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bei diesem, wie bei den Landständen und den Städten in gleicher Weise verhaßt war. Unter dem Beirathe Schönbergs entwarf Albrecht den Plan zu einem Bündnisse mit dem Czaren Vasilji, nicht etwa blos, um mit dessen Hilfe sich Polens zu erwehren, sondern um Polen völlig niederzuwerfen und dann zu theilen.') Von diesem ersten polnischen Theilungsplan hat sicherlich damals auch Mitglied des Deutsch-Ordens eine Kunde gehabt. Um aber den Plan dieses Attentates vollauf zu würdigen, darf man nicht außer Acht lassen, daß Polen damals das hauptsächlichste Bollwerk der Christenheit gegen die anstürmende Fluth des Osmanenthums war, und daß der schismatische Moskowite für Westeuropa so ziemlich auf gleicher Stufe mit dem Tartaren stand.

In dem Darstrecken des benöthigten Silbers war der Tzar Vasilji bedächtiger als Albrecht im Fordern. Dennoch fam es, gegen Ende 1519, zum Kriege mit Polen, nicht weil der König Sigismund wollte, sondern weil der Hochmeister ihn in die Nothwendigkeit sehte. Der Deutschmeister Dietrich von Cleen wie der Meister in Liesland, Walter von Plettenberg, obwohl sie Hilfe leisteten, haben vorher und nachher dem Hochmeister offen ihr Urtheil fund gegeben, daß er den Krieg verschulde.

Der Krieg verlief grauenvoll, ohne eine nennenswerthe That. Der Papst, der Kaiser, der König Ludwig II. von Ungarn und Böhmen, sandten ihre Boten zur Vermittlung. Es gelang ihnen, im April 1521 einen Stillstand auf vier Jahre auszumachen, innerhalb dessen der Kaiser, der König und einige Andere zur endlichen Entscheidung ein Schiedsgericht bilden sollten. Der König Sigismund fügte sich dem Stillstand, wie er später wiederholt bemerkte, um der Vermittler willen. Nicht jedoch hatte er die Absicht, die streitige Frage auf den Spruch eines Schiedsgerichtes ankommen zu

1) Vgl. Joachim I, 294 f.

Histor. polit. Blätter CXXI. (1898).

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lassen. Er verstand es, jedem Versuche der Berufung eines solchen auszuweichen. Größeren Eifer schien Albrecht zu zeigen. Er wußte zur Genüge, daß der König nicht wollte.

Im Jahre 1522 begab Albrecht sich in das Reich, zunächst zu seinem Vetter in Prag, dem König Ludwig II., und dann auf den Reichstag in Nürnberg, wo er als Reichsfürst Siz und Stimme erhielt. Seine Bemühungen um Hilfe gegen Polen blieben vergeblich, riefen nur Abmahnungen vor einem neuen Kriege hervor. Zugleich jedoch gährten in ihm eine Reihe anderer Entwürfe. Er wollte namentlich den flüchtigen König Christian II. von Dänemark mit Hecresmacht wieder einsehen. Sein alter Freund und Berather, Dietrich von Schönberg, der sich in Preußen nicht wieder blicken lassen durfte, reiste als sein Gesandter umher bei den Königen von Frankreich, von England, von Schottland, sie alle anbettelnd und von ihnen allen mit Worten entlassen.

Albrecht blieb drei Jahre in Deutschland. Gleich im ersten Jahre hatte er in Nürnberg Gelegenheit genug, das neue Evangelium Martin Luthers kennen zu lernen. Er selber hat später den Prediger an der Lorenzkirche, Osiander, seinen geistlichen Vater u. s. w. genannt Wie immer dem sei, der Ansatz zu dem bestimmten Plane, das neue Evangelium für den Zweck seiner Herrschaft zu benußen, wird erst sichtbar infolge des oben berührten Sendschreibens von Martin Luther im März 1523. Nicht als ob Albrecht dem= selben zugestimmt hätte.

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In dem Sendschreiben Martin Luthers finden sich die Worte: Denn aufs erste ist das der Vortheil in Euerem Orden, daß er mit zeitlicher Nahrung (so) versorgt ist, daß man das Gut kann unter die Herren austheilen, und Landfassen, Amtleute oder sonst nügliche Leute daraus machen.“

Nach diesem Vorschlage Luthers würde also der Orden sich durch die Theilung der Güter aufgelöst haben. Das entsprach nicht dem Sinne des Hochmeisters. Er suchte vorzubauen.

Am 8. Juni 1523 schrieb er an den Procurator des Ordens in Rom, Georg Busch:) Wir fügen Euch auch flagend zu wissen, daß Dr. Martinus bei etlichen unseren Deutsch Herren so viel gewirkt, daß sie in ehelichen Stand zu treten sich vorgenommen haben. Das haben wir ihnen also verwehrt, damit es nicht zum Ausbruche komme, und gedenken es also noch ferner zu thun und mit dem Ernste, wie wir gern unseren Orden bei Würden erhalten wollten. Denn Polen hat seit langen Jahren nichts Anderes erstrebt als den Orden in weltliche Hände zu bringen. Alsdann wäre es um ihn gethan. Dessen hat man sich so lange erwehrt, und sollte es mit einem solchen subtilen Gifte eingeführt werden! Daran wollen wir Leib und Gut sehen. Wir begehren daher, Ihr wollet dort an Päpstliche Heiligkeit insgeheim gelangen lassen, damit Seine Heiligkeit uns anzeige, wie Sie vernehmen, daß die Geistlichkeit in deutschen Landen und insonderheit Ordenspersonen sich unterstünden, ihrem geistlichen Berufe zuwider sich in ehelichen Stand zu begeben, und daß dies bei unseren Ordensmitgliedern auch vorfiele" u. s. w. Der Hochmeister will also von dem Papste ein ausdrückliches Verbot.

