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Greg. schwankt auch hier, für sein religiöses Bewußtsein hat die Prädestination jedenfalls keine Bedeutung gehabt.

d) Wir verfolgen seine Heilslehre weiter. Das christliche Leben 1) wird durch viele Sünden unterbrochen. Dadurch ist Gott beleidigt, der Mensch aber soll a quibusdam etiam licitis abstinere, quatenus per hoc conditori suo satisfaciat, damit ihm die Sünde vergeben wird (Ev. II, h. 34, 15 ff.). Das ist die Buße. Dieselbe faßt vor Allem in sich die compunctio oder contritio d. i. Zerknirschung, Klage und Reue (M. XXIII, 21, 40. XVI, 29, 36). Diese wird gewirkt entweder durch die Furcht vor der verdienten Strafe oder durch die Flamme der Liebe und die Sehnsucht nach dem himmlischen Vaterland (Ez. II h. 10, 20 f. Dial. III, 34. M. XXIV, 6, 10). Die verborgenen Gedankensünden wäscht der Sünder durch Tränen der Reue und gute Werke ab (M. IX, 55, 83 f.), handelt es sich aber um die öffentliche Buße, so folgt die confessio der Sünden (M. VIII, 21, 37. XXII, 15, 31. XXXI, 46, 93). Wenn die Gnade dieses bewirkt hat, tritt die Absolution ein: quos omnipotens deus per compunctionis gratiam visitat, illos pastoris sententia absolvit (Ev. II h. 26, 6). Wer aber so seine Schuld öffentlich bekennt, dem legen die pastores ecclesiae eine poena auf). Das ist die satisfactio3), die der Sünder Gott durch Verzicht auf Erlaubtes leistet (s. oben u. Reg. past. III, 30 opp. II, 87). So erlangt der Sünder Vergebung von dem Gott, qui munus pro culpa sumit (Dial. IV, 60). Hiemit sind im Wesentlichen die Grundelemente des römischen Bußsakramentes gegeben (vgl. 1, S. 135 f. 153 f. 307 f.). Tria quippe in unoquoque consideranda sunt veraciter poenitente videl, conversio mentis, confessio oris et vindicta peccati (in 1. reg. VI, 2, 33)1).

e) Aber noch zwei Punkte, die hiemit in engstem Zusammenhang stehen, müssen in das Auge gefaßt werden, das MeBopfer und das Fegfeuer. Die Bedeutung des Abendmals geht Greg. schon auf

1) Über die Einteilung desselben in vita activa et contemplativa s. z. B. M. VI, 37, 57–61. XXXI, 25, 49. Ez. II h. 2, 2 ff. (= Martha u. Maria, Reg. past. I, 7. Schilderung des Ideals christl. Lebens z. B. Ez. I h. 10, 9. 2) Im Übrigen gilt die Regel: tales autem sese qui praesunt exhibeant, quibus subiecti occulta quoque sua prodere non erubescant (Reg. past. II, 5. opp. II, 19).

3) Der Vollzug der vindicta macht die satisfactio aus, wie die Stelle Ep. IX. 52 p. 968 f. zeigt.

4) S. noch die für Kleriker, Mönche und Nonnen vorgeschriebene Zwangsbuße z. B. Ep. I 44 p. 537f. IV, 9.

Buße, Fegfeuer, Meßopfer, Kirche.

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in das Meßopfer. Er hat die reale Gegenwart des Leibes Christi angenommen (Ev. I h. 14, 1; 22, 7, dazu Libr. sacr. post. Theoph. dom. V praef. opp. III, 27). Aber die Hauptsache ist, daß so die hostia placationis dargebracht wird 1), daß Christi Opfer für uns wiederholt wird: nam quoties ei hostiam passionis offerimus, toties nobis ad absolutionem nostram passionem illius reparamus, und daß die Gemeinde hieran ein Mittel der Einwirkung auf Gott neben Gebet und Almosen hat (Ev. II h. 37, 7-9. Dial. IV, 58). Der Christenheit ist damit ein Zaubermittel gegeben, das z. B. Fesseln löst und Schiffbrüchigen hilft (Dial. IV, 57). Vor allem aber ist es ein wirksames Mittel, um der Seele Verstorbener zu Hilfe zu kommen. De quibusdam levibus culpis esse ante iudicium purgatorius ignis credendus est nach Mtth. 12, 31; 1. Kor. 3, 12 ff. (vgl. Bd. I, S. 118, 155 Anm. 306). Darnach können einige Sünden in jener Welt vergeben werden (Dial. IV, 39). Besonders kräftig zu diesem Zweck ist das Meßopfer, es befreit die Seelen aus dem Fegfeuer (ib. IV, 55)2).

