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einmal an Brentano (II, 51). Und gerade ihm war es bestimmt, in einem vorwiegend protestantischen Gemeinwesen seine Wirksamkeit zu entfalten. Wien ignorirte den Sohn der Kaiserstadt, bis es zu spät war, in München wollte es auch vereinten Bemühungen nicht gelingen, dem Maler eine feite Stellung zu schaffen; alle Versuche und Anknüpfungspunkte verjagten. Es war seine Mission, in der alten Bundeshauptstadt am Main eine Schule zu gründen. Er fand aber dort nicht nur eine feste Stellung als Leiter des Städel'schen Instituts, sondern auch einen Kreis trefflicher, seine Kunstweise verstehender und fördernder Menschen vor, Frauen und Männer, wie sie für sein Gemüthsleben nöthig waren: vor allem neben Philipp Beit den Rath Schlosser und dessen Gattin Sophie Schlosser geb. Du Fay, Frau Antonie Brentano geb. von Birkenstock, Frau Marianne Willemer, Frau Professor Steingaß, cine Görrestochter, van der Meulen, Passavant, Böhmer und Andere.

Die Bekanntschaft Steinle's mit dem Rath Schlosser und seiner geistig hochstehenden Frau datirt indirekt aus dem Aufenthalt des Ehepaars in Rom im Winter 1835-36, wo Zeichnungen des Künstlers ihre Aufmerksamkeit erregt hatten, und gestaltete sich dann in Frankfurt bald zu dem intim freundschaftlichen Verkehr, wie er in den zahlreichen Briefen der gehaltvollsten Art sich offenbart. Schlosser und Frau gehörten, wie Bethmann, zu der Zahl edelsinniger Besteller, welche durch die Art des Auftraggebens schon vom ersten Beginn an eine feinfühlige Künstlerseele zu ermuthigen, zu spornen und zu inspiriren verstehen. Von dem Leben auf Stift Neuburg, das Schlosser zu einem weitberühmten Mujensis erhoben, gewinnt man namentlich aus den Briefen der Frau Sophie Schlosser, der „Frau Rath“, ein anmuthendes Bild. Dem viel in Anspruch genommenen Frankfurter Maler ist das Stift öfters eine Zufluchtsstätte, eine Erholung und Rettung aus dem Gedränge zersplitternder Anforderungen und Arbeiten. Der Nachruf, den er der

Histor polit. Blätter CXXI. (1898)

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vortrefflichen Frau 1865 in einem Briefe an Emilie Linder (II, 250) widmet, ist denn auch ein Erguß tief empfundener Würdigung und Dankbarkeit. Für Viele, welche des Grafen Schack Schriften nicht aus eigener Lektüre kennen, wird aber besonders die geistvolle und unbefangene Schilderung, welche dieser Kunstfreund und Gönner Steinle's von dem Schlosserschen Sommersiße auf Stift Neuburg gibt (1, 456-460), eine angenehme Ueberraschung sein.

Von den Familienangehörigen Brentano's in Frankfurt ist es vorzugsweise seine Schwägerin Antonie Brentano geb. Edle von Birkenstock, die hochangesehene „Frau Schöff“, deren Umgang überaus anregend auf das innere und äußere Leben des Malers einwirkte. Wie diese Frau, ein ächtes Wiener Kind, durch ihren Geist und ihre unwiderstehliche Liebenswürdigkeit ein Mittelpunkt des geistigen Lebens der alten Bundesstadt am Main geworden, so fand sich auch Steinle durch ein landsmannschaftliches Gefühl und durch das im Hause hochgehaltene Gedächtniß an den heimgegangenen Dichter zu ihr und ihrem großen Familienkreise, in dem sie als „Herrin und Herrscherin“ schaltete, in inniger Verehrung hingezogen. Hievon reden die zahlreichen herzlichen Briefe, die Steinle mit ihr und ihrer gleichgearteten Tochter Frau Josephine Brentano wechselte, eine beredte und gewinnende Sprache. Dieser Briefwechsel erhält eine Art Fortschung in der Correspondenz Steinle's mit den Patres Diel und Kreiten, die sich für die Ausarbeitung der Biographie Clemens Brentano's an den Frankfurter Meister als eine wichtige und ergiebige Quelle wandten. Das Andenken des Dichters bildete auch hier die Verbindungskette.

Der Auftrag der Ausmalung des Kölner Domchores begründete die Freundschaft des Malers mit dem berühmten Kunstkenner August Reichensperger im Jahre 1842. An diesem kundigen und streitbaren Gothiker erhielt er bei den langen Verhandlungen und entgegenstehenden Schwierig,

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feiten in Köln einen tapferen Helfer, und das intime Verständniß, das er in allen künstlerischen Angelegenheiten bei ihm jand, wirkte stärkend und belebend. Die Arbeiten des Domes bilden denn auch ein Hauptthema des brieflichen Verkehrs, und die Aussprache führte zur Vertiefung einer Freundschaft, welche im Aufgehen für die Verherrlichung der Kirche Gottes auf Erden ihren Anfang genommen" hatte. Steinle nennt es selbst einmal (1845) ein Freundschaftsband, das die Engel im Dome geknüpft. In ähnlicher Weise tritt später, 1856, wiederum die Einflußnahme Reichenspergers zu Gunsten der künstlerischen Pläne Steinle's zu Tage, als es sich um den Auftrag der Wandmalereien im Treppenhause des Museums in Köln handelte. Bei den geradezu unglaublichen Hindernissen", welche dem Maler in den Weg gelegt wurden, war es vornehmlich „Reichenspergers Wirken und Walten zu danken, daß des Künstlers Gedanken, wenn auch nicht ganz, doch im wesentlichen und namentlich hinsichtlich der Durchführung des von ihm entworfenen Programms zur Geltung famen, das eine Art Resumé der Kunstgeschichte ist, welche in der kölnischen Kunst, wenigstens der Malerei und Baukunst, ihren Culminationspunkt findet" (II, 314).

