.

Diese Aussage

zu veröffentlichen hat die Regierung unterlassen, denn sie hätte sich damit selbst vernichtet. Dem Verfasser aber gebührt innigster Dank dafür, daß er ein genaues Facsimile der Aussage Fautes' mitgetheilt hat. Vor dem lezten Saße, welcher lautet: „Aber er bemerkt, daß Gerard nicht mit ihrem Plane bekannt war", hat der Staatsanwalt Sir E. Coke am Rande das verhäng.

nißvolle Wort „hucusque" beigesetzt. Von der Entlastung des P. Gerard durfte in den Gerichtsverhandlungen und in der Literatur kein Gebrauch gemacht werden (198). Von dem Bekenntniß des Verschwörers Thomas Winter empfangen wir ebenfalls ein Facsimile (168), woran sich nähere Erläuterungen über die unsaubern Manipulationen schließen, die man auch mit dieser Aussage vorgenommen.

All die merkwürdigen Thatsachen, an denen die fleißige und scharfsinnige Arbeit so reich ist und von denen hier nur verhältnißmäßig wenige berührt werden konnten, liegen beinahe dreihundert Jahre hinter uns. Aber lebendig pflanzen sie sich fort in der feierlichen Liturgie der anglikanischen Staatskirche, die jährlich am 5. November im öffentlichen Gebete daran erinnert, daß der König und die Stände des Reiches durch papistische Verrätherci ausersehen waren wie Schafe für die Schlachtbank in höchst barbarischer Weise wie sie im verflossenen Jahrhundert nicht bekannt gewesen“ (226).

Obige Zeilen waren schon lange niedergeschrieben, als Professor Gardiner in Oxford die seit Jahresfrist in Aussicht gestellte Erwiderung auf Gerard's Schrift zur Ausgabe brachte.1) „Meine erste Hypothese ist", bemerkt er, daß die überlieferte Auffassung wahr ist Keller, Mine, Brief an Monteagle". Zur Aufstellung dieser Hypothese gehört in der That ein mehr als gewöhnlicher Muth. Dem gegenüber beschränken wir uns darauf, zwei Punkte hervorzuheben, welche Gardiner's Kritik den Boden entziehen.

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Erstens hat er für eine richtige Beurtheilung des berüchtigten Briefes an Lord Monteagle kein neues Geschichtsmaterial beizubringen vermocht. Und doch hat die gesammte neuere Forschung, als deren hervorragendste Vertreter Jardine und Professor J. S. Brewer erscheinen, die Echtheit des Briefes verworfen. Allgemein gilt derselbe als ein von der englischen Regierung gewähltes Mittel zur Verschleierung der Mittel,

1) What Gunpowder Plot was. By Samuel Rawson Gardiner, D. C. L. LL. D. London, Longmans. 1897. 8°. VIII. 208 pag. Hiftor..polit. Bätter CXXI (1898.)

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durch welche Minister Cecil zur Kenntniß der Verschwörung gelangte.

Noch weit mehr Gewicht besitzt ein zweiter Punkt. Professor Gardiner gibt ehrlich jene Auffassung preis, die einem katholischen Forscher die Behandlung der Pulververschwörung erst sauer zu machen geeignet scheint. Nach Gardiner haben die englischen Katholiken, als solche, mit diesem Attentat durchaus nichts zu thun. „Keinen aufrichtigen Mann", bemerkt er (S. 2), „kann es Wunder nehmen, wenn englische Katholiken, insbesondere der katholische Priester, sich bemühen, den Vorwurf, den das Attentat auf ihre Glaubensgenossen gebracht, zu entkräften. Denn seine geistlichen Vorfahren wurden einer mit edelster und selbstlosester Geduld ertragenen Verfolgung unterworfen, lediglich wegen der heute von allen Geschichtsforschern als gänzlich falsch erkannten Beschuldigung, als sei das Complot von den englischen Katholiken als solchen ausgegangen, oder von ihnen gebilligt worden. Und außerdem hat dieser falsche Glaube eine solche Macht gewonnen, daß er die Ausbreitung jenes Organismus, den er (der katholische Priester) als göttliche Einrichtung zum Heil der Menschheit verehrt, in nicht geringem Maße behindert hat". Und doch hat diese „gänzlich falsche Beschuldigung" einen großen Theil der überlieferten Auffassung" gebildet, für welche Gardiner eine Lanze brechen möchte.

