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den Ausdruck gegeben, dass er den Göttern eine Hekatombe darbrachte das so ist ja die vulgäre Sage lässt mannigfachen Zweifel zu. Jamblichus, Vita Pythagorica, Cap. 24, sagt: καὶ αὐτὸς ὕτως ἔζησεν, ἀπεχό μενος τῆς ἀπὸ τῶν ζώων τροφῆς, καὶ τὰς ἀναιμάκτους Вwμous пoszuvor. „Auch er selbst (Pythagoras) lebte in der Weise, indem er sich der Thiernahrung enthielt und an Altären betete, die nicht mit Blut besudelt waren“. Das passt schlecht zur Darbringung einer Hekatombe. Schon Cicero sagt, de natura Deorum: Quamquam Pythagoras, quum in geometria novi quiddam invenisset, Musis bovem immolasse dicitur. Sed id quidem non credo, quoniam ille ne Apollini quidem Delio hostiam immolare voluit, ne aram sanguine adspergeret. „Obgleich Pythagoras den Musen einen Ochsen geopfert haben soll, wenn er in der Geometrie etwas Neues erfunden. Aber das glaube ich nicht. Denn er wollte ja nicht einmal dem Delischen Apollo ein Schlachtopfer darbringen, weil er den Altar nicht mit Blut bespritzen wollte ". - Hier hören wir also zugleich, dass Pythagoras jedesmal, so oft er etwas Neues in der Geometrie gefunden, einen Ochsen dargebracht haben soll.

Es hat nun Pythagoras in seinem Satze ff.

Er macht sich an den Punct. Nun sagt er, der Punct hat keine Ausdehnung, ist also gewissermassen ein Nichts, eine res nulla. Diese res nulla ist freies Gut, und so nehme ich sie mir. Ich habe also den Punct. Nachdem er nun den Punct hat, als sein Eigenthum hat, calculirt er weiter, dass der Punct zwar auf der einen Seite ein Nichts, auf der anderen Seite aber doch wieder ein Etwas ist. Da er nun in seinem Puncte mit dem Nichts ein Etwas hat, so nimmt er sich das Recht, ihm, indem er ihn durch die Zahl bezeichnet, nicht die 0, sondern die 1 zu geben, welche der Null am nächsten steht. So kommt er zu der Eins.

Die Linie ist nun die Fortentwickelung des Punctes. Hat Pythagoras also den Punct, und er hat ihn, so kann er denselben sich auch fortentwickeln lassen, und damit hat er denn die Linie. Die Länge einer Linie wird durch zwei Puncte bestimmt. Es kann dem Pythagoras nun Keiner wehren, der Linie, die er hat, eine bestimmte Länge zu geben. Er thut's, er begränzt sie durch den Punct, der sein Eigenthum bereits ist, und nochmals durch einen Punct, der sein Eigenthum ist, und hat damit in den 2 Puncten, durch welche die Länge der Linie bestimmt wird, die 2.

Nun hat Pythagoras die Linie und mit ihr die 2. Diese 2 nimmt er als 2 beliebige Puncte, placirt diese in die Linien hinein und erhält so 3 Linien. .B

A.

X

y

Er hat die Linie A B. Den einen der beiden Puncte, die er an der Hand der 2 hat, placirt er bei x, den anderen bei y, und erhält so durch Theilung die Linien Ax, xy, yB. Hat er diese, so formirt er sie zum rechtwinkligen Dreieck, und hat in ihm seine Zahl 3 vertreten.

Es hat also Pythagoras als sein Eigenthum, zu dem er derartig gekommen, dass ihm Niemand wehren kann, eine res nulla zu säsiren, die Eins (Punct), das ist die μovas, die Zwei (Linie), das ist die dvds, und die Drei (Dreieck), das ist die τριάς.

Da nun Pythagoras die 3, die voids unter der Gestalt des rechtwinckligen Dreiecks hat, so hat er die 4, die TETQaZTUS, kraft seines Lehrsatzes von selbst. Denn kraft desselben hat er da, wo er das Dreieck hat, eo ipso die Quadratur des Dreieckes, das ist, die 3 bietet ihm eo ipso die 4.

Und so hat er sich denn die philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4 entwickelt. Sie knüpfen sich an den Pythagoräischen Lehrsatz. Denn die Figur zu diesem Satze bietet ihm den Punct (Ecke), der sich zur Linie (Seite) und zum Dreick weiter entwickelt. Und ist er bis zum Dreieck gekommen, dann hat er dessen Quadratur.

Anlehnend an seinen Satz hat Pythagoras nicht nur seine Zahlen 1, 2, 3, 4, sondern auf Grund dessen, dass das Quadrat der Hypotenuse gleich ist der Summe der Quadrate der beiden Katheten, hat er auch ein Anlehnen an das Manoeuvre, welches wir bei der Jndischen Alchemie haben kennen lernen. Wir haben dort gesehen, dass die Inder eine Zahl nicht nur aus dem Gesichtspuncte ihrer selbst betrachten, sondern auch aus dem Gesichtspuncte

einer solchen Zahl, die sich an der Hand einer, resp. zweier der 4 Rechnungs-Species ergiebt. Dies Princip auffassend, schlägt Pythagoras einen ähnlichen Weg ein. Er multiplicirt und dividirt aber nicht, wie die Inder, den genannten Weg einschlagend, es thun, sondern e addirt, und darauf führt ihn eben die Summe de: beiden Katheten. Diese Summe führt ihn denn auch eit fach auf das Addiren, nicht auf das Addiren und Subtrahiren, welches er als Zwei-Manoeuvre dem Indischet Zwei-Manoeuvre, dem Multipliciren und Dividiren, gegenüber stellen könnte. In seinem Ein-Manoeuvre, dem Indischen Zwei-Manoeuvre entgegen, sieht er einen Vorzug seines Thun's vor dem Indischen.

