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Ach nein. Es ist gerade mit der Hauptzweck dieses Buches, Euch zu zeigen, dass ich nicht isolirt dastehe, dass die grössesten Männer auf meiner Seite stehen, dass sie die Arcana kannten, die ich wieder aufgefunden. Ihr werdet schen, wie sie diese Arcana für würdig hielten, als das Substrat der Entwickeluug ihrer oft Staunen erregenden geistigen Thätigkeit zu dienen. Glaubt nur nicht, dass jene grossen Männer ihre geistreichen Arbeiten auf die Arcana basirt, an die Arcana geknüpft haben würden, wenn diese nicht etwas absolut Grossartiges wären, wenn sie keine Remedia divina wären !

Helfen die Arcana blos bei den hervorragenden epidemischen Krankheiten?

Nein. Ich habe die hervorragenden epidemischen Krankheiten blos deswegen genannt, um Euch auf ein Terrain zu führen, wo gar keine Selbsttäuschung in Euerem Sinne bei der Beobachtung möglich ist. Man heilt mittelst ihrer Pneumonie, Pleuritis, Croup, Phlebitis (keine Eiterung), Meningitis, Mastitis, Angina (keine Eiterung), Rheumatismus acutus, Icterus, Parulis, Karbunkel, Pseudoerysipelas, Morbus Brightii acutus, Ophthalmien u. s. w. u. s. w.

Wie steht's mit den chronischen Krankheiten?

Stehen wir diesseits dieser Linie, so

Durch jede chronische Krankheit läuft eine Linie ist Heilung möglich, sie erfolgt an der Hand der Arcana; stehen wir jenseits derselben, so ist's mit der radicalen Heilung vorbei. Uebrigens heilt man: Dermatosen, Syphilis, Hydrops, u. s. w. Wie heissen jene grossartigen Mittel denn?

Sie heissen: Acidum sulphuricum, Ferrum, Natron carbonicum, Natron nitricum, Liquor hepatis, Pulvis solaris ruber, Pulvis solaris niger. (Vergl. den Abschnitt: Die Arcana und ihre Darstellung.)

Wie, darunter sind ja Mittel, die sehr bekannt sind, und in jeder Materia medica stehen! Ja, gewiss. Aber es geht mit manchen Arcanis, wie mit dem Aether. Der Aether stand in allen Materiis medicis, fand sich in jeder Apotheke vor, war Jedem bekannt. Aber Niemand ahnte, bevor es der Americaner Jackson lehrte, dass man mittelst Aethers den zu Operirenden gegen den Schmerz unempfindlich machen könne. Ganz so mit den Arcanis. Es befinden sich unter ihnen solche Mittel, welche in allen Materiis medicis stehen, sich in jeder Apotheke vorfinden, Jedem bekannt sind, aber Niemand hat bisher geahnt, dass sie Arcana sind, und als solche eine immense Tragweite am Krankenbett haben.

