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ist indessen nicht zu übersehen, dass die Alchemisten selbst eine Geige geboten hatten, um diesen Tanz aufzuspielen, indem sie den Lapis philos.: Venenum nannten. Der Hauptstandpunct, den Basil dieser Augelegenheit gegenüber einnimmt, ist der, dass er sagt, Herr Gott, wie seid ihr doch so weise, ihr Herren, habt ihr doch gleich herausbekommen, dass Gift eine Rolle in der Sache spielt. Aber seht, die Arcana sind keine Gifte, sondern blos die Stoffe, aus denen sie dargestellt werden. Werden die Arcana richtig zubereitet, dargestellt, und das ist eben die Kunst, dann wird die Giftigkeit der Grundstoffe paralysirt. Zugleich liegt aber darin, dass Basil uns das Antimon als Gift vorführt, die Finesse, dass er das Antimon zum Sündenbock macht, und so die Giftaffäre von den Arcanis im Allgemeinen auf das Antimon im Besonderen lenkt. Das liegt um so näher, weil er das Antimon als Lapis philos. hat, Lapis philos. aber gleich Venenum,

P. 40. Das Antimon wird uns nun als Lapis philos. geboten, in der Weise geboten, dass das, was auf den eigentlichen Lapis philos., das Quecksilber, kommt, auch dem Antimon zugeschoben wird. Basil sagt, dem Antimon ist das mit dem Quecksilber gemeinsam, dass es mit einem runden Cirkel, der kein Ende hat, verglichen wird, mit einem Cirkel, der aus allen Farben zusammengesetzt wird, in dem man, je mehr man nachsieht, desto mehr findet. Damit wird denn das Antimon als Ens universale dem Quecksilber als Ens universale zur Seite gesetzt. Weiter auf dies Thema eingehend, sagt er, es ist Gift und kein Gift, ein Arzneimittel, hat vier Elementar - Qualitäten, ist mit den 4 Jahreszeiten in Relation zu setzen, ist flüssig und fix: (alles eben wie das Quecksilber). Keiner kann alle Eigenschaften des Antimons erschöpfend darlegen: (— das ist analog, wie beim Ens universale Quecksilber). Wir müssen hier noch darauf hinweisen, dass Basil sagt, das Flüchtige des Antimon sei nicht ohne Gift, das Fixe desselben sei aber ganz ohne Gift. Damit fasst er denn das Hydrothiongas in's Auge, welches bei der Darstellung des Sulphur aurat. entweicht. Das erinnert an das Gift der Amrita bei den Indern.

P. 43. Näher den Antimon - Lapis in's Auge fassend, sagt Basil, die Leute suchten blos Reichthümer, sie vergässen aber seinen Nutzen in der Heilkunst. Das ist die Gegenüberstellung vom eigentlichen Lapis philos., der zur zovooлoita dient, und vom Heil-Lapis. Bei dieser Gelegenheit zieht Basil

P. 45. gegen den Goldmacher-Schwindel zu Felde.

P. 47. Wer es zum Standpunct eines vollkommenen „Anatomen“ des Antimons bringen will, der muss dreierlei beobachten: die richtige Solution des Körpers, das Regimen des Feuers, die Dosis oder das Mass. Hierbei ist es auf ein Doppeltes abgesehen. Einestheils ist die Solutio die Bemeisterung des Materials, welches zu den 5 betreffenden Interpretationen der Tab. smar. an der Hand der 3 Principien dient; das Regimen des Feuers ist die Anlehrung dieses Materials an die 3 Principien, welche im Verbrennungs-Process wurzeln; das Mass, das uέtoov, die mensura, bezieht sich darauf, dass gerade 5 Interpretationen zn constatiren sind. Anderentheils wird aber auf die Darstellung des Sulphur aurat. losgesteuert. Die Solutio ist die Darstellung der Lösung des Schlippeschen Salzes, das Feuer - Regimen bezieht sich auf das hierbei anzuwendende Feuer, und das μérgov bezieht sich auf das doppelte Feuer, das eigentliche Feuer und die FeuerFlüssigkeit: Acidum sulphuricum.

P. 49. Das, was jetzt von Wein und Essig gesagt wird, bezieht sich auf das Acid. sulphur., welches der Lösung des Schlippeschen Salzes zugesetzt wird.

Basil ist hier, im Anlehnen an die vierte Rubrik seiner Antimon-Interpretation der Tab. smar., bei der Darstellung des Sulphur aurat. Es liegt nahe, dass er bei dieser Gelegenheit auch auf die 4 Regimina kommt, denn die Lapis philos.-Interpretation der Tab. smar., an welche seine Antimon-Interpretation der Tab. smar. lehnt, fasst in der vierten Rubrik neben einer anderen Interpretation auch eine Interpretation in Bezug auf die 4 Regimina in's Auge (s. die Lapis philos.-Interpretation der ersten Abendländischen Periode). Er bringt uns aber, indem er uns die Calcinatio, Reverberatio, Sublimatio präsentirt, nur 3 Regimina. Das geschieht absichtlich, weil er von den 4 Regimina zu den 12 Regimina (vergl. die zweite Abendlän

dische Periode) übergeht, und hier nur 11' Regimina bringt, wobei es ihm darum zu thun ist, uns das 12. Regimen, weches er in petto hat, rathen zu lassen. Er lehnt die extendirten Regimina an die Bierbrauerei; er führt uns die Darstellung des Bieres vor, um an ihrer Hand die extendirten Regimina abzuwickeln. Ein witzelnder Ausländer wird hier sagen: Da habt ihr den Deutschen, der kann sich selbst bei einer alchemistischen Abhandlung das Bier nicht aus dem Kopfe schlagen! Die Sache liegt indess derartig, dass Basil hier an die dem Zosimus zugeschobene Abhandlung „De zythorum confectione" anlehnt. Als die extendirten Regimina bringt Basil: Putrefactio, Corruptio, Digestio, Reverberatio, Coagulatio, Calcinatio, Destillatio, Clarificatio, Separatio, Sublimatio, Exaltatio. Er bringt also statt 12 Gradus blos 11. Das Regimen, auf welches er es hauptsächlich abgesehen hat, welches er principiell auslässt, nebenbei aber mannigfach bei seinen Brau-Expositionen berührt, ist die Fermentatio. Der Gährungsprocess ist eben die Hauptsache bei der Bierbrauerei, und weist auf den Lapis philos. als Ferment.

