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sichtig und ohne ein Corpus. Die Gestalt wird nun iglich mit dem Arcano sanguinis humani gespeiset und rnährt, das ist, die Bildung des Hydrarg. oxyd. rubr. eht nun ihren weiteren Weg. In 40 Wochen ist der bertige Homunculus da, denn das ist die Zeit der Schwangerdehaft. Kleiner ist das Kind als andere Kinder, weil die на fanze Sache auf einen Vergleich des Lapis philos. mit inem Kinde hinauskommt. Darum muss das Kind als Kind in den Vordergrund gedrängt werden, und wir eralten auf die Weise eben eln Kind, welches recht eigentich ein Kind ist, das ist, kleiner als andere Kinder. Das Kind soll mit grossem Fleiss und grosser Sorgfalt aufgeogen werden; das ist, pflege dein Hydrarg. oxyd. rubr. and halte es hoch in Ehren. Das Hydrarg. oxyd. rubr., ler Lapis philos., dieses Kindlein wächst nun zu einem Riesen heran, die Rolle des Quecksilber-Kindes wird amgewandelt zu der eines Quecksilber-Riesen. Im Riesen aaben wir aber blos die materielle Körperkraft, nicht die Geisteskraft, denn wie die Sage erzählt, sollen Riesen oft sehr dumm sein. Darum wird dem Quecksilber-Riesen der Quecksilber-Zwerg zur Seite gestellt. Die Zwerge sind Inämlich recht kluge, schlaue Männlein, und was der Riese mit dem Körper bezwingt, das bezwingt das Zwerglein mit dem Geiste. An die Schlauheit der Zwerge reihen sich daher auch die grossen Wunderleute an, die grossen und gewaltigen Sieg wider ihre Feinde haben, und alle verborgene Dinge wissen. Bei dem Sprung vom Kind zum Riesen, zum Zwerg, zum Wundermann ist es übrigens auch auf den Alchemisten abgesehen, der an Wissen und Können der Riese, der Hellsehende am Krankenbett ist und mehr weiss und kann, als Andere. In der Stelle „durch Kunst bekommen sie ihr Leben u. s. w." trist es auf das Quecksilber als Mercur. vivus, als Körper, Fleisch, Bein, Blut abgesehen. Beim Aufwachsen wie eine Rose oder sonstige Blume ist es auf das Quecksilber als Blume abgesehen, bei den Kindern der Waldgötter und Nymphen auf das Quecksilber als Spiritus, Geister.

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Wenn der Homunculus zwar auch von Paracelsus herstammt, so reicht die Quintessenz der Sache doch bereits in die erste Abendländische Periode hinein. Das liegt auch nahe, da sie der Fermentations- Interpretation der Tab. smar. so nahe liegt. Halten wir uns nämlich an diese, so haben wir dort in der 4. Rubrik folgendes: Sperma virile und Ei werden zusammengebracht, es tritt ein Gährungsprocess ein, der Leib des Weibes geht in die Höhe, er sinkt wieder: et recipit vim superiorum et inferiorum, und das Sperma wird zum Lapis philos. als Ferment, so haben wir dort interpretirt. Man kann aber auch sagen, gerade das descendere des Leibes ist das, woran sich das recipere vim superiorum et inferiorum knüpft. Da nun auf Grund des descendere die Geburt des Kindes vor sich geht, so erhält das Sperma die vis des Kindes, indem es die vis superiorum et inferiorum erhält. Ueberträgt man das nun auf das Quecksilber, so hat man Sperma und Ovum als Quecksilber, die Putrefaction geht vor sich, und das Product ist: Hydrargyr. oxyd. rubr. oder Quecksilber überhaupt als Kind. Zugleich liegt es alsdann nahe, das Gefäss, in welchem die Putrefaction, die Gährung, vor sich geht, als Uterus zu fassen. Derartige Calculationen liegen um so näher, als man ja in anderer Auffassung der Stelle: Pater omnis telesmi totius mundi est hic, virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram, von vorn herein das Kind hat. Denn die vis eines Vaters wird eine integra, wenn sie, die vis, oder er, der Vater einen Sohn erhält. Bei dem pater omnis telesmi haben wir also das Quecksilber als Vater, und bei der terra in quam vertitur, das Kind Quecksilber. Wie sehr die Abendländer der ersten Periode bereits das Quecksilber als Kind, und in specie als Kind im Mutterleibe in den Vordergrund schoben, dafür dient die Turba philosophorum als Beleg. Dort heisst es, Sermo 16. (Socrates): Accendite ergo super ipsum, quousque fiat lapis mundus et nummosus et albissimus, terite ergo ipsum rore et sole, et aqua maris et pluviae XXI diebus, X diebus salsa, X vero diebus dulci aqua, et invenietis ipsum nmmoso lapidi simile. „Behandelt es also (Plumbum, das Blei) mit Feuer, bis es ein reiner, Nummus-artiger (Quecksilber als Nummus), sehr weisser Lapis wird, reibt diesen dann mit Thau und Sonnenlicht, Meer- und Re

gen-Wasser: 21 Tage, mit Salzwasser: 10 Tage, mit süssem Wasser: 10 Tage, und ihr werdet es dem Lapis nummosus ähnlich finden." Die Addition der 21, 10 und 10 Tage ergiebt hier die Tageszahl 41. Bei der 41 ist aber nicht 41, sondern 40 gemeint. Vielleicht handelt es sich nämlich bei der 21, die eigentlich eine 20 sein sollte, blos einfach um einen Druckfehler; wenn das aber nicht ist, so soll durch die 41 statt der 40 die Sache etwas versteckter gebracht werden. Die 40 Tage nun repräsentiren nicht 40 Tage, sondern 40 Wochen. Diese aher zielen auf die 40 Wochen der Schwangerschaft, und damit haben wir denn das Quecksilber als Kind und in specie als Kind im Mutterleibe.

