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selben, welche die Wache hatten)*), dahin ging, den Tod der Gekreuzigten durch das Zerbrechen der Knie zu be schleunigen oder desselben gewiß zu seyn**), und das Wiederaufleben unmöglich zu machen: -so sollte der Stich, welchen, der römische Soldat Jesu mit der Lanze in die 1 Seite gab, natürlich denselben Endzweck haben; denn die #bey Kreuzigungen von den Römern commandirten Wachen hatten strengen Befehl ***), alles genau zu vollziehen. Und wenn also dieser Lanzenstich, statt des mühsameren Zerschlagens der Knochen, von dem einen Soldaten des#halb angewendet wurde, um sich sicher zu überzeugen, daß Jesus wirklich fodt war, und, wenn dieß nicht der Fall feyn sollte, ihm den Todesstreich zu versehen: so gewin nen dadurch die medicinischen Gründe ****) an Gewicht, womit man bewiesen hat, daß das aus der Seite Jefu fließende Blut und Wasser Zeichen seines wirklichen, phy#fisch erfolgten Todes gewesen sind. Denn es ist höchst unwahrscheinlich, daß der Soldat einen Körper, den man so schon für todt hielt, und sich deshalb das Zerbrechen 1 der Knie ersparen wollte, nur leicht werde gerißt oder verwundet haben†), um zu sehen, ob er noch einige Zuckungen åußern werde: bey einem Körper, den man schon für todt hålt, macht man, und gewiß am wenigsten ein Soldat, der den Auftrag hat, den Tod des Gefreu :zigten zu beschleunigen,`nicht so sanfte Versuche. Außerdem sprechen auch die Ausdrücke: *rv§ɛ nhɛvgàv ††), forbie Cap. 20, 25. 27. βαλεῖν τὴν χεῖρα εἰς τὴν πλευ

*) S. Storr Opusc. III. p. 170.
**) S. Lipsius de Cruce II. 14,

***) Lipsius de Cruce. II. 16.

****) S. Gruner's bekannte Abhandl. de morte Christi vera, non simulata.

†) Paulus 1. 1. p. 799. 800.

+ Uebersekt Paulus ganz ungrammatisch S. 803.:,,lege deine Hand an meine Seite;" was fúhlew eis nie bedeutet.

păr*), und das vom Johannes parallel gebrauchte ¿§ɛxéviŋouv**) Cap. 19, 37., mehr für eine tief eingehende, als oberflächliche Verwundung Jesu durch den Lanzenstich.

Johannes, welcher diesen Umstand erzählt, war Augenzeuge desselben gewesen, und aus dem Zusatze V. 35., womit er diese Erzählung beschließt, und worin er die Wahrheit derselben so angelegentlich verbürgt, geht hervor, daß bereits damals manche Gegner des Evange, liums, oder solche, die aus der Mitte der Christen ausgetreten waren (1 Joh. 2, 19. 22.), an der Glaubwürdigkeit der apostolischen Lehre, daß Jesus wirklich gestorben und wieder auferständen sey und dadurch seine messianische Würde bewiesen habe, gezweifelt haben mögen. Um so mehr verdient die Versicherung des Apostels, daß er Wahrheit erzähle, und daß Jesus wirklich todt gewesen sey, unsere Beachtung.

Geschichtlich folgern wir aus dem, was von den abgeschickten Soldaten uns berichtet wird, daß Jesus nach der Ueberzengung derselben wirklich todt war. Derselben Meinung waren auch die Priester und Pharisåer, wenn fie Matth. 27, 62 fg. von dem Pilatus verlangen, daß das Grab, in welches der Leichnam gebracht worden, durch eine Wache verwahrt werden möchte, damit die Schüler denselben nicht stehlen könnten***). Ihnen, denen jedes Mittel erlaubt schien, um Jesum aus dem Wege zu râumen, denen alles daran liegen mußte, daß er wirklich kodt war, kommt nicht der mindeste Verdacht bey, daß er vielleicht doch nur in eine Ohnmacht gefallen, daß er scheintodt seyn könne; und nachdem Jesus auferstanden war, nehmen sie lieber zu einer Bestechung der Soldaten, welche am Grabe gewacht hatten, und zu einer offenbaren Lüge ihre Zuflucht, als daß ihnen der Gedanke beygekom.