Indem nun Pythagoras auf Grund der Summe, die ihm sein Satz bietet, dem Addiren Rechnung trägt, theilt e sich die philosophischen Zahlen, die er an der Hand seines Satzes hat, in 2 Gruppen. Auf die eine Seite stellt er die 4, auf die andere die 1, 2, 3, und bringt dann beide Gruppen additionsweis zusammen. Das ergiebt:

4 + = 5 4+2=6 4+ = 7.

Und so hat er ausser den Zahlen 1, 2, 3, 4 noch die Zahlen 5, 6, 7, somit die philosophischen Zahlen: 1,2 ! 3, 4, 5, 6, 7.

Als ich noch auf der Klassenbank sass, wurde mir der Pythagoräische Lehrsatz als der Magister matheseos pri sentirt, als die Blume der mathematischen Sätze, als ein Satz, der vor anderen mathematischen Sätzen ein Uebergewicht habe. Mir wollte die Sache damals nicht recht in den Kopf, denn ich dachte, es giebt doch so manchen, manchen wichtigen mathematischen Satz, was hat der Pythagoräische Lehrsatz denn nun vor anderen wichtigen Sätzen an Wichtigkeit voraus? Ich ahnte damals nicht, dass meine alchemistischen Studien mir Aufklärung über die Sache geben würden, dass ich auf Grund ihrer erfahren würde, dass die Wichtigkeit des Pythagoräischen Leis satzes vor anderen wichtigen mathematischen Sätzen in der Wichtigkeit desselben für die Pythagoräische Alche liegt.

Was die einzelnen Pythagoräischen Zahlen betrifft, s hat die Vier vor den übrigen ein Uebergewicht. De auf der einen Seite kann sich Jeder ein Dreieck hinzeichnen, es kann aber nicht Jeder an dieses Dreieck die Vier knüpfen, das ist aus ihm die betreffende Quadratur herausfinden. Indem also Pythagoras seinen Satz entdeckt hat er darin hauptsächlich den Triumph der Vier. Und auf der anderen Seite tragen zwar die 1, 2, 3 das ihrige dazu bei, dass Pythagoras zur 5, 6, 7 kommt, hervor ragend trägt aber die Vier das ihrige dazu bei, der die muss zu jeder von ihnen hinzutreten. Auf Grund dessen erklärt sich denn leicht die im Vordergrunde ste hende Verherrlichung der TETQaZTUS seitens der Pyth goräer. Sie nahmen sie in ihren Eid auf. Der Eid laute nach Iamblichus, Vita Pythagorica, Cap. 28.

Ναὶ μὲ τὸν ἀμετέρας σοφίας εὑρόντα τετρακτύν, Παγὰν ἀεννάου φύσεως ῥίζωμα τ' ἔχουσαν. „Ich schwöre bei dem, der die Tetraktys unserer A chemie erfunden hat,

Jene Tetraktys. welche die Quelle und die Wurzel der unvergänglichen Natur enthält ".

Cap. 29. wird der Wortlaut des Eides ff. angegeben:
Οὐ μὰ τὸν ἀμετέρῃ γενεῇ παραδόντα τετρακτύν,
Παγὰν ἀεννάου φύσεως ρίζωμα τ' ἔχουσαν.
„Ich schwöre bei dem, der unserem Geschlechte de
Tetraktys übergeben hat,

Jene Tetraktys u. s. w. (wie vorhin).

Wir haben nun in der Jüdischen Alchemie darauf hi gewiesen, dass die 7 nicht nur an und für sich als 7 aufgefasst werden kann, sondern dass sie auch der In dischen 12 entspricht. Das hängt, wie wir dort gesehen. damit zusammen, dass sich die 7 zur Jüdischen Welt ver hält, wie die 12 zur Indischen. Die Zahl 7 repräsentir also in dieser Auffassung, so kann man kurz sagen, die Welt. Das fasst nun Pythagoras in's Auge. Er fasst in Auge, dass wenn er die philosophischen Zahlen 1, 2, 3, 4 || 5, 6, 7 hat, dass er dann eine unter ihnen hat, welche || zur Welt in Relation steht, die Welt repräsentirt. Dass nun diese Zahl gerade die 7 sein soll, liegt für Pytha goras nicht nahe. Er sieht sich also nach einer andere

um und wählt sich die Eins. Darauf kommt er dadurch, weil es nur eine Welt giebt, denn wenn man von mehreren Welten spricht, so hat man mehr die Theile vor Augen, in welche sich die eine Welt zersplittert. Das liegt wenigstens in der Anschauungsweise der Alten und speciell in der des Pythagoras. Um nun aber dem zu entgehen, dass er die 1 doppelt hat, um dem zu entgehen, dass er in Uebertragung der philosophischen Zahlen auf das, was sich an sie lehnt, dieselbe Eins für die Arcanen-Eins und für die Welten-Eins hat, um dem zu entgehen, cumulirt er die 1 durch eine 0, und erhält so als Welten-Eins die 10. Damit sind denn die Pythagoräischen Zahlen vollständig: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 10.

Wenn nun Pythagoras die Zahlen 1 bis 7 an die Arcana lehnt, wie das doch selbstredend statt hat, so hat er einen Grund dafür, dass er sagt, ich fasse die Arcana als 1, als 2, als 3 u. s. w. auf. Naheliegend muss er also auch einen analogen Grund dafür haben, dass er sagt, ich fasse die Welt als 10 auf. Diesen Grund macht er sich nun derartig, indem er sagt, der Inbegriff der Welt hat 10 Theile. Als solche nimmt er an: 1) Sonne, 2) Mond, 3) Fixsterne, 4) 5) 6) 7) 8) die fünf Planeten (Mercur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn: bekanntlich waren den Alten nur diese 5 bekannt), 9) Erde, 10) Gegen - Erde, avtízdov, Firmament ohne Sonne, Mond und Sterne. (Stephan. Alexandrinus, Stromata, sagt ganz richtig: of δὲ Πυθαγόρειοι τὸν οὐρανὸν ἀντίχθονα καλοῦσιν.)

