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Die Versönungslehre des Abälard.

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entstehende Liebe ist der Grund zur Vergebung der Sünden nach Luc. 7, 47. Röm. 3, 25,,ad ostensionem suae iustitiae" bezieht Ab. auf die dem Menschen mitgeteilte Gerechtigkeit, id est caritatis quae nos apud eum iustificat (p. 833). So werden wir erlöst von der Sünde und von der Furcht, indem Christus in uns Liebe wirkt. Redemptio itaque nostra est illa summa in nobis per passionem Christi dilectio, quae non solum a servitute peccati liberat, sed veram nobis filiorum dei libertatem acquirit, ut amore eius potius quam timore cuncta impleamus, qui nobis tantam exhibuit gratiam, quae maior inveniri, ipso attestante, non potest (p. 836. 832 f.) 1). Dieser Gedankenreihe tritt eine andere an die Seite. Zu Röm. 5, 12 ff. fürt Ab. aus, daß Christus, indem er Mensch wurde, dem Gebot der Nächstenliebe unterstand. Dem kam Christus nach tum instruendo nos tum pro nobis orando. Auf diese Weise geschieht, weil sein Gebet wegen seiner Gerechtigkeit erhört werden muß, daß Christus quod in nostris non erat meritis, ex suis suppleret (p. 865). Wie nun die Belehrung durch Christus fortgeht (p. 859), so auch sein betendes Eintreten für die Seinen (vgl. serm. 10 p. 449). Wir werden also erlöst durch Christum, pro nobis semel morientem et saepius orantem et assidue nos instruentem (p. 861) 2). Ab. Meinung ist somit: Gott sandte der sündigen Menschheit seinen Son zur Offenbarung seiner Liebe und als Lehrer und Beispiel. Dadurch wird in den Sündern Glaube und Liebe erregt. Diese Liebe wird der Grund zur Sündenvergebung. Andererseits bedingt die Liebe Christi, daß er andauernd die Menschen belehrt und betend für sie bei Gott eintritt. Hiedurch werden ihre unzulänglichen Verdienste ergänzt. Wenn nun aber Ab. die Frage, warum grade der Son, und nicht etwa der Vater Mensch geworden, damit beantwortet, daß der Son oder die göttliche Weisheit (oben S. 43) Mensch wurde, um uns durch Wort und Beispiel zu belehren (Theol. christ. IV,

1) Vgl. 836: nobis autem videtur, quod in hoc iustificati sumus in sanguine Christi et deo reconciliati, quod per hanc singularem gratiam nobis exhibitam quod filius suus nostram susceperit naturam et in ipsos nos tam verbo quam exemplo instituendo usque ad mortem perstitit, nos sibi amplius per amorem astrixit, ut tanto divinae gratiae accensi beneficio, nil iam tolerare ipsum vera reformidet caritas.

2) Die sonst in Betracht kommenden Stellen serm. 5 p. 419f. serm. 12 p. 481. serm. 10 p. 452, im Comm. z. Röm.br. p. 860 ordnen sich sämtlich diesen Gedankenreihen ein, wie in meiner Abhandl. a. a. O. S. 131 ff. gezeigt ist.

p. 1278f. vgl. serm. 5 p. 423), so dürfte im Zusammenhang seiner Theologie erstere Gedankenreihe die beherrschende sein (vgl. Seeberg a. a. O. S. 136 ff.). Diese Theorie entnimmt aus dem Schatz der kirchlichen Überlieferung Anschauungen, die ein Gegengewicht gegen die Einseitigkeit Anselms bilden. Indem aber innerhalb der Ausfürungen Ab. eine specifische Bedeutung des Todes Christi nicht festzustellen ist, verfiel sie der entgegengesetzten Einseitigkeit.

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3. Auch die Versönungslehre Abälards wurde Gegenstand der Bekämpfung durch den heil. Bernhard (s. ep. 190, dazu Seeberg 1. c. S. 143 ff.). Ab. verkürze das Christentum, nach ihm sei Christus nur ein Lehrer. In Wirklichkeit bringe er Vergebung der Sünden und Rechtfertigung und erlöse aus den Banden des Teufels (7, 17; 8, 20). So wenig Adams Beispiel uns zu Sündern machte, so wenig genügt Christi Beispiel zur Erlösung (8, 22; 9, 23). Christi Blut und Kreuz behalte bei Abälard keinen Platz. Qui totum de salute tribuit devotioni, regenerationi nihil... Gloriam redemptionis. . . non in pretio sanguinis sed in nostrae constituit conversationis profectibus (9, 24). Gewiß sei das Beispiel der Liebe Christi groß und wichtig, sed non habent fundamentum ac proinde nec statum, si deest redemptionis fundamentum... Ergo nec humilitatis exempla nec caritatis insignia praeter redemptionis sacramentum sunt aliquid (9, 25). institutio oder restitutio das sei die Frage (9, 23). Nun hat Bernhard allerdings selbst in vielleicht noch größerem Umfang als Ab. die Methode des letzteren praktisch geübt. Christi Liebe sollen wir betrachten, um zur Gegenliebe angeregt zu werden (in Cant. serm. 16, 5; 43, 1-3), er ist unser Lehrer und Beispiel (ib. s. 15, 6; 43, 4; 22, 7; 21, 2; 61, 7; 47, 6; 20, 7; 24, 8). Aber daneben tritt doch. auch der andere Gesichtspunkt auf. Christi Blut ist das pretium nostrae redemptionis. Nisi amasset dulciter, non me in carcere requisisset illa maiestas. Sed iunxit affectioni sapientiam, qua tyrannum deciperet, iunxit et patientiam, qua placaret offensum deum patrem (s. 20, 2). Eine Theorie hat Bernh, nicht gebildet. Aber das Nebeneinander der beiden Gedanken: Christi Liebe erzeugt Gegenliebe, er ist Lehrer und Beispiel und sein Blut erlöst uns von Sünde Tod und Teufel und bewirkt die Versönung des Vaters, stellt die Anschauungsweise des MA. dar.