P. 58. Im Anlehnen an das, was er über die Bier brauerei gebracht, macht uns Basil darauf aufmerksam, dass wir bei dem, was er uns vorführt, nicht an der Oberfläche haften, sondern in die Tiefe des Sinnes eindringen sollen, dass wir dem, was er uns über das Antimon bringt, aufmerksam folgen sollen. Das Antimon, sagt er, gleicht einem Vogel, der durch die Luft fliegt, und der sich, wie ihn die Luft treibt, wendet, wohin er will. Das ist nun ein Anlehnen an das ascendit a terra in coelum der vierten Rubrik der Tab. smar., in deren Bereich wir uns augenblicklich befinden. Die Rolle der Luft oder des Windes, sagt er dann weiter, übernimmt hier der Mensch, er treibt das Antimon dahin, wohin er will. Er kann es roth oder gelb, weiss oder schwarz machen. - Das ist, die vierte Rubrik bringt uns nicht blos das Sulphur aurat., sondern auch, in Bezug darauf, dass es heisst et recipit vim superiorum et inferiorum, alle Antimon-Lapides, damit das Antimon überhaupt, und damit das Stibium sulphur. nigrum.

P. 60. Wenn ein ungelehrter Mensch ein Buch in die Hand nimmt, so weiss er sich nicht recht in den Sinn hineinzufinden. Haeret, ut vacca, quae ad oblatae novitatem januae obstupescit, er stiert es an, wie die Kuh das neue Thor. Erklärt man ihm aber das Buch, so arbeitet er sich successiv hinein. Ein solches Buch ist das Antimon, man muss sich successiv in dasselbe hineinarbeiten, man muss in dem Durchschauen desselben wie ein Schüler von Classe zu Classe steigen. - Nun ja, wo das Antimon das ist, wozu es Basil macht, das ist eine Angel, um die sich mehr oder weniger die ganze Alchemie dreht, da kann man es, resp. den Stoff, der sich an dasselbe knüpft, nur successiv bemeistern.

P. 62. Basil kommt wieder auf die Arcana als Gifte, und zieht gegen die Aerzte zu Felde, welche diese grossen Mittel verketzern und das „Kreuziget ihn!" über sie aussprechen. Bei dieser Gelegenheit sagt er

P. 69. Quam ridiculi mihi videantur isti magnifici, sibique solis sapientes Doctores, qui Imperatores, Reges, Prin cipes caeterosque magnates deterrent et serio admonent, ne tales medicinas vel extremis labiis attingant, quod sint noxiae, venenatae et undequaque periculosae, hic non indicabo, cum videam, eos tantummodo ex opinione sua judicare, nec pensi habere observationes ullas aliarum rerum, quarum illi notitiam sua sibi observatione non antea acquisiverint ac proinde aliud aut aliter judicare nequeunt.

Wie lächerlich mir jene hochtrabenden Doctoren vorkommen, die nur für sich weise sind, die Kaiser, Könige, Fürsten und andere Magnaten abschrecken und ermahnen, dergleichen Medicamente nicht mit den Lippen zu berühren, weil sie schädlich, giftig, absolut gefahrbringend sind das mag ich nicht aussprechen. Denn ich sehe, dass das ihrerseits nur ein selbstsüchtiges Urtheil ist, ich sehe, dass sie Beobachtungen über Dinge in den Wind schlagen, über die sie nicht beobachten gelernt haben, über dic sie also, bei Lichte betrachtet, gar nicht anders urtheilen können." Und:

P. 71. Exclamare hic iterum liceat, bone Deus, quid hoc est rei! Quid hominibus his bonae mentis est! Quam curam gerunt aegrorum suorum! Vae, vae illis!

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Ich rufe hier aus, guter Gott, was sind das für

Geschichten! Haben diese Menschen gesunden Menschenverstand? Wie sorgen die für ihre Patienten! Wehe, Wehe!"

Vulcanus ille scilicet medicamentorum praeparator non invenitur apud eos, furni namque eorum apud apothecarium sunt, ad quos nunquam vel raro accedunt. Chartula nimirum, cui solemne illud Recipe" inscriptum est, iis utramque facit paginam, quam recipiens mediastinus nescio quis apothecarius famulus ex mortario suo omnem medicinam, omnem aegri sanitatem magno strepitu extundit.

„Jener Vulcan, der Zubereiter der Medicamente, wird bei ihnen nicht gefunden. Ihre Oefen sind beim Apotheker, sie kommen nie oder selten zu ihnen. Lieber schreiben sie einen Wisch mit dem pomphaften Recipe" an der Spitze auf beiden Seiten voll. Das nimmt dann irgend ein obscurer Apothekergehülfe, und stösst alle Medicin, alle Gesundheit des Kranken aus seinem Mörser mit grossem Spectakel heraus.“

Muta, mi Deus, muta haec tempora, et fac finem hujus arrogantis superbiae. Arbores illas everte, ne in coelum usque accrescant, subverte gigantes illos, ne montes omnes accumulent, et defende eos, qui, serio rem agentes, tibi fideliter serviunt, ut adversus hosce persecutores suos possint consistere.

Aendere, o Gott, diese Zeiten, mach' ein Ende mit diesem arroganten Uebermuth. Reisse jene Bäume aus, dass sie nicht bis in den Himmel wachsen. Stürze jene Giganten, damit sie nicht alle Berge übereinander thürmen, und vertheidige die, welche treu und redlich handelnd, dir dienen, damit sie vor diesen ihren Verfolgern bestehen können."

Ergo certe omnes iisdem votis in monasterio nostro mecum obstrictos serio admonebo, ut mecum diurnas nocturnasque Deo adhibeant preces, ut hos inimicos verae medicinae ita illuminet, ut errorem suum execrentur, et gloriam Dei, potentiamque creaturis inditam agnoscant etc.

„Ich will wenigstens meine Kloster-Brüder alle ernstlich ermahnen, mit mir Tag und Nacht zu Gott zu beten, dass er diese Feinde der wahren Medicin so erleuchten möge, dass sie ihren Irrthum verwünschen und Gottes Ruhm, so wie die Kraft seiner Creaturen erkennen u. s. w."