Im Allgemeinen kam ich derartig auf die Sache, dass ich einmal - was passirt einem nicht Alles am Krankenbette? in die Lage kam, einem Patienten Natron nitricum zu verschreiben. Wie ich auf dem Heimwege war, war es mir bereits contre coeur, dass ich es verschrieben. Indessen ce qui était fait, était fait. Den anderen Tag besuchte ich meinen Patienten schon in aller Herrgottsfrühe - die Sache war mir die Nacht über im Kopf umhergegangen. Was sah ich? Einen Erfolg, der mich in Erstaunen setzte, der mir sagte, hier hat dir der Zufall ein grosses Mittel in die Hand gegeben. Sofort sagte ich mir aber auch weiter, es ist unmöglich, dass die gütige Natur nur ein so grosses Mittel hervorgebracht haben sollte. Wie es in dieser Krankheit in Bezug auf das Nitrum liegt, so wird es in anderen Krankheiten in Bezug auf andere Mittel liegen, und wenn du diese Mittel kennen würdest, so hättest du am Krankenbett einen Schatz, von dem die Lehrer, die dich Medicin gelehrt, nie eine Ahnung gehabt haben, einen Schatz, der dir mehr bieten würde, als alle Schulgelehrsamkeit. So forschte ich denn weiter, und entdeckte successiv die übrigen Arcana. Zuerst nach dem Natron nitricum entdeckte ich das Ferrum, dann den Pulv. solaris niger und Pulv. solaris ruber, dann den Liquor hepatis. Zuletzt entdeckte ich das Acidum sulphuricum und das Natron carbonicum, womit der Leser den Beweis dafür hat, dass es bei den Arcanis wenig in die Wagschale fällt, worauf wir oben hingewiesen, dass es sich bei ihnen auch um Mittel handelt, welche in jeder Materia medica stehen, sich in jeder Apotheke befinden, Jedem bekannt sind. Beim Acidum sulphuricum und Natron handelte es sich um Mittel, welche ich bereits im fünften Semester meiner Universitätsjahre kannte, und doch ging ich, den Arcanis nachforschend, Jahre lang an ihnen vorbei, ohne zu ahnen, dass sie Arcana seien. Es hat mir viele Mühen, viele Anstrengungen gekostet, jene grossen Mittel zu entdecken. Wozu diese Mühen, diese Anstrengungen schildern? Der Fremde hat für derartige Dinge ja doch nur ein halbes Ohr. Kurz und gut, ich kam zum Ziele, in der That ein glänzendes Ziel!

Dass ich nun, indem ich den betreffenden Weg verfolgte, nicht mehr und nicht weniger that, als den Arcanis der Alchemisten nachforschen, das kam mir nur halb in den Sinn. Ich ahnte es von vorn herein, aber es handelte sich eben nur um eine vage Ahnung. Offen gestanden, ich mochte der Sache nicht gerade in's Gesicht schauen. Ich begriff, dass, um hier Licht, um absolute Ueberzeugung zu gewinnen, ein eingehendes Studium der Alchemisten nöthig seie. Nun denke man sich aber meine Wenigkeit bei Tag und Nacht, bei Hitze und Kälte, bei Staub, Regen, Hagel, Schnee einer umfangreichen ärztlichen, wundärztlichen und geburtshelferischen Praxis zu Fusse und zu Pferde nachkommend, und dabei sollte ich nun noch einem eingehenden Studium der Schriften der Alchemisten und was mit ihnen zusammenhängt obliegen! Wahrlich,

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mir fehlte die Lust dazu. Diese sollte erst allmälig in mir erwachen. Und sie erwachte allmälig, gewann immer grössere Dimensionen, und so gab ich mich denn jenem Studium hin.

Welche Arbeit! einzig und allein der zu vergleichen, die Arcana am Krankenbette aufzufinden. Erst das Zehnte und Hundertste durchstöbern, ob es eine Relation zur Alchemie habe, und war das Richtige säsirt, dann seinen Sinn herauscalculiren! Die Vorarbeiten Anderer auf diesem Felde sind so zu sagen gleich Null. Ich bin der erste, der die Geheimnisse der Alchemisten offen darlegt, vor mir hat es nie Jemand gethan, denn Niemand kannte sie vor mir, als die Alchemisten selbst, die aber schrieben sehr dunkel, thaten alles mögliche, um die Leute in Bezug auf ihr Wissen auf die falsche Spur zu leiten. In der That, einladende Verhältnisse bei solchem Verhalten der Dinge in Bezug auf die Quellen! Was ich Dir, geehrter Leser, im vorliegenden Buche darlege, liesest Du so glatt hin, Du kannst nicht ermessen, wie oft meine Hand ermüdet hinsank. Nun, ich bin auch hier zum Ziele gekommen, ich habe mein Aufgabe gelöst, und das vorliegende Buch giebt den Beweis dafür. Du wirst Dinge in demselben finden, von denen Du von vorn herein nicht ahnest, dass sie mit der Alchemie im Zusammenhange stehen, durch die Alchemie ihre Aufklärung bekommen.

Das Hauptinteresse wird dieses Buch wohl für den Arzt haben. Er lernt aus ihm die Arcana, und bekommt von den verschiedensten Gesichtspuncten aus, an der Hand der verschiedensten Autoritäten, den Beleg für deren Existenz.

