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Abälards Bekämpfung. Hugo v. St. Viktor.

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omnia sibi usurpat humanum ingenium, ein ,,neues" „fünftes Evangelium" verkündige Abälard (Bernhard de erroribus Abael. 5, 12. vgl. Wilhelm v. St. Thierry bei Mi. 180, 249 ff.). Nutzlos und töricht, lächerlich aber auch satanisch sei die Dialektik (Joh. v. Salesbury, Walther v. St. Viktor, s. Buläus hist. univ. Paris. II, 402. 629 ff. Reuter a. a. O. II, 16f. Bach, DG. d. MA. II, 384 ff.). Änlich Gerhoh und Arno v. Reichersberg. Besonders ersterer wirft der Dialektik seiner Zeit Nestorianismus vor (s. de investigatione Antichristi ed. Scheibelberger, 1875, dazu Bach II, 390-722)1). Abäl. ist bekanntlich seinen Gegnern zu Soissons (1121) und Sens (1141) erlegen. Hiezu kamen die Versuche die positive Theologie" darzustellen. Schon vor die Zeit des Kampfes scheint der Versuch des Honorius Augusto dunensis ca. 1120 (Augsburg oder Autun?) die ganze christliche Lehre kurz zusammenzufassen (s. Elucidarium sive dialog. de summa totius christ. theol. bei Migne 172, 1109 ff.), zu fallen). Nun folgte Hugo v. St. Viktor († 1141) mit seinem großen Werk de sacramentis und der Summa sententiarum (bei Migne 176). Der Hauptinhalt der h. Schrift sind die opera restaurationis humanae, aber zum Verständnis derselben ist das opus conditionis vorher darzustellen (de sacr. prolog. 2. 3). Unter diesem heilsgeschichtlichen Gesichtspunkt soll die christliche Lehre zum Zweck rechten Schriftverständnisses dargestellt werden. Nachdem zunächst von Schöpfung, Fall, Erbsünde etc. gehandelt (1. I pars 1-7), kommt Hugo zur reparatio (p. 8) und behandelt mit Verwertung anselmischer Gedanken das Erlösungswerk. Der große Arzt hat zu Heilmitteln die Sakramente eingesetzt (c. 12). Diese sind also der Hauptteil des Werkes. Die Hauptsakramente sind Taufe und Abendmal (6. 7).

1) s. auch Rocholl, Rupert v. Deutz 1886, S. 189 ff.

2) Der Verf. handelt von Gott, der Schöpfung, dem Teufel, dem Fall; er kommt dann auf die Notwendigkeit der Satisfaktion (hier ist Anselm benützt, s. I, 8. 16f. 21), dann Christi Leben und Wirken, die Sendung des Geistes, die Kirche als den mystischen, die Eucharistie als den wirkl. Leib Christi. Dann wird im 2. Buch über die Sünde, die Prädestination (II, 9), den Ursprung der Seelen, die Ehe, die Stände und Berufsklassen (II, 18) gehandelt, ferner von der Sündenvergebung durch confessio und Taufe (II, 20), von den Propheten u. der h. Schrift (II. 27), von Schutzengeln und Dämonen, von der unctio der Kranken (II, 30), dem Tode. Im 3. Buch wird eingehend von Seligkeit, Verdammnis und Purgatorium (III, 3) geredet. Verrät I, 2 Kenntnis Abälards?

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Da aber die Sakramente sacr. · fidei sind, und zum Heil die fides gehört (8), handelt p. 10 vom Glauben, dann p. 11 de naturali lege und p. 12 de lege scripta. Das 2. Buch beginnt mit einer Besprechung der Christologie, es folgt ein Abschnitt über die Kirche, die ecclesiastici ordines etc. Dann wendet sich der Autor den Sakramenten zu: baptismus, confirmatio, corpus et sanguis, de minoribus sacramentis et sacris (II, 9), die Simonie, coniugium, de votis, de vitiis et virtutibus, dann de confessione et poenitentia et remissione peccatorum (II, 14), endlich de unctione infirmorum sowie die Eschatologie. Dabei will Hugo sich nur von der Autorität der Schrift leiten lassen (Summ. praef.), verdienstlich ist nur der Glaube, der kein experimentum und keine ratio hat (ib. I, 11 p. 59) 1). So wenig ansprechend der systematische Aufbau des großen Werkes ist, so lehrreich ist doch die Unterstellung des ganzen Aufbaus unter den Sakramentsgedanken, sowie das Absehen von der ratio. Aber schon in den auch von Bernhard an erkannten Sentenzen des Robert Pullus († ca. 1150; bei Migne 186) tritt neben die auctoritas die ratio (z. B. I, 12. III, 23) und beginnt in die positive Darstellung des Überkommenen die dialektische Untersuchung eingeflochten zu werden. Der moderne Geist siegt, aber er siegt nur. indem er dem Alten Concessionen macht.