Die 40 Tage, nach denen sich, nach der Lehre derAbendländischen Alchemisten das Caput corvi zeigt, zielen auch auf die 40 Wochen der Schwangerschaft und damit auf das Quecksilber als Kind und in in specie als Kind im Mutterleibe. Sie reihen sich an die vorhin citirte Stelle aus der Turba pdilosophorum, und sind ebenfalls lange vor Paracelsus da.

Wir sehen also, dass der Paracelsische Homunculus längst vorbereitet ist.

Die Lehre von der Palingenesie,

das ist die Lehre von dem Auferstehen der Vegetabilien aus ihrer Asche.

In Bezug auf sie sagt Paracelsus ff. Die Resuscitation und Restauration des Holzes ist schwer, aber nicht unmöglich. Man kann sie derartig bewerkstelligen, dass man die Asche von verbranntem Holze in ein Kukurbit giebt, und mit Resina, Liquor, Oleität desselben Baumes oder Holzes versetzt Das giebt eine mucilaginische Ma

terie, und in ihr hat man die 3 Principien: Sal, Sulphur, Mercur. Hat man nun so die 3 Principien bei einander, so setzt man sie in einen Venter equinus und lässt sie putreficiren. Dann vergräbt man die Masse oder schüttet sie in die Erde, und wird sehen, wie ein junger Baum oder ein junges Holz daraus hervorwächst, welches viel kräftiger und edeler ist in aller seiner Substanz, als das erste Holz.

Nun das reiht sich einfach mit einigen Modificationen an die Pflanzen-Interpretation der Tab. smar. in der 4. Rubrik. Der pater telesmi, die Pflanze, vertitur in terram, wird in Asche verwandelt. Das Separabis terram ab igne, subtile a spisso wird an die Putrefaction gelehnt Weil aber Asche an für sich nicht putreficirt, so werden Zusätze gemacht. Nun hat ein ascendere und descendere statt, und das Product derselben ist, dass die Asche recipit vim superiorum et inferiorum, zum Herrn der Schöpfung auf dem ihr zukommenden Terrain wird, das ist, zu einer edleren Pflanze wird, als sie es vor ihrer Einäscherung gewesen. Die Kraft dazu hat sie auf Grund des ascendere und descendere erhalten, indem der Geist der verbrannten Pflanze sich zum Himmel aufgeschwungen, dort sich neue Kraft geholt hat, und nun in die Asche belebend zurückgekehrt ist.

Dass Schlauköpfe auf Grund der Paracelsischen res mysticae experimentirten, Basilisken und Homunculi fabricirten, Pflanzen aus Asche hervorkeimen liessen, und andere derartige Künste trieben, die diesen an der Hand der Mystificationen, wie Paracelsus sie auftischt, ganz ebenbürtig sind das geht die Narren an, die sich damit düpiren liessen.

Wie die Schulärzte gegen die Arcana zu Felde zogen.

Die Schulärzte waren nie Freunde der alchemistischen Aerzte. Wir haben bereits bei den Indern derartiges kennen lernen, wir haben bei den Alexandrinern gesehen, wie der Autor der ersten Redaction der Tab. smar. die Schulärzte in nicht sehr schmeichelhafter Weise in den 19. Psalm bringt („Bewahre auch deinen Knecht vor den Stolzen, dass sie nicht über mich herrschen, so werde ich ohne Wandel sein, und unschuldig bleiben grosser Missethat"). Das hätte der Mann nicht gethan, wenn nicht triftige Gründe ihn dazu getrieben hätten. Die Lorbeeren der alchemistischen Aerzte am Krankenbette liessen die neidischen Schulärzte nicht schlafen, der Neid verzehrte sie, dass sie das nicht konnten, was die Alchemisten wohl konnten. Namentlich stieg bei den Abendländern Hass,

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Neid, Verfolgungssucht der Schulärzte gegen die Alchemisten zu einer traurigen Höhe, und wahrlich nicht ohne die triftigsten Gründe geräth der sonst harmlose Basilius Valentinus da, wo er auf dieses Thema kommt, in bissigen Eifer, vom aufbrausenden Paracelsus gar nicht zu reden.

Wir haben bereits beim Basilius Valentinus darauf hiugewiesen, dass die Schulärzte sich in ihrem Neid gegen die Alchemisten dahin verstiegen, dass sie die Arcana als Gift-Mittel verschrieen, dass sie also dem Publicum gegenüber sagten, hütet euch vor diesen alchemistischen Aerzten, statt am Krankenbette auf euere Heilung bedacht zu sein, gehen sie damit um, euch zu vergiften. Auf die Weise beuteten sie die Lehre der Alchemisten aus, dass der Lapis philos. als Venenum aufgefasst wurde. Am schlimmsten mussten diese Abscheulichkeit die armen Juden ausbaden. Die Juden haben sich stets mit Vorliebe auf die Medicin gelegt, und indem sie es thaten, dahin gestrebt, dass sie es zu einer Tüchtigkeit in ihrem Berufe brächten. Es ist daher leicht zu erklären, dass gerade die Jüdischen Mediciner sich während der Blüthe der Maurisch-Spanischen Universitäten nach Spanien begaben, und dort ihre Studien absolvirten. Da sie nun bei der Gelegenheit die Alchemie kennen lernten, so stellte sich bald zwischen Jüdischen und Christlichen Aerzten die Sachlage derartig, dass verhältnissmässig auf Seiten der ersteren die alchemistische Richtung mehr vertreten war, als auf Seiten der letzteren. Auf die Weise war denn der Anhaltspunct gegeben, dass der Hass gegen die Alchemie zu einem Hasse gegen die Juden transformirt wurde. Indem die Alchemisten Giftmischer waren, waren die Juden Giftmischer. Sie erhielten das Gift von diesem oder jenem ihrer GlauSo bensgenossen, welcher ein alchemistischer Arzt war. trat denn die schreckliche Anklage hervor, die Juden vergifteten die Brunnen, und wo nun eine verheerende Epidemie auftrat, wie das bei den aller Medicinal - Polizei hohnsprechenden Einrichtungen des Mittelalters schmutzige Strassen, finstere Wolmungen, mangelhafte Kloaken, Begraben der Leichen in den Kirchen u. s. w. nur zu häufig statt hatte, da hatten die Juden die Brunnen vergiftet.