4. Auf den Kirchenbegriff Gregors ist noch ein Blick zu werfen. Regnum caelorum praesens ecclesia nominatur, congregatio quippe sanctorum regnum caelorum dicitur (Ev. II h. 38, 2: 32, 6. M. XXXIII, 18, 34). Die Kirche ist das Reich, freilich zunächst in der Beschränkung auf die ecclesia iustorum d. i. die Erwälten (s. M. XXV, 8, 21). Die una sancta universalis ecclesia umfaßt Engel und Menschen und zwar Menschen von der Zeit Abels an, alle Gläubigen des alten Bundes gehören zu ihr (Ez. I h. 8, 28. II h. 3, 17. Ev. I h. 19, 1)). In ihrer konkreten Gestalt nun faßt

1) Dial. IV, 58: in semetipso immortaliter atque incorruptibiliter vivens. pro nobis iterum in hoc mysterio sacrae oblationis immolatur. Eius quippe ibi corpus sumitur, eius caro in populi salutem partitur, eius sanguis non iam in manus infidelium sed in ora fidelium funditur. Hinc ergo pensemus, quale sit pro nobis hoc sacrificium, quod pro absolutione nostra passionem unigeniti semper imitatur. Quis enim fidelium habere dubium possit, in ipsa immolationis hora ad sacerdotis vocem caelos aperiri, in illo Iesu Christi mysterio angelorum choros adesse, summis ima sociari . . .? Dazu Ev. Il h. 37, 7: Singulariter ad absolutionem nostram oblata cum lacrimis et benignitate sarri altaris hostia suffragatur, quia is qui in se resurgens a mortuis iam non moritur, adhuc per hanc in suo mysterio pro nobis iterum patitur. Es folgt der im Text angefürte Satz.

2) Das 4. Buch der Dialoge beschäftigt sich eingehend mit den jenseitigen Zuständen. s. bes. das Bild von der Brücke (IV, 36).

3) Zur Kirche gehört man durch den Trinitätsglauben, diesen haben auch die alttest. Gläubigen gehabt, Ez. II h. 4, 4. 7. 10; h. 3, 16. M. XXIX, 31, 70.

sie, wie ihr Vorbild die Arche, Reine und Unreine in sich. In hae

ergo ecclesia nec mali sine bonis nec boni sine malis esse possunt (Ev. II h. 38, 7f. Ez. II h. 4, 16 f.). Aber nur in der Kirche ist Warheit und Liebe, nur in ihr das Heil zu finden (M. XXXV, 8, 13). Sancta universalis ecclesia praedicat, deum veraciter nisi intra se coli non posse, asserens quod omnes qui extra ipsam sunt, minime salvabuntur (M. XIV, 5, 5. Ep. XI, 46); nur ihr Opfer ist giltig, nur ihre Glieder stehen in valida caritatis compage, nur in ihr ist das Martyrium verdienstlich (M. XXXV, 8, 12. XVIII, 26, 40). Trennung von ihr beweist Mangel an Liebe (M. XVIII, 26, 41 f.). Aber alles das, was die Heilsnotwendigkeit der Kirche begründet, liegt in der Hand der „Vorgesetzten" (regentes und subditi M. XXX, 6, 23; IV, 31, 61. Reg. past. II, 6; in reg. VI, 2, 21). Dem Kleriker kommt das Binden und Lösen zu. Und utrum iuste an iniuste obliget pastor, pastoris tamen sententia gregi timenda est (Ev. II h. 26, 5 f.). Sie beaufsichtigen das Leben der subditi und leiten sie. zur Buße an und verwalten die Absolution (M. XI, 14, 22. XIII, 18, 21. Dial. II, 23), sie bringen das Opfer dar u. s. w. Zu ihrem Tun nimmt aber die Kirche auch die Hilfe des unchristianisirten Staates in Anspruch. Sancta ecclesia, quia propria virtute non sufficit, rhinocerotis huius (Hiob 39, 10) id est terreni principis opitulationem quaerit (M. XXXI, 5, 7).

