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In den Einleitungsworten sagt Rolfink, es gäbe über die Non entia ein Buch eines Ungenannten, der sich Utis, OйTIS, Niemand, nenne. (Utis, ours, ist bekanntlich der negative Name, mit dem sich Ulysses dem Polyphem gegenüber nennt.) Dieser Utis ist nun kein Mensch anders als Rolfink selbst. Er ist der anonyme Verfasser jener Schrift, in welcher über die Non entia gehandelt wird.

Als erstes Non ens figurirt die Quinta essentia. Paracelsus sagt über die Quinta essentia, Archidoxa, Lib. 4. (Baseler Quartausgabe 1590, Thl. 6, S. 24.): Quinta essentia ist ein Materien, die da Corporalischen wird aussgezogen auss allen Gewächsen, und auss allem dem in dem das Leben ist, gescheiden von aller unreinigkeit und tödligkeit, gesubtilt auff das aller reinigste, gesöndert von allen Elementen u. s. w. Es ist mit der Quinta essentia im Sinne der Abendländischen Alchemie auf das Quecksilber abgesehen. Vergl. Carol. a Petra alba: Disceptatio philosophica de Quinta Chymicorum essentia.

Als zweites Non ens figurirt die Auferstehung der Pflanze aus Asche oder Salz. Vergl. bei Paracelsus.

Als drittes Non ens figurirt die Darstellbarkeit des Quecksilbers aus Vegetabilien. Dies Problem der Darstellbarkeit des Quecksilbers aus Pflanzen schmiegt sich einfach an die Auffassung des Ens universale Quecksilber als Pflanze.

Als viertes Non ens figurirt das Ausziehen des Quecksilbers aus Blut. Analog wie vorhin schmiegt sich dies Problem an die Auffassung des Ens universale Quecksilber als Blut.

Als fünftes Non ens figurirt der Paracelsische Homunculus.

Als sechstes Non ens figurirt die Annahme, im menschlichen Körper könne sich Gold bilden, und die Annahme einer „Gallina aurea." In Bezug auf das erstere wird eine Anekdote erzählt von einem Bauernjungen, der beim Zahnwechsel einen goldenen Zahn bekam. Das Ganze kommt natürlich darauf hinaus, dass nicht nur die Metalle, sondern auch das animalische Reich in den Bereich der χρυσοποιΐα gezogen wird.

Als siebentes Non ens figurirt der Mercurius metallorum. Es handelt sich hier um das erste der drei Principien.

Als achtes Non ens figurirt der Mercurius Antimonii. Die Sache bezieht sich auf den Antimon-Lapis des Basilius Valentinus. Den Basil nennt Rolfink übrigens nicht, und sagt blos, es seien Methoden vorgeschlagen worden, aus dem Antimon Quecksilber darzustellen, von Libavius, Schroeder, Joh. Rhenanus.

Als neuntes Non ens figurirt der Sal metallorum. Es handelt sich um das zweite der drei Principien.

Als zehntes Non ens figurirt das Sulphur metallorum. Es handelt sich um das dritte der drei Principien.

Als eilftes Non ens figurirt eine Universalmedicin. Diese Universalmedicin ist natürlich vom späteren alchemistischen Standpunct der Lapis philosophicus.

Als zwölftes Non ens figurirt die Verwandlung unedeler Metalle in Gold oder Silber.

Als dreizehntes Non ens figurirt die Verwandlung eines unedelen Metalles in ein anderes, wie des Eisens in Kupfer. Aber nicht als Non entia figuriren die Arcana, denn was man nicht weiss, das macht einen nicht heiss. Die Lächerlichkeit der Rolfinkschen Non entia liegt auf der Hand. Die Alchemisten umgaben ihre Arcana mit all den bunten Speculationen, die wir nach verschiedenen Seiten hin haben kennen lernen. Der Eine brachte dies auf's Tapet, der Andere jenes. Der Eine bildete auch wohl Opposition gegen das, was der Andere gebracht hatte, so z. B. bildet ja der Autor der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. Opposition gegen die alten quoize, und um ein näher liegendes Beispiel zu nehmen, Libavius macht Opposition gegen die Paracelsische Magie. Indessen das sind Dinge, die innerhalb der Alchemie vor sich gingen. Sie sind mit dem ihnen zukommenden Massstabe zu bemessen, sie sind vom Standpuncte der Alchemie, um so zu sagen aus der Alchemie heraus zu beurtheilen, wie denn jedes Dlng aus sich selbst heraus beurtheilt werden muss. Wie kann denn nun aber Jemand über ein Ding urtheilen, welches er gar nicht kennt? Wie kann sich Jemand ein Urtheil über die Alchemie anmassen, ohne sie zu kennen? Aber selbst in dieser Beziehung wollen wir leise auftreten. Bei der Alchemie liegen die

