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Wo man

auf's neue laufendes Quecksilber hinzuzugeben. Dieser Besonderstandpunct nun verdient wohl mit besonderer Prägnanz hervorgehoben zu werden, und das geschieht in dem Passus et recipit vim superiorum et inferiorum: das Substrat der Procedur wird theilhaftig der Kraft der avo und der zάtw. Es wird nämlich angenommen, dass, da man auch ohne das neue zugesetzte Quecksilber auskommt, ohne dies neue Quecksilber auch zum Ziele, zu Ende kommt, dass auf Grund dessen beim Zusatze des neuen Quecksilbers die Sache so aufgefasst werden kann, als mache man zweimal Hydr. oxyd. rubr. nun einmal rothes Quecksilberoxyd macht, hat man einmal ein arw und zárw, das ist, wie wir von der zweiten Rubrik her wissen, rothen Dampf und rothes Präcipitat. Wo man dagegen zweimal rothes Quecksilberoxyd macht, hat man zweimal ein av und zάiw. Da hier nun im recipit vim superiorum et inferiorum nicht von τὸ ἄνω und τὸ κάτω, sondern von τὰ ἄνω und ra zár die Rede ist, so steuert das darauf hin, dass man es mit der Darstellung des Hydr. oxyd. rubr. zu thun hat, bei der man zwei avo und zwei zato erhält, das ist also, bei der man zu dem salpetersauren Quecksilberoxyd noch einmal laufendes Quecksilber zusetzt.

Fünfte Rubrik.

Sic habebis gloriam bis penetrabit.

Die gloria zielt auf den Goldstandpunct, die fortitudo auf den Mercurstandpunct.

Sie habebis gloriam totius mundi. So, indem du das Hydr. oxyd. rubr. der vorigen Rubrik hast, hast du die gloria der Arcana, das ist das Hydr. oxyd. rubr. als Gold gefasst.

Haec est fortitudo. Das Hydr. oxyd. rubr., von dem in der vorigen Rubrik die Rede ist, ist die fortitudo, das ist das Hydr. oxyd. rubr. als Mercur gefasst.

Das Hauptaugenmerk zieht der Nachsatz bei der fortitudo: quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit, auf sich.

Aus den einleitenden Worten zu diesem Abschnitt wissen wir bereits, dass vier Arcana angenommen werden. Nun auf diese zielt auch die cumulirte fortitudo, welche von Standpunct der Vier aufgefasst wird. Auch wissen wir, dass jedes dieser Arcana in zwei Theile zerspalten wird.

Beim P. solaris ist der eine Theil Hydr. oxyd. rubr., der andere der Antimontheil des Präparates.

Beim Liquor hepatis ist der eine Theil Schwefel, der andere Ammoniak.

Beim Natron ist der eine Theil Natron carbonicum, der andere Natron nitricum. Denn Natron ist ja der CollectivBegriff für diese beiden Arcana.

Beim Acid. sulphur. ist der eine Theil Acid. sulphur., der andere Ferrum. Denn Acid. sulphur. ist ja der Collectiv-Begriff für diese beiden Arcana.

Beim P. solaris ist der zweite Theil fest. Denn das Antimon, sowohl als Stibium sulphur. nigrum als als Sulphur aurat., ist fest.

Beim Liquor hepatis ist der zweite Theil flüssig. Denn wir haben es im Liquor hepatis, da das Präparat flüssig ist, mit flüssigem Ammoniak zu thun.

Beim Natron ist der zweite Theil fest. Denn Natron nitricum ist fest.

Beim Acid. sulphur. wird der zweite Theil als flüssig genommen. Ferrum wird nämlich als Eisentinctur genommen.

Es wird nun je der zweite Theil der vier Arcana da, wo er flüssig ist, eine res subtilis genannt. Wo er fest ist, wird er eine res solida genannt. Also haben wir als omnis res subtilis: Ammoniak und Eisen, als omnis res solida: Natron nitricum und Antimon.

Der erste Theil jeglicher vier Arcana fällt dem Fortitudo-Standpunct anheim, und wird demgemäss als Mercur gefasst. Dieser erste Theil, der Mercur, absorbirt, wie wir wissen, den zweiten Theil, wodurch alle Arcana zu Mercur werden. Absorbirt nun der Mercur eine res subtilis, so hat ein vincere des Mercur statt, absorbirt er eine res solida, so hat ein penetrare des Mercur statt.

Also: Haec est totius fortitudinis fortitudo fortis, quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit. Hier hast du den Mercurstandpunct, quia, weil, der darin

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Der Mercur vincit die res subtilis, u. das Präparat wird zu Mercur.

parat wird zu Mercur. In Bezug auf das Natron ist zu bemerken. dass man gerade nicht durchaus anzunehmen braucht, dass Natron carbon. Mercur, und Natron nitricum = res solida. Man kann auch umgekehrt sagen, dass Natron nitricum Mercur, und Natron carbon. res solida: das bleibt sich gleich.

Dass nun je der erste Theil der Arcana als Quecksilber gefasst wird, das versteht sich beim Hydr. oxyd. rubr. des P. solaris von selbst. Denn in Bezug auf das Hydr. oxyd. rubr. lehrt ja die dritte Rubrik ausdrücklich, dass es als Mercur aufgefasst werden soll. Bei den übrigen Arcanis wird die Farbe herangezogen. Es wird den betreffenden Theilen der Arcana eine weisse Farbe beigelegt, und nun das Problem aufgestellt: Was weiss ist, ist Mercur, da Mercur weiss ist. Wir haben also in dieser Beziehung beim Liquor hepatis: Schwefel, beim Natron: Natron carbon. (oder auch Natron nitricum), beim Acid. sulphur.: Acid. sulphur. Acid. sulphur. ist weiss als Acid. sulphur. rectif.; Natron carbon. (oder nitricum) ist eo ipso weiss; Schwefel wird als weiss genommen, weil der Schwefel, der sich unter Umständen aus dem Liquor hepatis ausscheidet, weiss ist.