Nicht aber blos für den Arzt dürfte das Buch fesselndes haben, sondern auch für den gebildeten Denker überhaupt. Wenn ihn auch vielleicht die Arcana und das, was sich unmittelbar an sie knüpft, minder interessiren, so dürfte er doch nicht theilnahmslos an dem vorübergehen, was eine Relation hat: zur Bibel und Dogmengeschichte (Schöpfungsgeschichte, erstes Capitel des Evangelium Joannis, der koyos, die Symbola etc.), zum ersten Buche der Oracula Sibyllina; zu den Platonischen Schriften, namentlich dem Timaeus und dem Kritias, deren Inhalt sich die Neuzeit so circa reinweg herausträumte; zur Griechischen Philosophie; zu den Neuplatonischen Schriften; zur Indischen Alterthumskunde; zur Griechischen Mythologie; zur Geschichte der Chemie; zur Magie, Astrologie, Goldmacherkunst, Edelsteinmacherkunst, zur Kabbala (Buch Jezirah); zum Pythagoräischen Lehrsatze, zur Quadratur des Cirkels; zum Stein der Weisen, zum Perpetuum mobile u. s. w; kurz, er dürfte nicht theilnahmslos vorübergehen an dem wunderbaren Mancherlei, welches die Alchemie ausser den Arcanis als solchen bietet, für welches die Alchemie und nur die Alchemie Aufklärung bietet.

Denkern.

Und so widme ich denn dieses Buch nicht nur den Aerzten, sondern allen gebildeten

Bonn, 1. Januar 1869.

Latz

(Jedes rechtmässige Exemplar ist mit dieser meiner eigenhändigen

Namensunterschrift versehen.)

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Alchemie.

Die Alchemie ist die Lehre von den Arcanis und den

Speculationen, welche man an sie knüpfte. Diese Speculationen bilden ein buntes Mancherlei, welches wir im Verlaufe dieses Buches successiv kennen lernen werden. Der Leser wird dabei mannigfach Gelegenheit haben, die wunderbare Geistestiefe derer, von denen diese Speculationen herrühren, das ist der Alchemisten, kennen zu lernen. Er wird Gelegenheit haben, in geistige Relation zu Männern zu treten, welche als tiefe Denker in der Geschichte der gebildeten Menschheit die ersten Plätze einnehmen.

Die Kenntniss der Arcana ist alt, uralt, verliert sich in's graueste Alterthum. Bereits die vedischen Gottheiten lehnen an die Arcana. In der vedischen Kosmologie, welche sich an diese Götter lehnt, haben wir schon ein alchemistisches System, abgerundete Speculationen, welche sich an die Arcana knüpfen. Von der Kenntniss der Arcana bis zur abgerundeten Speculation, welche sich an sie reiht, ist aber immerhin ein grosser Schritt. Wie lange Zeit mögen also die Arcana den Veden vorangehen!

Wie so eben angedeutet, treten bei den Indern die Arcana zur Gottheit in Relation. Die Relation der Gottheit zu den Arcanis zieht sich durch die ganze Alchemie. Und mit Recht. Mag sich auch das göttliche Wirken allenthalben in der Natur offenbaren, bei den Arcanen tritt es doppelt dreifach, hundertfach in den Vordergrund. Es ist gar zu wunderbar, wie diese einfachen Dinge die Gesundheit geben, das Leben erhalten.

