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Vorrath von Medicamenten bey sich führen müssen —); wenn endlich die Geheilten selbst untersucht werden, ohne etwas von einer Kur zu wissen; wenn diese, unbekannt mit Jefu, wie z. B. der Blindgeborene, und sogar die Feinde Jefu bekennen müssen, daß etwas Außerordentliches, nur durch Gott Mögliches geschehen sey: wie kann da von Seiten der Apostel Täuschung aus Vorurtheil möglich gewesen seyn? Und wäre, gegen alle Wahrscheinlichkeit, eine solche Täuschung vorhanden gewesen, so konnte sie ihrem Lehrer nicht entgehen, bey der großen Menschenkenntniß, bey der scharfen Beobachtungsgabe, die man ihm zugesteht, und er überall an den Tag legt (Joh. 2, 24. 25.); und es war dann feine heiligste Pflicht, dieser Täuschung durch eine genauere Belehrung über das, was ge-: schehen war, zuvorzukommen. Außerdem zeigen aber auch mehrere Beyspiele, daß die Apostel nicht so abergläubig und leichtgläubig waren, um jeder Täuschung Raum ju geben, wie das Beyspiel des Thomas (Joh. 20, 25.) beweist, der sich nur durch genaue Betrachtung und Berührung der Wunden Jesu von seinem Wiederaufleben überzeugen lassen will. Und wenn wirklich eine Täuschung der Apostel Ereignisse zu Wundern machte, die ganz natürliche Ereignisse waren, so würde doch, bey ihrem ungünstigenVerhältnisse zu den Pharifåern, zu dem Synedrium u. f. w. in der ersten Zeit der Ausbreitung ihrer Gemeinde, diese Täuschung aufgedeckt worden seyn; sie würden nicht öffentlich die Juden, als Augenzeugen der Wunder, welche Jesus in ihrer Mitte gethan hatte, haben aufrufen können (Act. 2, 22. 26, 26.), wenn sie nicht von der Wahrheit und Gewißheit dessen, was sie gesehen hatten, ganz fest überzeugt waren, und von Seiten dieser, zumal der gegen den Christennamen im höchsten Grade erbitterten Feinde, würde ohne Zweifel Widerspruch erfolgt seyn. Oder findet man es wahrscheinlich, daß selbst die Feinde Jesu und der Apostel sich zu Gunsten dieser håtten täuschen lassen? Ist es möglich, daß eine solche Täuschung so allgemein werden kann? Oder sollte man glauben, daß die damali.

gen Menschen, vor lauter Wundersucht, ihrer Sinne und ihres gefunden Menschenverstandes insgesammt nicht mehr mächtig, nur Wunder sahen, wo alles natürlich zuging, und gar nicht mehr einen Unterschied zu machen wußten zwischen natürlichen und wunderbaren Ereignissen ?

Noch bleibt die Vermuthung derer zu beleuchten übrig, welche behaupten, daß die Wundererzählungen nicht sofort nach geschehener That von den Aposteln aufgezeichnet, und durch mündliche Erzählung nach und nach in ein wunderbares, mythisches Gewand eingekleidet worden wären, und daß daher das anscheinend Wunderbare in denselben rühre. Diese Vermuthung, die man durch ähnliche Er scheinungen ålterer, auch neuerer Geschichte zu bestätigen sucht, scheint an die Stelle der sogenannten natürlichen Wundererklärungen, deren Unstatthaftigkeit man aus histo. rischen und grammatischen Gründen einzusehen begonnen hat, treten zu wollen; sie hat aber, eben so wie die na türliche Wundererklärung, mit welcher sie gleichen Zweck gemein hat, auch gleiche Schwierigkeiten, besonders in historischer Hinsicht, gegen sich. Für's erste, um nicht eine petitio principii zu begehen, würde zu beweisen seyn, daß jene Wundererzählungen wirklich und durchgängig ein my thisches Gewand an sich trügen; es würde also nachzuweisen seyn, daß und worin im Allgemeinen sowohl, als bey den einzelnen Erzählungen insbesondere, jene mythische Auffassung und Einkleidung zu finden sey. Es kann aber in dieser Nachweisung keine Ausnahme gestattet werden: denn, wenn auch nur bey einigen es sich darthun ließe, daß auch nicht die geringste Spur einer mythischen Einkleidung vorhanden, daß die einfache, in allen Theilen zusammenhängende, nur Thatsächliches darstellende Schilderung entweder in der Art, wie sie ist, für wahr gehalten, oder durchgängig als erlogen und erdichtet verworfen wer den müsse; so ist durch diese Voraussetzung hinsichtlich des Wunderbeweises nichts gewonnen, und es spricht dieser Gegenbeweis auch für die historische Treue derjenigen Er. zählungen (z. B. die Himmelfahrt Jesu, Engelerscheinun

