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aber einfach daher, dass die Natur eines Index, die Dinge kurz aufzuführen, in's Auge gefasst wird. Totus mundus also res natae. Entgegen nun den res natae der zweiten Rubrik, werden die res natae, welche die dritte Ru-. brik bringt, und welche, wie wir wissen, die Arcana Liquor hepatis und P. solaris sind, telesmus rerum natarum, das ist perfectio rerum natarum, das ist perfectio totius mundi genannt, das heisst die Vollkommenheit der Welt. Das also, was die arcanologische zweite Periode bringt, wird zu etwas vollkommenerem gestempelt, als das, was die kosmologische zweite Periode bringt, womit denn dem hohen Werthe der Arcana überhaupt ein Tribut gezollt wird. Telesmus totius mundi ist aber vorläufig nicht der Inbegriff dessen, was die zweite Schöpfungs-Periode bringt, es ist nur ein Theil desselben, wie ja die res natae erst ein Theil dessen waren, was anorganisch auf die zweite Schöpfungs-Periode kam. Um die res natae vollständig zu machen, mussten sie durch ein omnes cumulirt werden, und so erhalten wir in analoger Weise hier, um den telesmus totius mundi vollständig zu machen, statt telesmus totius mundi: omnis telesmus totius mundi.

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Nun müssen wir noch den Ausdruck telesmus näher in's Auge fassen. Er ist das intacte Griechische Telεoμós. Das Grichische Teleoμùs liegt gerade so, wie das Lateinische perfectio und das Deutsche „Vollendung". Einerseits wird bei diesem Ausdrucke das Ende in's Auge gefasst, andererseits die Vollkommenheit. Das liegt darin, dass in gewisser Beziehung sich Ende und Vollkommenheit berühren. Machen wir uns das an einem Beispiele klar. Wir sagen im Deutschen das ist eine vollendete Schönheit und sagen damit ganz dasselbe, als wenn wir uns ausdrücken das ist eine vollkommene Schönheit“. Der Grund liegt darin, dass wir uns die Schönheit generell in die speciellen Schönheitstheile a, b, c, d.... zersplittern. Handelt es sich nun um eine unvollkommene Schönheit, so zählen wir auf a, b, c und sind damit fertig. Handelt es sich aber um eine vollkommene Schönheit, so zählen wir in diesen Schönheitstheilen weiter d, e, f.... bis wir mit allen Theilschönheiten zu Ende gekommen sind. Auf die Weise involvirt bei der Schönheit das Ende die Vollkommenheit. Und so analog in anderen Fällen. So ist denn Teleoμds Vollendung und Vollkommenheit, und ebenso ist perfectio Vollendung und Voll-. kommenheit. An und für sich genommen, brauchte also derjenige, der die Griechische Tab. smar. in's Lateinische übertrug, den Griechischen Ausdruck rɛlɛoμds nicht in seinem telesmus intact zu lassen. Nahm er an seiner Stelle den Ausdruck perfectio, so war er durchaus gedeckt. Dass er es aber nun nicht thut, das muss seinen Grund haben, und der Grund liegt darin, dass das Wort zɛɛquos einen Hinweis anf etwas giebt, welcher Hinweis so befürchtete der Uebersetzer verwischt würde, wenn der Ausdruck einem anderen Platz machte.

Es weist nun aber der Teleoμos hin auf die TagesErschaffung, und das ist darin begründet, dass es in den Septuaginta heisst, 1. Buch Mosis, Capitel 2,

Vers. 1. Καὶ συνετελέσθησαν ὁ οὐρανὸς κ. τ. λ.
Vers. 2. Καὶ συνετέλεσεν ὁ Θεὸς κ. τ. λ.

Der Vers 2 aber besagt hier des Näheren: ovvɛtékeσev ὁ Θεὸς ἐν τῇ ἡμέρᾳ τῇ ἕκτῃ τὰ ἔργα αὐτοῦ, Gott beendete seine Werke am sechsten Tage. Das σUYTEÀɛiv, das Télos hat also eine Relation zum Tage, und damit zielt eben der Teleoμds auch auf den Tag, auf den Tag, dem bei der Jüdischen Schöpfungsgeschichte Rechnung getragen wird, kurz er zielt auf die Tages-Schaffung. In der zweiten Rubrik haben wir gesehen, wie der Autor der Tages-Schaffung aus dem Wege ging. Er ging dem Tage aus dem Wege, um den Griechen nicht anstössig zu werden. Die sind, wenn sie die zweite Rubrik lesen, beruhigt, dass der Tag nicht auf's Tapet gebracht wird. Jetzt, da er sie in Ruhe hat, düpirt er sie in der ArcanenRubrik, wo sie sich der Sache nicht versehen, mit dem Teleouds, der doch den Tag bringt. So liegt der nähere Sachverhalt mit dem Tɛɛouds, und auf Grund dieses näheren Sachverhaltes bringt die Lateinische Uebersetzung nicht perfectio. Durch die perfectio glaubte der Uebersetzer den directen Anknüpfungspunct an die Septuaginta zu verwischen.

Und nun weiter. Wir hatten in der Parallelstelle:

omnes res natae fuerunt ab Acido sulphurico-Natro igne.

Uebertragen wir nun für omnes res natae: omnis telesmus totius mundi, so erhalten wir: omnis telesmus totius mundi fuit ab Acido sulphurico - Natro igue. Nehmen wir nun wieder beim esse a, das väterliche Verhältniss, so erhalten wir für: omnis telesmus totius mundi fuit ab Acido sulphurico-Natro igne Acid. sulphur.-Natron est pater omnis telesmi totius mundi igne. Nun haben wir in Bezug darauf, dass der omnis telesmus totius mundi aus den beiden Theilen Liquor hepatis und P. solaris besteht, ein ähnliches Verhältniss, wie oben, wo wir es der Zwei: Acid. sulphur., Natron gegenüber, mit der Zwei: Osiris und Isis zu thun hatten. Also liegt die Zersplitterung des pater in pater und mater nahe, und damit die Uebertragung des pater auf den Liquor hepatis und der mater auf den P. solaris. Dann erhalten wir für: Acid. sulphur.Natron est pater omnis telesmi totius mundi igne Acid. sulphur. est pater Liquoris hepatis, Natron est mater Pulvis solaris, igne, oder was dasselbe bleibt: Pater Liquoris hepatis est Acid. sulphur., mater P. solaris est Natron igne. Nun aber muss weiter das Arcanum fallen, und einem Pronominal-Ausdruck Platz machen. Und damit wird aus: Pater Liquoris hepatis est Acidum sulphur., mater P. solaris est Natron igne

Pater ejus est hic, mater ejus est haec igne.