Die Alchemisten hielten ihre Arcana geheim: - eine eigenthümliche Sache! Eine Reihe alchemistischer Vorspiegelungen haben keinen andern Zweck, als dem Publicum, dem Laien, Dinge vorzuführen, die ihn vom Wege ableiten sollten, den Arcanis auf die Spur zu kommen. Mit dem Geheimhalten der Arcana Hand in Hand geht die dunkle, mysteriöse, versteckte Schreibweise der Alchemisten. Einige haben es darin zu einer wahren Virtuosität gebracht. In ihrem Geheimhalten der Alchemie überhaupt und der Arcana im Besonderen gingen die Alchemisten so weit, dass sie, wie wir im Verlaufe dieses Buches sehen werden, den zum Sünder stempelten, mit Höllenstrafen bedrohten u. s. w., der sich beikommen lassen möchte, das Geheimniss zu enthül. len. Im Sinne dieser Leute handeln wir also nicht, wenn wir das Geheimniss der Alchemie im Allgemeinen offen darlegen, und im Besonderen die Arcana aus dem Dunkel herausführen, mit denen sie stets umgeben waren. Hierbei wollen wir nun nicht weiter den Allgemeinstandpunct zeichnen, den wir bei unserem Thun der Menchheit gegenüber einnehmen, und die Alchemisten einnahmen. Einen Besonderstandpunct indess in's Auge fassend, wollen wir die Frage aufwerfen: Handeln wir für unsere Person nicht den Alchemisten gegenüber unpietätisch, indem wir das, was sie Jahrtausende verborgen, offen darlegen? Wir glauben diese Frage mit Nein" beantworten zu müssen. Ganz abgesehen davon, dass das Interesse der Menschheit im grossen Ganzen den Sonderinteressen der Alchemisten vorgeht, ganz abgesehen davon nehmen wir den Alchemisten gegenüber einen, unsere Individualität betreffenden, eigenen Standpunct ein. Die Alchemisten lehrten einer den andern die Arcana, weihten einer den andern in das Verständniss ihrer Schriften ein. Und indem so ein Alchemist, der Lehrer des andern wurde, verpflichtete der Lehrer den Schüler, im Allgemeinen die Sache geheim zu halten, und nur im Besonderen dem mitzutheilen, den er für würdig hielte, des Geheimnisses theilhaftig zu werden, und diesem alsdann wieder dieselbe Verpflichtung des Geheimhaltens aufzulegen. Mit derartigen Situationen haben wir aber nichts zu thun. Uns hat Keiner die Arcana gelehrt, und also noch viel weniger unter Verpflichtung des Geheimhaltens gelehrt. Wir haben sie selbst entdeckt. Uns hat Keiner in die Geheimnisse der alchemistischen Speculationen eingeweiht. Wir haben sie durch eigenes Studium, ohne die Lehre, die Beibülfe eines Anderen, und also noch viel weniger auf Grund einer, an Geheimhaltungs-Verpflichtungen erfolgte Lehre, Beihülfe eines Anderen, herausbekommen, herausbekommen durch

das Studium jener Schriften und Schriftstücke, die zwar der Feder von Alchemisten entflossen, die aber, nachdem sie einmal dem Publicum geboten worden, Allgemein-Gut geworden sind. Die Alchemisten hielten das Ihrige geheim, ich veröffentliche das Meinige. Wo kann denn bei so bewandten Verhältnissen meinerseits auch nur ein Schatten von Impietät gegen die Alchemisten obwalten? Die Arcana und ihre Darstellung.

Die Arcana sind:

1. Acid. sulphuricum. 2. Ferrum.

3. Natron carbonicum. 4. Natron nitricum.

5. Liquor Ammoniaci hydrosulphurati s. hydrothionici. Wir nennen denselben kurzweg Liquor hepatis, da es sich um Ammoniak-Schwefelleber (hepar) handelt. 6. Die Verbindung von Hydrargyrum oxydatum rubrum mit Sulphur auratum. Wir nennen dies Arcanum: Pulvis solaris ruber.

7. Die Verbindung von Hydrargyrum oxydatum rubrum mit Stibium sulphuratum nigrum laevigatum. Wir nennen dies Arcanum: Pulvis solaris niger. Was die beiden letzten Arcana betrifft, so nennen wir sie Pulvis, Pulver, von der Pulverform, in welcher sie gegeben werden. Das Adjectiv solaris fügen wir dem Pulvis bei auf Grund des, an der Hand der metaphysischen Interpretation der Tabula smaragdina (s. später) als Sol gefassten Hydrargyrum oxyd. rubrum. Dem einen Pulvis solaris geben wir den Beinamen ruber, roth, auf Grund seiner rothen Farbe, Pomeranzen-Farbe überhaupt, und auf Grund der rothen Farbe, der Pomeranzenfarbe des Sulphur auratum im Besonderen. Dem andern Pulvis solaris geben wir den Beinamen niger, schwarz, auf Grund seiner schwarzen Farbe überhaupt, und auf Grund der schwarzen Farbe des Stibium sulphuratum nigrum im Besonderen.

