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Kali, in Natron handeln. Um sich hier präciser auszudrücken, sagte man daher, nicht nur um Oel handelt es sich, sondern es handelt sich um ein bestimmtes Oel, um das Ammoniak-Oel. Und sich nun an das Ammoniak näher haltend, sagten sie, es handelt sich in ihm um etwas fragrant Riechendes. Und so kommt statt: Liquor hepatis ist die Lösung von Schwefel in Oel, das Erweiterte: Liquor hepatis ist die Lösung des Schwefels in Oel unter Hinzutritt von etwas fragrant Riechendem.

Diese Bezeichnung, diese Definition von Liquor hepatis bot nun die Handhabe dar, die Schulärzte zu mystificiren. Aus dem Oel als Alkali-Lösung wurde ein fettes Oel, aus dem fragrant Riechenden wurde ein ätherisches Oel. Und so kam denn als mystificirter Liquor hepatis heraus: die Lösung von Schwefel in fettem Oel mit Zusatz von Oleum Juniperi, Terebinthinae u. s. w. Derartige Compositionen werden von einzelnen Aerzten noch heute beliebt, und es giebt Gegenden, wo die Leute noch heute mit Gier über die göttliche Panacee, Harlemer Oel" herfallen, welche aus Schwefel, Leinöl und Terpentinöl besteht.

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Hierbei blieben die Alchemisten nicht stehen. Indem sie befürchteten, dass die Schulärzte dem wahren Sachverhalt mit dem Oel auf die Spur kommen möchten, dachten sie daran, den Schwefel fortzuschaffen. Haben die Schulärzte den Schwefel nicht mehr in derartigen Mischungen, dachten sie, so können sie auch weiter nicht mehr auf die Idee kommen, ihn in mineralischem Oel statt in fettem Oel zu lösen. Nun sagte man, Balsam müsst ihr haben, aber was ist denn Balsam? Doch wohl ein wohlriechender Stoff. Ist aber an einer Mischung von Schwefel, fettem Oel und ätherischem Oel ein Schatten von Wohlgeruch? Wir denken doch, gerade das Gegentheil hat statt. Was ist aber der Grund des schlechten Geruches? Der Schwefel. Also dieser muss fort, bloss das fette Oel mit dem ätherischen Oele müssen bleiben. Und da haben wir denn den pharmakalogischen, wohlriechenden Balsam, dessen Begriff sich auf Grund dessen extendirte, dass das einfache, fette Oel sich zu dem erweiterte, was wir als Corpus pro balsamo haben kennen lernen.

Aber nicht nur nach dieser Richtung mystificirten die Alchemisten die Schulärzte in Bezug auf den Liquor hepatis, sie führten sie auch nach andern Richtungen auf den verkehrten Weg, indem sie ihnen namentlich einerseits andere Schwefellebern, als gerade die Ammoniakschwefelleber, und auf der andern Seite, da wo es sich um das Schwefelarcanum handelte, den einfachen Schwefel boten. Mit der ersteren Mystification hängt es zusammen, dass Christ. Ludw. Hoffmann in der Calcaria sulphurato-stibiata ein Arcanum gefunden zu haben glaubte, und sie als solches verkaufte.

Pulvis solaris ruber et niger.

Wir haben in Bezug auf diese beiden Arcana in's Auge zu fassen:

1. Hydrargyrum oxydatum rubrum, 2. Sulphur auratum, 3. Stibium sulphuratum nigrum.

1. Hydrargyrum oxydatum rubrum. Dasselbe wird auf 2 Weisen dargestellt.

Erste Darstellungsweise. Darstellung mittelst Salpetersäure. Man digerirt laufendes Quecksilber mit Salpetersäure, und erhält so eine Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd. Diese dampft man ab, und erhält so trocknes salpetersaures Quecksilberoxyd. Dies lässt bei weiterem Erhitzen die Salpetersäure fahren und präsentirt sich als Quecksilberoxyd, das ist Hydrargyr. oxydat. rubrum. Damit wäre dann die Sache erledigt. Es ist aber ein practischer Kunstgriff, den bereits die Alexandriner kannten, dass man las, aus der Lösung gewonnene trockne salpetersaure Quecksilberoxyd nicht für sich weiter erhitzt, sondern zuvor mit laufendem Quecksilber zusammenreibt, und diese Mengung dann erhitzt. Dann ist das Product, indem sich das Quecksilber auf Kosten des Sauerstoffes der Salpetersäure oxydirt, auch Hydrargyr. oxyd. rubrum.

Das auf die eine oder die andere Weise gewonnene Hydrarg. oxyd. rubr. wird zum medicinischen Gebrauche mit destillirtem Wasser sehr fein gerieben und gewaschen, und wird als solches auch wohl Hydrarg, oxyd. rubrum laevigatum genannt.

Nun reflectire man auf die folgenden, für die Alchemie höchst wichtigen Data.

Die Salpetersäure besteht aus Stickstoff und Sauerstoff. Indem nun bei der Gewinnung des Quecksilberoxyds die Salpetersäure in diese ihre Theile zerlegt wird, oxydirt der Stickstoff zu Stickoxydgas, und entweicht. Dies Stickoxyd verbindet sich, sobald es frei wird, mit dem Sauerstoff der Luft zu Untersalpetersäure, und diese präsentirt sich unter der Gestalt rother Dämpfe.

Und ferner: Da man das Quecksilberoxyd, das Hydrarg. oxyd. rubr., aus einer Lösung des Quecksilbers in Salpetersäure gewinnt, so nahmen die Alten an, das Quecksilberoxyd sei ein Präcipitat. Daher stammt auch der Name: Mercurius praecipitatus ruber, rothes Präcipitat des Quecksilbers, präcipitirtes rothes Quecksilber. Sie nahmen also an, wenn man die Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd hat, und dampft dann ab, so dass man trocknes salpetersaures Quecksilberoxyd, und in weiterer Folge Quecksilberoxyd erhält, so heisse das nichts anderes, als man erhalte das Präcipitat Quecksilberoxyd aus der salpetersauren Quecksilberlösung.