Das wäre doch nun aber eine Zeichnung, die in ihrer Dunkelheit lächerlich undurchdringlich wäre. Darum kann der Autor nicht auf die ventilirte Weise zu Werke gehen.

Bevor wir nun weiter gehen, wollen wir die Pronominal-Ausdrücke näher in's Auge fassen. Diese PronominalAusdrücke sind im Griechischen immer neutral gehalten. Wenn es also heisst: Pater ejus, so steht im Text aro τοῦ μὲν, und ist das τοῦ μὲν der Genitivus neutrius, nicht der Genitivus masculini. Wenn es heisst: mater ejus, so steht im Text nicht etwa uning ins d'è, sondern wieder neutral: μήτηρ τοῦ δὲ. Beim Portavit illud ist illud eo ipso neutral, es ist das Griechische Exɛivo. Beim nutrix ejus ist das ejus wieder zou de neutral genommen. Nun sagten wir vorhin: Pater ejus est hic (und analog hat der Lateinische Text: Pater omnis telesmi totius mundi est hic). Müsste das nicht vielmehr auch neutral hoc statt hic heissen? Antwort: Nein, man kann im Lateinischen nicht sagen pater est hoc. Im Deutschen kann man wohl sagen das ist der Vater, im Lateinischen heisst's aber unter allen Umständen der ist der Vater. Aehnlich liegt's im Griechischen. Darum steht hier auch im Griechischen Text bei Pater omnis telesmi totius mundi est hic nicht Touro (Neutrum), sondern ouros (Masculinum).

Und nun weiter. Wir haben vorhin gesehen, dass der Autor mit dem Zersplittern des omnis telesmus totius mundi in Liquor hepatis und P. solaris nicht durchkommt, und das ist nun der Grund, weshalb er den Ausdruck intact lässt.

Er könnte nun, anlehnend an die vorhin entwickelte Aufstellung: Pater Liquoris hepatis est Acid. sulphur., mater P. solaris est Natron, bei Nichtzersplitterung des telesmus sagen:

Pater omnis telesmi totius mundi est hic, mater omnis telesmi totius mundi est haec. Es ist ihm aber die Wiederholung des omnis telesmi totius mundi zu schleppend, scheint ihm nicht mit der gedrängt Lakonischen Wortfassung einer Tab. smar. vereinbar. Und so fängt er den Passus denn wohl an: Pater omnis telesmi totius mundi est hic dann aber bricht er ab zu etwas ganz

neuem.

Indem er nämlich das Pater omnis telesmi totius mundi est hic hat, und er sich für das mater omnis telesmi totius mundi est haec nach einer neuen Fassung umsieht, denkt er, wie, wenn du nun mit dem ersten Passus ganz aufhörtest, und den zweiten Passus unterwegs liessest, wie dann ? Das wäre auch noch keine Ungeheuerlichkeit. Denn wenn man Acid. sulphur.-Natron als Ein-Arcanum hat, so muss man auch einen Eingesichtspunct für das Arcanum haben, und als solchen kann man dann das Das ist denn eine Acid. sulphur. ohne Natron nehmen. ähnliche Situation, wie in der Indischen Alchemie, wo Siva auf der einen Seite Acid. sulphur.-Natron repräsentirt, auf der anderen Seite aber das Acid. sulphur. allein. Gedeckt ist der Autor bei einer solchen Restringirung des Doppel-Arcani durch den Parallelsatz: omnes res natae

fuerunt ab una re, von einem Ding. Nun denkt er weiter, aber wie liegt es denn, dass man Acid. sulphur.Natron als Acid. sulphur. allein nehmen kann? Darauf giebt er sich die Antwort, dafür giebt das Wasserverwandlungs- Experiment den Anhaltspunct. Nehmen wir Acid. sulphur. als Wasser. Wir lassen es stehen, nehmen an, es ginge nun das Wasserverwandlungs-Experiment vor sich, dann erhalten wir die Erde von selbst, welche Erde Natron ist, da das Wasser Acid. sulphur. ist. Und das führt den Autor auf die Idee, zum Wasserver wandlungs-Experiment abzubiegen, das ist natürlich hier, wo wir uns in der arcanologischen Rubrik befinden, zum arcanologischen Experiment. Dies zeichnet er

nun ff.

Den Satz Pater omnis telesmi totius mundi est hic hat er. Er wird kurz übersetzt: Dies hier ist das Acidum sulphuricum.

Nun fügt er hinzu: virtus ejus integra est, si versa fuerit in terram. Seine Tugend ist vollkommen, wenn sie, die Tugend, oder es, das Acid. sulphur. in Erde um gewandelt worden. Das ist, lasse das Acid. sulphur., nur stehen, so erhälst du Natron von selbst. Dieser Sinn lehnt sich denn auch dem an, was wir oben gesagt, dass nämlich in dem Passus von Pater ejus est Sol bis versa fuerit in terram in allen drei Sätzen im Vordersatz auf das Acid. sulphur., im Nachsatz auf das Natron losgesteuert wird.

