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n den Wänden der großen wissenschaftlichen Bibliotheken reihen sich Hunderte von mächtigen Folianten und Quartbänden, in denen Generationen unermüdlicher Gelehrter mittelalterliches Schrifttum gesammelt und veröffentlicht haben; Zeitschriften und Einzelausgaben neuerer und neuester Zeit ent= halten eine Überfülle mittelalterlicher Texte; immer noch sind Tausende von zum Teil wichtigen Handschriften nicht herausgegeben, ja nicht einmal genügend katalogisiert. Überreich und vielgestaltig sind die überlieferten Zeugnisse vom mittelalter= lichen Geistesleben, und die zahllosen damit verbundenen Fragen erdrücken den einzelnen, zumal die umfängliche wissenschaftliche Spezialliteratur bei Beurteilung gerade der wesentlichen Dinge nur selten eine abschließende Antwort gibt.

Da scheint es ein verwegenes Unterfangen, eine Übersicht über das ganze mittelalterliche Geistesleben bieten zu wollen. Wäre unser Ziel, eine erschöpfende Wissenschafts-, Literatur= und Kunstgeschichte in Quellenteṛten vorzulegen, so könnten wir allein und noch dazu in einem einzigen Bande dieser Aufgabe nicht entfernt gerecht werden. Aber dies Buch will nicht ein möglichst vollständiges Nachschlagewerk sein, sondern einzig und allein die Gedanken- und Gefühlswelt, sowie die geistige Betätigung des deutschen Menschen während des Mittelalters in ihren Haupttypen vorführen und die nötigsten Hinweise zu deren Verständnis geben.

Es ist also nicht etwa das philosophische und theologische Lehrgebäude der Scholastik aus Einzelterten aufgebaut, son= dern es werden nur so viele Proben geboten, als unerläßlich sind, um einen bestimmten Eindruck von der Art zu gewinnen, wie die Scholastik Probleme stellte und sie zu lösen versuchte.

Wer sich darüber hinaus eindringende Kenntnisse zu verschaffen wünscht, muß zu der in den Anmerkungen angegebenen Spezialliteratur und zu den Werken der Scholastiker selbst greifen.

Grundsätzlich sind alle Gebiete in ähnlicher Weise behandelt, soweit sie hier Aufnahme finden konnten. Um Raum für die typischen Erscheinungen des mittelalterlichen Geisteslebens im eigentlichen Sinne zu gewinnen, wurde auf einen eigenen Abschnitt „Recht und Sitte”, auf die Darstellung der Renaisfance und des Humanismus sowie auf Proben aus der Kampfliteratur des Investiturstreites verzichtet. Der ungeheure Komplex von Recht und Sitte wird auch sonst vielfach vom Geistesleben losgelöst, Renaissance und Humanismus fallen wohl in die Zeitspanne des Mittelalters, sind aber längst als eigene Epochen der Geistesgeschichte anerkannt; für den Investiturstreit enthalten bereits zwei Bände dieser Sammlung, die „Sächsischen und Salischen Kaiser” und die „Hohenstaufen”, eine Fülle von Zeugnissen, so daß wir uns hierfür auf eine allgemeine Würdigung in der Einleitung beschränken können.

Dem Kenner des mittelalterlichen Schrifttums wird ein gewisses Mißzverhältnis zwischen der auf den einzelnen Gebieten überlieferten Menge des Stoffes und dem Umfange des hiervon Ausgewählten auffallen. Die Scholastiker zum Beispiel haben ungleich mehr geschrieben als die Minnedichter und Mystiker, und doch haben wir von diesen mehr als von jenen aufgenommen. Das bedeutet kein Werturteil, besagt auch nicht, daß diesem oder jenem eine größere Lebenskraft für Gegenwart und Zukunft innewohnt. Für das Ausmaß des Dargebotenen war entscheidend, ob ein Gegenstand mehr Angelegenheit der Fachleute oder allgemeineren Interesses ist, und ob er das Eigentümliche des mittelalterlichen Geisteslebens besonders unmittelbar wiedergibt. Unser Werk hat in erster Linie der Allgemeinheit der Gebildeten zu dienen.

Diese sozusagen praktische Einstellung war auch sonst für uns maßgebend. So wählten wir in einigen Fällen das Werk

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