5. Das zeigt sich am deutlichsten an dem Lehrbuch eines Schülers Abälards, das zum dogmatischen Lehrbuch des MA. geworden ist). Petrus Lombardus († 1160, nach anderen 1164), schuf in seinen quatuor libri sententiarum ein Werk, das sich wegen seines Stoffreichtums, seiner Zeitgemäßheit, und wegen der vorsichtigen Zurückhaltung des eigenen Urteils als Grundlage für die dogmatische Arbeit der Folgezeit als brauchbar erwies. Der Verf. will den Glauben und die kirchlichen Sakramente zur Darstellung bringen. Er verwirft die

1) Die Echtheit der dem Hugo zugeschriebenen Sentenzen ist durch Denifle angefochten (s. Arch. f. Litt. u. KG. d. MA, III, 634 ff.) s. aber dagegen Gietl, Die Sentenzen Rol. S. XXXIV ff. Ein Teil der Sentenzen Hugos sind auch als tractat. theologic. des Hildebert v. Lavardin überliefert (s. Migne 171. 1067 ff., col. 1150 schließt mit der Stelle Sent. IV, 3 Mi. 176, 121), vgl. Hauréau, Les oeuvres de Hug. de St. Vict., 1886, p. 71. Über die Unechtheit des 7. Traktates (de coniug.) s. Gietl S. XLf.

a. a. 0.

2) Gerhoh hat den Lombarden bekämpft und Walther v. St. Vikt. rechnete ihn unter die verderblichen Dialektiker. Seine Rechtgläubigkeit ist auch auf Synoden beanstandet worden s. Hefele CG. V2, 616 ff. 719f.

Die Sentenzen des Petrus Lombardus.

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garruli ratiocinatores (I dist. 4 B), und ein novellum sui desiderii dogma. Hoc volumen deo praestante compegimus... in quo maiorum exempla doctrinamque reperies (s. den Prolog). So wird sein Buch freilich zu einer großen Citatensammlung aus den Vätern. Nichts destoweniger

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aber herrscht in demselben die ratio und die dialektische Methode. Neben die auctoritas tritt die ratio (z. B. IV dist. 4 E; 15 B). Fragen werden aufgeworfen, Autoritäten gesammelt und durch dialektische Erwägung wird ein Resultat gewonnen, doch kommt es auch vor, daß der Autor auf eine ausdrückliche Lösung verzichtet (z. B. I dist. 19 0. III d. 7 N). Gegen Abälard wird polemisirt, aber dem Einfluß seiner Methode wie seiner Lehren begegnet man unausgesetzt. Der Lombarde beschließt die erste Periode der Scholastik. Seine Dogmatik ist die Dogmatik der Zukunft: Abäl. Methode verbunden mit der überkommenen Hochschätzung der Autoritäten. Der Lombarde hat die Dogmatik des Damasceners gekannt und fleißig benützt 1). Die Einteilung desselben ist auf ihn von Einfluß gewesen (vgl. Bd. I, S. 231 f.), aber daneben sind die augustinischen Probleme verarbeitet, und hat die Sakramentslehre eine eingehende Behandlung erfaren. Die Einteilung ist in der Kürze folgende. Das 1. Buch handelt von Gott, seinem Dasein, der Dreieinigkeit und den Eigenschaften. Im 2. Buch wird von der Schöpfung, dem Menschen, der Sünde, der Freiheit, der Gnade gehandelt. Das 3. Buch redet von der Christologie, dem Erlösungswerk und auf Anlaß der Frage, ob Christus wie Liebe auch Glaube und Hoffnung gehabt habe, von den Cardinaltugenden, den Gaben des hl. Geistes und den Geboten. Im 4. Buch endlich wird von den 7 Sakramenten und der Eschatologie gehandelt. Überschaut man diesen Entwurf, so ist seine Änlichkeit mit der Einteilung des Damasceners ebenso klar, als die Unterschiede charakteristisch hervortreten. So unvollkommen der Plan ist, so lückenhaft die Ausfürung, so locker das Gefüge, so liegt doch ein wirklicher Fortschritt vor im Verhältnis zur Dogmatik des Damasceners. Freilich hier wie dort sucht man vergeblich nach einem wirklichen Verständnis des Evangeliums. Die augustinischen Elemente sind in dem semipelag. Verständnis des MA. vertreten. Bewunderungswürdig ist eigentlich

1) I dist. 19 N heißt es von ihm inter doctores Graecorum maximus in libro, quem de trinitate scripsit, quem et papa Eugenius (III. v. 1145–53) transferri fecit, es folgen Citate aus de fide orth. III, 6. 4. Zur Abfassungszeit s. noch Denifle, Archiv I, 611.

nur die feste Gestaltung der Sakramentslehre. Aber nicht nur die Vorzüge, sondern fast mehr noch die Mängel des Buches haben ihm seine geschichtl. Stellung erobert. Gedruckt ist dasselbe unendlich häufig. Vgl. Nitzsch PRE. VIII, 743 ff. Protois, Pierre Lombard, 1881. Siehe noch des Petrus Pictaviensis (†1205) Sententiarum ll. 5 (bei Migne 211).