Zweite Darstellungsweise. Sie ist zwar einfacher, nimmt aber längere Zeit in Anspruch, und besteht einfach darin, dass man Quecksilber in einen langhalsigen Kolben giesst, und nun erhitzt. Dann erfolgt auch die Oxydation des Quecksilbers, und man erhält auch so Hydrarg. oxyd. rubrum. Dies Präparat nannte man auch wohl im Anschluss daran, dass das vorige Präparat Mercurius praecipitatus genannt wurde: Mercur. praecipitatus per se. Bei den Arabern tritt diese Darstellungsweise des Hydrargyr. oxyd. rubr. in den Vordergrund.

2. Sulphur auratum. Zu seiner Darstellung nimmt man Stibium nigrum, Schwefelblumen, Natron carbonicum in Wasser gelöst, Kalkmilch, und kocht das Ganze. Auf die Weise erhält man die Lösung des heut zu Tage so genannten Schlippeschen Salzes (Schwefelantimon. - Schwefelnatrium). Zu dieser wird verdünnte Schwefelsäure gegeben, dann fällt unter Entwickelung von Hydrothiongas Sulphur auratum nieder.

Man kann die Lösung des Schlippeschen Salzes auch auf trocknem Wege darstellen. Dann nimmt man Stibium nigrum, Schwefel, Natron carbon., Kohle, und schmilzt sie in einem Schmelztiegel.

Es ist wohl correcter, wenn man sich zur Darstellung des Sulphur aurat. zuvor ein ganz reines Schlippesches Salz darstellt, dieses dann in Wasser löst, und aus dieser Lösung das Sulphur aurat. mittelst verdünnter Schwefelsäure fällt.

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Wir machen nun vorweg· der Punct wird später mannigfach zur Sprache kommen auf folgendes aufmerksam. Im Sinne einer patriarchalischen Chemie laufen in gewisser Beziehung die Darstellung des Hydrarg. oxyd. rubrum und des Sulphur aurat. parallel. Auf beiden Seiten nämlich haben wir das Aufsteigen eines Dampfes. Dieser Dampf ist beim Hydrarg. oxyd, rubr. der rothe Dampf, die Untersalpetersäure, beim Sulphur aurat. ist dieser Dampf das Hydrothiongas. Und ebenso haben wir auf beiden Seiten die Bildung cines Präcipitates, denn wie wir oben gesehen, wird ja das Hydrarg. oxyd. rubr. als Präcipitat aufgefasst, und das Sulphur aurat. ist eo ipso ein Präcipitat.

3. Stibium sulphuratum nigrum. Antimonium crudum kommt als Grauspiesglaserz in der Natur vor. Dies wird geschmolzen und ergiebt das officinelle Stibium sulphuratum nigrum. Dies wird fein präparirt, und stellt so das Stibium sulphuratum nigrum laevigatum dar.

Auch wird das Stibium sulphuratum nigrum derartig dargestellt, dass man Antimonmetall (Regulus Antimonii) mit Schwefelblumen zusammenschmilzt. Hierbei bedeckt man auch wohl die Masse mit einer Lage von verknistertem Kochsalz.

Die abendländischen Alchemisten nannten den Pulvis solaris: Bezoardicum, Bezoardicum minerale, Bezoardicum solare, und was für Epitheta das Bezoardicum sonst bekam. Dem Bezoardicum minerale steht das Bezoardicum animale gegenüber, welches aus Schlangen gemacht werden soll. Diese Schlangen sind nichts anderes, als ein mystificirtes Hydrarg. oxyd. rubr. Das erwähnte Bezoardicum animale wird auch das Bezoardicum animale simplex genannt, entgegen dem Bezoardicum animale compositum, welches bestand aus: Pulv. serpentum, Rad. Valerianae, Rad. Angelicae, Rad. Pimpinellae, Herb. Rutae. Hier übernahmen

dann mystificationsweis Rad. Valerianae u. s. w. die Rolle des Antimontheiles des P. solaris. Der Name Bezoardicum lehnt an den, sonst bei den Schulärzten so beliebten Bezoar. Das Bezoardicum animale hat uns bereits in die Mystifications-Mittel eingeführt, mit welchen die abendländischen Alchemisten den Schulärzten aufwarteten. Die Mystficationen in Bezug auf den Pulv. solaris sind sehr reichhaltig. Man bot den Schulärzten, statt der Verbindung von Hydragygr. oxyd, rubr. einerseits und Sulphur aurat. und Stibium sulphurat. nigr., andrerseits, die Verbindung anderer Quecksilber- und anderer Antimonpräparate. Um die mehr Schwergläubigen bei dieser Taktik sicherer zu machen, die sich die rothe Farbe des Pulvis solaris ruber nicht nehmen lassen wollten, schob man bei der Darbietung eines anderen Quecksilberpräparates an die Stelle des Sulphur aurat. den Kermes, oder hielt auch wohl das Sulphur aurat. bei. Auf letzterer Basis beruht der Pulvis alterans Plummeri, welcher aus Calomel und Sulphur aurat. besteht, und nichts anderes ist, als ein mystificirter Pulv. solar, ruber. Man rieth den Schulärzten an, Quecksilber mit Antimon zu destilliren. Man bot ihnen irgend ein Quecksilberpräparat ohne Antimon, irgend ein Antimonpräparat ohne Quecksilber als Pulv, solaris. Man liess das Quecksilber unter der Form irgend eines Quecksilberpräparates, und setzte an die Stelle des Antimon irgend eine andere mineralische Substanz, z. B. Salmiak, Kalk u. s. w. Man liess das Antimon unter der Form irgend eines Antimonpräpates, und setzte an die Stelle des Quecksilbers irgend eine andere mineralische Substanz, namentlich ein Metall, z. B. Eisen, Zinn, Blei. In letzterer Beziehung erwähnen wir das Anthecticum Poterii, bestehend aus Stannum und Antimonium, das Sudoriferum magnum Faberi, eine Verbindung von Stannum, Plumbum und Antimonium. Die Ersetzung des Hydrargyr. oxyd. ruber. durch Schlangen und des Antimon durch Pflanzen baben wir bereits vorhin kennen lernen. Wie gesagt, die Mystificationen in Bezug auf den Pulv. solaris sind sehr reichhaltig.

