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Anleihen, welche die musikalische Notenschrift von dem alten Alphabet gemacht hatte, scheinen in dem Buche des L. berücksichtigt worden zu sein: ein Epigramm des Lukillos vergleicht einmal die Denkzeichen eines übel zerhauenen Faustkämpfers mit γράμματα τῶν λυρικῶν Λύδια καὶ Φρύγια (AP XI 78,4).

Das andere Werk wird von Stephanos mit dem bedeutsamen Ausdruck τεχνικό γλαφυρώτατα umschrieben, ein Lehrbuch der Grammatik, dessen klare und lichtvolle Darstellung hochgeschätzt gewesen sein muss. Dies war die Quelle jener Viertheilung der Künste, die wir oben kennen lernten. Ein Widerschein peripatetischer Lehre ist in derselben nicht zu verkennen, aber er genügt nicht, den Lukillos darum zum Peripatetiker zu machen.') Nicht einmal dazu reicht er aus, diese Viertheilung als unmittelbar aus Tyrannion entlehnt zu betrachten. Denn mit dieser Eintheilung der Künste sind wir schon ganz in das Fahrwasser der späteren Schule geführt, die sich in logischer Begriffsklitterung behagt und es als Pflicht betrachtet nicht nur die Begriffe, sondern auch die Vorbegriffe der rézyn roauμatizý breit zu erörtern. Diese Richtung ist die Folge der Einführung des Aristoteles und Platon in den Jugendunterricht und der dadurch veranlassten philosophischen Durchschnittsbildung, die schon im zweiten Jahrhundert so greifbar hervortritt. Wir sind überrascht, diese Wirkung schon bei Lukillos wahrzunehmen, aber wir können es verstehen, wenn wir an die lebhaften Debatten denken,

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1) R. Westphal, der in der 'Metrik der Griechen' (II. Aufl. 1867) p. 3 f. den Zusammenhang richtig erkannt hat, nennt den 'Lucius Tarrhaeus' ohne weiteres Commentator der Aristotelischen Kategorien'. Als solchen kennen wir allerdings einen Lukios, dessen fortlaufende Polemik gegen Aristoteles Simplikios schildert (in Brandis' Scholia p. 40a 23 ff.) und oft berücksichtigt (s. Brandis in den Abhandl. der Berl. Ak. 1833 S. 278 f.); aber er war allem Anschein nach Stoiker und zwar des II. Jahrh., s. Zeller Phil. d. Gr. III 13 S. 48 f. u. 691.

welche seit der Zeit des Augustus die Aristotelischen Kategorien erregten'), und uns an Thrasyllos' Einführung in die Lectüre Platons erinnern. Für Tyrannion, der noch mitten im Strome selbständiger Forschung steht, ist solch schulmässiges Ausholen nicht wohl denkbar. Jene Eintheilung der Künste hat also Lukillos den Viertheilungen des Tyrannion nicht entlehnt, sondern nachgebildet. Aber er war es, der, was von Tyrannions Lehre in der späteren Schulüberlieferung fortlebt, dieser durch sein Lehrbuch übermittelt und zu gelegentlichem Wetteifer in Viertheilungen, wie wir das oben S. 643 beobachten konnten, die Anregung gegeben hat. Seinem Einfluss ist es auch zu danken, dass trotz des herrschenden Schulbuchs die Grundeintheilung von Tyrannions System unvergessen blieb. Noch manches andere kann man auf Lukillos zurückführen. So wird in der Einleitung zu Dionysios Tyrannions Lehre von den uéon und őgyava in einer ausführlichen Erörterung über die für jede Kunst geltenden Gesichtspunkte verwerthet, BAG 656, 10 'Ioriov δὲ ὅτι περὶ πᾶσαν τέχνην ὀκτώ τινα θεωρεῖται, εἰσὶ δὲ ταῦτα· αἴτιον ἀρχή ἔννοια ὅλη, μέρη ἔργα ὄργανα τέλος, was dann im einzelnen näher besprochen wird (bis 659, 14): diese Erörterung schliesst sich eng an die Viertheilung der Künste an und theilt mit ihr die Form der Tetrade.