*) Phavorin. νύσσω· τιτρώσκω. νύττεται· ἤτοι κεντεῖται.
**) Entspricht dem hebr. 7p7 und selbst

22, 19.

.Numer הרג bem

***) S. Flatt's Magazin IX. St. S. 173 fg.

1

men wäre, zu behaupten, Jesus habe nur in einer Ohn macht gelegen, und habe ohne Gottes Hülfe wieder ins Leben zurückkehren können. Nach ihrer Meinung war alfo der wirkliche Tod Jesu außer allem Zweifels sie hielten es für unmöglich, daß er durch sich selbst habe ins Leben zurückkehren können, und sprengten daher die Lüge aus, daß ihn die Apostel, da die Wache eingeschlafen, gestohlen Håtten.

Außer diesen geschichtlichen Zeugnissen für den wirklich erfolgten Tod Jesu am Kreuze spricht noch dafür der Umstand, daß man den Leichnam einbalsamirte und begrub; daß Jesus selbst am Kreuze die Zeichen des herannahenden Todes, der Trennung des Geistes von dem Körper fühlte, als er ausrief: Es ist vollbracht (Joh. 19, 30.), und: In deine Hände übergebe ich meinen Geist (Luc. 23, 46.): Worte, die nur das Bewußtseyn des herannahenden wirklichen Todes ausdrücken; daß Pilatus, als Joseph von Arimathåa sich den Leichnam Jesu zur Beerdigung ausbittet, verwundert über deffen schnellen Tod (Marc. 15, 44 fg.), nicht eher diese Erlaubniß giebt, bis der Hauptmann ihn versichert hat, daß Jesus wirklich gestorben sey (man siehet daraus, wie genau auf den wirklichen Tod gesehen wurde); endlich daß Jesus selbst spåter, nach seiner Auferstehung, seine Rückkehr ins Leben mit dem Worte åraotyvai èx vexoăv (Luc. 24, 46.) bezeichnet, und dadurch die Ueberzeugung ausspricht, daß er wirklich todt gemefen fen: benn ber Musbruck ἐγερθῆναι, ἀναστῆναι ἐκ vexowv (Luc. 9, 7. Joh. 12, 1. 1 Cor. 15, 16.) kann in einfacher geschichtlicher Erzählung nur von einem wirklich Verstorbenen gebraucht werden.

Aus dem Angeführten gehet hervor, daß nach dem Zeugnisse der Apostel, nach dem Zeugnisse der römischen Soldaten, und des Hauptmannes, endlich selbst nach dem Zeugnisse der Feinde Jesu, sowie nach dessen eigener Ueberzeugung, Jesus am Kreuze wirklich gestorben war. Darum berufen sich die Apostel später öffentlich auf dieses Ereigniß, als auf eine Thatsache, welche allgemein be.