Zahl der Arcana. Zahlenphilosophie.

Wie wir gesehen, giebt es 7 Arcana: Acidum sulphuricum, Ferrum, Natron carbonicum, Natrom nitricum, Liquor hepatis, Pulvis solaris ruber und Pulvis solaris niger.

Dieser Zahl der Arcana bemächtigte sich schon sehr früh die Speculation, indem man sagte, man braucht die Arcana ja gerade nicht aus dem Gesichtspuncte der Sieben aufzufassen, auch andere Zahlen können hier an die Reihe kommen. So fasste man denn die Arcana auch auf aus dem Gesichtspuncte der Zahlen 1 bis 6.

Gesichtspunct der Eins. Einarcanum.

Die Arcana haben einen Zweck, das ist, kranke Menschen gesund zu machen. Dieser eine Zweck giebt den Eingesichtspunct, um den sich alle Arcana gruppiren; daher das Einarcanum. Mit dem Einarcanum hängt die ziemlich verbreitete Laien-Ansicht zusammen, die Alchemisten hätten ein Mittel gehabt, mit dem sie alles curiren zu können vorgegeben hätten. Dieses mysteriöse Mittel wird dann die Lebenstinctur, die, das Leben verjüngende Tinctur u. s. w. genannt.

Gesichtspunct der Zwei. Zweiarcanum.

Das Zweiarcanum kommt ursprünglich daher, dass man die Arcana derartig in 2 Gruppen theilte, dass man auf die eine Seite die festen Arcana stellte, und auf die andere Seite die flüssigen. Es wurde also die zwiefache Eigen. schaft der Arcana, einerseits fest, und andererseits flüssig zu sein, für die Arcananenzwei ausgebeutet. Das giebt wenigstens ursprünglich den Halt für den Gesichtspunct der Zwei. Im weiteren Verlauf der Alchemie ging man weiter. Man sagte, nicht nur das Fest- und Flüssigsein auf der einen und der anderen Seite giebt einen Anhalt für die Zwei, sondern auch diese und jene sich entgegenstehende Eigenschaft auf der einen und der anderen Seite der Arcana.

Gesichtspunct der Vier. Vierarcanum.

Zur Vier kommt man auf ff. Weise. Natron carbonicum und Natron nitricum sind beide Natron, oder, was am Ende bei den Alten ebenso schwer in die Wagschale fällt, beide werden aus dem Kochsalz dargestellt (s. d. vorigen Abschnitt). Es ist also bei ihnen der Gesichtspunct gegeben, sie als ein Arcanum aufzufassen. Ferner bestehen die beiden Pulv.

solares aus Hydrarg. oxyd. rubr. einerseits und aus einem Antimonpräparate andererseits. Das ergiebt auch für sie den Anhaltspunct sie als ein Arcanum aufzufassen. Endlich wird (s. d. vorigen Abschnitt) Acidum sulphuricum aus dem Eisenvitriol gewonnen. Das fassten die Alten derartig auf, als wäre Acid, sulphur. im Grunde nichts anderes, als ein transmutirtes Eisen. Und damit ist denn der Gesichtspunct gegeben, auch Acidum sulphuricum und Ferrum als ein Arcanum aufzufassen. Wir haben also auf diese Weise statt der 2 Arcana: Natron carbon und Natron nitricum, 1 Arcanum: Natron; statt der 2 Arcana: Pulv. solaris ruber und Pulvis solaris niger, 1 Arcanum: Pulv. solaris; statt der 2 Arcana: Acid. sulphric und Ferrum, 1 Arcanum Vitriol, und hierzu kommt der restirende Liquor hepatis, wodurch sich als Vierarcanum heraustellt: 1) Natron, 2) Pulvis solaris, 3) Vitriol, 4) Liquor hepatis.

Indem nun 4 Arcana aufgestellt werden, und sich an diese weitere Speculationen knüpfen, werden Natron, Pulv. solaris und Vitriol derartig aufgefasst, wie die betreffende Speculation sie eben am besten verwerthen kann. Natron wird als Natron carbonicum gefasst, wo die Speculation darauf ausgeht, Natron carbonicum zu verwerthen; als Natron nitricum, wo die Speculation darauf ausgeht, Natron nitricum zu verwerthen. Pulv. solaris wird als Pulvis solaris ruber aufgefasst, wo die Speculation darauf ausgeht, den Pulv. solaris ruber zu verwerthen; als Pulv. solaris niger, wo die Speculation darauf ausgeht, den Pulv. solaris niger zu verwerthen. Vitriol wird als Acid. sulphur. aufgefasst, wo die Speculation darauf ausgeht, das Acid. sulphur. zu verwerthen; es wird als Eisen aufgefasst, wo die Speculation darauf ausgeht, das Eisen zu verwerthen. Doch ist in Bezug hierauf zu bemerken, dass es viel häufiger statt hatt, dass der Pulv. solaris als Pulv. solaris ruber aufgefasst wird, denn als Pulvis solaris niger. Das kommt deswegen, weil der erstere auf Grund seiner complicirten Darstellungsweise der Speculation weit zugängiger ist, als der letztere. Und namentlich ist in Bezug auf den Eingesichtspunct von Acid. sulphur- Ferrum zu bemerken, dass es absolut häufiger statt hat, dass man das Acid. sulphur. ins Auge fasst, als das Ferrum. Das kommt daher, dass Eisen zwar in flüssiger Form gedacht werden kann, aber nicht gedacht zu werden braucht. Acid. sulphur. dagegen ist unter allen Umständen flüssig. Und da das letztere statt hat, so bekommt man, indem man die Vier-Aufstellung macht 1) Natron, 2) Pulvis solaris, 3) Liquor hepatis, 4) Acidum sulphur zwei feste und zwei flüssige Arcana heraus. Damit ist auf beiden Seiten ein gleiches Verhältniss gegeben, welches für die Speculation besser zu verwertben ist, als ein ungleiches Verhältniss auf beiden Seiten, welches herauskommt, wenn man aufstellt: 1) Natron, 2) Pulv. solaris, 3) Ferrum (fest), 4) Liquor hepat. Denn im letzteren Falle haben wir auf der einen Seite drei feste Arcana, und auf der anderen Seite blos ein flüssiges Ar

canum.