Dinge etwas eigenthümlich. Den Negirenden steht wenigstens ein Recht zur Seite, das ist das Fuchs-Recht. Der Fuchs sagt, die Trauben, die er nicht erlangen kann, sind sauer, und jene Herren Alchemie-Negirer sagen, die Alchemie überhaupt ist dummes Zeug, und die Arcana in specie sind niederträchtige Gifte. Derartige Käuze hat es von jeher gegeben, und der gegen Paracelsus anstürmende Baseler Professor Erastus (starb als solcher 1583) mag sich mit seinen collegialischen Nachschreiern vertrösten, dass sie eine Komödie in Scene gesetzt haben, die vor ihnen schon oft da war. Aber Rolfink? Der will Alchemist sein, ohne etwas von der Alchemie zu verstehen, setzt sich in seiner Machtvollkommenheit auf's hohe Pferd, pickt sich einige alchemistische Probleme heraus, die ihm gerade in den Weg gelaufen kommen, in Bezug auf die er es einmal hat läuten hören, ohne zu wissen, wo die Glocke hängt, und stempelt sie zu Non entibus. Wenn das nicht lächerlich ist, so wissen wir nicht, was lächerlich ist.

Der Jesuit Athanasius Kircher (geb. 1602, gest. 1680) war ein grundgelehrter Mann. Er versuchte, auch in die Geheimnisse der Alchemie einzudringen, brachte es aber nicht weiter, als zur sublimen vulgären 1dee, die Alchemie sei die Kunst, Gold zu machen. Strebsam wie er war, versuchte er sich nun in dem grossen Werke, und brachte nichts zu Stande. Nun spie er Feuer und Flammen gegen die Alchemisten. (Vergl. Athan. Kircher: Mundus subterraneus), Folgende Anekdote theilt er uns selbst mit.

Ein in der chemischen Kunst sehr erfahrener Mann hat von den Kircherschen Experimenten gehört, besucht ihn, den Kircher, und erzählt ihm (im Auszuge) ff. „Ich beschäftigte mich schon seit langer Zeit, den Stein der Weisen zu finden. Kommt da ein fremder Mann zu mir, sagt, ich sehe schon, was du treibst, aber was du suchest, wirst du nicht finden, ich will's dich lehren, setze dich und schreibe. Ich thue es und schreibe 12 Puncte, die er mir dictirt, auf, Nun steht's auf dem Papier, sagt der Mann, jetzt wollen wir auch gerade so das Experiment machen, wie es da steht. Wir thun's, und ich nehme aus dem chemischen Gefässe eine Materie, die wie ein Oel leuchtet, giesse Wasser darüber, die Materie gerinnt. Sie wird pulverisirt und über 300 Pfd. Quecksilber geworfen das Quecksilber wird in feines Gold verwandelt, besser als gewöhnliches Gold. Ich war ausser mir vor Freude, glaubte ich doch ein zweiter Croesus geworden zu sein, und überhäufte den Fremden mit Worten des Dankes. Ich fragte ihn nun, woher er wäre, und wo er sein göttliches Geheimniss erlernt hätte? Er antwortete, er durchwandere die Welt, habe Keinen nöthig, und wo er einen Freund fände, der sich bei der hohen Kunst vergebens abmühe, da theile er freigiebig von seiner Kunst etwas mit. Der Mann geht. Die Nacht konnte ich vor Freude nicht schlafen. Den anderen Tag bin ich in aller Frühe auf den Beinen, und begebe mich in's Wirthshaus. Aber der Gast ist nicht da. Der Wirth sagt, er babe diese Nacht keinen Gast gehabt. Ich mache nun die Runde zu allen Wirthshäusern der Stadt, aber nirgendwo hat mein Mann übernachtet. Ich gehe zu allen hervorragenden Häusern, wo er wahrscheinlich hätte übernachten können, aber vergebens: evanuerat, abierat, evaserat, der Vogel war fort. Ich gehe nach Hause. Ich nehme mein Dictat vor, und arbeite nach ihm auf's neue. Aber kein Erfolg! Ich meine nun, ich habe nicht alles genau nach Vorschrift gethan, ich wiederhole den Versuch abermals und abermals, aber