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kannt sey, und stellen sich als Zeugen der Wahrheit dessen dar, was sie verkünden (Act. 2. 3. 4, 10. 10 39. 40. 13, 27 fg. 26, 26.). Sie werden mehrere Male deshalb vor Gericht gezogen, und bekennen hier frey (5, 30. 31.), daß sie den Namen dessen zu predigen von Gott berufen seyen, welchen das Synedrium habe am Kreuze tödten lassen, den aber Gott wieder von den Todten erweckt, und da durch für den Messias erklärt habe. Und ihre Gegner wagen es nicht, diese Thatsachen in Zweifel zu ziehen; was sie gethan haben würden, wenn sie nur einigen Schein einer Täuschung, eines Betruges, für sich hätten auffiellen können. Konnten sie nicht eben auch auf den GedanEen kommen, daß Jesus gar nicht wirklich gestorben sey, um dadurch das Zeugniß der Apostel in den Augen der Juden verdächtig zu machen? Denn um auf diesen Gedanken zu kommen, dazu gehörte wahrlich nicht ein hoher Grad von Scharfsinn! Allein, weit entfernt, die Wahrheit dessen, was die Apostel von dem Tode und der Auferstehung ihres Herrn öffentlich lehren und bezeugen, im mindesten zu bezweifeln, die Apostel der Lüge oder der Täuschung zu beschuldigen, und dadurch ihr Vorhaben zu vereiteln, nehmen sie vielmehr zu Gewaltmitteln ihre Zu flucht, und verbieten den Aposteln im Namen Jesu zu lehren.

Ferner machen auch medicinische Gründe den wirkli chen Tod Jesu am Kreuze wahrscheinlicher, als einen Scheintod durch Ohnmacht*). Der Lanzenstich des römis schen Soldaten, da er bezweckte, den Tod Jesu zu be schleunigen, wie bey den anderen das Zerschlagen der Knie, drang gewiß in die Seite Jesu tief ein; und es spricht daher das Hervorkommen von Blut und Wasser ganz da für, daß das Pericardium getroffen worden sey; worauf der Tod unvermeidlich erfolgen mußte. Und bedenken wir, welche Leiden Jesus in den letzten Tagen feines Lebens

*) Die bekannten Abhandl. von Richter, de morte Servatoris in cruce, und Gruner's Abhandlungen.

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ausgestanden, wie er Nächte hindurch im Gebete, im innerften Seelenkampfe, mit dem Gedanken des Todes ge. rungen, wie er von seinen Feinden ergriffen. von seinen Begleitern gemißhandelt und verspottet, wie er von einem 1 Orte zum anderen geführt, und dann erst an das Kreuz geheftet, die größten Schmerzen erdulden mußte, so bleibt wohl der wirkliche Tod, nach solcher Erschöpfung aller Kräfte, wahrscheinlicher als eine Synkope, die, wenn sie wirklich eingetreten seyn sollte, durch den Lanzenstich des römischen Soldaten unterbrochen worden seyn würde: denn die Synkope seht doch voraus, daß noch einige Lebenskraft in dem Körper vorhanden ist; und ob eine sol che Verwundung, die nach der Absicht des Soldaten den Tod herbeyführen, die das Wiederaufleben unmöglich machen sollte, nicht die letzte Aeußerung dieser Lebenskraft 4 würde erregt haben, lassen wir dahin gestellt seyn.

Endlich kommt zu diesen Gründen noch der wichtige Umstand, daß Jesus schon früher seine Apostel und nåheren Freunde auf seinen Tod am Kreuze und seine nach dreyen Tagen zu erwartende Auferstehung vorbereitet hatte. 1 Die Wahrheit und Glaubwürdigkeit dieser Weissagungen Jesu ist oben gerechtfertiget worden; und unter dieser Voraussetzung gewinnen wir durch die Hypothese eines Scheintodes nicht das Mindeste, um das Wunderbare in dem Lode und der Auferstehung des Herrn zu beseitigen *). Wie könnte Jesus vorher wissen, daß der ihm bevorstehende T8b nur eine Ohnmacht seyn werde? Wie konnte ser wissen, daß nach seinem Tode am Kreuze jene zufälli gen Umstände, denen man das Wiedererwachen im Grabe beylegt, eintreten würden? Möge man hier zu Hypothe = sen feine Zuflucht nehmen, zu welchen man immer wolle: das Thatsächliche beider Erzählungen, des Vorhersagens feines Todes und des am Kreuze wirklich erfolgten Todes, läßt sich auf keine Weise beseitigen, ohne die Voraus setzung, daß entweder von Seiten Jesu selbst oder der

*) S. Süskind in Flatt's Magazin St. VII, S. 180 fg.

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