Gesichtspunct der Drei. Dreiarcanum.

Wenn man so weit ist, dass man die Arcanenvier hat, so kann man sagen, von der Concentrirung auf die Vier können wir einen Schritt weiter gehen. Von den vier Arcanis haben zwei eine ganz besondere Relation zu einander. Diese wollen wir des Ferneren zu einem Arcanum concentriren; und so ist denn das Dreiarcanum da. Als Drei-Arcanum figurirt namentlich die Aufstellung: 1.) Acid. sulphur-Natron, 2.) Pulv. solaris, 3.) Liquor hepatis. Diese Aufstellung finden wir bereits bei den Indern. Es hat aber auch die Aufstellung statt: 1.) Pulvis solarisLiquor hepatis, 2.) Acidum sulphur, 3.) Natron.

Gesichtspunct der Fünf. Fünfarcanum.

Das Fünfarcanum entwickelt sich aus dem Vierarcanum

deratig, dass man ein Arcanum, welches beim Vierarcanum vom Eingesichtspunkt aufgefasst wird, in seine ursprünglichen Theile zersplittert, und die anderen Arcana lässt, wie sie beim Viergesichtspunct eben sind. Dies bedingt denn die Aufstellungen für das Fünfarcanum: A) Man zersplittert das Natron. Dann erhält man; 1) Natron carbon. 2) Natron nitricum, 3.) Pulvis solaris, 4.) Vitriol, 5.) Liquor hepatis. B) Man zersplittert den Pulvis solars. Dann erhält man : 1.) Natron, 2.) Pulv. solaris ruber, 3.) Pulv. solaris niger, 4.) Vitriol, 5.) Liquor hepatis. C)

Man zersplittert den Vitriol. Dann erhält man: 1) Natron, 2) Pulvis solaris, 3) Acid. sulphur., 4) Eisen, 5) Liquor hepatis.

Gesichtspunct der Sechs.

Sechsarcanum.

Das Sechsarcanum entwickelt sich aus dem Siebenarcanum derartig, dass unter den 7 Arcanis 5 bleiben, wie sie sind, dass aber unter denen, welche sich dazu qualificiren, vom Eingesichtspunct aufgefasst zu werden, zwei vom Eingesichtspunct aufgefasst werden. Hierzu qualificiren sich aber entweder Natron carbon. Natron niticum, oder Acid. sulphur. - Ferrum, oder Pulvis solaris ruberPulvis solaris niger. Der in der Geschichte der Alchemie zumeist hervorstechende Gesichtspunct ist der, dass Natron carbon. Natron nitricum vom Eingesichtspuncte aufgefasst werden, so dass wir also als Sechs-Arcanum erhielten: 1) Natron, 2) Acidum sulphuricum, 3) Ferrum, 4) Pulvis solaris ruber, 5) Pulvis solaris niger, 6) Liquor hepatis. Es steht aber nichts im Wege, dass, indem Acid. sulphur.-Ferrum vom Eingesichtspuncte aufgefasst werden, dass man so erhält: 1) Natron carbon., 2) Natron nitricum, 3) Vitriol, 4) Pulv. solar. ruber, 5) Pulv. solar. niger, 6) Liquor hepatis; oder dass man, indem Pulv. solar. ruber-Pulv. solar. niger vom Eingesichtspunct aufgefasst werden, erhält: 1) Natron carbon. 2) Natron nitricum, 3) Acid. sulphur., 4) Ferrum, 5) Pulv. solaris, 6) Liquor hepatis.

Dass man nun die Arcana aus dem Gesichtspuncte verschiedener Zahlen auffasst, das ist Zahlenphilosophie, und die Zahlen selbt, welche man bei dieser Gelegenheit in's Auge fasst, sind philosophische Zahlen.

Man muss nun aber directe und indirecte Zahlenphilosophie, directe und indirecte philosophische Zahlen unterscheiden. Die Zahlenphilosophie, die philosophischen Zahlen, die wir so eben in's Auge gefasst, sind directe Zahlenphilosophie, directe philosophische Zahlen. Ihr Characteristicum liegt darin, dass sie direct an die Arcana lehnen, wohingegen das Characteristicum der indirecten Zahlenphilosophie, der indirecten philosophischen Zahlen darin liegt, dass sie nur indirect an die Arcana lehnen. Bei der indirecten Zahlenphilosophie, den indirecten philosophischen Zahlen handelt es sich um eine in den Bereich der Alchemie gezogene Speculation, die mit der Zahl bemessen wird, und die Zahlen, die man dann auf diese Weise erhält, werden zu den ArcanenZahlen in Relation gesetzt. Z. B. man zieht die Welt in den Bereich der Alchemie, und sagt dann, sich an die Zahl machend, es giebt eine Welt. Da hat man die indirecte philosophische Zahl 1. Man sagt ferner, die Welt zerfällt in 4 Theile: Firmament, leuchtende Him. melskörper, Land, Meer. Auf diese Weise erhält man die indirecte philosophische Zahl 4, u. s. w. Die so erhaltenen Zahlen werden alsdann mit den Arcanis in Verbindung gesetzt, indem man sagt, wie es eine Welt giebt, so giebt es auch ein Ein-Arcananum, wie es eine vierfach getheilte Welt giebt, so giebt es auch eine Arcanum-Vier u. s. w. Hierbei ist nun aber zu bemerken, dass es zwar statt hat, dass die directen philosophischen Zahlen zugleich arcanologische Zahlen sind das versteht sich von selbst, das ist ja gerade das Characteristicum der directen philosophischen Zahl, dass sie eine arcanologische ist. Dagegen hat es aber nicht statt, dass die indirecte philosophische Zahl immer eine arcanologische ist. Sie kann es zwar sein und ist es auch durchschnittlich, denn was sollen wir im Allgemeinen mit philosophischen Zahlen, welche keine Relation zu den Arcanis haben. Dagegen braucht sie es nicht zu sein and ist es auch nicht unter allen Umständen. Das kommt einfach daher, dass, wenn man sich einmal auf das Terrain der indirecten philosophischen Zahl begeben hat, dass sich dann die Speculation nicht immer so genau abcirkeln lässt, dass man nur solche Zahlen erhält, welche von den Arcanis gedeckt werden. So werden wir z. B. in der Indischen Zahlenphilosophie der indirecten philosophischen Zahl 12 begegnen. Sie ist natürlich keine arcanologische Zahl, denn es giebt keine 12 Arcana.