In Bezug auf die letztere Stelle kann man sich des Gedankens nicht erwehren, dass es dem Basil mit seinem Beten schwerlich Ernst ist. Mit dem Beten seinerseits, mit dem Beten der Mönche ist der Sache wohl kaum abzuhelfen. Die wahre Abhilfe hätte darin gelegen, wenn er den Aerzten die Arcana offen dargelegt hätte. das ist ja leicht zu durchschauen, dass alle Feindschaft darin wurzelte, dass die Schulärzte das nicht curiren konnten, was die Alchemisten wohl curiren konnten.

Denn

P. 75. Der Autor kommt auf den Namen des Antimons und sagt, bei den Arabern hiesse es: Asinat, bei den Chaldäern: Stibium, bei den Lateinern: Antimonium, bei den Deutschen: Spiesglas (Vitrum striatum, gestreiftes, gefalztes, gekerbtes Glas. Kerckring schreibt eben Spiesglas; Thölden Spiessglas. Auch hat Thölden für striatum „Spiessig".

P. 79. Basil kommt wieder auf die Giftaffäre. Sein Unwille von vorher hat aber ausgetobt und er denkt, ich will's machen, wie's Pythagoras mit dem Scythen Abaris gemacht hat, das heisst, mit Narren Narrenkram treiben. Das Problem an die Spitze stellend, ein Gift könne auf zwei Arten paralysirt werden, erstens dadurch dass ihm etwas entgegengestellt wird, was dem Gifte entgegengesetzt ist, ihm widerstrebt, und zweitens durch ein anderes Gift, indem ein Gift das andere anzieht, bringt er eine Reihe närrischer Beispiele hierfür in folgendem Genre: Man macht einen Kreis von Einhorn. Eine lebendige Spinne wird mitten in diesen Kreis gesetzt. Nun kann die Spinne nicht heraus, denn sie flieht das, was dem Gifte widersteht. Bestände der Kreis aus einer giftigen Materie, dann würde die Spinne wohl herauskönnen, sie würde das ihr ähnliche Gift überschreiten. U. s. w. Sieht man sich indess diese Beispiele bei Lichte an, so wird man bald gewahr, dass Basil sie schlau dazu benutzt, um uns den Lapis philos. als Ens universale (vergl. die 2. Abendländische Periode) vorzuführen. Wir erhalten auf diese Weise den Lapis philos. präsentirt als: Einhorn, Cirkel, Spinne, Münze, Wasser, Schiff, Ente, Bleikugel, Brod, Magnet, Seife, Fett

substanz, Ei, Eis, Glied des Körpers, Schnee, Kälte, Hitze, Spiritus vini, Quinta essentia Sulphuris, Sperma ranarum, Pulver, Viper, Schlange, Medicament, Kröte, Schüssel, Topf (Aludel) u. s. w.

P. 87. Gegenüberstellen des Mercur-Lapis (Astrum Solis) und des Stibium-Lapis. Der letztere steht unter dem

ersteren.

P. 88. Der Verbrennungs-Process mit seinem Sal, Sulphur und Mercur wird uns vorgeführt, und von ihm kommt Basil

P. 90. zu den drei Antimon-Lapides, dem Mercur-Lapis, dem Sal-Lapis, dem Lapis ignis. In Bezug auf den Lapis ignis machen wir darauf aufmerksam, dass Basil

P. 94. ausdrücklich sagt: cum autem hic Lapis ignis rite praeparatus est, prout in fine hujus tractatus ulterius sribam. Wenn aber dieser Lapis ignis richtig präparirt ist, wie ich am Ende dieser Abhandlung weiter schreiben werde". Daraus geht also hervor, dass man sich nicht dem Gedanken hingeben darf, als wenn der Appendix zum Currus triumphalis etwa ein Anflicksel wäre, welches nicht zum Currus triumphalis gehört, und 'von fremder Feder herrührt.

P. 95. Es geht wieder gegen die Schulärzte los. Hierbel sagt Basil:

P. 97. Der Arzt, wenn er eine Cur unternimmt, soll dafür Sorge tragen, dass er nichts unternimmt, was der Natur widerstreitet, dass er nicht das verkehrte Mittel anwendet. Thut er das, so unternimmt er einen ähnlichen Process, als wenn man Spiritus vini in Scheidewasser (Aqua fortis) giesst, er bewirkt ein heftiges Aufbrausen. Und was dem ähnliche Beispiele sind. Und nun geht's P. 98. weiter im Text auf Aerzte und Apotheker los. Dabei meint er

P. 100. Er wolle mit derartigen Reden aufhören, damit das Papier nicht von seinen rollenden Thränen durchnässt würde. Was käme hierbei heraus? Nichts anders, als dass er, indem er die Blindheit der Welt beweine, seine Schrift unleserlich mache, von der er doch wünsche, dass sie Allen bekannt würde. Aber er hört noch nicht auf, und sagt: Ich bin ein Geistlicher, und will's bleiben, so lange Gott mich leben lässt. Ich kann daher nicht anders schreiben, als wie es für jenen Stand passt. Aber: Si judicis saecularís fungerer officio, exaltarem vocem meam, et inflarem tubam clangore canoro, si forte audirent surdastri illi, qui hactenus veritatem nolunt agnoscere, sed eam sine causa, falso et mendaciter ex ignorantia persequuntur, calumniantur, contemnunt, vituperant et prorsus meditantur opprimere.

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Wenn ich der Welten-Richter (das soll judex saecularis bedeuten) wäre, dann würde ich meine Stimme laut erheben, und schmetternd in die Posaune stossen. Vielleicht hörten mich dann jene Harthörigen, die bis jetzt die Wahrheit nicht erkennen wollen, die im Gegentheil dieselbe grundlos, fälschlich und lügnerisch aus Ignoranz verfolgen, verleumden, verachten, tadeln und völlig zu unterdrücken streben."

Nun, wir denken, Basil versteht das in die Posaune Stossen auch ohne ein Welten-Richter zu sein.