Analog, wie nun die Sachlage in Bezug auf die fortitudo liegt, liegt sie auch in Bezug auf die gloria, auf den Goldstandpunct. Die Arcana zerfallen wieder je in zwei Theile. Der zweite Theil stellt entweder eine res subtilis oder res solida dar, wogegen der erste Theil, kraft des Gloria-Standpunctes, nicht als Mercur, sondern als Gold gefasst wird.

Was bei der fortitudo ausdrücklich steht, ist bei der gloria zu suppliren, und auf die Nothwendigkeit des Supplirens weist hier das: Ideo fugiet a te omnis obscuritas. Wenn also da steht: Sic habebis gloriam totius mundi, so ist das zu nehmen, als wenn da stände: Sic habebis gloriam totius mundi oder Haec est gloria totius mundi quia vincet omnem rem subtilem, omnemque solidam penetrabit.

Wir haben alsdann wieder wie vorhin :
Pulvis solaris Hydrargyr. oxyd. rubr. + Antimon,
Liquor hepatis Schwefel Ammoniak,
Acid. sulphur. Acid. sulphur. + Eisen,

und nur beim Natron tritt eine Differenz ein. Dieses wird nicht, wie vorhin, als Natron carbon. und Natron nitricum gefasst, sondern als Natron carbon. und Acidum nitricum. Das liegt ff. Man kann Natron nitricum mittelst Natron carbon. und Acid. nitricum darstellen. Hat man daher auf der einen Seite Natron carbon., und auf der anderen Seite Acid. nitricum, so hat man Natron carbon. und Natron nitricum, denn man braucht ja blos einen Theil des Natron carbon. mit Acid nitricum zu versetzen, und den anderen, als für sich dastehend, zu reserviren. Es wird nun als erster Theil des Collectiv-Arcanum Na

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Dass nun wieder je der erste Theil der Arcana als Gold gefasst wird, versteht sich beim Hydrarg. oxyd. rubr. als erstem Theile des P. solaris von selbst. Denn die dritte Rubrik lehrt ja ausdrücklich, dass das Hydrarg. oxyd. rubr. als Gold gefasst werden soll. Bei den übrigen Arcanis wird wieder die Farbe herangezogen. Es wird aber den betreffenden Theilen der Arcana eine gelbe Farbe beigelegt, und nun das Problem aufgestellt: Was gelb ist, ist Gold, da Gold gelb ist. Es handelt sich also, indem es sich um die ersten Theile der Arcana handelt, um: Sulphur, Acid. nitricum, Acid. sulphur. Sulphur wird als gelb genommen, was nahe liegt. Acid. nitricum crudum ist orangefarben, und diese Farbe wird als gelb genommen. Acid. sulphur. wird als Acid. sulphur. crudum genommen, welches braun ist; braun wird als tief gelb genommen, und so kommt heraus, dass Acid. sulphur. gelb ist.

Sechste Rubrik. (Index.)

Sic mundus creatus bis modus est hic.

Sic mundus creatus est bezieht sich auf die zweite Rubrik. Totus mundus heisst, wo es in dieser Interpretation bis hierhin vorkam, Arcana. Das isolirt stehende mundus, wie es hier steht, heisst die Welt. In der zweiten Rubrik aber wurde durch das omnes res fuerunt ab uno auf die Erschaffung der Welt hingewiesen.

Hinc erunt adaptationes mirabiles. Die adaptationes beziehen sich auf die dritte Rubrik. Es handelt sich um das Anpassen des Mercur und des Goldes an das Hydrarg. oxyd. rubr., um den Mercur- und Gold-Standpunct. Hinc erunt von dem, was die zweite Rubrik bringt, gehen aus, an das, was die zweite Rubrik bringt, nämlich an das Hydrarg. oxyd. rubr., schliessen sich die adaptationes mirabiles an, das ist der Mecrur- und Gold-Standpunct.

Quarum modus est hic. Das bezieht sich auf die fünfte Rubrik, auf die Rubrik, in der auf die fortitudo massweis hingewiesen wird, in der der fortitudo (und gloria) der adaptationes Rechnung getragen wird.

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auch nicht exclusiv, so doch zugleich mit der Kosmologie beschäftigt, entgegen der dritten Redaction, welche sich exclusiv mit der Arcanologie beschäftigt. Diesen Standpunct des Gegenüberstehens der zweiten und dritten Redaction fasst der Autor derartig, dass er kurz sagt, dort ist die kosmologische Interpretation der Tab. smar., hier die arcanologische, das ist, dort: Physik, hier: Arcanologie. Darum nennt er die Tab. smar. der zweiten Redaction: Td quoind, womit also gegeben ist: Philosophia totius mundi Physica. Dem gegenüber ist ihm denn, ihm, der sich statt an die Physik zu halten, an die Arcanologie hält, als Titel für die dritte Redaction der Tab. smar. gegeben: Arcanologica, und es wird ihm damit Philosophia totius mundi = Arcanologica. Er will nun aber in seiner Interpretation des Titel - Ausdruckes Philosophia totius mundi weniger den Standpunct zeichnen, den er einnimmt, als vielmehr den, den er nicht einnimmt, und so rückt er an die Stelle des Ausdruckes: Arcanologica den Ausdruck: das, was an die Stelle der Kosmologie trittt, das was nach der Kosmologie kommt, und das ist Griechisch mit Heranziehung des Ausdruckes à quoizà: rà μetà τà quoixà, metaphysica. So ist also der in dem Ausdrucke Philosophia totius mundi gegebene Titel der neuen Interpretation der Tab. smar.: Tà μerà rà quoid, Metaphysica, Metaphysik, und weil dem so ist, deswegen haben wir bei dieser Interpretation auch von vorn herein von einer metaphysischen Interpretation der Tab. smar. gesprochen. Anlehnend an den neuen Titel der Tab. smar. aber würde sich das habens tres partes philosophiae totius mundi gestalten: habens tres partes τῶν μετὰ τὰ φυσικά, habens tres partes metaphysices. Achte Rubrik.