nun

Eine eigenthümlich situirte Zahlenphilosophie ist die kabbalistische. In ihr wird die Zahl in mystischer Weise ausgebeutet. Gott, die Engel, die Propheten, die Patriarchen, ihre Frauen, die Apostel, der Mensch, das Thier, die Pflanze u. s. w. werden der Zahl, den Zahlen

gegenübergesetzt.

Die kabbalistische Zahlenphilosophie

erhält namentlich durch das Buch Jezirah (s. den Besonderabschnitt über dieses) eine Folie. Doch liegt der Anfang derselben weit vor dem Buch Jezirah. Bereits bei Philo finden wir die Zahl in einer Weise ausgebeutet, welche zwar im späteren Sinne keine eigentliche kabbalistische Zahlenphilosophie genannt werden kann, die aber zum wenigsten ihren Stempel trägt. Bei den Abendländern bringen wir zwei Tafeln, welche an der Hand einer kabbalistischen Zahlenphilosophie entworfen sind (s. den Abschnitt: Das Hervortreten der Zahl Zwölf).

Endlich müssen wir noch einer Art der Zahlenphilosophie Erwähnung thun, die zwar zu abgerissen dasteht, um. auf den eigentlichen Namen einer Zahlenphilosophie Ansprüche machen zu können, die aber immerhin eine entferntere Beziehung zur eigentlichen Zahlenphilosophie hat Wir haben es nämlich darauf abgesehen, dass man gewisse Dinge nach einer hervorstechend dastehenden philosophi schen Zahl bemisst. So spricht man z. B. von sieben Wunderwerken der Welt. Wir würden dieser Wunderwerke nicht gerade sieben haben, wenn die Sieben keine hervorstechende arcanologische Zahl wäre. So sagt man: Aller guten Dinge sind drei. Wir würden dieser guten Dinge nicht gerade drei haben, wenn die Drei keine hervorstechende arcanologische Zahl wäre, u. s. w. Von den Farben der Arcana.

Es liegt nicht in unserem Plane, die verschiedenen Gesichtspuncte, von denen die Alchemisten die Arcana auffassten, in Allgemein-Capiteln dem Leser vorzuführen. Vielmehr werden wir sie in den besonderen Abschnitten, in denen wir successiv die Alchemie abwickeln, an den betreffenden Orten mit zur Sprache bringen. Mit diesen unseren Plane scheint es nun auf den ersten Blick z collidiren, dass wir hier den Gesichtspunct der Farben, aus dem die Arcana aufgefasst werden, in einem Allgemein-Capitel besprechen. Die Sache liegt aber ff. Wir können selbstredend nicht umhin, in den vordersten Reihen dieses Buches die Arcana zu bringen. Sobald dies aber geschieht, drängt sich die Zahl der Arcana an uns heran, denn es wirft sich die Frage auf: Sind denn das nun alle Arcana, keines zu viel und keines zu wenig? In Bezug auf eine solche Frage war es denn nöthig, zu zeigen, wie zwar auch bei den Alchemisten von anderen ArcanenZahlen als gerade der Arcanen-Sieben die Rede ist, dass diese anderen Arcanen - Zahlen aber speculativer Natur sind, und auf die Arcanen-Sieben hinauslaufen. Damit konnten wir aber einem Allgemein-Capitel über die Zahlenphilosophie nicht ausweichen, es wäre zum wenigsten gezwungen gewesen, wenn wir solches gethan. Sobald wir nun aber bei der Zahlenphilosophie sind, reiht sich ihr sehr naheliegend der Farben-Gesichtspunct an, denn der Farben-Gesichtspunct der Arcana variirt, je nachdem man sich auf den Standpunct der einen oder anderen arcanologischen Zahl stellt.

1) Stellt man sich auf den Standpunct des Ein-Arcanum, so ist die arcanologische Farbe: Weiss. Acid. sulphuricum ist weiss als Acid. sulphur. rectificatum. Die beiden Natron sind eo ipso weiss. Eisen ist weiss als polirter Stahl.

Was den Liquor hepatis betrifft, so passirt es bei seiner Darstellung wohl, dass er entweder zu viel oder zu wenig Schwefel aufnimmt. Nimmt er zu viel Schwefel auf, so scheidet sich der Schwefel bei der Verdünnung des Präparates mit Wasser leicht aus, und man findet dann in der betreffenden Flasche eine weisse Masse, gleichsam wie weissen Schimmel, auf dem Wasser schwimmen. Nimmt er zu wenig Schwefel auf, so wird das schwach gelbe Präparat mit der Zeit ganz weiss. So der Standpunct des Weissen für den Liquor hepatis.

Pulvis solaris ruber und Pulvis solaris niger werden aus dem Eingesichtspunct betrachtet, und bei diesem der P. solaris niger in's Auge gefasst. Nun ist im Pulv. solaris niger das Stibium sulphur. nigrum hervorstechend vertreten, in quantitativer Beziehung geht das Hydrarg. oxyd. rubrum in demselben auf. Nun ist zwar das Stibium sulphur. nigrum schwarz, aber aus ihm glitzern glänzende silberweisse Splitterchen hervor. Und gerade diese sind es, die dazu verwerthet werden, dem Stibium sulphur. nigrum eine weisse Farbe anzudemonstriren.