Lieber Leser, du sagst vielleicht: Pfui, dieser Angriffe! Ich aber sage dir, selbst der Wurm krümmt sich, wenn er getreten wird. Wisse und bedenke, dass die neidischen Schulärzte die harmlosen Alchemisten, die sich so erfolgreich dem hohen Berufe hingaben, der leidenden Menschheit effectiv zu helfen, und deren Verbrechen einzig und allein darin bestand, dass sie mehr konnten, als ihre Neider, von diesen auf die abscheulichste Weise verfolgt wurden. Weisst du das, bedenkest du es dir, so unterliegt es bei mir keinem Zweifel, wohin du dein Pfui“ schleuderst.

P. 103. Anlehnend an die Stelle P. 107: Observa ergo diligentissime, welche wir aus der Metall - Interpretation der Tab. smar. an der Hand der 3 Principien kennen, ist das Antimon ein Dampf, von den Obergestirnen gemacht, und hinterdrein durch die Elemente coagulirt, gereift und durchkocht. Das Antimon hat aus demselben Gestirn, aus derselben Wurzel seine Wesenheit, Tugend, Kraft, Wirksamkeit, Qualität als das Quecksilber. (Nun, wir wissen ja, dass sie verwandt sind, da Antimon sowohl, als Quecksilber, uns den Lapis philos. liefert.) Nur ist das Antimon härter, als das Quecksilber. Das letztere kommt daher,

dass das Antimon mehr Salz hat, als das Quecksilber. Sal ist nämlich das, was die Körper fest macht. Weil das Salz so schwach im Quecksilber vertreten ist, deshalb ist es flüssig. Es kann nur von dem fix gemacht werden, welcher den Lapis philos. hat, das heisst von dem, der aus Quecksilber: Hydrarg. oxyd. rubr. machen kann.

P. 105. Der Mercur ist nichts anderes als ein wahres Feuer. Auf Grund dessen nämlich liefert er uns das Hydrarg. oxyd. rubr. als Lapis ignis, welchem Basil das Antimon als Lapis ignis, das ist als Sulphur aurat., zur Seite stellt.

P. 107. Es kommt jetzt die Stelle: Observa ergo diligentissime, welche wir bereits kennen, und welche auf die Entstehung der Metalle in der Erde abzielt.

P. 109. Ausser den genannten Metallen (Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei) entstehen auch andere Metalle aus den 3 Principien, dem Metallkein, nämlich Vitriol, Antimon, mehrere Marchasitae, Electrum, und andere Minerale, welche Basil nicht weiter durchgehen will. (Thölden bringt eine grössere Reihe.)

Das Gold hat einen viel mehr perfecten Schwefel und Mercur als die übrigen Metalle und Minerale. (Natürlich, es ist in seinem (Salz), Schwefel und Mercur bereits Gold, und braucht nicht weiter durch die xquoonoita zu Gold gemacht zu werden.) Nur ein Mineral giebt es, in dem das Sulphur Solis eben so stark und mächtig, ja noch mächtiger und stärker gefunden wird, als im Gold selbst (nämlich den Lapis philosophicus). Und 2 Arten Metalle werden gefunden, in welchen das Praedominium sehr triumphirt (nämlich den Lapis ignis Mercurii et Antimonii).

P. 111. Das Antimon entsteht also in der Erde, wie die übrigen Metalle und Minerale (wie das im Allgemeinen P. 107. und im Besonderen P. 103. angegeben). Es hat in sich zumeist den Schwefel vertreten, dann den Mercur, und dann das Salz. Dass die Reihenfolge in den Principien die so eben aufgeführte ist, hängt damit zusammen, dass Basil seinen Lapis ignis zumeist in den Vordergrund ge schoben haben will. Dann erst, wenn er diesen als Schwefel hat, trägt er dem Rechnung, dass er in ihm ein Seitenstück zum Quecksilber-Lapis hat. Diese beiden Standpuncte sind aber die hervorragendsten, und folgt daraus per exclusionem, dass das Salz zum letzten in der Reihe steht. Hieran knüpfen sich denn auch die Elementar-Qualitäten des Antimons. Die hitzige Elementar-Qualität (Schwefel, Lapis ignis) steht im Vordergrund.

P. 112. Auf die Weise ist denn Basil vom Metall auf den Lapis philos. als solchen gekommen. Er biegt jetzt zum Heil-Lapis ein. Dabei drängt sich dann wieder die Gift-Affäre in den Vordergrund, indem ja der Standpunct Basils der ist, das Antimon sei an und für sich ein Gift, diese Giftigkeit würde ihm aber benommen, indem es auf die entsprechende Weise in ein Heilmittel umgewandelt wird, indem das Böse vom Guten getrennt wird.

P. 113. Antimonium, so sagt er, merum venenum est, nec de genere minorum venenorum, sed quo homines et bestias possis perimere. „Antimon ist ein ächtes Gift und gehört nicht einmal zur Classe der unbedeutenden Gifte, sondern es ist ein so starkes Gift, dass man Menschen und Thiere damit tödten kann.“ (!) Darum das Geschrei gegen dieses Mittel, welchem Keiner mehr so recht trauen will. Ich, Basi', sage euch aber, es ist ein Heilmittel, grösser als welches es kein zweites auf der Welt giebt, freilich, ihr müsst es nur richtig darzustellen verstehen. Steht es denn, meint er, anders, als mit dem Theriak? Der wird aus Viperngift gemacht, und ist doch ein grosses Heilmittel. (Die Acrzte zu Basils Zeit müssen den Theriak vielfach angewandt haben. Basil hält die Parallelisirung des giftigen Antimon mit dem Viperngift resp. dem Theriak für sehr schlagend, für eine wahre Argumentatio ad hominem.)

Das ist,

P. 118. Wer ein Schüler des Antimons werden will, der muss zum Vulcan in die Schule gehen, der nämlich ist ein magister et revelator" aller Arcana. ohne Feuer resp. ohne den Feuer-Liquor: Acid. sulphuricum kann man sich das Sulphur auratum und das Stibium sulphuratum nigrum nicht darstellen.