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4. In der Schule Abäl. wirkte sein Hauptgesichtspunkt fort. So hat der Verf. der Epitome die Frage cur deus homo? mit dem Hinweis auf die ware Lehre und das gute Beispiel beantwortet (c. 23

Bernhard, Honor., Hugo, d. Lomb. über die Versönung.

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p. 1731 Mi.). Und die Sentenzen von St. Florian sagen, die Erlösung sei deshalb in persona filii geschehen, ut quotiescunque reminisceremur dilectionem quam nobis exhibuit, a peccatis abstinemus nos. Wir selbst haben uns propter admirabilem dilectionem, quam nobis exhibuit, von der Unterjochung durch den Teufel befreit (Denifle Archiv I, 431). - Aber sonst bieten die zeitgenössischen Theologen die Gesichtspunkte Bernhards resp. Anselms dar. Honorius Augustodunensis wiederholt Anselms Gedanken (Elucidar. I, 8. 16. 17. 21). Ebenso hat Hugo den Ans. reproducirt. Das deum placare ist nötig, es geschieht durch ein damnum restaurare und de contemptu satisfacere. Das tut der Gottmensch. Ist dieser Weg der Erlösung auch nicht als notwendig zu erweisen, so ist er doch der angemessenste, indem uns so die Größe unserer Schuld und der künftigen Herrlichkeit vorgestellt werde (de sacr. I, 8, 4. 6. 7. 10. II, 1, 6). Robert hat beide Gesichtspunkte. Christus hat uns durch sein Gott, nicht dem Teufel, dargebrachtes Opfer befreit (Sent. IV, 14). Dieses war der geeignetste Weg zur Erlösung, freilich nicht der einzig mögliche (IV, 15). Geeignet ist der Weg aber, indem er uns die Größe unserer Sünde wie der göttlichen Liebe bekannt macht (IV, 13). Auch hier tritt das Erlösungswerk unter die Gesichtspunkte der Lehre und des Beispiels (III, 28).

5. Petrus Lombardus verleugnet in seiner Erörterung unseres Problems in der 18. u. 19. Distinktion des 3. Buches ebenso wenig seine Abhängigkeit von Abälard als seine kirchliche Korrektheit. Er geht aus vom Gesichtspunkt des meritum Christi. Schon durch sein frommes Leben verdiente Christus sich selbst die Verklärung und die Leidensfreiheit (18 A B). Sein Tod geschah somit pro te, non pro se (18 E). Und zwar verdiente er uns durch denselben den Zugang zum Paradiese, die Erlösung von der Sünde, der Strafe und dem Teufel, Christus homo sufficiens et perfecta fuit hostia nämlich zu unserer reconciliatio (18 E). Demnach ist zu fragen, wie durch seinen Tod die Erlösung vom Teufel, der Sünde und der Strafe geschieht? Hierauf wird zunächst mit Abäl. geantwortet. Der Tod Christi offenbart uns Gottes Liebe. Exhibita autem tanta erga nos dilectionis arrha movemur accendimurque ad diligendum deum ... et per hoc iustificamur i. e. soluti a peccatis iusti efficimur. Mors ergo Christ nos iustificat, dum per eam caritas excitatur in cordibus nostris. Dies geschieht aber, nach Paulus, auch durch den Glauben an den Gekreuzigten. Indem wir so von der Sünde

