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des Kaisers blieb dem Papst nur die Wahl zwischen Unterwerfung und einem Kampf auf Leben und Tod.

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Gregor hat nach H. seinen Nachfolgern das Streben nach Weltherrschaft zur Pflicht gemacht und dieses Streben hat bewirkt, was die Verworfenheit der schlechtesten Päpste zu Stande zu bringen nicht vermocht hat, daß die Welt irre wurde an der Idee des Papstthums". Streben nach Weltherrschaft ist ein vieldeutiger Ausdruck. Wenn man darunter das Streben, die geistliche Gewalt von dem Drucke der weltlichen zu befreien, versteht, so haben alle Nachfolger Gregors diese Pflicht geübt; wenn der Ausdruck gleichbedeutend ist mit Unterordnung der weltlichen Gewalt unter die geistliche, dann kann kein Papst von Gregor VII. bis Innocenz III. dieses Strebens beschuldigt werden. Das Beispiel Gregors kann nicht so verderbich gewesen sein. Gregor VII. ist ein vielseitiger, die Interessen der gesammten Christenheit umfassender Mann, der sich nicht von dem deutschen Gesichtspunkt bestimmen lassen konnte. Die Kräftigung des Kaiserthums durch die Bestätigung der Ansprüche der Kaiser, über alle Bisthümer zu verfügen, konnte seine Aufgabe nicht sein. Ein billig denkender Historiker kann ihm darum feinen Vorwurf daraus machen, wenn er sich auf den firchlichen Standpunkt stellt.

H. macht aus seiner Sympathie für Heinrich IV. fein Hehl. Nicht nur geht er über die sittlichen Fehler, die Heinrich zur Last gelegt werden, leicht hinweg, sondern sucht auch den Conflikt seines Helden mit der Kirche zu rechtfertigen. „Daß Heinrich, sagt H. (S. 879), die Macht der Krone erhalten, steigern wollte, verwickelte ihn in Kämpfe mit den Fürsten und war der Grund des Zwiespaltes mit Grégor VII. . . . Für diese zwei Männer war kein Plaz neben einander in dem Reich.... Heinrich hatte in dem Kampfe, der sein Leben erfüllte, nicht gesiegt, aber an Erfolgen hat es ihm nicht gefehlt . . Und ist es angesichts der Lage, in der er sich befand, nicht ein Ruhm, daß er nicht unterlag? Als er, vom eigenen Sohn genöthigt, den Kampfplag verließ, hatte er von den Rechten des Königthums in der Kirche auch nicht eines aufgegeben".

Nach H. (S. 615) war schon unter Heinrich III. das

Stärkeverhältniß verschoben. „Das war die nothwendige und deshalb unvermeidliche Folge der Erhebung des Papstthums. Bisher hatte in den kirchlichen Angelegenheiten stets (!) der Kaiser das entscheidende Wort gesprochen, jezt bemerkte man. überall, daß ein Papst die Kirche leitete." Wenn die Erhebung der Kirche eine Leitung der Kirche durch den Kaiser unmöglich machte, dann beging derselbe einen politischen Mißgriff, wenn er die Kirche sich zu unterjochen suchte. Das Papstthum, so sagt uns Hauck an vielen Stellen, war zu stark für den Kaiser, gleichwohl ist es der große Ruhm Heinrich IV., einen aussichtslosen Kampf mit dem Papstthum geführt zu haben. Das reime wer fann. Eine Zusammenstellung und Analyse anderer Säße H.'s liefert uns den Beweis, daß dem Verfasser sichere Rechtsnormen und feste Grundsäße fehlen, daß er mit ganz entgegengesezten Faktoren rechnet. So verdienstlich manche Partien des Buches sind, so sehr rufen andere den Widerspruch heraus. Das Werk ist nur mit Vorsicht zu benüßen.

A. Zimmermann, S. J.

XXIII.

Cardinal Pazmany's gesammelte Schriften."

Der vorliegende dritte Band des patriotischen Unternehmens der kg ungarischen Universität Budapest, worüber zulezt in Bd. 117, 387 f. dieser Blätter berichtet wurde, enthält die gelehrten Commentare Pazmany's zu den naturwissenschaftlichen Schriften

1) Petri Cardinalis Pázmány, archiepiscopi Strigonensis et Primatis Regni Hungariae Opera Omnia . . edita per senatum academicum. Tomus III. De coelo. De Generatione et Corruptione. De meteoris. Budapestini. Typis regiae Scientiarum universitatis 1897. 4o. 555 S.