Die Pythagoräische Zahlenphilosophie liegt klar zu Tage. Sie ist ja in Bezug auf die 1 bis 7 ganz direct und in Bezug auf die 10 indirect ein Ausdruck der Jüdischen Zahlenphilosophie. Dunkel dagegen ist manches, was sich auf Sitten, Gebräuche, Anschauungen der Pythagoräer bezieht. Man muss sich hüten, dem Jamblichus in seiner Vita Pythagorica Alles zu glauben. Das ist ein Gemisch von Wahrheit und Dichtung, kann auch nichts anderes sein, da die Pythagoräer es sich zur Aufgabe machten, vermöge iher zuvia die Geheimnissvollen zu spielen. Die Pythagoräische ἁρμονία καὶ συνῳδία τῶν σφαιρῶν καὶ τῶν κατ' αὐτὰς κινουμένων αστέρων, das ist die Musik, welche die Sphären und die durch sie bewegten Sterne machen, auf welche nicht nur Jamblichus, sondern auch Aristoteles hinweist, ist einfach nichts anderes als die Zahlenphilosophie, welcher Pythagoras huldigt. (Vergl. bei Plato.)

Heraklit von Ephesus.

Er kehrt wieder zu der, von Thales und Anaximenes betretenen und von Pythagoras verlassenen Bahn zurück. Er extendirt den betreffenden Passus der Jüdischen Schöpfungsgeschichte, so dass dieser lautet: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war ein Durcheinander, und Finsterniss auf der Oberfläche des Abgrundes, und der Geist Gottes schwebte auf der Oberläche des Wassers. Und Gott sprach: Es werde Licht. Ind es wurden Sonne, Mond und Sterne.

Der Anfang ist der Anfang aller Dinge, wie bei Thales nd Anaximenes.

Den Himmel fasst Heraklit wieder als Weltengefäss, welches zugleich, da es Himmel heisst, Himmel ist. Diesen Standpunct theilt Heraklit mit Thales und Anaxiienes. Er nimmt aber nicht, wie diese, an, dass er da, o er den Himmel hat, nun auch Sonne, Mond und Sterne at. Nein, Heraklit hat im Himmel des Anfanges: Firament ohne Sonne, Mond und Sterne. Und weil er is hat, sagt er auch nicht, wie Thales und Anaximenes, der Passus

Er

Und Finsterniss auf der Oberfläche des Abrundes geht mich weiter nichts an". Im Gegentheil eser Passus geht den Heraklit ganz besonders an. nstatirt in ihm prägnant, dass Sonne, Mond und Sterne ch nicht da sind, trotzdem der Himmel da ist. Am Anfang schuf Gott Erde. Diese Erde ist ein urcheinander. Es lehnt sich also an die Erde das

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Sonne, Mond und Sterne.

Diese heben denn den Zustand der Dunkelheit auf und man hat die erleuchtete Welt, hat sie jetzt, wo Thales und Anaximenes sie von vorn herein hatten, im Anschluss an den am Anfange geschaffenen Himmel hatten.

Thales hatte nun: Am Anfange schuf Gott die Erde. Zu dieser Erde kommt hinzu: das Wasser. Dengemäss war ihm Erde - Materia prima; Wasser = Elementum. Anaximenes hatte: Zuerst schuf Gott: Erde und Wasser. Zu ihnen kommt hinzu: die Luft. Demgemäss war ihm Erde und Wasser = Materia prima; Luft = Elementum. Heraklit hat: Vorab erschafft Gott Erde, Wasser, Luft. Zu ihnen kommt hinzu: das Licht, welches Sonne, Mond und Sterne bedingt. Dies Licht nun fasst er generell als Feuer. Demgemäss sind, in der Analogie zu dem von Thales und Anaximenes Aufgestellten: Erde, Wasser, Luft Materia prima; Feuer Elementum. Heraklit nimmt aber Erde, Wasser, Luft nicht als Mater. prima, sondern als Materia secunda. Davon später. Jetzt nur die Constatirung dessen, dass das Element des Heraklit Feuer ist.

Im Anlehnen an diese Auffassung der Jüdischen Schöpfungsgeschichte hat also Heraklit ff. Am Anfange schuf Gott das Weltengefäss zum Wasserverwandlungs - Experiment im Grossen. Das Weltengefäss heisst Himmel, und ist Himmel, aber Himmel ohne Sonne, Mond und Sterne. Nun wird in das Weltengefäss Erde, Wasser, Luft geschaffen. An der Hand von Wasser und Erde geht das Wasserverwandlungs-Experiment vor sich, und man erhält Land und Meer. Die Luft entwickelt sich fort zu den Wolken. Diese als Luft treten zum Firmament, welches auch Luft ist. (So wenigstens kann man sagen, wir werden später sehen, dass man auch sagen kann, Himmel und Wolken entstehen auf Grund des Wasserverwandlungs-Experimentes). Damit haben wir aber noch immer nicht die Welt, den xóouos. Denn es ist ja bis dahin noch dunkel. Soll die Welt vollkommen werden, so muss das Vermittelungsglied, das Element, das σ701ɣɛtov hinzutreten. Dies Vermittelungsglied sind Sonne', Mond und Sterne. Sobald sie hinzutreten wird die Welt, der zóduos, vollständig, steht als absolvirt da.

Wie Thales und Anaximines nimmt auch Heraklit die 4 Griechischen Arcana an, und an sie knüpft sich denn auch das Zwei- und Ein-Arcanum.