Completum est quod dixi de operatione Solis.

Operatio ist das Griechische gyaoía, das ist zunächst die Thätigkeits- Entwickelung. Wenn in der fünften Rubrik bei der fortitudo darauf hingewiesen wird, dass der Mercur die partes subtiles et solidas vincit et penetrat, so fasst der Autor das als eine Thätigkeits-Entwickelung des Mercur. Der Mercur entwickelt seine Thätigkeit über die zweiten Theile der Arcana, dadurch absorbirt er diese, und die ganzen Arcana werden zu Mercur. Wenn also, sagt der Autor, der Mercur, welcher im Fortitudo-Standpunct gegeben ist, omnem rem subtilem vincit und omnem rem solidam penetrat: so ist das eine εργασία, eine operatio, Mercurii.

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Ganz analog ist nun der Sachverhalt mit dem Gold. Wenn die Arcana zu Gold werden - Gloria-Standpunct wenn das Gold, welches im Gloria-Standpunct gegeben ist, ebenfalls omnem rem subtilem vincit und omnem rem solidam penetrat, so ist das eine ¿oyaola, eine operatio, auri, oder indem nach der dritten Rubrik aurum Sol, eine operatio Solis.

Nun ist zwar gesagt, Haec est fortitudo, quia vincet omnem rem subtilem omnemque solidam penetrabit. Es ist aber nicht gesagt, und kommt erst auf dem Wege heraus, dass man es supplirt, dass man die gloria habe:quia vincet etc., weil er, der Gloria-Standpunct, das ist das Gold, vincet omnem rem subtilem, et penetrabit omnem rem solidam.

Dies fasst der Autor in's Auge, um eine Basis für seine Schluss-Rubrik zu bekommen.

Er will sagen: Stosse dich nicht daran, dass in der fünften Rubrik der Sachverhalt, wie es denn näher liegt, dass die Arcana zu Mercur und Gold werden, dass dieser Sachverhalt blos in Bezug auf den Mercur näher ventilirt worden ist, in Bezug auf das Gold aber unterwegs geblieben ist. Sage nicht im Anschluss daran, das, was in Bezug auf die fortitudo gesagt ist, ist vollständig, das aber, was in Bezug auf die gloria gesagt ist, ist unvollständig. Das ist nicht richtig. Vielmehr:

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Completum est quod dixi (ego, Hermes, dixi) de gloria, nam id quod dixi de operatione Mercurii, eodem modo se habet quoad operationem Solis. Es ist vollkommen, complet, was ich über die gloria gesagt habe, denn dasselbe, was ich über die operatio Mercurii gesagt habe, gilt auch in Bezug auf die operatio Solis“. Dass nun statt dieser weitläufigeren Rede kurzweg gesagt ist: Completum est quod dixi de operatione Solis ist eine Lakonität, welche einer Tah. smar. sehr wohl ansteht, um so mehr, da in

der fünften Rubrik durch den Passus Ideo fugiet a te omnis obscuritas auf dieselbe Sachlage hingewiesen ist.

Nun heisst topaota nicht nur Thätigkeits-Entwickelnng, sondern auch Verfertigung, Anfertigung, und damit ist denn εργασία τοῦ Ἡλίου, operatio Solis = χρυσοποιΐα, Goldmacherkunst, denn jos ja nach der dritten Rubrik = χρυσός.

Die Uebersetzung von operatio Solis mit Goldmacherkunst bringt an und für sich weiter keinen neuen principiellen Sinn in die Sache. Wir erhalten auf diese Weise blos den subjectiven Standpunet, wo wir vorhin den objectiven Standpunct hatten.

Wenn wir nämlich sagen, vincere et penetrare des Goldes ist eine Thätigkeits-Entwickelung des Goldes, so ist das der Standpunct des ideellen chemischen Processes, kraft dessen das Gold als erster Theil der Arcana deren zweiten Theil zu sich hinüberzieht, in sich aufgehen lässt. Wenn wir dem entgegen von der Goldmacherkunst, zovooлoita, sprechen, so ist das der Standpunct des Alchemisten, der den ideellen chemischen Process vornimmt. Dieser Alchemist bewirkt, dass das Gold omnem rem subtilem vincit et omnem rem solidam penetrat, und nimm damit eben die χρυσοποΐα vor.

