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lichte Christentum, gegen die Erstickung der Freiheit durch die Kirche erhob man sich. Mit flammenden Worten und glänzender Ironie kämpfte man. schließlich nicht nur um dogmatische Formeln, sondern um die echte christliche Religion, um das Recht der Innerlichkeit und der Überzeugung (z. B. Anton Arnauld, Blaise Pascal). Aber trotz Allem glaubte man gut katholisch bleiben zu können, man wagte die Unfehlbarkeit päpstlicher Urteile nicht anzutasten. Äußerlich unfreier, innerlich reicher als die Vertreter der großen Reformbewegung, die sich im 15. Jarh. auf dem nämlichen Boden abgespielt hat. teilten die Jansenisten mit ihren Vorgängern den Idealismus, der das alte Kleid durch den großen Flicken einer Reform auf altkirchlicher und nationaler Grundlage glaubte flicken und brauchbar machen zu können. Wie jener Versuch die Kirche zu restauriren, one etwas von ihr niederzureißen, in sich selbst zusammenfiel, so ist auch der Jansenismus dahingesunken, freilich nicht one dem großen Gericht vorzuarbeiten, das über seine Gegner in der Revolution hereinbrach.

Aber Augustins Lehre drang nicht mehr durch. Fünf von der Sorbonne aus Jansens Buch ausgezogene Sätze wurden von Innocenz X. in der Bulle Cum occasione" (1663) verworfen. Es sind folgende:

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1. Aliqua dei praecepta hominibus iustis volentibus et conantibus secundum praesentes, quas habent vires, sunt impossibilia: deest quoque illis gratia, qua possibilia fiant. 2. Interiori gratiae in statu naturae lapsae nunquam resistitur. 3. Ad merendum et demerendum in statu naturae lapsae non requiritur in homine libertas a necessitate, sed sufficit libertas a coactione. 4. Semipelagiani admittebant praevenientis gratiae interioris necessitatem ad singulos actus, etiam ad initium fidei, et in hoc erant haeretici, quod vellent eam gratiam talem esse, cui posset humana voluntas resistere vel obtemperare. - 5. Semipelagianum est dicere Christum pro omnibus omnino hominibus mortuum esse aut sanguinem fuaisse 1).

Da die Jansenisten die päpstliche Autorität nicht anzweifelten,

1) Diese Sätze geben, obgleich sie aus dem Zusammenhang gerissen und daher schwer verständlich sind, doch wol Jansens Lehre wieder. Der 1. Satz will sagen, dass es zum einzelnen guten Werk des Hinzutrittes der gratia efficax bedürfe, im Übrigen ist die Voraussetzung der prädest. gratia irresistibilis in Acht zu behalten, vgl. Henke II, 103 f., Reuchlin, PortRoy. I. 761. 778 f.

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versuchten sie sich durch die Unterscheidung der question du fait von der question du droit zu helfen. Faktisch hätte Jansen diese mit Recht verdammten Sätze nicht vorgetragen. Die Halbheit der jansenistischen Opposition rächte sich bald, indem Papst Alexander VII zu erklären wußte, daß die 5 Sätze in sensu ab eodem Corn. Jansenio intento damnatas fuisse (Constitut. „ad sanct. b. Petri sedem" 1665)! So ist es bei der Forderung die 5 Sätze zu verdammen geblieben, auch das silentium obsequiosum, das Clemens IX. (1668) gestattet hatte, wurde durch Clemens XI. (1705) für ungenügend erklärt. 1710 wurde Port Royal zerstört. Das einzelne gehört in die

Kirchengeschichte.

5. Noch einmal flammte der Streit hell auf. Den Anlaß boten die Meditationen des Oratorianers Paschasius Quesnel († 1719) über das N. T. (Le nouveau test. en français avec des reflexions morales sur chaque verset). Auf Betreiben der Jesuiten verdammte die berüchtigte Constitution „Unigenitus" (1713) nicht weniger als 101 Sätze dieser Bibelerklärung. Mit erschrecklicher Klarheit wird hier nicht nur die augustinische Theologie, sondern das ganze augustinische Christentum verurteilt. Es ist häretisch zu lehren, daß der natürliche Mensch nur sündig ist, daß der Glaube ein Geschenk Gottes ist, daß die Gnade nur durch den Glauben gegeben werde, daß dieser die erste Gnade, und diese Vergebung der Sünden sei, daß es zu allen guten Werken der Gnade bedürfe, und diese in uns wirke, was Gott uns geboten '). Aber in Wirklichkeit griff diese Verdammung noch