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gen u. f. w.), in denen man eine solche 'mythische Ausschmückung wahrscheinlicher finden könnte. Betrachten wir abermals die in dem Evangelium des Johannes enthaltenen Wundererzählungen, um von ihnen aus den Schluß auf die übrigen zu machen. Johannes bezweckte durch seine Schrift, beweisende Thatsachen (onuɛia) zusammenzustellen, von denen er selbst Augenzeuge gewesen war, um die Gewißheit des Glaubens gegen aufgeworfene Zweifel und Bedenklichkeiten darzuthun, daß Jesus der Christus- gewesen sey, und diese Thatsachen durch seine Redlichkeit zu verbürgen. Es läßt sich in einer unter den Verhältnissen, in welchen er schrieb, so wichtigen Angelegenheit für die Erhaltung des Evangeliums schon von selbst erwarten, daß er nicht Hochzeitspåßchen, gleichgültige Dinge u. f. w. werde erzählt haben: denn wegen dergleichen Ereignisse dürfte wohl kein Apostel eine höhere, göttliche Sendung Jesu anerkannt haben. Und bey diesem Endzwecke des Johannes war es auch seine heilige Pflicht, alles so zu erzählen, wie er es (was er selbst im 1sten Briefe 1, 1 fg. versichert) mit eigenen Augen gesehen, mit seinen Ohren gehört, mit seinen Hånden berührt hatte. Dazu gehörte nur, da er Augenzeuge des Vorgefallenen gewesen war, ein treues Gedächtniß; und dieß läßt sich hier nicht be. zweifeln, wenn wir bedenken, daß die Apostel von ihrem Herrn verpflichtet waren, Zeugen dessen für und unter allen Menschen zu seyn, was sie im Umgange mit ihm seit der Taufe im Jordan gehört und gesehen hatten (Act. 2, 8. 2, 32. Joh. 15, 27.); daß ihnen ferner Jesus höhe, ren Beystand versprochen (und dieß Versprechen sollte und konnte doch wahrlich! keine leere Hoffnung, keine bloße Redensart im Munde des Herrn seyn), wodurch sie zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen, wodurch sie sich erin. nern würden an alles, was ihnen Jesus gesagt (Joh. 14, 26. 16, 3.); daß endlich ihr Glaube an Jesus als den Christus, für den sie Leib und Leben opferten, dessen Verkündigung sie kurze Zeit darauf, nachdem sie der Herr ver lassen, begonnen hatten und mit unermüdetem Eifer fort