Nun bemerke man ff. Durch die Fassung, wie wir den Passus hier haben, tritt die Parallele mit dem: omnes res natae etc. in den Hintergrund. Es steht also gar nichts im Wege, dass die adoptio, resp. der ignis fällt. Geschieht das nun, so ist die Sache fertig, und bei Separabis fängt etwas neues an. Der Autor will aber nicht, dass das absolut geschicht. Und das bewirkt, dass er einen doppelten Standpunct einnimmt. Kraft des cinen Standpunctes fällt der ignis nicht. Dann wird angenommen, es würde jetzt Feuer unter das arcanologische Wasser gelegt, und in Folge dessen ginge vor sich, was Separabis etc. gelehrt wird. Kraft des anderen Standpunctes fällt der ignis, und bei Separabis etc. wird, indem etwas neues an die Reihe kommt, der Liquor hepatis für sich, und der P. solaris für sich gebracht, so dass wir dann im Pater ejus etc. das Acid. sulphur.-Natron, im Separabis etc. den Liquor hepatis, im Ascendit etc. den P. solaris haben.

Erster Standpunct. Es wird dem ignis Rechnung getragen. Der Autor macht im Separabis darauf aufmerksam, dass von den Arcanis Liquor hepatis und P. solaris, welche mittelst des arcanologischen Experimentes erzielt werden, dass von diesen Liquor hepatis Luft, Feuer, Wasser, P. solaris Luft, Feuer, Erde (s. den Abschnitt: Das arcanologische Experiment in Jüdischer Fassung), dass wir also in Summa in diesen Arcanis haben: Luft, Feuer, Erde, Wasser. Darum steht hier der Passus:

Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter magno cum ingenio.

Hier ist, wie in der Griechischen Interpretation der ersten Tab. smar.:

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subtile Luft,

spissum Wasser.

Also: Mache trennend einen Unterschied (separabis) zwischen Erde, Feuer, Luft, Wasser. Das ist, fasse in's Auge, dass es sich bei den beiden Arcanis, die zu erzielen sind, um diese 4 Dinge handelt.

Das suaviter magno cum ingenio weist darauf hin, dass wir bei der Sache mit Umsicht zu Werke gehen sollen. Und dieser Hinweis hat deswegen statt, um uns einen Fingerzeig zu geben, dass wir uns im Bereiche des ersten Standpunctes befinden, bei dem der adoptio, resp. dem ignis Rechnung getragen wird.

Nach dieser Vorbereitung kommen wir nun zum Feuer. Zuerst wird die Flüssigkeit, die über dem Präcipitat steht, mittelst Feuers behandelt. Dann entwickelt sich der Dampf des Acid. sulphur. (dieser wird zum Ammoniak). Es wird weiter erhitzt, und das Wasser steigt als Dampf, als Feuer - Dampf in die Höhe. Damit haben wir denn das Arcanum Liquor hepatis, bestehend aus Luft, Wasser, Feuer. Das nun liegt hier in dem:

Ascendit a terra in coelum. Das heisst das Feuer steigt

auf, und das soll heissen, derjenige Theil, welcher beim Experiment von vorhin in die Höhe gegangen ist, das Acid. sulphur., wird mittelst Feuers behandelt.

Nachdem nun so der aufgestiegene Theil von vorhin mittelst Feuers behandelt worden, wird auch das Präcipitat mittelst Feuers behandelt. Dann wird dieses, welches an und für sich Erde war, zu Luft - Fener - Erde. Damit haben wir denn das Arcanum Pulv. solaris, bestehend aus Luft, Feuer, Erde. Das liegt nun hier in dem

iterumque descendit in terram. Das heisst das Feuer steigt ab, und das soll heissen, derjenige Theil, welcher beim Experiment von vorhin abwärts gestiegen, das ist das Präcipitat, wird mittelst Feuers behandelt.

Die Situation mit dem ascendere und descendere liegt am Ende etwas geschraubt. Daran darf man sich aber nicht stossen, weil die Stelle auch einer zweiten Interpretation (zweiter Standpunct) unterliegt, wo die Zeichnung direct liegt, und da muss denn die Zeichnung in der einen Interpretation der Zeichnung in der anderen Interpretation (der zweite Standpunct dem ersten) unter die Arme greifen. Das liegt ähnlich wie oben mit dem im Bauche tragen und der Amme. Diese zweite Inter pretation einerseits, und andererseits der Umstand, dass der Autor das Separabis bis inferiorum von der ersten Redaction übernehmen muss, sind denn auch der Grund, dass das arcanologische Experiment gerade in der Weise gezeichnet ist, wie wir es hier finden. Im Grunde liegt die Sache, worauf wir auch in dem Abschnitt „Das arcanologische Experiment in Jüdischer Fassung hinge wiesen, derartig, dass man Acid. sulphur. - Natron als arcanologisches Wasser nimmt, und nun das untergelegte Feuer von Anfang bis zu Ende auf das Ganze wirken lässt, ohne sich speciell erst diesen Theil hervorzuheben, und dann jenen Theil. Nun kommt noch:

et recipit vim superiorum et inferiorum. Die superiora und inferiora sind die terra, ignis, subtile, spissum beim Separabis. Also: Und das, was du auf die vorhin ventilirte Weise erhälst, das erhält die Kraft von Feuer, Luft, Wasser, Erde, das ist, constituirt die Arcana: Liquor hepatis und Pulvis solaris. Vorhin, beim Separabis, wurde darauf hingewiesen, die 4 Dinge in's Auge zu fassen. Hier wird direct darauf hingewiesen, dass wir in den betreffenden Arcanis die 4 Dinge haben.