enge

In seiner Abhandlung: Der schwarze Tod der Jahre 1348-1350 spricht K. Sprengel (Beiträge zur Ge schichte der Medicin. Erster Band, erstes Stück. Halle 1794.) folgendermassen:

P. 101. „Eine sehr schreckliche Wirkung der VolksVorurtheile bei Gelegenheit dieser Seuche möchte ich lieber der Nacht der Vergessenheit übergeben, als sie zur Schande der Menschheit an's Tageslicht bringen, wenn es nicht die Treue des Geschichtsschreibers nothwendig machte, auch diese traurige Wirkung der finstersten Barbarei zu entwickeln. Ich rede von der allgemeinen Verfolgung der Juden in den Jahren 1349 und 1350, wozu das gemeine Volk durch den Verdacht genöthigt wurde, dass die Ursache der Pest in der Vergiftung der Brunnen liege, welche die Juden auf Befehl ihrer Rabbinen vorgenommen hätten. Durch einen grossen Theil von Europa, wenigstens in Deutschland und Frankreich, war es allgemein als eine gewisse Wahrheit verbreitet worden, dass alle Juden ohne Ausnahme Theil an diesem Verbrechen genommen hätten. Das einzige Litthauen blieb ihr sicherer Zufluchtsort, den ihnen eine Jüdin Esther, in die sich Casimir der Grosse verliebt hatte, verschaffte. Sonst wurden sie in den meisten übrigen Ländern gemartert, lebendig verbrannt, alle ihre Güter eingezogen, und ihre Häuser zerstört. Man verfuhr hierbei mit einer Unmenschlichkeit, wovon die Geschichte wirklich arm an Beispielen ist: und die Furcht vor der Vergiftung des Brunnenwassers war so allgemein, dass man an vielen Orten blos Regen- und FlussWasser trank." U. s. w.

P. 106. heisst's: Eine alte Chronik sagt, man wollte sich ihrer Reichthümer bemächtigen, und ihre Häuser sich zueignen, und wenn dies nicht die Fürsten thaten, so that es der Pöbel. Die Juden wussten dies, und geriethen dadurch in solche Verzweiflung, dass sie sich zu Hunderten, mit Weib und Kindern und allen Habseligkeiten, in ihre Häuser und Synagogen einsperrten, und sie sich über den Köpfen anzündeten.

In Basel war eine Empörung des Volks gegen den Magistrat die Folge von der Weigerung des letztern, die

Juden zu misshandeln und zu verbrennen. Das Volk zwang seine Obrigkeit, wider ihren Willen (?) unmenschlich zu sein. Es wurde ein eigenes hölzernes Haus am Rhein gebaut, worin die Juden am Freitag nach Hilarii 1349 zusammengetrieben und zu Asche verbrannt wurden. Ebenso ging es ihnen in Ulm, Augsburg, Bamberg und an unzähligen andern Orten." P. 108. wird erzählt, dass in Strassburg 2000 Juden verbrannt wurden. P. 110, dass zu Kyburg 430 Juden verbrannt wurden. Auf derselben Seite heisst's: „In Mainz hatten sich die Juden zur Wehr gesetzt, und es waren bei 200 Christen in einem Gefecht geblieben. Daher war hier ihre Strafe desto schrecklicher. Zwölf Tausend Juden wurden verbrannt, und von der Hitze des nahen erschrecklichen Feuers schmolz das Blei an den Fensterscheiben der Stiftskirche."

Sprengel scheint auch nicht den Schatten einer Idee davon zu haben, wo denn der verruchte, verrückte Glaube herkam, die Juden vergifteten die Brunnen, wo die verruchte, verrückte Idee herkam, Juden und Gift in eine Relation zu bringen. Dankt's den Schulärzten, ihr armen Juden!

Ein Schandfleck der Menschheit, der sich an den vorigen reiht, ist die verruchte Mittelalterliche Anklage gegen die Juden, sie schlachteten Christenkinder, um deren Blut zu erhalten, mit dem sie Osterkuchen büken, oder was sie sonst damit thun sollten. Auf Grund solcher verrückten, verruchten Anklage wurden nicht weniger, vielleicht noch mehr Juden verbrannt und abgeschlachtet, als auf Grund der Anklage der Brunnenvergiftung. In einem romantischen Bruchstück von H. Heine „Der Rabbi von Bacharach sitzt eine Jüdische Familie bei der Osterfeier, und es treten zwei fremde Männer herein. Sie setzen sich, und im Laufe der Feier prakticiren sie die Leiche eines Kindes unter den Tisch, welche sie unter dem Mantel versteckt gehabt. Der Rabbi merkt, was geschehen. durchschaut, dass es sich hier um nichts anders handelt, als einen Thatbestand für die Tödtung eines Christenkin des zu schaffen, und damit die Einleitung zu einem Mordund Metzger-Zug gegen die Juden zu treffen, und macht sich unbemerkt mit seiner Frau aus dem Staube. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine wahre Begebenheit, deren Geschichte sich in einer Jüdischen Familie fortgepflanzt hat, und von der sie Heine erfahren. Wenn wir nicht irren, hat sich noch im vorigen Jahrhundert Mendelssohn gemüssigt gesehen, eine Abhandlung zu schreiben, in der er das Wahnwitzige der Annahme, die Juden schlachteten Christenkinder, darlegt. Nun, ihr armen Juden, dankt das auch den Schulärzten. Bei der Brunnenvergiftung musste der Lapis philos. als Venenum herhalten, bei dem Blute Christlicher Kinder der Lapis als Infans (späterer Homunculus des Paracelsus) und der Lapis als Sanguis. Es war den Schulärzten zu kleinlich, über einen einzelnen „Collegen" herzufallen, lieber stachelten sie gleich das umme Volk gegen die gesammte Judenschaft auf, das in's Auge fassend, dass dieses geneigt ist, das, was den einzelnen Juden angeht, auf die Gesammtheit der Juden zu übertragen.

