Obrazy na stronie
PDF
ePub

religiöser und nationaler Begeisterung wehen kann, und wie der Segen der längst in Gott ruhenden Väter den Kindern Häuser baut, in denen ferne Generationen den veränderten Aufgaben eines neuen Zeitalters dienen.

Aus Anlaß des Jubiläums hat der dermalige Rektor der Stiftung, welcher dank seinen hohen Verdiensten um dieselbe mit gutem Rechte ihr zweiter Gründer genannt wurde, in seiner ansprechenden Weise die Geschichte derselben dargestellt,') und zugleich in einer italienisch geschriebenen Publikation Untersuchungen topographischen und lokalgeschichtlichen Inhalts geboten,2) welche den einleitenden Theil des ersteren Werkes in ausführlicher, strengwissenschaftlicher Weise behandeln.

Die Geschichte von Campo Santo wird eröffnet mit einer Uebersicht über die fremden Ansiedlungen am Vatikan, unter denen die Schola Francorum, die Vorläuferin unserer heutigen Stiftung, eine hervorragende Stellung einnahm. Laut der bereits erwähnten Urkunde, dat. 22. Dezember 797, erhielt König Karl von Papst Leo III. theils durch Kauf, theils durch Schenkung die Kirche S. Salvatoris in der [späteren] Leonina, nebst Landgütern, Mühlen, Weinbergen und Gärten. Die Stiftung sollte ein Hospiz sein für Pilger aus des Königs Landen und Grabstätte für diejenigen aus der Nation, welche in Rom stürben. Mag es nun mit diesem Stiftungsbriefe er ist sicher unecht, schon weil er die urbs Leonina bereits unter Leo III entstanden sein läßt eine eigene Bewandtniß haben, und mag der Faden, welcher die alte Frankenschola mit der späteren Bruderschaft verbindet, nur lose geschürzt sein,

[ocr errors]

1) Der Campo Santo der Deutschen zu Rom. Geschichte der nationalen Stiftung, zum efhundertjährigen Jubiläum ihrer Gründung durch Karl d. Gr. herausgegeben von Anton de Waal, Rektor des Campo Santo. Mit vier Abbildungen. Freiburg, Herder. 1896. XII, 324 . 8°.

2) La Schola Francorum fondata da Carlo Magno, e l'ospizio Teutonico del Campo Santo nel secolo XV. Indagini storiche e topografiche per Msgr. Antonio de Wa al, Rettore del Campo Santo. Con tre tavole e due incisioni nel testo. Roma, tipogr. della Società del Divin Salvatore. 1897. 2 Ba. 59 . Fol.

grundlos ist weder jene Urkunde noch diese Verbindung. Wenn der Liber pontificalis bei Schilderung des Einzuges Leo's III. am 29. November 799 die Schola der Franken unter den Fremdenscholen an erster Stelle nennt,1) so ist ihr Bestand für jene Zeit garantirt. Duchesne constatirt zu dieser Stelle: Ces quattre scholae (der Franken, Friesen, Sachsen, Longobarden) out dû être fondées dans le courant du VIIIe siècle, mais il est impossible de préciser davantage.2) Und jener fragmentarische Translationsbericht in dem Würzburger Evangeliar Mp. th. q. 1, der mit Wahrscheinlichkeit auf die Uebertragung der hl. Chrysanthus und Daria geht, übrigens dieser Beziehung als nothwendiger Bedingung für seine Beweiskraft keineswegs bedarf, weil schon die Schriftzüge das Stück dem 9.-10. Jahrhundert zuweisen,3) schreibt geradezu die Erbauung der Salvatorkirche Karl dem Großen zu, schon hiedurch seine Unabhängigkeit von der unserer Urkunde zu Grunde liegenden Tradition bekundend. Hiezu kommt noch die Bulle Leo's IX. vom 21. März 1053, welche mit den Angaben des zeitlich nach ihr und wohl auch sachlich im Anschluß an sie gefertigten Stiftungsbriefes zusammenstimmt. Wenn eine Auffassung mit folcher Constanz wiederkehrt, so muß sie in diesen Zeiten eine Hinterlage an den faktischen Zuständen gehabt haben, und mag die Urkunde unzuverlässig sein, indem sie den König direkt selbst den Vertrag abschließen läßt, unzuverlässig auch, wo sie Tag und Jahr der Stiftung genau fixirt und den Umfang derselben abgrenzt an der Thatsache, daß um jene Zeit einige Ländereien und Gebäulichkeiten am Vatikan in den Besitz der Franken übergingen und eine fränkische Nationalstiftung entstand, ist nicht zu rütteln; selbst wenn das Zeugniß des Liber pontificalis nicht wäre, so hätten ja bei der entgegen

1) Liber pontificalis ed. Duchesne II, S. 6. 2) a. D. S. 36 Note 27.