Ebenso reiht Heraklit an das Wasserverwandlungs - Experiment auch das arcanalogische Experiment.

In Bezug auf das letztere müssen wir die chemischen Grundstoffe und das chemische Operationsmaterial in's Auge fassen.

"

Da Gott spricht: Es werde Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Sterne", so hat Heraklit, der, wie wir wissen, das Licht als Feuer anffasst, zwei Feuer, Feuer im engeren Sinne und Sonne, Mond und Sterne. Das Feuer im engeren Sinne bezieht er nun auf das arcanologische Experiment. Da es sich bei diesem aber um chemischen Grundstoff, chemisches Operationsmaterial handelt, so muss ihm das Feuer chemisches Feuer sein. Dieses chemische Feuer ist ihm nun der Schwefel.

Das alchemistische Problem, dass Schwefel Feuer, hat darin seine Basis, dass der Schwefel ein unabweisbarer Bestandtheil eines einfachen Feuerzeugs - Appárates ist. Der Schwefel dient nämlich dazu, um den Funken, welcher dem Stein entlockt, dem Stahl entlockt, und der dann in Hollundermark, Zunder und dergl. fixirt worden, zum Auflodern zu bringen. So bilden Schwefel und Feuer eine sehr nahe liegende Gedanken - Association.

Demgemäss ist dem Heraklit im Allgemeinen das Feuer Element, im Besonderen aber, in Bezug auf das arcanologische Experiment, ist ihm der Schwefel Element, so wie ihm im Besonderen, in Bezug auf das Wasserverwandlungs-Experiment im Grossen Sonne, Mond und Sterne Element sind.

Anlehnend an diese Auffassung hebt Heraklit aus den Grundstoffen des Thales, welche sind: Eisenvitriol, Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Schwefel, Salmiak, den Schwefel heraus und setzt ihn in die Rubrik: chemisches Operationsmaterial (σroxɛiov). Er erkennt nun aber blos den Schwefel, der sein Element ist, als chemisches Operationsmaterial (im engeren Sinne) an, wobei er sich daran hält, dass kosmologisch das Feuer (Sonne, Mond und

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Dem eben Exponirten zufolge hat also das, was dem Thales chemisches Operationsmaterial war, seine Rubrik zu verlassen, und da es nicht in der Luft schweben kaun, so tritt es in die Rubrik der Grundstoffe des Thales. Heraklit hat also in einer Gruppe das, was Thales in zwei Gruppen hatte. Wo nun aber Eisenvitriol, Kochsalz u. s. w. einerseits, und Salpetersäure, Schwefelsäure u. s. w. andererseits zusammentreten, da tritt der chemische Process ein; man kann nicht mehr sagen, wie Thales es sagte, ich habe einerseits Materia prima, andererseits Elementum, nein, das einerseits und andererseits hört bei einem solchen Verhältnisse auf, man hat ein Ganzes, in diesem Ganzen den chemischen Process, und das ist der Grund, weshalb Heraklit, indem er die Einrubrik für das erhält, was dem Thales zwei Rubriken waren, diese Einrubrik Materia secunda nennt. Heraklit negirt also die Materia prima, das ist die Rubrik, die arcanologisch dem Thales die Materiaprima-Rubrik war, er negirt das Elementum, das ist die Rubrik, die arcanologisch dem Thales die ElementenRubrik war, das ist denn in der isolirten Stellung. Da nun aber Heraklit das Element nicht überhaupt negirt, sondern nur das, was Thales arcanologisch an das Element knüpfte, und sich das von selbst daran knüpft, wenn er die Materia prima negirt, so drückt sich Heraklit, um mit dem Element keiner Zweideutigkeit in die Arme zu fallen, kurz derartig aus, dass er die Materia prima negirt. Das ist das Problem von dem Leuguen der Materia prima seitens des Heraklit.

In der Parallele mit einer solchen arcanologischen Fassung hat Heraklit kosmologisch einerseits Eisenvitriol, Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Salmiak als Erde (vgl. Thales), andererseits Salpetersäure, Schwefelsäure, NatronWasser, Kalk - Wasser als Wasser und Luft (vgl. bei Thales und Anaximenes), im Ganzen also Erde, Wasser, Luft, und dieses Ganze constituirt ihm Materia secunda. Also hat er in Uebertragung auf die Kosmologie, wie er so eben eine Materia secunda arcanologica hatte, eine Materia secunda cosmologica. Und das ist der Grund, weshalb Gott, wenn er vorab, vor dem Feuer, vor dem Element, Erde, Wasser, Luft schuf, dass er dann nicht Materia prima schuf, sondern Materia secunda (wir haben oben bereits darauf hingewiesen). Die Erde, das Wasser, die Luft des Anfanges schuf Gott also nicht isolirt, sondern zusammen, und nachdem sie zusammen, als Materia secunda da sind, schafft Gott denn weiter das Licht.

Das arcanologische Experiment instituirt nun Heraklit ff.