Und nun, ihr Herren, habt ihr Angesichts solcher Dinge noch den Muth, gegen die beiden Eiferer Basilius Valentinus und Theophrastus Paracelsus zu Felde zu ziehen?

Nachdem Paracelsus seine Thätigkeit als Lehrer sehr energisch entfaltet, war das Geheimniss der Alchemie ein ziemlich offenkundiges geworden. In der zweiten Hälfte des 16. und zu Anfange des 17. Jahrhunderts kannten viele Aerzte die Arcana. Diese Wissenden waren den gelehrten Herren von Paris ein Dorn im Auge, Mord- und Metzger-Züge gegen die Christenheit auf Grund von Brunnenvergiftung und Kinderschlächterei liessen sich nicht wohl in Scene setzen, und so wurde denn ein anderes Manoeuvre ausgeheckt. Das Parlament von Paris verbot 1566 den Gebrauch des Antimons und seiner Präparate. Mit dem Antimon war es auf den P. solaris abgesehen. Dass nicht dieser, sondern das Antimon dem Banne unterlag, liegt einfach darin, dass die gelehrten Herren wohl wissen mochten (?), dass der P. solaris Quecksilber enthalte, nicht aber wussten, um welches Quecksilberpräparat es sich eigentlich handele. Vielleicht wussten sie auch nur ganz im Allgemeinen, dass die Pp. solares Antimon enthielten, nicht aber, dass es sich in specie um Sulphur aurat. und Sti

bium nigrum handelte, daher auch das generelle Verbot des Antimons überhaupt. Mit dem Verbot des Antimons allein aber statt des vollständigen P. solaris erreichten sie vollkommen ihren Zweck. Denn, war einmal das Antimon verboten, so war damit auch der P. solaris verboten, fiel das erstere, so musste der letztere mit fallen. Dass die Herren nun aber gerade den P. solaris verboten, und nicht irgend ein anderes Arcanum, das zeigt uns, dass zu jener Zeit Krankheiten häufig waren, die den Gebrauch des P. solaris erheischten. Die Artung der um 1566 vorkommenden Krankheiten bewirkte, dass den Herren gerade der P. solaris ein Dorn im Auge war. Wo sie am Krankenbette stecken blieben, und nun ein herankommender Alchemist das leicht curirte, woran sie sich vergebens abgemüht hatten, da ergab es sich beim Nachsehen durchschnittlich, dass das Nichtkennen gerade jener „elenden" Pulver die Ursache ihrer Blamage gewesen. Darum einfacher, kurzer Process: Verbieten jener Pulver! Zugleich dachten nun jene gelehrten Herren, die Krankheiten bleiben immer dieselben. Klappern, dachten sie, gehört einmal zum Handwerk, und so wird es auch bei diesen Alchemisten sein. Sprechen die da von einer Reihe von Arcanis, die sie besitzen wollen, das ist eitel Geklapper. Ihre ganze Kunst dreht sich um den P. solaris. Schneiden wir ihnen den P. solaris ab, so hat's mit den Arcanis ein Ende. Die konnten sich nicht vorstellen, dass es morgen anders sein könnte, als heute. Die konnten sich nicht denken, dass die Krankheiten sich anders gestalten könnten, und wenn sie sich anders gestalteten, dass sie dann durch irgend ein anderes Arcanum gerade so auf's Trockne gesetzt werden würden, wie zur Zeit durch den P. solaris. Und indem sie es sich nicht denken konnten, lullten sie sich in den Wollust - Traum, mit dem Verbot des Antimons die ganze Alchemie in Grund und Boden gebohrt zu haben. Und es ereignete sich, wie das unausbleiblich war, dass die Krankheiten eine andere Gestalt annahmen, es ereignete sich, dass die Krankheiten, welche zu ihrer Heilung den P. solaris erforderten, in den Hintergrund traten, und an ihre Stelle sich solche Krankheiten drängten, welche zu ihrer Heilung eines oder mehrerer anderer Arcana bedurften. Nun, da hatten die gelehrten Herren die Bescherung! Sie waren mit ihrem AntimonVerbot auf dem Trocknen. Und was thaten sie nun? Sie machten kurzen Process, und verboten alle Arcana! Als handlangender Büttel bei diesem Thun hat sich Riolanus ein monumentum aere perennius gesetzt. Diesem Riolanus, der sich nicht entblödete, die Arcana zu einem Werk des Teufels zu stempeln, hat Libavius nicht übel heimgeleuchtet in seinem: Prooemium commentarii Alchymiae ipsiusque artis apologeticum, in quo examinatur Censura scholae Parisiensis per Joannem Riolanum de Alchymia, annis 1603, 1604 edita. O, ihr traurigen Zeiten rufen wir aus, in denen die Sudeleien eines Riolanus noch einer Widerlegung bedurften!