P. 119. Basil weist auf die Heilkraft des Antimons beim Morbus Gallicus, der Syphilis, hin; ebenso bei der Lepra. P. 120. Basil wirft die Fragen auf: Wie kommt es, dass Minerale und andere Dinge ihre Giftigkeit erhalten? Was ist Gift? Woher entspringt die Giftigkeit der Dinge?

Wie kann man einem Dinge seine Giftigkeit benehmen? Wie kann man nach der Entfernung des Giftes ein Mineral sicher und ohne Gefahr zum Heilen anwenden? Darauf will er kurz und bündig antworten, dass die Infusion des Giftes unter einen doppelten Gesichtspunct fällt, unter einen natürlichen und übernatürlichen. Und indem er sich nun an die Lösung der Fragen begiebt, thut er vorab nichts anders, als dass er uns in Expositionen, welche als Gründe aussehen, den Lapis philosophicus als Ens universale vorführt. Wir erhalten hier den Lapis philos. als Gott, Mineral und Metall, das Princip des Guten und Bösen, den Baum des Lebens im Paradies, Sterne, Kometen, Gegensätze, Dinge die sich widerstreiten, Waffen, Medicin, Speise, Magen (Aludel), u. s. w Dann sagt er:

P. 124. Hauptsächlich ziehen die Körper (Minerale) das Gift in der Erde an sich, indem eine gewisse mercurialische Wesenheit, die noch unreif, crude und nicht durchkocht ist, den Körper durchdringt, und ihn crude, unreif und unverdaulich macht. Es ist hier, wie beim Getreide. Crude genossen kann es nicht verdaut werden. Dasselbe empfängt die Reife vom Feuer des Makrokosmos. Nun muss es vom kleinen Feuer durchkocht werden, damit es vom Mikrokosmos verdaut werden kann. Darauf wird zum Antimon übergegangen, und dieses mit dem Getreide verglichen. So lange das Antimon crude ist, in der Erde noch nicht zur Fixität durchkocht ist, kann es der Magen nicht verdauen. Die Wurzel der Krankheit wird durch dasselbe nicht angegriffen, das geschieht erst, wenn das Antimon in die Fixität übergeführt wird. Es muss also dem Antimon absolut seine giftige Unreinigkeit genommen werden, bevor es zu medicinischen Zwecken angewandt wird. Es ist das Gute vom Bösen, das Fixe vom NichtFixen, die Medicin vom Gifte zu trennen. Das kann nun. blos geschehen durch Vermittelung des Feuers. Was der Vulcan im orbis major nicht vollbringen konnte, dem muss im mundus minor durch einen anderen Vulcan nachgeholfen werden. Durch das Feuer werden denn auch dem Antimon die verschiedenen Farben mitgetheilt. (Sulphur aurat, roth, Stibium sulphur. nigrum: schwarz.)

P. 129. Wir sind noch immer beim Heil-Lapis, das ist, auf das Antimon bezogen, bei dem Antimon, in dem nicht nur Antimon, sondern die Arcana überhaupt vertreten sind. Darauf wurden schon im Vorangehenden Blicke geworfen, hier aber wird es ganz besonders hervorgehoben, wenn es heisst: In me enim (ipsum Antimonium te alloquor) invenis Mercurium, Sulphur et Salem, quibus nihil ad sanitatem hominum est conducibilius. In mir ich Antimon selbst rede dich an findest du Quecksilber, Schwefel, Salz, angemessener als die es nichts für die Gesundheit des Menschen giebt.". Diese 3 respräsentiren hier die Arcana: Acid. sulphur-Natron, Liquor hepatis, P. solaris. Dass das Antimon als selbstredend eingeführt wird, geschieht der Mensch-Interpretation der Tab. smar. zu Liebe, an die sich der Heil-Lapis anreiht. Ein Mensch spricht. Wenn daher das Antimon spricht, so lehnt das an den Menschen, und damit an die Mensch-Interpretation der Tab. smar.

Mit dem Sal, Sulphur, Mercur als res conducibiles ad sanitatem befürchtet Basil zu offen gesprochen zu haben. Darum springt er vom Heil-Lapis zum eigentlichen Lapisphilos. Antimonii ab und sagt: Mercurius est in regulo, Sulphur in colore rubro, et Sal in derelicta terra nigra. Der Mercur ist im Regulus (Antimonii), der Schwefel in der rothen Farbe (Sulphur aurat.), das Salz in der zurückbleibenden schwarzen Erde." (Diese zurückbleibende schwarze Erde kann zwiefach gefasst werden. Entweder ist es der Lapis, welcher übrig bleibt, nachdem die beiden anderen Lapides absolvirt sind, also: Stibium sulphuratum nigrum. Oder das Zurückbleiben wird auf das bezogen, was übrig bleibt, wenn man aus dem Antimon den Regulus gezogen hat.) Qui haec separare potest, fährt Basil fort, et iterum unire debito modo secundum artem, ita ut fixatio sine veneno dominetur, ei cum honore et veritate gaudere licet, se Lapidem, qui ignis dicitur, assecutum, qui ex Antimonio confici potest ad sanitatem mortalium et ad sustentationem temporalem cum utilitate particulariter. Wer diese trennen und wieder nach Fug und Schick vereinigen kann (ein Hinblick auf das σπάειν und αγείρειν), so dass die Fixation ohne Gift herrscht, der kann sich in Ehren und in Wahrheit freuen, dass er den Lapis ignis

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erlangt habe, der aus dem Antimon dargestellt werden kann zur Gesundheit der Menschen und zur zeitlichen Erhaltung mit Nutzen particulär."-Also ganz ein Ueberspringen zum Lapis ignis, den Basil an die Spitze der Antimon-Lapides stellt. In ihm hat er dann die Arcana "particulär."

P. 130. Vom Lapis ignis springt Basil nun wieder zu den Arcanis überhaupt, indem er sagt: Im Antimon findest du alle Farben: Schwarz, Weiss, Roth, Grün, Blau, Grau, Gelb und andere. Hier werden uns die sicben Arcana vorgeführt, die ihnen zukommenden Farben aber mit Absicht verdeckt gehalten.

P. 131. Die Arcana sind jetzt sattsam eingeleitet, und Basil bringt uns im Folgenden das, was er an sie anzuknüpfen die Absicht hat, hierbei natürlich, dem Titel des Buches entsprechend, das Antimon vorschiebend.