Er hat ein Gefäss. Er giebt hinein: Vitriol, Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Salmiak einerseits, und Salpetersäure, Schwefelsäure, Natron, Kalk andererseits. Sobald sie zusammen sind, geht der chemische Process vor sich, und es handelt sich um Materia secunda. Die Masse wird nun in zwei Theile getheilt. Der erste Theil wird blos als Wasser und Erde gedacht, und ergiebt an der Hand des Wasserverwandlungs-Experimentes Natron und Acidum sulphur., von denen das erstere als Erde gedacht wird (Präcipitat), das andere als Wasser. Nachdem diese fertig sind, kommt der zweite Theil der Masse an die Reihe. In diesen, der als Wasser, Erde, Luft gedacht wird, wird Schwefel geworfen. Nun geht auch mit ihm das Wasserverwandlungs - Experiment vor sich, und das Resultat sind die beiden Arcana Pulvis solaris und Liquor hepatis. Der Pulvis solaris enthält Schwefel (zur Darstellung des Sulphur aurat.), er ist fest, also Erde, er enthält Luft, weil er, mit Salzsäure behandelt, Hydrothiongas fahren lässt, oder weil bei seiner Darstellung die Luft in den Vordergrund tritt (an die spätere complicirtere Constatirung des Pulvis solaris als Luft, die wir noch kennen lernen werden, ist beim Heraklit wohl nicht zu denken). Der Liquor hepatis enthält Schwefel, er ist Luft (vgl. b. Empedokles), er ist flüssig, also Wasser. Demgemäss charakterisiren sich diese beiden letzteren Arcana als aus dem zweiten Theile der Masse

hervorgegangen, da dieser zweite Theil ja aufzufasse war als Wasser, Erde, Luft, und zu diesen Schw hinzutritt.

Hieran lehnt sich nun ganz die Auffassung des ko. mologischen Wasserverwandlungs-Experi

mentes.

Man hat das Weltengefäss. Hineingegeben werda Erde, Wasser, Luft. Sie repräsentiren die Materia *! cunda. Die Masse wird in zwei Theile getheilt. De erste Theil wird blos als Erde und Wasser gedacht. E ergiebt an der Hand des Wasserverwandlungs - Exp» r mentes: Land und Meer. Nun kommt der zweite The der Masse an die Reihe. Er wird gedacht als Wasser Erde, Luft, und dabei wird im Anlehnen an Anaximetės gedacht, der Himmel, das Firmament, sei noch nicht ab solvirt, sondern sei vorläufig einmal Luft. Das Wasser verwandlungs - Experiment geht abermals vor sich mit Luftwasser und Lufterde, und ergiebt Firmament ErdeLuft) und Wolken (Wasser-Luft). Zu beiden treten Sonne. Mond und Sterne. Zu beiden sagen wir, denn an das Firmament sind Sonne, Mond und Sterne geheftet, u zu den Wolken haben Sonne, Mond und Sterne auch ein Relation, da sie ja die Ursache sind, ob man Sonne. Mond und Sterne sehen kann, oder nicht. Bei einen Himmel, der stark von Wolken bedeckt ist, sieht man Sonne, Mond und Sterne nicht. - Das Firmament ist aber fest, Erde, Luft ist es eo ipso, Sonne, Mond und Sterne, das ist Feuer, tritt hinzu, also haben wir, wie bei den beiden letzten Arcanis, auf der einen Seite: Erde, Luft. Feuer. Die Wolken sind flüssig, das ist Wasser, Luft sind sie eo ipso, Sonne, Mond und Sterne, das ist Fener, tritt hinzu, also haben wir, wie bei den beiden letztes Arcanis, auf der anderen Seite: Wasser, Luft, Feuer. Also charakterisiren sich Firmament und Wolken als solche, die aus dem zweiten Theile der Masse hervorgegangen, da dieser zweite Theil ja aufzufassen war als Wasser, Erde, Luft, wozu denn Sonne, Mond und Sterne hinzutreten.

Stösst sich Jemand daran, dass das Firmament, de Himmel, der doch am Anfang als Cosmologicum absolvirt da steht, nun auf einmal erst auf Grund eines Wasserverwandlungs-Experimentes entstehen soll, nun dann muss er sich einfach die Luft an und für sich zu Wolken fortentwickeln lassen. Diese treten dann zum Himmel, und zu beiden treten Sonne, Mond und Sterne. Auf die Weise ist dann nicht die Deckung des arcanologischen und kosmologischen Experimentes da. Wer das für irrelevant hält, der halte sich an die Selbstfortentwickelung der Luft, wer es aber für besser hält, dass die beiden Experimente sich decken, der nehme die Sache, wie wir sie vorhin exponirt. Wir finden in der vorigen Zeich nung nichts perverses, da Anaximenes mit der Annahme einer elementaren Luft dem absolvirten Himmel gegenüber vorangegangen ist.

Das Schema des Heraklit ist:

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Acid. sulphuric. Liquor hepatis

II.

Die Constatirung der Arcanen-Vier, der Arcanen-Zwei, der Arcanen-Eins wie bei Thales. Dann wird das Schema aufgefasst: 1) Aus dem Gesichtspuncte der Dinge, welche beim Wasserverwandlungs - Experiment im Grossen direct und indirect implicirt sind, und aus dem Gesichtspuncte der Stoffe, welche beim arcanologischen Experiment direct und indirect implicirt sind. 2) Aus dem Gesichtspuncte der primären Kosmogenese und Arcanogenese. 3) Aus dem Gesichtspuncte der secundären Kosmogenese und Arcanogenese.

ad 1) Die Gruppe links besteht aus einem festen Theile (Natron) und aus einem Theile, welcher flüssig ist und raucht (Acid. sulphur. als Acid. sulphur. crudum aufgefasst). Die Summe von Erde, Wasser, Luft ist aber dem Heraklit: Materia secunda, also repräsentirt die Gruppe links die Materia secunda. Da wir nun zwei Materiae secundae haben, die kosmologische und die arcanologische. so haben wir in der Gruppe links vertreten kosmologisch: Erde, Wasser, Luft im engeren Sinn, arcanologisch: Vitriol, Kochsalz, Salmiak, Quecksilber, Antimon, die dem Natron entsprechen, und Salpetersäure, Schwefelsäure, Kalkwasser, Natronwasser, die dem Acid. sulphur. entsprechen.