Als der lezt vertretene in der Freundescorrespondenz erscheint Adolf Frh. von Brenner, der österreichische Diplomat († 1883). Auch chronologisch beginnt dieser Briefwechsel am spätesten, nämlich mit dem Abgang des Freiherrn von Frankfurt, wo er bis dahin als Bundestagsjekretär thätig gewejen, nach Wien im Herbst 1853. Freiherr von Brenner wirkte in der Folge als österreichischer Gesandter in Athen, Kopenhagen, Darmstadt, bis er sich von seinen politischen. Missionen gänzlich nach der Kaiserstadt und seinem Landsig Gainfarn zurückzog. Wie es von einem Diplomaten nicht anders zu erwarten, wiegen die politischen Betrachtungen vor, zumal jene über das beiden gemeinsame Vaterland, das österreichische Kaiserreich, mit seinen vielen schweren

Prüfungen und Schicksalen, sowie über die beiden Männern nicht minder theure Hauptstadt der Christenheit und ihren obersten Hirten. Doch finden auch die persönlichen und künstlerischen Interessen daneben ihr Recht. Lebendig und warm wird Steinle vor allen andern über seinen großen Auftrag im Straßburger Münster, der seinen Wünschen und Kunstbedürfnissen so ganz entsprach. Er nennt die Arbeit selbst „eine Aufgabe, welche werth ist, noch am Leben zu bleiben“. Der Dom, die Compositionen, das Volk alles erfüllt ihn mit Befriedigung. „Das Straßburger Münster ist das Herz der Stadt und des Elsaßes, und man kann sagen, daß sich in ihm alle Seelen als in ihrem Mittelpunkte finden. Es ist die rührendste Theilnahme allgemein an allem, was an dem Münster geschieht, und der Gedanke, daß die Kunst da nicht allein im Dienste der heiligen Liturgie, sondern für das gläubige Volk und die Beter im Dome arbeiten kann, ist ein herrliches und wahrhaft belebendes Bewußtsein". Kaum eine andere Aufgabe vermochte den Maler so redselig zu machen, wie diese. Er versichert, daß ihn „nie im Leben eine Arbeit so interessirt habe wie diese", und an einem andern Orte bemerkt er: „das Straßburger Münster ist nun einmal der große Buchstabe meines Lebens geworden".

Mit Frhrn. von Brenner schließt der zweibändige Briefwechsel ab, dessen mannigfaltiger Inhalt das vom Herausgeber gezeichnete kleine Lebensbild des Künstlers nach allen Seiten hin vervollständigt. Aus diesen durch ein halbes Jahrhundert fortlaufenden Kundgebungen tritt uns der Charakter des verewigten Meisters in seiner unverfälschten Lauterkeit entgegen. Die innere Continuität, die in seinen Schöpfungen mit Stift und Farbe sich nachweisen läßt, kommt auch in seinen brieflichen Bekenntnissen zum Ausdruck.

Das inhaltreiche Werk muß als eine wirkliche Bereicherung der zeitgenössischen Literatur begrüßt werden. Es ist ein Spiegel, der die kunstgeschichtlichen Strebungen der Zeit

mit allem, was in ihr Bereich fällt, widerstrahlt. Sein geistiger Gehalt wird besonders auf die jüngere Generation auch bildend wirken. Durchwebt von einer Fülle trefflicher Gedanken, lehrreicher Winke, feinsinniger Urtheile, führt es den Leser in die intime Gemeinschaft mit einem hochbegnadeten Künstler, dessen Charaktergröße seiner schöpferischen Begabung gleichkam und in dem schönen Einklang zwischen Kunst und Leben, in der Uebereinstimmung seines Denkens und Thuns, seines Glaubens und Schaffens sich bezeugte. Bücher wie dieses gehören, wie schon Böhmer gejagt hat, zum bleibenden Hausschaß der Nation.

VI.

Der deutsche Campo Santo zu Rom.

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Wie relativ das Beiwort ewig" in seiner Anwendung auf die Stadt der Cäsaren und der Päpste zu nehmen ist, daran wird der Rompilger durch die weitausgedehnten Ruinen und die zahlreichen cadavera nominum völlig verschwundener Herrlichkeit eindringlich genug erinnert. So uneigentlich ist diese Ewigkeit", daß es fast für ein Wunder gilt, wenn ein Denkmal, ob auch mit mancherlei Metamorphosen, die Stürme eines Jahrtausends überdauert hat.

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Die Stiftung, welche nach dem lange Zeit überwiegenden Bestandtheile heutzutage Friedhof der Deutschen heißt, führt auf Grund einer Urkunde im Archiv von St. Peter ihren Ursprung auf Karl d. Gr. und auf das Jahr 797 zurück, und feierte also im ablaufenden Jahre das 1100jährige Jubiläum ihres Bestandes. Wenngleich ihr Name nicht dazu angethan ift, die Vorstellung von blühendem Leben zu erwecken, so zeigt doch gerade die jüngste Geschichte dieser deutschen Gründung in fremdem Lande, wie auch aus Gräbern der Lebensodem

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