Dass nun der Autor in der achten Rubrik den Ausdruck operatio Solis hat, das benutzt er dazu, der Tab. smar. einen zweiten Titel zu geben, nämlich Operatio Solis, das ist Goldmacherkunst, Xovoonotta, resp. De Operatione Solis, Tabula de Operatione Solis. Hiermit gewinnt er einerseits neben dem Titel, welchen die siebente Rubrik bringt, einen neuen directen Titel, denn der Titel Metaphysik zeichnet ja mehr den Titel Standpunct, den er nicht einnimmt, als den, den er einnimmt. Andererseits gewinnt er damit aber noch ff. In dem Abschnitt „Wirkliche Einigung Alexandrinischer Alchemisten an der Hand der Tab. smar." haben wir darauf hingewiesen, dass die Gegenpartei sagen kann, es habe Keiner das Recht, an die Tab. smar. (zweite Redaction) etwas anzuflicken. Dieser Umstand muss nun, auch darauf haben wir dort hingewiesen, unseren Autor bewegen, seine neue Rubrik so zu fassen, dass sie als ein harmloses Urtheil erscheint, welches in den eigentlichen Inhalt der Tab. smar. nicht weiter einschneidet. Nun, eben das bewirkt er, erreicht er dadurch, dass die Operatio Solis zum Titel, zur Bezeichnung dessen wird, was die Tab. smar. enthält. Sobald er nämlich in Operatio Solis den Titel der Tab. smar. hat, so ist Operatio Solis kurzweg gleich Tab. smar., und wenn da steht: Completum est quod dixi de operatione Solis, so heisst das mit anderen Worten: Completa est Tabula smaragdina, die Tab. smar. ist vollständig, das ist, die Tab. smar. ist jetzt fertig. Das heisst aber wieder: Lieber Leser, wenn du in der Tab. smar., von Verum anfangend, zu habens tres partes philosophiae totius mundi gekommen bist, so bist du fertig. Die neue Rubrik wird auf die Weise zu einem: Punctum, streu Sand drauf! Nun, ein solches Anflicksel ist harmlos genug.

Denn

Indem nun die Tab. smar. den Titel Xaudonoita erhält, wird die Alchemie, vom Standpunct der Arcanologie aufgefasst, zur zovσonouïα. Wir haben damit die Doppelbezeichnung für Alchemie: Methaphysik und zovooлoita. Zwischen beiden wird der Unterschied gemacht, dass Metaphysik die Arcanologie überhaupt ist, die zovGonoita dagegen die Lehre vom Einarcanum. das Hydrarg. oxyd. rubr. ist doch im Grunde nichts anderes, als der P. solaris. Zieht also das Hydrarg. oxyd. rubr. oder das Quecksilber die Arcana alle zu sich hinüiber, so werden die Arcana zu dem, was der P. solaris ist, das ist, sie werden alle zu P. solaris, und wenn man das eine Arcanum P. solaris hat, so hat man alle Arcana. Das ist aber eben die Lehre vom Einarcanum unter der Specialform, dass die Arcana das sind, was der P. solaris ist. Und das ist die alte Indische Lehre, dass Siva und Vischnu in Brahma aufgehen, nur in anderer Motivirung. Dass nun das eine Arcanum, welches die übrigen Arcana zu sich hinüberzieht, zu Gold gestempelt wird, kommt an der Hand der vorliegenden Interpretation der Tab. smar. blos auf einem Umwege heraus, nämlich derartig, dass man sagt, wir beziehen uns auf die Metalle. Bei ihnen steht das edele Metall Gold an der Spitze aller. In analoger Weise können wir das Arcanum, welches an der Spitze aller übrigen Arcana steht, Gold nennen. Später

werden wir sehen, dass diese Beziehung mehr direct herauskommt, indem an der Hand der Tab. smar. die Arcana wirklich als Metalle aufgefasst werden. Alsdann liegt das Gold für das an der Spitze der Arcana stehende Arcanum näher, indem man da, wo man das Arcanum hat, auch das Metall hat, und somit auf einem Wege, der näher liegt, auf das Gold geführt wird. Jedenfalls ist es aber durch die Auffassung der Lehre vom Einarcanum als XQvooлoita, wie sie sich an die vorliegende Interpretation der Tab. smar. knüpft, angebahnt, dass später die Arcana als Metalle aufgefasst werden.

Alter der ersten, zweiten und dritten
Redaction der Tabula smaragdina.

Wie wir wissen, stammt die Tabula smaragdina aus Alexandrien.

Man lässt das Alexandrinische Zeitalter gewöhnlich derartig in zwei Perioden zerfallen, dass die erste Periode die Regierungszeit der Prolemäer umfasst, und von 323 a. C. bis 30 a. C. dauert. Die zweite Periode umfasst dann die Zeit vom Ende der ersten Periode bis zur Eroberung Aegyptens durch die Araber, das ist von 30 a. C. bis 638 p. C. Wir für unseren Theil wollen aber die erste Periode gehen lassen bis zu Christi Geburt, das ist also bis zum Jahre 1. Dann fällt nun sowohl die erste, als die zweite und die dritte Redaction der Tab. smar. in die erste Periode des Alexandrinischen Zeitalters. Wir wollen uns diese Periode in drei Abschnitte theilen, wobei wir indess den Anfang und das Ende des zweiten Abschnittes nicht näher feststellen können. Dann fällt die erste Redaction der Tab. smar. in den ersten Abschnitt, die zweite Redaction in den zweiten Abschnitt und die dritte ReIdaction in den dritten Abschnitt.