vergebens! Ich trieb die Sache so lange, bis die Kosten meiner Versuche das Gold, welches ich bei der ersten Projection gewonnen, absorbirt hatten. Ich hörte aber noch nicht auf, und da bei meinen Versuchen die Ausgaben sich häuften, so gerieth ich fast in Verzweiflung. In meiner Noth ging ich nun zu einem Geistlichen, und schüttete ihm mein Herz aus. Der aber sagte sofort: Siehst du denn nicht ein, dass das der Teufel war, der dir unter menschlicher Gestalt erschienen ist? Der hat's fein angegriffen. Um dich zum Verfolg der Arbeit anzureizen, giebt er dir zuerst Gold. Das soll dich dann immer weiter in die Noth hineinarbeiten, bis du ihm endlich deine Seele verschreibst. Oder auch soll es dich dahin bringen, dass du all dein Hab und Gut verlierst, und dadurch der Verzweiflung anheimfällst, und dann hat er dich. Ich schauderte ob der Predigt, und ersah aus den Reden des Frem

den, dass es gar kein anderer, als der Teufel gewesen sein könne. Ich ging als reuiger Sünder in mich, kehrte nach Hause zurück, schlug die Oefen entzwei, zertrümmerte die leidigen chemischen Gefässe, steckte die chemischen Bücher in's Feuer, und von Tag an gab ich mich nützlicheren Studien hin. Gott aber sei in Ewigkeit gelobt, dass er mich kraft seiner unendlichen Gnade aus solcher Gefahr befreit hat!" So erzählt der Fremde dem Kircher. Nun aber sagt Kircher selbst zu uns: Diese wahre Geschichte wollte ich hier mittheilen, damit sie einen Beweis liefere, wie der Teufel geldgierige Leute hinter's Licht zu führen sucht, und auf wie viele und wie geartete Weisen er geschäftig ist, sie durch Blendwerk und tausende Ränke in sein Netz zu ziehen.

Und Rolfink? Nun der liebäugelt in seinen alchemisti. schen Studien mit einem Manne, der solche Ansichten von der Alchemie hat. Er dedicirt dem A. Kircher eine besondere Non ens-Schrift: Non ens chimicum, Mercurius metallorum et mineralium (Jena 1670), und unterstellt sie seinem Urtheile (Censorem te praesta heisst's in der Dedication).

Und was uns noch am besten bei diesem Rolfink gefällt, ist folgendes. Er sagt, Chimia in artis formam redacta, Lib. 1., Cap. 4: Nemo obligatus est tamen, arcana sua omnia propalare in vulgus: nec illi, qui quaedam secreta sibi servat, avaritiae, ambitionis, gloriae captationis, invidiaeve crimen justo titulo imputari debet. Multo minus magistratus publicationis necessitatem imponere illi jure potest. Vetus est dictum, medicamentum prostitutione vilescere. Niemand ist indessen verpflichtet, alle seine Arcana den Leuten offen darzulegen, und man kann billiger Weise nicht dem Habsucht, Ehrgeiz, Ruhmsucht, Neid vorwerfen, der etliche Geheimnisse für sich behält. Noch viel weniger darf die Behörde einen solchen Mann mit Recht zur Publication zwingen. Es ist ein alter Spruch: Durch Preisgeben verliert ein Heilmittel." . Merkst du, lieber Leser, woher der Wind bläst? Dieser Rolfink will mit manchen seiner Mittel noch geheim thun. Er will's den Alchemisten nachthun, die ihre Arcana geheim halten! Nicht zu glauben, ohne es gelesen zu haben!

