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Quod si odit anima mea vocem homousion et nolim ea uti, non ero haereticus; quis enim me coget uti, modo rem teneam quae in concilio per scripturas definita est? (W 8, 117 f.) 1). Ebenso nahm L. an Adem Wort „Dreifaltigkeit" Anstoß (E 6, 230), es „lautet kalt“ und ist von Menschen „erdacht und erfunden" (E 12, 378). Doch hat er später selbst erkannt, daß es auf den Ausdruck nicht ankomme, steht doch auch die „Erbsünde" nicht in der Schrift (E 25, 291 f.; 28, 382; 29, 183 f.). Und so hat L. in der Schrift den Conc. etc." mit meisterhafter historischer Kritik 2) auch den alten Concilen jede bindende Autorität abgesprochen. Das höchste Concil ist das der Apostel. Dasselbe beschloß Enthaltung vom Blutgenuß. Darnach richtet sich aber niemand mehr. Wollen wir concilisch sein, so müssen wir diess Concilium fur allen andern halten, wo nicht, so mögen wir auch der anderen Concilia keines halten und sind also aller Concilia los (25, 240). Ebenso wenig werden alle Beschlüsse von Nicäa gehalten (244. 251 f.). Und kein Concil hat die ganze christliche Lehre" dargeboten (261). Die Concilsbeschlüsse sind nicht um ihretwillen war, sondern weil sie die alte Warheit wiederholen, wie der h. Geist sie den Aposteln gegeben hat (266 f. 295. 328. 331). Also haben die Concile keine Macht neue Artikel des Glaubens zu stellen, wol aber sollen sie neue Artikel des Glaubens dämpfen und verdamnen nach der heil. Schrift und altem Glauben. So wurden zu Nicäa, Constantinopel, Ephesus, Chalcedon die „neuen Artikel" des Arius, Macedonius, Nestorius, Eutyches verworfen (333. 345). L. Gedanke ist also der: Das Dogma ist war, nur sofern es mit der Schrift übereinstimmt, an sich kommt ihm keine Autorität zu. Nun ist aber die Warheit der Schrift eine innerlich bewärte. Demgemäß kann man im Sinn L. auch sagen, daß der heil. Geist in uns die Erfarung von der Warheit der Lehre (des Apostolicums) wirkt (E 23, 249. 267; 20, 148), denn nicht anders kommen wir ja zum Glauben, als indem wir von dem Gelehrten innerlich, praktisch überwunden werden (20, 141. 136. 144 f.; 22, 15 f.) 3). Die Lehre

1) Dagegen hatte Eck in Leipzig die kirchl. Entscheidung der Homousie sehr gelobt s. W 2, 335; dagegen schon Erasmus opp. V, 1090. 2) s. z. B. die Untersuchung über Nestorius 25, 304 ff.

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3) Daher haben, nach L. Meinung, die Papisten den ganzen zweiten Artikel nur mit dem Munde“, „im Herzen verleugnen sie es“, und zwar deshalb, weil sie meinen, „der Mensch sei nicht so gar verloren", und ihm den „freien Willen“ lassen (E 20, 142; 46, 87; 63, 154). Man sieht, wie alles

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von den zwei Naturen ist an sich dem Christen gleichgiltig, erst aus dem Werk Christi lernt er sie verstehen (35, 208). Damit sind die Maßstäbe und Normen, die L. bei Prüfung der religiösen Aussagen anwendet, erkannt. War ist etwas, wenn es vom Glauben und seiner Erfarung sowie von der Schrift bewärt wird. Die äußerliche gesetzliche Begründung der Lehre auf das Dogma ist damit überwunden, der alte Kanon des Vincenz von Lerinum zerbrochen. Aber auch die gesetzliche Anwendung der Schrift ist im Prinzip aufgehoben. L. stand anders als Occam zur Bibel. Die Probleme, welche auf diesem Gebiet sich zu allen Zeiten vermöge des Fortschrittes der geschichtlichen Erkenntnis erheben, dürfen immer wieder an L. Prinzipien orientirt und nach ihnen beantwortet werden. Daß seine Praxis nicht immer widerspruchslos und musterhaft war, sei hier nur angedeutet.