Und nun, lieber Leser, erinnere dich der Worte des Paracelsus: Mir nach, und nicht ich euch nach, ihr von Paris, ihr von Montpellier, ihr von Schwaben, ihr von Meissen u. s. w. Seht, der setzte Paris voran in seinem Aufruf, der kannte seine Pappenheimer. Dass die von Montpellier der Pariser Fahne, auf welche mit Scheiterhaufen Flammenschrift Riolanus geschrieben war, nachmussten, versteht sich von selbst in erster Reihe. In zweiter Reihe aber versteht es sich von selbst, dass, der Französischen Mode folgend, die von Schwaben, die von Meissen, die von Cöln, die von Wien, und was an der Donau und dem Rheinstrom liegt u. s. w. nachgehinkt kamen. Da wurde freilich die Sache nicht mit Pariser Eclat in Scene gesetzt, da wurden die Arcana im Stillen abgemurkst“. Den alchemistischen Arzt Turquet de Mayerne erklärte die medicinische Facultät von Paris für unwürdig, die Heilkunst auszuüben. Dies Factum prangt mit hervorragenden Lettern in der Geschichte der Alchemie. Welche raffinirte Quälereien aber anderorts im Stillen aufgewandt sein mögen, einem alchemistischen Arzte, der einem hervorragenden" Schularzte im Wege stand, sein Dasein zu verleiden davon schweigt die Geschichte.

Wie abgefeimt dem Laien gegenüber die Arcana verketzert wurden, darüber möge uns eine Stelle bei Shakes

peare belehren. Es heisst King Henry IV., Part I., Act I., Scene III: for he made me mad,

To see him shine so brisk, and smell so sweet,
And talk so like a waiting-gentlewoman

Of guns, and drums, and wounds, (God save the mark!)
And telling me, the sovereign'st thing on earth
Was parmaceti, for an inward bruise;
And that it was great pity, sc it was,
That villainous saltpetre should be digg'd
Out of the bowels of the harmless earth,
Which many a good tall fellow had destroy'd
So cowardly.
mich macht' es toll,

Dass er so blank aussah und roch so süss,
Und wie ein Kammerfräulein von Kanonen,
Von Trommeln schwatzt und Wunden (Gotterbarms!)
Und sagte mir, für inn're Schäden komme
Nichts auf der Welt dem Spermaceti bei;
Und grosser Jammer sei es, ja fürwahr,
Dass man den bibischen Salpeter grabe
Aus der harmlosen Erde Eingeweiden,
Der manchen wackern, schlanken Kerl so feige
Gefällt."

(Schlegel).

„Saltpetre" ist Natron nitricum. Der tödtet die jungen Burschen nicht direct als "Gift", sondern cowardly, feig. Das ist so zu verstehen, dass er die Burschen feige macht, und durch ihre Feigheit unterliegen sie dann im Kampfe. Dieser Sinn stellt sich heraus durch die Parallele des saltpetre mit dem parmaceti, dem Spermacet. Der letztere ist nämlich nicht nur gut for an inward bruise, sondern die Hauptsache bei ihm ist, dass er den Geschlechtstrieb stimulirt (vergl. des Mich. Ettmüller Abhandlung über den Spermacet). Ganz das Gegentheil haben wir beim Salpeter. Der ist ein Antiphlogisticum, ein Mittel gegen die Hitze, und damit gegen die Geilheit, und da der, der geil ist, muthig ist, ein Gegenmittel gegen den Muth, ein feigmachendes Mittel. So liegt der Gegensatz zwischen Spermacet und Salpeter. Dass der Thatbestand, auf den der hier redende Hotspur fusst, dass die Abzüge, die er an ihn knüpft, rein weg erschwindelt sind, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Er plappert Worte im Sinne der Schulärzte, durch deren Verketzerungs- Manoeuvres gegen das Natron nitricum Shakespeare sich hat düpiren lassen.

Und nun genug von diesem unerquicklichen Thema! Alchemisten zwischen Paracelsus und Libavius, resp. deren Zeitgenossen.

Von ihnen erwähnen wir:

Dionysius Zacharias (Dénis Zachaire). Schrift: Opusculum philosophiae naturalis metallorum; kurz genannt: Opusculum chemicum.

Joh. Chrysippus Fanianus. Schrift: De jure artis Alchemiae, hoc est variorum autorum et praesertim jurisconsultorum judicia et responsa ad quaestionem: an Alchemia sit ars legitima?

Johann Dee. Seine Schriften sind zumeist magischen und astrologischen Inhaltes.

Justus a Balbian (Balbianus Flander). Der Herausgeber des Alanus. (1598).

Carolus a petra alba (Witestein). Schrift: Disceptatio philosophica de quinta chymicorum essentia. Gerardus Dorneus (Gerhard Dorn). Schriften: Hermetis trismegisti Tabula smaragdina cum expositionibus. - Clavis totius philosophiae chemisticae. De artificio supernaturali. Liber de naturae luce physica ex Genesi desumpta, in quo continetur: Physica Genesis, Physica Hermetis trismegisti, Physica Trithemii, Philosophia meditativa, Philosophia chemica. Congeries Paracelsicae Chemiae de transmutationibus metallorum; u. a.

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W. Chr. Kriegsmann. Schrift: Commentar zur Tabula smaragdina. (1657.)

ruHierauf müssen wir etwas näher eingehen.