Wir wissen, dass die Stelle Haec est totius fortitudinis der ersten Redaction der Tab. smar. eine pathologische Rubrik ist, auf der Basis einer Humoral-Solidar-PneumatoPathologie steht, und damit im Geiste der Alexandrinischen Schule geschrieben ist. Weil sie nun im Geiste der Alexandrinischen Schule geschrieben ist, so muss sie, und mit ihr die Tab. smar. erster Redaction aus einer Zeit stammen, zu der die Alexandrinische Schule herrschte. Die erste Redaction der Tab. smar. fällt somit in die Zeit, die zwischen 323 und 280 bis 270 a. C. liegt. Man könnte nun möglicherweise einwerfen, wenn die pathologische Rubrik Haec est totius fortitudinis etc. auch auf der Basis einer Humoral-Solidar-Pneumato-Pathologie steht, so braucht sie, und damit die erste Redaction der Tab. smar., noch nicht aus den Zeiten der Alexandrinischen Schule zu stammen. Es kann ja auch der Fall sein, dass ein späterer Alexandriner an dieser Humoral-Solidar-Pneumato-Lehre Gefallen fand, und ihr zu Liebe die betreffende Rubrik so entwarf, wie sie eben ist. Damit würde denn, könnte denn die erste Redaction späteren Datums sein. Ein solcher Einwurf ist nicht zutreffend. Mit dem Aufkommen der empirischen Schule 280 bis 270 a. C. erfolgt der Bruch mit der Humoral-Solidar-Pneumato-Pathologie bereits ganz prägnant, so dass es schwer zu denken ist, wie denn nun ein späterer Alchemist hinterdrein auf's neue zu einer Passion für die beseitigte Lehre kommen sollte. Gesetzt aber auch, es sei ein späterer Alchemist von einer solchen eigenthümlichen Passion befallen worden, so kann er derselben keinen solchen Ausdruck gegeben haben, dass er in der Tab. smar. für sie kämpft. Hätte er das gethan, so hätte er die Tab. smar. dazu benutzt, für einen pathologischen Standpunct zu kämpfen, welcher einer vergangenen Zeit angehörte, damit aber hätte er sich selbst einen Stein in den Weg geworfen. Die pathologische Rubrik figurirt deshalb in der ersten Redaction der Tab. smar., damit Griechen und Juden in ihr einen Centralisationspunct haben. Wie kann nun aber Jemand mit einer Tab. smar. zu reüssiren hoffen und wirklich reüssiren, in welcher der Centralisationspunct Anschauungen zu Tage fördert, die im Sinne des alchemistischen Publicums längst abgestanden sind?

Betreffs der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. haben wir ff. zu bemerken. Die Lehre von der zovσoлoita wurde von Narren und Betrügern derartig ausgebeutet, als könne man in der That Gold machen. Wir werden diesem Goldmacher-Schwindel später einen besonderen Ab

schnitt widmen. Hier sei nur das erwähnt, dass der Hokus-Pokus seine verschiedene Methodik hat. Die älteste Methodik bestand darin, dass man, daran anknüpfend, dass vom Gloria - Standpuncte der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. das Hydrarg. oxyd. rubr. eine Goldnatur annimmt, dass man daran anknüpfend sagte, wenn das Hydrarg. oxyd. rubr. eine Goldnatur annehmen kann, so muss es zu Gold werden können, und wenn es zu Gold werden kann, so ist darin gegeben, dass man Hydragr. oxyd. rubr. in Gold permutiren kann. Nun gaben die Alchemisten ihren Arcanis Namen, welche sich an übertragene Begriffe anschmiegten (man vergleiche darüber bei Plato). So gaben sie denn dem Hydrarg. oxyd. rubr., anknüpfend an die rothe Farbe, den Namen von Chenikalie, Mineralen, Metallen, welche eine rothe Farbe haben. So kommt das Hydrarg. oxyd. rubr. beispielsweis zu den Namen Auripigmentum (das ist rother Schwefelarsenik im Sinne der Alten, heut zu Tage bezeichnet man mit Auripigment gelben Schwefelarsenik), Minium u. s. w. Wenn wir also vorhin gesehen, dass man in mystificirter Weise annahm, man könne Hydrarg. exyd. rubr. in Gold verwandeln, so kommt das in der alchemistischen Nomenclatur darauf hinaus, man könne Auripigmentum, Minium u. s. w. in Gold verwandeln.

Nun steht in des Plinius Historia naturalis Lib. 33. Cap. 4: Aurum faciendi est etiamnum una ratio ex auripigmento, quod in Syria foditur pictoribus in summa tellure, auri colore, sed fragili, lapidum specularium modo. Invitaveratque spes Cajum, principem avidissimum auri, quamobrem jussit excoqui magnum pondus; et plane fecit aurum excellens, sed ita parvi ponderis, ut detrimentum sentiret, illud propter avaritiam expertus, quamquam auripigmenti librae XIV permutarentur; nec postea tentatum ab ullo est.

„Es giebt ausserdem noch eine Art, aus Auripigment Gold zu machen. Dies (Auripigment) wird in Syrien für die Maler gegraben, kommt nicht tief in der Erde vor, hat die Farbe des Goldes, ist aber zerbrechlich wie Spiegelstein. Die Hoffnung war für Cajus, einen sehr goldgierigen Fürsten, einladend gewesen. Daher befahl er, eine grosse Menge auszukochen. Und in der That machte er ein herrliches Gold, aber in so geringer Menge, dass er Schaden zu haben glaubte. Dieser Schaden lag aber wohl nur in seinem Geize, denn es waren 14 Pfd. Auripigment permutirt worden. Hinterdrein wurde es von Keinem mehr versucht."