Acidum sulphuricum.

Heut zu Tage wird das Acidum sulphuricum, die Schwefelsäure, fabrikmässig dargestellt, und kommt unter 2 Formen im Handel vor, als Nordhäuser Vitriol-Oel und als Englische Schwefelsäure.

Die Alchemisten stellten sich durchschnittlich die Schwefelsäure aus dem grünen Vitriol, Eisenvitriol, dar. Dieser kommt natürlich vor, indem er sich durch Verwittern des Schwefelkieses bildet. Um Schwefelsäure aus dem grünen Vitriol zu gewinnen, erhitzt man denselben an der Luft. Dadurch wird er, der gleich schwefelsaurem Eisen-Oxydul, theilweis in schwefelsaures Eisenoxyd verwandelt und verliert einen Theil seines Krystallwassers. Dieser also umgewandelte Vitriol wird alsdann destillirt. Auf Grund der Destillation geht die Schwefelsäure über; Eisenoxyd bleibt in der Retorte zurück.

Die auf diese Weise gewonnene Schwefelsäure ist braun und raucht an der Luft. Sie stellt das Acidum sulphuricum fumans dar. Um aus ihr das, zum medicinischen Gebrauche zu verwendende Präparat zu gewinnen, wird sie abermals destillirt, rectificirt, und ergiebt dann das Acid. sulphuricum depuratum, s, rectificatum, s. medicinale.

Das Acidum sulphur. fumans der Alten läuft dem heutigen Nordhäuser Vitriol-Oel parallel.

Eine ganz besondere Weise, die Schwefelsäure zu be. reiten, kommt erst bei den abendländischen Alchemisten vor. Ihr zufolge schmilzt man Schwefelblumen, zündet sie an, und setzt eine gläserne Glocke darüber. Dann sammelt sich ein Dunst an den Wänden der Glocke, derselbe wird flüssig, und die so erzielte Flüssigkeit ist eben Schwefelsäure. Beguin in seinem Tyrocinium chymicum schildert die Sache mit folgenden Worten: Ponatur sub campana vitrea vas terreum cum sulphure, quod accendatur. Ita vero vas subjectum ad campanam adaptetur, ne fumi egredientes flammam suffocent, sed libere in illam subvecti in liquorem densentur, qui in scutellam

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appositam destillet. „Man setze unter eine Glasglocke ein irdenes Gefäss mit Schwefel, und zündet diesen an. Man muss indess dem untergesetzten Gefäss der Glocke gegenüber eine solche Stellung geben, dass der sich entwickelnde Dampf die Flamme nicht erstickt, sondern frei in die Glocke aufsteigen kann, wo er sich dann zu einer Flüssigkeit condensirt, die in eine herangesetzte Schale herabtröpfelt." Der Process beruht darauf, dass beim Verbrennen des Schwefels in der Luft sich schwefelige Säure bildet. Diese geht bei Luftzutritt, durch den Sauerstoff der Luft, in Schwefelsäure über. Es geht nur langsam vor sich, dass sich auf Grund des Luftzutrittes die schwefelige Säure höher oxydirt, das ist, aus schwefeliger Säure Schwefelsäure wird. Daher wird im Grossen die Sache so angegriffen, dass man mit der, beim Verbrennen des Schwefels sich bildenden schwefeligen Säure salpetrige Säure in Berührung bringt. Hier giebt dann die salpetrige Säure einen Theil ihres Sauerstoffes der schwefeligen Säure. Auf die Weise stellt man heute die Englische Schwefelsäure dar, welche dem zuletzt aufgeführten alchemistischen Präparate (Spiritus Sulphuris Beguini, Spiritus Sulphuris per campanam etc.) zur Seite steht, wie das zuerst aufgeführte Präparat dem Nordhäuser Vitriol - Oel zur Seite steht. Zum medicinischen Gebrauche ist auch das durch Verbrennen des Schwefels gewonnene Präparat zu rectificiren.