Es wäre ein Irrthum zu glauben, dass Lukillos in seinem Lehrbuche nur das System des Tyrannion schulgemäss gestaltet und fortgebildet habe. Seine Wirkung auf die Byzantinischen Erklärer des Dionysios Thrax wird erklärlich nur unter der Annahme, dass schon er sich diesem Schulbuch angeschlossen und ihm die für alle Folgezeit maassgebende Stelle angewiesen hat. Und Lukillos' Einfluss und Vorbild hat den Zeitgenossen Q. Remmius Palaemon zu seiner eng an Dionysios sich anlehnenden Gestaltung der lateinischen

1) s. Brandis in den Abh. d. Berl. Ak. 1833 S. 273 ff.

Schulgrammatik bestimmt, welche die Grundlage der späteren artes wurde.) In seiner Ausgabe des Dionysios, einem bewundernswerthen Werke treuester Hingebung und Gründlichkeit, hat G. Uhlig jetzt es jedem leicht gemacht, den Einfluss dieses Handbuchs auf die grammatischen Begriffe von Griechen, Lateinern und selbst Orientalen sozusagen von Wort zu Wort zu überblicken.

1) Die methodisch und scharfsinnig durchgeführte Analyse, welcher Felix Bölte die späteren lateinischen artes unterzogen hat (De artium scriptoribus latinis quaestiones, Bonner Diss. 1886 und in Fleckeisens Jahrb. 1888 S. 401 ff.), führt zu diesem Endergebniss.

Oeffentliche Sitzung

zu Ehren Seiner Majestät des Königs und Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten

am 15. November 1892.

Die Sitzung wurde durch einleitende Worte des Präsidenten Herrn von Pettenkofer eröffnet, welche in den Sitzungsberichten der mathematisch-physikalischen Classe zum Abdruck gelangen. Es wurde dabei mitgetheilt, dass die Akademie ihre silberne Verdienstmedaille Herrn Gutsbesitzer Friedrich Winkelmann in Pfünz bei Eichstädt verliehen habe wegen seiner Verdienste um Ausgrabung und Erforschung des dortigen Römercastells. Hierauf erfolgte die Verkündigung der am 16. Juli von der Akademie vollzogenen und am 19. Oktober von Sr. Kgl. Hoheit dem Prinzregenten bestätigten Neuwahlen.

Es wurden gewählt und bestätigt:

I. als Ehrenmitglied:

Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Therese von Bayern. II. für die philosophisch-philologische Classe: A. als auswärtige Mitglieder:

Herr Viggo Fausböll, Professor des Sanskrit an der Universität Kopenhagen.

Herr Dr. August Leskien, o. Professor für slavische Sprachen an der Universität Leipzig.

1892. Philos.-philol. u. hist. Cl. 4.

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Herr Dr. Hermann Paul, o. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Freiburg i. Br.

B. als correspondirende Mitglieder:

Herr Dr. Bernhard Suphan, Vorstand des Göthe-SchillerArchives in Weimar.

Herr Dr. August Luchs, o. Professor für klassische Philo

logie an der Universität Erlangen.

Herr Dr. Adam Flasch, o. Professor für Archäologie an der Universität Erlangen.

III für die historische Classe:

A. als ausserordentliche Mitglieder:

Professor Dr. Alfred Dove, zur Zeit Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung dahier.

Professor Dr. Ludwig Quidde, Herausgeber der deutschen Reichstagsakten dahier.

B. als correspondirende Mitglieder:

Herr Geheimer Hofrath Dr. Richard Schröder, o. Professor für deutsches Privatrecht, Handels- und Wechselrecht an der Universität Heidelberg.

Herr Hofrath Dr. Karl v. Amira, o. Professor für deutsches Recht, Kirchen- und Völkerrecht an der Universität Freiburg i. Br.

Herr Dr. Graf Carlo Cipolla, o. Professor der Geschichte an der Universität Turin.

Herr A. L. Herminjard, Herausgeber der Correspondance des Reformateurs in Lausanne.

Hierauf hielt Herr F. v. Reber, o. Mitglied der historischen Classe, die Festrede über

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Kurfürst Maximilian I. von Bayern als Gemäldesammler."

Dieselbe wird als besondere Schrift der Akademie veröffentlicht werden.

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