1) Einige der wichtigsten Sätze müssen hier mitgeteilt werden: 38: Peccator non est liber nisi ad malum sine gratia liberatoris. 62: Qui a malo non abstinet nisi timore poenae, illud committit in corde suo et iam est reus coram deo.-48: Quid aliud esse possumus nisi tenebrae, nisi aberratio et nisi peccatum sine fide lumine, sine Christo et sine charitate? 39: Voluntas, quam gratia non praevenit, nihil habet luminis nisi ad oberrandum etc. 29: Extra ecclesiam nulla conceditur gratia. 73: Quid est ecclesia nisi coetus filiorum dei, manentium in eius sinu... 74: Ecclesia sive integer Christus incarnatum verbum habet ut caput, omnes vero sanctos ut membra. 76: Nihil spatiosius ecclesia dei, quia omnes electi et iusti omnium seculorum eam componunt. 79: Utile et necessarium est omni tempore, omni loco et omni personarum generi studere et cognoscere spiritum, pietatem et mysteria sacrae scripturae. 80: Lectio sacrae scripturae est pro omnibus. 82: Dies dominicus a christianis debet sanctificari lectionibus pietatis et super omnia sanctarum scripturarum. 85: Interdicere christianis lectionem sacrae scripturae praesertim evangelii est interdicere usum luminis filiis lucis et facere, ut patiantur speciem quandam excommunicationis,

Quesnel u. die Constitutio Unigenitus.

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höher als bis Augustin hinauf, sie richtet sich schließlich gegen den Paulus, der dem Trienter Concil so manche schwere Stunde bereitet hatte (oben S. 427), denn Q. ist nicht nur von Augustin, sondern auch von Paulus (s. z. B. den 29. Satz) beeinflußt. Eine ungeheure Bewegung erhob sich (die Appellanten gegen die Acceptanten), auch sie mußte am Bunde der päpstlichen Unfehlbarkeit an der doch auch die Appellanten nur mit schlechtem Gewissen rürten mit der Devotion des Hofes und dem jesuitischen Evangelium scheitern. Benedikt XIV. hat schließlich entschieden, daß zwar die Constitutio Unigenitus" als zu Recht bestehend anzusehen sei, daß aber niemand, der nicht öffentlich gegen sie aufgetreten sei, zu verfolgen sei (1756). Hier spürt man die Einwirkungen jener schlimmsten Veräußerlichung des Glaubens durch die Jesuiten: nicht der Assensus ist erforderlich, die schweigende Unterwerfung unter das Dogma genügt. Innerhalb der DG. gibt es keine Urkunde, die in dem Grade als Skandalon zu beurteilen wäre,' wie diese. Und dennoch ist sie nicht nur von einer großen Zal von Päpsten bestätigt, sondern auch von mehreren französischen Concilen, sowie der katholischen Welt" angenommen worden (s. Denzinger vor n. 1216). Sie bezeichnet die definitive Verdrängung der augustinischen Frömmigkeit aus der offiziellen römischen Kirche.

"Von

ganzen

6. Hier können wir anhangsweise die Dogmatisirung der Im maculata conceptio der Maria durch Pius IX. in der Constitution. "Ineffabilis deus" (8. Dez. 1854) erwänen. In dem Maß als der straffe Zusammenhang der augustinischen Sünden- und Gnadenlehre gelockert war, wurde es möglich diesen Gedanken auch dogmatisch festzulegen, sah doch das Volk seit lange in Maria ein heil. Wunderwesen. Der Papst erklärt:

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69: Fides, usus, augmentum et praemium fidei, totum est donum purae liberalitatis Dei. 26: Nullae dantur gratiae nisi per fidem. 27: Fides est prima gratia et fons omnium aliarum. - 28: Prima gratia quam deus concedit peccatori, est peccatorum remissio. 51: Fides iustificat quando operatur, sed

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ipsa non operatur nisi per charitatem. 2: Iesu Christi gratia, principium efficax boni cuiuscunque generis, necessaria est ad omne opus bonum; absque illa non solum nihil fit, sed nec fieri potest. 3: In vanum, domine, praecipis, si tu ipse non das quod praecipis. 11: Gratia non est aliud quam voluntas omnipotentis dei, iubentis et facientis quod iubet. Sind das nicht fast wörtlich augustinische Sätze? Und wie merkwürdig ist die Verdammung von n. 29, selbst Cyprian erscheint dem natürlichen Pelagianismus der Bulle gefärlich!

Declaramus, pronutiamus et definimus, doctrinam, quae tenet beatissimam virginem Mariam in primo instanti suae conceptionis fuisse singulari omnipotentis Dei gratia, et privilegio, intuitu meritorum Christi Iesu salvatoris humani generis, ab omni originalis culpae labe praeserratam immunem, esse a Deo revelatam atque idcirco ab omnibus fidelibus firmiter constanterque credendam etc. Auch hier hat ein Stück der scotistischen und jesuitischen Theologie triumphirt.

§ 85. Die Vollendung des römischen Dogmas von der Kirche; Idas vatikanische Concil.