In seiner Schrift: De metallorum transmutatione ad virum nobilissimum et amplissimum Joëlem Langelottum epistola, sagt Daniel Georg Morhof, Sect. 10.: Kriegsmannus illam (Tabulam smaragdinam) lingua Phoenicia

publicavit, sed unde illam habeat, si recte memini, non indicavit. „Kriegsmann hat sie (die Tab. smar.) in Phönicischer Sprache veröffentlicht, sagt aber nicht, wenn ich mich recht erinnere, woher er diese hat." Das lautet so, als wenn Kriegsmann eine Phönicische Tab. smar. herausgegeben hätte, und an Morhof anlehnend, haben das auch Manche gemeint. Ach nein, an so etwas ist nicht zu denken, vielmehr liegt die Sache ff. Da die Tab. smar. von einem Alexandrinischen Juden herrührt, so liegt die Ides nahe, neben dem Griechischen Urtexte habe auch ein Hebräischer existirt. Das legt es denn nahe, dass man sich die Tab. smar., wie wir sie in Lateinischer Sprache besitzen, einerseits in's Griechische zurückübersetzt, andererseits in's Hebräische überträgt. Die letzteren Idee hat Kriegsmann. Das heisst denn, Kriegsmann versucht's, die Tab. smar. in's Hebräische zu übertragen, und wird mit dem einen fertig, mit dem anderen nicht. In dem Commentar, den er zur Tab. smar. giebt, bespricht er seine Uebersetzungsversuche: das ist der nackte Thatbestand der Sache. Nun aber schwindelt Kriegsmann uns vor, die Tab. smar. sei ursprünglich Phönicisch geschrieben gewesen, die Lateinische Uebersetzung, die wir besitzen, sei demnach eine Uebersetzung aus dem Phönicischen. Die Lateinische und Phönicische Sprache lägen aber zu fern auseinander; man könne Lateinisch wohl die Phönicischen Worte wiedergeben, nicht aber den Phönicischen Sinn. Folge hiervon sei, dass wir in der Tab. smar., wie wir sie besitzen, mehr eine Zusammenstellung von Worten hätten, als den eigentlichen Sinn, welchen der Autor der Tab. smar. seinem Schriftstücke untergelegt hätte. Dieser Sinn käme erst heraus, wenn man sich die Sache vom Phönicischen Standpunet dächte. Nun seien ferner die Hebräische und Phönicische Sprache innig verwandt. Wüsste man daher, wie sich die Tab. smar. Hebräisch gestalte, so wisse man auch, wie sie sich Phönicisch gestalte. Kriegsmann nimmt nun an der Hand seiner Uebersetzungsversuche an, er wisse, wie sich die Tab. smar. Hebräisch gestalte, und damit habe er denn das Räthsel gelöst, wie sie sich Phönicisch gestalte, welches ihr wahrer Sinn sei. Dieser wahre Sinn sei in folgendem Wortlaut gegeben:

Verum est et ab omni mendaciorum involucro remotum. Quodcunque inferius est, simile est ejus quod est superius. Per hoc acquiruntur et perficiuntur mirabilia operis unius rei.

Quemadmodum etiam omnia ex uno fiunt per considerationem unius: ita omnia ex uno hoc facta sunt per conjunctionem.

Pater ejus est Sol, mater Luna, ventus in utero gestavit, nutrix ejus est terra.

Mater omnis perfectionis.

Potentia ejus perfecta est, si mutatur in terram. Terram ab igne separato, subtile et tenue a grosso et crasso, et quidem prudenter cum modestia ac sapientia.

In hoc a terra ascendit, in coelum hoc a terra, et a coelo rursus in terram descendit, et potentiam ac efficaciam superiorum et inferiorum recipit, hoc modo acquires gloriam totius mundi, propulsabis igitur tenebras omnes et coecitatem.

Haec enim fortitudo omni aliae fortitudini ac potentiae palmam praeripiens: omnia namque subtilia et crassa duraque penetrare ac subigere potest.

Hoc mundus hic conditus est.

Et hinc conjunctiones ejus mirabiles, et effectus mirandi; cum haee via sit, per quam haec mira efficiantur.

Et propter hoc Hermetis trismegisti nomine me appellarunt: cum habeam partes tres sapientiae et philosophiae universi mundi.

Consummatum est verbum meum, quod dixi de opere

solari.

Das ist nun das, was uns Kriegsmann bringt, indem er, wie Morhof sagt, Tabulam smaragdinam lingua Phoenicia publicavit. Und nachdem er es gebracht hat, giebt er sich noch nicht zufrieden, sondern bringt uns noch eine : Versio Latina Tabulae Hermeticae, Phoenicii contextus proprietatem conservans, eine Lateinische Uebersetzung der Tab. smar., welche die Eigenthümlichkeit des Phönicischen Textes beibehält, welche, indem sie eine Lateinische Uebersetzung ist, dennoch ein Phönicisches Gepräge trägt. Nun, wir denken, der Leser verliert nicht viel, wenn wir diese

Versio Latina nicht hierher setzen. Es ist das Schriftstück von vorhin ein bischen anders gedreht und gewendet. Lebrigens ist die Idee Kriegsmanns, uns noch ausser dem obigen Schriftstücke, das er die Vulgata Tabulae smaragdinae paraphrasis nennt, eine Versio Latina zu bringen, durchaus logisch. Er geht ja von der Prämisse aus, die Lateinische gewöhnliche Tab. smar., welche wir besitzen, sei nicht zutreffend, nun da liegt es nahe, dass er uns eine Lateinische Uebersetzung bringt, die zutreffender ist, und das ist seine Vulgata paraphrasis. Diese Vulgata paraphrasis soll nun aber ein Schriftstück sein, welches nicht in Lateinischem, sondern vielmehr in Phönicischem Sinne geschrieben ist; es steht eben auf dem Standpunct der Paraphrase, und nicht der Lateinischen Version. Nun da ist eine eigentliche Version in's Lateinische, gegenüber der gewöhnlichen Version wohl angebracht. So hat auch der Schwindel seine Logik.