"

des Stagiriten Der Verfasser der Commentare, obwohl ein Zeitgenosse Galilei's, bewegt sich ganz im Fahrwasser der alten Schule der Peripatetiker, der Bücherphilosophen", wie sie Galilei manchmal ironisch nennt. Aus diesem Grunde haben die betreffenden Schriften fast ausschließlich für uns nur mehr historischen Werth. Interessant ist es immerhin zu sehen, welch' einen riesigen Aufwand von Gelehrsamkeit ein so eminenter. Kopf, wie Pazmany war, für eine Sache einseßte, welche bereits Copernicus als eine verlorene ansah, nämlich für die Ptolemäische Weltanschauung. Interessant ist es zu sehen, welche Macht die Autoritäten" waren, welche Fesseln die Gewohnheit des Denkens, die scharfsinnige Geister hinderten, eine Thatsache zu fassen, welche jezt ein Schulknabe begreift, nämlich die Auseinanderhaltung der Begriffe der Schwere und des Gewichtes und die daraus sich ergebenden Fallgeseze. Pazmany kämpft 3. B. gegen Copernicus und confundirt die Scheinbewegung der Himmelskörper mit der wirklichen Bewegung. Nicht ohne Humor lassen sich manche Ansichten, wie z. B. über den Ursprung der Donau, über die Entstehung der Gewitter u. s. f. lesen.

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Selbstverständlich wird dadurch die historische Werthschätzung des großen Primas von Ungarn und das Verdienst der ungarischen Universität, vor Allem des gelehrten Herausgebers, des gegenwärtigen Rektors Stephanus Bognár in feiner Weise beeinträchtigt.

Berichtigung:

Im vorigen Heft S. 144 8. 16 von oben ist anstatt „bekannt“

zu lesen: tolerant".

XXIV.

Ludwig Brüel.

Von Rhena n u s.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1897 gingen im deutschen Lande und insbesondere im Lande Preußen die Wogen der confessionellen Erregung wieder einmal hoch. Papst Leo XIII. hatte an die Bischöfe Deutschlands, Desterreichs und der Schweiz ein Rundschreiben über die dreihundertjährige Gedächtnißfeier des sel. Petrus Canisius gerichtet, in welchem, wie der Anlaß dies unvermeidlich machte, eine kurze historische Würdigung der Reformation gegeben war. Da die Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts zu den Erscheinungen gehört, über deren Ursachen und Wirkungen Katholiken und Protestanten wohl niemals sich verständigen werden, so war es begreiflich, daß im protestantisch-kirchlichen Lager Widerspruch gegen die päpstliche Kundgebung sich erhob, obwohl der Papst über die Zustände im nachreformatorischen Zeitalter weit weniger scharf sich ausgesprochen hatte, als zahlreiche Reformatoren und protestantische Schriftsteller. Jener an sich verständliche Widerspruch ging aber über eine bloße Abwehr weit hinaus und nahm an manchen, selbst an hohen kirchenamtlichen Stellen Formen an, welche das Gefühl der katholischen Bevölkerung aufs Aeußerste verlehen mußten und den confessionellen Frieden in der Bevölkerung ernstlich zu stören geeignet waren. Die katholische Presse blieb natürlich

Hiftor..polit. Blätter CXXI (1898.)

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die Antwort nicht schuldig und so glaubte man sich zeitweise in die leidenschaftliche Polemik des Reformationszeitalters zurückversezt.

Mitten in diesen erregten Auseinandersegungen tauchte vor mir besonders lebhaft das Bild eines Mannes auf, der bis an sein Lebensende dem lutherischen Glauben, in dem er geboren und erzogen, aufs Wärmste zugethan war, den aber diese seine kirchlich-religiöse Stellung nicht gehindert hat, während der schweren kirchenpolitischen Kämpfe der 70er und 80er Jahre an die Seite der im Centrum zur Abwehr des staatskirchlichen Ansturmes vereinigten Katholiken zu treten und Schulter an Schulter mit ihnen den erfolgreichen Kampf gegen die Staatsallmacht auf kirchlichem Gebiete zu kämpfen, der anderseits im steten Zusammenarbeiten mit der Centrumsfraktion und vielleicht mehr noch im privaten freundschaftlichen Verkehr mit den Mitgliedern der Fraktion sich überzeugen konnte, wie wenig die confessionelle Polemik zu den Liebhabereien derjenigen gehörte, welchen die schwere Aufgabe oblag, den Angriff wider die Existenzberechtigung der katholischen Kirche in Deutschland auf parlamentarischem Boden und mit den Waffen des Parlamentarismus abzuwehren.

Das katholische Deutschland hat diesem ausgezeichneten Manne gegenüber eigentlich noch eine Ehrenpflicht zu erfüllen, an welche mich jüngst ein Mitstreiter aus jenen heißen Tagen erinnerte. Als Einer, der dem Verstorbenen näher gestanden, denselben in seiner Eigenart kennen und würdigen gelernt hat, will ich gern dieser Mahnung entsprechen und bitte die „Histor. polit. Blätter", in welchen so manchem hervor= ragenden Todten ein Denkstein gesetzt worden ist, mir für eine Biographie Dr. Brüels, der einer der interessantesten Charakterköpfe des deutschen Parlamentarismus der letzten Jahrzehnte war, den Raum zu gewähren. Meine Aufgabe wird mir sehr erleichtert durch Erinnerungen aus seinem öffentlichen Leben, welche Brüel selber für seine Freunde im

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