Ferrum.

Vom Ferrum, Eisen, gebrauchten die Alchemisten verschiedene Präparate, Man mag das Eisen pharmakologisch zubereiten, wie man will, seine Heilkratt behält es immer, das ist eben ein Grundcharakter des Eisens. Man gebe es dem Patienten da, wo es passt, dann wird die Natur sich schon fügen, in Bezug auf das Präparat ist sie nicht weiter sehr wählerisch. Alchemistisch, das ist weniger therapeutischalchemistisch als chemisch-alchemistisch, speculativ-alchemistisch drängt sich unter den Eisenpräparaten das Ferrum sulphuricum in den Vordergrund, und zwar deshalb, weil wir in ihm den Vitriol haben, und an diesen sich, auf Grund der Bereitung, die Schwefelsäure knüpft.

Natron carbonicum.

Das Natron carbonicum, das kohlensaure Natron, wittert an Felsen und aus der Erde aus.

Auch kann das kohlensaure Natron durch Verbrennen verschiedener Pflanzen, welche am Meeresstrande wachsen, gewonnen werden.

Dann kommt es in natronhaltigen Quellen und Seen vor (Natronseen Aegyptens, Columbiens).

Endlich gewinnt man das Natron carbonicum aus dem Kochsalz. Dieses wird mittelst Schwefelsäure in schwefelsaures Natron verwandelt. Das schwefelsaure Natron wird mit kohlensaurem Kalk und Kohlenpulver gemengt und geglüht und so in kohlensaures Natron übergeführt, welches aus der Masse durch Auslaugen und Krystallisiren erhalten wird.

Die Alchemisten bedienten sich hauptsächlich des zuerst erwähnten, natürlich vorkommenden kohlensauren Natrons, welches sie dann zum medicinischen Gebrauche zu reinigen hatten, und des, aus dem Kochsalz gewonnenen kohlensauren Natrons.

Natron nitricum.

Schwerlich fällt es Jemandem heut zu Tage ein, sich das Natron nitricum, das salpetersaure Natron, den kubischen Salpeter, künstlich darzustellen, wird es doch in grosser Menge aus Südamerica eingeführt. Dieser aus Südamerica eingeführte sogenannte Chili-Salpeter braucht, um medicinisch gebraucht zu werden, blos gereinigt zu werden.

Die Alchemisten stellten sich das salpetersaure Natron künstlich dar, und zwar entweder aus dem Kochsalz oder aus dem Natron carbonicum.

Um es aus dem Kochsalz darzustellen, wird Kochsalz mit Salpetersäure übergossen, und die Salzsäure abdestillirt. Das in der Retorte zurückbleibende unreine salpetersaure Natron laugt man aus, und lässt es krystallisiren.

Um das salpetersaure Natron aus dem kohlensauren Natron zu erhalten, bringt man direct kohlensaures Natron mit Salpetersäure zusammen. Dann entsteht unter Entweichen von Kohlensäure salpetersaures Natron.

Als in der späteren Zeit der abendländischen Alchemie die Chemikalien unter den Schulärzten eine weitere Verbreitung erhielten, warfen sich die Alchemisten dem Ma noeuvre in die Arme, dass sie den Schulärzten statt der Arcana solche Chemicalia boten, welche eine nähere oder fernere Aehnlichkeit mit den Arcanis, eine nähere oder fernere, directe oder indirecte Relation zu den Arcanis hatten. Derartigen Chemikalien suchten sie die Aufmerksamkeit der Schulärzte zuzuwenden, um sie von den Arcanis abzuwenden. So geschah es denn nicht selten, dass ein Schularzt meinte, er habe ein Arcanum in Händen, wo er nichts anderes hatte, als ein mystificirtes Arcanum.

Auf die Weise nun wurden den Schulärzten statt des Natron carbonicum und Natron nitricum eine Reihe von Mittel- und Neutralsalzen an die Hand gegeben und anempfohlen.