Und so kommt denn die weisse Farbe des Pulvis solaris heraus

2) Stellt man sich auf den Standpunct des Zwei-Arcanum, so sind die arcanologischen Farben: Weiss und Schwarz.

Acid sulphuric. ist entweder weiss als Acid. sulphur. rectif., oder schwarz als Acid. sulphur. crudum. Das letztere stellt nämlich eine dunkele Flüssigkeit dar, und dunkel und schwarz sind leicht zu parallelisiren. Die beiden Natron sind weiss.

Liquor hepatis ist weiss, wie beim Gesichtspunct des Ein-Arcanum.

Die beiden Pulveres solares werden vom Eingesichtspunct aufgefasst, bei diesem der Pulvis solaris niger in's Auge gefasst, und dieser als schwarz genommen.

Eisen ist entweder weiss als polirter Stahl, oder schwarz als ein schwarzes Eisenpräparat, z. B. Ferrum limatum. Zwischen Weiss und Schwarz wird am besten das Arrangement getroffen, dass eine Zahlengleichheit zwischen Farben und Arcanis statt hat. Und das ergiebt die Aufstellung:

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Acidum sulphur. Pulvis solaris Eisen

Schwarz

Liquor hepatis
3) Stellt man sich auf den Standpunct des Drei-
Arcanum, so sind die arcanologischen Farben: Weiss,
Schwarz, Gelb.

Für die gelbe Farbe tritt zuvörderst der Liquor hepatis ein, denn derselbe ist gelb. Nimmt man den Pulvis solaris vom Eingesichtspunct, und fasst bei diesem den Pulv. solaris ruber in's Auge, so kann auch der Pulvis solaris als gelb genommen werden, indem man nicht sowohl sagt, Pulv. solaris ruber ist roth, als vielmehr, er ist pomeranzengelb.

Steuert man nun darauf los, eine Zahlengleichheit zwischen Farben und Arcanis zu erhalten, so ergiebt sich die folgende Aufstellung:

Weiss

Schwarz

Natron carbonic. Acid. sulphur.

Ferrum

Gelb Liquor hepatis Pulvis solaris

Natron nitricum wobei sich Natron carbon. und nitricum als weiss von selbst verstehen, Acid. sulphur. und Ferrum wie ad 2) als schwarz genommen werden, und Pulvis solaris vom Gesichtspunct des Pulvis solaris ruber als gelb gefasst wird. Hält man sich dagegen an die Arcanen-Drei, wie sie sich besonders in den Vordergrund drängt, und welche, wie wir wissen, ist, entweder: Acid. sulphur.-Natron, Liquor hepatis, Pulvis solar.. oder: Liquor hepatis-Pulvis solaris, Acidum sulphur., Natron - so hat man zu nehmen, im ersten Falle:

Acid. sulphur. - Natron: Weiss, Liquor hepatis: Gelb, Pulvis solaris: Schwarz, wobei also der Pulvis solaris aus dem Gesichtspunct des Pulvis solaris niger als schwarzes Präparat genommen wird; im zweiten Falle:

Liquor hepatis-Pulvis solaris: Gelb, Acidum sulphur.: Schwarz (s. ad 2), Natron: Weiss.

4) Stellt man sich auf den Standpunct der ArcanenVier, so sind die arcanologischen Farben: Weiss, Schwarz, Gelb, Roth.

Die rothe Farbe tritt für den P. solaris ein, welcher aus dem Gesichtspunct des Pulv. solaris ruber gefasst wird. Da nun die Arcanen-Vier, wie wir wissen, ist: Acid. sulphur., Natron, Liquor hepatis, Pulvis solaris, so ergiebt sich: Weiss

Natron

Schwarz

Gelb

Roth

Acid. sulphur. Liquor hepatis P. solaris 5) Stellt man sich auf den Standpunct der ArcanenFünf, so sind die arcanologischen Farben: Weiss, Schwarz, Gelb, Roth, Blau.

Das Blau wird als Hellblau genommen. Das Hellblaue aber fliesst mit dem Weissen zusammen, so dass nichts im Wege steht, ein Präparat, welches früher vom Standpunct der weissen Farbe aufgefasst wurde, vom Standpunct der blauen Farbe aufzufassen. Es tritt nun des Näheren das Natron für das Blaue ein. Wie wir wissen, haben wir für das Fünf-Arcanum drei Aufstellungen Bei den verschiedenen Aufstellungen distribuiren sich die Farben ff.

Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub A) ist Natron carbonicum weiss oder blau, Natron nitricum ist blau oder weiss, P. solaris ist roth, Vitriol ist schwarz

(Acid. sulphur. und Eisen beide als schwarz genommen), Liquor hepatis ist gelb.

Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub B) ist Natron blau, P. solar. ruber ist roth, P. solar. niger ist schwarz, Vitriol ist weiss (Acid. sulphur. und Eisen beide als weiss genommen), Liquor hepat. ist gelb.

Bei der Aufstellung im vorigen Abschnitt sub C) ist Natron blau, P. solaris ist roth, Acid. sulphur. ist weiss oder schwarz, Ferrum ist schwarz oder weiss, Liquor hepat. ist gelb.

6) Stellt man sich auf den Standpunct der Arcanen Sechs, so sind die arcanologischen Farben: Weiss, Schwarz, Gelb, Roth, Blau, Grün,

Für die grüne Farbe tritt der Liquor hepatis ein. Das ächte Liquor hepatis-Präparat ist zwar gelb, hat aber einen Stich in's Grüne.

In die Vacanz, die auf die Weise für das Gelb entsteht, tritt das Acid. sulphur. ein. Dieses ist nämlich braun, das ist tingirt gelb.

Bei derjenigen Sechs-Aufstellung der Arcana, welche in der Alchemie die zumeist hervorstechende ist, ist alsdann das Farbenverhältniss ff. Natron erhält das Blaue, Acid. sulphur. das Gelbe, Ferrum das Weisse, P. solar. ruber das Rothe, P. solar. niger das Schwarze, Liquor hepatis das Grüne. (Vergl. den Abschnitt: Die Arcana als Edelsteine.)