Auf die Weise handelt es sich denn beim ersten Standpunct, bei der ersten Interpretation der Stelle von Pater omnis telesmi totius mundi an bis inferiorum um das dreitheilige Wasserverwandlungs-Experiment, resp. das mit ihm parallel laufende arcanologische Experiment. Und da das statt hat, so kann man auch einen Schritt weiter gehen, und wenn auch gerade nicht direct, so doch indirect den Standpunct einnehmen, als handele es sich in der ganzen Rubrik um dieses Experiment. Das geschieht nämlich derartig, dass man in Bezug auf das Pater ejus est Sol, mater ejus est Luna sagt: Hier handelt es sich um die Gottheit. Die Gottheit aber führt auf den Gott der Schöpfungsgeschichte, welcher als Alchemist gedacht wird. So führt uns denn die Stelle auf den Alchemisten, welcher das arcanologische Experiment leitet. Und was die Stelle Portavit illud ventus in ventre suo betrifft, so führt diese, wie wir oben gesehen, auf das Weltengefäss. Dieses aber kann man alsdann in übertragener Weise als das Gefäss nehmen, in welchem das arcanologische Experiment instituirt wird. Dann haben wir also in der ganzen Rubrik 1) den Alchemisten, 2) das Gefäss zum arcanologischen Experiment, 3) das arcanologische Experiment mittelst Feuers instituirt.

Zweiter Standpunct. Wie wir kennen gelernt, haben wir im Pater ejus est Sol etc.: Acid. sulphur.Natron, ebenso im Portavit illud etc., ebenso im Pater omnis telesmi etc. Also haben wir im Ganzen von Pater ejus est Sol bis versa fuerit in terram: Acid. sulphur.-Natron. Und damit wird dann hinter dieses ein Abschluss - Punctum gemacht, und von ihm, dem ersten Arcanum, wird zum zweiten und dritten Arcanum, das ist zum Liquor hepatis und Pulvis solaris übergegangen. Der Passus Separabis bis ingenio bringt den Liquor hepatis für sich; der Passus Ascendit bis inferiorum bringt den P. solaris für sich. Separabis terram ab igne, subtile a spisso, suaviter magno cum ingenio.

Nach vorangegangenem Acid. sulphur. - Natron kommt

der Liquor hepatis an die Reihe. Derselbe wird vom Standpunct seiner Darstellung aufgefasst, das heisst von dem Standpunete, dass man Schwefel, Salmiak, Kalk destillirt, und so Liquor hepatis erhält. Der Autor nimmt an, dass der Destillationsprocess darin besteht, dass man das Destillatum vom Destillandum trennt. Er nimmt an, wie der Autor der ersten Redaction, dass der Liquor hepatis aus Hydrothiongas und Ammoniak besteht, dass also Hydrothiongas und Ammoniak das Destillatum bilden, welches vom Destillandum Schwefel, Salmiak, Kalk zu trennen ist. Weil er nun ferner Hydrothiongas als luftförmigen Schwefel fasst, und Ammoniak aus Salmiak mit Kalk dargestellt wird, so nimmt er an, dass in specie gerade das Hydrothiongas vom Schwefel, und das Ammoniak vom Salmiak und Kalk getrennt werde. Und indem nun angenommen wird, dass

terra ignis

subtile

Erdschwefel

Hydrothiongas Ammoniak,

wie bei der ersten Redaction,

spissum = Verbindung von Salmiak und Kalk, besagt unsere Stelle Separabis etc. das obige letztere, indem sie lehrt, man solle den ignis von der terra, das subtile vom spissum trennen.

Es sollte nun statt haben, dass man, so wie man das subtile vom spissum trennt, dass man so auch den ignis von der terra trennt, dass also da stände: Separabis ignem a terra und nicht umgekehrt: Separabis terram ab igne. Nun, das ist das Hysteron - Proteron von der ersten Redaction her, was sich nicht umgehen lässt, da ja, wie wir wissen, der Autor der zweiten Tab. smar. zur ersten Redaction blos Zusätze macht, nicht aber etwas ändert.

Das suaviter magno cum ingenio wird auf die Vorsicht bezogen, die man bei der Destillation des Liquor hepatis soll obwalten lassen. Das kann nun in besonderer und allgemeiner Fassung genommen werden. In besonderer Fassung würde das in's Auge gefasst werden, dass man die Vorlage fest ankittet, und mit einem Gasleitungsrohre versieht, und dass man die Vorlage gut abkühlt. In allgemeiner Fassung wird zur Vorsicht ermahnt, damit es einem nicht geht, wie den Amrita-Schüttlern.

Ascendit a terra in coelum, iterumque descendit in terram, et recipit vim superiorum et inferiorum.

Wie bei der ersten Redaction heisst wieder ascendit a terra in coelum einfach: es steigt auf, und descendit in terram: es steigt ab.

Es handelt sich um den P. solaris (ruber).

Auch dieses Arcanum wird vom Gesichtspunct der Darstellung in's Auge gefasst, und da sind es denn der rothe Dampf des Hydrarg. oxyd. rubr. und das Hydrothiongas, welches sich auf Zugiessen von Acid. sulphur. zu der Lösung des Schlippeschen Salzes entwickelt, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wie der Autor der ersten Redaction nimmt auch der Autor der zweiten Redaction an, dass nicht aller rother Dampf, nicht alles Hydrothiongas in die weite Welt geht, sondern dass ein Theil umkehrt, sich verdichtet, und dass diese verdichteten Luftarten nun das Hydrarg. oxyd. rubr. und das Sulphur aurat., d. h. den P. solaris, constituiren. Also der P. solaris entsteht auf Grund eines Auf- und Absteigens. Ascendit a terra in coelum, er steigt auf nämlich der P. solaris vom Eingesichtspunct, nicht vom Doppelstandpunct des Hydrarg, oxyd, rubr. und des Sulphur aurat. gefasst. Er steigt auf, indem Dampf in die Höhe geht. Iterumque descendit in terram, er — der P. solaris von jenem Eingesichtspunct steigt auch wieder ab, indem der Dampf herunter geht..

Et recipit vim superiorum et inferiorum, und wird theilhaftig der oberen und unteren Dinge, das ist der aufsteigenden und absteigenden Dämpfe. Da nämlich der P. solaris vom Eingesichtspunct aufgefasst wird, so sollte man meinen, es handele sich blos um ein Aufsteigendes, um ein Absteigendes. Nein, lehrt dem entgegen diese Stelle, es handelt sich um zwei aufsteigende Dinge, nämlich den rothen Dampf und das Hydrothiongas, und ebenso um zwei absteigende Dinge, nämlich wieder um den rothen Dampf und das Hydrothiongas.