3) G. Schepp, Die ältesten Evangelienhandschriften der Würzburger Universitätsbibliothek, Würzburg 1887, S. 31, datirt den Codex ins 10 Jahrhundert, eine bei de Waal, Ueber eine Translation von Heiligen, Röm. Quarialschr. I (1887), 163 angeführte Datirung gibt das obige Alter an.

gesezten Voraussetzung all' die einschlägigen Legenden rein aus nichts sich bilden müssen.

-

Gestalt, Umfang und sogar der Nome der Institution ere litten monche Veränderungen; an allen Heimsuchungen, welche über Rom und das Papstthum hereinbrachen, hatte auch sie ihr Theil. „Jahrhunderte, reich an Stürmen, waren über die Frankenschola dahingezogen; die Glorie des deutschen Reiches war nach dem Untergange der Hohenstaufen in den Staub gesunken im Nationalhospiz spiegelte sich der Verfall des Reiches ab. Freilich hätte die Basilika des hl. Petrus der Tochterkirche aufhelfen sollen; allein sie selber war durch äußere und innere Kriege Roms aufs tiefste verschuldet; sogar die Werthsachen hatten verpfändet werden müssen, und dennoch hatten die Kanonifer oft monatelang auf ihren Gehalt zu warten. So ging denn die ehrwürdige Stiftung Karls des Großen ihrem raschen Ruin entgegen; bald sollten nur mehr ödes Gemäuer und von Gestrüpp überwuchertes Brachland die Stätte bezeichnen, auf der einst so froh und freudig nationales Leben und Streben erblüht war" (S. 14). Vom nachtheiligsten Einflusse war die Zeit des Exils, wo der Leuchter von der Stadt des hl. Petrus gerückt schien, wo Rom sich selbst beinahe vergessen hatte und das Forum Romanum zum Campo Vaccino ward; es folgte das große Schisma mit all seinen unseligen Folgen. Wie leicht in solchen Zeitläuften, wo naturgemäß der Zuzug aus der Heimat fast ganz aufhörte, die Stiftung einer auswärtigen Nation in fremdem Lande bei der durch die allgemeine Verormung aufs äußerste gesteigerten wälschen Begehrlichkeit geschmälert wurde, das nimmt wahrlich den nicht wunder, der in die spätere, dokumentarisch gesicherte Geschichte von Campo Santo einen Blick gethan. So finden wir im Laufe der Zeit Besitzungen der alten Frankenschola unter der Oberhoheit des Kapitels von St. Peter. Ein Fridericus Alemanus erbarmt sich in den Zeiten Eugens IV. des wüstliegenden Gottesackers, in welchen des Nachts Wölfe aus der Campagna durch die verfallenen Stadtmauern der Leonina eingedrungen waren und Leichen ausgescharrt und verzehrt hatten; er baut sich daselbst ein kleines Haus und zieht eine Mauer um den Friedhof – mit Erlaubniß des

Kapitels von St. Peter, und der Kirchhof erscheint als zur Basilika gehörig (Bulle Pauls II. vom Jahre 1466). Auch über das Terrain, worauf einstmals die alte Salvatorkirche gestanden, übte das Kapitel solche Rechte: ein Geheimfämmerer Ritolaus' V., ein Niederländer, muß es von demselben pachten. Das von ihm dort aufgeführte Gebäude konnte natürlich sowenig wie das des Fridericus als nationales Centrum in Betracht kommen.

