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rice Petri principis apostolorum praesidente, jeder kirchliche ordo zum Gehorsam verpflichtet ist, qui solus praerogativa dignitatis claves habet ligandi omnia et solvendi super terram (II, 3, 5). Niemandem außer Gott steht ein Urteil über ihn zu (Johann. Polycr. VIII, 23 opp. IV, 363). Nach der Deutung des augustinischen Gedankens von den beiden Staaten, die Hugo beherrscht, ist es nur eine selbstverständliche Folgerung, daß die geistliche Gewalt um vieles höher steht als die weltliche, ist jene doch älter als diese und hat jene doch diese einzusetzen (instituere) und über sie zu richten (II, 2, 4 vgl. Rob. VII, 7). Hunc ergo gladium de manu ecclesiae accipit princeps Est ergo princeps sacerdotii quidem minister et qui sacerdotum officiorum illam partem exercet quae sacerdoti manibus videtur indigna (Johann. IV, 3 in.) 1). Doch soll dabei der Staat auch als göttliche Institution angesehen werden (Johann. 1. c. IV, 1), nur daß er sich der geistlichen Leitung unterzuordnen hat. Robert hat dabei der Einsicht Ausdruck gegeben, daß nach Matth. 22, 21: sacerdotium pracest regno in his quae ad deum praeest et regnum sacerdotio in his quae pertinent ad mundum (VII, 7 p. 920 f. vgl. Hugo II. 2, 6. 7. Gregor VII. oben S. 35). Diese Gedanken stellen eine präcise Zusammenfassung des gregorianischen Kirchenbegriffes dar: 1) der Klerus verhält sich zu den Laien wie die Obrigkeit zu den Untertanen, 2) diese Stellung des Klerus begreift sich aus seiner Gewalt über die Sakramente, 3) der Klerus ist ein abgestufter Organismus, dessen Gipfel der Papst ist, 4) die weltliche Gewalt ist nach göttlichem Recht der geistlichen untergeben.

Zweites Kapitel.

Die Entwicklung der christlichen Lehre wärend der zweiten Periode der Scholastik.

$ 52. Die kirchlichen Ziele, das religiöse Leben.
Reformbestrebungen.

1. Wir stehen auf der Hochebene des MA. Eckstein und Fundament sind in der vorigen Periode gelegt, Richtung und Um

1) Johannes sagt: publicae ergo utilitatis minister et aequitatis servus est princeps (Polycr. III, 2). Das schwerste Verbrechen ist nun die tyrannis,

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fang des Gebäudes festgestellt. Nicht die Fürer des 13. Jarh. haben die entscheidende Arbeit getan, sondern ihre Vorgänger im 11. und 12. Jarh. Das gilt von den Theologen nicht minder als von den Kirchenmännern und den Reformatoren der Frömmigkeit. Wir greifen zunächst zurück auf die Entwicklung der hierarchischen Ideen und der religiösen Ideale, deren Beginn § 44 u. 45 dem Leser vorfürten.

Wir haben zuerst an die Festhaltung der gregor. Grundsätze bei den späteren Päpsten zu erinnern. Vor Allem kommt Innocenz III. in Betracht. Der vicarius Christi ist der Papst, inter deum et hominem medius constitutus, infra deum sed ultra hominem, minor deo sed maior, homine, qui de omnibus iudicat et a nemine iudicatur (Migne 217, 658). Nicht nur die ganze Kirche, sondern die ganze Welt untersteht seinem Regiment, Iacobus frater domini ... Petro non solum universam ecclesiam, sed totum reliquit seculum gubernandum (registr. II, 209)./ Demgemäß hat er in der Kirche als Alleinherrscher walten wollen (Bestätigung der Bischöfe, Gehorsamseid derselben, sie sind in partem sollicitudinis berufen, Appellation nach Rom, der römische Landbesitz etc. s. die Bulle v. Eger 1213 in MG, leg. II, 224 f. reg. I, 495. 496), und andererseits die Oberleitung der Staaten beansprucht, empfängt doch der Mond sein Licht von der Sonne: sic regalis potestas ab auctoritate pontificali suae sortitur dignitatis splendorem (reg. I, 401; Migne 217, 1180 vgl. Döllinger, Papsttum S. 401 f.) 1). Ihren schroffsten Ausdruck fanden diese Gedanken in der Bulle,,Unam sanctam", welche Bonifatius VIII. im J 1302 erließ. Die Hauptsätze derselben sind: Unam sanctam ecclesiam catholicam fide credere cogimur... extra quam nec salus est nec remissio peccatorum . . . In qua unus dominus, una fides, unum baptisma ... Igitur ecclesiae unius et unicae unum corpus, unum caput, non duo capita quasi monstrum, Christus videl. et Christi vicarius, Petrus Petrique successor .. In hac eiusque potestate_duos esse gladios, spiritalem videl. et temporalem . . . Uterque ergo est in

welche sich adversus ipsum corpus iustitiae richtet. Daraus folgt das Recht des Tyrannenmordes: tyrannum occidere non modo licitum est, sed aequum et iustum (ib. III, 15. VIII, 17 in. 18 fin.).

