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Menzingen werde auf Conversionen hingewirkt, aber ohne Umtaufe in Zürich gehe es nicht.

Der zweite Punkt sei die gemischte Ehe. Pius IX. habe die Ehe, welche nicht als Sakrament geschlossen werde, als ein schmähliches und fluchwürdiges Conkubinat bezeichnet. Leo XIII. habe diesen Punkt bezüglich der Civilehe bestätigt und denselben bezüglich der protestantisch geschlossenen Ehe nicht zurückgenommen. Der Ausspruch Pius IX. scheine in Zürich in die Praxis übergegangen zu sein. Auch in anderer Hinsicht sei der Katholicismus verlegend vorgegangen. Man gründe an allen Orten katholische Vereine, vom Religionsunterricht der Volksschule seien gegen tausend Kinder dispensirt worden. Ueber alle diese Fragen aufzuklären, sei der Zweck der ge= stellten Anträge.

Antistes Finsler betonte als Sprecher des Kirchenrathes, er habe immer auf den Frieden mit den Katholiken hingewirkt. Als man das katholische Gesellenhaus mit einem großen Festzug eröffnete, wollte man protestantischerseits eine große Protestversammlung veranstalten. Der Redner winkte ab. Aber jezt scheine der Zeitpunkt gekommen, um auf geistigem Gebiete den Kampf gegen Rom aufzunehmen, nicht nur in Zürich, sondern in der ganzen Welt. Er erinnere nur an die Canisiusfeier. Der Redner verhält sich aber gegenüber den gestellten Anträgen ziemlich ablehnend. Mit ihrer Tendenz ist er vollkommen einverstanden, aber die Sache sollte nicht überstürzt werden. Es sollte über die katholische Propaganda alles Material vorerst gesammelt werden, wie dies die Synode heute bereits beschlossen habe. Der Antrag I wurde vom Kirchenrathe angenommen, dagegen sollte nach Ansicht des Kirchenrathes der Antrag II noch abgelehnt werden, bis alles Material vorliege, weil keine Gefahr im Verzuge sei und eine Ansprache auch später noch erfolgen könne, ohne die Sache zu schädigen.

Redner stellte den Antrag: In Erwägung, 1. daß der Inhalt des Antrages alle Berücksichtigung verdient, 2. daß dagegen eine Ansprache an das Volk verfrüht erscheint, indem es durchaus nothwendig ist, zuvor das Resultat der beschlossenen Berichte über den Stand und die Erfolge der katholischen Pro

Histor. polit. Blätter CXXI. (1898).

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paganda zu gewärtigen, beschließt die Synode auf Antrag des Kirchenrathes: die ganze Angelegenheit wird dem Kirchenrathe überwiesen mit der Einladung, sich die verlangten Auskünfte über die katholische Propaganda vermittelst der Visitationsberichte zu verschaffen und über das Ergebniß dieser Berichte sowie über das auf Grund derselben weiter einzuschlagende Verfahren der nächsten Synode Bericht und Antrag einzubringen. - Die Commission zog ihren Antrag II zu Gunsten des Antrages Finsler zurück.

Pfarrer Schönholzer wetterte gegen den Katholicismus ganz in der gleichen Art wie am Vormittag in der Peterskirche. „Um dem Haufen von illoyalen Gegnern in den Reihen der katholischen Kirchenleitung den Mann zu zeigen“, beantragte er: Die Kirchensynode des Cantons Zürich vom 27. Oft. 1897 erhebe lauten Einspruch und entschiedene Verwahrung gegen etliche Auslassungen des Papstes Leo XIII. in seinem Rundschreiben an die Erzbischöfe und Bischöfe Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz anläßlich der 300jährigen Gedächtnißfeier des Canisius, erlassen am 1. August 1897. . Wir wünschen mit dem katholischen Volke in Frieden zu leben, protestiren aber energisch gegen die fortwährenden Versuche der römischen Kirchenleitung, die ihr von unserem Staatswesen gewährte Toleranz zu aufdringlicher und den Frieden störender Propaganda zu mißbrauchen. Wir fordern unser evangelisches Volk auf, des theuren Erbes unseres großen Gottesmannes Zwingli eingedenk, fest zu stehen im evangelischen Glauben und sich diesen Glauben nicht rauben zu lassen.