Vierte Rubrik. Gloria-Rubrik.

Sic habebis gloriam bis obscuritas.

Sic, so, indem du nämlich das hast, was die vorige

Rubrik bringt, hast du die gloria totius mundi, die Verherrlichung der Welt, der arcanologischen Welt. Beim telesmus totius mundi war es auf zwei Arcana abgesehen, auf Liquor hepatis und P. solaris. Hier, bei der gloria totius mundi, ist es auf drei Arcana abgesehen, auf Acid, sulphur.Natron, Liquor hepatis, P. solaris. Wie wir in dem Abschnitt Die zweite Redaction der Tab. sm." haben kennen lernen, stellt der Autor seine Arcanen-Drei: Acid. sulphur.Natron, Liquor hepatis, P. solaris auf eine Rangstufe mit der eigentlichen Arcanenzahl, der Arcanen-Sieben. Und weil sie diese Rangstufe einnimmt, deswegen erhält sie hier den Titel: gloria totius mundi.

Dass die Arcanen-Drei zu der Besonder-Ehre gelangt, mit der Arcanen-Sieben auf eine Rangstufe zu treten, dass damit in der Jüdischen Zahlenphilosophie die 3 mit der 7 ebenbürtig wird, ist ein so wichtiges Factum, dass es wohl verdient, in einer Besondern Rubrik der Tab. sm. abgehandelt zu werden.

Ideo fugiet a te omnis obscuritas. Auf die Weise, dadurch dass du einsiehst, welche Stellung die 3 erhält, wird dich die Obscurität fliehen in Bezug auf die neue Epoche, in welche die neue Jüdische Zahlenphilosophie tritt, die nicht mehr, wie sonst, auf der einen Seite hatte: 1, 2, 3, 4, 5, 6 und auf der anderen Seite: 7, sondern die jetzt auf der einen Seite hat: 1, 2, 4, 5, 6 und auf der anderen Seite: 3, 7.

Fünfte Rubrik. Pathologische Rubrik.
Fortitudo-Rubrik.

Haec est totius fortitudinis bis penetrabit. Es handelt sich hier, wie bei der ersten Redaction, um die pathologische Rubrik.

Die cumulirte fortitudo zählt nach der 3, und diese 3 zielt auf die Arcanen-Drei. Vermöge des Gloria - Standpunctes tritt die Arcanen Drei auf die Stufe der ArcanenSieben. Damit ist es denn gegeben, dass man (imaginär) 3 Arcana am Krankenbett anwendet und nicht 7 Arcane, und das ist der Fortitudo-Standpunct.

Der Autor der ersten Redaction der Tab. sm. fällt in die Zeit des Herrschens der Alexandrinischen Schule, sonst würde er die pathologische Rubrik, um die es sich hier handelt, nicht gerade so bringen, wie er sie eben bringt. Der Autor der zweiten Redaction muss, gemäss seines Princips, an der Tab. sm. nichts zu ändern, die fünfte Rubrik hier so bringen, wie sie sein Antecessor gebracht hat, und damit muss er in die Fussstapfen der pathologischen Auffassung desselben treten. Entweder nun fasst er diese pathologische Rubrik ganz im Geiste des Autors der ersten Redaction, und dann würde der Autor der zweiten Redaction ebenfalls in die Zeit des Herrschens der Alexandrinischen Schule fallen. Oder aber er fasst diese Rubrik nicht im Geiste seines Antecessors, und dann fällt er in eine spätere Zeit. Dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als die dogmatische Fassung des Pneuma-Humor-Solidum fallen zu lassen. Da er aber um die Stelle, wie sie einmal von seinem Antecessor in die Welt gesetzt, nicht herum kann, so ist er dann gezwungen, ganz allgemein, vom Alexandrinischpathologisch-dogmatischen Standpuncte absehend, zu sagen: Mag man sich wenden wie man will, darüber kommt man nicht hinweg, dass der Körper aus festen, flüssigen und gasartigen Theilen besteht, und auf diese muss eben das Heilmittel wirken. Die Interpretation der Stelle bleibt in einem Falle dieselbe, wie im anderen.

Wir glauben übrigens nicht, dass der Autor der zweiten Redaction der Tab. smar, bereits in die Zeit des Herrschens der Alexandrinischen Schule fällt. Schwerlich ist die zweite. Redaction der ersten Redaction so schnell gefolgt, wie es unter solchen Umständen statt haben müsste. Schwerlich ist die zweite Redaction bereits vor 280 270 a. C. zu setzen, zu welcher Zeit bereits die Alexandrinische Schule mit dem Auftreten der empirischen Schule fällt.

Sechste Rubrik. Index.

Sic mundus creatus bis est hic.

Sic mundus creatus est. Das bezieht sich auf die zweite Rubrik. Es ist gerade so, als wenn da stände: Sic habes creationem mundi oder Haec est creatio mundi. In der zweiten Rubrik nämlich hast du die creatio mundi, die zweite Rubrik bringt die creatio mundi, denn da steht ja omnes res fuerunt ab uno, Gott hat die Welt erschaffen.

Mundus, darauf haben wir schon in der zweiten Rubrik hingewiesen, steht, entgegen der sonstigen Fassung der Tab. smar., da, statt: totus mundus. Diese kurze Fassung mundus statt totus mundus entspricht der Natur eines Index.

Das creatus weist noch besonders darauf hin, dass das esse a in der zweiten Rubrik zu fassen ist als creari, geschaffen werden. Denn es heisst ja zu Anfang der Schöpfungsgeschichte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde."

Es bringt also der Index in dem Sic mundus creatus est das, was die zweite Rubrik enthält.

Hinc erunt adaptationes mirabiles.

Das bezieht sich auf die dritte Rubrik.