Vgl. Planck, Neueste Religionsgesch. Bd. 1. 2, 1787 ff. v. Münch, Vollst. Sammlg. aller älteren u. neueren Konkordate 2 Bde., 1830 f. v. Münch. Gesch. des Emser Kongresses u. seiner Punktate. 1840. Nippold, Handb. d. neuesten KG. 3. A. Bd. 1 u. 2. Mejer. Z. Gesch. d. röm.-deutschen Frage 2 Bde., 18713. Mejer, Febronius 2. A., 1885. H. Schmid, Gesch. d. kath. Kirche Deutschlands, 1874. Henke, Neuere K.G. Bd. III. Nielsen. Gesch. d. Papstt. im 19. Jarh. I, 1880. Nielsen, Aus dem inneren Leben d. kath. Kirche im 19. Jarh. I. 1882. Friedberg, Sammlg. von Aktenstücken zum vat. Conc., 1872. Die Constitutiones d. Conc. auch bei Denzinger Enchirid. n., 1630 ff. u. Mirbt, Quellen S. 255 ff. Friedrich, Gesch. d. vat. Conc. 3 Bde., 1877. 83. 89. Quirinus, Röm. Briefe v. Concil, 1870. Acton, Z. Gesch. d. vat. Conc., 1871. Frommann, Gesch. u. Krit. d. vat. Conc., 1872. Janus, d. Papst u. d. Conc., 1871.

1. Der alte Streit zwischen dem Concil- und Episkopalsystem ist auch zu Trient, wie wir sahen, nicht zum Austrag gebracht worden. Die episkopale Auffassung ist in der Folgezeit in Frankreich wie in Deutschland energisch geltend gemacht worden. Die Unklarheiten, die dieser Betrachtungsweise anhaften (S. 438) sind dabei nicht abgestoßen worden. Trotz der Beimengung rationaler und aufgeklärter Gesichtspunkte wagte der Episkopat doch nie recht die letzten Consequenzen aus jener Theorie zu ziehen. Sie ist in unserem Jarhundert definitiv überwunden worden.

In Frankreich hatte unter Ludwig XIV. die Declaration du clergé de France die Freiheiten der gallikanischen Kirche zu klarem Ausdruck gebracht. Folgende Grundsätze enthält dieselbe: 1) die Macht des Petrus und seiner Nachfolger erstreckt sich blos auf geistliche, nicht aber auf weltliche und zeitliche Dinge, sodaß in letzteren die Fürsten in keiner Weise der geistlichen Obrigkeit unterworfen sind. 2) Die rerum spiritualium plena potestas wont den Päpsten so

Die gallikanischen Freiheiten. Febronius.

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ein, daß zugleich feststehen die von den Päpsten und der ganzen Kirche anerkannten Dekrete des Costnitzer Concils de auctoritate conciliorum generalium. 3) Daher sei die päpstliche Gewalt einzuschränken: valere etiam regulas, mores et instituta a regno et ecclesia Gallicana recepta. 4) In fidei quoque quaestionibus praecipuas summi pontificis esse partes eiusque decreta ad omnes et singulas ecclesias pertinere, nec tamen irreformabile esse iudicium, nisi ecclesiae consensus accesserit (bei Mirbt 209 f.).

Von Rom aus sind diese Artikel mehrfach verdammt worden. Ludwig XIV. wagte nicht one Retraktationen an ihnen festzuhalten. Erst Napoleon I. erhob sie im J. 1810 zum Staatsgesetz. Aber indem er über den Kopf des französischen Episkopates hinweg durch das Concordat v. 1801 mit dem Papst die Zustände der französischen Kirche regelte, hat er faktisch die französische Kirche wieder dem Papst unterworfen. Der Despot brauchte den Papst zu seinen wenn es nicht einen Papst gäbe, müßte man ihn eraber er stärkte seine Macht.

Zwecken finden"

2. In Deutschland hat der Weihbischof Nikolaus v. Hontheim in Trier in der unter dem Namen Febronius veröffentlichten Schrift „de statu ecclesiae et legitima potestate Romani pontificis ... Bullioni 1763" die episkopalistische Theorie eindrucksvoll vertreten. Alle Apostel seien einander gleich, alle mit der nämlichen Schlüsselgewalt betraut gewesen. Die Bischöfe haben ihre Gewalt direkt von Christus. Der päpstliche Primat dürfe nicht über den des Petrus hinausreichen. Das Papsttum dient nur der Einheit der kirchlichen Ordnung. Aber nicht der Papst, sondern das Generalconcil repräsentirt die Kirche, der Papst steht unter dem ganzen Concil, er steht den einzelnen Teilnehmern desselben nur gleich. Diese Grundsätze seien mit aller Energie durchzufüren.

Den Anlaß zur praktischen Geltendmachung dieser Ideen gab der Streit um die Nuntiaturen. Den päpstlichen Nuntien war nämlich ein Teil der bischöflichen Funktionen widerrechtlich zugewiesen 1). Als nun der Kurfürst von Bayern nach einem Nuntius begehrte, machten die Erzbischöfe von Köln, Mainz, Trier und Salzburg den Versuch das Curialsystem zu brechen. Ihre Vertreter stellten zu

1) Hicrüber s. Mejer, Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht II, 180 ff. Die Nuntiaturen sind die verkörperten Ansprüche des Curialsystems, wie es sich wider Recht und Ordnung in die bischöfliche Jurisdiktion hineindrängt.

Seeberg, Dogmengeschichte II.

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