Die Gruppe rechts bietet uns den Pulvis solaris und den Liquor hepatis. Beim Liquor hepatis liegt es nahe, ihn, da er so notorisch und hervorstechend nach Schwefel riecht, das Schwefelpräparat zu nennen. Beim Schwefelpräparat ist aber hauptsächlich Schwefel gegeben. Da nun das Sulphur aurat. des Pulvis solaris aber auch aus Schwefel gemacht wird, wie der Liquor hepatis, so liegt es zwar nicht gerade eben so nahe, als beim Liquor hepat., ihn das Schwefelpräparat zu nennen, Heraklit thut's aber der Analogie wegen bei der Darstellung, und so hat er denn in der Gruppe rechts, indem sie die Schwefelpräparate bietet, hervorstechend Schwefel. Schwefel ist aber Feuer und Feuer Element. Also vertritt die Gruppe rechts das Element, das Feuer. Und indem sie das Feuer vertritt, vertritt sie speciell arcanologisch den Schwefel, und kosmologisch Sonne, Mond und Sterne.

An der Hand des hier Exponirten gestaltet sich also das Schema

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Vitriol, Kochsalz, Salmiak,
Quecksilber, Antimon;
Schwefelsäure, Salpetersäure,
Natronwasser, Kalkwasser.

ad 2) Primäre Arcanogenese.

Feuer als Schwefel gedacht.

II.

Die Gruppe links von vorhin wird in zwei Theile getheilt. Der eine Theil wird gedacht vom Allgemeingesichtspuncte des Wassers und der Erde. Mit diesem einen Theile geht dann das Wasserverwandlungs - Experiment vor sich. Resultat: Natron, Acid. sulphuricum.

Nun wird der andere Theil genommen, der gedacht wird als Wasser, Erde, Luft. Zu ihm tritt die Gruppe rechts hinzu. Dann geht abermals das Wasserverwandlungs-Experiment vor sich. Resultat: Pulvis solaris und Liquor hepatis.

Das Nähere siehe oben, wo das arcanologische Experiment exponirt wurde.

Aus dem Gesichtspuncte der also entstandenen Arcana wird das Schema ad 2 aufgefasst, und es gestaltet sich demnach so, wie der Wortlaut des Schemas ist.

Primäre Kosmogenese.

Es kommt hier darauf an, ob man der Fortentwickelung der Luft zu Wolken das Wort redet, oder dem Hervorgehen von Himmel und Wolken aus dem Wasserverwandlungs-Experiment.

Bei der Fortentwickelung der Luft geht mit Erde und Wasser das Wasserverwandlungs - Experiment vor sich. Resultat: Orbis terrarum fixus et fluidus. Nun entwickelt sich die Luft fort zu den Wolken. Diese treten zum Firmament, welches bereits da ist, und zu beiden treten Sonne, Mond und Sterne. Aus dem Gesichtspunct dieser Cosmologica wird dann das Schema ad 2 aufgefasst.

Bei der Heranziehung des Wasserverwandlungs-Experimentes auf beiden Seiten wird Gruppe rechts in 2 Theile getheilt. Der erste Theil wird als Wasser und Erde gefasst. Mit ihnen geht das Wasserverwandlungs - Experiment vor sich. Resultat: Orbis terrarum fixus et fluidus. Nun wird zum zweiten Theil übergegangen. Derselbe wird aufgefasst als Wasser, Erde, Luft. Mit dem Luftwasser und der Lufterde geht dann das Wasserverwandlungs-Experiment vor sich. Resultat: Firmamentum und Nubes. Zu beiden tritt dann die Gruppe rechts, das ist Sonne, Mond und Sterne, und so decken Nubes und Coelum den Liquor hepatis und Pulvis solaris. Auf die Weise haben wir kosmologisch das Schema in der Auffassung, ad 2:

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Im Ganzen haben wir in Bezug auf das Heraklitsche Schema ff.

Die Zwei-Gruppirung ist motivirt wie bei Thales. Die Gruppe links muss eben links stehen, das ist voran, die Gruppe rechts muss eben rechts stehen, das ist hintenan. Denn zuerst schuf Gott die Materia secunda und erst hinterdrein das Element.

In der Gruppe links steht Natron oben, und Acid. sulphur. unten. Eigentlich kommt die Sache so genau nicht darauf an, da die Gruppe links die Materia secunda constituirt und bei dieser, da der Eingesichtspunct da ist, von einem zuerst und zuletzt da sein, das ist oben und unten im Schema sein, nicht weiter die Rede sein kann. Indess da sich die Sache ungezwungen macht, da in Bezug auf die Materia secunda ausdrücklich die Erde vorangeht, und Wasser und Luft folgen, so ist ja der Text der Jüdischen Schöpfungsgeschichte Natron aber die Erde repräsentirt, und Acid. sulphur. Wasser und Luft, so ist es besser, dass man auch Natron obenan stellt.

In der Gruppe rechts steht Pulv. solar, ruber oben und Liquor hepatis unten. Denn der Pulv. solaris läuft dem Himmel (Firmament) parallel, dieser aber ist bereits am Anfange da.

Wir kommen jetzt zu der allbekannten Aufstellung des Heraklit, derzufolge er das Sein leugnete, und nur für das Werden war.