1) Innoc. behauptete, die Päpste hätten das griechische Kaisertum zur Zeit Karls nach Deutschland verpflanzt, daher stehen ihnen ius et auctoritas examinandi personam electam in regem zu, de elect. 34 bei Mirbt, Urkunden S. 78.

potestate ecclesiae spiritalis scil. gladius et materialis. Sed is quidem pro ecclesia, ille vero ab ecclesia exercendus. Ille sacerdotis, is manu regum et militum, sed ad nutum et patientiam sacerdotis. Oportet autem gladium esse sub gladio et temporalem auctoritatem spiritali subici potestati ... Spiritualem autem et dignitate et nobilitate terrenam quamlibet praecellere potestatem Nam veritate testante spiritalis potestas terrenam potestatem instituere habet et iudicare, si bona non fuerit... Quicunque igitur huic potestati a deo sic ordinatae resistit, dei ordinationi resistit, nisi duo, sicut Manichacus, fingas esse principia... Porro subesse romano pontifici omni humanae creaturae declaramus, dicimus, definimus et pronunciamus omnino esse de necessitate salutis.

2. Die Anregungen des h. Bernhard haben auf die fromme Spekulation der Folgezeit einen tiefgreifenden Einfluß gehabt, doch gehört das Einzelne nicht mehr in die DG. 1). Dagegen ist hier des Protestes zu gedenken, welcher zur Zeit der höchsten Machtentfaltung der Hierarchie, als die Reformgedanken selbst nur Mittel der Verweltlichung der Kirche geworden waren, vom Standpunkt der Nachfolge des armen Lebens Christi wider die Verweltlichung der Kirche sich erhob. Dem heil. Franz v. Assisi ist in Christo die Macht der Liebe offenbar geworden. Das arme Leben Christi hat sein Herz überwältigt, seine Nachamung ist sein Ideal geworden. Er wurde 1 der Ritter der heiligen Armut". Nicht in Lehrsätze hat er seine Gedanken gekleidet, die Stimmung des Evangeliums war Alles. Christi Liebe ließ seine Freudentränen nicht versiegen und lehrte ihn Wunder der Liebe tun. Alle Kreatur zeugte ihm von der Liebe Gottes und alles Lebendige forderte von ihm Liebe. ,Alles Vergängliche" war ihm nur ein Gleichnis", das Gleichnis von der Seele, die ihres Gottes ist. So wurde sein Leben und mit ihm die ganze Kreatur zu einem Lobgesang auf Gott, zum Dienst der freien Liebe. Laudate et benedicete misignore et rengratiate Et serviteli cum grande humilitate (Sonnengesang). Deus meus et omnia qui es tu, dulcissime domine, deus meus, et quis sum ego vermiculus, servus tuus? Sanctis

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1) s. die mystischen Schriften von Hugo (1141) und Richard († 1173) v. St. Viktor, auch Bonaventura Itinerarium mentis; eine ausfürliche Darstellung bei Thomasius DG. II, 272 ff. Die relig. Mystik wird hier systematisirt und in das Philosophische gezogen. Man kann diese Schriften als Anfänge der theolog. Ethik bezeichnen.

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Oder,

sime domine, vellem te diligere (opp. Franc. ed. v. d. Burg, 1849,
p. 44).
Absorbeat, quaeso, domine, mentem meam ab omnibus quae
sub caelo sunt ignita et melliflua vis amoris tui, ut amore amoris tui
moriar qui amore amoris mei dignatus es mori (ibid. p. 43).
wie Jacopone singt: Fac me vere congaudere Jesulino cohaerere
Donec ego vixero. Franz ist von der Kirche seiner Zeit zum Ordens-
gründer gemacht worden. Er hat mehr gewollt und mehr erreicht.
Man kann vielleicht
daß er
sagen,
alle Menschen zu Mönchen hat
machen wollen, aber er hat doch auch die Menschenkinder gelehrt
Christen und Menschen zu werden. Indem er in dem Jesus der
Evangelien Gott und die Liebe fand und in der Nachfolge Jesu die
Freiheit über die Welt erwarb, ist eine gewaltige Anregung von ihm
ausgegangen. Er hat die individuelle Unmittelbarkeit, die gegen-
wärtige Seligkeit des religiösen Lebens der Welt gelehrt, und er hat
angeleitet die Welt und die Menschen einfach und one die dogma-/
tische Brille anzuschauen. Er hat die Armut und die Liebe ver-
herrlicht und hat in ihnen das Gefül persönlicher Vollkommen-
heit ergreifen gelehrt. Man kann das an dem religiösen Leben, wie
an der Kunst und Litteratur der Folgezeit nachweisen. Besonders
gilt das auch von dem unmittelbaren liebevollen Verständnis des
menschlichen Lebens Jesu, das die Folgezeit darbietet. Die eine
köstliche Perle der Überlieferung ist dadurch neu gefunden worden.
Wie eingehend und wie liebevoll haben Bonaventura (Meditationes
vitae Christi, opp. VI), Ludolf v. Sachsen (Vita Christi, s. auch
de vita et beneficiis salvatoris Iesu Chr. devotissimae meditationes) 1) das
menschliche Leben Jesu darzustellen gewußt: ut in omnibus locis et
factis ita sis animo, ac si praesens esses corpore (Bonav. c. 88 fin.).
Wer so Jesu Leben betrachtet, in dessen Herz kommt eine gewisse
familiaritas, confidentia et amor zum Herrn (ib. prooem.). Er, so wird
immer wieder betont, ist für uns das gute Beispiel: qui ad hoc de
caelo nobis missus est, ut praeiret nos in via virtutum et legem vitae
ac disciplinae suo nobis daret exemplo (Ludolf prolog.). Das ist der
Weg, um: eum in spiritu intueri (ib. II, c. 89). S. hierüber See-
berg in Ztschr. f. k. Wiss. 1888, S. 163 ff. Die Anregungen des
heil. Franz sind durch seinen Orden und trotz seines Ordens der