4. Zum Schluß mag eine Frage wenigstens gestreift werden. Ist nämlich durch die Anerkennung und Annahme des trinitarischen und christologischen Dogmas die eigentümliche religiöse Auffassung Luthers nicht gehemmt worden? Wer seine Betrachtungen über die Erkenntnis Gottes in Christo liest (vgl. S. 236), gewinnt zunächst den Eindruck, als ob in den Worten und Werken Jesu der Vater offenbar würde, daß also eine besondere Gottheit des Sones nicht in Betracht kommt. Aber andererseits hat L. mit der größten Kraft betont, daß im Son eben die Gottheit des Sones zur Offenbarung gelangt. Er ist warer Gott und warer Mensch, zwei Naturen und eine Person (E 7, 185 f. 196). Lebhaft und anschaulich wird sein menschliches Leben und Sein mit seinen Entbehrungen, Leiden und Anfechtungen geschildert (E 13, 307; 10, 131 f. 299 ff.). Dieser Mensch unterstand nun ganz der Leitung der Gottheit. Sie war in ihm persönlich gegenwärtig" (7, 185), die Menschheit sieht und fült nicht alles, sondern was sie die Gottheit fülen und erkennen läßt daher weiß Jesus nicht den jüngsten Tag (ib.). So wird sie, indem der Geist sie immer tiefer und fester bewegt, zum „Handgezeug und Haus der Gottheit" (10, 300). Wobei aber im Leiden und Sterben die göttliche Natur „ganz in ihm verborgen und still gelegen und sich nicht hervorgetan noch geleuchtet hat" (3, 302; 39, 47 f. siehe auch oben § 66, 3),

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nicht an der Annahme der überkommenen Formel, sondern einem praktischen Erlebnis hängt, von dem aus die Formel erst wirklich ergriffen werden kann. Freilich fällt die kritische Anfechtung irgend einer der Tatsachen des Apostolicums noch nicht in L. Gesichtskreis.

wie andererseits Jesus seine Allmacht zurückgehalten, sie gleichsam verborgen hat (37, 33; 39, 55; 40, 49). Die innige Verbindung von Gottheit und Menschheit, sowie die starke Betonung der Wirklichkeit und Echtheit des menschlichen Lebens Jesu, ist keineswegs erst ein Produkt des Abendmalstreites, sondern hängt mit den tiefsten Trieben in L. Denken zusammen: in den Worten und Werken Jesu wird Gott offenbar. Aber in jener ersten Gedankenreihe schien man dabei an den Vater denken zu müssen, hier unbedingt an den Son (vgl. 8, 156 ff. 40, 109) 1). Man kann die Schwierigkeit nicht etwa durch einen modalistischen Trinitätsbegriff) lösen, denn L. reproducirt regelmäßig die orthodoxe Trinitätslehre (z. B. Schmalk. Art. Müller 299. 9, 2 ff. 22. 32. 116. 231; 10, 166. 171 f.; 12, 378 ff.; 16, 79. 108 f.; 18, 23; 30, 363 f. 45, 294 f. 308 f.) 3). Freilich hat er hier abendländisch empfunden. Der Ausdruck „Dreifaltigkeit" misfällt ihm, weil Gott „die höchste Einigkeit" ist; gar „Dreiheit" „lautet allzu spöttisch". Der Vergleich mit drei Engeln oder Menschen stimmt nicht, es sind nicht „drei Götter". Es ist wohl in der Gottheit ein Gedrittes, aber dasselbe Gedritte sind Personen der einigen Gottheit (6, 230) 4). Also Monarchianer ist L. nicht gewesen. Er hat aber ein kräftiges Bewußtsein von der schlechthinigen Einheit Gottes gehabt, und dies erlaubte ihm in jeder trinitarischen Person die Gottheit überhaupt zu erblicken. Durch Christus wird Gott ebenso ganz offenbar (30, 62; 45, 295; 47, 180:

1) Über L. Christologie vgl. Th. Harnack. L. Theol. II, 126 ff. Thomasius, DG. II, 573 ff. H. Schultz, Gotth. Christi 182 ff. Lezius, Die Anbetg. Jesu neben d. Vater, Dorpat 1892.