Das

5. Vergleicht man Gregors Christentum mit dem Aug., so kommt man zu einem sonderbaren Resultat. Fast Alles bei Greg. hat seine Wurzeln bei Aug., und fast nichts ist wirklich augustinisch. Unaugustinische in Augustin ist die Kraft dieses Semiaugustiners. Die Grundstimmung Aug. ist verflogen, die Superstition ist übermächtig geworden. Alles ist gröber geworden, fester und gewönlicher 1). Nicht der Friede des Herzens, das Ruhe findet in Gott, ist das Leitmotiv, sondern die Furcht der Ungewißheit, die Sicherheit zu erlangen trachtet durch die Institutionen der Kirche. Sic namque sancta ecclesia fidelibus suis de pietate et iustitia redemptoris in praedicationis serie spem miscet et metum, quatenus nec incaute de misericordia confidant nec desperate iustitiam timeant (M. XX, 5, 13). Es fehlt nicht an Lichtblicken in diesem Gedankengebilde (die Initiative der Gnade, die Betonung der Predigt, gelegentl. Bemerkungen

1) Vgl. das Urteil Melanchthons: Gregorius quem isti Magnum, ego praesultorem zai dadovzor theologiae pereuntis voco, Corp. Ref. XI, 16.

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über das Wesen der Kirche), aber das Vulgärchristentum verdrängt sie mit seiner Sakramentsmagie, dem wüsten Wunderspuk, der Priesterherrschaft, dem flachen Verständnis der Sünde, der Betonung des Verdienstes und Lones. Und selbst wo Greg. an sich Richtigeres lehrte als Aug. wie hinsichtlich der Prädestination, war wie die Dinge einmal lagen das Bessere des Guten Feind. Das ist die Form, in welcher das Erbe Aug. auf die Kirche überging, auch so noch ein reiches Erbe.

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Zweites Kapitel.

Die Lehrkämpfe des früheren Mittelalters.

$ 37. Der adoptianische Streit.

Quellen: Die Briefe des Elipandus España sagrada V, 524 ff. Migne Lat. 96. Etherii et Beati adv. Elipandum 11. 2. Alcuinus adv. Elipandum; adv. Felicem (opp. ed. Frobenius 1777 und Migne 100. 101). Paulinus, l. 3 c. Felicem (Migne 99). Benedikt v. Aniane. Testimoniorum nubecula, Mi. 103. Agobard, Liber adv. dogma Felicis, Migne 104. Vgl. Mansi XII. XIII. Gams, KG. Spaniens II, 2 S. 261 ff. Hefele, CG. III, 642 ff. Werner, Alkuin 1881, S. 54ff. Möller, PRE. I3, 180 ff. Größler, Über die Ausrottg. des Adopt. im Reich Karls d. Gr., 1879 (Jaresbericht d. Gymn. zu Eisleben). Hauck, KG. Deutschlands II, 251 ff. Bach, DG. des MA. I. S. 103 ff. Thomasius-Seeberg, DG. II, 15 ff. Harnack, DG. III, 248 ff.

