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III.

Zwischengespräch, C. XIV. XV.

Cap. XIV. Cäcilius, im Bewusstseyn seines Sieges, verspottet seinen Gegner; Minucius aber, als Schiedsrichter, erinnert, dass zuvor die andre Partei gehört werden müsse und dass er nicht, wie es Richter sich so oft zu Schulden kommen liessen, voreilig sein Urtheil abgeben dürfe.

1. Renidens, jam hilarior, laxata indignatione, et ore renidenti. Ovid. Met. VIII. 195. Dass das Ms. renitens habe, wie Wower angiebt, ist, da die bewährteren Zeugen schweigen, wohl nicht glaublich.

Homo Plautinae prosapiae; einmal eine spöttische Anspielung auf den niedrigen Stand vieler Christen, ähnlich dem des Dichters M. Accius Plautus (um 200 vor Chr.) der, wie A. Gellius berichtet, sich seinen Unterhalt in einer Stampfmühle sauer verdienen musste. Waren doch mehrere Jünger Jesu Fischer und Paulus ein Gezeltteppichmacher; waren doch die späteren Christen noch aller eigentlichen Künste (auch der gewöhnlichsten, V. 4.) unkundig und höchstens Handwerker, lanarii, sutores, fullones, ¿provojoì, ozvτoróμoi, zvaqɛis. Zugleich liegt darin ein Seitenhieb auf Octavius etwas derbe Aeusserung, III. 1.

2. Parce, inquam, sc. Minucius. Ein doppelter Scherz. Nach beendigtem Lustspiele pflegten die Schauspieler um Beifall zu bitten; aber hier klatschte Cäcilius sich selbst Beifall, dem Octavius zu Schimpf und Schande, noch vor beendigtem Kampfspiele.

4. Et in incredibili. Ut inesse in verisimili mendacium dixit Minucius, ita sane dixerit inesse in incredibili verum. Rigaltius. Im Ms. fehlt in, welches der Sinn nothwendig fordert und daher schon von Fulv. Ursinus hinzugesetzt ist.

5. De fallacibus judicare. Hier redet ganz der des Rechtsganges kundige Jurist; und wie sehr dies auf das Verfahren wider die Christen passt, lehrt Octavius c. XXVIII.

Cap. XV. Cäcilius, meint freilich, durch eine solche Unterbrechung schwäche Minucius das Gewicht seiner Gründe; doch erwiedert dieser, seine Bemerkung würde durch die Nothwendigkeit geboten, will aber die Verhandlung nicht weiter stören.

1. Si potest refutare. Eine höchst glückliche und durch ihre Leichtigkeit sich empfehlende Verbesserung des Heraldus, statt des unpassenden reputare im Ms. Auch diese Interpunktion rührt vom Heraldus her. Die übrigen Lesarten sind grösstentheils unverständlich. 2. Id, quod criminaris. Vitio mihi vertis, affirmando perinjurium esse, vires me actionis tuae intergressu gravissimae disputatio

nis infringere; in commune compendium protuli, h. e. breviter et compendiose recitavi, putans, id tibi pariter et mihi fore commodum. Lindner.

Inquam, sc. Minucius. Lindner's Versehen in der analysis logica ad V. epil. 3, wornach im ganzen 15ten Cap. Cäcilius redet, wird durch die oben angeführte Erläuterung desselben Herausgebers berichtigt.

3. Januarii, i. e. Octavii.

IV.

Rede des Octavius, C. XVI-XXXVIII.

Cap. XVI. Das Schwankende und Unsichre in der Ansicht des Cäcilius erweckt schon kein günstiges Vorurtheil für dieselbe. Auf Armuth und Niedrigkeit kann es bei religiösen Dingen nicht ankommen, da alle Menschen der Vernunft und des Gefühls theilhaftig sind und Geistesgaben sich nicht nach äussern Schätzen richten. Nicht das Ansehn der Streitenden, sondern die Wahrheit muss siegen.