Liquor hepatis.

Das einfachste, um sich dies Arcanum darzustellen, ist, dass man Schwefelwasserstoff in Spiritus salis Ammoniaci leitet. Diese Methode der Darstellung ist den späteren Abendländern bekannt. Die älteren Alchemisten dagegen schlugen einen viel complicirteren Weg ein; sie gewannen den Liquor hepatis durch Destillation von Schwefel, Salmiak und Kalk,

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Die abendländischen Alchemisten nannten den Liquor hepatis, nicht sowohl per euphemismum, als vielmehr scherzweis: Balsamum; statt des „Uebelriechenden" nannten sie ihn den Wohlriechenden." Balsamum ist nämlich, wie das Griechische ẞálocμov, ein wohlriechender Stoff. Dieser Name gab die Basis ab, den Schulärzten statt des Liquor hepatis mystificationsweis andere Mittel zu präsentiren. Auch ist er die Basis für die pharmakologische Bezeichnung Balsam.“

Der pharmakologische Begriff Balsamum wird in den neueren pharmakologischen Handbüchern nicht genau be stimmt. Ein Balsam in pharmakologischer Beziehung enthält ein ätherisches Oel. Das ätherische Oel für sich macht noch nicht den Balsam aus, es muss vielmehr Loch etwas hinzukommen, und das ist das Corpus pro balsamo. Also: ätherisches Oel+Corpus pro balsamo = Balsamum, Corpora pro balsamo sind: Fett, fette Oele, Harze, Wachs und derartige Stoffe, wie selbst Honig u. s. w.; nicht aber, wie das einige Pharmakologen wollen, Spiritus vini. Es ist also beispielsweis das Balsamum vitae Hoffmanni kein Balsam, es ist vielmehr eine einfache Lösung ätherischer Oele, zu denen Balsamum Peruvianum hinzukommt, in Weingeist. Ist die Verbindung des ätherischen Oeles mit dem Corpore pro balsamo eine natürliche, so ist der Balsam ein natürlicher, ist sie eine künstliche, so ist der Balsam ein künstlicher. So ist Balsamum Peruvianum ein natürlicher Balsam, weil die Verbindung des ätherischen, Oeles mit dem Harze hier eine natürliche ist. Die Verbindung von Oleum Bergamottae mit Oleum Amygdalarum dulcium ist dagegen ein künstlicher Balsam, weil hier Oleum Bergamottae mit dem Corpore pro balsamo: Ol. Amygdal. künstlich zusammengebracht ist. Das 17. und 18. Jahrhundert hatte eine Menge künstlicher Balsame zum inneren Gebrauch, und die damaligen Schulärzte hat ten eine besondere Vorliebe für derartige Compositionen. Das hängt damit zusammen, dass sie meinten, indem sie in derartigen Mitteln Balsam" hätten, hätten sie nun den Balsam der Alchemisten, den Liquor hepatis. Schwerlich gebraucht heute noch ein Arzt derartige künstliche Balsame pro usu interno. Pro usu externo dagegen sind die künst lichen Balsame noch heut zu Tage in Gebrauch, z. B. das Unguentum Rosmarini compositum, die Lösung verschiedener ätherischer Oele in Ol. Amygdalarum dulcium, Oleum provinciale (namentlich als Haaröl) u. s. w.

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Zu diesem Begriffe eines pharmakologischen Balsams gaben nun die Alchemisten den Impuls. Die abendländische Darstellung des Liquor hepatis vor Augen habend, sagten sie nämlich, es handelt sich beim Liquor hepatis um eine Lösung von Schwefel in einem flüssigen Alkali. Nun nannten sie aber ein flüssiges Alkali: Oleum, Oel, und so kommt heraus: Liquor hepatis ist die Lösung von Schwe fel in Oel. Damit war die Sache aber nicht absolvirt. Jegliches flüssige Alcali ist ein Oel. Wenn man also sagt, Liquor hepatis ist die Lösung von Schwefel in Oel, so kann es sich auch um die Lösung von Schwefel in

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