Alchemistische Schriftsteller der vierten Abendländischen Periode.

Indem nach Libavius der Bereich der Alchemie ein sehr grosser wird, handelt es sich in der vierten Abendländischen Periode um eine grosse Reihe „alchemistischer Schriften." Wir tragen nur denen von ihnen Rechnung, welche sich mit der Alchemie im engeren Sinne, im alten Sinne, befassen, oder ihr näher stehen. Damit hängt es denn auch zusammen, dass wir auf die Chemiker im neueren Sinne von Boerhave an nicht weiter reflectiren. Zugleich fassen wir auch einzelne solcher Schrifsteller in's Auge, welche, ohne gerade Alchemisten zu sein, eine indirecte hervorstechende Relation zur Alchemie haben. Wir heben folgende hervor:

Schriftsteller des 1. Viertels des 17. Jahrhunderts. Libavius. S. früher.

Theobald van Hoghelande. Hauptschrift: De artis alchymicae difficultatibus, deque ratione imposturarum devitandarum.

David Lagneus (Lagneau). Schrift: Harmonia seu consensus philosophorum chemicorum.

Lazarus Zetzner. Er veranstaltete eine Sammlung alchemistischer Abhandlungen unter dem Titel: Theatrum chemicum

Oswald Croll. Schrift: Basilica chymica.

Johann Beguin. Schrift: Tyrocinium chymicum. Schriftsteller des 2. Viertels des 17. Jahrhunderts. Peter Johann Fabre. Schrift: Manuscriptum ad Holsatiae ducem, res Alchymicorum obscuras extraordinaria perspicuitate explanans; und anderes.

Johann Baptist van Helmont. Siehe dessen Opera omnia.

Johann Schroeder. Schrift: Thesaurus pharmacol. Philaletha (Pseudonym). Schriften: Introitus apertus ad occlusum regis palatium. Tractatus de metallorum metamorphosi; und andere.

Schriftsteller des 3. Viertels des 17. Jahrhunderts. Johann Rudolph Glauber. Schriften: Pharma

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Ludovicus de Comitibus (Conti). Schriften: Tractatus de liquore Alcahest et Lapide philosophorum, item de Sale volatili Tartari etc. Metallorum ac metallicorum naturae operum ex orthophysicis elementis recens elucidatio.

Johann Joachim Becher. Schriften: Oedipus chymicus. Physica subterranea; und andere.

Olaus Borrichius. Schriften: De ortu et progressu Chemiae dissertatio. Hermetis, Aegyptiorum et Chemicorum sapientia, ab Herm. Conringii animadversionibus vindicata. Conspectus scriptorum Chemicorum celebriorum. Das letztere Werk erschien erst nach seinem Tode..

Claudius Germain. Schrift: Icon philosophiae occultae sive vera methodus componendi magnum philosophorum antiquorum Lapidem.

Daniel Georg Morhof. Schrift: De metallorum transmutatione ad virum nobilissimum Joëlem Langelottum epistola.

Robert Boyle. Schrift: Chymista scepticus, vel dubia et paradoxa chymico-physica circa Spagyricorum principia, vulgo dicta hypostatica, prout proponi et propugnari solent a turba Alchymistarum; und anderes. Schriftsteller des 4. Viertels des 17. Jahrhunderts. Nicolas Lemery. Schrift: Cours de Chymie. Johann Kunkel. Schriften: Nützliche Observationes u. S. W. Chymische Anmerkungen u. s. w.; und andere. Sein Collegium physico-chymicum experimentale oder Laboratorium chymicum u. 8. W. erschien erst nach

seinem Tode.