1. In Spanien war ein gewisser Migetius mit einem rohen Versuch das trinitarische Problem zu lösen aufgetreten. Gott habe sich in dreifacher Form offenbart, als Vater in David, als Son in Christus, als h. Geist in Paulus (Elip. ad Miget. 3, Esp. sagr. V, 526). Dagegen erhob sich der greise Bischof Elipandus v. Toledo. Seine christolog. Anschauung verfocht bes. der Bischof Felix v. Urgel. Das Schlagwort adoptio, filius adoptivus stammt aus der spanischen sog. mozarabischen Liturgie (per adoptivi hominis passionem;

adoptivi hominis vestimentum carnis etc. s. Hefele III, 651 u. dazu Hauck II, 257 Anm.). Die Anschauung war nun die, daß Christus als zweite trinitarische Person ex patre unigenitus sine adoptione war. Der Gottesson nahm nun aber an oder adoptirte den Menschenson. Dieser ist adoptivus und nuncupativus deus (Alcuini opp. II, 568. Esp. sagr. V, 536. Gallandi XIII, 407. Alc. adv. Die Personeinheit soll dabei gewart bleiben, indem von

Fel. I, 1).

der Empfängnis an der Menschenson aufgenommen wurde in die Einheit der Person des Gottessones (Alc. 1. c. V, I). Gelitten hat er freilich nur als homo adoptivus und ist begraben in carne adoptiva sola (Elip. ep. 4, 16. Mi. 96, 879). Die Lehrweise der Adoptianer hält sich auf der Linie der abendländischen Christologie, welche die Menschheit Jesu umfassend zur Geltung zu bringen trachtete 1). Sie haben dieselbe religiös zu begründen gewußt. Auf die Änlichkeit der Gläubigen mit Christo, ihre Gliedschaft an ihm, auf seine menschliche Art wies man hin (Alc. c. Fel. II, 4. 14; V, 9. Paulin. III, 3. 4). Nur wenn ein wirklicher Mensch mit seinem unbefleckten Blut die tödliche Handschrift auslöschte, konnten wir frei werden aus der Gefangenschaft (Elip. ep. 4, 14. Migne 96, 878). Wie jeder Mensch nach dem Fleisch aus Adam geboren ist, so erhält jeder die gratia adoptionis, der sie in Christo, dem aus der Jungfrau geborenen zweiten Adam, empfängt (Alc. adv. Fel. II, 16, dazu Agob. adv. dogm. Fel. 37). Eigentlich nestorianisch war diese Lehre nicht, aber man konnte dahin zielende Consequenzen aus ihr herleiten. Man wird daher kaum berechtigt sein, sie aus der Einwirkung von orientalischen Nestorianern herzuleiten (z. B. Gams II, 2 S. 264 f.). „Der Adoptianismus erklärt sich aus dem Fortwirken älterer religiöser Anschauungen, dem Hängen an kirchlichen Formeln und der mangelhaften theol. Bildung" (Hauck II, S. 258 Anm.).

2. Diese Lehre wurde alsbald von den Asturiern Beatus und Etherius, dann besonders von der fränkischen Kirche aus stark bekämpft. Unter den litterarischen Gegnern war Alkuin der hervorragendste. Das erste was man den Spaniern vorwarf, war, daß sie zu einer Doppelperson kommen (alter et alter): sicut Nestoriana impietas in duas Christum dividit personas propter duas naturas . ita et restra indocta temeritas in duos eum dividit filios, unum proprium alterum adoptivum (Alc. adv. Fel. I, 11). Sodann aber wies man hin auf den Widerspruch des Adoptianismus gegen die Lehre der Väter und der Kirche 2). Für das eigentliche Problem verraten diese Gegenschriften merkwürdig wenig Verständnis. Man hatte schließlich genug

1) Assumtio illius hominis; verbum habens hominem sagt Aug. s. Bd. I. S. 211. 303 vgl. Hilar, in psalm. 138, 2. Hominem suscipere ist in den spanischer Glaubensbek. stehende Formel s. Hahn Bibl. d. Symbole3, S. 211. 236. 237.245£. Die Synode zu Toledo v. J. 675 sagt in Bezug auf d. Logos nicht den Menschenson: natura est filius, non adoptione s. Hahn S. 243, dazu Hefele III, 115. 2) Vgl. im Einzelnen Bach I. 116 ff.

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