Adaptatio ist kein classisch Lateinisches Wort. Der Uebersetzer lehnt dasselbe an das Particip adaptatus (Sueton), welches passend gemacht, angefügt" heisst. Er macht sich dabei nach Griechischem Muster, anlehnend an das Griechische Wort, welches im Griechischen Text der Tab. smar. steht, ein Substantiv. Wir wollen „Anpassungen“ übersetzen. Es sind unter den Anpassungen die Arcana zu verstehen, welche sich auf Grund des arcanologischen Experimentes ergeben. Da nun das arcanologische Experiment dem Wasserverwandlungs Experiment im Grossen parallel läuft, sich an dasselbe „anpasst", so werden in übertragener Weise die Arcana selbst Anpassungen genannt.

Hinc, von hier, von hier aus, nämlich von dem, was die so eben besprochene zweite Rubrik bringt, werden sein (über die Futural-Sprache vergl. bei der ersten Redaction der Tab. smar.), sind, hieran lehnen sich, an das, was die zweite Rubrik bringt, lehnen sich: die wunderbaren Anpassungen, welche die dritte Rubrik bringt. Die dritte Rubrik der Tab. smar. lehnt sich nämlich in so fern an die zweite Rubrik, als die dritte Rubrik mit dem Acid. sulphur.Natron beginnt, in welchem, der ersten Schöpfungs-Periode parallel laufend, die erste Periode des arcanologischen Experimentes repräsentirt ist; und analog, wie sich in dem omnes res natae fuerunt ab una re die res natae an die erste Schöpfungs - Periode schmiegen, so schmiegen sich auch Liquor hepatis und P. solaris an das Acid. sulphur.Natron.

Dass die Arcana mit einem mysteriösen Worte bezeichnet werden, kann weiter nichts auffallendes haben. Darum darf man sich an das Wort adaptationes weiter nicht stossen. Eben so wenig kann es etwas auffallendes haben, dass, da die Arcana wunderbare Dinge sind, die adaptationes das Epitheton mirabiles bekommen.

Es bringt also der Index in dem Hinc erunt adaptationes mirabiles das, was die dritte Rubrik enthält. Quarum modus est hic.

Das bezieht sich auf die fünfte Rubrik.

Modus ist entweder τρόπος oder μέτρον. Hier ist es jedenfalls uέrgov. Also im Griechischen Text der Tab. smar. steht μérgov, und nicht 10ónos. Der Autor will sagen, hier hast du die Fortitudo-Rubrik. Statt fortitudo sagt er aber μéτqov, Mass, weil in cumulirter Weise von der fortitudo die Rede ist, die fortitudo uns zugemessen“ wird, wir, um so zu sagen, die fortitudo scheffelweise zugemessen bekommen. Also mit dem uέrgov, welches auch, statt mit modus, mit mensura wieder gegeben werden könnte, steuert der Autor auf die fünfte Rubrik, und sagt des Näheren, anknüpfend an die adaptationes mirabiles: deren fortitudo, deren Anwendung am Krankenbette diese ist. Es bringt also der Index in dem quarum modus est hic das, was die fünfte Rubrik enthält.

Und blicken wir nun auf die ganze sechste Rubrik, so würde sie, wenn sie nackt, wenn sie schlechtweg geboten würde, heissen :

Index: Creatio mundi, Adaptationes, Modus. Sie wird nun aber nicht nackt, schlechtweg geboten, sondern wie die übrigen Rubriken der Tab. smar. wird sie uns in verdeckter Weise geboten. Und um diese verdeckte Weise heraus zu bekommen, verschmilzt der Autor die Index-Theile zu einem Ganzen, wodurch die Rubrik sich dann so gestaltet, wie wir sie eben vor uns haben, nämlich: So ist die Welt erschaffen, daher stammen, daran lehnen sich die wunderbaren Anpassungen, deren Kraft die ist, welche in der fünften Rubrik, die so eben abgehandelt worden, die dem Index unmittelbar vorangeht, auseinander gesetzt worden. Das demonstrative Pronomen hic beim mo. dus est hic wird nämlich in Bezug darauf gebracht, weil

unmittelbar vor dem Index die Anwendung der Arcana am Krankenbette zur Sprache kommt.

Wie man sieht, bringt der Index nicht alle Theile der Tab. smar., sondern blos die hauptsächlichsten, und diese sind die Creatio mundi, Adaptationes, Modus. Einleitung, Schluss, Gloria-Rubrik werden als Neben-Rubriken angesehen, was sie auch in der That sind, denn der Hauptinhalt der Tab. smar. bezieht sich auf die kosmologische Schöpfungsgeschichte (Creatio mundi), auf die Arcanologie (Adaptationes mirabiles) und auf die Anwendung der Arcana am Krankenbette (Modus).

Siebente Rubrik.

Itaque vocatus sum etc.

smar.

Schluss-Rubrik.

In dem Abschnitte „Das Aegyptische Gepräge der zweiten Redaction der Tab. smar." haben wir gesehen, wie der Thoth, resp. Hermes, dazu kommt, unter der Tab. zu figuriren. Thoth hat zur Seele eine besondere Relation, er steht dem Todtenrichter Osiris zur Seite, indem dieser die Seelen wägung vornimmt. In dieser seiner Eigenschaft passt Thoth zur Aegyptisch-spirituellen Interpretation der Tab. smar., und so rückt er denn überhaupt in die Schlussrubrik der Tab. smar. ein. Im Anlehnen an den Ἑρμῆς ψοχοπομπός wird alsdann aus dem Aegyptischen Thoth der Griechische Hermes oder der Lateinische Mercur. Es hat vielfach statt gefunden, dass man Thoth und Hermes in eine nähere Relation brachte, als dies mythologisch gerechtfertigt ist. Thoth deckt den ‘Equžs voxoñoμnds, eine weitere Relation haben beide nicht. Man hat dem Thoth allerlei Eigenschaften gegeben, die er nicht hat. Diese Eigenschaften kommen einfach daher, dass man den Thoth gräcisirte, hermetisirte, mit anderen Worten, dass man die Eigenschaften des Griechischen Hermes auf den Aegyptischen Thoth übertrug.