Zuerst führt er uns die Arcana als Lapides und in specie als Edelsteine vor. Es handelt sich um die Stelle: Advertat interim artis amator etc., welche wir aus dem Abschnitt „Die Arcana als Edelsteine" kennen.

Dann lehnt er die Arcana an die Metalle, dabei dem Farbenstandpunct Rechnung tragend. Er sagt:

Quantum autem ad metalla, nigrum Saturno, rubrum Ferro, flavum Auro, viride Cupro, coeruleum Argento, album Mercurio, mixtum ex variis coloribus Jovi attribuitur.

Basi will also Metalle und Farben ff. gegenübergestellt wissen:

Blei Eisen

Gold

Kupfer

Silber Quecksilber

Zinn

-

- Schwarz (P. solar. niger).

Roth (Rost, Rotheisenstein u. s. w). Gelb.

Grün (Kupfervitriol, Liqu. hepatis).

Blau. Weiss.

Pomeranzenfarben (P. sol. rub., Roth + Gelb). Und dann führt er uns die Arcana vom Standpunct des Geschmackes vor. Es heisst: Fit enim una aliqua ratione, ut per praeparationem educatur ex Antimonio acidus humor per destillationes instar aceti veri et synceri. Alia via color ruber pellucidus paratur, dulcis et sapidus instar mellis despumati vel sacchari. Alias amaritudo prodit instar absynthii. Alias acrimonia quaedam quasi oleum quoddam salsum: ita semper natura alia aliam sequitur. „Auf eine Art geschieht es, dass präparationsweis aus dem Antimon durch Destillation eine saure Flüssigkeit gezogen wird, wie ein ächter Essig. Auf einem anderen Wege wird eine durchsichtige rothe Farbe bereitet, süss und schmackhaft, wie abgeschäumter Honig oder Zucker. Auf andere Weise geht eine Bitterkeit hervor wie Absynth. Auf eine andere Weise eine gewisse Schärfe, gewissermassen ein salziges Oel. So folgt eine Natur auf die andere."

Vorhin hielt sich Basil an die sieben Arcana. hält er sich an die vier Arcana. Von ihnen kommt:

Das Saure auf das Acidum sulphuricum.

Das Süsse auf den Pulvis solaris.

Das Bittere auf den Liquor hepatis.
Das Salzige auf das Natron.

(Vergl. bei Plato.).

Hier

P. 133. Es werden die nomenclatorischen Hauptstandpuncte gebracht, von denen aus die Antimon-Präparate im 2. Theile des Buches vorgeführt werden, nämlich der Standpunct des Ascendere (Sublimatio, Flores), Descendere (Calcinatio, Reverberatio, Pulvis), als Vitrum, Oleum, Extractio, vom Gesichtspunct der Farbe, als Mercurius, Sal, Sulphur, Magisterium, Arcanum, Elixir, Tinctura particularis. Hierzu kommen dann im Anlehnen an den Geschmack der Arcana von vorhin die Standpuncte als Acetum, Mel, Saccharum etc.

P. 136. Bei Jam igitur aggredior praeparationem omnium, quae ad Antimonium pertinent fängt der zweite Theil des Buches an. Dieser 2. Theil lehnt nun an den 2. Theil, resp. 2. und 3. Theil des Timaeus von Plato. (Vergl. die Platonische Interpretation der Tab. smar.) Er entspricht dem Theile des Timaeus, welcher die quois avonоυ bringt, insofern, als Basil, indem er die Antimonpräparate bringt, zugleich auch sagt, das ist in diesen, jenes in jenen Krankheiten heilbringend. Damit hat er denn die Relation zum kranken Menschen, und hiermit zum Menschen überhaupt, zur quos argánov. Er entspricht dem Theile des Timaeus,

i

welcher das δι' ἀνάγκης γιγνόμενον bringt, insofer, als es sich in dem 2. Theile des Triumphwagens speciell um die Antimon-Präparate handelt, wie es sich im Timaeus speciell um die arcanologischen Präparate handelt.

Die Antimon-Präparate nun, welche uns dieser zweite Theil des Triumphwagens bringt, sind nicht, wie Leute, welche keine Einsicht in die Alchemie hatten, wohl irrthümlich glaubten, die mannigfaltigsten Antimonpräparate, sondern es wird immer auf die beiden Antimontheile des Pulvis solaris, das ist also: Sulphur auratum und Stibium sulphuratum nigrum, losgesteuert. So mannigfach auch die Gesichtspuncte der Darstellung sind, von denen aus Basil uns dieselben präsentirt einmal fasst er die Farbe der Präparate in's Auge, das andere Mal die entweichenden Dämpfe bei der Darstellung des Sulphur aurat., ein anderes Mal das entstehende Präcipitat, ein anderes Mal die Anwendung der Schwefelsäure u. s. w. u. S. W. -80 mannigfach auch die Benennungen der Präparate sind, die uns, an der Hand der P. 133. sequ. gebrachten Uebersicht, vorgeführt werden, immer und immer wieder haben wir Stibium sulphur. nigrum und Sulphur aurat. und Sulphur aurat. und Stibium sulphuratum nigrum. Selbst das, dass uns der Regulus Antimonii vorgeführt wird, und am Ende auch vorgeführt werden muss, weil wir sonst keinen Anhaltspunct hätten für das Antimonium als Mercur, selbst das bringt keine Aenderung in den Zwei-Präparat-Standpunct. Denn das Stibium sulphur. nigrum wird nicht nur einfach durch Schmelzen des Grauspiesglaserzes gewonnen, sondern auch auf die Weise, dass man den Regulus Antimonii mit Schwefel zusammenschmilzt (wobei auch wohl die Masse mit einer Lage verknisterten Kochsalzes bedeckt wird). Auf die Weise liegt es denn sehr nahe, dass wir den Regulus in Bezug auf das Stibium sulphur. nigrum vorgeführt erhalten.