Aachen.

Alfons Bellesheim.

LVII.

Zur Geschichte der christlich-lateinischen Literatur.

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Der dritte Theil der Geschichte der römischen Literatur bis zum Gesetzgebungswerk des Kaisers Justinian“ von Martin Schanz, ord. Professor an der Universität Würzburg (Handbuch der klassischen Alterthumswissenschaften, herausg. von Jwan von Müller, VIII. Band. 3. Theil. München 1896. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung), behandelt die Zeit von Hadrian 117 bis auf Constantin 324. Da diese Periode einen nationalen Schriftsteller ersten Ranges nicht gezeitigt, so liegt der Schwerpunkt dieses Bandes in der patristischen Literatur, und ihr ist auch die folgende, leider etwas verspätete, Anzeige gewidmet.

Der Verfasser weist den christlichen Autoren zwar einen besonderen Plag an getrennt von der profanen Menge der heidnischen, bespricht aber als Philologe jene nach denselben literarhistorischen Grundsäßen wie diese, und das ist für seine Zwecke das einzig Richtige. „Eine Werthschätzung, die ihren Maßstab aus der Dogmatik entlehnt, ist völlig ausgeschlossen; wir kennen keine Väter, sondern nur Schriftsteller. Auch schreiben wir keine Kirchengeschichte und keine Geschichte der Theologie; wir treten in eine Erörterung der christlichen Ideen nur insoweit ein, als sie zum Verständniß der Schriftstücke nothwendig sind" (S. 229). Immerhin ging er vorher bei den Theologen in die Schule und machte sich mit den nothwendigsten Ergebnissen der Theologie bekannt. Daß er bei seiner theologischen Orientirung nicht einseitig verfahren, zeigt

die Zusammenstellung der Werke, welche ihm „reiche Belehrung und großen Genuß verschafft haben". Hier steht neben Harnacks Dogmengeschichte und Weizsäckers apostolischem Zeitalter und Pfleiderers Geschichte des Urchristenthums auch Zahns Geschichte des neutestamentlichen Kanons, Döllingers Hippolytus und Kallistus und Hagemanns römische Kirche. Auch seine Ausführungen beweisen es zur Genüge.

Der christlichen Literatur geht ein Abschnitt über die Christenverfolgungen voran, deren Verlauf, Entwicklung, juridische Handhabung, Resultat in markigen Strichen gezeichnet werden. Schanz ist darob getadelt worden (Theol. Litztg. 1897 Nr. 4) und streng genommen gehört der Abschnitt auch nicht in eine Literaturgeschichte. Die Aufnahme geschah aber auch nicht ganz ohne Grund: wir sehen das Christenthum im Kampf mit der heidnischen Staatsgewalt wie mit der heidnischen Weltanschauung. Die Kirche kämpft um ihre Existenz mit dem Römerstaat und die christliche Literatur mit der nationalen. Siegerin blieb die christliche Religion und Literatur. Diese beiden Kampfgebiete, wo Schwert und Geistesmacht die Waffen sind, liegen dicht neben einander, das eine ruft vielfach das andere. Was den Gang der Verfolgungen betrifft, so tritt Schanz mit Entschiedenheit für die Echtheit des bekannten Toleranzediktes Hadrians an Minucius Fundanus ein und findet mit Mommsen in der grundlosen Verdächtigung desselben den besten Beweis wie wenig sich die Neueren in den Standpunkt der römischen Regierung gegenüber dem Christenthum zu finden vermögen" (S. 212); dagegen hält er das Schreiben des Antoninus Pius an den Landtag von Asien für völlig unecht, ohne der Harnack'schen Interpolationshypothese bei= zupflichten (S. 213).

"

Wie bekannt, streitet man sich immer noch über den primus latinorum, ob Minucius Felix oder Tertullian an die Spize der christlichen Literatur zu sehen ist. Schanz entscheidet sich für Minucius Felix und erklärt seine Abhängigkeit von Tertullians Apologeticum für unmöglich. Er stellt auch eine originelle und geistreiche Hypothese auf, welche dem Streit ein für allemal ein Ende machte, wenn sie sich bewährte. Es sei nämlich Oct. 14, 1 durch Interpolation Octavius“ in den

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