In Bezug auf den Griechischen Hermes haben wir folgendes:

Die Griechen liebten es, die Eigenschaften ihrer Gottheiten mannigfach nach den Eigenschaften der Gottheiten anderer Völker zu modeln. Auf die Weise kommt es, dass verschiedene Griechische Gottheiten aus ganz verschiedenen Gesichtspuncten zu fassen sind, den einen ihrer Eigenschaften liegt dies mythologische Princip zu Grunde, den anderen jenes. Gerade beim Hermes aber finden wir, wenn auch nicht absolut consequent, so doch durchschnittlich consequent einen Gesichtspunct festgehalten, und an der Hand dieses einen Gesichtspunctes wickeln sich dann alle hervorragenden Eigenschaften dieses Gottes ab. Dieser eine Gesichtspunct ist der, dass Hermes oder Mercur der Gott des kommenden Tages ist, entgegen dem Apollo, welcher der Gott der Nacht ist.

Fassen wir zuförderst den Apollo als den Gott der Nacht in's Auge.

1) Apollo ist der Gott des Todes, der Rache u. s. w. Als solcher erschiesst er mit seinen Pfeilen. So tödtet er im ersten Buche der Ilias die an der Pest sterbenden Griechen. So tödtet er die Kinder der Niobe. Herzuleiten ist diese seine Eigenschaft von dem Schauerlichen, Unheimlichen der Nacht, von dem, unter ihrem Schutze, im Dunkeln Schleichenden.

2) Apollo ist der Orakelgott. Man hat hier an das Dunkle, Mysteriöse des Orakel-Dienstes zu denken, an das ,nächtliche Grauen“ mit welchem dieser Dienst unter Umständen verknüpft war.

3) Apollo ist der Gott der Heerden, und wenn gerade dies nicht direct, so ist er doch der Hirt, welcher dem König Admet die Heerden hütet. Seine Heerden sind die Sterne.

4) Apollo ist der Gott der Musik. Das hängt mit der Nachtigall zusammen, die während der Nacht ihr Lied ertönen lässt.

Diesem Apollo als Gott der Nacht steht nun der Mercur als Gott des kommenden Tages, als der Gott gegenüber, welcher die Nacht verscheucht. An diese Vorstellung knüpfen sich die Haupteigenschaften Mercurs.

1) Er ist der Gott der Beredtsamkeit. Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass er die Nacht beredet, überredet, fortzugehen und dem Tage Platz zu machen.

2) Er ist der Gott der Palaestra. Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass er mit der Nacht kämpft, ringt, um sie zu verscheuchen.

3) Er ist ein Dieb. Dem liegt die Auffassung zu Grunde,

dass er der Nacht einen Stern nach dem anderen fortnimmt: er stiehlt dem Apollo die Rinder.

4) Er ist der Erfinder des Brett- und Würfels-Spiels (Plato, vergl. unten). Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass er mit der Nacht Brett spielend, ihr einen Stein nach dem anderen, einen Stern nach dem anderen schlägt, dass er, mit der Nacht Würfel spielend, ihr die Partie abgewinnt.

5) Er ist der Erfinder der Zahl (Plato, vergl. unten). Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass er die Sterne, die er zu beschwatzen, zu bekämpfen, zu stehlen, im Brettspiel zu schlagen, im Würfelspiel zu gewinnen hat, schlau überzählt. 6) Er ist der Erfinder der Geometrie und der Astronomie (Plato, vergl. unten). Im Allgemeinen knüpfen diese sich an die Zahl von vorhin, im Besonderen liegt die Astronomie, da Mercur es mit den Sternen zu thun hat, sehr nahe. 7) Er ist der Erfinder der Buchstaben. Als Gott der Beredtsamkeit liegen ihm diese sehr nahe.

8) Er ist Gott der Musik (curvae lyrae parens). Dies hängt mit den Vögeln zusammen, welche, wie namentlich die Lerche, dem Tage entgegen singen und schmettern.

7) Er ist der, der die Seelen der Verstorbenen zur Unterwelt führt. Diese Auffassung lehnt sich an die Vorstellung, die sich mannigfach bei den Alten findet, die Sterne seien Geister, Seelen. Diese Geister, Seelen, führt Mercur dahin, wohin die untergehende Sonne geht, hinab unter den Horizont, in die Unterwelt.

Auf Grund des Hermes als solchen nun, der die Seelen, die Geister der Verstorbenen zur Unterwelt führt, lehnten die Griechen den Hermes an den Thoth, der dem Osiris bei der Seelenwägung zur Seite steht. Und da sie auf die Weise die Parallele von Hermes und Thoth hatten, übertrugen sie die ferneren Eigenschaften des Hermes auf den Thoth. So erhält denn Thoth Eigenschaften, an welche die Aegyptische Mythologie nie gedacht hat, sie dem Thoth beizulegen. Thoth wird wohl mit einem Schreibzeuge abgebildet, nun darin hat man am Ende eine entfernte Relation zum Hermes, dem Erfinder der Buchstaben. Im Uebrigen haben Hermes und Thoth weiter keine Berührungspuncte, ja selbst der Ausgangspunct, hier 'Equйs uzoлоμлos, dort der dem Osiris bei der Todtenwägung zur Seite stehende Thoth, liegt sehr willkürlich. Man muss sich daher nicht düpiren lassen, wenn uns der Thoth mit Eigenschaften des Hermes präsentirt wird. Ein Anderes ist es, auf Grund eines car tel est notre plaisir, den Thoth mit Hermes-Eigenschaften vorgeführt zu bekommen, ein Anderes ist es, den eigentlichen Standpunct des Thoth in der Aegyptishen Mythologie in's Auge fassen.