7) Stellt man sich auf den Standpunct der ArcanenSieben, so sind die arconologischen Farben: Weiss, Schwarz, Gelb, Roth, Blau, Grün, Pomeran zenfarben.

Für die Pomeranzen-Farbe tritt natürlich der als Pulv. solaris ruber gefasste Pulv. solaris ein.

In die Vacanz, welche auf diese Weise für das Roth entsteht, tritt das Eisen. Eisen ist nämlich roth als Rost. Auch sind manche natürlich vorkommende Eisenarten roth, z. B. Rotheisenstein oder Blutstein, Thoneisenstein oder Röthel. Das ergäbe dann die folgende Aufstellung: Acid. sulphur. Gelb, Natron I

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Weiss,

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Bei den Indern begegnen wir zuerst dem Datum, dass die Arcana speculativ zu der Welt" in Relation gesetzt werden. Wir haben es hierbei mit der Gegenüberstellung von Makrokosmos und Mikrokosmos zu thun. Als Mikrokosmos figurirt aber nicht, wie das in der späteren Alchemie statt hat, der Mensch, sondern die Arcana. Das Gegenüberstellen von Arcanen und Welt bringt es mit sich, dass die Alchemie als Kosmologie aufgefasst und abgehandelt wird.

Die Indische Kosmologie lehnt sich an die Gottheit. Indem wir uns nun zur Gottheit wenden, wenden wir unseren Blick nach oben. Damit hängt es zusammen, dass die Indische Kosmologie hauptsächlich dem Himmel Rechnung trägt. Sie fasst denselben von 3 Standpuncten auf: 1) als Firmament, das ist die Himmelskuppel; 2) als Sonne, Mond und Sterne. Sie sind die Lichter des Himmels und vom Himmel untrennbar, um so mehr, als die Alten nicht annahmen, sie befänden sich im Weltenraume, sondern sie seien an den Himmel geheftet; 3) als Wolken. Diese befinden sich ebenfalls am Himmel, und der Standpunct, sie als etwas besonderes für sich aufzufassen, ist dadurch gegeben, dass sie etwas anderes sind, als das Firmament einerseits und Sonne, Mond und Sterne andererseits. Firmament einerseits, Sonne, Mond und Sterne

andererseits, und Wolken dritterseits sind nun in den drei Indischen Hautptgöttern: Varuna, Agni, Indra, repräsentirt. Wir wollen diese Götter näher charakterisiren. Man vergleiche hierbei Christian Lassen, Indische Alterthumskunde, Erster Band. Man findet dort auch die Stellen angegeben, wo das für die Charakterisirung Bezeichnende im Rigveda steht.

1) Indra. Er ist der Gott der Wolken, und nicht wie Lassen will, der Gott des leuchtenden Himmels, der blauen Luft. Dagegen ist er wohl, wie das auch Lassen hat, der Gott der Gewitter. Er ist dies deshalb, weil das Gewitter sich aus den Wolken entleert. Auf Grund seiner Eigenschaft als Gewittergott führt er auch Blitz und Donnerkeil. Ebenfalls als Gewittergott hat er die schwankende Erde fest gemacht, und die erschütterten Berge eingerammt. Denn bei einem Gewitter scheint die Erde in ihren Angeln zu erbeben, die Berge scheinen erschüttert zu werden. Der herabfahrende Blitz, der herabfahrende Donnerkeil sind dann die Nietnägel, welche die Erde fest machen, die Pfähle, welche die erschütterten Berge einrammen, festrammen. Dass Indra den Himmel stützt, dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass die Wolken, die sich unter dem Firmament bewegen, das Firmament stützen, und dass er dem Luftkreise Maasse giebt, hängt damit zusammen, dass das Himmelsblau durch die Wolken in Theile abgetheilt wird. Mit dem Blitze erschlägt er die bösen Geister. welche die Gewässer des Himmels gefangen halten. Damit ist er denn der Gott des Regens, welches sehr nahe liegt, da der Regen aus den Wolken quillt. Wenn es nicht regnet, so bieten die bösen Geister dem Regengotte Schach, er bezwingt sie mit Blitz und Donner, weil durch das Gewitter der Regenlosigkeit ein Ziel gesetzt wird. Von einem analogen Standpunct bezwingt er die Dämonen, welche den Göttern ihre Kühe stehlen, und in Bergesschluchten gefangen halten. Diese Kühe sind die Wolken, (in ähnlicher Beziehung sprechen wir von Schäfchen), welche in regenloser Zeit vom Himmel wie weggestohlen sind. Da sie aber doch irgendwo sein müssen, weil sie sonst beim entstehenden Gewitter nicht heranziehen könnten, so waren sie in Bergesschluchten versteckt. Dass Indra zugleich auch der Schlachtengott ist, hängt damit zusammen, dass er der Gott des Gewitters ist. Das Rasseln des Donners wird mit dem Rasseln eines Kriegswagens parallelisirt. Er schleudert den Blitz, wie der Krieger seinen Speer. Falb sind die Rosse, welche seinen Kriegswagen ziehen in der Parallele mit dem falben Blitze. Bevor er auszieht, berauscht er sich in Soma: geht beim Gewitter drüber und drunter, als wenn die Natur sich berauscht hätte. So wenigstens liegt die Berauschung auf der einen Seite, auf der anderen Seite liegt die Relation nahe, dass die Indischen Krieger, bevor sie in den Kampf zogen, sich berauschten.