Christenheit nicht verloren gegangen. Er war ein Vorreformator“.

Vgl. Hase, Fr. v. Ass. 1856. Sabatier, Leben d. h. Fr. deutsche

1) Wol von Thomas v. Kempis, vgl. Pohl im Kempener Progr. v. 1895.

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citfaity

Übers. 1895. Hegler Ztschr. f. Theol. u. K. 1896. K. Müller, Die Anfänge des Minoritenordens etc. 1885. Thode, Franz v. Ass. u. die Antänge der Kunst d. Renaissance in Ital. 1885. Ehrle, in Archiv f. Litt. u. Kirchengesch. d. MA. III, 554 ff.

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3. Die reformatorischen Bewegungen haben natürlich auch die Laienfrömmigkeit beeinflußt. Bes. läßt sich das von den an den dritten Orden des h. Franz sich anschließenden Bußbruderschaften sagen. Aber allerdings muß zugestanden werden, daß in den breiten Schichten der Bevölkerung eine äußerlich kirchliche Religiosität auch jetzt fortbestand. Man glaubte an Gott, Christus, Maria und die Heiligen. Man glaubte eben was die Kirche glaubt" 1). „Es gibt ein gewisses Maß des Glaubens, zu welchem jeder verpflichtet ist und welches den Einfältigen und vielleicht allen Laien genügt, nämlich daß jeder Erwachsene glaube, daß Gott ist und ein Vergelter für alle Guten ist. Ebenso müssen Alle die anderen Artikel implicite | glauben, nämlich, daß Alles war ist, was die allgemeine Kirche glaubt." Diese Worte Innocenz IV. 2) geben den Tatbestand wieder 3). Der Glaube an Gott besteht in der Überzeugung, daß er die Geschicke der Menschen leitet, das Gute belont und das Böse straft. Christus hat durch seinen Tod den Teufel überwunden (z. B. Schönbach, Altdeutsche Predigten III, 76. 174), er ist uns ein Beispiel der Tugend, der Demut und Armut geworden (ib. III, 7. 238. 252. 40). Er ist der himmlische König" (ib. III, 6). Durch treue Erfüllung der ✓ kirchlichen Pflichten kann man Gott gnädig stimmen. Dazu kommt die Fürbitte der Heiligen, bes. der Maria 1), sowie die Schutzmittel, welche man an den Reliquien hat. Endlich aber das Almosen. Sein Leben verbringt der Mensch im ständigen Hinblick auf das Jenseits.

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1) Der Glaube" ist das Apostolikum, z. B. Schönbach, Altdeutsche Predigten I, 41. 46. Sein wesentl. Inhalt die Trinität ib. I, 4. II, 115. III, 114. Dazu kommt die Gottheit Christi sowie die sieben Sakramente (s. Altdeutsche Predigten ed. Wackernagel S. 77 ff.). S. noch I, 42: ich geloube alles des. des ich christenmensche zu rehte gelouben sol.

2) Apparatus quinque libror. decretalium I, 1 s. Ritschl, Fides implicita 1890, S. 10.

3) Es ist Recht der Inquisitoren: possunt excommunicare laicos disputantes de fide catholica publice vel privatim (Bernard. Guid. Practica inquisit. IV p. 207).

4) Die Verehrung derselben ist im raschen Steigen begriffen. Schon 1140 versuchte man in Lyon ein Fest der unbefleckten Empfängnis Mariä einzufüren, aber Bernhard sprach sich entschieden gegen diese Vorstellung

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