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Kirche von Christus als ein sichtbares, unabhängiges Reich gestiftet ist, während die dem Christenthum entfremdeten Staaten keine derartige unabhängige Gewalt neben sich dulden möchten. Als einst in Köln eine katholische Zeitung sich aufthun wollte, da wurde ihr die obrigkeitliche Erlaubniß versagt mit dem Bemerken, daß ein Bedürfnißz für eine solche Zeitung nicht vorliege. Seit dem Jahre 1848 ist das anders geworden. Zwar hat auch jezt noch unsere Presse mit Hindernissen zu kämpfen. Bücher mit ausgesprochen katholischem Charakter werden nicht leicht als Schulbücher eingeführt. Jene Berufsart, welche durch die Natur der Sache am meisten auf schriftstellerische Thätigkeit angewiesen ist, die der Universitätsprofessoren, wird nicht eben häufig durch katholische Männer vertreten, dauf der Bevorzugung der nichtkatholischen Richtungen. Eben diese Bevorzugung ist auch der Grund, daß jene Berufsklassen, welche für die Erzeugnisse der Presse vorherrschend das kaufende Publikum bilden, meist nicht aus Katholiken bestehen. Troy all dieser Hemmnisse brauchen wir Katholiken indeß, wie gesagt, der Leistungen unserer Presse uns nicht zu schämen.

2. Wie aber steht es mit der Schule? „In dieser Beziehung", so mahut der hl. Vater, „sind besonders zwei Dinge zu erstreben. Das erste ist, daß die Katholiken sich nicht mit Mischschulen begnügen, sondern überall ihre eigenen. Schulen haben, und daß an denselben gute und bewährte Lehrer angestellt werden".

Eine höchst wohlvegründete Mahnung! Wie soll auf Mischschulen ein warmer, lebensfrischer, warmer Katholicismus sich entwickeln? Wird die Religion, weil Schüler verschiedener Religioren nebeneinander sigen, gänzlich aus der Schule verbannt, so liegt die Gefahr sehr nahe, daß man Menschen heranbildet, welche aller Religion entbehren. Hilft man sich damit, daß den Angehörigen der verschiedenen Religionen der Religionsunterricht gesondert ertheilt wird, so weist man der Religion einen untergeordneten Play an.

jo huldigt man bis zu einem gewissen Grade dem socialdemokratischen Grundsaß: „Religion ist Privatsache“. Schon der stete Verkehr mit nichtkatholischen Mitschülern und Lehrern ist ja durchaus geeignet, den religiösen Zweifel in der Jugend anzuregen, die religiöse Gleichgültigkeit zu fördern. Und wie erst soll ein katholischer Geschichtsunterricht ertheilt werden in einer Mischschule, in welcher Katholiken, Protestanten und Juden nebeneinander sißen. Soll man wegen der Juden davon schweigen, daß Christus, unser Erlöser, der menschgewordene Sohn Gottes, den Mittelpunkt der gejammten Weltgeschichte bildet? Soll man in ihm nichts jehen als einen großen Mann, wie es deren auch andere gab? Dann würde selbst der Tertianer den Widerspruch herausfühlen zwischen dem Religionsunterricht und dem Unterricht in der Weltgeschichte. Das Gift des Zweifels würde in sein jugendliches Herz geträufelt.

Und wie soll man an Mischschulen einen Luther behandeln? Als den Mönch, welcher seine Gelübde brach, eine neue Irrlehre stiftete und hierdurch unsägliches Elend über unser Vaterland heraufbeschwor? Oder als den „theuern Gottesmann", welcher „das Evangelium wieder unter der Bank hervorzog“ und „das lautere Wort Gottes" predigte? Ersteres geht nicht wegen der Protestanten und lezteres nicht wegen der Katholiken, und gänzlich schweigen über Luther geht auch nicht. Wie sehr also hat der hl. Vater Recht, wenn er fordert, daß die Katholiken sich nicht mit Mischschulen begnügen, sondern überall ihre eigenen Schulen haben!“

Der Statthalter Christi fügt hinzu: und daß an denselben gute und bewährte Lehrer angestellt werden".

Gute und bewährte Lehrer"! Ja, darauf fommt es hauptsächlich an. Was nüßen alle Schulpläne, was nüßen alle Visitationen, was nüht alles Uebrige, wenn die Lehrer nicht gut sind! Das gilt vom Unterricht in den Sprachen, in der Geschichte, in den Naturwissenschaften, in der Mathe

matik u. s. w. Das gilt aber vor allem in dem wichtigsten Theil der Heranbildung, in der Erziehung zu braven, christlichen Männern. Oder was soll aus den Gymnasiasten werden, wenn einer ihrer Lehrer sich um die Erfüllung seiner kirchlichen Pflichten gar nicht kümmert? wenn ein anderer gelegentlich sogar seiner Verachtung gegen kirchliche Dinge oder gar gegen katholische Glaubenslehren unverhohlen Ausdruck gibt? wenn ein dritter oder vierter als Altkatholik oder Freimaurer in offener Auflehnung gegen unsere Kirche lebt? Wird der Staat an seinen Cadettenhäusern etwa den Unterricht und die Erziehung seiner künftigen Offiziere einem Socialdemokraten oder Anarchisten anvertrauen? Und wir Katholiken sollten die Heranbildung unserer Jugend oder wohl gar unserer demnächstigen Geistlichen ausgesprochenen Feinden unseres Glaubens und unserer Kirche überlassen? Mit Recht also fordert der hl. Vater, daß wir Katholiken uns nicht mit Mischschulen begnügen, sondern überall unsere eigenen Schulen haben, und daß an denselben gute und bewährte Lehrer angestellt werden.