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2) Varuna, Gott des Firmamentes. Indem man alchemistisch-kosmologisch den Himmel hat, hat man damit noch nicht eo ipso den Drei-Standpunct als Firmament, Sonne, Mond und Sterne, Wolken. Man könnte auch den Himmel überhaupt haben: Einstandpunct; man könnte den Himmel als Firmament einerseits und Sonne, Mond und Sterne andererseits haben: Zweistandpunct; die Indische Alchemie will aber nicht den Einstandpunct, (abgesehen von dem Standpuncte der Zahlenphilosophie), nicht den Zweistandpunct, sie will den Dreistandpunct. Diesen Dreistandpunct bietet sie nun im Allgemeinen, indem sie die 3 Hauptgötter: Varuna, Indra, Agni bietet. Mit diesem Allgemein-Standpunkt ist uns aber nicht geholfen, wir müssen im Besonderen wissen, aus welchen 3 Gesichtspuncten denn nun der Himmel aufgefasst werden soll. Und da liegt es denn so ziemlich von selbst auf der Hand, dass einerseits dem Firmament, andererseits den Himmelslichtern Rechnung getragen wird. Es liegt aber nicht auf der Hand, dass als Drittem den Wolken Rechnung getragen wird. Darum werden in Indra die Wolken specifisch charakterisirt, so specifisch, so handgreiflich, dass es nur auf Grund einer vollkommenen Unkenntniss der Alchemie möglich ist, dass die Indologen es nicht durchschaut haben, dass man in Indra nichts anderes, als den Wolkengott hat, und sich aus diesem seinen Primärstandpuncte alle seine Eigenschaften entwickeln. Sobald nun aber einmal die Wolken specifisch charakterisirt sind, und man auf Grund dessen unumstösslich als einen Gesichts

punct des Himmels die Wolken hat, dann kann sich die nähere Detaillirung der beiden übrigen Gesichtspuncte in weiteren Schranken bewegen. Wenn man die 3 Gesichtspuncte einmal generaliter hat, und weiss, ein Gesichtspunct ist in den Wolken gegeben, dann liegt es, wie bereits gesagt, so ziemlich von selbst auf der Hand, dass man die beiden anderen Gesichtspuncte im Firmamente und den Himmelslichtern hat. Das ist der Grund, weshalb uns in Varuna nicht so specifisch das Firmament, in Agni nicht so specifisch die Himmelslichter geboten werden, wie uns in Indra specifisch die Wolken geboten werden. Ja, es ist ächt alchemistisch, dass in Varuna und Agni nicht specifisch das Firmament und die Himmelslichter geboten werden; dem Nicht-Alchemisten wird dadurch die Sachlage versteckter, der Alchemist aber weiss doch, woran er sich zu halten hat.

Ein solches Sachverhältniss ist nun der Grund, weshalb uns in Varuna nicht exclusiv das Firmament geboten wird, sondern auch das Firmament mit den Himmelslichtern. Das ist ein alchemistischer Sprung, welcher darin seine Motivirung findet, dass die Alten sich dachten, Sonne, Mond und Sterne scien an den Himmel geheftet und bildeten mit ihm von einem Gesichtspunct aus Eins. Auf Grund solcher Anschauung sind Sonne, Mond und Sterne ohne Firmament unmögliche Dinge; sie würden, wenn sie nicht an das Firmament geheftet wären, herunterfallen, und ihre Mission nicht erfüllen können. Auf der anderen Seite aber wieder haben wir die Calculation, was nützt uns das Firmament, wenn es nicht leuchtet? Es würde eine beständige Nacht walten, und diese das Leben auf der Welt zu nichte machen. Da die Sachlage eine solche ist, so findet man weiter keine Anomalie darin, die Himmelslichter, trotzdem, dass sie eigentlich mit Varuna nichts zu thun haben und auf Agni kommen, dem Varuna zuzuschieben. Wo dies aber geschieht, da ist keine planlose Willkür da, durch eine solche würde der Standpunct Agni's alterirt werden sondern immer blickt das durch, dass man das Himmelslicht vom Standpunct seines Angeheftetseins an das Firmament auffasst, wodurch dann, trotz des Hinübergreifens zu Agni, Varuna im Vordergrund steht.

Specifisch als Firmament haben wir den Varuna als den, der das Gebiet der Vögel kennt, die durch die Luft fliegen. Hier ist Luft in populärer Auffassung als Himmel genommen, und Himmel wieder als Firmament. Ganz so liegt die Sache beim Varuna, der die, das Meer befahrenden Schiffe kennt. Bei den Schiffen ist es auf die Mastenabgesehen, die mit ihren Wimpeln in die Luft hineinragen. Und indem ferner Luft als Wind gefasst wird, kennt Varuna den Weg des Windes. Ebenso specifisch haben wir Varuna als Firmament, indem er sich unter den Menschen niederlässt, unter den Menschen waltet. Es handelt sich hier um das Firmament, welches als Himmelsglocke auf der Erde steht, und welches daher zu den Menschen, welche die Erde bewohnen, eine Relation hat. An Varuna als Gott des Raumes, wie das Lassen will, ist bei diesen Standpuncte gar nicht zu denken. Ach nein, wenn man den Raum in die Sache bringen wollte, dann hätte man bei Indra und Agni gerade sowohl den Raum, als bei Varuna.

Den Uebergangspunct zwischen dem specifischen Varuna und dem in Agni hinübergreifenden Varuna haben wir in Varuna als Gott der Nacht. Reflectiren wir hierbei auf die dunkle Nacht, auf die Mond- und Sternenleere Nacht, dann haben wir den specifischen Varuna. Weil man nun auf die Weise den specifischen Varuna als Nacht hat, so wird generaliter gesagt, Varuna-Nacht. Ist man aber so weit, dann sagt man, Varuna ist die Nacht, die Nacht aber braucht nicht dunkel zu sein, sie kann auch durch Mond und Sterne erhellt werden, und damit sind denn Mond und Sterne zu Varuna hinübergezogen. Auf die Weise kommt heraus, dass Varuna das Siebengestirn an den Himmel gesetzt hat, und der Mond nach seinen Gesetzen wandelt.

Nicht nur aber zu Mond und Sternen hat Varuna eine Relation, sondern auch zur Sonne. Ihr hat er die Pfade gebahnt. Damit haben wir denn den reinen Uebergriff in Agni, ohne den Vermittelungspucnt der dunkeln Nacht.

Immerhin steht aber, worauf wir bereits oben hingewiesen, beim Hinübergreifen in Agni, Varuna als Varuna im Vordergrunde, oder mit anderen Worten, es ist bei

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