Wir werden den 2. Theil des Triumphwagens nicht speciell durchgehen. Rezugs des Therapeutica, welche er bringt, haben wir dazu dasselbe Motiv, welches uns bewog, beim Timaeus die φύσις ἀνθρώπων fallen zu lassen, und was das Uebrige betrifft, so bringt er nichts neues, was der erste Theil etwa nicht hätte. Stibium sulphur. nigrum und Sulphur aurat. sind uns ja bereits im 1. Theile des Buches vorgeführt worden, und was Basil bei der einen oder anderen Darstellungsweise der beiden Präparate, bei dieser einseitigen Vielfachheit oder vielfachen Einseitigkeit von Stibium sulphur, nigrum und Sulphur aurat. hier und da anknüpft, so findet sich hierin auch nichts erhebliches, was wir nicht bereits aus dem 1. Theile kennen. Freilich wird uns in letzterer Beziehung stellenweis der Lapis philos. als Ens universale in Beziehungen vorgeführt, welche der 1. Theil des Buches nicht bringt. Indessen wird es dem Leser nicht schwer fallen, sich hier an der Hand dessen, was wir in der zweiten Abendländischen Periode beim Quecksilber als Ens universale haben kennen lernen, zu orientiren.

Uebrigens liegt es in der Intention des Basil, es in unser Belieben zu stellen, über den 2. Theil des Triumphwagens wegzuspringen. Dieser Theil bringt uns das, was er in therapeutischer Beziehung bringt, in so allgemeinen Umrissen, dass es dem Basil auch nicht im Traume einfallen kann, demjenigen, der die Arcana kennt, etwas effectiv Instructives zu bieten. In dieser Beziehung ist blos das instructiv, dass der P. solaris ein Heilmittel bei der Franzosenkrankheit ist, denn das mag immerhin der eine und andere alchemistische Arzt bei der Neuheit der Krankheit noch nicht gewusst haben. Indessen hierauf wird bereits im 1. Theile des Buches hingewiesen, und was das übrige Therapeutische betrifft, so bringt es auch der dritte Theil, so dass also auch in dieser Beziehung der Alchemist, wenn er den 2. Theil des Buches überspringt, schadlos ausgeht. Also therapeutisch bringt der 2. Theil nichts von hervorragender Wichtigkeit, alchemistisch bringt derselbe Theil, wie wir bereits gesehen, auch nichts neues von Erheblichkeit, und so ist denn der Stoff dieses Theiles derartig zugeschnitten, dass wenn es uns in der Freiheit, die uns Basil giebt, gefällt, den 2. Theil des Triumphwagens zu überspringen, dass wir dess keinen Schaden haben. Diese Freiheit nun, aber giebt uns der Autor im Anlehnen an die Platonische Interpretation der Tab. smar. Anlehnend an diese Interpretation sagen die Neuplatoniker, der Timaeus hört auf,

wenn die Specialisirung der Arcana anfängt, und so will uns Basil denn auch nichts in den Weg legen, wenn wir sagen, der Triumphwagen hört auf, wenn die Specialisirung der Antimonpräparate anfängt.

Indem nun aber Basil es in unser Belieben stellt, den 2. Theil des Triumphwagens zu überspringen, geht er hierin sehr umsichtig zu Werke. Gesetzt, er brächte erst den 1. Theil, dann den 2. Theil, und nun wäre das Buch beendet, dann könnte man sagen, aber, Basil, was ist das denn für ein Thun? Du schreibst erst den 2. Theil und negirst ihn dann, stellst es wenigstens in das Belieben des Lesers, ihn zu negiren, nun, warum ersparst du dir denn nicht von vornherein die Arbeit, den 2. Theil zu schreiben? Um dem nun aus dem Wege zu gehen, schliesst Basil nicht mit dem 2. Theile ab, sondern er bringt uns, wenn der 2. Theil fertig ist, noch einen 3. Theil, das ist, den Appendix. Nun macht sich die Sache anders. Es wird nun angenommen, dass der 3. Theil, der Appendix, da anfängt, wo der 1. Theil aufhört, und dass der 2. Theil einen Zwischen-Theil bildet. Jetzt ist's eine analoge Sachlage, als wenn man einen Satz hat, ibn anfängt, einen Zwischensatz anfügt, und nach diesem Zwischensatze den Satz beendet. Hier kann der Zwischensatz derartig sein, dass er nicht in den Hauptsinn des Satzes einschneidet, dass wir also in Bezug auf die Hauptsache nichts verlieren, wenn wir ihn, den Zwischensatz, fallen lassen, dass er aber doch gerade als Zwischensatz als Satztheil seine Berechtigung hat. Z. B.

es

handelte sich um den Satz: Marcus Tullius der Redner - du weisst, dass ich den Cicero meine war ein Römischer Bürger. Hier haben wir den Anfang: Marcus Tullius der Redner, das Ende: war ein Römischer Bürger, den Zwischensatz: du weisst, dass ich den Cicero méine. Das „du weisst, dass ich den Cicero meine" kann man nach Belieben auch fallen lassen. Der Sinn des Satzes, der dahin geht, dass der Redner Marcus Tullius ein Römischer Bürger gewesen, wird durch dies Fallenlassen nicht alterirt, aber trotzdem hat auf der anderen Seite doch das „du weisst, dass ich den Cicero meine" eine Berechtigung, und man kann dem Satz-Aufsteller nicht den Einwurf machen, aber wenn der betreffende Zwischensatz fallen gelassen werden kann, warum bringst du ihn denn? Nun, er wird auf Grund dessen gebracht, dass ein Zwischensatz in einem Hauptsatze gerade als Zwischensatz eine Berechtigung hat. Ganz analog ist die Sachlage beim dreitheiligen Triumphwagen. Der 1. und 3. Theil entsprechen dem Hauptsatz, der 2. Theil dem Zwischensatz, und wenn es auch der Autor in unser Belieben stellt, den 2. Theil fallen zu lassen, so haben wir damit doch noch nicht die Berechtigung, ihm vorzuhalten, wenn du es uns anheimstellst, den 2. Theil zu überspringen, was einer Negirung dieses Theiles gleichkommt, warum bringst du in denn?

In dem Appendix des Triumphwagens haben wir übrigens wieder ein Parallellaufen des Triumphwagens mit dem Timaeus. Der Timaeus bringt uns am Ende die Reconstruirung des Weltenthieres. Diese Reconstruirung schliesst sich dem ersten Theile des Timaeus an, bringt also einen Appendix an diesen ersten Theil. Das ist ein analoges Verhältniss wie beim Triumphwagen, in welchem sich ein Appendix an den ersten Theil des Buches anschliesst.

