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heil. Augustinus mit verständiger Gruppirung und geschickter Wiedergabe der wichtigsten Epochen aus dem Leben des heil. Augustinus. Der zweite Theil behandelt die Lehre des großen Heiligen, und gerade hier zeigen sich merkliche Schwächen. Der Verfasser gibt die Lehre des Augustinus nur oberflächlich und zum Theil einseitig wieder, er hat sich nicht vertieft und hat die deutsche Literatur gar nicht berücksichtigt. Namentlich sucht er ihn zu reinigen von dem Verdachte, etwas gemein zu haben. mit den Jansenisten. Nach ihm hätte schon Augustinus die Lehre aufgestellt, daß alle Menschen hinreichende Gnade erlangen (S. 105). Diese Mängel werden aber aufgewogen durch eine Reihe von Vorzügen, die allerdings nicht immer dem Verfasser gutzuschreiben sind. Sein Berdienst ist aber entschieden eine große Klarheit und Anschaulichkeit, eine einfache und elegante Darstellung. Gerade die Laien, die nicht mit allen Spißfindigkeiten der Theologie vertraut sind, sind gut geeignet, eine lesbare und anzichende Darstellung solcher Männer zu liefern. Ein Theologe hätte sich natürlich nicht begnügt, in einem so kurzen und knappen Rahmen einen Geist zu behandeln, der wie wenige führend" war sowohl auf dem Gebiete der Theologie als der christlichen Philosophie. Eine größere Ausdehnung hätte aber der Popularität geschadet. Das Büchlein ist für weitere Kreise berechnet und kann hier ohne Zweifel einen großen Nußen stiften. Besonders muß der erste Theil in seiner schlichten Wiedergabe der Erzählung des Augustinus selbst über seine Irrwege und seinen Heimweg zur Kirche eine apologetische Wirkung im besten Sinne hervorbringen. Augustinus ist ein Führer zu Christus, wie ein Führer innerhalb des Christenthums, also ein führender Geist ersten Ranges. Die Art und Weise, wie er Christus fand und von den Manichäern zur katholischen Kirche als der allwahren zurückkehrte, ist immer belehrend, und hinreißend ist seine eigene Darstellung, die voll ist von seinem Herzblute. Man liest diese Darstellung immer und immer wieder mit größtem Interesse.

Daher hat der Verfasser mit vollem Rechte das Hauptgewicht auf die Bekehrungsgeschichte gelegt und die spätere Zeit

kurz behandelt, nur vielleicht etwas zu kurz. Den Antheil der Mutter Monika an der Befehrung ihres Sohnes hat er mit besonderer Vorliebe behandelt. Augustinus erscheint nach dem Worte des hl. Franz von Sales als das Opfer ihrer Thränen, nicht bloß ihres Leibes, sondern auch ihres Geistes.

Frauen hatten überhaupt einen großen Antheil an der Verbreitung des Christenthums und an der Erhaltung der wahren Religion; auch sie waren führende Geister. Das geht hervor aus dem zweiten Bändchen der Sammlung. In der Einleitung zum Leben der hl. Clotilde führt Godefroid Kurth aus, daß es vor allen Frauen waren, die den germanischen Stämmen die wahre Religion vermittelten. Er thut das in einem anziehenden geschichtlichen Ueberblicke. Seine historischen Ausführungen möchte ich mit einer kleinen psychologischen Betrachtung ergänzen.

Die Frauen haben ein feines Gefühl für's Religiöse; sie haben, meint ein moderner Anthropologe, ein besseres Verständniß für das Uebersinnliche, als die Männer.1) Daher haben ihnen schon die alten Deutschen, nach den Worten des Tacitus, eine ahnende Kraft, die Gabe, in die Zukunft zu schauen, zugeschrieben. Aber auch abgesehen davon, haben die Frauen früh gefühlt, was ihnen das Christenthum sei, daß es ihnen ein höheres Recht, eine bessere Stellung verschaffe. Erst das Christenthum hat dem Gemüth und der Empfindung sein Recht zu Theil werden lassen, es hat das Empfinden und das Fühlen geläutert und gehoben, und bei dieser Läuterung und Erhebung war die Frau nicht ohne Einfluß. In religiösen Fragen sind die Frauen immer geneigt, die strengere Partei zu ergreifen, und sie haben daher die Katholiken gegenüber den Arianern bevorzugt, freilich auch für Montanisten, Donatisten und Jansenisten sich begeistert.