2) Vgl. Loofs, DG. 358. A. Harnack, DG. III3, 752 f. Das ist so nicht richtig, aber L. hat ein starkes Bewußtsein von dem einen persönlichen Gott gehabt.

3) Vgl. 28, 136: Gott ist „nicht nur eine Person", dagegen aber 30, 227. 217. Christus „eine unzertrennte Person mit Gott"; s. noch die Bemerkung 7, 189: der h. Geist werde „leichtlich geglaubt“, „wenn der Mensch soweit gebracht wird, daß er zwo Personen mag für Einen Gott halten". Der h. Geist ist eine besondere Person (49, 149), seine Gottheit wird in seinem Wirken erkannt (49, 391), er wirkt in Wort und Sakr. (49, 220; 50. 75 etc.) den Glauben und alles Gute im Menschen. Er ist ein Trost wider den bösen Geist in der Welt (49, 382). Die Stätte seiner Offenbarung ist die Christenheit: lerne . . . wie und wo du den Geist suchen sollt: nicht droben uber den Wolken sondern hienieden auf Erden ist er, gleichwie die Christenheit auf Erden ist ... also dass man ihn ziehe in das Ampt und Regiment der Christenheit, des Worts und Sakraments (49, 223 f.).

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4) Vgl. hiezu Augustins: deus ter, nicht dii tres Bd. I, 195.

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§ 72. Die reformatorischen Gedanken Zwinglis.

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49, 93), wie durch den heil. Geist mit seinem Regiment in den Herzen (16, 214). Vater und Son sind ein Wesen, ein Wille", „ein Herz und Wille" (47, 305 f.; 49, 144). Wo ein Stück ist, „da ist gewißlich die ganze Gottheit" (50, 94). Ein Widerspruch für das Bewußtsein von der Trinität, wie L. es hatte, ist also in jenen Aussagen nicht gegeben, und zwar um so weniger, als L. das Leben der Gottheit nicht als Substanz, sondern als allmächtigen Liebeswillen empfand. Er hat diesen Gedanken mit dem überkommenen Material der Gotteslehre in sich zu vereinigen verstanden; die theoretischen Probleme, die in diesem Zusammenhang begründet sind, sind ihm nicht zum Bewußtsein gekommen 1).

Zweites Kapitel.

Zwinglis Lehre. Der Gegensatz zwischen Zwingli und Luther in der Abendmalslehre.

§ 72. Die reformatorischen Gedanken Zwinglis.

Unter

S. Zwinglis WW. ed. Schuler und Schultheß 8 Bde., 1828 ff. Zw. Schriften bieten eine zusammenfassende Darstellung seiner Lehre bes. folgende dar: Von klarheit und gewüsse des worts gottes, 1522; Uslegen und grund der schlußreden, 1523, ynleitung, 1525, von göttl. und menschl. gerechtigkeit, 1523 (Bd. I). Archeteles, 1522; de vera et falsa relig., 1525 (Bd. III). - De provident., 1530; fidei ratio, 1530; fid. exposit., 1531 (Bd. IV). Vgl. Mörikofer, Huldr. Zwingli 2 Bde., 1867/9. R. Stähelin, Huldr. Zw. 2 Bde., 1895/7, vgl. PRE. XVII, 584 ff. Hundeshagen, Beiträge zur Kirchenverfassungsgesch. etc. I (1864), 136 ff. Möller-Kawerau, KG. III, 44 ff. Zeller, Das theol. Syst. Zw., 1853. Sigwart, U. Zw., 1855. Spörri, Zwinglistudien, 1866. A. Baur, Zw. Theol. 2 Bde., 1885/9. Usteri, Initia Zwinglii, Stud. u. Krit. 1885, 607 ff. 1886, 95 ff. Ritschl, Rechtf. u. Vers. I, 165 ff. Seeberg, Zur Charakteristik der ref. Grundgedanken Zw. in Mitteilgn. u. Nachr. etc. 1889, 1 ff. u. Thomasius DG. II, 395 ff. Loofs DG., 381 ff. Nagel, Zw. Stellg. z. Schrift, 1896.