So sehr diese Worte uns aus dem Herzen gesprochen sind, so wären wir dennoch versucht, in aller Demuth und Unterwürfigkeit dem Statthalter Christi zu antworten:

"Heiligster Vater! Wie sollen wir, in Preußen z. B., Deiner Mahnung entsprechen? Du verlangst, daß wir Katholiken eigene Schulen haben. Aber man gestattet uns dieselben so gut wie gar nicht! Keine Schule darf errichtet werden ohne Erlaubniß der weltlichen Regierung. Wenn aber ein katholischer Bischof oder ein katholischer Lehrorden ein eigenes Gymnasium errichten wollte, so können wir darauf rechnen, daß es ihnen entweder gar nicht oder nur unter sehr ungünstigen Bedingungen gestattet würde.

„Heiligster Vater! Du verlangst, daß wir uns nicht mit Mischschulen begnügen. Aber in ganz Preußen ist ja

faum ein Gymnasium zu finden, welches nicht den Charakter einer Mischschule an sich trüge, in welchem nicht Protestanten und Juden neben unseren katholischen Jünglingen säßen! Eine katholische Universität gibt es erst recht nicht; und als wir Katholiken auf eigene Kosten eine solche errichten wollten. da wurden wir hieran gehindert.

"Heiligster Vater! Du verlangst, daß an unsern Schulen gute und bewährte Lehrer angestellt werden. Aber wir haben ja (abgesehen etwa von den Lehrern der Religion) gar keine Lehrer anzustellen! Der Staat stellt sie an, und wir können ihn nicht hindern, wenn er ungläubige und kirchenfeindliche Männer unserer katholischen Jugend zu Lehrern sezt. Sogar unsere zukünftigen Priester sind sehr allgemein darauf angewiesen, daß sie ihr geistiges Gepräge von den Lehrern erhalten, welche der nicht katholische Cultusminister oder dessen Untergebene ihnen sehen. Unser Verhältniß ist ein ähnliches, als wenn eine fremde Macht die Lehrer für die preußischen Cadettenhäuser anstellte und je nach Umständen auch Socialdemokraten oder Anarchisten zu Lehrern wählte. Denn Freimaurer und Altkatholiken z. B. stehen zu unserer katholischen Kirche ungefähr in demselben Verhältnisse, wie Socialdemokraten und Anarchisten zur monarchischen Regierung."

So also könnten wir dem hl. Vater entgegnen. Die Antwort aber auf unsern Einwand fänden wir allerdings schon bereit in der Mahnung unserer Encyklika, welche den Erzbischöfen und Bischöfen Deutschlands, Desterreichs und der Schweiz ans Herz legt, daß alle andern katholischen Männer eurer Lande dahin trachten und wirken, daß beim Unterrichte und der Erziehung der Jugend die Rechte der Eltern und der Kirche gewahrt und unangetastet bleiben."

Der hl. Vater verlangt also, daß wir eintreten für die Rechte der Eltern und der Kirche, damit es uns ermöglicht wird, Schulen zu erhalten, wie wir deren bedürfen, Schulen, die keine Mischschulen, sondern voll und ganz katholische

Schulen sind; Schulen, welche wir Katholiken mit Recht unsere eigenen nennen fönnen, welche also nicht dem Belieben eines protestantischen Cultusministers unterstehen; Schulen, an welchen keine andern Lehrer angestellt werden, als gläubige Katholiken, die ihre religiösen Pflichten erfüllen und die ihren katholischen Schülern kein Aergerniß geben.

Werden denn bei der jezigen Lage der Dinge die Rechte der Eltern und der Kirche nicht geachtet? Wir sagen: Nein! Dort wenigstens nicht, wo der Staat in so umfassender Weise ein staatliches Monopol der Schule, insbesondere der Gymnasien, aufstellt, wie dies in Preußen und in den meisten jener Länder geschieht, an welche sich die Encyklika des Papstes wendet. Untersuchen wir das näher!

Erstens: Der moderne Staat will entweder ein christlicher sein oder nicht. Will er nicht mehr ein christlicher sein, so muß er wenigstens die Grundsäße einer gesunden, natürlichen Ethik befolgen. Rechtswidrig wäre es, wenn er den Einzelnen und den Familien ihre natürlichen Rechte abspräche, wenn er z. B. das gesammte Privatvermögen durch staatliche Beamte verwalten lassen wollte, wenn er vorschriebe, welche Nahrung den Kindern gereicht werden müßte, wenn er einem Jeden sein tägliches Arbeitsquantum und die Art seiner Beschäftigung zuwiese. Die Socialdemokraten, welche derartiges anstreben, verstoßen hierdurch gegen die Grundsäße eines gesunden Naturrechts, und mit Recht protestiren dagegen alle nichtsocialistischen Parteien. Denn der Staat soll die persönliche Freiheit achten, soll die Einzelnen und die Familien nicht aus ihrem natürlichen Wirkungskreis verdrängen. Nur im Nothfall soll er als höhere Instanz und aus Gründen des öffentlichen Wohls sich einmischen in die Rechtssphäre der Einzelnen und der Familie. Für gewöhnlich darf er z. B. den Eltern nicht vorschreiben, was sie kochen und wo sie die Nahrungsmittel einkaufen sollen. Andererseits gehört es allerdings zur Aufgabe des Staates, nicht zuzulassen, daß

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