Es waren Frauen, die dem Christenthum Eingang zu verschaffen wußten zu den Franken und Angelsachsen, zu den

1) Alexander von Padberg in der Schrift: „Weib und Mann" (S. 85). Ueber diese Schrift vgl. Bd. 120, S. 939 ff. d. Bl.

Böhmen und Polen, und es waren Frauen, denen die Westgothen und Langobarden die Abkehr vom Arianismus verdankten. Als ehrwürdige Patriarchin in ihren Kreisen erscheint die hl. Clotilde; die meisten jener wohlthätigen Frauen stehen im genealogischen Zusammenhang mit ihr.

Die hl. Clotilde erscheint auf einem dunkeln Hintergrunde. Es waren rohe Zeiten und barbarisch war das Volf, in dem fie lebte und dem sie angehörte. Unermeßliche Gräuel befleckten nach der Darstellung des Gregor von Tours selbst ihr Haus, und ihr Gemahl, obwohl eine Art zweiter Constantin, erschien nicht frei von den schwersten Verbrechen. Man fragt bei der merowingischen Geschichte oft erstaunt, ob denn das Christenthum gar keinen Einfluß auf die Sitten ausübte? Ja man ist geneigt, eher eine Verschlechterung der Sitten nach der Berührung mit höherer Cultur anzunehmen. Selbst die heil Clotilde ist in der geschichtlichen Ueberlieferung nicht durchweg eine Lichtgestalt, sie ist nicht vollständig frei von allen Zügen der Rachsucht. Nun hat aber die historische Kritik in neuester Zeit aus vielen Widersprüchen und Unmöglichkeiten zu erweisen gesucht, daß an den merowingischen Gräueln Vieles auf Uebertreibung und Phantasie beruhe. Das ist sehr erfreulich zu hören. Sonst zerstört die Kritik in der Regel schöne Gemälde und Ueberlieferungen, und man wundert sich billig, daß sie auch einmal das umgekehrte Verfahren einschlägt und mit schlimmen. Sagen aufräumt. Es war in erster Linie Kurth, der die Kritik auf die merowingische Geschichte anwandte und nachwies, daß ein großer Theil der älteren merowingischen Geschichte auf der Volksdichtung beruhe. Die Phantasie des Volkes liebte immer das Schreckliche und Grausame; besonders damals waren die Helden des Volkes dunkle Gestalten. Nun vermischte sich aber im Geiste des Volkes Geschichtliches und Episches sehr leicht, und Chlodwig und seine Frau bekamen die dunkelsten. Züge. Kurth hat diese Züge zu beseitigen gesucht und so, wie früher in seinem Leben Chlodwigs, nunmehr in der Darstellung der hl. Clotilde ein mehr gleichartiges und einheitliches Charakterbild geschaffen.

Dadurch ist das Leben der hl. Clotilde noch fürzer ge=

worden, als es schon an sich nicht reich ist an Thatsachen. Manche Lücken hat die Phantasie des Darstellers auszufüllen gesucht. Auf der einen Seite suchen Vermuthungen und Schlüsse unerklärte und schwer zu erklärende Handlungen und Thatsachen. verständlich zu machen, auf der andern Seite fehlt es nicht daran, daß ganz moderne Empfindungen auf jene Zeiten und ihre Helden übertragen werden. Es mischen sich also starke subjektive Züge in die Darstellung und man könnte mit Recht sagen, daß die Darstellung nicht rein objektiv jei. Aber wie der Referent schon oft betonte, ist ein subjektives Element gar nicht zu vermeiden und ist man vor solchen auch nicht sicher, wenn die Darstellung einen ganz objektiven Eindruck macht. Gerade solche Darstellungen, die kalt und parteilos erscheinen, können unter Umständen gefährlicher sein, als solche, die mit Bewußtsein subjektiv sind und daraus kein Hehl machen. Man kann bei Kurth 3. B. ganz deutlich erkennen, was in den Quellen steht und was subjektive Ergänzung ist, und kann daher Jeder davon halten, was er will.