Mag an diesem Histörchen des Plinius nun sein, was da will, so viel steht fest, dass Plinius uns dasselbe auftischt. Er könnte es uns aber nicht auftischen, wenn zu seiner Zeit nicht bereits die Ansicht existirt hätte, man könne aus Auripigment Gold machen. Diese Ansicht könnte aber nicht existiren, wenn die metaphysische Interpretation der Tab. smar. nicht bereits existirt hätte. Es wurde nun Plinius geboren 23. p. Chr., er starb 79. p. C. Also zwischen 23-79 p. C. muss die metaphysische Interpretation der Tab. smar. bereits dagewesen sein. Nun aber bedenke man, als der Schwindel, man könne aus Hydrarg. oxyd. rubr. resp. aus Stoffen, die ihm verwandt sind, Gold machen, auftauchte, da war das eine wichtige Neuigkeit, und es war gewiss in der Leute Mund: Hast du es schon gehört, sie haben etwas wichtiges entdeckt. Ehe es so weit kam, dass man es so ruhig dahin, als eine selbstverständliche Sache erzählte, man könne aus Auripigment, Minium u. s. w. Gold machen, darüber musste eine ziemlich geraume Zeit verstreichen. Plinius nun aber erzählt uns schlicht hin, man könne aus Auripigment Gold machen. Seine Erzählungsweise ist nicht die: Denkt einmal, da haben sie eine wichtige Entdeckung gemacht, man könne aus Auripigment Gold machen. Es ist komisch. Aber wahr muss doch etwas an der Sache sein, denn der und der hat es versucht und ist, wenn auch nicht zu einem absolut glänzenden Resultate, so doch zum Ziele gekommen. Vielmehr, wie gesagt, erzählt er sein Histörchen so schlicht hin, als wenn das so eine Sache ist, die sich von selbst versteht, man könne Auripigment in Gold permutiren. Damit haben wir denn das Factum, dass die Zeit, wo die Kunst, aus Auripigment Gold zu machen, eine Neuigkeit war, bereits hinter Plinius liegt. Also steht nichts im Wege, dass wir in Bezug auf die Zeit, zu der die metaphysische Interpretation der Tab. smar. in's Leben trat, ein ziemliches Stück

vor Plinius rückwärts greifen, womit wir denn in die erste Alexandrinische Periode hinein kommen.

Wir haben betreffs der Zeit, in welche die metaphysische Interpretation der Tab. smar. fällt, aber auch noch ff. Anhaltspunct. Wir haben bei Aristoteles darauf aufmerksam gemacht, dass Alchemisten, die mit einer alten Speculation brachen, und eine neue Speculation an deren Stelle setzten, welche sie für einfacher, natürlicher, naturwüchsiger hielten, Aristotelismus zu treiben vermeinten, die Bahn des Aristoteles einzuschlagen vermeinten. Dies hatte nun namentlich in Bezug auf die metaphysische Interpretation der Tab. smar. statt. Diejenigen, die ihr folgten, hielten sich für Aristoteliker. Indem sie sich nun für Aristoteliker hielten, lagen ihnen die Schriften des Aristoteles nahe, und aus diesen richteten sie ihr Augenmerk besonders auf die Metaphysik. Wir haben bei Aristoteles darauf hingewiesen, dass diese Schrift ein lückenhaftes zusammengeflicktes Etwas ist, wie es unmöglich aus Aristoteles Hand hervorgegangen sein kann. Vielleicht fällt die Umformung des eigentlichen Aristotelischen Werkes in die Zwittergestalt, die es jetzt hat, gerade in die Zeit, von der wir jetzt sprechen. Doch wollen wir das dahin gestellt sein lassen. Wir wollen hier nur das in's Auge fassen, dass Aristoteles die Schrift, welche heute Metaphysik, Τὰ μετὰ τὰ φυσικὰ heisst, das Werk über die πρώτη piloooqia nennt (vergl. Physic. 1, 9, ebendaselbst 2, 2), das ist also kurzweg: Πρώτη φιλοσοφία. Uebersetzt man nun лτη looopia mit: Philosophie über das Erste, sagt alsdann, das Erste ist der Anfang, wie er in der biblischen Schöpfungsgeschichte figurirt, sagt ferner, am Anfang wurden Himmel und Erde geschaffen, Himmel und Erde sind aber die Welt: dann ist πρώτη qilooopia: philosophia mundi oder totius mundi. Philo sophia totius mundi ist aber der Titel der zweiten Redaction der Tab. smar., der Titel dieser Interpretation par excellence. Wir haben also, anknüpfend an die Calculation von vorhin den Sachverhalt, dass der Titel der betreffenden Schrift des Aristoteles (Metaphysik) den Titel der zweiten Redaction der Tab. smar. deckt, die beiderseitigen Titel sind ja eben Philosophia totius mundi. Es liegt nun nahe, dass man auf Aristoteles, auf seine betreffende Schrift (Metaphysik) blickend, sagte, die Tabula smar. heisst in alter Form: Philosophia totius mundi, in neuer Form:Tà peta từ puouxd, analog soll nun auch die Aristotelische Schrift, die in alter Form Philosophia totius mundi (πρώτη φιλοσοφία) bies, in neuer Form: Tá μerà và quoixà heissen. Und so geschah es denn auch. Die Philologen zerbrechen sich den Kopf darüber, woher denn der Titel Metaphysik, Tà μɛrà rà quoind, für die betreffende Aristotelische Schrift herrührt. Nun er kommt eben daher, dass man den Titel des mutilirten Werkes mit dem Titel der metaphysischen Interpretation der Tab smar. in Einklang brachte.