Pfarrer Furrer stellte sich auf den gegentheiligen Standpunkt. Die Katholiken würden zwar ihm nicht gerecht, aber das hindere ihn nicht, anders über die Katholiken zu denken als Pfarrer Schönholzer. Wenn die katholische Kirche Seelen zu gewinnen suche, so habe sie dabei ein durchaus gutes Gewissen, denn die Seelenrettung ist Aufgabe der Kirche. Wir müssen die Katholiken verstehen, dann beurtheilen wir sie auch besser. Der Kampf zwischen Katholicismus und Protestantismus ist ein Geisteskampf, und wenn auch erst nach vielen Schmerzen und Kämpfen, wird der leztere Sieger sein. Es gibt einen Gottesplan in der Geschichte der Menschheit, und dieser wird

nicht zulassen, daß wir in die Zeiten des 13. und 14. Jahrhunderts zurückgeschlagen werden. Wir müssen darauf dringen, unserem Volke den evangelischen Glauben mit Wärme vorzubringen, dann werden wir das Volk erhalten und gewinnen. Einige Convertiten können wir schließlich ohne Unruhe ent= behren.

Redaktor Altorfer Wezikon unterstüßt den Antrag Furrer. Die Annahme der Resolution Schönholzer würde das Gegentheil vom gewollten Zweck erreichen. Dadurch würden die Katholiken nur fester zusammengeschlossen.

Bezirksgerichtspräsident Ritter (Zürich) beantragte Annahme des Antrages Schönholzer. In der Stadt Zürich seien. die protestantischen Gemüther infolge der katholischen Propaganda des lezten Jahrzehnts aufgeregt, und da sollte, nicht als Provokation, sondern als Protest im Sinne des Antrages Schönholzer Beschluß gefaßt werden.

Pfarrer Zimmermann unterstüßte den Antrag Furrer. Wenn die katholischen Geistlichen Umtaufen vornähmen, so seien vielleicht die protestantischen Geistlichen selbst Schuld daran, indem dieselben nicht immer rite taufen.

Nachdem noch einige Herren theils für, theils gegen ge= sprochen, wurde der von Antistes Finsler begründete Antrag einstimmig angenommen und beschlossen, die Motion Schönholzer auf die außerordentliche Frühlingssynode zu verschieben.

Einige Wochen darauf fand, ebenfalls in Zürich, der 13. Züricher Katholikentag statt, und da beantwortete Migr. Burtscher in ruhiger, überzeugungsvoller Weise die Frage: Warum dieser Kriegsruf der protestantischen Synode gegen die Katholiken? Tie Mobilmachung, führte Burtscher aus, gegen die An- und Uebergriffe der römischen Propaganda" ist eine Copie der romfeindlichen Agitation des deutschen evangelischen Bundes. Die unrichtige Auffassung der Zeitverhältnisse trug auch ihren redlichen Theil zur Sache bei. Die Zunahme der Katholiken ist nicht der römischen Propaganda zu verdanken, sondern dem mächtigen Aufschwung von Industrie, Handel und Verkehr. Dieser brachte einen gewaltigen Zuzug von Arbeitskräften, Tausende und Abertausende von Katholiken. Den

Katholiken folgten ihre Seelsorger nach, die dafür sorgten, daß die Gläubigen katholisch leben und sterben, ihre Kinder katholisch unterrichtet werden konnten. Arme Arbeiter entrichten opferwillig ihren Zehnten zum Unterhalt der Priester und zum Bau von Nothkirchen. Wer sind diese leidenschaftlich verfolgten Priester? Männer, die in mühevoller, opferfreudiger Pastoration täglich von Ort zu Ort wandern, die Katholiken sammeln, die Kinder unterrichten, die Kranken trösten, die Sterbenden versehen mit den Heilsmitteln des Glaubens. Nach außerordentlich angestrengtem Sonntagstagewerk widmen sie sich Abends noch der Pflege des Vereinswesens. Ist es recht, diese Arbeit für das leibliche und geistige Wohl der eigenen Glaubensgenossen als römische Propaganda zu brandmarken? katholischen Priester wären froh, wenn sie nur die Katholiken sammeln und ihnen hinreichende religiöse Pflege angedeihen lassen könnten, selbst für das fehlen Mittel, Zeit und Kräfte.