Wir kommen nun zum Appendix.

Derselbe beginnt mit einer Einleitung, in welcher

P. 305. Basil sagt, das Antimon würde zu BuchdruckerTypen benutzt. Ferner mache man bei einer gewissen Constellation, bei einem gewissen Stande der Planeten, aus Antimon mit anderen Metallen eine Mixtur, woraus Signaturen und Charaktere von besonderer Tugend gegossen (funduntur) würden. (Das zielt auf die Metall- und Planeten-Zeichen.) Ferner mache man aus derselben Mixtur Spiegel (specula, ein anderer Ausdruck für die Metall- und Planetenzeichen,) von vielen und wunderbaren Aspecten und Eigenthümlichkeiten. Ferner mache man aus Antimon Schellen und Glocken von wunderbarem Tone (wahrscheinlich Narren-Schellen, mit denen er den Unkundigen etwas aufbindet, und Glocken, mit denen er die Weisheit der Schulärzte zu Grabe läutet). Ferner: Menschen-Bilder (Antimon im Anlehnen an die MenschInterpretation der Tab. smar.), und vieles andere.

I'. 308. Der eigentliche Appendix beginnt mit der Ueberschrift: De curru triumphali Antimonii et quid sit Lapis ignis.

Im Hinblick auf die zweite Rubrik der Tab. smar. legt sich Basil, wie einst Daedalus und Icarus, Flügel an und erstrebt damit das superius, er fliegt der Sonne entgegen. Dem inferius zu Liebe verbrennt er sich aber die Flügel, wie Icarus, und fällt in's Meer. Dies Meer ist die Materia prima als Wasser gefasst. Er ruft zu Gott und ein rettender Engel eilt herbei. Dieser gebietet dem Wasser, und im tiefen aßuooos erscheint ein hoher Berg (Lapis philos.). Basil ersteigt den Berg und untersucht auf ihm, ob denn zwischen den superiora und inferiora die Freundschaft sei, wie sie die Menschen rühmen, und ob die Astra superiora vom Schöpfer die Macht erhalten haben, dass sie etwas sich ähnliches in der Erde hervorbringen. Indem er das untersucht, findet er Wahreres als die Wahrheit (inveni veritate, ut sic loquar, ipsa verius). Er findet nämlich, wie sein neues Problem vom Antimon-Lapis dem alten Problem vom Quecksilber-Lapis gegenübersteht.

P. 311. Zuerst bringt Basil die Stelle Observa ergo diligentissime, P. 107, in etwas anderer Form, und fährt dann fort:

P. 312. Jetzt wolle er den Lapis ignis, der aus dem Antimon dargestellt wird, mit dem Processe seiner Darstellung beschreiben, diesen Lapis, welcher nicht nur die Menschen, sondern auch die Metalle particulär heile (indem er sie entweder als Particulär-Lapis, dem UniversalLapis Quecksilber gegenüber, zu Gold macht, oder indem er sie, die bereits Metalle sind, zu einem höheren Metalle, Gold, potenzirt). Dabei hält er es für nöthig, folgende Puncte zu berühren. Welche Eigenschaft der Lapis ignis hat? Welches sein Mineral sei? Ob ein Lapis ohne Materie entstehen könne, oder nicht? Welches die äusserste Differenz der Lapides sei, und wie viele Species derselben gefunden werden? Endlich will er über ihren Gebrauch reden.

P. 313. Die wahre Tinctura Antimonii, welche die Medicin der Menschen und der Metalle ist, wird nicht dargestellt aus dem cruden und flüssig gemachten Antimon, wie es bei den Kaufleuten und Apothekern zu haben ist, sondern sie wird aus dem Mineral dargestellt, wie es aus den Bergen hervorgeschafft und zuerst in ein Vitrum umgeformt wird. Wie nun jene „Extraction" geschieht, das ist ein Hauptwerk (opus palmarium), in dem die ganze Kunst besteht. Die präparirte, fixe und solide Tinctura Antimonii, das ist der Lapis ignis, ist eine reine, durchdringende, spirituelle, feurige Essenz, welche zu einer coagulirten Materie reducirt ist, und ist dem Salamander zu vergleichen, welcher im Feuer nicht verzehrt, sondern gereinigt und erhalten wird.

P. 315. Der Lapis ignis tingirt nicht universell, wie der Lapis philosophorum, er tingirt blos particulär. Den Ausdruck: particulär" gebraucht Basil an verschie denen Stellen in verschiedenem Sinn. Hier will er sagen, das Quecksilber ist der Lapis philosophicus vom allgemeinen Standpunct, das Antimonium vom besonderen Standpunct.-Sofort aber springt er ab, und nimmt das "particulär" in einem anderen Sinne. Er sagt: Nimirum (tingit particulariter) Lunam in Solem, Stannum item et Plumbum, Martem autem et Venerem non attingit. „Nämlich er tingirt particulär die Luna in den Sol, ebenso Zinn und Blei, den Mars und die Venus lässt er unberührt." Damit will er sagen, stellt man das Antimon den Arcanis gegenüber, so hat es blos eine Relation zum Pulvis solaris ruber und niger (Stannum et Plumbum). Damit wäre eigentlich die Sache fertig. Basil aber fasst das in's Auge, dass Silber als Luna: Quecksilber ist. Als solches eignet sich die Luna, zum Antimon in Relation zu treten, denn arcanologisch genommen ist ja Quecksilber das, was, um zum Arcanum zu werden, sich mit dem Antimon zu vereinigen hat. Und so tingirt denn das Antimon nicht nur das Zinn und Blei, sondern auch die Luna. Dass nun die Luna zum Sol tingirt wird, hängt damit zusammen, dass sich Basil denkt, zur Luna trete gerade das Sulphur aurat, hinzu. Dann wird die weisse Luna gelb-roth und damit zum Sol. Dass der Lapis ignis, oder das Antimon überhaupt „Martem et Venerem non attingit", hängt damit zusammen, dass Eisen und Liquor hepatis nichts mit dem Antimon zu thun haben. Uebrigens denkt

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