et nos

befreit werden, werden wir auch vom Teufel frei. Doch wird dieser Gedanke durchkreuzt durch die Reminiscenz, daß das Kreuz Mausefalle und das Blut Köder für den Teufel wurde (19 A). Dem abälardischen Grundgedanken entspricht auch die Betrachtung (19 F), daß wir mit Gott, der uns stets geliebt hat, dadurch versönt sind, daß unsere Sünden und unsere Feindschaft gegen Gott fortgeräumt sind. Nun tritt aber auch der objektive Gesichtspunkt hervor. Gott wurde Mensch zur Überwindung des Teufels, da ein Mensch oder Engel leicht hätte sündigen können (B). Weiter erlöst uns Christus von der ewigen Strafe relaxando debitum (C). Ebenso von der zeitlichen Strafe, welche in der Taufe erlassen und in der Buße gemindert wird. Non enim sufficeret illa poena, qua poenitentes ligat ecclesia, nisi poena Christi cooperatur qui pro nobis solvit (D). Nach dem Lombarden hat also a) Christus durch das meritum seines Todes uns die Erlösung verdient, indem die von ihm erlittene Strafe zu unserer Erlösung wirkt, b) Christus hat den Teufel überwunden resp. gefangen, c) sein Tod hat uns zur Liebe erweckt und dadurch gerecht gemacht und erlöst. Von Interesse ist die Einfürung der Gesichtspunkte des meritum Christi und des Strafleidens, bes. aber die Unklarheit über den Zusammenhang der aufgefürten Gedanken 1). Zu einem Abschluß ist also der Gedanke der Versönung in dieser Periode nicht gekommen, aber die Elemente derselben sind deutlich herausgearbeitet.

$ 49. Berengar v. Tours und das Abendmalsdogma.

Bereng. († 1088) schrieb: epistola ad Adelmannum und Liber de sacra coena adv. Lanfrancum (ed. A. u. F. Vischer 1834). Lanfrank († 1089): de corp. et sang. domini adv. Ber. Tur. bei Migne 150, 407 ff. Vgl. Sudendorf, Berengarius Turon. 1850. Schnitzer, Ber. v. Tours 1890. Dieckhoff, Abendmalslehre im Ref.ztalter I, 44ff. Reuter, Gesch. der rel. Aufklärung im MA. I, 91 ff. Schwabe, Studien zur Gesch. des 2. Abendmalsstreites, 1886. Bach DG. I, 364 ff. Thomasius-Seeberg DG. II, 43 .

1. Die Lehre vom Abendmal hat ihre scholastische Gestalt empfangen in Folge der Angriffe, welche ein Vorläufer der Scholastik wider die kirchlich werdende (radbertische) Theorie richtete. Berengars Lehre ist folgende: Brot und Wein werden durch die Consekration zu Leib und Blut Christi, d. h. sie werden sacramentum

1) Unter denselben Gesichtspunkten behandelt Petrus Pict. das Erlösungswerk, s. Sent. IV, 19. 20.

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corporis et sanguinis Christi. Brot und Wein bedeuten (significant) Christi Leib und Blut, sie sind similitudo, signum, figura, pignus. Die Sache kommt nicht in manum oder in os, sed in cognitionem (de s. coena p. 431. 223, ep. ad Adelm.). Die Abendmalselemente bleiben also was sie waren, es tritt nur durch die Consekration ein Neues hinzu, die geistige Bedeutung, welche man mit dem Geist erfaßt (z. B. p. 125). Man eignet sich Christi Leiden und Sterben an, sodass es innerlich für uns maßgebend wird (p. 194). Christi Leib empfangen nach dieser Auffassung nur die Gläubigen. Für diese Anschauung beruft sich Berengar auf die Schrift (Joh. 6) und auf die Väter, bes. Augustin. Die Lehre seiner Gegner hält er für recordia, die seinige sei allein logisch und vernünftig, erfordert doch der Satz: Brot und Wein sind Leib und Blut, daß erstere fortbestehen, um letzteres zu sein (p. 50. 161). Da Christi Leib impassibilis und unzerteilbar sich im Himmel befindet, wie kann man portiunculae carnis in den einzelnen Communionen also überall verteilen wollen (p. 199)? Und hat Christus sich nicht ganz den Gläubigen zugesichert, nicht blos Stücke? Schließlich füre die Lehre der Gegner wie Berengar scharfsinnig erkennt - auf duae carnes (p. 200), einen himmlischen und einen sakramentalen Leib (vgl. Dieckhoff S. 50 ff.). Um Berengar gerecht zu beurteilen, muss man sich den Gegensatz gegenwärtig erhalten, an dem seine Lehre erwuchs, sodann aber nicht vergessen, daß er das religiöse Interesse der Sache tiefer als seine Gegner erfaßt hat; auf die persönliche Gemeinschaft mit Christo kam es ihm an 1).

2. Diese Lehrweise rief vielseitigen Widerspruch wach. Die Schärfe, mit der Berengar das Abendmal zu einer figura machte, die rationalistische Methode seiner Begründung (Reuter I, 112. 293. Bach I, 387 ff.) empörten. Die multitudo ineptorum, wie B. sagte, war gegen ihn, und selbst Gregor VII. vermochte ihn nicht zu schützen. Zu Rom (1050), zu Vercelli (1050) wurde er verdammt. Trotzdem zu Tours (1054) der päpstliche Legat Hildebrand sich mit seiner Lehre zufrieden erklärte, bestand das Mistrauen wider ihn fort. In Rom (1059) musste er ein Bekenntnis annehmen, das die Trans

1) Unter den Berengariani hat eine Gruppe gelehrt, daß zwar Brot und Wein nachbleiben. aber ibi corpus et sanguinem domini revera sed latenter contineri, et ut sumi possint quodammodo ut ita dicam impanari (Guitmund de corp. et sang. Chr. I Mi. 149, 1430 vgl. Alger de sacr. I, 6).

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