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allem der Klerus mit dem guten Beispiele vorangehen, an eine Umkehr des Klerus war jedoch nicht zu denken, solange nicht am hl. Stuhl gründlicher Wandel geschaffen wurde. Savonarola war unermüdlich, der Geistlichkeit, besonders auch der römischen, ihr Sündenregister vorzuhalten, ihre Simonie, Habsucht, Unenthaltsamkeit mit den schärfsten Ausdrücken zu tadeln, und wenn er auch den Papst nicht mit Namen nannte, so gebrauchte er doch Wendungen, die keinen Zweifel darüber ließen, wer gemeint sei (De simpl. christian. Vit., Colon. 1550, p. 59. 128; Verit. proph. f. 122b; Pred. in Exod. f. 143. 144. 146. 149; vgl. f. 19 dem der Sohn gestorben ist"; vanno hora in S. Pietro le meretrici" f. 143 b). Hiedurch zog er sich beim Welt- und Ordensklerus viele erbitterte Feinde zu (Pic. Mirandula, Vita cap. IX p. 33 sqq.), während man am Hofe der Borgia an solchen freimüthigen Aeußerungen weniger Anstoß nahm (vgl. Pastor S. 377). Wir leugnen nicht, daß sich Savonarola mitunter in seinem Eifer zu weit fortreißen ließ; dies gilt namentlich von seiner berühmten Predigt „über die fetten Kühe vom Berge Samaria“ (Amos 4, 1), wenn auch zu bedenken ist, daß die Florentiner des ausgehenden 15. Jahrhunderts in fraglichem Punkte wohl weniger zart besaitet waren, als wir heutzutage (die anstößige Stelle s. bei Perrens 1, 471 f.; man wird kaum fehl gehen, wenn man in dem hier gebrauchten Bilde vom Stiere und den Kühen eine Anspielung auf die Borgias erblickt, die in ihren Wappen einen Stier hatten). Uebrigens sagte ja der Prediger nichts, was nicht ohnehin schon längst seinen Zuhörern bekannt gewesen wäre, in jener Zeit konnte auch der heil. Stuhl noch einen Tadel vertragen; und hatte nicht ein hl. Bernhard, ein Joachim von Fiore, eine hl. Birgitta 1) zum Theil in noch schärferer Weise das Verderben gebrand

1) Vgl. z. B. Leben und Offenbarungen der heil. Birgitta, von L. Clarus. 2. Aufl. S. 295.

markt, das bei der römischen Curie seinen Einzug gehalten hatte? (Die Aussprüche der beiden lezten s. bei Rudelbach S. 297 ff. Vgl. Marchese, Sunto storico p. 197.) Doch war Savonarola weit entfernt, der hussitischen Lehre zu huldigen, als vermöchten unwürdige Priester die hl. Saframente nicht giltig zu spenden (Pred. in Exod. 150); seine Rüge war nur der Ausfluß der erhabenen Auffassung, die er vom Priesterthum hegte, und die ihm die Entartung desselben um so unheilvoller erscheinen ließ (ib. f. 139 sqq.). Auch des Reformators Einmischung in die Politik überhaupt war es nicht, was Alexanders Eingreifen veranlaßte; gerade in der entscheidenden Zeit, Ende 1494, als die neue demokratische Verfassung geschaffen wurde, ließ er den Frate unbehelligt Erst als dieser des Papstes Politik zu durchkreuzen wagte, nahm jenes gewaltige Ringen seinen Anfang, das für Savonarola mit dem schmählichen Tode am Galgen enden sollte. Nach Schwab's (a. a. D. Sp. 904) Vorgang stellt zwar Pastor (S. 378) die Sache so dar: Von der Volksgunst getragen, habe der Mönch einen förmlichen Vernichtungskrieg gegen alle seine Gegner" eröffnet und mit dem Crucifig in der Hand in einer Predigt den Tod für alle gefordert, welche die Tyrannei in Florenz wiedereinseßen wollten. Endlich mußte sich Alexander VI. zum Eingreifen entschließen“. Nach Schwab und Pastor müßte man also glauben, des Frates Leidenschaftlichkeit sei es gewesen, was den Papst zum ersten Breve bewog; doch war dem nicht also.

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Am 31. März 1495 hatten der Papst, Kaiser Max I., der König von Spanien, der Herzog Ludwig Sforza von Mailand, genannt der Mohr, und die Republik Venedig einen Bund geschlossen, scheinbar gegen die Türken, in Wirklichkeit aber, um Karl VIII., der sich in Neapel bereits gründlich verhaßt gemacht hatte, aus Italien zu verjagen; trat Florenz der Liga bei, so war den Franzosen der Rückzug in die Heimat abgeschnitten. Auf Betreiben Savonarolas,