Doch waren diese Schöpfungen bereits Vorboten einer neuen Zeit. Das Deutschthum wandte sich der alten Heimstätte wieder zu, und es erfolgte die Neubelebung der Stiftung in einer damals und noch heute den Römern geläufigen Weise: an die Stelle der alten Schola tritt eine Bruderschaft. Wer daher sagt, diese neue Gründung sei von der alten verschieden, hat eine Binsenwahrheit ausgesprochen, insofern weder Kirche noch Hospiz die alten waren von der Verfassung der ehemaligen Schola wissen wir nichts; er hat aber Unrecht, wenn er damit jede Beziehung zwischen beiden leugnen will, denn eine solche spricht sich doch schon darin aus, daß es beidemal Deutsche sind, welche Neugründungen versuchen. Will man nicht einen baaren Zufall annehmen, so muß darin eine bewußte Anknüpfung an alte Traditionen erkannt werden.

Die Errichtung der Bruderschaft fällt nach der einleuchtenden Vermuthung de Waals in das Jahr 1448, und welche Bedeutung dieselbe bald für die Deutschen in Rom hatte, das zeigt die stattliche Reihe erlauchter Namen, deren Trager ihr angehörten, und das rege Leben, von dem unser Buch zu berichten weiß. Die Geschichte der Bruderschaft ist zu einem guten Theile die Geschichte des Deutschthums in Rom, und umgekehrt; die Sodalität blüht, solange eine frische, kraftige deutsche Colonie besteht, sie sinkt herab mit dieser. Im 15. Jahrhundert war das deutsche Element in Rom so stark vertreten, daß die Schuster und Bäcker unserer Nation je eine eigene Bruderschaft bildeten, daß fast ganz Rom vom Brote der deutschen Bäcker lebte und in der kleinen Leonina allein über sechzig deutsche Wirthe hausten! Wie überwiegend an der Curie Nikolaus' V. die Deutschen waren, ist bekannt. Aber es folgen andere Zeiten. Da kommen dann regelmäßig

die entarteten Söhne deutscher Väter und Ahnen, am treffendsten den Nachkommen der Kreuzfahrer, den berüchtigten Pullanen, zu vergleichen, welche die Stiftung ausschließlich zu materiellen Zwecken mißbrauchen und die „Frömmigkeit“ der Ausstattung ihrer Töchter dienstbar machen; daher die widerwärtigen Toten= streitigkeiten. Der Aufschwung, welchen in unserem Jahrhundert die Wiederbelebung der deutschen Kunst zur Folge hatte, war nur nur von furzer Dauer. Die lezten Jahrzehnte namentlich waren eine Zeit beständiger Gährungen; die völlig italianisirten Mitglieder aus zweiter und dritter Generation verderben den deutsch Gesinnten alle Freude an der Fraternität, so daß sich die geistig und social vornehmeren Elemente mehr und mehr zurückzogen, was freilich dem Ueberwuchern des Untrautes noch mehr zustatten fam.

Was sollten die, welche zu Hütern des Erbes der Väter, zu Schüßern der deutschen Interessen bestellt waren, in solcher Lage thun? Sollte man abermals die von deutschem Opfersinn geschaffene Stiftung wälscher Habgier ausliefern, sie damit abermals sicherem Ruin überantworten? Die so gut gemeinte Reorganisation vom Jahre 1847 war mit zu geringer Kenntniß der Geschichte der Anstalt erfolgt, war zu wenig einschneidend. gewesen und hatte Voraussetzungen gemacht, die sich nachher als unzutreffend erwiesen. So stellte sich bereits nach Ablauf dreier Lustren (1863) die Nothwendigkeit einer neuen sacra Visita, einer abermaligen Umgestaltung heraus. Die Berathungen, Versuche und Verhandlungen, durch die Occupation Roms in die Länge gezogen, dauerten bis zum Jahre 1876, wo ein Breve Pius IX. vom 21. November (Pietatis monumenta) die neuen Statuten approbirte. Die bedeutendste Neuerung ist die Errichtung eines Priestercollegiums für archäologische und historische Studien, wodurch die Stiftung auch den geistigen Interessen des deutschen Vaterlandes dienen sollte; die Unterstügung der Bruderschaftsmitglieder und ihrer Angehörigen durch Doten u. s. w., sowie die Aufnahme von Pilgern, Gesellen u. ä. blieb daneben im vollen Umfange bestehen: durch eine geregelte Verwaltung, an welcher es vorher gar sehr gefehlt hatte, waren die Einkünfte wesentlich vermehrt worden.

« PoprzedniaDalej »