Wie vielfach, so findet man auch bei Plato einen Sprung vom Griechischen Hermes zum Aegyptischen Thoth. Es heisst Phaedrus, P. 274:

Ἤκουσα τοίνυν, περὶ Ναύκρατιν τῆς Αἰγύπτου γενέσθαι τῶν ἐκεῖ παλαιῶν τινὰ θεῶν, οὗ καὶ τὸ ὄρο νεον τὸ ἱερὸν, ὃ δὴ καλοῦσιν ἔβιν. αὐτῷ δὲ ὄνομα τῷ δαίμονι εἶναι Θεῦθ. τοῦτον δὲ πρῶτον αριθμόν τε καὶ λογισμὸν εὑρεῖν καὶ γεωμετρίαν καὶ αστρονομίαν, ἔτι δὲ πειτείας τε καὶ κυβείας, καὶ δὴ καὶ γράμματα.

Ich habe nun gehört, dass zu Naukratis in Aegypten eine von den alten Landesgottheiten gewesen, der auch der Vogel heilig war, den sie Ibis nennen. Der Gott hiesse Theuth". Dieser habe zuerst die Zahl, die Proportion, die Geometrie, die Astronomie, das Brett-, das Würfel-Spiel, endlich auch die Buchstaben erfunden."

Man vergleiche hiermit Plato, Philebus P. 18, wo auf den Thoth als Erfinder der Buchstaben losgesteuert wird. Der vorhin citirten Stelle aus dem Phaedrus zu Liebe haben wir oben den Mercur als Erfinder der Zahl, der Geometrie, der Astronomie, des Brett- und Würfel-Spieles, der Buchtaben hingestellt. Diese Eigenschaften lehnen gar zu sehr an Hermes als Gott des kommenden Tages, als dass es einem Zwang unterläge, sie den übrigen aufgeführten Eigenschaften anzureihen. Was beim Bringen dieser Eigenschaften Plato sich selbst herauscalculirt, und was von ihnen notorisch Griechische Auffassung ist, wollen wir dahin gestellt sein lassen. Der loyiouos, die Proportion, ist jedenfalls eigens Platonisch; der Zahl reiht er die, für ihn in Bezug auf seine Zahlenphilosophie so wichtige Proportion an. Mag die Sache aber in der eben genannten Beziehung liegen, wie sie will, das steht fest, dass Plato uns unter dem Namen Oɛu dem Sachverhalt nach den Griechischen Hermes bringt; die Eigenschaften, welche sich

Griechisch oder Griechisch-Platonisch an Hermes lehnen, überträgt Plato auf seinen Theuth.

Horaz bringt uns die Eigenschaften des Hermes oder Mercur in seiner Ode ad Mercurium (Horatii carmina Lib. 1, Ode 10):

Mercuri, facunde nepos Atlantis,

Qui feros cultus hominum recentum
Voce formasti catus, et decorae
More palaestrae:

Te canam, magni Jovis et deorum
Nuntium, curvaeque lyrae parentem,
Callidum, quidquid placuit, jocoso
Condere furto.

Te, boves olim nisi reddidisses
Per dolum amotas, puerum minaci
Voce dum terret, viduus pharetra
Risit Apollo.

Quin et Atridas, duce te, superbos,
Ilio dives Priamus relicto,
Thessalosque ignes et iniqua Trojae
Castra fefellit.

Tu pias laetis animas reponis
Sedibus, virgâque levem coërces
Aureâ turbam, superis deorum
Gratus et imis.

„Hermes, du wohlredender Spross des Atlas,
Der der Urwelt Menschen aus rohem Unfug
Durch des Worts Weisheit und der Leibesübung
Zierde gebildet.

Dir, dem Herold Jupiters und der Götter,
Sing' ich, dir Anordner der krummen Lyra,
Der du schlau, was auch dir gefiel, in leisem
Scherze verheimlichst.

Dich, wofern du trüglich entwandte Rinder
Nicht herausgäbst, schreckte vordem, den Knaben,
Durch der Stimm' Androhn, und beraubt des Köchers,
Lächelt Apollo.

Als von Troja Priamos kam der König,
Deiner Obhut froh, hat er selbst des Atreus
Stolze Söhn', auch Thessalerglut, und Feindes-
Lager getäuschet.

Du verleihst, dass Seelen, die fromm gewandelt,
Still in Wonn' ausruhn, mit dem Schwung des Goldstabs
Leichte Schwärm' abführend, der Höhe Göttern
Werth und des Abgrunds."

Joh. Heinr. Voss. Hier haben wir den Mercur im facundus nepos Atlantis als Gott der Beredtsamkeit. Indem er die feros cultus voce format, ist mit der vox wohl unzweifelhaft, wenn auch nicht gerade direct, so doch indirect, auf die Buchstaben, die yoάμμara Platos, losgesteuert. Wie es in der neueren Zeit, im Anlehnen an die Darvinsche Theorie, angenommen wird, dass die Urmenschen nur, ähnlich den Thieren, ohne eigentlich zu sprechen, Laute der Begierde, der Leidenschaft u. s. w. von sich gestossen, so dass die vox, die vox humana, die menschliche Stimme, die menschliche Rede, erst ein Product der fortschreitenden Cultur war: - an so etwas hat Horaz schwerlich gedacht. Sprechen also konnten die rohen Unmenschen, die modulirte Sprache fehlte ihnen nicht, nur fehlte es ihnen an der Einsicht, wie die Worte, welche sie sprachen, organisch grammatisch gebaut waren, zu bauen wären, fortzuentwickeln wären. Und das lehrt sie Mercur, indem er sie einmal vorläufig mit der Natur, dem Wesen der vox, der Buchstaben, bekannt macht, oder wenigstens, indem er sie mit etwas bekannt macht, was am endlichen Ende auf die Buchstaben hinauskommt. Catus, schlau, listig, ist Mercur, indem er als solcher, der die Nacht zum Weichen bringt, hervorstechend Schlauheit anwendet, und nicht Gewalt. Im formare more decorae palastrae ist er der Ringer, er ringt mit der Nacht. Figürlich ist palaestra auch ein Uebungsplatz zum Reden, eine Redner-Ringschule. In dieser Bedeutung kommt es selbst bei Cicero vor. Somit ist es gerade nicht unmöglich, dass Horaz nicht das körperliche Ringen, sondern

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