In ähnlicher Weise schrieb der Hochmeister zugleich an den Meister in Liefland, Walter von Plettenberg.") Uns ist glaublich fürkommen, wie etliche Ordenspersonen sich von Luthers wegen in chelichen Stand begeben wollen. Wo nun solches geschähe, möchte es eine endliche Ausreutung unseres Ordens geben, insonderheit der Lande Preußen und Liefland, und, wo dieselben gefallen, alsdann der Orden ganz ausgetilgt wäre, nachdem Polen allewege darauf gehandelt, daß der Orden in weltliche Hand gestellt würde." Demnach fordert der Hochmeister den Meister in Liefland auf, jeden Ordensritter, der mit dem Gedanken des Abfalls vom Orden und

1) Joachim III, 243 Nr. 104.

2) Voigt IX, 690 Nr. 2.

der Verehelichung umgehe, aufs ernstlichste zu bestrafen, ohne Gnade, noch Schonung.

Es ist zu bemerken, daß der Hochmeister hier weder nach Rom noch nach Liefland hin einen Fall namhaft macht, in welchem er gegen einen Ordensritter eingeschritten wäre. Wir dürfen also diese Frage auf sich beruhen lassen. Es handelt sich dagegen um seine eigene Absicht. Durch seine Meldung hatte er sowohl in Rom als bei dem Meister in Liefland jeglichem etwaigen Gerüchte, als bestehe zwischen ihm und Luther eine Verbindung oder nur eine Gemeinschaft der Gedanken, im voraus nachdrücklich entgegen gearbeitet. Zugleich hatte er der Meinung vorgebeugt, als rege sich bei ihm selber eine Neigung, einzugehen auf den polnischen Wunsch, daß das Ordensland säcularisirt werde.

An demselben Tage jedoch, an welchem der Hochmeister jenes Schreiben an den Meister in Liefland erließ, am 14. Juni 1523, zeichnete er einen Credenzbrief und cine Instruktion für seinen Rath Oeden zu einer Sendung des selben an Martin Luther.) Deden erhält den Auftrag, zuerst dem Martin Luther das Versprechen abzunehmen, daß er alles, was ihm von Oeden mitgetheilt werde, bis ins Grab verschweigen, das Creditiv des Oeden verbrennen wolle. Erst nachdem Luther dies zugesagt, solle der Rath Oeden ihm eröffnen, daß der Hochmeister für nöthig finde, eine Reformation seines Ordens an Haupt und Gliedern vorzunehmen, und daß er deshalb an Luther eine Abschrift des Ordensbuches sende, mit der Bitte, dasselbe zu emendiren, das, was er darin häßlich finde, anzuzeichnen und ihm überhaupt darüber seine Meinung schriftlich mitzutheilen. - Der Hochmeister ließ Martin Luther ferner sagen: er werde in der Reformation des Ordens ganz nach Luthers Rathe handeln, damit dieselbe zur Ehre Gottes ihren Fortgang ohne Aergerniß oder Empörung erlangen möchte.

1) Tschackert II. 29 Nr. 111. Voigt IX, 687.

Die Antwort Luthers auf diesen Vortrag des Oeden liegt nicht vor, ist daher muthmaßlich von dem Hochmeister selber vernichtet, damit keine Spur übrig bliebe. Der wesentliche Inhalt der Antwort Luthers dürfte indessen nicht schwer zu errathen sein. Sein eigener Landesfürst, Friedrich von Sachsen, pflegte in dem jedesmaligen Falle schwankend und zagend, und mitunter, wie in Betreff des Allerheiligenstiftes in Wittenberg, fast sich sträubend, dem revolutionären Andringen des ihm gegenüber willensgewaltigen Mönches und Professors von Wittenberg endlich doch nachzugeben: hier zum ersten Male eröffnete sich diesem ein deutscher Fürst als williger Anhänger seiner Lehre und der Consequenzen. Das mußte das Selbstgefühl Martin Luthers, wenn dies möglich war, mächtig schwellen. Dabei ist freilich auch anzunehmen, daß Oeden den Auftrag hatte, Martin Luther abzumahnen von weiteren ähnlichen Schritten wie demjenigen des Sendschreibens vom 28. März. Denn dies ist der Punkt, on welchem die Tendenzen der zwei Männer sich be= rührten und doch auch wieder, wenigstens bis dahin, sich trennten. Der Eine wie der Andere crstrebte die Säcularisation des deutschen Ordens. Aber Martin Luther erstrebte sie überhaupt, der Hochmeister wollte sie für sich, für sein persönliches Interesse. Die Einigung der Beiden über diese Differenz war nicht schwer.

Diese Einigung fand statt einige Monate später, im November, wo der Hochmeister auf der Rückreise von Berlin nach Ansbach einige Tage in Wittenberg verweilte Darüber erzählt Martin Luther ein Jahr später: 1) „Als ich zum ersten Male mit dem Hochmeister redete und dieser mich über die Regel seines Ordens befragte, gab ich den Rath, daß er, mit Hinwegsehung über jene thörichte und confuse Regel, sich eine Frau nehmen und Preußen säcularisiren

1) De Wette II, 527. Vom 4. Juli 1524, an Brießmann.

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