der zwar dem heimkehrenden Könige ob seiner Treulosigkeit gegen Florenz ernstliche Vorstellungen machte und Gottes Strafe in Aussicht stellte, aber doch sichere Heimkehr verhieß, hielt die Arnostadt an Frankreich fest. Sp konnten sich die Franzosen nach dem Norden durchschlagen, ja sie erfochten am 6. Juli 1459 bei For nuovo einen glänzenden Sieg über das mehr als dreifach überlegene Heer der Liga; am 15. Juli hatten sie Asti erreicht, befanden sich jedoch keineswegs schon in Sicherheit, da ihnen die Verbündeten 50000 Mann stark entgegenstanden (vgl. Weiß, Weltgesch. 3. Aufl. 7. Bd. S. 520 f.). Durch den Abzug der Franzosen hatte sich die Lage der Florentiner bedeutend verschlimmert, da sie sich nunmehr ganz isolirt sahen. Um so verlockender klang die Einladung zum Beitritt in die Liga, der unschwer zu erzielen schien. Neigten doch einflußreiche Parteien, die Bigi als Anhänger der Mediceer, die Arrabiati als Verbündete des Mohren dahin; es galt jezt nur noch, den Widerstand der Volkspartei zu brechen, und zu diesem Zwecke brauchte man bloß die Seele derselben, den Mönch von S. Marco, zu beseitigen. In diesem Sinne wirkte der Mohr mittels seines Bruders, des Cardinals Ascanio, dem Alexander VI. seine Wahl verdankte, auf diesen ein; auch die Arrabiati, unterstüßt durch laue, der strengen Bußpredigt und Reform des Priors abholde Welt- und Ordensflerifer, wandten sich mit ihren Klagen über diesen an den hl. Stuhl, wo sie bei dem wüthendsten Feinde Girolamos, dem Augustiner Mariano da Gennazano, dessen Ruhm als ausgezeichnetster Kanzelredner von Florenz vor dem neu aufgehenden Sterne des Dominicaners hatte erblassen müssen, fräftigste Förderung fanden (vergl Lorenzo Vivoli, bei Perrens I, 460; Pitti, storia di Firenze, bei Villari 1, 354 f.).

(Fortseßung folgt.)

LVI.

Etwas mehr Licht über die Pulververschwörung vom 5. November 1605.1

Am Dienstag den 5. November 1605 hallte ganz London in den Morgenstunden von dem Rufe wieder: Ein papistisches Complot wurde soeben entdeckt. Der König, die Lords und Gemeinen, sowie die hohen Staatsbeamten, welche der Eröffnung einer neuen Session des Parlaments im Saale des Hauses der Lords beizuwohnen gedachten, sollten durch Pulver in die Luft gesprengt werden. Zum Glück der genannten hohen Persönlichkeiten, wie des ganzen Reiches sind die wachsamen. Behörden dem Complot auf die Spur gekommen und einer der Verschwörer, Johnson mit Namen, wurde soeben im Keller des Hauses der Lords, wohin 36 Fässer Pulver durch die Verbrecher heimlicherweise gebracht worden, dingfest gemacht. Selbstverständlich brach jeder loyale Engländer bei dieser Schreckenstunde in die Worte aus: Blessed be God!

Schier endlos ist die Literatur über die Pulververschwörung. Indeß je zahlreicher und gründlicher die Untersuchungen sind, welche dieses tragische Ereigniß in seinen lezten Gründen zu erfassen suchen, um so stärker ertönen die Stimmen: daß die englische Regierung bei der Verschwörung die Hand im Spiel hatte, daß sie seit dem Beginn des Jahres 1604,

1) What was the Gunpowder Plot? The traditional Story tested by original Evidence by John Gerard S. J. London. Osgood, Mc Ilvaine & Co. 1897. 8°. pag. XIV. 288.

also beinahe zehn Monate vor der sog. „Entdeckung" am 5. November 1605, die Umtriebe der Verschwörer genau kannte; daß die officielle Darstellung des Ereignisses durch Jakob I. im Parlament im Januar 1606 von Widersprüchen wimmelt und durch die geheime Correspondenz des Ministers Marquis von Salisbury (Robert Cecil) mit den englischen Gesandten widerlegt wird; daß die von der Regierung für das große Publikum ausgegebene Schrift „Kings Book" den Stempel der Unwahrheit an der Stirne trägt; daß Cecil, schon seit langer Zeit auf die Vernichtung der katholischen Geistlichkeit und der Jesuiten durch Verwicklung derselben in ein Complot wider den Staat bedacht, die Verschwörung einiger Fanatiker zu diesem Zwecke ausgebeutet und ausschließlich aus ihr Nußen gezogen; daß die Aussagen der Verschworenen durch den Staatsanwalt Sir Edward Coke in haarsträubender Weise gefälscht worden, daß wir es überhaupt, wenn man die landläufige Auffassung der Pulververschwörung betrachtet, wie sie sogar in der Liturgie der anglikanischen Kirche am 5. November jedes Jahres Ausdruck gewinnt, mit einem Knäuel von Widersprüchen und Ungereimtheiten zu thun haben, der um so dichter erscheint, je emsiger man die Fäden verfolgt.

Wie unter den Protestanten im 17. Jahrhundert der anglikanische Bischof Goodman in seinem „Court of King James", so haben in unserer Zeit Jardine und Gardiner die Wahrheit der officiellen Darlegung der Verschwörung durch die eng lische Regierung entschieden bestritten. Indeß all diese Untersuchungen übertrifft eine Capitalarbeit, die Anfangs Januar 1897 zur Ausgabe gelangt ist und den Hauptredakteur des Month') zum Verfasser hat. Selbstverständlich hat P. John Gerard S. J., einer der scharfsinnigsten unter den modernen Schriftstellern Englands, die gesammte gedruckte Literatur benüßt. Was aber sein Buch über alle andern hier einschlagenden Schriften erhebt,

1) Die von den englischen Jesuiten geleitete treffliche Zeitschrift The Month. A catholic Magazine and Review erscheint jährlich in drei Bänden und hat am 1. Januar 1897 ihren 89. Band begonnen. Zu den Mitarbeitern gehört laut dem neuen Programm auch Cardinal Vaughan.

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