Pantaleon (Gassmann). Schriften: Bifolium metallicum etc. Tumulus Hermetis etc. Examen alchemi. sticum etc. Disceptatio de Lapide philosophico etc. (wahrscheinlich von ihm.) Edmund Dickinson, Schrift: Schreiben an Herrn Theodor Mundan von der Goldkunst oder Quintessenz der Filosofen (so ist der Titel der Deutschen Uebersetzung von Schröder).

Theodor Mundan. Schrift: Antwort auf vorhergehendes (des Dickinson) Schreiben (so ist der Titel der Deutschen Uebersetzung von Schröder).

Schriftsteller des 1. Viertels des 18. Jahrhunderts. Georg Ernst Stahl. Schriften: Observationes chymico-medico-physicae. Von seinen Zuhörern wurden herausgegeben: Fundamenta chymico-pharmaceutica; Fundamenta Chymiae dogmaticae et rationalis; Chymia rationalis et experimentalis, u. s. w.

Jo. Jacobus Mangetus (Manget) gab unter dem Titel: Bibliotheca chemica curiosa etc. eine Sammlung alchemistischer Abhandlungen heraus.

Friedrich Roth-Scholz gab ein Deutsches Theatrum chemicum und eine Bibliotheca chemica heraus.

Schriftsteller des 2. Viertels des 18. Jahrhunderts. Hermann Boer have. Hauptschrift: Elementa Chemiae, quae annivarsario labore docuit in publicis privatisque scholis.

Jean Mauguin de Richebourg gab eine Bibliothèque des philosophes chimiques heraus. (Kennen wir nicht.)

Nicolas Lenglet du Fresnoy. Schrift: Histoire de la philosophie hermétique. (Kennen wir nicht.) Schriftsteller des 3. Viertels des 18. Jahrhunderts. Friedr. Joseph Wilhelm Schröder. Schrift: Neue alchymistische Bibliothek und: Neue Sammlung der Bibliothek.

Schriftsteller des 2. Viertels des 19. Jahrhunderts. Carl Christoph Schmieder. Er gab eine Geschichte der Alchemie heraus, in der er Alchemie als Goldmacherkunst nimmt.

Rademacher.

Joh. Gottfried Rademacher, Arzt zu Goch im Herzogthum Cleve, trat im Jahre 1841 mit einem Buche hervor, welches den Titel führt: Rechtfertigung der von den Gelehrten misskannten, verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekünstigen Geheimärzte, und treue Mit

theilung des Ergebnisses einer 25jährigen Erprobung dieser Lehre am Krankenbette. In diesem Buche bringt er uns eine Heillehre, ein Heilsystem, dessen Grundsäulen auf ff. beruhen. Man soll sich auf der einen Seite die Krankheiten eintheilen in Allgemein - Krankheiten des Körpers und Organ-Krankheiten, und auf der anderen Seite soll man sich die Heilmittel eintheilen in solche, welche auf den Körper im Allgemeinen, und solche, welche auf die Organe des Körpers wirken. Handelt es sich nun um eine Allgemein-Krankheit des Körpers, so soll man ein Allgemein-Heilmittel anwenden, handelt es sich um eine Organ-Krankheit, so soll man ein Organ-Heilmittel anwenden. Dieses System nennt er die verstandesrechte Erfahrungsheillehre, und nimmt an, es handele sich bei den Alchemisten oder den alten scheidekünstigen Geheimärzten, wie er sie nennt, nicht darum, dass sie die Arcana am Krankenbette anwandten, sondern darum, dass sie der verstandesrechten Erfahrungsheillehre" huldigten. Wie er zu dieser Aufstellung kommt, dafür bleibt er uns die Darlegung schuldig, doch ist es für den, der au courant der Alchemie ist, nicht schwer, ff. zwischen den Zeilen zu lesen.