feßten, sich auf jene Wunder gründete, und daher ihnen immer, unter ihrem apostolischen Berufe, im frischen Gedächtnisse bleiben mußte. Was einen solchen Eindruck auf die Gemüther gemacht hatte, was sie täglich bey ihrem Berufe zu lehren hatten, worauf sich ihr ganzes Seyn und Wirken gründeté das blieb, in seinen wesentlichen Thatsachen (Einzelnes war ihnen früher, unter der großen Menge des Geschehenen, wie sie selbst gestehen, zum Theil -entfallen), gewiß lebendig vor der Seele stehen, und bey keinem ist dieß zuverlässiger schon an sich als bey dem Johannes, der der Lieblingsjünger des Herrn gewesen, der an seinem Bufen gelegen hatte, wenn er auch nicht selbst ausdrücklich diese Versicherung ertheilt hätte, rücksichtlich feiner Treue und Redlichkeit in der Wiedererzählung dessen, was er im Umgange mit dem Herrn seit der Johannis, taufe gehört und gesehen hatte. Wie konnte unter diefen Umständen ein Apostel, wie zumal ein Johannes, an eine mythische Ausschmückung und Einkleidung dessen, was er erlebt hatte, denken? Was konnte sie veranlassen, entwe der absichtlich zu diesem Kunstgriffe, zu dieser Täuschung ihre Zuflucht zu nehmen, oder dem Geiste der Zeit zu folgen, der aber doch wahrlich, wie wir aus anderen geschichtlichen Thatsachen wissen, nicht mehr der des grauen Alterthums war? Wåren die Apostel phantasiereiche, poetische Köpfe gewesen, håtten sie Thatsachen des grauen Alterthums, überliefert von Munde zu Munde, im Geiste der Vorzeit aufgefaßt, schildern wollen, so würde der Endzweck ihrer Schriften eine solche Vermuthung wahrschein lich machen; allein so waren sie schlichte, ungebildete Månner (idioraι Act. 4, 13.), ohne ein weiteres Intereffè als das der Wahrheit und der Sache Gottes; sie waren Aus genzeugen dessen, was Jesus öffentlich, vor großer Volks, menge gethan hatte, gewesen; sie konnten sich auf das Zeugniß selbst ihrer Gegner, welche dasselbe gesehen, bes rufen; das, was sie berichten, war Sache ihres Lehram tes und zum Unterrichte ihrer Schüler geschrieben. Woher hier eine phantastische, mythische, alterthümliche Darstels

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lung? Und kehren wir nun zu dem Johannes zurück, und lesen die von ihm geschilderten Wunderbegebenheiten, wo ist nur einige Spur einer alterthümlichen mythischen Auffassung und Darstellung? Einfach und schlicht ist die Erzählung; die Umstånde, unter denen etwas geschehen, werden nach Zeit und Ort angegeben; die betheiligten Personen zum Theil mit Namen genannt; ihre Reden im Wefentlichen wiedergegeben und ganz so, daß ihr Charakter in ihnen der Wahrheit gemäß sich abspiegelt; ihre Zweifel und Bedenklichkeiten an der Möglichkeit dessen, was geschehen sollte, eben so offen, als nachher der Eindruck des Geschehenen auf ihre Ueberzeugung geschildert. Das That, fächliche in dem Wunder wird selbst von den Gegnern Jesu anerkannt, wie wir bey den beiden ausgehobenen Ers zählungen von dem Blindgeborenen und dem Lazarus ge sehen haben, und steht in Verbindung mit mehreren nachfolgenden Ereignissen, z. B. mit der Verfolgung Jesu von Seiten seiner Feinde, die kein anderes Mittel wußten, um ihr Interesse zu sichern, mit der Anerkennung desselben, als des Messias von Seiten der Apostel und des Volkes, welches sogar in Jerusalem ihn feierlich als solchen begrüßt. Haben die Apostel diese Erfolge nicht erlogen, wie konnten allgewöhnliche Ereignisse, die sie aber mythisch ausschmückten, z. B. ein Hochzeitspäßchen, die Wieders belebung eines Scheintodten, die Heilung eines Blinden durch Arzneymittel, einen solchen Eindruck auf das Volk machen? Müßten wir nicht annehmen, daß alle damaligen Menschen ihres gesunden Menschenverstandes beraubt, ja überspannt und halb verrückt gewesen wären? Denn hắt. ten sie wegen eines Hochzeitspäßchens Jemanden für den Messias halten wollen, so müßten wir uns doch wahrlich wundern, wie die göttliche Vorsehung solche Narren für geschickte Werkzeuge ihres Planes halten, und ihnen die Verkündigung des Evangeliums anvertrauen konnte. Ver gleicht man ferner mit den Wundererzählungen des N. T. die wirklich in Mythen übergegangenen Ueberlieferungen des Alterthums aus der Geschichte der Vorzeit in politis

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