Die Diversion, welche Kriegsmann derartig macht, dass er von Hebräischen Uebersetzungs-Versuchen auf's Phönicische springt, hängt damit zusammen, dass Plato und Jamblichus (Kritias, Vita Pythagorica) Juden und Phönicier confundiren. Der Phönicische Urtext - Schwindel ist das alchemistische Gewand, mit dem er das, was er bringt. umhüllt.

Vierte Abendländische Periode.

Libavius.

Andreas Libavius (Liebau), mit dem die vierte Abendländische Periode beginnt, wurde zu Halle in Sachsen geboren. Er starb als Director des Gymnasium zu Coburg. Als sein Sterbejahr wird 1616 angegeben. Aus einer Menge Schriften, die er herausgab, ist diejenige, welche unser Hauptaugenmerk auf sich zieht, seine „Alchymia" (Erste Ausgabe 1595).

Zu Anfange dieser Schrift giebt der Autor ff. Definition von Alchemie: Alchymia est ars perficiendi magisteria, et essentias puras e mistis, separato corpore, extrahendi. „Die Alchemie ist die Kunst, die Magisterien zu machen, und nach getrenntem Körper reine Essenzen aus gemischten auszuziehen."

Daran anknüpfend sagt er: Alchymiae partes sunt duae: Encheria et Chymia. „Die Alchemie hat zwei Theile: die Encheirese und die Chemie."

Encheria est prima pars Alchymiae, de operationum modis. Die Encheirese ist der erste Theil der Alchemie: über die Arten der Arbeiten."

Chymia est pars secunda Alchymiae, de speciebus chymicis conficiendis. „Die Chemie ist der zweite Theil der Alchemie Anfertigung der chemischen Präparate.“

Demgemäss zerfällt die ganze Schrift in zwei Theile Encheria und Chymia.

Der erste Theil, der also die Uebersicht Encheria führt, zerrällt in:

1) Ergalia. Ergalia est instrumentorum alchymicorum explicatio. Ergalia ist die Erklärung der alchemistischen Geräthschaften."

Unter diesem Rubrum werden alsdann die Capitel gebracht; De lutandis et obstruendis Vasis; De Ampullis; De Ollis et Catinis; De Fornacum dispositione; De Athannore (eine Art Ofen); De Furno reverberii ejusque speciebus; De Furnis catinorum cum subjecto foco; De Fornace anemia; De Fornacibus athenariis; De Fornacibus conjunctis; De Supellectili tumultuaria.

2) Pyronomia. P. est caloris ad suas operas adhibendi, ignisque regendi scientia. „Die Pyronomie ist die Kenntniss, die Wärme zu den betreffenden Arbeiten anzuwenden, und das Feuer zu regieren.

3) Die Regimina. Wir bekommen deren eine Unmasse präsentirt: Operationes proparasceuasticae et alias quovis modo encheiresi servientes; Fusio; Deliquium in aëre; Deliquium embapticum; Separatio, et nominatim ea, quae fit per ablationem; Seperatio per subductionem: ubi Filtratio; Clepsydria; Separatio per abscessum; Putrefactio; Resolutio per medicinam; Separatio per abscessum in dilutione; Calcinatio reverberii; Calcinatio specialis; Cinefactio; Laevigatio; Granulatio; Corrosio; Amalgamatio; Fumigatio; Corrosio per aquas fortes; Corrosio per pastam; Corrosio per pulveres; Extractio et quidem primum: Expressio; Prolectatio et Sublimatio; Sublimatio per dis

tantiam; Sublimatio per superficiem; Destillatio; Destillatio ascensoria per alembicum; Destillatio per inclinationem; Destillatio per descensum, ubi: Descensio; Transsudatio; Secunda Transsudatio destillatoria, quae fit inhumando ; Tertia Transsudatio per sartaginem; Descensoria Destillatio per lignum; Coadunatio, ubi primum: Incineratio; Incorporatio; Colliquatio; Confusio quae est Synchesis; Conglutinatio; Coagulatio per separationem; Coagulatio per comprehensionem; Exaltatio, ejusque prima species: Maturatio; Digestio; Circulatio; Fermentatio; Projectio: Gradatio; Cementatio; Fulminatio; Coloritium; Restinctio. Der zweite Theil, der also die Ueberschrift Chymia führt, zerfällt in drei Abschnitte:

1) De Magisteriis, 2) De Extractis, 3) De Speciebus chymicis compositis.

Magisterium est species chymica ex toto citra extractionem, impuritatibus duntaxat externis ablatis, elaborata exaltataque. "Magisterium ist ein chemisches Präparat, an welches man sich im Ganzen nicht mittelst der Extraction macht, nur derartig ist es bearbeitet und exaltirt, dass ihm die äusseren Unreinigkeiten genommen sind.“

Extractum est, quod e corporea concretione, relicta crassitie elementari, extrahitur. Extract ist das, was aus der körperlichen Masse derartig ausgezogen wird, dass die elementare rohe Derbheit unterwegs bleibt."

Species composita est, quae ex simplicibus sigillatim uno processu elaboratis componitur. „Species composita ist das Präparat, welches zusammengesetzt wird aus einzelnen Stoffen, welche jegliche für sich dargestellt werden."

In diesem zweiten Theile tummelt uns Libavius durch das hindurch, was wir in der sogleich folgenden Interpretation der Tab. smar. in der siebenten Rubrik als Apparatus medicamentorum aufführen, benutzt aber jede Gelegenheit, um zu alchemistischen Speculationen über Quecksilber, Edelsteine, Materia prima u, s. w. u. s. w. überzugehen.

Zugleich benutzt er diesen zweiten Theil des Buches, um uns (Ende des Abschnittes über die Magisterien) die Elemente und die Principien vorzuführen.