1. Adnitendum tibi mecum est. Ob an Minucius, oder, wie Rigaltius will, an Cäcilius gerichtet, erhellt nicht sicher; doch ist das erste wahrscheinlicher wegen des bald folgenden Natalis, i. e. Caecilius. An Minucius wendet sich Octavius, dessen Beistand gleichsam sich erbittend gegen einen so schrecklichen Angriff.

Flumine. Orationis flumine reprehensoris vitia diluuntur. Cic. de nat. D. II. 7. Schon dadurch wird obige Lesart wahrscheinlich, mehr noch dadurch, weil lumine, wie Cellar sagt, minus apte et contra vim verbi, quod sequitur, diluamus. Ms. und edit. Romana haben: in lumine und Gelenius lumine. Aber schon Fulv. Ursinus hat flumine welches Meursius, Wower, Rigaltius und fast alle spätern Erklärer billigen.

2. Utrum tua. Gegen das Ms., die editio princeps und die Grammatik (denn wer ertrüge hier sua für ejus?) hat Cellar mit einigen früheren Herausgebern z. B. Wower, sua aufgenommen. Tua mit einer Verbeugung gegen Cäcilius.

Incertior. Weder die Lesart des Ms. certio, noch die der edit. Romana certior giebt einen Sinn.

3. Simplicitate. Das Ms. hat vor diesem Worte noch subtilitate, was nicht wohl zu ertragen ist.

4. Ut qui. Das Ms. hat ut quia, unpassend.

Diffinditur. Hic locus est, partes ubi se via findit in ambas. Virg. Aen. VI. 540. cf. Lactant. VI. 3., wo Virgil wörtlich citirt wird. Daher ist diese Conjektur des Gelenius wohl der Lesart diffunditur im Ms. vorzuziehen. Uebrigens war es sprichwörtlich tv Toród eim, in trivio constitutus.

5. Jactetur, aestuet, fluctuetur. Diese Interpunktion hat Lindner nach Meursius und Wowerius angenommen, und Gronovius hat die Nothwendigkeit dieser drei Ausdrücke zur Bezeichnung des schwankenden Zustandes, worin Cäcilius sich befand, nachzuweisen gesucht. Steht wirklich et im Ms., so ist gewiss obige Lesart richtig; fehlt aber et, wie dies Rigaltius behauptet: so giebt aestu fluctuetur nicht nur einen guten Sinn, hin und hergetrieben, wie von des Meeres wilder Brandung, sondern wird selbst wahrscheinlicher durch jene Stelle cuncta videns magno curarum fluctuat aestu.

Virg. Aen. VIII. 19.

6. Erupit. Dies etwas harte Wort bezieht sich auf den leidenschaftlichen Ton, in welchem Cäcilius gesprochen hatte, wird aber durch den Beisatz frater meus gemildert.

Insitos esse sapientiam. Um diesen etwas schwierigen Gräcismus zu vermeiden, hat man ganz verschieden conjicirt. Gruner schlägt insitam esse, Wopken indutos vor u. dergl. m. Lindner sagt: fortasse insitam habere, ut Cicer. Fin. IV. 2. Fontej. 23.

In memorias exierunt. Clari facti sunt et famam consequuti. Cellar. At vero. Ita edit. Rom., Ms. adeo; fortasse addo. Lindner. nostrates pauperes. Christianos, fratres, qui communem habent in coelis patrem, quibus est communis patria coelum. Rigalt.

9. Ratio fehlt beim Rigaltius, Ouzel und Cellar, und der Sinn wäre auch ganz passend ohne dies Wort. Aber ob es im Ms. steht, erhellt nicht.

Cap. XVII. Selbsterkenntniss ist allerdings wichtig, aber nicht wohl möglich ohne Erforschung Gottes und der Dinge. Grade dadurch unterscheiden wir uns ja von den Thieren, dass wir um und über uns schauen können, Gott zu erkennen. Aus umsichtiger, seelenvoller Betrachtung der Natur und der Thierwelt lässt sich die göttliche Vorsehung leicht und sicher beweisen.