Inhaltlich zerfällt das Leben Clotilde's in drei Abschnitte. Im ersten arbeitet sie im Bunde mit dem hl. Remigius daran, Chlodwig dem Christenthum näher zu bringen. Gerade hierüber wissen wir verhältnißmäßig am wenigsten und muß die Lücke durch allerlei Erwägungen ergänzt werden. Der zweite Abschnitt führt uns auf den Höhepunkt des Lebens der heiligen: die Bekehrung Chlodwigs, die glücklichen Jahre darauf und die gemeinschaftliche Stiftung ihrer Gruftkirche, der nachmaligen sog. Genovefakirche zu Paris. Der dritte, allerdings längste Abschnitt umfaßt die Wittwenschaft, die cine doppelte Zeit der Trauer war wegen der vielfachen Zwiste und Gräuel innerhalb der Familie.

Was die hl. Clotilde für die Franken, war ihre Urenkelin Bertha für die Angelsachsen und in noch höherem Sinne die Tochter Bertha's, Ethelberge. Bertha half dem hl. Augustin an der Befehrung ihres Gemahls, des Königs Ethelbert von Kent und seines Volkes arbeiten. Ueber diese Befchrung belehrt uns ausführlich ein drittes Bändchen, das stärkste unter den bisher erschienenen, von dem Jesuiten Brou mit der Auf

schrift: St. Augustin de Canterbury et ses compagnons. Dieses Werk hat einen von dem vorausgehenden etwas verschiedenen Charakter. Der Verfasser übt keine Kritik an den Cuellen und berichtet getreulich alle Legenden, auch der unglaublichsten Art, nur daß er sie als Legenden einführt, ohne ihre Glaubwürdigkeit weiter zu untersuchen. Es fehlt an den subjektiven Ergänzungen Kurths fast ganz, dafür unterwirft er die Personen einem subjektiven Urtheil und bringt den Standpunkt der Kirchlichkeit zur Geltung. Im Uebrigen aber zeichnet. sich die Darstellung aus durch einen starken Ton der Lokalfarbe. Der Verfasser, der an dem Siße der Hauptthätigkeit des hl. Augustin, zu Canterbury wohnt, schildert mit Liebe und einem gewissen intimen Gefühle den äußeren Schauplatz des Heiligen. Auch sonst ist die Grundlage der Thätigkeit des Heiligen ausführlich berücksichtigt und seiner Umgebung und Mitarbeiterschaft ein großer Raum gegönnt. In einer gut disponirten, abgerundeten Einleitung gibt der Verfasser eine Skizze von dem Leben und den sittlichen Anschauungen der Angelsachsen. Tie Skizze ist etwas dunkel gehalten, und die Rohheit der Germanen erscheint im Vordergrunde, aber es fehlen auch nicht die Lichtseiten. Besonders hübsch sind die Ausführungen über die germanische Melancholie, die sich theilweise an Taine anschließen.

Darauf erscheint die überragende Gestalt des hl. Papstes Gregor, die die eigentlichen Helden des Buches beinahe aus dem Mittelpunkte verdrängt. Gregor verlor sein Ziel, das ihm, wie bekannt, auf dem Sklavenmarkte zu Rom vor Augen trat, nie mehr aus dem Sinn. Nach wiederholten vergeblichen. Anläufen drängte er so lange, bis er eine Missionsschaar jenseits des Kanals wußte. Die Missionäre waren voll Furcht vor dem Volke, das man ihnen auf dem Wege als Seeräuber und Sklavenhändler schilderte. Doch war die Ankunft wider Erwarten gut. Es bedurfte nicht einmal besonderer Zeichen und Wunder, um die Herzen der Sachsen zu gewinnen; es genügte ihr heiligmäßiges Leben, um die Befehrung des Königs und vielen Volkes zu veranlassen. Die Königin Bertha hatte gut vorgearbeitet. Dagegen ließ es nachmals der König Edwin

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