1. Ende 1506 trat Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Pfarramt in Glarus an, es war ein bewegtes an Erfarungen reiches Amt; Luther suchte damals im Kloster „einen gnädigen Gott“. Als 1517

1) Ist das göttliche Sein als Liebeswille zu denken, wie müssen wir uns dann das trinitarische Leben der Gottheit bezw. die Gottheit Christi vorstellen? Die Gottheit Christi besteht zuhöchst darin, dass der Vater hat eben den Willen, den ich habe (47, 306. 308. 315); dieses Willens des Vaters kannst du nicht feihlen, wenn du dich hältest an den Mann Christum, sondern du

Luther den großen Kampf begann, forschte Zwingli „zu Einsiedeln im finstern Wald" in der Schrift nach der echten Philosophie Christi. Jener trat aus der Einsamkeit innerer Kämpfe in den großen Kampf der Kirche, dieser hatte die Menschen und das Leben kennen gelernt, als er in der Einsamkeit sich seinen Studien widmete. Der religiöse Bedarf des eigenen Herzens leitete L., die persönliche Glaubenserfarung machte ihn zum Reformator. Zw. folgte dem Rat des Erasmus und dem humanistischen Zug der Zeit, wenn er sich den ,, allerlautersten Quellen" zuwandte. Er hatte einen anderen Ausgangspunkt als Luther, nämlich die humanistische kritische Stimmung der Kirche und ihrer Lehre gegenüber, die Rückkehr zu den Quellen oder die Überzeugung, daß nur die biblische Lehre Warheit sei. Es waren Ideen, die Erasmus vertrat, und denen die Mehrzal der Gebildeten zujubelte. Das waren die Voraussetzungen für Zw. Schriftstudium. Es ist daraus verständlich, daß der Ramen seines reformatorischen Wirkens von vornherein ein weiterer ist als bei L., daß sein Auftreten zielbewußter ist. Der Gedanke einer Reformation, den L. sich allmählich abgewinnt, ist für Zw. leitende Voraussetzung. Seit 1519 wirkte er in Zürich. Er predigt die Schrift, und zwar nach planmäßiger Ordnung über ein Buch nach dem anderen. Reformatorische Gedanken im eigentlichen Sinn sind ihm anfangs fremd (Usteri, Stud. u. Krit. 1886, 122 ff.). Wenn nun der religiöse Hebel des reformatorischen Wirkens von Zw. fraglos in dem Gedanken der Rechtfertigung durch Christus und aus dem Glauben gegeben ist, so fragt es sich nach der Herkunft jenes Gedankens bei ihm. Es kann nun kein Zweifel darüber bestehen, daß Zw. ihn samt der reformatorischen Gesamtanschauung von Luther überkommen hat. Nicht nur seine Bekanntschaft mit Luthers Schriften (Usteri I. c. 141 ff.), sondern auch die Lehrform, wie sie uns in den „Schlußreden" und der Uslegung" vorliegt, beweisen das 1). Zw. ist ausgegangen

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triffst ihn in dem Manne (ib. 318; 48, 142). Wie ein Gespräch in Gott denkt sich L. das trinitarische Leben (45, 300 ff.; 50, 82). Das sind Probleme, die L. der protestantischen Dogmatik hinterlassen hat. Daß L. Glaube die Materie des altchristlichen Dogmas" nicht antaste, erkennt auch Dilthey an (Arch. f. Gesch. d. Philos. V, 358 ff.).

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1) Die Abhängigkeit Zw. von Luther kann man ruhig als eine sichere geschichtliche Tatsache bezeichnen. Usteri a. a. O., sowie Stähelin, Zwingli I, 164 ff. 175 f., bieten das erforderliche Material, one in ihrem Urteil

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