1. Hominem nosse se et circumspicere debere: ouv ävä, ás čoiκε, πάντων μέγιστον μαθημάτων, τὸ γνῶναι αὐτόν. ἑαυτὸν γάρ τις ἐὰν γνώῃ, θεὸν εἴσεται· θεὸν δὲ εἰδὼς, ἐξομοιωθήσεται θεῷ. Cle ment. Alex. Paedag. III. 1. Elmenhorst,

Quid sit, unde sit, quare sit, sein Wesen, sein Ursprung, seine Bestimmung.

3. A feris belluis —, quod illa eine constructio ad sensum; als ob animalia, pecora oder ein ähnliches Wort vorhergegangen wäre. Prona. Pecóra, quae natura prona atqué ventri obedientia finSallust. Cat. initio. Dies schwebte wohl dem Octavius vor and jenes schöne :

xit.

pronaque quum spectent animalia cetera terram
os homini sublime dedit, coelumque tueri
jussit et erectos ad sidera tollere vültüs.

Ovid. Met. I. 84 ff. cf. auch Lactant. de opificio Dei 8.

h

Ingerentem. Nemo potest esse tam caecus, qui non videat ingerentem se oculis divinam claritatem. Lactant. V. 2. aus Minucius.

4. Frustis quibusdam temere cohaerentibus. Atomis.,,Si et atomi corpulentias de coitu suo cogunt," inquit Tertullianus. Et lepida est illa descriptio apud Cicer. lib. I. de nat. D. c. 20:,,Infinita vis innumerabilum volitat atomorum, quae interjecto inani cohaerescunt, tamen inter se et aliae alias apprehendentes continuantur.“ Alibi dicit: turbulentam atomorum concursionem. Quod vero Tullius dixit continuantur, Minucius supra concinnantur. Rigaltius. cf. V. 7.

5. Quid enim. Es folgen nun die gewöhnlichen Beweise, wovon fast alle christlichen Apologeten, wie die einsichtsvolleren Heiden Gebrauch zu machen pflegten. Minucius hat hier immer den Cicero als Führer und folgt ihm sehr genau; an ihn schliesst sich wieder Lactanz oftmals mit denselben Worten und Wendungen an. Es gewährt daher nicht geringe Unterhaltung, alle drei miteinander zu vergleichen, Quid enim potest esse tam apertum, tamque perspicuum, quum coelum suspeximus coelestiaque contemplati sumus, quam esse aliquod numen praestantissimae mentis, quo haec regantur? Cic. de nat. D. II. 2. cf. Lactant. I. 2. Durch quae sunt infra circaque (sc. coelum) will Minucius Cicero's coelestia ausdrücken.

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Ut luna auctu, senio, labore. Senium decrescentis lunae est. ,,Annum alii aestate unum determinabant et alterum hieme; quidam lunae senio, ut Aegyptii." Plin. h. n. lib. VII. 48. Labor est eclipsis.,,Defectus solis varios, lunaeque labores." Virg. Georg. II. 478. Cellar.

Quid tenebrarum. Expressum ex illis Ciceronis: jam diei noctisque vicissitudo conservat animantes, tribuens aliud agendi tempus, aliud quiescendi. de nat. D. II. 53. Wower.

8. Cursum navigandi etc. Schiffer und Landleute richteten sich früher ganz genau nach den Sternen. cf. Virg. Georg. I, 204 ff. Was den Ackerbau betrifft, so sagt Virgil gleich im Anfange seiner Georgica, dass er lehren wolle, quo sidére terram vertere conve

niat etc.

9. Hiberna olivitas. Maturitas et messis olivarum, quae sub hiemem cadit, non quidem grata est, ut ver cum floribus, aestas cum suis messibus; est autem necessaria. Columella lib. XII. 50. ineunte : Media est olivitas plerumque initium Decembris. Cellar.