Zu dieser Aufstellung kommt er dadurch, dass er die Stelle der Jüdischen Schöpfungsgeschichte, die er zu dem hinüberzieht, was Thales und Anaximenes bereits haben, näher in Bezug auf die Ausdrucksweise in's Auge fasst. Da steht: Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurden Sonne, Mond und Sterne. Wie steht denn dieses Werden, so fragt er sich, beim Lichte dem Erschaf fen, beim: „Am Anfange schuf Gott" gegenüber? Und er antwortet, die Ausdrücke sind synonim. In Bezug auf das „Am Anfang u. s. w." könnte es auch heissen: Am Anfang sprach Gott es werden, sollen werden Himmel und Erde. Und da wurden Himmel und Erde. Indem er nun das Werden auch für den Passus beansprucht, dem bereits Thales und Anaximenes Rechnung tragen, tritt ihm seine Materia secunda vor Augen, und diese setzt er dann zum Werden in Relation. In dieser Beziehung sagt er dann weiter: Dem Werden gegenüber steht das Sein. Betrachten wir nun aber die chemischen Grundstoffe und das chemische Operationsmaterial, wie sie Thales aufstellte, so repräsentiren sie das Sein. Denn Thales sagte, da ist, auf der einen Seite ist er Grundstoff, dort ist, auf der anderen Seite ist das (Thaletische) Operationsmaterial. Und nachdem Thales diese als das Seiende, als das Daseiende, als das Gegebene hat, dann sagt er, ich bringe sie zusammen, auf dass etwas aus ihnen werde. So hatte Thales denn vorab das Sein, und erst vermöge dieses Seins kam er zum Werden. Ich aber, sagt Heraklit, der ich nicht auf der einen Seite vom Grundstoff, auf der anderen vom (Thaletischen) Operationsmaterial ausgehe, ich, der ich sie von vornherein zusammenbringe, ich habe nicht wie Thales zuerst das Sein, nein, ich habe sofort das Werden. Und so repräsentirt ihm denn seine Materia secunda das Werden. Indem er sein Problem von der Materia secunda aufstellt, hat er sein Problem vom Werden. Indem er nicht wie Thales auf der einen Seite für sich die Grundstoffe annimmt, und auf der anderen Seite nicht für sich das Thaletische Operationsmaterial, hat er nicht das Sein, und da das Negiren der Thaletischen Auffassung darauf hinauskommt, dass es keine Materia prima giebt, so deckt das Problem vom Leugnen des Seins das Problem vom Leugnen der Materia prima. Somit kommt die Heraklitsche Aufstellung, dass es kein Sein giebt, wohl aber ein Werden, darauf hinaus, dass es keine Materia prima, wohl aber eine Materia secunda gebe. Und da die Materia secunda im Werden" gegeben ist, Heraklit aber das Schaffen auf das Werden hinauskommen lässt, so beutet er das „Am Anfang schuf Gott u. s. w."

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dafür aus, dass es schon im Wortlaute der betreffenden Stelle der Jüdischen Schöpfungsgeschichte liegt, dass Wasser, Erde, Luft Materia secunda und nicht Materia prima.

Auf diese Weise liegt jene Aufstellung des Heraklit vom Sein und Werden, welche die Köpfe der Philosophen so mannigfach in Bewegung gesetzt hat.

Wie das Heraklitsche Problem vom Werden, so kommt auch das Heraklitsche Problem návia gti. „Alles fliesst" einfach auf das Problem von der Materia secunda hinaus. Das nάvia, Alles, ist dem Heraklit das, was dem Element gegenüber steht, das ist die Summe von Erde, Wasser, Luft. Die Erde ist arcanologisch gefasst, wie wir wissen: Eisenvitriol, Kochsalz, Quecksilber, Antimon, Salmiak; Wasser und Luft arcanologisch aufgefasst: Salpetersäure, Schwefelsäure, Kalkwasser, Natronwasser. Trotzdem dass diese letzteren als Wasser und Luft aufgefasst werden, coustituiren sie doch schlechtweg genommen eine Flüssigkeit. Indem nun nicht das Thaletische Verhältniss statt hat, dass Grundstoff und Operationsmaterial für sich isolirt dastchen sollen, indem sie vielmehr sofort zusammen dastehen, haben wir, indem Eisenvitriol, Kochsalz u. s. w., und Schwefelsäure, Salpetersäure u. s. w., zum arcanologischen Experimente zusammentreten ein Fluidum. Da nun aber dieses Fluidum die Materia secunda constituirt, so ist eben die Materia secunda eine Flüssigkeit, oder mit anderen Worten, sie gɛī, fliesst, womit denn auch in übertragener Weise Erde, Wasser, Luft, das ist das návra ρεῖ.

Atomismus.

Die Griechen waren ausgezeichnete Menschen. Das verhinderte aber nicht, dass sie eine Schwäche hatten, und das war eine unbegränzte National-Eitelkeit. Wir wollen

die Genialität des arcanologischen Experimentes keineswegs unterschätzen, wir wollen dieser specifischen Richtung in der Griechischen Alchemie unsere volle Anerkennung zollen, aber das verhindert doch nicht, dass wir dem Factum in's Antlitz schauen, dass der Passus der Jüdischen Schöpfungsgeschichte „Am Anfange schuf Gott u. s. w." die Basis für die Griechische Alchemie ist, und dass das arcanologische Experiment zwar eine geistreiche Parallele zum Jüdischen Wasserverwandlungs-Experiment ist, aber immer doch eine Parallele, welche unmöglich gewesen wäre, wenn die Jüdische Alchemie nicht da gewesen wäre, Die National-Eitelkeit verhinderte die Griechen nun, dieses so recht einzusehen, und auf ihr arcanologisches Experiment schauend, sagten sie, die Jüdische Alchemie ist eben die Jüdische Alchemie, und die Griechische Alchemie ist eben die Griechische Alchemie, gehört eigens den Griechen und hat mit den Juden nichts zu thun. Die Lehre von der Materia prima, dem Elementum und der Materia ultima ist zwar auch eigens Griechisch, indessen man hat in ihr nichts anderes, als das Anlehnen an die Jüdische Schöpfungsgeschichte, als einfache Benennungen für das, was diese bietet. Und nachdem diese Prämisse da ist, dann erst kommt das Anlehnen der Materia prima, des Elementum, der Materia ultima an die Arcanologica. Weil aber die Griechen nun einmal auf die ihnen eigens zukommende Alchemie pochten, deshalb nahmen sie die Lehre von der Materia prima, dem Elementum, der Materia secunda kurzweg als ein ihnen exclusiv Zukommendes, als ein Integrirendes der Griechischen Alchemie, als ein in der Griechischen Alchemie Begründetes, als ein Etwas, welches nicht angetastet werden durfte, ohne dass der Griechischen National-Eitelkeit Schach geboten worden wäre.