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Die Zunahme der Katholiken beruht also auf sehr natürlichen Ursachen. Man denkt sich immer noch ein protestantisches Gemeinwesen, die Herren können sich noch nicht in Zürich als Großstadt zurechtfinden. Selbst freisinnige Zeitungen, wie der „Weinländer", der „Bote von Uster", die Zürcher Post", die nicht im Verdachte der Kirchenfreundlichkeit stehen, rekla miren für die Katholiken das Recht der Sammlung, ja selbst der Propaganda. Auch die Katholiken haben in der Schweiz Anspruch auf Glaubens- und Cultusfreiheit.

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Geradezu lächerlich sind die Gründe, die den längst= verhaltenen Aufschrei gegen die unerhörte römische Propaganda" hervorgerufen haben sollen. Nach dem, was an der Synode gesagt worden, waren es:

1. Die Unfehlbarkeit des Papstes. Aber diese geht doch nur uns Katholiken an. Haben wir je verlangt, daß Andersgläubige diese Lehre annehmen?

2. Die Schmähungen der Katholiken gegen die Freimaurerei. Daß ein Prediger des Evangeliums sich auf der Kanzel zum Anwalt der Freimaurerei aufwirft, läßt tief blicken und ist nur Eingeweihteren verständlich.

3. Die Canisius-Encyklika Leo XIII. Wer hat sie im

Wortlaute gelesen? Es scheint, weder die Redner, die darüber gesprochen, noch die Redaktoren, die darüber geschrieben. Nach den allseitigen heftigen Protesten müßte man vorausseßen, daß die Encyklika einen besonders scharfen Ton gegen den Protestantismus angeschlagen habe. Das ist gar nicht richtig. Die Encyklika beschäftigt sich durchaus nicht etwa principiell oder auch nur eingehender mit der Reformation. Den Hauptgegenstand bilden die Verdienste des sel. Canisius um die Erhaltung des katholischen Glaubens. Nur in der Einleitung wird vorübergehend der Reformation gedacht, was sich in einer Encyklika zum Gedächtniß des Vorkämpfers der katho lischen Restauration in Deutschland unmöglich ganz umgehen ließ. Man hat sich nun vor allem auf den Ausdruck „lutherische Rebellion" gestürzt. Aber war denn das Auftreten Luthers keine Auflehnung gegen den Papst und die alte Kirche? Rühmen doch die Protestanten es so gern an dem Reformator, daß er das Joch des Papstes abgeworfen habe. Und der Papst selbst sollte das nicht einmal erwähnen dürfen? Man wird ferner nichts dagegen einwenden können, daß Leo XIII. das große Sittenverderbniß hervorhebt, welches schon vor dem Auftreten Luthers in der Kirche eingerissen war. Man kann sich ja vielfach an der Schilderung derselben nicht genug thun. Man kann aber auch billiger Weise nichts dagegen haben, wenn der Papst weiter hervorhebt, daß der Abfall von der alten Kirche das Sittenverderben noch gesteigert habe. Es handelt sich hier zudem nur um eine historische Frage. Nicht mit einer Silbe ist der Papst dem heutigen Protestantismus zu nahe getreten, weder nach der Seite der Lehre, noch nach der Seite der Moral. Er gibt einfach ein Urtheil ab über die Wirkungen, welche die Kirchentrennung des 16. Jahrhunderts auf dogmatischem und sittlichem Gebiete herbeigeführt habe. an der Richtigkeit dieses Urtheils zweifelt, der lese bei Döllinger die Aussprüche Luthers und seiner Freunde nach; er wird dann finden, daß im Vergleiche zur schonungslosen Härte und Deutlichkeit dieser Zeugnisse der Reformatoren die Worte des Papstes die reinste Blumensprache sind.

4. Ein weiterer unerhörter Angriff soll die Erziehung der Jugend und des Klerus sein; das bedeutet, wie behauptet

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