10. Glacie ureret. Dass urere wie von der Hitze, so auch von der Kälte gebraucht wird, ist aus Lateinischen Dichtern und Historikern bekannt. Auch im Deutschen redet man von einer brennenden Kälte.

11. Mari intende, lege littoris stringitur. Optime rebus mortalium consuluisse naturam, quae sua ora fluminibus, suos cursus, utque originem, ita fines dedisset. Tacit. Ann. lib. I. 79.

13. Oculi in summo, velut in specula. Sensus interpretes ac nun

tii rerum in capite, tanquam in arce, mirifice ad usus necessarios et facti et collocati sunt. Nam oculi, tanquam speculatores, altissimum locum obtinent. Cic. de nat. D. II. 56. In summo capite collocata, tanquam in arce, sublimis speculatur omnia et contuetur. Lactant. de opif. D. 8.

Cap. XVIII. Mehr noch lehrt die genauere Betrachtung des Menschen und das Bild eines Hauses. Dass aber nur ein Gott sey, erhellt ans der allein heilsamen monarchischen Staatsverfassung, aus der Naturgeschichte, aus der Grösse und Vollkommenheit Gottes. Derselbe hat keinen eignen Namen; Gott ist sein Name. Selbst der Volksgottesdienst, wenn das Herz ihn leitet, bestätigt dies.

1. Longum est. Uebergangsformel: es würde zu weit führen. Nihil est in homine. Quae figura, quae species humana potest esse pulchrior? Vos quidem 'soletis quam sint omnia in hominis figura non modo ad usum, verum etiam ad venustatem apta, describere. Cic. de nat. D. I. 18.

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3. Nec universitati solummodo. Stabit illud quidem, de quo agimus, esse Deos, et eorum providentia mundum administrari, eosdemque consulere rebus humanis non solum universis, verum etiam singulis. Cic. de div. I. c. 51.

Britannia sole deficitur. Strabo lib. IV. in Britannia sereno etiam coelo aerem caliginosum, ὥστε δι' ἡμέρας ὅλης ἐπὶ τρεῖς μόνον ἢ τέτ ταρας ὥρας τὰς περὶ τὴν μεσημβρίαν ὁρᾶσθαι τὸν ἥλιον. Wower. Coelum crebris imbribus ac nebulis foedum; asperitas frigorum abest. Dierum spatia ultra nostri orbis mensuram; et nox clara, et extrema Britanniae parte brevis, ut finem atque initium lucis exiguo discrimine internoscas. Tacit. vit. Agric. 12.

Maris tepore. Mari inclusus est tepor, qui agitatione excitatur. Cic. de nat. D. II. 10:,,Maria agitata ventis ita tepescunt, ut intelligi facile possit, in tantis illis humoribus inclusum esse calorem." Wower.

Aegypti siccitatem temperat Nilus. cf. Plin. paneg. 30. Minucius folgt genau dem Cicero: Aegyptum Nilus irrigat; Mesopotamiam fertilem efficit Euphrates, in quam quotannis quasi novos agros invehit; Indus vero, qui est omnium fluminum maximus, non aqua solum agros laetificat et mitigat, sed eos etiam conserit. Magnam enim vim seminum, frumenti similium, dicitur secum deportare. de nat. D. II. 52. Diese Stelle des Cicero dient sowohl zur völligen Erklärung, als zur Textberichtigung der unsrigen. Nach Mesopotamiam liest das Ms. noch pro imbribus pensat, was, wie allgemein und gewiss mit Recht angenommen wird, eine Glosse ist, welche colit, wie Wower will, oder siccitatem temperat, wie Heraldus meint, erklären sollte. Ferner hat das Ms. Nilus amnis, dies lässt auch Lindner selbst stehen, so wie gleich nachher Indus flumen. Ich lasse es dahingestellt seyn, ob es nicht Indum flumen heissen müsse, wie

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