Diese Sachlage muss man vor Augen halten, um sich ein Factum zu erklären, welches eigenthümlich genug dasteht, um so eigenthümlicher, als es sich im Schosse des genialen Griechenthums entwickeln konnte, dass ist das Factum, dass Heraklit mit seiner Lehre vom Negiren der Materia prima einen Sturm unter den Griechischen Alchemisten heraufbeschwor. Was ist denn so überschwänglich an dieser Materia-prima-Negirung? Was ist sie denn anders, als eine alchemistische Speculation, wie es deren hundert andere giebt? Was kann man denn dagegen haben, wenn Heraklit sagt, das, was Thales getrennt aufstellte, das vereinige ich sofort, und erhalte so an Stelle der Thaletischen Materia prima plus dem Thaletischen Element

eine Materia secunda? Wir vermögen in diesen Dingen nichts zu finden, was einen alchemistischen Sturm Wege bringen kann. Anders war es bei den Griechen Die dachten, wenn einmal an dem, den Griechen zukom. menden Problem von der Materia prima, dem Elementum der Materia ultima gerüttelt wird, derartig gerüttelt wird dass ein Glied, die Materia prima gestrichen wird, danı ist der Weg angebahnt, dass auch die anderen Glieder.. das Element und die Materia ultima gestrichen werden Und ist's so weit gekommen, dann ist ein Rütteln an arcanologischen Experiment auch nicht mehr fernliegend Macht man sich aber auch an das mit Negirungen, wird die Zeit nicht mehr fern sein, wo die ganze Griechische Alchemie über den Haufen geworfen wird. Und ist's so weit gekommen, dann ist die Griechische Alchemie von der Jüdischen absorbirt worden; sie hat einer Alchemie dann Platz gemacht, mit der sie nichts zu thun hat. So schwarz sieht eine verletzte Eitelkeit! Und das Schwarzsehen bewirkte, dass man gegen den die Materia prima negirenden Heraklit Front machte.

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Heller sehende Köpfe durchschauten die Sache abe sie sahen ein, dass es mit der negirten Materia prim kein so gefährliches Ding sei. Zugleich aber durchschaute sie, dass erregten, erhitzten Menschen schlecht Moral predigen sei, und so kamen sie denn auf einen genialen Ausweg. Sie stellten die Lehre vom Atomismus auf. Dem Atomismus zufolge besteht die Materia prima aus kleinen Körperchen, Atomen, Homöomerien. Diese Atome werden als so klein angenommen, dass sie in der Realität verschwinden. Wenn sie aber auch in der Realität verschwinden, so können sie doch in der Idealität bestehen, und dass sie in der Idealität existiren Können, das ist das Motiv dazu, dass sie angenommen werden können. Dieser Atomismus bot nun einen Ausweg für den Streit um die Materia prima dar. Heraklit, so hiess es im Anlehnen an den Atomismus, leugnet nicht die Materia prima, er leugnet blos die Realität der Materia prima, das ver hindert aber nicht, dass er sie als ideell anerkennt Was kann uns aber da, wo Heraklit die Maferia pric anerkennt, daran liegen, ob er sie als reell oder idecă anerkennt, das sind ja doch nur am Ende Wortklaubereien. Denn mögen wir uns ein Ding in noch so kleine Theile theilen, ein Etwas dieses kleinen Theiles bleibt doch, und so kommt die Idealität des Heraklit doch am endlichen Ende auf eine Realität hinaus. Und so ist denn das Geschrei, welches ihr ob des Negirens der Materia prims (in übertragener Weise des Seins) macht, gar nicht gerechtfertigt. Dass man nun aber dem Heraklit nachsagen konnte, er erkenne die Materia prima als Ideale an, das hängt damit zusammen, dass er sich die, die Materia prima absorbirende Materia secunda flüssig denkt (návra gei) die Thaletische Materia prima aber fest (s. bei Heraklit). Nun ist aber da, wo das Flüssige das Feste, das Wasser die Erde absorbirt hat, die Erde nur ideell absorbirt, nicht reell, denn sonst könnte sie unter Umständen, z. B. beim Abdampfen, und namentlich beim Wasserverwandlungs-Experiment, nicht wieder zum Vorschein kommen. Und das wird denn eben für die Idealität der Materia prima im Heraklitschen Sinne ausgebeutet.

Vorkämpfer für den Atomismus ist ausser Anaxagoras von Clazomenae namentlich Demokrit von Abdera.

Am endlichen Ende bemächtigte sich der Griechische Nationalwitz der Sache. Den Griechen war die Heraklitsche Materia prima so ein Schlag, dass sie darüber hätten weinen mögen. Das wird umgedreht, und das Weinen dem Heraklit zugeschoben. Darum wird Heraklit zum weinenden Philosophen Heraklit hat immer geweint. Dem gegenüber steht denn: Demokrit habe immer gelacht. Wenn Heraklit in Folge der negirten Materia prima weint, so muss Demokrit, der Vorkämpfer des Atomis- I mus, der sie wieder auf die Strümpfe bringt, lachen das eine passt zum andern.

Das, in der Griechischen Alchemie so sehr im Vordergrunde stehende Datum, dass Plato, wie wir später sehen werden, reelle und ideelle Elemente annimmt, hat die, bei der Materia prima in Bezug auf den Atomismus zur Sprache gekommene Realität und Idealität als Ausgangspunct.

Wichtig wird auch die Lehre vom Atomismus in Bezug auf die Alexandrinische Lehre vom λóyos, wie wir das seiner Zeit sehen werden.

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