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Wie er uns im 1. Abschnitt des 4. Capitels seines Buches mittheilt, findet Rademacher sich bewogen (zuerst 1814), das Natron nitricum, welches sich damals nicht in der Apotheke befand, anzuwenden. Er ist erstaunt über die hohe Wirkungskraft des Mittels, und kommt auf die Idee, er habe ein Arcanum der Alchemisten entdeckt. Diese Idee war gewiss eine richtige. Nun fasste er den Plan, auch den übrigen Arcanis nachzuforschen. Der Plan war gut, seine Ausführung aber gelang Rademacher nicht. Er liess sich durch die 3 Principien: Sal, Sulphur, Mercur düpiren. An ihrer Hand nahm er an, es gäbe 3 Arcana. Im Natron nitricum, dachte er, hast du den Sal, bliebe dir also nichts anders übrig, als dem Sulphur und Mercur nachzuforschen. Nun lehnte er daran, dass der Lapis philos. Sulphur und Mercur, und machte sich den Abzug, wenn du den Lapis philos. hast, so hast du die beiden dir fehlenden Arcana. Der Lapis philos. führte ihn auf das Akrostichon: Visitabis Interiora Terrae, Rectificando Invenies Optatum Lapidem, Veram Medicinam, welches wir in dem Abschnitte „Das Quecksilber als Ens universale" haben kennen lernen. Anlehnend an dies Akrostichon dachte er nun, der Lapis philos. ist Vitriol, der Vitriol giebt dir also die beiden Arcana, welche dir fehlen, an die Hand. Den Vitriol zersplitterte er sich dann weiter in Eisenvitriol und Kupfervitriol, kam so Ferrum und Cuprum, und constituirte sich die ArcanenDrei: Natron nitricum, Ferrum, Cuprum. Mit dem Ferrnm hatte er einen richtigen Treffer gezogen denn

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wie wir wissen, ist ja Eisen in der That ein Arcanum mit dem Cuprum nicht. Nun fange aber einer mit 3 Arcanis, von denen das eine noch obendrein falsch ist, am Krankenbette etwas an! Das Wunderwerk wird Keiner zu Stande bringen, und so blieb auch Rademacher stecken. Um sich hier nun herauszuarbeiten, warf er sich der oben erwähnten Lehre von Allgemein- und Organ-Heilmitteln in die Arme. Zu den Universal-Heilmitteln kam er auf die Weise, dass die Arcana auch Remedia universalia heissen. Ein Remedium universale, sagte er sich nun, ist ein Mittel, welches auf die Universalität des Körpers wirkt, also Arcanum ist ein Mittel, welches auf die Universalität des Körpers wirkt. Indem er aber mit diesen Mitteln nicht auskam, calculirte er weiter, wenn es Remedia universalia giebt, so muss es auch Remedia specialia geben, und diese Remedia specialia fasste er dann als Organ-Heilmittel. Den Körper alsdann dem Medicament gegenüberstellend, theilte er sich die Krankheiten in Morbi universales und Morbi speciales s. organorum corporis und so ist das System da.

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Mich für meine Person hat Rademacher sehr in die Irre geleitet. Nämlich die ersten der grossen Mittel, welche ich entdeckte, waren Natron nitricum und Ferrum. Weil diese nun zwei der Rademacherschen Allgemein - Mittel deckten, so glaubte ich einerseits, in dem dritten Rademacherschen Allgemein-Mittel, dem Kupfer, ein drittes jener grossen Mittel annehmen zu dürfen, glaubte andererseits annehmen zu dürfen, es gäbe überhaupt nur drei Arcana. Es war das natürlich ein grosser Irrthum, und es bedurfte einer nicht kurzen Zeit, mich aus diesem fatalen Missgriff herauszuarbeiten. Das waren die Rosen, welche auf den Anfang meiner Bahn, die Arcana wieder zu entdecken, gestreut waren! Ich bin indessen weit davon entfernt, Rademacher in Bezug auf meinen Missgriff zu graviren. In solchen Fällen, so denke ich, trifft nicht den der Tadel, der irre führt, sondern den, der sich irre führen lässt. Ja noch mehr, ich gestehe es offen, dass Rademacher ein Mann ist, den ich hochachte. Zu Rademachers Zeit dachte kein Mensch mehr daran, dass es Arcana in der Welt gäbe, und er ist es, der doch einmal wieder die Idee der Existenz jener grossartigen Mittel, jener Remedia divina erfasste. Und selbst diese Idee ist eine grosse!

Druck von F. Krüger in Bonn.

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