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Im Folgenden werden die einzelnen Lehren dieser Periode, sofern sie für die DG. von Bedeutung sind, darzustellen sein. Es sind folgende: 1) die Christologie, 2) die Versönungslehre, 3) Berengars Lehre vom Abendmal und die Prägung des Dogmas vom Abendmal, 4) die Sakramentslehre, 5) der Kirchenbegriff. Dabei bleiben einzelne Lehren (Sünde, Gnade, Freiheit, Glaube, Werke) für einen späteren Zusammenhang aufbewart. Aber das will schon hier hervorgehoben werden: die theologische Hauptarbeit für die Kirche des MA. haben nicht die dialektischen Meister seit Thomas getan, sondern sie ist in unserer Periode durch Anselm, Abälard, Hugo und den Lombarden ausgefürt worden.

§ 47. Die Christologie Abälards und des Lombarden,

der Widerspruch Gerhohs.

1. Die Christologie Abälards befolgt den abendländischen oder augustinischen Typus (vgl. Bd. I, 211). Feststehende Voraussetzung ist: una in duabus substantiis vel naturis persona. Hiebei fällt besonderes Gewicht darauf, daß Gottes Unveränderlichkeit gewart bleibt. Die Menschwerdung bedeutet nicht für Gott das Eintreten eines Neuen, sed eius sempiternae voluntatis novum aliquem significamus effectum (Introduct. ad theol. III, 6 p. 1104 f. Mi.). Ebenso kann das Werden. bei der Menschwerdung nicht eigentlich gefaßt werden. Es findet keine mutatio der Gottheit statt und der Satz, daß Gott Mensch ist, kann nur uneigentlich verstanden werden: nec homo esse proprie dicendus est (ib. p. 1107 f. 1106) 1). Über die Art der Vereinigung hat Ab. die orthodoxen Formeln reproducirt, aber er hat der Sache doch eine eigentümliche Wendung gegeben. Christus ist der homo assumptus a verbo; dieser Mensch nun erfüllt in allem den Willen der

1) Ab. spricht die Beobachtung aus: saepe quippe de toto ad partes vel de partibus ad totum translationes fiunt nominum, z. B. wenn vom Son Gottes gesagt wird, er sei geboren (exposit. symb. p. 626 Mi.), vgl. Deutsch, Abäl. S. 302 Anm.

Die Christologie des Lombarden.

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ihm einwonenden Gottheit. Quod nunquam homo ille assumptus aliquid facere appetivit quod hic sibi suave esse speravit, sed quia hoc deo placere credidit (expos. in Rom. V, 15 p. 963)'). Auch an diesem Punkt hat der scharfsinnige Mann, indem er die Vereinigung von Gottheit und Menschheit auf das Gebiet des Willens oder der Person verlegt 2), eine Korrektur der Kirchenlehre angedeutet. Allerdings aber konnte man auch seiner Darstellung nicht one Grund Nestorianismus vorhalten.

2. Der Lombarde bietet natürlich die kirchlichen Formeln. Die zweite Person der Gottheit nahm die unpersönliche menschliche Natur an (Sent. III dist. 5 C: carnem et animam assumpsit, sed non personam hominis). Doch hat ihn die Frage ernst beschäftigt, ob nicht die Menschheit Jesu doch als persona zu fassen sei, er verneint sie, weil zur Zeit der assumptio Leib und Seele noch nicht in unam personam verbunden waren (III d. 5 A.D.E; d. 10 C). Die geistige Entwicklung Jesu war demgemäß nur für andere vorhanden, non quidem in se, sed in aliis (III d. 13 B). Bezüglich der Frage, ob der Son in der Menschwerdung etwas geworden, verrät sich der Lombarde als Abälardianer, indem er, freilich nur stillschweigend, der Ansicht den Vorzug gibt, der Logos habe die menschliche Natur wie ein Gewand umgenommen, um menschlichen Augen erscheinen zu können. So bleibt die Logosperson una eademque immutata (III d. 6 F. d. 10). Gott ist Mensch geworden, quia est habens hominem (III, 7 K). Indem nun die menschliche Natur dabei nicht persönlich zu fassen ist, ist die Ansicht ausgesprochen worden: Christum secundum hominem non esse personam nec aliquid (III, 10 A). Aber mit keinem Wort hat sich der Lombarde für diesen absurden Satz entschieden. Diese Ansicht, die man Nihilianismus nannte, wurde von Alexander III.

1) Diese Betrachtungsweise ist in der Schule Abäl. geläufig gewesen. Christus ist verbum habens hominem und homo habens verbum (Epitome 24 extr. Rol. Sent. p. 171 f. 180. Omnebene b. Denifle Archiv I, 466 f.). Übrigens beruft sich Roland hier mit Recht auf Augustin (gegen Gietl p. 175 n, s. Aug. in Joh. tr. 19, 15 cf. Hilarius de trin. X, 22, Mi. 10, 360 s. noch oben S. 14 Anm. 1). Die Anschauung ist deutlich Epit. 24 p. 1733 Mi.: sic anima illa verbo subiecta erat, quod nullum motum illi corpori attribuere poterat nisi quantum verbum inspirabat, s. noch c. 25 de volunt. assumpti homin.

2) Das Problem der Christologie ist nicht auf dem Boden der Natur oder der Idiome, sondern der Person zu lösen.

Seeberg, Dogmengeschichte II.

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