Hat man das nun vor Augen, so giebt uns die Aristotelische Schrift Metaphysik einen Anhaltspunct für die Zeit, zu der die metaphysische Interpretation der Tab. smar. entstanden ist. Haben wir nämlich einen gewissen Zeitpunct und wissen von ihm, dass damals die Aristotelische Schrift schon den Titel Tὰ μετὰ τὰ φυσικὰ führte, so ist das ein Beweis dafür, dass damals auch bereits die betreffende Interpretation der Tab. smar. da war, denn ohne dass der Titel nicht auf Seiten der Tab. smar. da war, kann er auch nicht auf Seiten der Aristotelischen Schrift sein. Nun wissen wir, dass bereits Nicolaus, ein Peripatetiker, die Aristotelische Schrift genannt hat: Θεωρία τῶν ̓Αριστοτέλους μετὰ τὰ φυσικά. Dieser Nicolaus aber ist ein Zeitgenosse des Kaisers Augustus. Augustus hält 29 a. C. bei seiner Rückkehr nach Rom seinen Triumphzug, er stirbt 14 p. C. Sagen wir also in Bausch und Bogen, Augustus habe um das Jahr 1 unserer Zeitrechnung gelebt. Dann kommt heraus, dass Nicolaus um das Jahr 1 fällt, womit denn gegeben ist, dass die metaphysische Interpretation bereits um das Jahr 1 da war. Bedenken wir nun aber, dass schwerlich gerade heute die betreffende Interpretation aufkommt, und Morgen Nicolaus die Aristotelische Schrift Metaphysik nennt, dass somit zwischen dem Aufkommen der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. und dem neuen Titel des Nicolaus immerhin eine Zeit liegt, so kommen wir auch so wieder in die erste Alexandrinische Periode hinein. Und endlich spricht für das Fallen der metaphysischen

Interpretation der Tab. smar. in die erste Alexandrinische Periode noch das, dass Philo, den wir bald näher kennen lernen werden, bereits hinter der betreffenden Interpretation steht. Philo ist aber ein Zeitgenosse Christi.

Neuplatonismus.

Das Motiv, welches den Autor der metaphysischen Interpretation der Tab. smar. leitet, mit dieser hervorzutreten, ist ein durchaus vernünftiges. Es ist besser, dass sich die Alchemisten um eine Interpretation scharen, als dass sie, dieser der Jüdischen, jener der Griechischen Interpretation der zweiten Redaction huldigend, gegenseitig hadern. Aber jener Autor hatte gut predigen. Wenn er sich auch auf seine Höhe stellte, und ein Häuflein Geistesverwandter ihm folgte, ein anderer Theil Alchemisten folgte ihm nicht. Die hatten nicht die Energie, mit langjährigen Traditionen zu brechen, und die Arcanologie von den Schwester - Disciplinen loszuschälen.

Es erhob sich gegen die Anhänger der metaphysischen Interpretation eine Gegenpartei, welche mit Besonderwaffen kämpfte. Wir sagen mit Besonderwaffen, denn die neue Interpretation hatte Bresche in die alten Interpretationen gerannt. Auch die Alchemisten, welche sich mit der neuen Interpretation nicht befreunden konnten, fühlten sich in ihrem alten Standpuncte unbehaglich.

Es lieben nun die Leute im Allgemeinen, wie man sich täglich überzeugen kann, mehr Unfrieden und Uneinigkeit als Frieden und Einigkeit. Indessen wenn sie das Beispiel von Frieden und Einigkeit handgreiflich vor sich haben, so hat dies Beispiel etwas verführerisches, etwas ansteckendes. So auch hier. Das Beispiel derjenigen, die sich um die metaphysische Interpretation der Tab. smar. in Einigkeit scharten, übte auch einen Rückschlag auf diejenigen, welche zurückblieben. Man fand auf einmal, dass wenn das das Motiv wäre, vom Alten abzugehen, dass dies Alte Kampf und Hader gesetzt, dass das denn doch nicht so ganz stichhaltig wäre. Wenn das Alte Kampf und Hader gesetzt, so sei das freilich keine erhebende Erscheinung, indessen das Alte als solches implicire den Hader nicht. Man könne beim Alten bleiben, ohne zu hadern. Man könne sich auch im Alten einigen, und die anzustrebende Einigkeit erheische gerade keine metaphysische Interpretation der Tab. smar.

An die Spitze derjenigen, welche der metaphysischen Interpretation nicht folgten, und die auf Grund des Alten eine Einigkeit anzustreben suchten, trat Philo. Philo wurde einige Jahre vor Christus zu Alexandrien geboren. Er schrieb mehrere Abhandlungen von mehr oder wenig gleicher Tendenz, die hauptsächlichste von ihnen ist die Koouonoita, Creatio mundi oder Opificium mundi überschriebene. In ihr wird die Philonische Interpretation der Tab. smar. (s. den Besonder - Abschnitt über diese) besprochen.

Philo meint, der Timaeus des Plato bilde einen Concentrationspunct für Griechische und Jüdische Kosmogenese und was sich an sie knüpft. Nach der vulgären Auffassung nimmt er den Moses als den Autor der 5 Bücher Mosis und somit auch als den Autor der beiden Schöpfungsgeschichten, und an der Hand dessen nimmt er Moses, als den Autor der Schöpfungsgeschichten, und Plato, als den Autor des Timaeus, geistig gefasst, als dieselben Personalitäten. Moses will, was Plato will, und Plato will, was Moses will; die Jüdische Kosmogenese und was sich an sie knüpft ist dasselbe, was die Platonische Kosmogenese und was sich an sie knüpft ist. Stellenweise ist nun die Uebereinstimmung, das Zusammentreffen zwischen Bibel und Timaeus in der That da, sie ist nicht von der Hand zu weisen, und zwar aus dem sehr einfachen Grunde, weil Plato mit seinem Timaeus auf die Bibel fusst. Wo nun aber dieses natürliche Zusammentreffen nicht da ist, da zieht Philo die Uebereinstimmung künstlich heran. So z. B. überweist im Timaeus der Demiurg den Göttern des Himmels und der beweglichen Himmelskörper die Erschaffung des Menschen. Es schaffen also viele Götter, und nicht der Eingott, der Demiurg, den körperlichen Menschen. Dem entgegen schafft in der Bibel der Eingott den Menschen. Hier bringt nun Philo den Einklang zwischen Bibel und Timaeus derartig zu Wege, dass er sich darauf steift, dass im ersten Buche Mosis, Vers 26 steht:

Wir wollen den Menschen machen, oder: Lasst uns den Menschen machen, das ist also Gott im Plural. Hier setzt er sich über den einfachen Sachverhalt hinweg, dass es sich beim: „Wir wollen machen oder Lasst uns machen" einfach um den Pluralis majestaticus handelt, vielmehr steift er sich darauf, dass sich der Plural auf mehrere Götter beziehe, die Bibel spreche bei der Erschaffung des Menschen von mehreren Göttern, und damit sei der Einklang von Bibel und Timaeus da. Einem derartigen künstlichen Nachhelfen, um den Einklang zwischen Bibel und Timaeus herauszubekommen, wirft sich Philo mannigfach in die Arme. Wir werden dafür in der Philonischen Interpretation der Tab. smar. noch mannigfache Belege finden.

Wir haben bereits vorhin bemerkt, dass die metaphysische Interpretation der Tab. smar. in die alten Interpretationen Bresche gerannt hatte. Das nun bewegt den Philo, mit einer neuen Interpretation hervorzutreten. Er sagt also nicht, da Plato: Moses und Moses: Plato ist, so sind unsere, der Griechen und Juden Besonderstandpuncte gar keine Besonderstandpuncte, nehmt die Griechische Interpretation, nehmt die Jüdische Interpretation, das bleibt sich ganz gleich:- so sagt er nicht, sondern er tritt eben mit einer neuen Interpretation der Tab. smar. hervor. Als Substrat derselben nimmt er den Menschen. Wir wissen (vergl. metaphysische Interpretation der Tab. smar., siebente Rubrik), dass die Kosmologie: rà qvõixà, Physik, ist. Diese Physik nun ist, nachdem die metaphysische Interpretation in die Interpretationen der zweiten Redaction der Tab. smar. Bresche gerannt, nicht gerade unmöglich geworden für die Tab. smar., hat aber doch von ihrem alten Ansehen verloren., Dagegen eine andere Physik wird hierdurch nicht tangirt. Es heisst nämlich Timaeus, P. 27: ἔδοξε γὰρ ἡμῖν, Τίμαιον πρῶτον λέγειν ἀρχόμενον ἀπὸ τῆς τοῦ κόσμου γενέσεως, τελευτῶν δὲ εἰς ἀνθρώπων φύσιν. Es schien uns nänlich als passend, dass vor Allen Timaeus das Wort nähme, beginnend mit der Kosmogenese, und schliessend mit der Natur des Menschen." Die zooμov yéveσis ist nun die alte Physik, welche das Ansehen verloren hat, die quois avgónov ist die neue Physik, an die Philo in seiner Interpretation anlehnt.

Mit dem Menschen, der auf die Weise das Substrat der Tab. smar. wird, kommen wir auch auf die Seele des Menschen, denn im Menschen haben wir den Körper und die Seele. Damit haben wir denn in der Philonischen Interpretation der Tab. smar. nicht nur den Platonismus, d. i. hier der Einklang biblischer und Platonischer Auffassungsweisen, sondern auch Berührungspuncte mit der Aegyptischen spirituellen Interpretation der Tab. smar. Damit steht denn die neue Interpretation auf dem Standpuncte, dass sie der Griechischen und Jüdischen Interpretation der zweiten Redaction der Tab. smar. den Rücken wendet, dass sie dagegen an die Aegyptische spirituelle Interpretation anlehnt. Das hatten sich die Autoren der Tab. smar. gewiss nicht träumen lassen, dass die Aegyptische Interpretationen, die sie blos so nebenher gaben, um doch auch so nebenbei den Aegyptern gerecht zu werden, dass diese dazu berufen sei, dereinst in den Vordergrund zu treten. So werden aus den Letzten die Ersten.

Wir müssen nun noch darauf hinweisen, dass der Anschluss an Plato seitens derjenigen, die gegen die metaphysische Interpretation der Tab. smar. Front machen, nicht nur darin gegeben ist, dass der Timaeus wohl geeignet ist, einen Concentrationspunct für Jüdische und Griechische Alchemie zu bieten, zumal wenn man da, wo dies Zusammentreffen nicht da ist, wie Philo künstlich nachhilft, sondern auch darin, dass Aristoteles und Plato gegenüberstehen. Aristoteles ist ein Antiplatoniker, wo er auf Plato zu reden kommt, geht es selten ohne directe oder Seiten-Hiebe ab; die beiden sind die „feindlichen Brüder." Da nun die Anhänger der metaphysischen Interpretation der Tab. sm. „Aristoteliker" sind, so werden die Gegner auch vom Standpunct des Gegenüberstehens von Plato und Aristoteles zum ersteren hingetrieben.

Die Einigkeit derer nun, die sich um die metaphysische Interpretation der Tab. smar. scharten, und derjenigen, die sich um die Philonische Interpretation scharten, war eine differente. Die ersteren hatten eine gesunde Basis,

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