Der Alchymia des Libavius liegt eine Besonder-Interpretation der Tab. smar. zu Grunde. Dieselbe ist folgende.

Es werden acht Rubriken angenommen. Es sind die sieben der astrologischen Interpretation mit angehängtem Completum est.

Zweite Rubrik.

Quod est inferius bis adoptione.

Im Anlehnen an die Metall-Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3 Principien werden die superiora und inferiora als die 4 Elemente und 3 Principien verwerthet. Was die res una betrifft, so haben wir bereits bei der arcanologischen Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3 Principien darauf aufmerksam gemacht, dass man die res una, die Materia prima, als Materia ultima nehmen kann, dass man sagen kann, darin besteht gerade das miraculum, dass die Materia prima an der Hand des Verbrennungs - Processes zur Materia ultima wird. Materia ultima aber im Griechischen Sinne Arcana. Dann haben wir

Quod est inferius etc.: die 4 Elemente und die 3 Principien dienen dazu, die Wunder der Arcana zu Stande zu bringen.

Es liegt die Idee nahe, dass man sagt, wir haben im grossen Ganzen den Apparatus medicamentorum. Von diesem bilden die Arcana einen Theil, und zwar den hervorragenden Theil. Diese Idee liegt an und für sich so nahe, dass es weiter nicht nöthig ist, ihr aus den Antecedentien der Alchemie eine Folie zu geben. Will man das aber thun, so kann man sich an Paracelsus, halten, welcher Arcana und Schulmittel mannigfach untereinanderwürfelt. Hält man sich nun an diese Idee, so liegt es im Anlehnen an die Antecedentien der Abendländischen Alchemie nahe, die res natae als den Apparatus medicamentorum aufzufassen. Denn die Abendländer beziehen ja die res natae auf das animale, vegetabile und Mineral-Reich, nun, der Apparatus medicamentorum umfasst Stoffe aus diesen drei Naturreichen. Bei solcher Auffassung hat man dann

omnes res natae fuerunt ab una re: Die Arcana stellen sich an die Spitze des Apparatus medicamentorum. Also Et sicut res omnes etc.: Wie die res omnes von Gott stammen, wie Gott der Vater der Welt ist, so stammt der Apparatus medicamentorum von den Arcanis, so sind die Arcana der Vater des Apparatus medicamentorum. Das aber ist, wie wir so eben bereits gesagt, die Arcana stellen sich an die Spitze des Apparatus medicamentorum. Die adoptio des Nachsatzes restringirt die absolute Parallele zwischen Gott als Vater der Welt, und den Arcanis als Vater des Apparatus medicamentorum.

Dritte Rubrik.

Pater ejus est Sol bis in terram.

Der Passus von Pater ejus est Sol bis terra est bringt die Oefen. (S. bei den Arabern.) In den Oefen hat man ein technisches Mittel, um zum Apparatus medicamentorum zu gelangen, sie bilden chemische Geräthschaften. Aber ausser ihnen giebt es noch andere chemische Geräthschaften, und daher

Pater omnis telesmi etc. In den Oefen hast du zwar wichtige chemische Geräthschaften, so wichtig, dass sie an der Spitze der chemischen Geräthschaften stehen, dass sie in dieser Beziehung den pater telesmi bilden. Indessen ihre virtus ist keine integra, sie wird erst zur integra, wenn sie vertitur in terram, wenn zu ihnen die terra tritt, das sind alle die materiellen Dinge, um welche es sich bei den chemischen Geräthschaften handelt.

Also es bringt die vorliegende Rubrik die chemischen Geräthschaften.

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In der gloria hat man das, was die vorliegende Interpretation der Tab. smar. bringt, ohne den Apparatus medicamentorum und die Arcana, welche an seiner Spitze stehen. Das, was die gloria in dieser Beziehung umfasst, zersplittert sich die omnis res subtilis et solida. Die fortitudo umfasst den Apparatus medicamentorum. Sie zählt in Bezug auf das animale, vegetabile, Mineral-Reich nach der Drei, und vincit et penetrat das, worin sich die gloria zersplittert. Dass bei einer solchen Ausbeutung der fortitudo die Arcana, indem sie mit dem Apparatus medicamentorum zusammengewürfelt werden, in den Hintergrund gedrängt werden, kann man nicht sagen. Denn die auf diese Weise ausgebeutete fortitudo führt auf die res natae. Von denen steht es aber nach der zweiten Rubrik ein für allemal fest, dass sie fuerunt ab una re, dass die Arcana an ihrer Spitze stehen.

Sechste Rubrik.

Sic mundus creatus bis hic.

Die creatio mundi bezieht sich auf die zweite Rubrik, in welcher davon die Rede ist, dass die res omnes fuerunt ab uno.

Hinc erunt adaptationes bezieht sich auf die dritte und vierte Rubrik. An die res una werden die chemischen Geräthschaften und die Regimina adaptirt.

Quarum modus est hic bezieht sich auf die fünfte Rubrik, in der dem, was die fortitudo umfasst, ein Uebergewicht gegeben wird über das, was die gloria umfasst.

Siebente Rubrik.

Itaque vocatus sum bis mundi.

Libavius zählt sich die Drei, welche dem Hermes trismegistus zu Grunde liegt, heraus als 1) Apparatus medicamentorum, 2) Chemische Geräthschaften, 3) Regimina. Er nimmt dabei an, dass, wenn er den Apparatus medicamentorum hat, dass er dann die Arcana implicite hat, und nimmt ferner an, dass, wenn er die Arcana hat, dass er dann in Bezug auf 4 Arcana: die 4 Elemente, in Bezug auf 3 Arcana: die 3 Principien hat. Wohlbemerkt, er constatirt sich also streng genommen seinen Hermes trismegistus auf Kosten der Arcana, der Elemente, der Principien.

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